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Das Kosmodrom Baikonur russisch Kosmodro m Bajkonu r Kosmodrom Baykonur kasachisch Bajkonyr garysh ajlagy Baiqoŋyr garys ailagy ist ein Raketenstartplatz im Suden Kasachstans nordlich der Stadt Baikonur Es ist der weltweit erste und derzeit grosste Weltraumbahnhof Das Kosmodrom Baikonur war sowohl Startplatz fur den ersten kunstlichen Satelliten Sputnik 1 als auch fur den ersten bemannten Raumflug Wostok 1 1 Die Startrampe der beiden Missionen wurde zu Ehren von Juri Gagarin dem ersten Menschen im All in Gagarins Start umbenannt Logo der Stadt Baikonur mit startender RaketeDer Weltraumbahnhof Baikonur wurde von der Sowjetunion ursprunglich als Testgebiet fur militarische Entwicklungen errichtet fand aber seit 1957 immer mehr Verwendung innerhalb des sowjetischen Raumfahrtprogramms und wurde in dieser Rolle weltweit bekannt Er ist von der kasachischen Regierung bis zum Jahr 2050 an Russland vermietet und steht unter der Verwaltung der russischen Raumfahrtbehorde Roskosmos und der russischen Luftwaffe Zwischen dem Ende des Space Shuttle Programmes im Juli 2011 und dem Start von SpaceX Demo 2 im Mai 2020 starteten alle nichtchinesischen bemannten Raumfluge vom Kosmodrom Baikonur 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Sowjetunion 1 2 Russland 2 Gebiet 2 1 Zentrale Region Koroljow Areal und Startrampe 1 Gagarins Start 2 2 Bereich 2 2 3 Startrampe 31 2 4 Startplatzubersicht 3 Transport 3 1 Eisenbahn 3 2 Flughafen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSowjetunion Bearbeiten Der Weltraumbahnhof Baikonur wurde ursprunglich als Testgebiet fur militarische Entwicklungen gebaut 1955 unterzeichnete die sowjetische Regierung das Dekret zur Errichtung des Wissenschaftlichen Forschungs und Testschiessplatzes Nummer 5 NIIP 5 russisch Nauchno issledovatelskij ispytatelnyj poligon 5 Nautschno issledowatelski ispytatelny poligon Nr 5 Am 2 Juni 1955 wurden die ersten Einrichtungen in Betrieb genommen Ursprunglich war das Gebiet von Sergei Koroljow der spater auch fur das bemannte Sojus Raumfahrtprogramm zustandig war als Testareal fur die weltweit erste Interkontinentalrakete R 7 vorgesehen 3 Nach wenigen Monaten wurde das Gebiet bereits mit weiteren Einrichtungen fur die zukunftige bemannte Raumfahrt ausgebaut nbsp U 2 Luftaufnahme der R 7 Startrampe am 5 August 1957 nbsp Startposition 11A52 N 1 mit einer N1 Rakete aufgenommen am 19 September 1968 von einem amerikanischen Keyhole AufklarungssatellitenBei der Wahl des Gelandes mussten mehrere Punkte beachtet werden die fur die damalige Raumfahrt von grosser Wichtigkeit waren So mussten die damals noch vom Boden aus gesteuerten Raketen ungestort Signale vom mehrere hundert Kilometer entfernten Kontrollzentrum empfangen konnen was eine grosse Flache voraussetzte 4 Ausserdem musste das militarische Sperrgebiet einige Distanz zum besiedelten Gebiet aufweisen Zusatzlich sollte die Startanlage moglichst weit sudlich errichtet werden da die Erde am Aquator die hochste Rotationsgeschwindigkeit aufweist Unter Berucksichtigung all dieser Punkte entschied sich die zustandige Kommission zum Bau in der kasachischen Steppe Der Bau gestaltete sich spater als eines der teuersten Projekte in der sowjetischen Zeit Grund dafur waren beispielsweise die von Beginn an hohen Transportkosten fur Guter und Material So mussten extra fur das Kosmodrom neue Strassen und Gleise uber mehrere hundert Kilometer gebaut werden Nahe dem Sperrgebiet wurde fur die Familien der Beschaftigten und Militarangehorigen eine Ortschaft errichtet diese wurde 1966 zur Stadt erklart und erhielt den Namen Leninsk Am 5 August 1957 wurde das Sperrgebiet von einem US amerikanischen U 2 Aufklarungsflugzeug entdeckt und fotografiert Der Asteroid des ausseren Hauptgurtels 2700 Baikonur wurde nach dem Weltraumbahnhof benannt 5 Russland Bearbeiten Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahre 1991 fuhrte die russische Raumfahrtagentur die Arbeit in Baikonur fort Die dafur benotigten Vertrage wurden im Gesprach mit der kasachischen Regierung ausgehandelt So wollte sich Russland das Gebiet fur 99 Jahre sichern willigte jedoch schliesslich auf eine Pachtzeit von 20 Jahren mit der Option fur zehn weitere Jahre ein Russland bezahlt Kasachstan dafur 115 Millionen Dollar jahrlich 6 Am 8 Juni 2005 verlangerte Russland nach Gesprachen mit Kasachstan die Laufzeit des Vertrages bis 2050 Die Gebuhr von 115 Millionen Dollar blieb dabei gleich was fur anhaltenden Streit zwischen den Landern sorgte 7 Russland versucht mittlerweile mit dem Bau des Wostotschny Weltraumbahnhofs im eigenen Land die Abhangigkeit von Baikonur zu verringern Aus Sicherheitsgrunden sind derzeit aber keine bemannten Raumfluge vom neuen Weltraumbahnhof zugelassen weswegen Russland noch immer auf Baikonur angewiesen ist 8 Mit der Einstellung des amerikanischen Space Shuttle Programms wurde Baikonur zum einzigen Startplatz fur bemannte Raumfluge zur internationalen Raumstation ISS 2 2012 2019 waren die russischen Raketen die einzige Moglichkeit fur Menschen zur ISS zu gelangen Seit 2020 wird auch das Kennedy Space Center wieder fur bemannte Fluge zur ISS verwendet Baikonur war solange der einzige nichtchinesische Startplatz fur bemannte Raumfluge 9 Gebiet BearbeitenDer Weltraumbahnhof befindet sich im Suden Kasachstans mitten in der Steppe nahe der Stadt Baikonur rund 200 Kilometer ostlich des Aralsees und nordlich des Flusses Syr Darya Er befindet sich rund 90 Meter uber Meer Die Flache des Weltraumbahnhofs betragt rund 7700 Quadratkilometer Das Gebiet erstreckt sich in der Breite uber 90 Kilometer die Nord Sud Ausdehnung betragt rund 85 Kilometer Der ursprungliche Bahnhof mit der Gagarin Rampe befindet sich dabei in der Mitte Ostlich davon wurde der Startkomplex 6 mit der ebenfalls genutzten Rampe 31 errichtet Das Gebiet umfasst ausserdem Einrichtungen zum Bau der Raketen sowie ein eigenes Transportsystem Ausserdem hat Baikonur zwei Flughafen von denen einer nicht fur die Offentlichkeit zuganglich ist 10 Zentrale Region Koroljow Areal und Startrampe 1 Gagarins Start Bearbeiten nbsp Startrampe 1 des Kosmodroms Baikonur vor dem Rollout der Sojus TMA 13In der Mitte des Gebietes befindet sich der ursprungliche Weltraumbahnhof Die fur die bemannte Raumfahrt genutzte Startrampe 1 ist dabei zentral angeordnet Fur die Besucher und die Presse wurde ein Gebaude zur Verfolgung des Raketenstarts sowie eine Souvenirverkaufsstelle eingerichtet Ausserdem befindet sich dort das Kosmodrom Museum uber die Geschichte des Weltraumbahnhofs 11 Der zentrale Teil ist der alteste Teil des Bahnhofes Der ursprunglich als R 7 bezeichnete Teil wurde nach der Vergrosserung des Bahnhofs in Koroljow Areal umbenannt Der Bereich wurde zuerst als Testareal genutzt nach kurzer Zeit baute man die entsprechenden Einrichtungen jedoch zu Startrampen um Ausserdem wurden Gebaude zur Fertigung der Raketen ein Bunker fur die Flugkontrolle sowie ein System zum Transport der Raketen entwickelt Von der Rampe 1 startete am 15 Mai 1957 die erste Rakete des Typs R 7 in den Weltraum Am 4 Oktober 1957 erfolgte von derselben Rampe der Start des ersten kunstlich hergestellten Satelliten weltweit 12 Nachdem Juri Gagarin im April 1961 als erster Mensch uberhaupt erfolgreich in den Weltraum gestartet war benannte man die Rampe 1 zu seinen Ehren in Gagarins Start um 12 Im September 2019 startete von hier mit der Mission Sojus MS 15 die vorerst letzte Rakete Bereich 2 Bearbeiten Ende 1955 begannen nach einer mehrmonatigen Verzogerung die geplanten Arbeiten zum zweiten Bereich des Weltraumbahnhofes Grund fur die Verzogerung waren mehrere technische Probleme die bei der Errichtung des Koroljow Areals auftraten Zwei Jahre spater wurden die ersten Gebaude des zweiten Bereiches fertiggestellt Eine Startrampe war fur diesen Bereich nicht vorgesehen stattdessen wurden bis zur Inbetriebnahme 1957 unter anderem Baracken fur das Personal erbaut Auch ein Hotel fur zivile Wissenschaftler und Techniker wurde im Bereich 2 errichtet Ende 1957 wurden fur die ranghochsten Offiziere und Verantwortlichen drei kleine Hauser erbaut In einem der Hauser verbrachte auch Juri Gagarin die Nacht vor dem ersten Raumflug 13 Die verschiedenen Aktivitaten im Bereich 2 wurden nach und nach ausgelagert So wird etwa der Prozess der Betankung nicht mehr wie fruher zentralisiert durchgefuhrt sondern erfolgt direkt an der Startrampe Unter anderem aus diesem Grund wird der Bereich 2 heute nicht mehr benotigt nbsp Panoramablick uber die Startrampe 31Startrampe 31 Bearbeiten Nach den ersten erfolgreichen Starts auf der Rampe 1 entschied man sich im Osten des Gebietes eine zweite Plattform zu errichten Aufgrund der zuvor gemachten Erfahrungen wurden diverse Anderungen im Vergleich zur ersten Rampe vorgenommen so wurden beispielsweise die Gebaude fur die Fertigstellung der Raketen sowie die Serviceeinrichtungen naher an die Rampe geruckt Die Startrampe 31 wurde 1960 fertiggestellt am 27 Februar 1961 erfolgte der erste Start 14 Ab 1985 wurde die Rampe 31 nur fur bemannte Fluge genutzt Zwischen 2005 und 2009 wurde die Rampe einer Generaluberholung unterzogen Grund dafur war die Einfuhrung der neuen Sojus 2 Rakete Nach der Entscheidung im Jahr 2009 die Zahl der Bordmitglieder der Internationalen Raumstation von drei auf sechs zu erhohen musste in Baikonur neu geplant werden Nicht mehr nur wie bis dahin zwei sondern vier bemannte Raketen sollten pro Jahr starten Als Resultat wurde sowohl die Rampe 1 als auch die Rampe 31 uberarbeitet So wurde unter anderem ein neues System fur die Betankung ein neuer Bunker fur die Flugkontrolle und neue Kabel zur Kommunikation eingerichtet und verlegt 14 Tatsachlich starten dann von 2012 bis 2018 nur drei bemannte Missionen von Startplatz 31 Erst seit 2020 wird er regelmassig genutzt nachdem Rampe 1 ausser Betrieb genommen wurde Startplatzubersicht Bearbeiten In den 1960er bis 1980er Jahren entstanden am Kosmodrom Baikonur zahlreiche neue Startrampen die meisten davon nur fur militarische Nutzung Folgende Platze dienten bislang fur den Start von orbitalen Tragerraketen 15 die erste Zahl bezeichnet dabei jeweils einen Startkomplex und die zweite eine dort befindliche Startrampe Rampe Rakete Nutzungszeitraum Anmerkungen1 5 R 7 Sojus 1957 2019 auch bemannte Starts31 6 R 7 Sojus seit 1961 aktiv auch bemannte Starts45 1 Zenit 1985 201745 2 Zenit 199081 23 Proton 1965 200481 24 Proton seit 1967 aktiv90 19 Zyklon 2A 2 1967 199790 20 Zyklon 2A 2 1968 2006109 95 Dnepr 1998 2015110L N1Energija 1971 19721988110R N1 1969161 35 Zyklon 1 1967 1968162 36 Zyklon 1 1966 1968175 59 RockotStrela 19942003 2014200 39 Proton seit 1980 aktiv200 40 Proton 1977 1991250 Energija 1987In Zukunft sollen von Baikonur auch die neuen Raketen Sojus 5 und Sojus 6 starten 16 Hierfur wird ein eigener Startplatz hergerichtet der den Namen Nasarbajew Startplatz erhalt nach dem ehemaligen Prasident Kasachstans Nursultan Nasarbajew 17 Transport Bearbeiten nbsp Sojus TMA 03M Rollout in BaikonurEisenbahn Bearbeiten Alle logistischen Transporte innerhalb des Kosmodroms werden mit der Eisenbahn abgewickelt Das eigens dafur entwickelte Schienennetz ist der grosste industrielle Bahnbetrieb der Welt Die Eisenbahn wird fur samtliche Bereiche der Startvorbereitungen genutzt so werden unter anderem die Raketen mit speziell entwickelten Tragschnabelwagen zu den Startrampen gefahren Wahrend die Eisenbahn fruher der Sowjetunion unterstand ist sie heute ein eigenstandiger Betrieb Das Schienennetz des Kosmodroms ist mit dem offentlichen kasachischen Schienennetz verbunden 18 Flughafen Bearbeiten Im Kosmodrom Baikonur gibt es zwei Flughafen die den Weltraumbahnhof mit der Aussenwelt verbinden Dabei werden sowohl Ziviltransporte als auch Fluge fur die Raumfahrt durchgefuhrt so werden beispielsweise die einzelnen Bauteile der Raketen per Flugzeug angeliefert Der grossere Jubileiny Flughafen Yubilejnyj aeroport ICAO UAON ist dabei fur die Offentlichkeit zuganglich Zwar werden von Moskau aus auch Linienfluge zum kleineren Kraini Flughafen Krajnij IATA BXY ICAO UAOL durchgefuhrt die jedoch nicht fur die Offentlichkeit bestimmt sind Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kosmodrom Baikonur Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Kosmodrom Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Website des Kosmodrom Baikonur russisch Einzelnachweise Bearbeiten Baikonur Cosmodrome Russian Launch Complex auf space com abgerufen am 22 Juni 2017 a b Tuong Tran Baikonur Cosmodrome NASA abgerufen am 2 Juni 2017 englisch R 7 in der Encyclopedia Astronautica englisch abgerufen am 22 Juni 2017 Vladimir Suvorov Alexander Sabelnikov The First Manned Spaceflight Russia s Quest for Space Nova Publishers 1997 ISBN 1 56072 402 1 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Lutz D Schmadel Dictionary of Minor Planet Names Fifth Revised and Enlarged Edition Hrsg Lutz D Schmadel 5 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2003 ISBN 3 540 29925 4 S 186 doi 10 1007 978 3 540 29925 7 2701 englisch 992 S Originaltitel Dictionary of Minor Planet Names Erstausgabe Springer Verlag Berlin Heidelberg 1992 1976 YP7 Discovered 1976 Dec 20 by N S Chernykh at Nauchnyj Russia Kazakhs reach Baikonur lease deal Baikonur Cosmodrome launch complex Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive auf highbeam com 30 Marz 1994 abgerufen am 22 Juni 2017 Baikonur als Zankapfel Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 3 September 2017 abgerufen am 2 Juni 2017 Gerhard Kowalski Putins Weltraumbahnhof hat ein Problem Abgerufen am 22 Juni 2017 Nachschub fur die ISS auf mdr de abgerufen am 22 Juni 2017 Travels In Orbit Karte des Kosmodroms Baikonur 19 Dezember 2015 abgerufen am 2 Juni 2017 englisch Baikonur Cosmodrome Gateway to Space auf travelsinorbit com 19 Dezember 2015 abgerufen am 22 Juni 2017 a b Anatoly Zak Gagarin s pad Abgerufen am 2 Juni 2017 Anatoly Zak Site 2 in Baikonur Cosmodrome Abgerufen am 2 Juni 2017 a b Anatoly Zak R 7 ICBM Soyuz rocket launch facilities in Baikonur Abgerufen am 2 Juni 2017 Kosmodrom Baikonur in der Encyclopedia Astronautica englisch Gunter Krebs Soyuz 5 Irtysh Sunkar In Gunter s Space Page Abgerufen am 14 Februar 2023 englisch Anatoly Zak Baiterek renamed Nazarbaev Pad Russian Space Web abgerufen am 8 September 2019 Baikonur Cosmodrome Gateway to Space Nicht mehr online verfugbar International Launch Services archiviert vom Original am 30 Juni 2018 abgerufen am 2 Juni 2017 englisch Sowjetische und russische Kosmodrome Baikonur Plessezk WostotschnyAusser Betrieb Jasny Kapustin Jar Swobodny 45 965 63 305 Koordinaten 45 57 54 N 63 18 18 O Normdaten Geografikum GND 4496621 0 lobid OGND AKS VIAF 247823404 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kosmodrom Baikonur amp oldid 230897973