www.wikidata.de-de.nina.az
Die sowjetische Raumfahrt begann mit dem Start des ersten Erdsatelliten Sputnik 1 im Oktober 1957 und setzte in den folgenden Jahren weitere Massstabe von denen Juri Gagarin am 12 April 1961 als erster Mensch im Weltall und Erdorbit nur ein Hohepunkt war Im Bereich der bemannten Raumfahrt lag der Schwerpunkt dann seit den 1970er Jahren bei den orbitalen Raumstationen Saljut und spater der Mir Weiterhin gab es seit den 1960er Jahren viele Erfolge bei der unbemannten Erforschung des Mondes und der Venus Die unbemannten Missionen zum Planeten Mars waren dagegen grosstenteils Fehlschlage Viele Details der Programme wurden erst seit dem Ende der 1980er Jahre und nach dem Zerfall der Sowjetunion bekannt Nach dem Ende der Sowjetunion 1991 wurden die Programme im Wesentlichen von Russland ubernommen und weitergefuhrt Einige Raketenprojekte verblieben in der Ukraine Schau der Wirtschaftserfolge Moskau Halle des Kosmos 1968 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Vorkriegs Bemuhungen 3 Der deutsche Entwicklungsbeitrag 4 Entwicklung 4 1 Die R 7 4 2 Wettlauf zum Mond 4 3 Planetensonden 4 4 Buran und Energija 4 5 Mir 4 6 Ubergang in die russische Foderation 5 Meilensteine und Erstleistungen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenDie theoretischen Grundlagen des Weltraumflugs wurden bereits Anfang des 20 Jahrhunderts vom russischen Wissenschaftler Konstantin Ziolkowski gelegt Etwa seit Beginn des Ersten Weltkriegs entwickelte das zaristische Russland dann die UdSSR kleinere Raketen Bekannt wurde vor allem der ab 1938 militarisch eingesetzte Katjuscha Raketenwerfer auch als Stalinorgel bekannt Erste Projekte zur Schaffung von Raketen mit Flussigkeitstriebwerken wie die RDD 604 wurden durch den deutschen Angriff auf die Sowjetunion unterbrochen Ein wichtiger Impuls fur das sowjetische ebenso wie fur das US amerikanische Raketenprogramm war die deutsche Rakete A4 V2 die nach 1945 begleitet von einer Reihe von Ingenieuren als Kriegsbeute in die Sowjetunion kam Diese erste Grossrakete wurde analysiert nachgebaut und schrittweise in Prazision Nutzlast und Reichweite verbessert Anders als in den USA wo u a der fruhere Leiter des deutschen Raketenprogramms Wernher von Braun die weitere Entwicklung bis zur Mondlandung im Jahr 1969 leitete durften die deportierten deutschen Techniker um Helmut Grottrup in den Jahren 1952 und 1953 nach Deutschland zuruckkehren 1 2 nbsp Sergei P Koroljow auf einer sowjetischen Briefmarke 1969 Der fuhrende Kopf der sowjetischen Raketenentwicklung war Sergei Koroljow dessen uberragende Bedeutung im Osten erst nach seinem Tod am 14 Januar 1966 offiziell anerkannt wurde Das sowjetische Raumfahrtprogramm war wie das amerikanische von Beginn an eng an militarische Interessen geknupft und unterlag strengster Geheimhaltung Koroljow war ahnlich wie von Braun von den Moglichkeiten der Raumfahrt fasziniert konnte sich aber anfangs nur hinter den Kulissen fur die Nutzung der Grossraketen zu friedlichen Zwecken einsetzen Die sowjetische Raumfahrt war anders organisiert als die der USA Die amerikanische Raketenentwicklung erfolgte in den drei Teilstreitkraften Heer Marine und Luftwaffe getrennt so stand etwa von Brauns Redstone Entwicklung in Konkurrenz zu einem Marine Programm Spater wurde dann mit der NASA eine eigene Behorde fur die zivile Raumfahrt gegrundet wahrend die militarische Raketenentwicklung weiter in den drei Teilstreitkraften erfolgte In der UdSSR wurde dagegen eine eigene Teilstreitkraft geschaffen Die kosmischen Streitkrafte WKS Wojenno Kosmitscheskije Sily die sowohl fur die militarische als auch die zivile Entwicklung zustandig war Erst mit der Grundung der Russischen Foderation 1992 wurde dort mit Roskosmos eine eigene zivile Raumfahrtagentur gegrundet Das OKB 1 Konstruktionsburo von Sergei Koroljow widmete sich den kryogenen Flussigbrennstoff Raketen mit denen Sergei Koroljow in den spaten 1930er Jahren experimentiert hatte Vorkriegs Bemuhungen BearbeitenDie Theorie der Weltraumforschung hatte eine solide Basis im Russischen Reich vor dem Ersten Weltkrieg mit den Schriften von Konstantin Ziolkowski 1857 1935 der bahnbrechende Arbeiten im spaten 19 und fruhen 20 Jahrhundert veroffentlicht hatte und 1929 das Konzept der mehrstufigen Rakete einbrachte 1924 wurde von raumfahrtbegeisterten Studenten die Gesellschaft zum Studium interplanetarer Verbindungen gegrundet Fruhe Experimente wurden von in den 1920er und 1930er Jahren und von Mitgliedern der 1931 gegrundeten Gruppe zur Erforschung reaktiver Antriebe GIRD durchgefuhrt in der Pioniere wie Sergei Koroljow der von der Reise zum Mars traumte und der deutsch russische Ingenieur Friedrich Zander arbeiteten Am 18 August 1933 startete die GIRD die erste sowjetische Flussigbrennstoff Rakete GIRD 09 und am 25 November 1933 die erste Hybridrakete GIRD X 1940 bis 1941 erfolgte ein weiterer Fortschritt bezuglich des reaktiven Antriebs namlich die Entwicklung und Serienproduktion des Mehrfachraketenwerfers Katjuscha Der deutsche Entwicklungsbeitrag BearbeitenBis Mitte der 1930er Jahre war die sowjetische Raketentechnik vergleichbar mit dem Stand in Deutschland Danach wurde deren Fortschritt aber von Stalins Grosser Sauberung erheblich gehemmt Viele fuhrende Ingenieure wurden getotet der Raketenspezialist Sergei Koroljow und der Triebwerksspezialist Walentin Gluschko wurden von 1938 bis 1945 im Gulag und der Scharaschka inhaftiert Obwohl die Katjuscha sehr effektiv an der Ostfront im Zweiten Weltkrieg war begeisterte der weit fortgeschrittene Stand des deutschen Raketenprogramms russische Ingenieure die ihre Uberreste in der Heeresversuchsanstalt Peenemunde und der Mittelwerk GmbH in Bleicherode und Nordhausen nach dem Ende des Krieges in Europa besichtigten Die Amerikaner hatten heimlich in der Operation Paperclip mehr als 120 fuhrende deutsche Wissenschaftler sowie mehr als 100 fertige V2 Raketen und deren Entwicklungsdokumente in die Vereinigten Staaten verbracht und damit die Kenntnisse zum A4 weitgehend dem sowjetischen Zugriff entzogen nbsp Genealogie der Entwicklungsgeschichte der R 7Trotzdem profitierte auch das sowjetische Raketenprogramm stark von den deutschen Entwicklungen und der Zuarbeit deutscher Wissenschaftler Bereits im August 1944 fielen der Sowjetunion bei der Eroberung des Testgelandes im polnischen Debice Trummer zerlegter A4 Raketen und Reste demontierter Abschussanlagen in die Hande Dieser Fund ermoglichte es grundlegende technische Daten des deutschen Raketenprogramms zu sammeln 3 33 Bei der Besetzung Peenemundes Anfang Mai 1945 brachte die Rote Armee eine komplette V2 in ihren Besitz 3 41 Die militarische Fuhrung Dmitri Ustinow und Lew Gaidukow beauftragte Sergei Koroljow Walentin Gluschko sowie die Steuerungsspezialisten Nikolai Piljugin und Boris Tschertok ab Juli 1945 die Unterlagen und Fertigungsmittel des A4 vollstandig zu rekonstruieren Mit einigen deutschen Fachkraften grundeten sie im Juli 1945 das Institut Rabe Institut fur Raketenbau und entwicklung in Bleicherode und ab September 1945 das Institut Grottrup unter Leitung des deutschen Raketenexperten Helmut Grottrup der von 1939 bis 1945 in Peenemunde in fuhrender Position unter Wernher von Braun gearbeitet hatte Ab Februar 1946 uberfuhrten sie beide Forschungsstatten sowie das Institut Berlin das sich mit der Rekonstruktion der Flugabwehrrakete Wasserfall beschaftigte in das Institut Nordhausen auch Zentralwerke genannt mit mehr als 5000 deutschen Mitarbeitern unter Helmut Grottrup als Generaldirektor 3 91 102 Erich Apel der bereits in Peenemunde tatig war leitete den Triebwerksbau 3 97 Da die Amerikaner die meisten fuhrenden Entwickler aus Peenemunde dem sowjetischen Zugriff entzogen hatten rekonstruierten weitere hochkaratige Experten aus deutschen Hochschulen Entwicklungsunterlagen und Komponenten des A4 darunter Werner Albring aus Hannover fur die Aerodynamik und Kurt Magnus sowie Johannes Hoch aus Gottingen fur die Kreiselsteuerung Mit diesem massiven Einsatz von Mitteln der auch die Wiederaufnahme der Produktion von Komponenten und den Zusammenbau von A4 Raketen sowie die Schulung von Raketenstarts in der Sowjetischen Besatzungszone einschloss verfolgte und erreichte die militarische Fuhrung der Sowjetunion einen grundlegenden Wissens und Technologietransfer der deutschen Raketenentwicklung als strategisches Ziel 3 61 90 ohne jedoch erfolgreiche Raketentests des A4 durchfuhren zu konnen Am 13 Mai 1946 beschloss der sowjetische Ministerrat daher die Uberfuhrung der deutschen Spezialisten bis Ende 1946 in die UdSSR und veranlasste entsprechende Vorbereitungen 3 108 126 nbsp Wostok Tragerrakete auf Basis der R 7 zum Start von Sputnik 1 mit konischer Form und Bundelung von funf Triebwerken mit jeweils vier Brennkammern 1957 Im Oktober 1946 wurde Helmut Grottrup zusammen mit 160 weiteren ausgewahlten Wissenschaftlern und Spezialisten des Institut Nordhausen im Rahmen der Aktion Ossawakim nach Podlipki bei Moskau und auf die Insel Gorodomlja deportiert um dort die Filiale 1 der Forschungs und Entwicklungsstatte fur Weltraumraketen NII 88 russ NII 88 nauchno issledovatelskij institut aufzubauen Gleichzeitig wurden Fertigungsanlagen in der Sowjetischen Besatzungszone demontiert und in die Sowjetunion verbracht Auf Basis dieser Vorarbeiten und weiterer Unterstutzung des deutschen Kollektivs konnte Sergei Koroljow in Deutschland gefertigte A4 im Oktober 1947 erfolgreich auf dem Testgelande Kapustin Jar starten Danach baute die sowjetische Fertigung ein modifiziertes A4 unter Verwendung sowjetischer Ersatzwerkstoffe mit der Bezeichnung R 1 auf und startete es erstmals am 13 Oktober 1948 erfolgreich auf dem Testgelande Kapustin Jar 3 172 176 Durch den Nachbau der deutschen Gerate sowie die Zuarbeiten des verschleppten deutschen Kollektivs machte sich die sowjetische Rustungsindustrie mit den Besonderheiten der Raketentechnik und fertigung vertraut bildete rasch eine grosse Anzahl an Ingenieuren und Technikern aus und beschleunigte damit den Aufbau der eigenen Forschung und Entwicklung 3 149 nbsp Vergleich des konischen G 4 R 14 Konzepts mit den R 7 BoosternDas Gewicht der sowjetischen Atomsprengkopfe benotigte allerdings einen leistungsfahigeren Antrieb Hierfur konzipierte das deutsche Kollektiv im Zeitraum 1947 bis 1949 mit den Entwurfen der G 1 4 russ R 10 G 2 5 russ R 12 und G 4 6 russ R 14 7 eine Reihe von konstruktiven Verbesserungen fur die Erhohung der Reichweite die Verbesserung der Treffgenauigkeit und Vereinfachung fur eine hohere Zuverlassigkeit 8 9 die Erhohung des Triebwerksdrucks auf 60 atu fur einen besseren Wirkungsgrad Entwicklung des deutschen Kollektivs in Chimki unter Gluschko 10 die Beschrankung der Beschleunigung in der spaten Antriebsphase zur Reduzierung der Krafte und damit des Gewichts mit verbesserter Treffgenauigkeit durch genauere Abschaltung 11 Pkt 23 gerade Antriebsbahn mit Fernlenkverfahren durch Peilstrahlen und genaue Steuerung des Brennschlusses verbesserte Kreiselsysteme inkl zugehoriger Simulationssysteme 3 S 178 179 die Bundelung von Raketentriebwerken zusammen mit der Moglichkeit der Kompensation eines Triebwerksausfall durch Abschalten des symmetrisch gegenuberliegenden Triebwerks bei der spateren Interkontinentalrakete R 7 und der Sputnik Tragerrakete wurden 4x4 Brennkammern fur die erste Stufe als RD 107 sowie 4 Brennkammern als RD 108 fur die zentrale Stufe gebundelt 9 die Vektorsteuerung durch Schwenken der Triebwerke anstelle der aufwandigen Strahlruder aus Graphit und aerodynamisch ungunstiger Luftruder 3 S 168 211 erstmals angewandt beim Triebwerk RD 170 fur die wiederverwendbare Tragerrakete Energija die Drallstabilisierung durch schwenkbare Vernierdusen die mit dem Turbinenabgas arbeiten 12 Pkt 50 erstmals angewandt beim RD 107 fur die R 7 die konische Form des Raketenkorpers mit 8 Grad Kegelwinkel fur eine stabile Aerodynamik ohne aufwendige Windkanalversuche zur Optimierung uber den gesamten Geschwindigkeitsbereich und zugehoriger Tanklast 2 6 12 Pkt 50 diese Bauform wurde fur die vier Boosterraketen der R 7 angewandt 13 die Verwendung der innendruckstabilisierten Tankwandung als dunnwandige selbsttragende Struktur lt 2 mm zur Gewichtsreduzierung 3 S 177 12 Pkt 6a 10b 26 33 Anordnung des Sauerstofftanks oberhalb des Brennstofftanks zur Verbesserung der Schwerpunktslage 11 Pkt 21 erstmals genutzt bei R 5 die Verwendung gekuhlter Verbrennungsgase des Raketentriebwerks fur den Antrieb der Turbopumpen anstelle separater Gasgeneratoren 1 S 209 215 11 Pkt 18 Reduzierung des Schub Gewichtsverhaltnisses von ursprunglich 2 0 auf 1 2 zur Optimierung der Reichweite 11 Pkt 25 die R 7 fur Sputnik startete mit einem Verhaltnis von 1 4 System zur Steuerung der vollstandigen synchronen Entleerung des Treibstoff und Sauerstoffstofftanks bei optimalem Mischungsverhaltnis variables Mischungsverhaltnis zur Optimierung der Reichweite 11 Pkt 23 erstmals fur R 7 verwendet 14 15 Koroljow verwendete Teile dieser Vorschlage fur die sowjetischen Weiterentwicklungen R2 R 3 R 5 und R 7 16 Aus politischen Grunden wurden jedoch die Beitrage des deutschen Kollektivs zur sowjetischen Raketenentwicklung in der Offentlichkeit lange Zeit als unbedeutend eingestuft 17 18 Sie bereiteten die Schritte zur Entwicklung der Interkontinentalrakete MBR R 7 vor die im August 1957 erfolgreich getestet wurde und im November 1957 den weltweit ersten Satelliten in eine Umlaufbahn beforderte 2016 bestatigte das Werk Svezda russ Zvezda das russische Nachfolgewerk der Filiale auf der Insel Gorodomlja heute Solnetschny die Bedeutung der deutschen Beitrage Die deutsche Erfahrung hinsichtlich Grundlagenforschung und praktischer ingenieurmassiger Anwendung wurde eine gute Schule fur die sowjetischen Wissenschaftler Vom deutschen Kollektiv wurden viele wertvolle Ideen ubernommen die der sowjetischen Raketenindustrie viele Entwicklungsjahre und Fehler ersparten In der technisch vereinfachten Konstruktion einer einstufigen Rakete mit konischer Form wurden erneut viele Innovationen umgesetzt Zum ersten Mal gab es keine Gasstrahlruder die Rakete war mit Stufen in langslaufender und querlaufender Teilung versehen mit einem Bundel von drei Triebwerken als Antriebsblock und einer Triebwerksregelung wahrend der Beschleunigung 19 Wesentlicher Erfolgsfaktor fur die sowjetische Raumfahrt war der kompromisslose Einsatz der wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Krafte fur die Raketenentwicklung getrieben durch Sergei Koroljow als visionarem und durchsetzungsfahigem Chefingenieur und Dmitri Ustinow der sich zunachst als Minister fur die Beschaffung Rustung damit gegenuber Stalin profilieren und ab 1952 als Mitglied im Zentralkomitee der KPdSU die Verteilung der Mittel direkt beeinflussen konnte 3 192 204 246 247 Im Gegensatz zu sonst ublichen Schwachen der kommunistischen Planwirtschaft wurde die Raketenentwicklung als militarisch industrieller Komplex uberaus effizient koordiniert und mit grosser Geheimhaltung zielstrebig vorangetrieben 20 Entwicklung BearbeitenDie R 7 Bearbeiten nbsp R 7 in MoskauAls herausragende Ingenieursleistung Koroljows weil besonders einfach und damit zuverlassig gilt die anfangs als Interkontinentalrakete konzipierte R 7 Sie wurde mit nur kleinen Variationen die am meisten eingesetzte Tragerrakete weltweit und wird bis heute als Trager der Sojus Raumschiffe und Progress Transporter eingesetzt u a zum Mannschaftstransport zur ISS und ihrer Versorgung Mit einer R 7 startete auch Sputnik 1 am 4 Oktober 1957 der erste Erdsatellit eine Sensation die auch im Westen Begeisterung fur die Raumfahrt weckte Der Start erfolgte im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres 1957 und fuhrte in den westlichen Landern zum sogenannten Sputnikschock Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die westlichen Geheimdienste die Fortschritte der sowjetischen Raketenentwicklungen unterschatzt Helmut Grottrup der vom britischen Geheimdienst im Dezember 1953 nach seiner Ruckkehr aus der Sowjetunion im Rahmen des Spionageprogramms Operation Dragon Return abgefangen und befragt worden war hatte auf die Bedeutung des damals im Westen unbekannten Sergei Koroljow hin und vor der begonnenen Entwicklung von Interkontinentalraketen gewarnt 21 In einer Analyse vom Marz 1957 traute die CIA der Sowjetunion den Start eines Satelliten fur wissenschaftliche Zwecke im Jahr 1957 zu aber erst ab 1963 mit militarisch leistungsfahigen Aufklarungssatelliten 22 Sputnik 1 wurde als erster kunstlicher Erdtrabant das erste Mal weltweit am 13 Oktober 4 51 MEZ in Rodewisch beobachtet 23 Ein weiterer Meilenstein der sowjetischen Raumfahrt war der Flug Juri Gagarins des ersten Menschen im Weltraum Nach der erfolgreichen Erdumrundung am 12 April 1961 wurde er in Moskau und in aller Welt mit grosser Begeisterung gefeiert Am Lenin Prospekt in Moskau wurde 1980 das gewaltige futuristische Gagarin Denkmal errichtet Fur die sowjetische Fuhrung und Regierungschef Nikita Chruschtschow kamen diese Erfolge eher unerwartet Man zogerte aber nicht sie propagandistisch zu nutzen um die Uberlegenheit des Kommunismus zu demonstrieren Wettlauf zum Mond Bearbeiten nbsp Darstellung und Grossenvergleich des sowjetischen und des amerikanischen MondraumschiffesAuch in den Wettlauf zum Mond stieg die Sowjetunion ein und konnte hier mit den Lunik Missionen bereits 1959 Erfolge verbuchen und ab 1963 mit dem Luna Programm fortsetzen Fur eine bemannte Mission brauchte man aber eine neue grosse Tragerrakete Nach dem Tode Koroljows 1966 gelang es jedoch nicht die vorhandenen Mittel und Fahigkeiten erfolgreich auf diese Aufgabe zu konzentrieren Nach mehreren Fehlstarts wurden die Arbeiten an der gewaltigen N1 Rakete 1974 eingestellt und das bemannte sowjetische Mondprogramm beendet In einer ARD BBC Koproduktion von 2005 wurde der Wettlauf zum Mond als TV Dokudrama inszeniert In der Mischung aus Originalmaterial Computergrafik und aufwandigen Spielszenen wurden auch Details verarbeitet die erst in jungerer Zeit bekannt geworden waren 24 Planetensonden Bearbeiten Mit Lunochod wurden noch beachtenswerte Roboter Missionen zum Mond angeschlossen Die verschiedenen Missionen zum Mars verliefen jedoch uberwiegend glucklos Von den gleichnamigen Mars Sonden startete Mars 1 im Jahre 1962 und erreichte den Planeten konnte aber wegen technischer Probleme keine Daten liefern Ein ahnliches Schicksal hatten Mars 2 und 3 die 1969 starteten Die 1973 abgesandten Sonden 4 bis 7 waren von Elektronikproblemen geplagt nur Mars 5 lieferte eine Reihe von Fotos Auch die beiden Phobos Sonden zur Erforschung des Marsmondes Phobos im Jahr 1988 konnten ihre Ziele nicht erreichen Schliesslich musste 1996 auch die russische Mars 96 Sonde nach einem Fehlstart abgeschrieben werden Anders die Sonden zum heissen sonnennahen Nachbarplaneten Venus Zwischen 1965 und 1984 wurden insgesamt funfzehn Venera Missionen gestartet mit uberwiegend erfolgreichem Verlauf wobei zahlreiche Daten Radarkartierungen und hochauflosende Fotos ubermittelt wurden Zwischen 1984 und 1986 schlossen sich unter Beteiligung internationaler Wissenschaftler die Vega 1 und 2 Missionen an Dabei wurden jeweils Landesonden auf der Venus abgesetzt gefolgt von einem Rendezvous mit dem Kometen Halley Wenn auch nur wenig wissenschaftlich neues Material entstand demonstrierten die Vega Missionen doch dass man technologisch weiter auf der Hohe war Buran und Energija Bearbeiten nbsp Raumfahre Buran 1997 auf einer AusstellungMit der Entwicklung der Raumfahre Buran und der dazugehorigen Tragerrakete Energija startete die Sowjetunion ab 1976 noch einmal ein neues technologisch ehrgeiziges Weltraumprojekt Auf den ersten Blick dem US amerikanischen Space Shuttle ahnlich war das System jedoch flexibler konzipiert Die Energija war als eigenstandige Tragerrakete mit 96 Tonnen spater als Vulkan mit 175 Tonnen Nutzlast fur einen niedrigen Erdorbit ausgelegt und selbst zur Wiederverwendung konstruiert Die relativ kleinen Triebwerke des Buran wurden beim Start erst nach Erreichen des Weltraums zur Anhebung des sonst nach Brennschluss der Energija zu niedrigen Perigaums eingesetzt und fielen damit wesentlich leichter aus Diese Auslegung ermoglichte der Buran eine hohere Nutzlast von 30 Tonnen gegenuber 25 Tonnen des etwa gleich grossen Shuttles Nach einer Reihe erfolgreicher unbemannter Testfluge wurde das Programm 1993 offiziell eingestellt nachdem durch die Auflosung der Sowjetunion die Budgets weggebrochen waren Die eigenstandig einsetzbare Energija war danach auch kommerziell nicht nutzbar gerade weil ihre hohe Kapazitat vom Markt nicht abgefragt wurde Mir Bearbeiten nbsp Raumstation Mir im ErdorbitIn das Blickfeld der Weltoffentlichkeit gelangte die sowjetische Raumfahrt zuletzt vor allem mit der Raumstation Mir Zwischen dem Start am 19 Februar 1986 und dem gezielten Absturz am 23 Marz 2001 wurden hier zahlreiche wissenschaftliche Experimente betrieben und Rekorde gebrochen Ubergang in die russische Foderation Bearbeiten Die sowjetischen Ressourcen an Mensch und Material gingen damit uberwiegend an die russische Raumfahrtagentur Roskosmos anfangs RKA uber die viele der bisherigen Projekte fort und neue in Gang setzte Zum Teil geschah dies in Zusammenarbeit mit der Ukraine Kasachstan und anderen GUS Staaten die fruher Teil der UdSSR waren Einige Raketenprojekte wurden von der Ukraine fortgefuhrt Wesentliche Teile der sowjetischen Raumfahrtgeschichte sind im Kosmonautenmuseum in Moskau dokumentiert das nahe der Metrostation WDNCh und des Haupteingangs der Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft liegt Meilensteine und Erstleistungen Bearbeiten nbsp Amerikanische Gedenkplakette fur Juri Gagarin nbsp Blockausgabe der sowjetischen Post 1965 links Beljajew rechts Leonow1957 Erste Interkontinentalrakete die R 7 1957 Erster Satellit Sputnik 1 1957 Erstes Lebewesen in der Umlaufbahn Hundin Laika in Sputnik 2 1959 Erster Raumflugkorper ausserhalb der Erdanziehung Lunik 1 1959 Erste harte Mondlandung Lunik 2 1959 Erste Bilder von der Mondruckseite Lunik 3 1960 Erste Lebewesen die lebend aus dem All nach Erdumrundungen zuruckkehrten und weich landeten Hunde Belka und Strelka in Sputnik 5 1961 Erster Mensch im All und in der Erdumlaufbahn Juri Gagarin mit Wostok 1 1962 Erster Gruppenflug Wostok 3 und Wostok 4 1963 Erste Frau im All Walentina Tereschkowa mit Wostok 6 1964 Erste Drei Mann Besatzung Woschod 1 1964 Erste Wissenschaftskosmonauten Boris Jegorow und Konstantin Feoktistow bei Woschod 1 1965 Erster Ausstieg in den Weltraum Alexei Leonow bei Woschod 2 1966 Erste weiche Mondlandung mit einer Sonde Luna 9 1966 Erste harte Landung mit einer Sonde auf einem anderen Planeten Venera 3 auf der Venus 1970 Erste automatische Ruckkehr einer Sonde von einem anderen Himmelskorper Luna 16 1970 Erster ferngesteuerter Roboter und Fahrzeug im All auf dem Mond Lunochod 1 1971 Erste harte und erste weiche Landung auf dem Mars Lander von Mars 2 und Mars 3 1971 Erste Raumstation Saljut 1 1978 Erster Mitflug eines Kosmonauten aus einem Drittstaat nach UdSSR und USA Vladimir Remek Tschechoslowakei 1984 Erste Frau beim Weltraumausstieg Swetlana Sawizkaja in der Weltraumstation Saljut 7 1986 Erste dauerhaft bemannte Raumstation Mir welche die Erde bis 2001 umkreiste Den vielen Erstleistungen stehen gescheiterte Grossprojekte gegenuber wie die lange geheim gehaltene Mondrakete N1 die Mars Raumsonden oder die nach einem unbemannten Einsatz aufgegebene Raumfahre Buran Viele Details uber Misserfolge wurden erst nach der Perestroika bekannt Siehe auch BearbeitenEncyclopedia Astronautica Raumfahrt Sowjetisches bemanntes Mondprogramm Beruhmte Raumfahrer Russische Raumfahrtbehorde Saljut Raumstationen Raumfahrt auf Briefmarken der Deutschen Post der DDRLiteratur BearbeitenAlfred Gugerell Von Gagarin zur Raumstation Mir Gugerell Traisen Niederosterreich 1998 ISBN 3 9500500 0 0 Dennis Newkirk Almanac of Soviet Manned Space Flight Gulf Publ Houston 1990 ISBN 0 87201 848 2 Peter Stache Sowjetische Raketen Elbe Dnjepr Verlag Klitzschen Sachsen 2001 ISBN 3 933395 27 5 Matthias Schwartz Die Erfindung des Kosmos zur sowjetischen Science Fiction und popularwissenschaftlichen Publizistik vom Sputnikflug bis zum Ende der Tauwetterzeit Lang Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 631 51225 2 Philipp Meuser Hrsg Architektur fur die russische Raumfahrt Vom Konstruktivismus zur Kosmonautik DOM Publishers Berlin 2013 ISBN 978 3 86922 219 6 Vladimir I Levantovskij Vladimir A Leskovcev Il ja E Rachlin Sovetskaja raketa issleduet kosmos Die sowjetische Rakete erforscht den Kosmos Verlag Gos Izd Fiz Mat lit in kyrillischer Schrift Moskau 1959 Stefan Scholl Anarchie im All In Brand eins Nr 10 2008 ISSN 1438 9339 PDF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sowjetisches Raumfahrtprogramm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Anatoly Zak News and history of astronautics in the former USSR Abgerufen am 15 Mai 2019 englisch Liste aller sowjetischen und russischen Raketenstarts seit 1957 Les lancements russes In Kostmonavtika Abgerufen am 15 Mai 2019 franzosisch Soviet Space History at a Glance in der Encyclopedia Astronautica abgerufen am 28 August 2023 englisch Russia Early Ballistic Missiles in der Encyclopedia Astronautica abgerufen am 31 August 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Kurt Magnus Raketensklaven Deutsche Forscher hinter rotem Stacheldraht Elbe Dnjepr Verlag Mockrehna 1999 ISBN 978 3 933395 67 2 a b Werner Albring Gorodomlia Deutsche Raketenforscher in Russland Luchterhand Literaturverlag Munchen 1991 ISBN 978 3 630 86773 1 a b c d e f g h i j k l Matthias Uhl Stalins V 2 Der Technologietransfer der deutschen Fernlenkwaffentechnik in die UdSSR und der Aufbau der sowjetischen Raketenindustrie 1945 bis 1959 Dissertationsschrift mit Reproduktion vieler Originaldokumente Bernard amp Graefe Verlag Bonn 2001 ISBN 978 3 7637 6214 9 304 S G 1 in der Encyclopedia Astronautica abgerufen am 14 Mai 2019 englisch G 1 als Entwurf fur R 2 G 2 in der Encyclopedia Astronautica abgerufen am 14 Mai 2019 englisch G 2 als Entwurf fur R 12 a b G 4 in der Encyclopedia Astronautica abgerufen am 14 Mai 2019 englisch G 4 als Entwurf fur R 3 R 10 und R 14 Die Bezeichnungen R 12 und R 14 haben keine Ubereinstimmung mit den spateren sowjetischen Raketen R 12 SS 4 Sandal und R 14 SS 5 Skean Helmut Grottrup Aus den Arbeiten des deutschen Raketen Kollektivs in der Sowjet Union In Deutsche Gesellschaft fur Raketentechnik und Raumfahrt Hrsg Raketentechnik und Raumfahrtforschung Nr 2 April 1958 S 58 62 a b Jurgen Michels Olaf Przybilski Peenemunde und seine Erben in Ost und West Entwicklung und Weg deutscher Geheimwaffen Bernard amp Graefe Bonn 1997 ISBN 978 3 7637 5960 6 333 S Olaf Przybilski Die Deutschen und die Raketentriebwerksentwicklung in der UdSSR PDF 5 75 MB Luft und Raumfahrt 1999 abgerufen am 3 Oktober 2022 zur Entwicklungsgeschichte des RD 107 aus dem RD 100 und den Beitragen der deutschen Spezialisten a b c d e Development of Guided Missiles at Bleicherode and Institute 88 PDF In CIA 22 Januar 1954 abgerufen am 25 August 2023 englisch basierend auf Aussagen von Helmut Grottrup vgl Nachlass NL 281 im Deutschen Museum a b c The R 14 Project a Design of a Long Range Missile at Gorodomlya Island PDF In CIA 26 August 1953 abgerufen am 25 August 2023 englisch vermutlich basierend auf Aussagen von Konrad Toebe Olaf Przybilski Helmut Grottrups Konstruktionsphilosophien fur Raketen PDF 7 Februar 2017 abgerufen am 31 August 2023 Sistema oporozhneniya bakov In Wikipedia Abgerufen am 25 August 2023 russisch Beschreibung des Tankentleerungssystem Boris Jewsejewitsch Tschertok Rockets and People Creating a Rocket Industry NASA SP 2006 4110 2006 S 292 nasa gov PDF russisch Rakety i lyudi 1995 Ubersetzt von Assif A Siddiqi Dieses Kapitel Chapter 16 The Seven Problems of the R 7 Missile ist in der deutschen Ausgabe von Raketen und Menschen nicht enthalten R 7 Die erfolgreichste Rakete der Geschichte Video 14 28 min Techsperimente 16 April 2023 abgerufen am 15 August 2023 detaillierte Erklarung der Genealogie der Raketenentwicklungen vom deutschen A4 bis zur sowjetischen R 7 und Sojus Rakete Anatoly Zak German contribution in the Soviet rocketry Myth and Reality 12 August 2012 abgerufen am 11 Mai 2019 englisch striking resemblance between a cone like aerodynamic shape proposed by the Grottrup team for several of its rockets and Korolev s own designs which appeared in metal years later Korolev s largest rockets the R 7 and the ill fated N1 moon rocket both featured exotic conical shape Boris E Tschertok Raketen und Menschen Deutsche Raketen in Sowjethand Band 1 Elbe Dnjepr Verlag Mockrehna 1998 ISBN 978 3 933395 00 9 492 S Jelena Borisova Festschrift zum 70 Jahrestag der Grundung Gorodomlias 2016 Aus der Geschichte der Filiale FGUP NPZAP im Akademika N A Piljugin Hrsg Zavod Zvezda Solnetschny 2016 russisch birkenwald de abgerufen am 24 Juni 2023 russisch Zvezdnye stranicy 2016 Paul Maddrell Einfallstor in die Sowjetunion Die Besatzung Deutschlands und die Ausspahung der UdSSR durch den britischen Nachrichtendienst PDF 1 92 MB In Vierteljahrshefte Jahrgang 51 Heft 2 Institut fur Zeitgeschichte 2003 S 35 36 abgerufen am 17 Juni 2019 Auf Grund der Mitteilungen die Grottrup und andere Dragon Returnees machten kamen die Briten und Amerikaner im September 1954 zu dem Ergebnis dass es in der Tat ein eigenstandiges sowjetisches Programm fur ferngelenkte Raketen gebe Paul Maddrell Spying on Science Western Intelligence in Divided Germany 1945 1961 Hrsg Oxford University Press 2006 ISBN 978 0 19 926750 7 englisch 344 S Umfangreicher Einblick in die Ergebnisse der britischen Aufklarung und Spionage wahrend des Kalten Krieges insbesondere die Befragung zuruckgekehrter Wissenschaftler und Spezialisten im Rahmen der Operation Dragon Return Soviet Capabilities and Probable Programs in the Guided Missile Field PDF 4 52 MB National Intelligence Estimate Number 11 5 57 In CIA 12 Marz 1957 abgerufen am 24 August 2020 englisch zur Veroffentlichung freigegeben am 29 August 2013 The USSR will probably make a major effort to be the first country to orbit an earth satellite We believe that the USSR has the capability in 1957 of orbiting a satellite vehicle which could acquire scientific information and data of limited military value A satellite vehicle possessing substantial reconnaissance capability of military value could probably be orbited in the period 1963 1965 Sternwarte und Planetarium Die Beobachtung von Sputnik 1 Abgerufen am 8 November 2022 BBC Germany Wettlauf zum Mond Memento vom 7 November 2007 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sowjetische Raumfahrt amp oldid 237225263