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Scharaschka russisch sharashka ʂɐˈraʂke waren geheime Forschungs und Entwicklungslabore des sowjetischen Gulag Systems von 1930 bis zu den 1950ern Etymologisch gesehen leitet sich das Wort Scharaschka vom Slangausdruck scharaschkina kontora Scharaschkas Buro ab der vom Argot Begriff Scharaga sharaga abstammt und etwa Organisation von Gaunern und Betrugern bedeutet 1 Offiziell wurden die speziellen Lager als Sonderkonstruktionsburo osoboe konstruktorskoe byuro OKB bezeichnet Tupolew Scharaschka TsKB 29 des NKWD in Omsk 1943 Die Haftlinge in einer Scharaschka wurden von der sowjetischen Regierung aus Arbeits und Straflagern ausgewahlt um unter meist geheimen Bedingungen an wissenschaftlichen und technischen Fragestellungen zu arbeiten Die Lebensbedingungen waren in der Regel viel besser als in einem durchschnittlichen Gulag vor allem weil es keine harte korperliche Arbeit gab und die Verpflegung besser war 2 Die Ergebnisse der Forschung in den Scharaschkas wurden in der Regel unter den Namen prominenter sowjetischer Wissenschaftler veroffentlicht ohne dass die tatsachlichen Forscher die haufig in Vergessenheit gerieten erwahnt wurden Einige der in Scharaschkas inhaftierten Wissenschaftler und Ingenieure wurden wahrend und nach dem Zweiten Weltkrieg 1939 1945 freigelassen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Liste von Scharaschka Gefangnissen Auswahl 3 Bekannte Scharaschka Haftlinge 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAm 15 Mai 1930 das von Kuibyschew und Jagoda unterzeichnete Rundschreiben des Obersten Rates der Volkswirtschaft und der Politischen Verwaltung der Sowjetunion uber den Einsatz von wegen Zerstorung in der Produktion verurteilten Spezialisten In diesem Dokument hiess es insbesondere Der Einsatz von Schadlingen sollte so organisiert werden dass ihre Arbeit auf dem Gelande der OGPU stattfindet Diese Vereinigte staatliche politische Verwaltung russisch Obedinyonnoe gosudarstvennoe politicheskoe upravlenie OGPU war die Geheimpolizei des sowjetischen Innenministeriums 1930 wurden Leonid Ramsin und andere Ingenieure im fingierten Prompartija Prozess Prozess gegen die Industriepartei verurteilt Im Juli 1931 ubernahm die OGPU die Kontrolle uber das Erloser Euthymios Kloster in Susdal und richtete im darauf folgenden Jahr ein spezielles Gefangnislabor ein bekannt als Buro fur besondere Zwecke oder BON in dem an der Entwicklung von biologischen Waffen gearbeitet wurde Oberst Michail M Faibich ein Spezialist fur Fleckfieber war der erste Leiter des BON 3 Alle der OGPU unterstellten Konstruktionsburos wurden 1934 aufgelost und verurteilte Spezialisten freigelassen Ab 1938 griff die Nachfolgeorganisation NKWD Volkskommissariat fur innere Angelegenheiten im Rahmen der von Stalin angeordneten Grossen Sauberung wieder auf die Arbeitskraft verurteilter Spezialisten zuruck Im September 1938 wurde unter Lawrenti Beria eine Abteilung fur Sonderkonstruktionsburos des NKWD der UdSSR Otdel osobyh konstruktorskih byuro NKVD SSSR eingerichtet Anordnung des NKWD Nr 00641 vom 29 September 1938 1939 wurde die Einheit in Technisches Sonderburo des NKWD der UdSSR OTB Osoboe tehnicheskoe byuro NKVD SSSR OTB umbenannt und unter die Leitung von General Valentin Krawtschenko gestellt der Beria unmittelbar unterstellt war Im Jahr 1941 erhielt sie den geheimen Namen 4 Sonderabteilung des NKWD UdSSR 4 j specotdel NKVD SSSR Die Hauptaufgabe war die Entwicklung von Militar und Spezialausrustungen Durchfuhrung von Forschungs und Konstruktionsarbeiten zur Entwicklung neuer Typen von Militarflugzeugen Flugzeugtriebwerken und Motoren fur Marineschiffe Artilleriewaffen und munition chemische Angriffs und Verteidigungsgerate Bereitstellung von Funkkommunikation und Betriebstechnik Ab 1945 setzte die Sonderabteilung auch deutsche Kriegsgefangene mit Spezialkenntnissen ein Die Arbeitsbedingungen der im Rahmen der Aktion Ossawakim verschleppten deutschen Spezialisten sowie die in Sochumi arbeitenden deutschen Wissenschaftler im sowjetischen Atombombenprojekt waren nicht mit Scharaschka Haft vergleichbar Im Jahr 1949 wurde der Aufgabenbereich der Scharaschkas erheblich erweitert Der MWD Befehl Nr 001020 vom 9 November 1949 verfugte die Einrichtung von Speziellen technischen und Konstruktionsburos fur eine Vielzahl von zivilen Forschungs und Entwicklungsarbeiten insbesondere in den entlegenen Gebieten der Union mit folgenden Aufgaben 4 Forschungs Projektierungs und Bauarbeiten Forschungs und Projektierungsarbeiten zur Nutzung und Einfuhrung neuer Ausrustungen Mechanisierung arbeitsintensiver Prozesse Rationalisierung der Produktion und zur Einsparung von Produktionsmitteln Ausrustungen Mechanisierung arbeitsintensiver Prozesse Rationalisierung der Produktion Einsparung von Rohstoffen Brennstoffen und Energie sowie maximale Nutzung von Rohstoffen Brennstoffen und Energie Einsparung von Rohstoffen Brennstoffen und Energie sowie die optimale Nutzung der wirtschaftlichen Ressourcen in den neuen abgelegenen Gebieten der Union die von Unternehmen und Baustellen des Innenministeriums der UdSSR neu erschlossen werdenDie 4 Sonderabteilung des NKWD UdSSR wurde 1953 aufgelost als Chruschtschow und andere Mitglieder des Politburos kurz nach Stalins Tod Beria verhaften und hinrichten liessen Liste von Scharaschka Gefangnissen Auswahl BearbeitenBuro fur besondere Zwecke oder BON als Gefangnislabor in Susdal in dem etwa 19 fuhrende Pest und Tularamie Spezialisten gezwungen wurden biologische Waffen und Impfstoffe gegen Pest und Milzbrand zu entwickeln Das Labor war bis 1936 in Betrieb bis die Wissenschaftler in eine mikrobiologische Einrichtung der Roten Armee auf der Insel Gorodomlja im Seligersee verlegt wurden um die Gefahr der Ausbreitung von Infektionen auf Moskau und nahegelegene Industriezentren zu vermeiden 3 Wegen der Angriffe durch die Deutsche Wehrmacht wurde das Labor 1941 nach Saratow evakuiert TsKB 29 oder Tupolew Scharaschka oder Sondergefangnis Nr 156 Moskau das grosste Luftfahrtdesignburo in der UdSSR in den 1940er Jahren Von 1941 bis 1944 befand es sich in Omsk 5 OKB 16 in Kasan im Luftfahrtwerk Nr 16 fur die Entwicklung von Flussigtreibstoff Raketentriebwerken auch Raketentriebwerk Scharaschka genannt OTB 82 oder Tuschinskaya Scharaschka Gefangniskonstruktionsburo fur Flugzeugtriebwerke 1938 1940 in Tuschino Werksnummer 82 Mit Kriegsausbruch wurde die Tuschinskaya Scharaschka zusammen mit dem Werk Nr 82 nach Kasan verlegt 1946 wurde das Konstruktionsburo nach Rybinsk damals die Stadt Schtscherbakow in das Motorenbauwerk Nr 36 verlegt Funktechnische Scharaschka Abhoren operative Kommunikation usw in Balaschicha Kutschino bei Moskau in den 1940er und 1950er Jahren 6 Atom Scharaschka in Sochumi in den 1940er und 1950er Jahren zur Trennung von Uranisotopen im sowjetischen Atombombenprojekt Forschungsinstitut fur Kommunikation oder Marfinskaya Scharaschka in Marfino Sondergefangnis Nr 16 des Ministeriums fur Staatssicherheit der UdSSR 1948Bekannte Scharaschka Haftlinge Bearbeiten nbsp Zeichnung fur einen Batteriebehalter abgestempelt mit Leonid Korbers Nummer 1940 Alexander Issajewitsch Solschenizyn Mathematiker und Schriftsteller in der Rybinsker Scharaschka und der Marfinskaya Scharaschka Sein Roman Im ersten Kreis ist eine eindringliche Beschreibung des Lebens im Scharaschka Gefangnis in Marfino Lew Sinowjewitsch Kopelew Schriftsteller ein weiterer Haftling in Marfino das Vorbild fur Lew Rubin in Im ersten Kreis Darstellung seiner Erlebnisse in seiner Autobiografie Troste meine Trauer 7 Sergei Pawlowitsch Koroljow Flugzeug und Raketenkonstrukteur in der Tupolew Scharaschka in Omsk und der Raketentriebwerk Scharaschka in Kasan spater Chefkonstrukteur im Sowjetischen Raumfahrtprogramm 2 Walentin Petrowitsch Gluschko Raketenkonstrukteur in der Raketentriebwerk Scharaschka in Kasan spater Chefkonstrukteur fur Raketentriebwerke im Sowjetischen Raumfahrtprogramm Andrei Nikolajewitsch Tupolew Chefkonstrukteur der Flugzeugfamilien Tupolew Tu 2 und Tupolew ANT 9 in der Tupolew Scharaschka in Omsk 8 Wladimir Michailowitsch Petljakow Chefkonstrukteur der Flugzeugfamilien Petljakow Pe 8 u a in der Tupolew Scharaschka in Omsk Wladimir Michailowitsch Mjassischtschew Flugzeugkonstrukteur Leonid Lwowitsch Korber Konstrukteur fur Funkanlagen in Flugzeugen in der Tupolew Scharaschka Robert Ljudwigowitsch Bartini ursprunglich Roberto Oros di Bartini Flugzeugkonstrukteur Nikolai Nikolajewitsch Polikarpow Flugzeugkonstrukteur fur kurze Zeit verhaftet Alexander Iwanowitsch Putilow Flugzeugkonstrukteur in der Tupolew Scharaschka Wladimir Antonowitsch Tschischewski Luftfahrtingenieur in der Tupolew Scharaschka Bronislaw Sigismundowitsch Malachowski Eisenbahningenieur Leon Theremin Pionier elektronischer Musik Erfinder des Theremin und einer passiven Wanze Nikolai Wladimirowitsch Timofeew Ressowski Genetiker und Radiobiologe Leonid Konstantinowitsch Ramsin Erfinder des Dampfkessels Juri Wassiljewitsch Kondratjuk Pionier der Astronautik und der Raumfahrt Erfinder des Swing by Manovers Chariton Nikanorowitsch Slaworossow Pilot in einer Scharaschka in Medweschjegorsk Juri Borissowitsch Rumer Physiker in der Atom Scharaschka Nikolai Albertowitsch Fuchs Physikochemiker Sergei Michailowitsch Nikanorow fuhrender Spezialist der Erforschung des Pesterregers Yersinia pestis 3 Sergei Wasiljewitsch Suworow fuhrender Spezialist der Erforschung des Pesterregers 3 Boris Jakowlewitsch Elbert fuhrender Spezialist des Tularamieerregers Francisella tularensis 3 Nikolai Akimowitsch Gaiski fuhrender Spezialist des Tularamieerregers Francisella tularensis 3 Literatur BearbeitenThe database of research and design establishments of the Soviet defence industry 1927 67 by Keith Dexter The University of Warwick Simon Ings Triumph und Tragodie Stalin und die Wissenschaftler Hofmann und Campe 2018 ISBN 978 3 455 50283 1 englisch Stalin and the Scientists A History of Triumph and Tragedy 1905 1953 2016 Ubersetzt von Brigitte Dobert Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource MWD Befehl Nr 001020 vom 9 November 1949 uber die Einrichtung von Speziellen technischen und Konstruktionsburos Quellen und Volltexte russisch Einzelnachweise Bearbeiten Worterbuch des russischen Argot Abgerufen am 5 August 2023 a b Natalja Koroljowa S P Koroljow Vater Elbe Dnjepr Verlag Klitzschen 2010 ISBN 978 3 940541 21 5 a b c d e f Anthony Rimmington Stalin s Secret Weapon The Origins of Soviet Biological Warfare Oxford University Press 2018 ISBN 978 0 19 092885 8 englisch Prikaz MVD SSSR ob organizacii sharashek PDF Abgerufen am 5 August 2023 russisch Erlass des Innenministeriums der UdSSR uber die Organisation Scharaschka fur das Jahr 1949 auch in der russischen Wikisource CAGI sektor opytnogo samoletostroeniya KOSOS Abgerufen am 5 August 2023 russisch deutsch TsAGI Experimenteller Flugzeugbausektor KOSOS Alexej Timofejtschew Erzwungener Einfallsreichtum Drei Erfindungen aus Stalins Forschergefangnissen In Russia Beyond 28 Marz 2023 abgerufen am 5 August 2023 Lew Kopelew Troste meine Trauer Autobiografie 1947 1954 dtv 1983 ISBN 3 423 10210 1 Leonid Lvovich Kerber Stalin s Aviation Gulag A Memoir of Andrei Tupolev and the Purge Era Smithsonian Institution Press 1996 ISBN 1 56098 640 9 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scharaschka amp oldid 239189544