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Genrich Grigorjewitsch Jagoda russisch Ge nrih Grigo revich Yago da wiss Transliteration Genrich Grigor evic Jagoda ursprunglich Jenoch Gerschenowitsch Jehuda 1 2 7 Novemberjul 19 November 1891greg in Rybinsk um den 15 Marz 1938 vermutlich in Moskau war der Chef des sowjetischen Innenministeriums NKWD von 1934 bis 1936 das unter seiner Leitung aus der Zusammenlegung der Geheimpolizei OGPU mit dem bisherigen Volkskommissariat des Inneren NKWD gebildet wurde Genrich Grigorjewitsch Jagoda 1936 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Vorrevolutionares Leben 1 2 Revolution und Aufstieg 1 3 Leitung der OGPU 1 4 Fuhrung des NKWD 1 5 Abstieg und Tod 2 Siehe auch 3 Zitate 4 Literatur 5 Dokumentarfilme 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenVorrevolutionares Leben Bearbeiten nbsp Genrich Jagodas Karteikarte aus dem Bestand der zaristischen Geheimpolizei Ochrana 1912 Russisches Staatsarchiv Genrich Grigorjewitsch Jagoda war der Sohn eines judischen Druckers aus dem russischen Teilungsgebiet der polnischen Adelsrepublik der erst kurz zuvor in das Kernland des Russischen Reiches gezogen war und der auch gefalschte Dokumente fur russische Revolutionare herstellte Jagoda begann vor der Oktoberrevolution in Nischni Nowgorod eine Lehre als Apotheker und wurde dort Mitglied einer anarchistischen Gruppe Als er fur diese Sprengstoff besorgen wollte wurde er 1912 verhaftet und fur zwei Jahre nach Sibirien verbannt jedoch bereits 1913 amnestiert Danach ging er nach St Petersburg und arbeitete dort als Versicherungsangestellter in den Putilow Werken 1915 wurde er in die russische Armee eingezogen und nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil wobei er sich eine Verwundung zuzog Revolution und Aufstieg Bearbeiten nbsp Jagoda 3 v l mit Mutze als Sargtrager fur Feliks Dzierzynski 19261917 kehrte er nach der Februarrevolution nach Sankt Petersburg zuruck trat den Bolschewiki bei spater wurde sein Beitrittsdatum auf 1907 zuruckdatiert und beteiligte sich an der Oktoberrevolution Der einflussreiche Revolutionar Jakow Swerdlow wurde zu seinem Forderer und empfahl ihn fur die Arbeit in der Tscheka und der Obersten Militarinspektion wo er erste Kontakte zu Lenin und Stalin schloss Jagoda wurde unter Felix Dserschinski Mitglied dieser Geheimpolizei Er stieg schnell in der Hierarchie auf und war 1923 bereits nach Wjatscheslaw Menschinski zweiter stellvertretender Vorsitzender der mittlerweile in OGPU umbenannten Organisation Nach dem Tod Dserschinskis im Juli 1926 wurde er stellvertretender OGPU Vorsitzender Leitung der OGPU Bearbeiten nbsp Haftlinge beim Bau des Weissmeer Ostsee Kanals 1931 1933 Foto aus der Sammlung des Regionalmuseums der Republik Karelien Petrosawodsk Als Menschinski Ende der 1920er Jahre schwer erkrankte war Jagoda de facto Leiter der OGPU Jagoda der sich fur Literatur interessierte half Stalin den Schriftsteller Maxim Gorki aus dem italienischen Exil zuruckzuholen Dies wiederum ermoglichte ihm und der OGPU die verbliebenen Schriftsteller in der Sowjetunion besser zu kontrollieren welche nun ganz auf Linie mit der Parteifuhrung waren Jagoda war fur den Aufbau des sowjetischen Straflagersystems GULAG mitverantwortlich welches vor allem zu Beginn der 1930er Jahre fur grosse Bauvorhaben herangezogen wurde Er war auch an der als Entkulakisierung bezeichneten Vernichtung der wohlhabenderen Landbevolkerung ab 1929 beteiligt 1931 verlor er einen Machtkampf gegen andere stv OGPU Vorsitzende und wurde zum zweiten Stellvertreter Menschinskis degradiert Von 1931 bis 1933 war er fur den Bau des Weissmeer Ostsee Kanals verantwortlich und anschliessend bis 1934 fur den Bau des Moskau Wolga Kanals Bei beiden Projekten starben jeweils aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen zehntausende Haftlinge Fur seine Leistungen beim Bau des Weissmeer Ostsee Kanals erhielt er den Leninorden Er gehorte zusammen mit Maxim Gorki zu den Koautoren eines Buches uber den Kanalbau in dem die Arbeiten erheblich geschont dargestellt wurden Im Februar 1933 entwickelte Jagoda zusammen mit dem Chef des Gulag Matwei Berman einen Plan zur Deportation von je einer Million Menschen nach Westsibirien und Kasachstan Die Deportierten als sozial schadliche und deklassierte Elemente bezeichnet sollten dort kaum besiedelte Landstriche erschliessen Der sogenannte grossartige Plan scheiterte bereits nach wenigen Monaten mit der Tragodie von Nasino bei der aufgrund der unzureichenden und schlecht organisierten Versorgung der Deportierten sogar Falle von Kannibalismus registriert wurden Fuhrung des NKWD Bearbeiten nbsp Maxim Gorki und Genrich Jagoda nach dem November 1935 Foto russ Staatsarchiv Im Juli 1934 wurde Jagoda zwei Monate nach dem Tod Menschinskis zum Chef der OGPU die er bald darauf dem NKWD angliederte Nach seiner Beforderung zum Chef des NKWD verlor Jagoda in grossem Mass den Bezug zur Realitat er wurde immer anmassender und brutaler 3 Nach der Ermordung Sergej Kirows eines engen Vertrauten Stalins im Dezember 1934 war er in der Anfangsphase der stalinistischen Sauberungen fur die Untersuchung des Mordfalls und die Verhaftung und Anklage von Lew Kamenew Grigori Sinowjew Iwan Smirnow und Grigori Jewdokimow als Exponenten der Verschworung der linken Opposition verantwortlich Im Januar 1935 wurden die vier wegen dieses Mordes zu Zuchthausstrafen verurteilt Die kommunistische Presse hier die Rundschau schrieb dass das sogenannte Moskauer Zentrum die konterrevolutionare Tatigkeit illegaler Gruppen von Sinowjew Leuten geleitet hatte 4 Er war fur die Abhaltung des ersten der Moskauer Schauprozesse verantwortlich der vom 19 bis 24 August 1936 dauerte und mit der Hinrichtung Kamenews Sinowjews Smirnows Jewdokimows und zwolf weiterer Angeklagter endete Die Rundschau fuhrte aus Sie seien ebenso Initiatoren und Organisatoren von Anschlagen die auf das Leben anderer Fuhrer der KPdSU und der Sowjetregierung vorbereitet wurden 4 Nach der Ermordung Kirows nahm der Druck auf Jagoda zu Verschworungen innerhalb von Partei und Gesellschaft aufzudecken Um Auslandseinsatze des NKWD zu finanzieren initiierte Jagoda die massenhafte Falschung von US Dollar Scheinen 5 Abstieg und Tod Bearbeiten nbsp Unperson Genrich Jagoda Auf dem Foto des Eingangsbereiches des Weissmeerkanals wurde das ubergrosse Portrat Jagodas auf der rechten Seite nachtraglich durch sowjetische Zensoren unkenntlich gemacht Zensur in der Sowjetunion Jagoda wurde am 26 September 1936 durch Nikolai Jeschow ersetzt der ihm schon wahrend des Prozesses als Assistent zur Seite gestellt worden war und wahrend dieser Zeit belastendes Material gegen ihn gesammelt hatte Im Marz 1937 wurde Jagoda verhaftet anschliessend auch NKWD Mitarbeiter wie Wsewolod Balyzkyj die ihm nahegestanden hatten Nachdem er monatelang unter Anleitung seines Nachfolgers Jeschow im Rahmen des Grossen Terrors brutal gefoltert worden war und dabei unter anderem Stalins Leibwachter Karl Pauker belastet hatte 6 gehorte er zu den Hauptangeklagten des dritten Schauprozesses vom 2 bis zum 13 Marz 1938 Er unterschied sich von seinen Mitangeklagten dahingehend dass er von diesen abgesondert gefangengehalten wurde Zusatzlich beschuldigte man ihn seinen Vorganger Menschinski sowie Maxim Gorki vergiftet zu haben Auch das gegen ihn verhangte Todesurteil wurde getrennt von den anderen Angeklagten in der Lubjanka vollstreckt 5 weshalb weder der 15 Marz sicher als sein Todesdatum gelten kann noch etwas uber den Verbleib des Leichnams bekannt ist Eine grosse Statue Jagodas an der Einfahrt des Weissmeerkanals wurde nach seiner Hinrichtung gesprengt 5 Siehe auch BearbeitenIda Leonidowna Awerbach 1905 1938 Ehefrau JagodasZitate Bearbeiten Ein Schwarm folgte Jagoda nach Wahrscheinlich wird manch ein Held unserer spateren Berichte uber den Weissmeerkanal darunter gewesen sein und ihre Namen wurden nachtraglich aus den poetischen Versen gestrichen Alexander Solschenizyn Archipel GULAG Band 1 S 150 Uber die Sauberungen in der NKWD Jagoda war ein Erzkrimineller Diesem millionenfachen Morder ging es nicht ins Hirn dass sich im Herzen des noch hoheren Morders keine Solidaritat finden wurde Ihn flehte er um Gnade an zuversichtlich eindringlich geradeso als sasse Stalin hier im Saal Ich wende mich an Sie Ich habe fur Sie zwei Kanale gebaut Alexander Solschenizyn Archipel GULAG Band 1 S 378 Uber den dritten Moskauer Schauprozess Um so leichteren Herzens konnten sich die Verfasser den Worten des Genossen Kogan uber den eisernen Volkskommissar anschliessen Genosse Jagoda ist unser oberstes allgegenwartiges Haupt Das war mit das Argste woran das Buch gescheitert ist Die Lobhudeleien auf Genrich Jagoda wurden mitsamt seinem Bild sogar aus dem einzigen mir zuganglichen Exemplar herausgerissen ich musste lange nach diesem Bild suchen Bild 15 Alexander Solschenizyn Archipel GULAG Band 2 S 78 Uber das Buch Der Stalin Weissmeer Ostsee Kanal die Geschichte seiner Errichtung russ Belomoro Baltijski kanal imeni Stalina GIS 1934 Jagoda uns voran als Lehrer scharf sein Blick und fest die Hand Alexander Solschenizyn Archipel GULAG Band 2 S 79 Propagandalied zur Ermunterung der KanalarbeiterLiteratur BearbeitenSimon Sebag Montefiore Stalin The Court of the Red Tsar Knopf 2004 ISBN 1400042305 Alexander Michailowitsch Orlow The Secret History of Stalin s Crimes Random House 1953 Donald Rayfield Stalin und seine Henker Blessing Munchen 2004 ISBN 3 89667 181 2 Dagobert D Runes Despotism a pictorial history of tyranny Philosophical Library 1963 Alexander Solschenizyn Der Archipel Gulag Rowohlt Verlag 1978 N V Petrov K V Skorkin N W Petrow K W Skorkin Kto rukovodil NKVD 1934 1941 Spravochnik Wer hatte die Regie im NKWD 1934 bis 1941 Verzeichnis Swenja Verlag 1999 ISBN 5 7870 0032 3 online A L Litvin A L Litwin Ot anarho kommunizma k GULAGu k biografii Genriha Yagody Vom Anarchokommunismus zum Gulag Mit einer Biografie von Genrich Jagoda in 1917 god v sudbah Rossii i mira Oktyabrskaya revolyuciya Das Jahr 1917 und die Schicksale Russlands und der Welt S 299 314 Institut fur russische Geschichte RAN Moskau 1998 ISBN 5805500078 Dokumentarfilme BearbeitenFolge 1933 Genrich Jagoda der Dokumentarreihe Historische Chroniken von Nikolai Swanidse Produktion des Fernsehkanals Rossija 1 2006 Hauptseite der Dokumentationen russisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Genrich Grigorjewitsch Jagoda Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kurze biografische Notiz auf der Seite des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB russisch Jagodas Order Nr 6123 vom 1 Marz 1929 zur Verhaftung von Warlam Tichonowitsch Schalamow russisch Auszuge aus dem Buch uber den Bau des Weissmeerkanals auf der Seite des niederlandischen Internationalen Instituts fur Sozialgeschichte IISG Lebenslauf AZ Library russisch Zeitungsartikel uber Genrich Grigorjewitsch Jagoda in den Historischen Pressearchiven der ZBW Steffen Dietzsch Bucharin Nikolai Iwanowitsch Karl Radek et al in Kurt Groenewold Alexander Ignor Arnd Koch Hrsg Lexikon der Politischen Strafprozesse Online Stand September 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Za chto rasstrelyali otca GULAGa Genriha Yagodu Abgerufen am 3 Februar 2019 russisch Kratkie biografii i posluzhnye spiski rukovodyashih rabotnikov NKVD Abgerufen am 3 Februar 2019 Norman Polmar Thomas B Allen Spy Book The Encyclopedia of Espionage Greenhill Books London 1997 ISBN 1 85367 278 5 a b Rundschau uber Politik Wirtschaft und Arbeiterbewegung Jg 1936 S 1589 a b c Vronskaya Chuguev A Biographical Dictionary of the Soviet Union Verlag K G Saur London 1989 ISBN 0 86291 470 1 Simon Sebag Montefiore Stalin Am Hof des Roten Zaren 2 Auflage Frankfurt 2007 S 252 Chefs der Sicherheitsorgane in der SowjetunionTscheka 1917 1922 Felix Edmundowitsch Dserschinski 1917 1918 Jakow Christoforowitsch Peters 1918 Felix Edmundowitsch Dserschinski 1918 1922 nbsp GPU OGPU 1922 1934 Felix Edmundowitsch Dserschinski 1922 1926 Wjatscheslaw Rudolfowitsch Menschinski 1926 1934 NKWD 1934 1946 Genrich Grigorjewitsch Jagoda 1934 1936 Nikolai Iwanowitsch Jeschow 1936 1938 Lawrenti Beria 1938 1946 MGB 1946 1954 Wsewolod Nikolajewitsch Merkulow 1946 Wiktor Semjonowitsch Abakumow 1946 1951 Semjon Denissowitsch Ignatjew 1951 1953 Lawrenti Beria 1953 Sergei Nikiforowitsch Kruglow 1953 1954 KGB 1954 1991 Iwan Alexandrowitsch Serow 1954 1958 Alexander Nikolajewitsch Schelepin 1958 1961 Wladimir Jefimowitsch Semitschastny 1961 1967 Juri Wladimirowitsch Andropow 1967 1982 Witali Wassiljewitsch Fedortschuk 1982 Wiktor Michailowitsch Tschebrikow 1982 1988 Wladimir Alexandrowitsch Krjutschkow 1988 1991 Leonid Wladimirowitsch Schebarschin 1991 Wadim Wiktorowitsch Bakatin 1991 Normdaten Person GND 119495473 lobid OGND AKS LCCN nr95041601 VIAF 18033143 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jagoda Genrich GrigorjewitschALTERNATIVNAMEN Yago da Ge nrih Grigo revich russisch KURZBESCHREIBUNG russischer Chef der sowjetischen Geheimpolizei NKWDGEBURTSDATUM 19 November 1891GEBURTSORT RybinskSTERBEDATUM um 15 Marz 1938STERBEORT Moskau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Genrich Grigorjewitsch Jagoda amp oldid 239088030