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Sergei Mironowitsch Kirow eigentlich Kostrikow russisch Sergej Mironovich Kirov wiss Transliteration Sergej Mironovic Kirov 15 Marzjul 27 Marz 1886greg in Urschum im Gouvernement Wjatka 1 Dezember 1934 in Leningrad war ein bedeutender sowjetischer Staats und Parteifunktionar Er galt als Gefolgsmann Stalins Im Alter von 48 Jahren wurde er unter bis heute ungeklarten Umstanden von einem Attentater erschossen Sergei Kirow auf dem 17 Parteitag Januar 1934 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Oktoberrevolution 1 3 Parteikarriere 1 4 Ermordung und Nachwirkung 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Kirow entstammte einer armen Familie mit sieben Kindern von denen vier jung verstarben Nachdem sein Vater ein Alkoholiker die Familie verlassen hatte und die Mutter 1893 an Tuberkulose gestorben war wurde er zunachst von seiner Grossmutter aufgezogen und wuchs spater in einem Waisenhaus auf Nach einem erfolgreichen Realschulabschluss wurde er 1901 in die Gewerbeschule der tatarischen Stadt Kasan aufgenommen Dort lernte er zum ersten Mal die revolutionare Ideologie kennen Nachdem er die Gewerbeschule mit Erfolg abgeschlossen hatte ging er 1904 nach Tomsk wo er vorhatte sich an der Staatsuniversitat immatrikulieren zu lassen Diese Plane gab er jedoch schnell auf weil er im selben Jahr in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands SDAPR eintrat und sich seitdem nur auf die illegale Tatigkeit eines Berufsrevolutionars konzentrierte Kirow nahm an der Russischen Revolution von 1905 teil und wurde im Februar 1905 erstmals verhaftet Nachdem er kurze Zeit spater freigelassen worden war schloss er sich den Bolschewiken an Wegen Verbreitung illegaler Literatur wurde er 1906 zu drei Jahren Gefangnis verurteilt Nach der Verbussung der Haftstrafe verliess er Tomsk und ging in den Kaukasus Seit Herbst 1909 arbeitete er in der Redaktion der Kadetten Zeitung Terek in der Stadt Wladikawkas In dieser Zeit anderte er seinen Namen von Kostrikow zu Kirow und hegte offensichtliche Sympathien fur die gemassigten Sozialdemokraten In mehreren Artikeln die nach dem Sturz des Zarismus und der Abdankung von Zar Nikolaus II erschienen erwies sich Kirow als Verehrer von Alexander Kerenski dem Leiter der Ubergangsregierung zwischen Februar und Oktoberrevolution Oktoberrevolution Bearbeiten Im Oktober 1917 nahm Kirow als Abgeordneter des Wladikawkaser Rates an den Sitzungen des II Allrussischen Kongresses der Arbeiter und Bauernrate teil wo er anfangs versuchte die Interessen der Menschewiki zu vertreten Nach der erfolgreich verlaufenen Oktoberrevolution begann Kirow seine Orientierung zu andern Als er zuruck in Wladikawkas war wurde er Mitglied eines sogenannten sozialistischen Blocks der die Menschewiki Bolschewiki Volkssozialisten und Sozial Revolutionare in seinen Reihen vereinigte Als im Marz 1918 auf dem II Kongress der Volker der Oblast Terek die kurzlebige sowjetische Volksrepublik Terek ausgerufen wurde wurde Kirow weder Mitglied darin noch in dem bolschewistischen Komitee der Stadt Wladikawkas Es gibt Zeugnisse dass Kirow bis 1919 gar kein offizielles Mitglied der bolschewistischen Partei war sondern erst in Astrachan wahrend der Umtauschaktion von Parteimitgliedsbuchern in sie aufgenommen wurde Trotzdem wurde Kirow als Vertreter des Rates der Volkskommissare von Terek nach Moskau entsandt um die benotigten Transporte von Waffen und Hilfsgutern zu organisieren Parteikarriere Bearbeiten nbsp Das 2014 demontierte Kirow Denkmal in Kropywnyzkyj dem ehemaligen KirowohradSeit Januar 1919 befand sich Kirow ununterbrochen in Astrachan Die Macht im nordkaukasischen Gebiet befand sich damals ganz in den Handen des Vorsitzenden des Revolutionaren Militarrates Schljapnikow der in den 1920er Jahren ein fuhrender Vertreter der Arbeiteropposition wurde Kirows Aufstieg begann erst nach der Absetzung Schljapnikows im Fruhling 1919 Sein Nachfolger wurde Konstantin Mechonoschin der Kirow zum Leiter des provisorischen militarrevolutionaren Komitees ernannt hatte In dieser Funktion liess Kirow hochrangige christliche Wurdentrager verhaften und erschiessen darunter den Astrachaner Erzbischof Mitrofan 1869 1919 der 2001 heiliggesprochen wurde Zudem war er fur die blutige Niederschlagung eines Arbeiterstreiks im von den Truppen der Weissen Armee bedrohten Astrachan im Marz 1919 verantwortlich Insgesamt wurden bis zu 1500 unbewaffnete Menschen als angebliche weissgardistische Spione verhaftet und ohne Gerichtsverfahren erschossen Im April 1920 wurde Kirow Mitglied des Stabs und des Militarrevolutionaren Rates der 11 Roten Armee Er war fur mehrere Sauberungsaktionen gegen angebliche Revolutionsfeinde im Terek Gebiet verantwortlich Durch sein rudes Vorgehen erwarb er sich den Titel Schlachter vom Kaukasus bei den von ihm Verfolgten 1920 1921 war Kirow zusammen mit Anastas Mikojan und Grigori Ordschonikidse einer der Organisatoren und Leiter der Invasion Aserbaidschans durch die Rote Armee Im Oktober 1920 leitete er die sowjetische Delegation bei den Gesprachen in Riga uber einen Friedensvertrag mit Polen zur Beendigung des Polnisch Sowjetischen Krieges Vom Juni bis September 1920 war Kirow bevollmachtigter Vertreter Sowjetrusslands in Georgien wo er die Moglichkeiten auslotete die dortige demokratisch liberale Regierung zu entmachten Nach einem von ihm und Ordschonikidse verfassten Bericht Anfang 1921 traf das ZK der RKP b die Entscheidung Georgien zu besetzen Wahrend des 10 Parteitages der Kommunistischen Partei wurde Kirow zum Kandidaten des ZK der RKP b gewahlt Bereits seit Oktober 1920 war er Mitglied des Kaukasus Buros der kommunistischen Partei Im April 1921 leitete er die Arbeit der konstituierenden Versammlung die beschlossen hatte eine autonome Republik der Bergvolker des Kaukasus zu grunden Im Juli 1921 wurde Kirow Sekretar der Parteiorganisation in Aserbaidschan Seine Hauptaufgabe war die vom Burgerkrieg stark in Mitleidenschaft gezogene Olforderung im Gebiet Baku wieder aufzubauen und die Produktion von durch Bolschewiki enteigneten Betrieben auf das Vorkriegsniveau zu bringen Seit 1923 war Kirow Mitglied des ZK der RKP b Er war einer der Grunder der Transkaukasischen Sozialistischen Foderativen Sowjetrepublik die drei Lander Georgien Armenien Aserbaidschan umfasste und am 30 Dezember 1922 Teil der neu gegrundeten Sowjetunion wurde Im Februar 1926 wurde er zum Ersten Sekretar der Leningrader Parteiorganisation und des Nord West Buros des ZK der WKP b ernannt Gleichzeitig wurde er zum Kandidaten des Politburos gewahlt Kirows Hauptaufgabe war die durch den XIV Parteitag des WKP b entmachteten Grigori Sinowjew Lew Kamenew und ihre Anhanger die besonders stark im Leningrader Parteikomitee waren zu bekampfen und einen dem neuen starken Mann Josef Stalin treu ergebenen Parteikader zu erziehen Kirow erwies sich als ein Hardliner und grosser Anhanger Stalins Er unterstutzte ihn besonders in der Kampagne der Entkulakisierung in der ausserst brutale Vorgehensweisen gegen die Bauern angewendet wurden Gemeinsam mit Stalin und Woroschilow beaufsichtigte er den Bau des Weissmeer Ostsee Kanals wobei er fur die verstarkte Einsetzung von Gefangenen eintrat die unter unmenschlichen Bedingungen zu Tausenden bei diesem Vorhaben starben Er leistete seinen Beitrag zu zahllosen Entlarvungen von angeblichen Staatsfeinden Auf seine Anordnung hin wurden innerhalb weniger Monate mehrere tausend sozial fremde Elemente aus Leningrad in die entlegenen Gegenden der Sowjetunion zwangsumgesiedelt In den 1930er Jahren wurde Kirow zunehmend popularer sowohl bei den Parteigenossen als auch beim Volk Seit 1930 war er Mitglied des Politburos und gehorte somit zum hochsten Machtgremium der bolschewistischen Partei und des sowjetischen Staates Jedoch blieb die Rolle Kirows auf Leningrad und den Nordwesten der Sowjetunion begrenzt Aus den Protokollen der Politburositzungen geht hervor dass Kirow sehr selten an diesen teilnahm und sich meistens durch seinen Vize Andrei Schdanow vertreten liess Bei der geheimen Wahl zum Zentralkomitee auf dem XVII Parteitag der KPdSU 1934 stimmten 292 Delegierte gegen Stalin und nur drei gegen Kirow eine Demutigung fur Stalin Es wird haufig behauptet dass zwischen Kirow und Stalin wahrend des XVII Parteitages oder kurz danach Spannungen aufgetreten seien Wahrend des Parteitages hatte Kirow Stalin jedoch als den grossten Strategen der Bewegung zur Befreiung von Werktatigen und als den besten Steuermann unseres grossen sozialistischen Landes bezeichnet Ermordung und Nachwirkung Bearbeiten Am 1 Dezember 1934 wurde Kirow von Leonid Nikolajew an seinem Arbeitsplatz im Smolny Institut in Leningrad durch einen Kopfschuss getotet 1 Die Hintergrunde des Attentats waren lange Zeit umstritten Der Mord an Kirow war einer der Anlasse fur die in den Jahren 1936 bis 1939 folgenden Verhaftungen die Stalinschen Sauberungen die offentlichen Schauprozesse und die Moskauer Prozesse in denen hohe sowjetische Partei und Staatsfunktionare als angebliche Hintermanner im Mordfall Kirow wegen ihrer Beziehungen zur Opposition Trotzkis und angeblicher terroristischer staatsfeindlicher Aktivitaten angeklagt wurden Als Beweise hierfur dienten vom NKWD durch Folter erpresste Gestandnisse der Angeklagten 2 Stalins Nachfolger Chruschtschow verwies in seiner Geheimrede 1956 darauf dass nach der verbrecherischen Ermordung S M Kirovs Massenrepressalien begannen Chruschtschow machte Andeutungen uber eine Beteiligung Stalins indem er ausserst verdachtige Umstande schilderte 1937 seien dann leitende Mitarbeiter des Leningrader NKWD erschossen worden Man darf vermuten dass sie erschossen wurden um die Spuren der Organisatoren des Mordes an Kirov zu verwischen 3 Bewiesen ist das nicht aber die Geruchte uber eine direkte Beteiligung Stalins sind von der sowjetischen Fuhrung niemals ausdrucklich zuruckgewiesen worden so der US Diplomat George F Kennan 4 Ehrungen Bearbeiten nbsp Sowjetische Briefmarke die anlasslich von Kirows 100 Geburtstag 1986 herausgegeben wurdeKirow wurde mit dem Rotbannerorden und dem Leninorden ausgezeichnet Nach dem Tod Kirows wurde seine Urne an der Kremlmauer in Moskau beigesetzt 1934 wurde nach Kirow die Stadt Wjatka in Kirow umbenannt 1935 das Leningrader Opernhaus Mariinski Theater in Kirow Theater Die Ballettkompagnie dieses Theaters verwendet auch heute nach der Ruckbenennung des Theaters noch den Namen Kirow Ballett 1934 wurde die ukrainische Stadt Jelisawetgrad von 1924 bis 1934 Sinowjewsk in Kirowo und anschliesslich Kirowograd Kirowohrad umbenannt Den Namen trug die Stadt bis zur Umbenennung in Kropywnyzkyj im Juli 2016 1934 wurde die 1929 gegrundete Stadt Chibinogorsk Oblast Murmansk in Kirowsk umbenannt und heisst noch heute so Zwischen 1935 und 1989 trug die Stadt Ganca in Aserbaidschan ihm zu Ehren den Namen Kirowabad Wanadsor die heute drittgrosste Stadt Armeniens trug von 1935 bis 1991 den Namen Kirowakan In der DDR wurde ein Leipziger Maschinenbaubetrieb nach Kirow benannt Der Name wurde als Marke fur Eisenbahnkrane so bekannt dass sich der Betrieb auch nach der Wende 1989 bis zum heutigen Tag Kirow nennt Die fortdauernde Benennung einer deutschen Firma nach einem Gefolgsmann Stalins durfte einmalig sein Seit 1979 trug die 2 Polytechnische Oberschule im Ost Berliner Stadtteil Marzahn den Namen Kirows Die Kaspische Rotbanner Offiziershochschule der Seestreitkrafte S M Kirow trug seinen Namen Die sowjetische Marine benannte die ab Mitte der 1930er Jahre gebauten Kreuzer der Kirow Klasse nach ihm ebenso wurde ab 1980 das Typschiff einer neuen Klasse von Atomkreuzern nach Kirow benannt Der Hauptplatz der Stadt Irkutsk in Sibirien ist bis heute nach Kirow benannt skver im Kirova Die kasachische Al Farabi Universitat trug zwischen 1934 und 1991 ihm zu Ehren den Namen Kasachische Staatliche Kirow UniversitatLiteratur BearbeitenRobert Conquest Am Anfang starb Genosse Kirow Sauberungen unter Stalin Originaltitel The Great Terror A Reassessment London 1990 ubersetzt von Jutta und Theodor A Knust Droste Dusseldorf 1970 Nikolaj Jefimow Sergej Mironowitsch Kirow in Voprosy istorii Nr 11 12 1995 S 49 67 Matthew E Lenoe Ubersetzer Mikhail Prozumenshchikov Herausgeber The Kirov Murder and Soviet History Yale University Press 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Robert Conquest Er wird uns alle abschlachten Stalins grosse Sauberung Der Spiegel 6 1971 1 Februar 1971 S 98 109 abgerufen am 27 Marz 2018 Marc von Lupke Stalins Sauberungen Wir erschiessen zu wenig Spiegel Online 1 Dezember 2014 abgerufen am 27 Marz 2018 Nikolai Chruschtschows Geheimrede auf dem XX Parteitag der KPdSU und der Beschluss des Parteitages Uber den Personenkult und seine Folgen 25 Februar 1956 1000dokumente de abgerufen am 14 Marz 2021 George F Kennan Memoiren eines Diplomaten Stuttgart 1969 S 71 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sergei Mironowitsch Kirow Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Sergei Mironowitsch Kirow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Sergei Mironowitsch Kirow in den Historischen Pressearchiven der ZBW Der Mord an Sergej Kirov Geschichte Aktuell Beitrag von Robert Baag vom 6 Dezember 2009 im DeutschlandfunkErste Sekretare des ZK der Kommunistischen Partei Aserbaidschans 1922 1991 Mirsa Dawud Gusejnow 1920 Wiktor Nanejschwili 1920 Jelena Stassowa 1920 Wladimir Dumbadse 1920 Grigori Kaminski 1920 1921 Sergei Kirow 1921 1925 Ruchulla Achundow 1925 1926 Lewon Mirsojan 1926 1929 Nikolai Gikalo 1929 1930 Wladimir Polonski 1930 1933 Ruben Rubenow 1933 Mir Dschafar Bagirow 1933 1953 Mir Tejmur Mir Jakubow 1953 1954 Imam Daschdemir Mustafajew 1954 1959 Weli Achundow 1959 1969 Geidar Alijew 1969 1982 Kjamran Bagirow 1982 1988 Abdurachman Wesirow 1988 1990 Ajas Mutalibow 1990 1991 Normdaten Person GND 119257343 lobid OGND AKS LCCN n86125765 VIAF 97113613 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kirow Sergei MironowitschALTERNATIVNAMEN Kirov Sergej Mironovic Kostrikow Sergei Mironowitsch Kostrikov Sergej Mironovic Kirov Sergej Mironovich russisch KURZBESCHREIBUNG russischer PolitikerGEBURTSDATUM 27 Marz 1886GEBURTSORT UrschumSTERBEDATUM 1 Dezember 1934STERBEORT Leningrad Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sergei Mironowitsch Kirow amp oldid 235086277