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Dieser Artikel behandelt die Geschichte der 1898 gegrundeten Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands Zur Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Bolschewiki siehe Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands Bolschewiki Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands SDAPR russisch Rossijskaya social demokraticheskaya rabochaya partiya Abkurzung RSDRP RSDRP war eine 1898 in Minsk gegrundete marxistische politische Partei 1903 spaltete sich die Partei in zwei Fraktionen in die der Bolschewiki und die der Menschewiki 1912 wurden die noch verbleibenden Menschewiki aus der Partei ausgeschlossen und die Partei in Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands Bolschewiki SDAPR B umbenannt 1918 wiederum in Kommunistische Partei Russlands Bolschewiki Aus dieser Partei ging schliesslich die Kommunistische Partei der Sowjetunion hervor Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Parteigrundung 3 Der II Parteitag 1903 4 Revolution von 1905 1907 5 Entwicklung bis zur Oktoberrevolution 1917 6 Umbenennung 1918 7 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenAngesichts der politischen Unterdruckung konnte sich sozialistisches Gedankengut aus dem Westen im Russischen Reich nur vereinzelt verbreiten Trotzdem wurden seit den 1870er Jahren von verschiedenen Gruppen Versuche unternommen Organisationen zu bilden die sich als sozialdemokratisch verstanden sich mit Literatur von Karl Marx und anderen sozialistischen Theoretikern beschaftigten und spontane Streiks unterstutzten Die erste dieser fur Russland vollig neuartigen Organisationen war der Sudrussische Arbeiterbund der 1875 von Jewgeni Saslawski 1844 1878 in Odessa gegrundet und von der zaristischen Polizei durch Verhaftung der meisten Mitglieder aufgelost wurde 1878 grundete sich in Sankt Petersburg der Nordbund russischer Arbeiter der 1880 ebenfalls von der Polizei aufgelost wurde 1883 grundeten Georgi Plechanow Pawel Axelrod Wera Sassulitsch und andere in Genf die Gruppe zur Befreiung der Arbeit die sich das Ziel setzte systematisch westliche sozialistische Literatur in Russland zu verbreiten Plechanow unterhielt enge Verbindungen zu Friedrich Engels und war Mitbegrunder der II Internationale Zur selben Zeit grundete der Bulgare Dimitar Blagoew 1856 1924 spaterer Mitbegrunder der Sozialdemokratie in Bulgarien in Sankt Petersburg die Organisation Fur eine Partei russischer Sozialdemokraten die bis zu ihrer Zerschlagung im Jahr 1887 sozialdemokratische Zeitungen verbreitete Von 1885 bis zu seiner Auflosung durch die Polizei im Jahr 1888 wirkte der Sankt Petersburger Fabrikarbeiterverein der Hunderte Arbeiter mit sozialdemokratischen Ideen vertraut machte Der Arbeiterverein Sankt Petersburg war die erste festere sozialdemokratische Organisation mit rund 20 Stadtteilgruppen die am 1 Mai 1891 vor den Toren der Stadt die erste Maikundgebung Russlands organisierte Allerdings waren Polizeispitzel dabei sodass die Organisation ein Jahr spater durch Massenverhaftungen der Polizei aufgelost werden konnte 1895 wurde in Sankt Petersburg der Kampfbund zur Befreiung der Arbeiterklasse gegrundet dem Wladimir Lenin 1870 1924 angehorte Trotz Verhaftung von rund 40 Mitgliedern darunter Lenin gelang es diesmal der Polizei nicht die Organisation zu zerschlagen Das fuhrte dazu dass in vielen anderen Stadten kleine Gruppen von sozialdemokratisch eingestellten Arbeitern nach dem Vorbild von Sankt Petersburg ebenfalls Kampfbunde grundeten die allerdings in den meisten Fallen den polizeilichen Verhaftungen nicht so erfolgreich standhalten konnten und daher wieder verschwanden 1897 grundete sich der Allgemeine Judische Arbeiterbund in Litauen Polen und Russland kurz Bund In der ukrainischen Stadt Kiew entstand zur selben Zeit die sozialdemokratische Arbeiterzeitung deren Redaktion ein Netzwerk einzelner Arbeiter und kleiner Gruppen aufbaute Parteigrundung Bearbeiten Haus der Grundung der SDAPR in Minsk1898 trafen sich in Minsk insgesamt neun Personen die sechs Organisationen vertraten die sich als sozialdemokratisch verstanden Das waren die Kampfbunde aus Sankt Petersburg Moskau Kiew und Jekaterinoslaw der Allgemeine Judische Arbeiterbund und die Redaktion der Kiewer Arbeiterzeitung Diese neun Vertreter von sechs kleinen Organisationen beschlossen die Grundung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands SDAPR erklarten sich zum I Parteitag und wahlten ein aus drei Mitgliedern bestehendes Zentralkomitee das aus Boris Eidelman 1867 1939 Arkadi Kremer 1865 1935 und Stepan Radtschenko 1869 1911 bestand Die Nachricht von der Grundung der SDAPR die im Grunde genommen nur eine kuhne Erklarung von neun Personen gewesen war verbreitete sich in ganz Russland und fuhrte dazu dass Dutzende Zeitungen Komitees und Gruppen entstanden die sich als ortliche Zusammenschlusse der SDAPR verstanden Arbeiter mit sozialdemokratischer Einstellung hatten im riesigen Russischen Reich bis 1898 angenommen mit ihren Auffassungen ganz allein dazustehen als sie jedoch erfuhren dass eine Partei gegrundet worden ist wollten sie ihr angehoren und dafur sorgen dass diese SDAPR vor Ort vertreten ist und unter den Arbeitern bekannt wird Viele der so entstandenen Gruppierungen waren nicht sehr stabil viele wurden auch von der Polizei aufgelost Seit 1900 entwickelte sich die illegal herausgegebene Zeitung Iskra Der Funke an der Lenin und die Gruppe zur Befreiung der Arbeit um Plechanow mitarbeiteten zum Diskussionsforum der Sozialdemokratie in deren Redaktion auch ernste Meinungsverschiedenheiten zwischen eher revolutionar eingestellten Sozialdemokraten um Lenin und den gemassigteren Okonomisten um Julius Martow 1873 1923 und Georgi Plechanow auftraten Der II Parteitag 1903 Bearbeiten1903 gab es in Russland 26 Organisationen die Delegierte zum II Parteitag der SDAPR entsandten der in Brussel und London stattfand Die Partei hatte zu diesem Zeitpunkt rund 5000 Mitglieder Die Zusammenkunft begann im Geheimen am 30 Juli 1903 in Brussel Sie musste jedoch nach kurzer Zeit nach London verlegt werden weil die Polizei die Delegierten zum Verlassen Belgiens aufforderte Auf dem Parteitag kam es zwischen den radikaleren und gemassigteren Richtungen der Sozialdemokratie zu Auseinandersetzungen uber organisatorische und strategische Fragen Eine scharfe Auseinandersetzung um die Parteisatzung betraf die Frage ob es fur eine Mitgliedschaft in der Partei ausreichend sein sollte wenn jemand die Partei beispielsweise finanziell unterstutzt oder ob eine personliche aktive Mitwirkung in einer Parteiorganisation gefordert werden sollte die SDAPR also eine Kaderpartei von Berufsrevolutionaren werden sollte Ein Hintergrund dieser Fragestellung war auch die Anzahl der Delegiertenstimmen die einer Parteiorganisation aufgrund der Zahl ihrer Mitglieder zustand Schliesslich befand sich die Gruppe um Lenin am 23 August 1903 1 in der Mehrheit sie wurde seitdem die Fraktion der Bolschewiki Mehrheitler genannt Ihre innerparteilichen Gegner wurden als Menschewiki Minderheitler bezeichnet Die Entscheidung Kaderpartei zu werden und entsprechend konspirative Strukturen aufzubauen behinderte nach Einschatzung des Historikers Manfred Hildermeier die innerparteiliche Demokratie stattdessen habe die SDAPR Wesensmerkmale des bekampften Staates dupliziert 2 Lenin wurde entsprechend den Parteisatzungen Ende 1903 von den Mitgliedern des Zentralkomitees ZK zu einem weiteren ZK Mitglied berufen und Anfang 1905 vom III Parteitag in London ins ZK gewahlt schied jedoch Ende 1905 wieder aus dem ZK aus Auf dem Parteitag kam es zudem zur Abspaltung des Allgemeinen Judischen Arbeiterbundes von der SDAPR Sie resultierte daraus dass der Bund fur sich Autonomie innerhalb der Partei forderte Vor allem die Gruppe um Lenin stellte sich dieser Forderung mit dem Argument dass dies nationale Politik und damit unvereinbar mit den Prinzipien der SDAPR sei entgegen 3 Programmatisch waren sich beide Flugel der Partei indes einig Sie verstand sich als marxistische Partei die nach einer Revolution der Industriearbeiter eine Diktatur des Proletariats errichten wollte die in eine klassenlose Gesellschaft munden sollte Problematisch war nur dass laut Marx historischem Materialismus vor der proletarischen erst eine burgerliche Revolution erfolgen musste die die Reste des Feudalismus beseitigen wurde Das besitzende Burgertum war im Zarenreich der Jahrhundertwende aber zahlenmassig noch sehr schwach ausgepragt und auch gar nicht gegen das Regime eingestellt Die SDAPR fand sich somit in der paradoxen Situation wieder der Bourgeoisie die sie eigentlich als Klassenfeind ansah den Steigbugel zu halten Die Bauern die die ubergrosse Mehrheit der Bevolkerung des Agrarlands Russland ausmachten interessierten die Partei ideologisch gesehen nur nachrangig Die Bauern wollte man mit der Ruckgabe der so genannten abgeschnittenen Stucke dem Land das die Dorfgemeinden seit der Abschaffung der Leibeigenschaft durch Einhegungen verloren hatten begunstigen 4 So wurde spater nach der Oktoberrevolution das Dekret uber Grund und Boden umgesetzt Revolution von 1905 1907 BearbeitenIn der ersten und blutig niedergeschlagenen russischen Revolution 1905 1907 versuchte die SDAPR unter den aufstandischen Arbeitern eine Fuhrungsrolle zu gewinnen Dies gelang ihr in einigen Grossstadten Russlands Im April 1906 fand in Stockholm der IV Vereinigungs Parteitag der SDAPR statt bei dem 62 Parteiorganisationen der Bolschewiki und Menschewiki vertreten waren Der Parteitag beschloss die Satzungen der Partei entsprechend den 1903 von der Gruppe um Lenin aufgestellten Forderungen und vollzog die Vereinigung mit den nationalen sozialdemokratischen Parteien in Polen Litauen Lettland Finnland und der Ukraine die damals zum Russischen Reich gehorten sowie mit dem Allgemeinen Judische Arbeiterbund in Litauen Polen und Russland Die Sozialdemokraten boykottierten die Parlamentswahl zur ersten Duma April Juli 1906 die sie als Scheinparlament des diktatorischen Zarenreichs ablehnten Erst in der zweiten Duma Februar Juni 1907 waren sie vertreten Die zweite Duma wurde unter dem Vorwand aufgelost dass die Sozialdemokraten angeblich einen Putsch in der Armee planen wurden wofur gefalschte Dokumente vorgelegt wurden Unter einem neuen Wahlgesetz das Gutsbesitzer und vermogende Teile der Bevolkerung begunstigte waren die Sozialdemokraten in der dritten Duma 1907 1912 nur noch mit 19 Sitzen vertreten Entwicklung bis zur Oktoberrevolution 1917 BearbeitenNach einer Zeit starker Unterdruckung aller demokratischen Bestrebungen im Russischen Reich fand 1912 in Prag eine Parteikonferenz der SDAPR statt bei der nur noch rund 20 Parteiorganisationen vertreten waren hauptsachlich Bolschewiki Einige der Menschewiki die zu diesem Zeitpunkt uber kaum organisierte Parteistrukturen verfugten trafen sich auf Initiative von Leo Trotzki 1879 1940 in Wien So waren die Menschewiki faktisch aus der Partei hinausgedrangt die sich von nun an mit der Erweiterung Bolschewiki als SDAPR B bezeichnete Ins Zentralkomitee wurde Lenin gewahlt der seit 1907 nicht stimmberechtigter Kandidat des ZK gewesen war Entsprechend den Parteisatzungen nahm das ZK Josef Stalin und Jakow Swerdlow in das ZK auf Zu diesem Zeitpunkt verfugte die Partei insgesamt nur uber etwa 10 000 aktive Mitglieder die teils in Russland teils im Exil lebten Den Bolschewiki um Lenin rechnete sich ein Zehntel davon zu 5 Kurz vor dem Sturz der Zarenherrschaft vom 15 Marz 1917 sogenannte Februarrevolution nach dem altrussischen Kalender bildete das ZK der SDAPR B ein besonderes Buro das die Verbindung zu den vielen neuen Parteiorganisationen sicherstellen sollte die sich uberall in Russland bildeten Zur Sekretarin dieses Buros wurde Jelena Stassowa 1873 1966 ernannt die seit 1912 Mitglied des ZK war Ab 1917 gab die Partei mehrere Tageszeitungen heraus Zentralorgan wurde die Prawda Die Wahrheit Im August 1917 wahlte der VI Parteitag der SDAPR B Swerdlow ins ZK und beauftragte ihn mit der organisatorischen Leitung der Partei Der Parteitag nahm einige Gruppen Meschrajonzy in die Partei auf die sich seit 1912 weder den Menschewiki noch den Bolschewiki angeschlossen sondern eine selbststandige Zwischenposition bezogen hatten darunter die Gruppe um Trotzki Nach dem Sturz der Zarenherrschaft wuchs die Mitgliederzahl der SDAPR B im Verlauf des Jahres 1917 auf 240 000 Mitglieder Deshalb wurde das zuvor von Stassowa geleitete Buro vergrossert und in ein Sekretariat umgewandelt das von Swerdlow als leitendem Sekretar gefuhrt wurde Er leitete die Parteiarbeit in Vorbereitung der Oktoberrevolution und fuhrte den Vorsitz in der historischen Sitzung als am 23 Oktober 1917 das Zentralkomitee der Bolschewiki den Beschluss fasste dass der bewaffnete Aufstand unumganglich und vollig herangereift ist 6 Trotzki bezeichnete Swerdlow spater als den eigentlichen Generalsekretar des Revolutionsjahres wahrend Lenin der unumstrittene politische Parteifuhrer Stratege und Theoretiker der SDAPR B war Auf dem parallel zur Machtubernahme der Bolschewiki stattfindenden II Allrussischen Sowjetkongress war Swerdlow Fraktionsvorsitzender der SDAPR B und wurde zum Mitglied des Gesamtrussischen Zentralexekutivkomitees GZEK gewahlt Kurz darauf wurde er als Nachfolger von Lew Kamenew zum Vorsitzenden des GZEK gewahlt Wahrend Swerdlow als leitender Sekretar des ZK die Partei organisatorisch fuhrte und als Vorsitzender des GZEK das Staatsoberhaupt Sowjetrusslands war ubte Lenin als Vorsitzender des Rats der Volkskommissare die Funktion des Regierungschefs aus und besass politisch die hochste Autoritat innerhalb der SDAPR B obwohl er offiziell nur ein ZK Mitglied war Bei den Auseinandersetzungen um die Auflosung der Konstituierenden Versammlung im Januar 1918 und um die Unterzeichnung des Friedensvertrags von Brest Litowsk im Marz 1918 vertraten Lenin und Swerdlow in der Auseinandersetzung mit innerparteilichen Kritikern dieselbe Position Umbenennung 1918 BearbeitenIm Marz 1918 leitete Swerdlow die Verhandlungen des VII Parteitags der die Umbenennung der Partei in Kommunistische Partei Russlands Bolschewiki KPR B beschloss Entsprechend den geanderten Parteisatzungen war er seitdem Vorsitzender des Sekretariats des ZK der KPR B Nach dem Tod Swerdlows 1919 infolge der Spanischen Grippe und der Krankheit Lenins gelang es Stalin 1922 zum Generalsekretar der Partei gewahlt zu werden Der kranke Lenin warnte Stalin hat nachdem er Generalsekretar geworden ist eine unermessliche Macht in seinen Handen konzentriert 7 und schlug in seinem politischen Testament die Abwahl Stalins vor Dazu kam es jedoch nicht Einzelnachweise Bearbeiten Astrid von Borcke Die Ursprunge des Bolschewismus Berchmans Munchen 1977 ISBN 978 3 87904 121 3 S 510 Manfred Hildermeier Die Russische Revolution 1905 1921 Suhrkamp Frankfurt 1989 S 40 YIVO Bund In www yivoencyclopedia org Abgerufen am 19 Mai 2016 Manfred Hildermeier Die Russische Revolution 1905 1921 Suhrkamp Frankfurt 1989 S 41 Gerd Koenen Die Farbe Rot Ursprunge und Geschichte des Kommunismus Beck Munchen 2017 S 627 f Wladimir Iljitsch Lenin Werke Bd 26 S 178 Wladimir Iljitsch Lenin Werke Bd 36 S 579Normdaten Korperschaft GND 68993 2 lobid OGND AKS LCCN n82155150 VIAF 97134220 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands amp oldid 231657302