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Jakow Michailowitsch Swerdlow russisch Yakov Mihajlovich Sverdlov wiss Transliteration Jakov Michajlovic Sverdlov 22 Maijul 3 Juni 1885greg in Nischni Nowgorod 16 Marz 1919 in Moskau war ein russischer Revolutionar und fuhrender Politiker der Partei der Bolschewiki sowie etwas mehr als ein Jahr lang Staatsoberhaupt Sowjetrusslands Jakow Michailowitsch Swerdlow1918 mit Wladimir Iljitsch Lenin links von Swerdlow vor dem Marx Engels Denkmal in Moskau Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Jugend 1 2 Zarismus 1 3 Zentralkomitee und die Oktoberrevolution 1 4 Romanows 1 5 Roter Terror 1 6 Tod 2 Nachwirkung 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Jugend Bearbeiten Swerdlow stammte aus einer judischen Familie Sein Grossvater war der 1875 in Saratow registrierte Handler Israel Gauchmann 1882 liess sich sein Vater Michaim Moshe Israelewitsch Gauchmann mit Ehefrau Elisabeth Solomonowna aus dem Gouvernement Witebsk kommend in Nischni Nowgorod unter dem Namen Moshe Swerdlow nieder Nach der Geburt des Sohnes Jeschua Salman Michailowitsch 1884 des spateren franzosischen Generals Zinovi Pechkoff wurde im Folgejahr Jakow Michailowitsch geboren Vater Moshe Swerdlow betrieb drei kleine Unternehmungen eine Gravur Werkstatt einen Verlag sowie eine Druckerei Jakow besuchte funf Klassen eines Gymnasiums wurde aber wegen revolutionarer Agitation verwiesen und vom Vater zur Ausbildung in eine Apotheke gegeben Hier trat er 1901 in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands SDAPR ein und war neben seinem Beruf auch als Agitator in Kostroma Jaroslawl Kasan und weiteren Orten an der oberen und mittleren Wolga fur die Partei unterwegs Zarismus Bearbeiten Wegen Teilnahme an der Beerdigung einer Studentin B I Rjurkowa wurde er am 5 Mai 1902 erstmals fur 14 Tage inhaftiert Von April bis August 1903 erneut inhaftiert befand er sich bis Ende des Jahres unter Polizeiaufsicht Im selben Jahr heiratete er die 1879 geborene E F Schmidt die 1904 eine Tochter gebar sich aber von der revolutionaren Bewegung abwandte Die Ehe blieb bis zu seinem Tod bestehen Nach der Parteispaltung von 1903 schloss er sich der sogenannten Fraktion der Mehrheitler russisch Bolschewiki um Lenin an Am 28 August 1905 erhielt er seine erste Parteifunktion im SDAPR Stadtkomitee von Tscheljabinsk wo er laut Parteiarchiv an drei Abstimmungen teilnahm An der ersten und niedergeschlagenen russischen Revolution von 1905 bis 1907 nahm er im Raum von Jekaterinburg teil wo er 1906 zum Vorsitzenden des Ural Gebietskomitees der SDAPR B gewahlt wurde Im September 1907 zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt die er in Jekaterinburg absass ging er anschliessend nach Moskau Hier wurde er auf Beschluss des Innenministers im Marz 1910 fur drei Jahre in das Gebiet um Tomsk hinter dem Ural verbannt konnte aber fliehen Im November wurde er in Sankt Petersburg als Agent des Zentralkomitees der Bolschewiki erneut arretiert 1911 wurde Swerdlows Sohn Andrei von Klawdija Timofejewna Nowgorodzewa geboren die 1904 in die SDAPR eingetreten war Diesmal fur vier Jahre verbannt versuchte er dreimal zu fliehen wurde allerdings immer wieder gefasst 1912 wurde Swerdlow im Alter von nur 26 Jahren von den Mitgliedern des Zentralkomitees ZK der SDAPR B entsprechend den Parteisatzungen als zusatzliches Mitglied ins ZK aufgenommen Er gehorte der Redaktion der Parteizeitung Prawda deutsch Wahrheit an wobei er die Druckerei seines Vaters nutzen konnte Wahrend des Ersten Weltkriegs vertrat er wie Lenin die Auffassung dass dieser Krieg ein auf beiden Seiten imperialistischer Krieg sei der in allen Landern in eine Revolution gegen die Herrschenden umgewandelt werden solle Er forderte dass die Sozialdemokraten die Arbeiter aller Lander dazu aufrufen sollten sich als Soldaten uber die Fronten hinweg zu verbrudern 1913 verbannte man ihn fur funf Jahre nach Turuchansk wo er mit Stalin ein Haus bewohnte Im gleichen Jahr kam Tochter Wera zur Welt 1915 zog die Mutter seiner Kinder zu ihm Mit der Februarrevolution 1917 begab er sich zunachst ohne seine Familie nach Moskau Zentralkomitee und die Oktoberrevolution Bearbeiten In Russland im Marz 1917 war er einer der Parteifunktionare die wie Lenin den Ubergang zur sozialistischen Revolution forderten Das ZK beauftragte ihn Mitte 1917 die organisatorische Leitung der Partei zu ubernehmen Der VI Parteitag wahlte ihn im August 1917 ins Sekretariat des ZK dessen Vorsitz er ubernahm Er leitete die Parteiarbeit in Vorbereitung der Oktoberrevolution und fuhrte den Vorsitz als am 23 Oktober 1917 das Zentralkomitee der Bolschewiki in einer Sitzung den Beschluss fasste dass der bewaffnete Aufstand unumganglich und vollig herangereift ist 1 Sein Klarname wurde hier erstmals wiedergegeben Auf dem II Allrussischen Sowjetkongress der parallel zur Oktoberrevolution stattfand war Swerdlow Fraktionsvorsitzender der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands Bolschewiki und wurde zum Mitglied des Gesamtrussischen Zentralexekutivkomitees GZEK gewahlt Kurz darauf wurde er auf Lenins Vorschlag als Nachfolger Lew Kamenews dessen Vorsitzender Swerdlow leitete somit als Sekretar des ZK die Partei und war als Vorsitzender des GZEK auch das Staatsoberhaupt Sowjetrusslands wahrend Lenin als Vorsitzender des Rats der Volkskommissare die Funktion des Regierungschefs ausubte Die GZEK Regierung verstand sich zunachst als Interimsherrschaft bis zum Zusammentreten der russischen verfassungsgebenden Versammlung Swerdlow war einer der in Wizebsk gewahlten bolschewistischen Abgeordneten der Versammlung Bei der gewaltsamen Auflosung der Konstituierenden Versammlung durch die Bolschewiki im Januar 1918 und bei der Unterzeichnung des Friedensvertrages von Brest Litowsk im Marz 1918 vertraten Lenin und Swerdlow dieselbe Position Da die Mittelmachte infolge des Vertrages die Ukraine besetzten die Bolschewiki aber die Ukrajinska Narodna Respublika wieder Russland einzufugen gedachten empfing Lenin auf Vermittlung Swerdlows u a den Anarchisten Nestor Machno im Juni 1918 in Moskau Lenin sondierte ob man mit den Anarchisten zusammenarbeiten konnte 2 Im Marz 1918 leitete Swerdlow die Verhandlungen des VII Parteitags der die Umbenennung der Partei in Kommunistische Partei Russlands Bolschewiki KPR B beschloss Im April d J wurde Swerdlow Vorsitzender einer Kommission die die sowjetische Staatsverfassung der Russischen Sozialistischen Foderativen Sowjetrepublik ausarbeitete die dann im Juli 1918 vom Sowjetkongress beschlossen wurde Romanows Bearbeiten Am 9 Mai 1918 gab Swerdlow die Anweisung die Zarenfamilie von ihrem bisherigen Haftort nach Moskau zu verlegen Dazu sandte er Jakow Jurowski als Sonderkommissar mit 150 Rotarmisten nach Tobolsk Dies ging auf einen Wunsch Kaiser Wilhelms II vertreten durch Botschafter Wilhelm von Mirbach Harff zuruck der des Zaren Unterschrift auf dem Brest Litowsker Vertrag wunschte Lenin berucksichtigte diese Forderung und das Reichsschatzamt des deutschen Kaiserreiches uberwies den Bolschewiki im Juni 1918 insgesamt 43 Millionen Reichsmark heutiger Wert 100 Millionen Euro um deren Regierung zu stutzen In geringerem Umfang finanzierte die Entente im Gegenzug die Sozialrevolutionare Jurowski leitete den Zug der Zarenfamilie allerdings nach Jekaterinburg und arrestierte sie im Ipatjew Haus Im sogenannten Haus zur besonderen Verwendung wurden sie am 16 17 Juli 1918 von einem Erschiessungskommando unter Jakow Jurowski ermordet Die Ermordung der Zarenfamilie auf sowjetischem Gebiet durch die Tscheka mit grosser Wahrscheinlichkeit auf GZEK Beschluss 3 forderte um diese Zeit weitere Opfer Michail Alexandrowitsch Romanow der Bruder des Zaren der bereits unter Kerenski im August 1917 mit Frau und Kind arrestiert worden war wurde am 18 Juni in seinem Verbannungsort Perm erschossen Seiner Frau Natalia gelang mit Hilfe des Gefangnisarztes die Flucht aus der Peter und Paul Festung sie emigrierte mit ihrer Tochter Nathalie nach England Im Winter gab die Regierung die Erschiessung Michails bekannt In Alapajewsk wurde einen Tag nach der Zarenfamilie die Schwester der Zarin Jelisaweta Fjodorowna zusammen mit sechs weiteren Romanow schen Grossfursten umgebracht Am 29 Januar 1919 wurden in der Peter und Paul Festung in St Petersburg die Grossfursten Nikolai Michailowitsch Pawel Alexandrowitsch Dimitri Konstantinowitsch und Georgi Michailowitsch erschossen Maxim Gorki und die Akademie der Wissenschaften hatten Gnadengesuche fur sie eingereicht Roter Terror Bearbeiten Nach zahlreichen terroristischen Gewalttaten der antisowjetischen Burgerkriegstruppen bei denen Partei und Staatsfunktionare ermordet worden waren allerdings wurde etwa Presse Kommissar W Wolodarskij am 20 Juni tatsachlich von Sozialrevolutionaren erschossen beschloss das GZEK am 6 Juli 1918 auf Vorschlag Swerdlows mit rotem Massenterror gegen die Bourgeoisie und ihre Agenten zu antworten Am selben Tag wurde ein Oberstes Revolutionstribunal unter Beteiligung Linker Sozialrevolutionare gegrundet Am 18 Juli 1918 teilte Swerdlow dem Prasidium des GZEK nachtraglich mit dass sich weissgardistische Burgerkriegstruppen im Anmarsch auf die Stadt Jekaterinburg befunden hatten es sei zu befurchten gewesen dass die dort gefangen gehaltene fruhere Zarenfamilie befreit und als lebendige Symbole des Kampfes der auslandischen Interventionstruppen und der Burgerkriegstruppen gegen die Sowjetmacht benutzt werden konnten Der Sowjet des Gebiets Ural habe daher den Befehl zur Erschiessung des Zaren gegeben der in der Nacht zum 17 Juli vollstreckt wurde Das Prasidium des GZEK billigte die angebliche Entscheidung des Gebietssowjets der auch gleich alle weiteren Familienmitglieder die im Ipatiew Haus umgebracht worden waren in seiner verspateten Erklarung vom 19 Juli auflistete Am 30 August 1918 wurde ein Attentat auf Lenin durch die Sozialrevolutionarin Fanny Kaplan verubt Swerdlow verhorte zusammen mit Jurowski F Kaplan uber Nacht in der Lubjanka Am Folgetag ubernahm er sofort die Leitung des Sownarkom Das Dekret uber den roten Massenterror wurde am 5 September verabschiedet einen Tag bevor Lenin wieder im Amt erschien 4 Tod Bearbeiten Im Februar 1919 als sich Swerdlow in Vorbereitung des VIII Parteitags auf Reisen zu verschiedenen Konferenzen befand erkrankte er an der Spanischen Grippe Er starb am 16 Marz 1919 in Moskau Nachwirkung BearbeitenSwerdlows Aufstieg den ihm innerhalb der revolutionaren Bewegung in jungen Jahren der Parteifuhrer Lenin ermoglicht hatte wurde in der Literatur mit dem Aufstieg von Antoine de Saint Just an der Seite von Robespierre nach der Franzosischen Revolution verglichen Seine judische Herkunft wurde seinerzeit von Rechtsnationalen und Antisemiten zur Diskreditierung der bolschewistischen Regierung als judisch dominiert verwendet Swerdlow war der erste sowjetische Politiker der auf dem Roten Platz vor der Kremlmauer ein Ehrengrab erhielt Die Kommunistische Swerdlow Universitat wurde nach ihm benannt 1924 wurde Jekaterinburg der Ort des Zarenmordes zu seinen Ehren in Swerdlowsk umbenannt Im Zentrum der Stadt steht noch immer ein Denkmal Swerdlows Die Stadt heisst seit 1991 wieder Jekaterinburg das Gebiet weiterhin Oblast Swerdlowsk Swerdlows Politisierung und sein Wirken waren Gegenstand des Films Yakov Sverdlov Jakow Swerdlow aus dem Jahr 1940 der in Deutschland unter dem Titel Der erste Prasident gezeigt wurde 5 6 Nach Swerdlow wurde in den 1950er Jahren die Swerdlow Klasse benannt eine Klasse Leichter Kreuzer der UdSSR Swerdlows Sohn Andrei 1911 1969 war NKWD Agent und eine Zeit lang personlicher Referent Lawrenti Berias Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jakow Swerdlow Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Jakow Swerdlow in der Internet Movie Database englisch Zeitungsartikel uber Jakow Michailowitsch Swerdlow in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Wladimir Iljitsch Lenin Werke Bd 26 S 178 Nestor Makhno My Visit to the Kremlin Elisabeth Heresch Nikolaus II Feigheit Luge und Verrat Ullstein Berlin 1994 Dekrete der Sowjetmacht Bd 3 Moskau 1964 S 267 Der erste Prasident Internet Movie Database abgerufen am 22 April 2020 englisch Filmdaten zu Jakow Swerdlow auf kino teatr ru russisch abgerufen am 22 April 2020VorgangerAmtNachfolgerLew KamenewStaatsoberhaupt Sowjetrusslands 1917 1919Michail KalininNormdaten Person GND 118758004 lobid OGND AKS LCCN n81117223 VIAF 18018005 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Swerdlow Jakow MichailowitschALTERNATIVNAMEN Sverdlov Yakov Mihajlovich russisch Sverdlov Jakov Michajlovic wissenschaftliche Transliteration Sverdlov Jacob MikhailovichKURZBESCHREIBUNG russischer Revolutionar Bolschewik und Staatsoberhaupt der SowjetunionGEBURTSDATUM 3 Juni 1885GEBURTSORT Nischni NowgorodSTERBEDATUM 16 Marz 1919STERBEORT Moskau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jakow Michailowitsch Swerdlow amp oldid 231185626