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Die Festungshaft im fruhen 19 Jahrhundert in Preussen auch Festungsarrest in Osterreich von etwa 1880 bis in die Zwischenkriegszeit Staatsgefangnis genannt war eine erleichterte Form der Freiheitsstrafe Festungshaftlingen billigte man eine ehrenhafte Gesinnung zu Die Festungshaft wurde daher auch als Ehrenhaft bezeichnet Sie war eine custodia honesta lateinisch fur ehrenhafter Gewahrsam ohne Ehrverlust und Arbeitszwang Als Freiheitsstrafe stand sie neben Zuchthaus und Gefangnisstrafe und wurde vorwiegend bei politischen Straftaten oder gegen Duellanten verhangt Die Schweiz kannte diese Strafform nie Grundsatze fur den Vollzug der Festungshaft vom 9 August 1932 Deutsches Reich Der Ort der Festungshaft war meist eine Festung doch konnte diese Form der Freiheitsentziehung auch an anderen Orten verbusst werden Im Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland wurde die Festungshaft 1953 durch die Einschliessung ersetzt die wiederum zum 1 April 1970 im Zuge der Grossen Strafrechtsreform der nun eingefuhrten Freiheitsstrafe wich In Osterreich sah der 1930 vorliegende Entwurf fur ein neues Strafgesetzbuch diese Strafart nicht mehr vor Er trat jedoch durch die politischen Entwicklungen der Folgezeit nie in Kraft Als 1945 das geltende osterreichische Strafrecht neu publiziert wurde StG 1945 wurden zahlreiche als obsolet betrachtete oder durch die zwischenzeitliche Gesetzgebung formlich aufgehobene Artikel des Strafgesetzbuches von 1852 weggelassen darunter auch die Festlegungen zur Festungshaft 1 Inhaltsverzeichnis 1 Festungshaft in Preussen 2 Festungshaft in Bayern 3 Bekannte Festungshaftlinge eine Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFestungshaft in Preussen BearbeitenIm Preussen des 19 Jahrhunderts war die Festungshaft von der Festungsstrafe zu unterscheiden Zur Festungsstrafe wurden nur Unteroffiziere und Mannschaften verurteilt Bis 1872 verbussten sie diese Strafe unter Einschliessung und Bewachung und mussten militarische Arbeiten verrichten 1872 wurde diese Strafe durch eine reine Gefangnisstrafe ersetzt Im Gegensatz dazu galt die Festungshaft als ehrenvolle Strafe Sie konnte gegen Offiziere und Angehorige der hoheren gebildeten Schichten verhangt werden Die Orte fur die Festungshaft hiessen spatestens ab den 1870er Jahren Festungs Stubengefangenen Anstalten Eine dieser Anstalten befand sich 1878 bis 1909 auf der Festung Ehrenbreitstein auf der Festungshaftlinge schon in den 1830er Jahren nachgewiesen sind Nach der Auflosung dieser Anstalt gab es noch folgende Orte zur Verbussung der Festungshaft in Preussen die Festungen Weichselmunde bei Danzig und Magdeburg fur Unteroffiziere Mannschaften und untere Militarbeamte die Festung Glatz fur Offiziere des Gardekorps sowie des I bis VI und des XVII Armeekorps und schliesslich die Festung Wesel fur Offiziere der ubrigen Armeekorps Die Festungshaftlinge in Preussen standen unter Beaufsichtigung ihrer Lebensfuhrung und unter Bewachung durften aber Tabak und alkoholische Getranke geniessen und Besuch empfangen Tagliche Bewegung an der freien Luft war gestattet Um 1900 war es sogar moglich vom Festungskommandanten Ausgang in die Stadt und von der Staatsanwaltschaft Urlaub zu erhalten der jedoch nicht als Teil der Haftzeit gerechnet wurde Duellanten wurden in der Regel zu Festungshaft verurteilt da das Duell zwar offiziell verboten faktisch aber toleriert wurde In der Regel erfuhren Duellanten zudem meist eine fruhzeitige Begnadigung durch den Konig Politische Gefangene z B im Vormarz wurden ebenso zu Festungshaft verurteilt wie katholische Geistliche die im Kulturkampf z B gegen den Kanzelparagraphen verstiessen Wer wegen einer Straftat zu Festungshaft statt Gefangnis verurteilt wurde erfuhr dadurch eine besondere Gnade Gemass 17 des Reichsstrafgesetzbuchs von 1871 war die Festungshaft lebenslang oder zeitig Die zeitige Festungshaft konnte von einem Tag bis zu 15 Jahren Dauer verhangt werden Festungshaft in Bayern Bearbeiten nbsp Justizvollzugsanstalt Landsberg am LechZu Beginn des 20 Jahrhunderts verbussten bayerische Festungshaftlinge ihre Strafen in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech Erster und lange Zeit einziger Gefangener dieser Anstalt war Anton Graf von Arco auf Valley der durch seinen 1919 ausgefuhrten Mordanschlag auf Kurt Eisner den ersten Ministerprasidenten des Freistaats Bayern bekannt wurde Er durfte dabei nach Belieben ausgehen und Besuche empfangen tagsuber arbeitete er als Praktikant auf einem benachbarten Gut 2 Am 13 April 1924 wurde er aufgrund Strafunterbrechung entlassen ohne dass wie sonst ublich eine Bewahrungsfrist ausgesprochen wurde Nach dem Hitlerputsch wurden im Fruhjahr 1924 auch Adolf Hitler sowie andere Teilnehmer des Putschversuchs wie Emil Maurice und Rudolf Hess in die Justizvollzugsanstalt Landsberg eingewiesen Auch Hitler genoss wahrend seiner Haft in einem separaten Trakt der Gefangenenanstalt zahlreiche Privilegien er hatte Kontakt mit Mitverurteilten durfte Besucher empfangen und mit ihnen vertrauliche Gesprache fuhren 3 Besucher bezeichneten seinen Haftraum wegen der vielen Feinkostwaren als Delikatessenladen 4 Hitler diktierte seinen Mithaftlingen Maurice und Hess wahrend der Haftzeit Teile des ersten Bandes seines Buches Mein Kampf Nach neun Monaten wurde er Ende 1924 wegen guter Fuhrung vorzeitig entlassen Bekannte Festungshaftlinge eine Auswahl BearbeitenAnton Graf von Arco Valley der am 21 Februar 1919 den bayerischen Ministerprasidenten Kurt Eisner erschoss und der nach einem Todesurteil zu Festungshaft begnadigt wurde August Bebel 1872 im Zuge des Leipziger Hochverratsprozesses Hanns Heinz Ewers Schriftsteller Kabarettist Filmemacher sass 1897 wegen eines Duells auf der Feste Ehrenbreitstein ein Thomas Theodor Heine Karikaturist 1898 sechs Monate wegen Majestatsbeleidigung Adolf Hitler und Rudolf Hess verbussten nach dem Marsch auf die Feldherrnhalle 1923 rund neun Monate Festungshaft in Landsberg am Lech Franz Junghuhn Arzt und Java Forscher verbusste 1832 33 wegen eines Duells eine Festungshaft auf der Feste Ehrenbreitstein Alfred von Kiderlen Waechter deutscher Diplomat sass 1894 wegen eines Duells auf der Feste Ehrenbreitstein ein Karl Liebknecht der 1907 zu eineinhalb Jahren verurteilt wurde Rosa Luxemburg verbrachte 1916 einige Monate ihrer Festungshaft im Zentralgefangnis der Provinz Posen in Wronke Karl Mack von Leiberich wurde 1806 zum Tode verurteilt anschliessend zu 20 jahriger Festungshaft begnadigt und 1808 aus der Haft entlassen Erich Muhsam mehrfach etwa bis 1924 infolge seiner Rolle in der Munchner Raterepublik Fritz Reuter von 1833 bis 1840 wegen Majestatsbeleidigung und versuchtem Hochverrat Richard Scheringer wurde im Ulmer Reichswehrprozess zu 18 Monaten Festungshaft verurteilt Christian Friedrich Daniel Schubart von 1777 bis 1787 Werner von Siemens 1842 wegen eines Duells in dem er als Sekundant fungiert hatte August Silberstein wurde 1854 zu funf Jahren Festungshaft verurteilt jedoch nach zwei Jahren entlassen Hans von Sponeck am 23 Juli 1944 auf Befehl Himmlers im Militargefangnis in Germersheim erschossen Frank Wedekind wegen Majestatsbeleidigung fur ein im Simplicissimus veroffentlichtes politisches Gedicht Ernst Toller Schriftsteller 1920 wegen seiner fuhrenden Rolle in der Munchner Raterepublik zu funf Jahren Festungshaft verurteilt Erich Wollenberg Kommunist und Rotarmist zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt die er in Landsberg Ansbach und Niederschonenfeld Entlassung Januar 1922 verbrachteLiteratur BearbeitenManfred Bockling Arbeiter Abteilung Arrest und Festungs Stubengefangenen Anstalt Die preussische Feste Ehrenbreitstein als Ort des Strafvollzugs In Neue Forschungen zur Festung Koblenz und Ehrenbreitstein Band 3 hrsg von Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz und Deutsche Gesellschaft fur Festungsforschung Regensburg Schnell amp Steiner 2012 S 63 97 ISBN 978 3 7954 2475 6 Klaus Jordan Festungsarrest Festungshaft Festungsstrafe In Festungsjournal Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft fur Festungsforschung e V 40 2011 S 53 Jurgen W Schmidt Bau und Festungsgefangene auf der schlesischen Festung Glatz Drei ungewohnliche Schicksale aus den Jahren 1825 1832 und 1896 In Schlesische Geschichtsblatter 2012 39 Jg Heft 2 S 48 71 Peter Fleischmann Festungshaft Adolf Hitlers in Landsberg 1923 24 In Historisches Lexikon Bayerns 17 Juni 2016 abgerufen am 29 Juli 2021 Weblinks BearbeitenAdolf Hitlers Festungshaft in Landsberg am Lech bei www landsberger zeitgeschichte deEinzelnachweise Bearbeiten vgl den Text auf wikisource Max Hirschberg Jude und Demokrat Erinnerungen eines Munchener Rechtsanwalts 1883 bis 1939 ISBN 3 486 56367 X S 123 Peter Fleischmann Festungshaft Adolf Hitlers in Landsberg 1923 24 In Historisches Lexikon Bayerns 17 Juni 2016 abgerufen am 1 Februar 2020 Volker Ullrich Historiker Adolf Hitler Die Jahre des Aufstiegs Biographie Band 1 S Fischer Frankfurt am Main 2013 ISBN 978 3 10 086005 7 S 189 Normdaten Sachbegriff GND 7730481 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Festungshaft amp oldid 233664652