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Die Festung Germersheim war eine koniglich bayerische Festung in der pfalzischen Stadt Germersheim Sie wurde vom Deutschen Bund finanziert und war Teil eines Festungssystems im Westen Deutschlands zum Schutz vor befurchteten franzosischen Angriffen Die Festung Germersheim war nicht wie oft behauptet eine Bundesfestung Wahrend der 1834 begonnenen und 1855 bzw 1861 vollendeten Erbauung schuf sie Arbeitsplatze bremste spater jedoch die Stadtentwicklung und verhinderte jegliches Wachstum der Bevolkerungszahl oder Ansiedlung von Industrie Seit 1878 war die Festung Standort des kgl bay 17 Infanterie Regiments Orff der Bayerischen Armee Infolge des Vertrages von Versailles wurde sie zwischen 1920 und 1922 zum grossten Teil geschleift die noch erhaltenen Teile werden mittlerweile als lokales Kulturgut angesehen Vgl Liste der Kulturdenkmaler in Germersheim Festung GermersheimFestung Germersheim einer der Zugange zum Fronte Beckers 2005 DatenOrt GermersheimBaumeister Deutscher BundArchitekt Friedrich von SchmaussBaujahr 1834 1861Abriss 1920 1922 in TeilenKoordinaten 49 13 7 N 8 22 18 O 49 218611111111 8 3716666666667 Koordinaten 49 13 7 N 8 22 18 OFestung Germersheim Rheinland Pfalz Besonderheitenbeim Bau fanden Uberreste der Burg Alt Scharfeneck bei Frankweiler VerwendungModell der Festung im Stadtpark Fronte Lamotte Ansicht von Osten 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Altere Befestigung 2 Hintergrund und Erbauung der Stadtbefestigung 3 Aufbau der Festung 3 1 Hauptwerk 3 2 Vorwerke und festen 3 3 Kasernen 3 4 Benennung 4 Militarische Bedeutung 5 Garnison 6 Schleifung 7 Heutige Nutzung 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAltere Befestigung BearbeitenEine Burg bei Germersheim lasst sich erstmals im 12 Jahrhundert nachweisen Der Ort erhielt 1276 durch Konig Rudolf I Stadtrechte verliehen womit die Erlaubnis zum Bau einer Stadtmauer verbunden war Heute geht man davon aus dass diese erst in kurpfalzischer Zeit ab 1330 entstand Erwahnt wird eine Stadtbefestigung 1390 die sich an die Burg anschloss und ein 7 ha grosses Siedlungsareal umschloss Unter Pfalzgraf Friedrich I begann vermutlich ein erster Festungsausbau im 3 Viertel des 15 Jahrhunderts Ab 1618 erfolgte der planvolle Ausbau unter Leitung des renommierten Festungsbaumeisters Adam Stapf gest 1624 Die Anlage war noch nicht vollendet als 1622 kaiserliche Truppen Germersheim ersturmten Die Festung wurde weiter ausgebaut 1674 nahmen in einem Handstreich franzosische Einheiten die kurpfalzische Festung die zu jener Zeit ohne Garnison war Frankreich hatte kein Interesse an dem Ort und sah durch diesen sein Festungsprojekte von Philippsburg gefahrdet Daher wurde die Siedlung und Befestigung von Germersheim vollstandig beseitigt und das dabei gewonnene Baumaterial nach Philippsburg gebracht Nach dem Verlust von Philippsburg 1676 forderte Vauban eine Wiederbefestigung von Germersheim die aber unterblieb 1697 war der Ort wieder kurpfalzisch und zur Festungsstadt ausgebaut Germersheim erhielt einen bastionierten Wall mit Ravelins auf der Sud und Westfront sowie weiteren Aussenwerken Im Koalitionskrieg gelangte Frankreich in den Besitz von Germersheim und begann 1794 die Festung grundlegend nach den Gestaltungsideen der Schule von Mezieres umzubauen und zu erweitern Es kam zu einer Bauunterbrechung als 1796 der osterreichische General Friedrich von Hotze den Ort mit seinen Soldaten einnahm Ab 1801 gehorte Germersheim offiziell zu Frankreich doch wurde das dortige Festungsbauprojekt nicht wesentlich vorangebracht Noch bevor Germersheim zu Bayern kam 1816 ordnete der bayerische Feldmarschall Carl von Wrede unter dem Eindruck der Ruckkehr Napoleons von Elba 1 Marz die umgehende Herstellung des Bruckenkopfes von Germersheim an Unter Leitung des Ingenieuroffiziers Kaspar Schaupp gest 1846 ruckten mehrere tausend Schanzarbeiter an die eine provisorische Befestigung errichteten Hierbei bediente man sich der vormaligen Planung und formte die sudliche Hauptfront aus den vier grossen franzosischen Ravelins die mit eigenwillig gebogenen Kurtinen verbunden wurden 1 Hintergrund und Erbauung der Stadtbefestigung BearbeitenDer Deutsche Bund erkannte die Bedeutung Germersheims als strategisch wichtigen Knotenpunkt im neu zu errichtenden Befestigungskonzept seiner Westgrenze Im Falle eines franzosischen Angriffes sollten moglichst schnell Truppen in der Linie Luxemburg Landau Rastatt gesammelt werden um ihn abzuwehren bzw gegen Frankreich vorzugehen Der Rheinubergang bei Germersheim war strategisch bedeutsam um in Baden einfallen zu konnen Im Westen und Suden lag bei Germersheim die Hauptangriffsseite da im Osten der Rhein und im Norden zum damaligen Zeitpunkt ein Sumpfgebiet naturliche Barrieren darstellten 1818 entschied der Bundesmilitarausschuss dass bei Germersheim ein doppelter Bruckenkopf anzulegen sei wofur 15 Millionen Franken aus den franzosischen Reparationszahlungen an Bayern ausgezahlt wurden Unter Leitung des bayerischen Genie Oberstleutnant Anton von Edlinger gest 1840 erarbeitete eine Lokalkommission unter Beteiligung badischer und osterreichischer Offiziere verschiedene Befestigungsprojekte Diese zeigten ein Tenaillen oder Polygonalsystem kombiniert mit einem Kranz von detachierten Forts und orientierte sich vor allem an den zeitgenossischen Festungsbauten in Mainz Koln und Koblenz Das Projekt kam aber zunachst nicht in Gang und Ludwig I benutzte teile des Baugeldes als Anleihe fur Griechenland um damit seinen Sohn Otto als neuen griechischen Regenten zu unterstutzen 1848 zahlte Griechenland das Darlehn zuruck erhoht um rund 1 4 Zinsen 2 Als Mitglied der Befestigungskommission hielt sich 1818 bis 1823 der osterreichische Sappeuroffizier und spatere General Joseph Zocchi von Morecci 1787 1880 hier auf Er gilt als der Vater des unehelich in Germersheim geborenen Priesters Paul Josef Nardini 1821 1862 dem ersten Seligen der Pfalz 3 Der endgultige Entschluss der Bundesversammlung die Stadt zu befestigen erfolgte erst 1832 Die Ausarbeitung eines Planes und die Leitung der Bauarbeiten wurden Friedrich von Schmauss ubertragen Am 30 Juni 1834 begann mit der Aushebung des Hauptgrabens der Bau der Festung am Jahrestag der Volkerschlacht bei Leipzig des gleichen Jahres dem 18 Oktober wurde der Grundstein der Festung gelegt Der eigentliche Bau wurde 1855 vollendet jedoch zog sich das Graben der Minengange bis 1861 hin Insgesamt dauerte der Bau damit siebenundzwanzig Jahre Beim Pfalzischen Aufstand hatte der Regierungsprasident Franz Alwens seinen Amtssitz im Mai und Juni 1849 in die Festung Germersheim verlegt um eine Konfrontation mit den Aufstandischen zu vermeiden Aufbau der Festung BearbeitenDas Hauptwerk der polygonalen Festung war nebst einer Stadtumwallung in sechs Fronten von Nordwesten im Uhrzeigersinn Carl Reuss Diez Lamotte Schmauss und Beckers eingeteilt wozu noch die Vorfronte Hertling sowie einige Kaponniere kamen Weiterhin gab es zehn vorgelagerte Verteidigungsanlagen Die drei starksten Friedrich der Siegreiche im Nordosten Wrede im Osten und Deroy im Sudosten wurden Vorfesten zeitgenossisch noch veste geschrieben genannt sechs schwachere sogenannte Vorwerke von welchen sich vier auf rechter Rheinseite von Suden nach Norden Zandt Bruckenkopf Seydewitz und Treuberg und zwei Siebein im Norden und Vincenti im Sudwesten am Rheinufer auf linker Rheinseite befanden schliesslich kam noch das besonders schwache linksrheinische Flugelwerk Ysenburg 4 im Nordwesten hinzu Es gab zwei Eingange zur Stadt namlich das Ludwigstor ursprunglich Deutsches Thor im Nordwesten und das Weissenburger Tor ursprunglich Franzosisches Thor im Osten Weiterhin war das Gelande ausserhalb der Hauptumwallung fast vollstandig von Minengangen durchzogen Es gab ursprunglich vier Kasernen davon drei Defensivbauten Stengelkaserne Seysselkaserne und Theobaldkaserne sowie die nicht defensive Franziskaner Klosterkaserne Spater kamen noch drei weitere Zollerkaserne Pontonierkaserne und Maschinengewehrkaserne dazu sodass sich die Anzahl am Ende des Bestehens der Festung auf sieben Kasernen belief Hauptwerk Bearbeiten In erster Linie bestand die Festung aus der 3200 m langen Stadtumwallung die in sechs Fronten aufgeteilt war Ihre starksten Fronten waren die Fronte Beckers im Westsudwesten und die Fronte Schmauss im Sudsudwesten Beide Abschnitte waren mit je 490 Metern gleich lang Ihre Hauptwerke waren zweischenklige Grabenwehren und vor denen sich an der Basis etwa vierzig Meter breite auf der Spitze mit Galerien versetzte Erdwalle erhoben vor denen sich wiederum ein trockener Graben befand Neben den Wallen befanden sich ovalformige Reduits die nach der Frontseite zweistockige begehbare Gebaude darstellten nach hinten jedoch nur aus einer etwa drei Meter hohen mit Schiessscharten versehene Mauer bestanden Von den Galerien fuhrten wiederum Poternen in Form von Walltraversen zuruck in die Stadt Diese Walltraversen bildeten auch die Eingange in die Kasematten der hinteren Wehrgalerie Zwischen diesen benachbarten und gleich gebauten Fronten befand sich vor der Hauptumwallung und dem Graben die Lunette Nr 83 nbsp Das Weissenburger Tor von aussen gesehen ist inoffizielles Wahrzeichen der Stadt 2015 Wenn man von der Fronte Schmauss weiter gegen den Uhrzeigersinn vorgeht so kommt man sudostlich innerhalb des Hauptwalles zur 480 Meter langen Fronte Lamotte in der auch das Weissenburger Tor lag Da sie im Gegensatz zu Beckers und Schmauss gegen den Rhein lag nur etwa vierhundert Meter vom Ufer entfernt und daher aus dieser Richtung nicht direkt ein franzosischer Angriff zu erwarten war war sie schwacher so war die Grabenwehr auch nur einschenklig Vom Weissenburger Tor fuhrte eine Strasse uber eine Zugbrucke auf der man auf eine Landstrasse um die Stadt herum gelangte diese fuhrte links nach Norden Richtung Lingenfeld und weiter nach Speyer nach rechts sudlich um die Stadt herum und daraufhin weiter westlich Richtung Bellheim Landau Zweihundert Meter sudwestlich der Fronte Lamotte lag und liegt der Friedhof der Stadt an den sich wiederum die Fronte Hertling anschloss ebenfalls eine Lunette Sie war durch einen etwa 280 Meter langen Tunnel mit dem Hauptwerk verbunden Nordlich der Fronte Lamotte befand sich die Fronte Diez im Osten der Anlage die mit nur 360 Metern der kurzeste Abschnitt des Festungswerkes war Davon wurde auf einer Gesamtlange von 230 Metern die Umwallung durch ein einzelnes zur Gewehr und Geschutzverteidigung ausgelegtes Gebaude ersetzt das ausserdem als Provinzamt Magazin Garnisonsbackerei Kriegsmuhle und Schlachthof fungierte Etwa in seiner Mitte machte dies einen fast rechtwinkligen Knick dementsprechend konnte sie auch direkt ohne Grabenwehr verteidigt werden Durch den Graben der Fronte fuhrt das Bett der Queich von dem aus im Verteidigungsfall der Graben der Fronte Diez sowie der Fronte Reuss und von Teilen der Fronte Carl durch Aufstauen hatte geflutet werden konnen nbsp Eingangsbereich des ehemaligen Zeughauses 2015 Der Nordosten der Hauptumwallung wurde durch die 530 Meter lange Fronte Reuss beherrscht Sie war der schwachste Teil der Festungsanlage da sie als letzte eine potentielle Angriffsflache bot Da das Gelande ausserdem sehr sumpfig war wurde auf eine starke Mauer verzichtet Das starkste Gebaude anstelle des Walles war das Zeughaus der Festung das auf Pfahlen errichtet wurde um ein Einsinken zu verhindern Mit der Fronte Diez war es durch eine nur 1 30 m starke Einzelmauer verbunden Im Sprachgebrauch wurde diese meist Carnot sche Mauer genannt Hinter dem Zeughaus befand sich dennoch eine Grabenwehr mit einem davorliegenden Wall wie bei der Fronte Lamotte Nordostlich der Fronte Diez befand sich das Flugelwerk Ysenburg das nur durch einen Infanterie Unterraum vom Rhein getrennt wurde Das Fort sollte bei der Verteidigung helfen sollte tatsachlich ein franzosischer Angriff von rechter Rheinseite erfolgen nbsp Ludwigstor von aussen 2015 Die Figuren zeigen angeblich Konig Ludwig I von Bayern links und Friedrich von Schmauss den Erbauer der Festung Germersheim rechts Das letzte Verbindungsstuck um dann wiederum zur Fronte Beckers zu kommen bildete die Fronte Carl die mit 830 Metern den grossten Teil der Anlage ausmachte Sie war der Fronte Reuss am ahnlichsten so hatte sie auch einen im Normalfall trockenen aber dennoch zumindest abschnittsweise flutbaren Graben Sie unterschied sich von anderen Anlagen vor allem dadurch dass sie eine relativ grosse vorspringende Bastion hatte Weiterhin befand sich das andere Stadttor das Ludwigstor in ihr dessen Strassen zum einen nach Speyer als auch zu den einzelnen Forts fuhrten Vorwerke und festen Bearbeiten Es gab die drei Vorfesten Wrede Deroy und Friedrich der Siegreiche von denen Wrede als das Hauptwerk des Fortgurtels galt Sie war von der Form her eine klassische Bastion mit zwei jeweils etwa 150 Meter langen Facen und je etwa einhundert Meter langen Flanken Der Graben war an den Facen rund 33 Meter breit verengte sich jedoch an den Seiten der Flanken auf zwanzig Meter sie war etwa 650 Meter westlich der Fronte Beckers angelegt Deroy etwa 700 Meter von der Fronte Schmauss entfernt und Fort Friedrich der Siegreiche lagen an der Strasse nach Lingenfeld rund 1 4 Kilometer von der Fronte Carl entfernt Auf linker Rheinseite befanden sich ausserdem die Vorwerke Vincenti im Sudosten am Rheinufer das etwa 1 1 Kilometer von der Fronte Lamotte entfernt lag und Siebein im Norden etwa 900 Meter nordlich des Uberganges von der Fronte Reuss in die Fronte Carl bzw umgekehrt Beide hatten einen funfzig Vincenti bzw funfundfunfzig Siebein Meter breiten Graben Das nordlichste rechtsrheinische Vorwerk war Treuberg Es lag etwa 1 7 Kilometer nordostlich der Fronte Reuss und war mit einem 45 60 m Graben umgeben Etwas sudlich davon lag das kleinere Vorwerk Seydewitz etwa 1 2 Kilometer ostnordostlich der Fronte Reuss Das grosste der Werke war der Bruckenkopf etwa einen Kilometer ostlich der Stadt Von oben gesehen hatte er etwa die Form eines grossen B dessen Feuerlinie etwa 640 Meter betrug und von einem 70 Meter breiten Graben umgeben war Sudlich des Rheinsheimer Altrheines lag letztlich das Vorwerk Zandt dessen Entfernung von der Fronte Lamotte etwa 1100 Meter betrug Kasernen Bearbeiten Die in der Festung stationierten Soldaten waren ursprunglich in vier Kasernen von denen drei als Defensivkasernen fungierten untergebracht Spater wurden auch noch die Zollerkaserne die Pontonnierkaserne sowie die Maschinengewehrkaserne letztere beiden ausserhalb der Stadtumwallung als nicht defensive Kaserne hinzugefugt Die starkste und grosste Defensivkaserne war die so genannte Seysselkaserne die im Notfall das letzte Hindernis fur heransturmende Feinde in der Sudwestfront sein sollte sofern die Lunette Nr 83 sowie die Fronte Beckers und die Fronte Schmauss zumindest schon an ihrer Nahtstelle gefallen sein sollten Sie war ein zweistockiges langes Gebaude mit einer 284 m langen Frontseite sowie an den Enden kurzen in 45 Winkeln abspringenden Seitenflugeln Die gesamte Front war mit Schiessscharten versehen sodass der Hauptflugel mit den Seitenflugeln einen Gegner ins Kreuzfeuer nehmen konnte Ihr Haupteingang war der Stadtseite Richtung Ludwigsstrasse zugewandt Daneben hatten auch die Seitenflugel noch Nebeneingange die direkt zu der rechten Walltraverse der Fronte Schmauss linker Flugel bzw der linken Walltraverse der Fronte Beckers rechter Flugel uber die Strasse fuhrten Die andere Defensivkaserne war die Stengelkaserne ein 220 m langes Gebaude das in der Mitte einen 225 Knick Winkel nach aussen gemessen machte sodass ihre Schusslinien in verschiedene Richtungen zeigten sprich keine Uberlagerung zugunsten eines Kreuzfeuers hatten Sie befand sich im Westen der Stadt Ihr linker Eingang war in Richtung der rechten Walltraverse der Fronte Beckers gerichtet ihr rechter in Richtung Fronte Carl wo es keine Walltraversen gab Die dritte Defensivkaserne schliesslich war die Theobaldkaserne in der Sudspitze des Walles Sie war nur etwa 160 m lang und in Richtung Wall stumpfwinklig sodass ihre Feuerlinien ebenfalls ein Kreuzfeuer ergaben Ihr linker Eingang zeigte in Richtung der einzigen rechten Walltraverse der Fronte Lamotte ihr rechter in Richtung der linken Walltraverse der Fronte Schmauss Die alteste die Franziskaner Klosterkaserne hatte ihren Namen daher dass sie vor ihrer Einrichtung als Kaserne das Kloster der Franziskaner in der Stadt war vgl hierzu den Artikel zur Germersheimer Jakobikirche Zumindest mit der katholischen Stadtkirche bildete sie einen rechteckigen Innenhof Die erste neugebaute Kaserne war die 1867 68 errichtete Zollerkaserne die auf einem Planquadrat angelegt war Gegen drei der vier sie umgebenden Strassen lag je ein Flugel der Rest bildete einen wiederum rechteckigen Innenhof Ihr Hauptflugel war etwa 170 m lang die Seitenflugel je etwa 80 m Weiterhin wurde spater ausserhalb der Mauer die Pontonnierkaserne angelegt Sie lag in der Nahe einer Kurve der Eisenbahnlinie Germersheim Philippsburg nahe dem Rhein bei einer Brucke 1914 15 wurde die Maschinengewehrkaserne westlich ausserhalb der Stadt angelegt Benennung Bearbeiten Ursprunglich fuhrten die einzelnen Festungswerke keinen eigenen Namen sondern waren mit romischen Ziffern durchnummeriert Die Vorwerke und festen hatten Nummern von I bis XXIV wobei manche Werke auch aus mehreren Teilnummern bestanden und auch manche Zahlenbereiche ubersprungen wurden Die Fronten der Hauptumwallung waren in ihren Ubergangen nummeriert Dabei begann die Nummerierung bei dem Ubergang Lamotte Schmauss mit XII und nahm mit dem Uhrzeigersinn gehend zu Die Fronte Carl wurde also ursprunglich als Fronte Nr XIV XV bezeichnet Der Entschluss zur Anderung kam von Seiten Konig Ludwigs I 5 Seine Konigliche Majestat haben unterm 26 diess den Haupt und Vorwerken der Festungen Ingolstadt und Germersheim die in den beyfolgenden beyden Verzeichnissen enthaltenen Benennungen mit dem Beyfugen allerhochst zu ertheilen geruht dass gedachte Werke von nun an nur unter diesen Namen genannt und aufgefuhrt werden sollen welches hiemit bekannt gegeben wird Munchen den 29 Janner 1842 Nachstehende Tabelle gibt einen Uberblick uber die Nummern Namen und Namenspatrone der Werke Ursprunglicher Name Geanderter Name Benannt nachNr I Deroyveste Bernhard Erasmus von DeroyNr III IV Wredeveste Carl Philipp von WredeNr V Friedrichsveste 1 Friedrich der SiegreicheNr VI Siebein Justus SiebeinNr VIII Vincenti Karl von VincentiNr IX Zandt Leopold Balduin von ZandtNr X Treuberg Friedrich Freiherr von TreubergNr XI Seydewitz Karl Friedrich August Graf von SeydewitzNr XIX XXI XII Hertling Franz Joseph von HertlingNr XXIII XXIV Ysenburger Fronte Georg August Graf Ysenburg amp Wilhelm Christoph Graf von YsenburgFronte XII XIII Fronte Schmauss Friedrich von SchmaussFronte XIII XIV Fronte Beckers Karl August von Beckers zu WesterstettenFronte XIV XV Fronte Carl 2 Karl Prinz von BayernFronte XV XVI Fronte Reuss Heinrich LII jungerer ReussFronte XVI XVII Fronte Diez Karl Philipp DiezFronte XVII XII Fronte Lamotte 3 Peter de La MotteAnmerkungen 1 Am 25 Oktober 1847 anderte der Konig den Namen erneut in Friedrich des Siegreichen Vorveste 2 Auch Fronte Karl geschrieben3 Ursprunglich Fronte La Motte geschriebenNachstehende Tabelle gibt einen Uberblick uber die Namen und Namenspatrone von Kasernen und Toren Name Lage Benannt nachLudwigstor in der Fronte Carl Ludwig I von BayernTheobaldkaserne hinter Fronte Schmauss Karl Peter Wilhelm Apolinaris von TheobaldSeysselkaserne hinter Fronte Beckers Max Graf Seyssel d AixStengelkaserne hinter Fronte Carl Karl von StengelZollerkaserne hinter Weissenburger Tor Oskar Freiherr von ZollerCarnot sche Mauern wie in Germersheim eine besteht sind nach dem franzosischen Festungsingenieur Lazare Nicolas Marguerite Carnot benannt Militarische Bedeutung Bearbeiten nbsp Grab des Oberwallmeisters der Festung Andreas Seubert 1851 1915 auf dem Friedhof GermersheimZu Beginn der Bauarbeiten sollte Germersheim eine der starksten Festungen uberhaupt werden Hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits gestanden so hatte sie zweifellos als uneinnehmbar gegolten Doch so weit kam es nicht Noch wahrend der Bauarbeiten setzte eine Welle der Verstarkung von Feuerwaffen ein Insbesondere die neuen Kanonen zeigten sich als bedrohlich fur die Festung Die Reichweite vergrosserte sich so sehr dass sie nunmehr ausreichte sowohl die Forts als auch die Hauptumwallung gleichzeitig unter Beschuss nehmen zu konnen Da weiterhin die Stadtumwallung wie sich spaterhin herausstellte nur unnotigerweise die Stadtentwicklung behinderte empfahl Heinrich von Hess bereits bei einer Festungsbesichtigung 1860 das Werk um eine zweite Reihe von Forts zu erweitern Diese sollten wie folgt angeordnet sein 6 1 Am linken Ufer des Rheins bei Sondernheim 2 Auf der Sondernheimer Hohe westlich des Bahnhofs 3 An der Hexenbrucke im Zug der grossen Strasse Germersheim Bellheim 4 Bei der Holzmuhle im Bellheimer Wald 5 An der Kulbrucke auf dem linken hohen Talrand der tief eingeschnittenen Druslach 6 An der Ausmundung der Druslach sudlich des Dorfes Lingenfeld 7 In der Nordostspitze der Insel Grun 8 Auf dem rechten Rheinufer dicht ostlich des Dorfes Rheinsheim 9 Am Bruchgraben ostlich des Forts Bruckenkopf 10 Auf dem Elisabethenworth an dem Altrhein bei der Rollfahre 11 Im oberen Elisabethenworth dicht am rechten Rheinufer Dies hatte Vorteile fur die Stadt gehabt da der Hauptwall mangels Nutzen hatte aufgelassen werden konnen Als Folge dieser Massnahme hatte sich die Stadt weiterentwickeln konnen Aus Kostengrunden es hatte knapp 5 Mio Gulden gekostet wurde dies jedoch nicht realisiert Insbesondere nach dem Sieg der Deutschen im Deutsch Franzosischen Krieg und der Annexion Elsass Lothringens kummerte man sich in erster Linie um die neuen Festungen Metz und Strassburg Weiterhin wurde die noch starker veraltete Festung Landau aufgelassen woraufhin sich die Stadt fast explosionsartig weiterentwickelte Germersheim wurde nicht weiter befestigt so dass die veralteten Anlagen wahrend der Kaiserzeit nahezu keinen militarischen Nutzen mehr hatten 1908 wurde erstmals ein Durchbruch durch die Festungsmauer vorgenommen Dabei wurde die Orffstrasse verlangert und die heutige Zeppelinstrasse und somit ein neuer Zugang zur Stadt geschaffen Dieser fungierte fortan als Abkurzung der Strasse Germersheim Bellheim ohne dass Anreisende zunachst ein Mal sudlich an der Stadt vorbeigehen mussten um sie schliesslich im Osten durch das Weissenburger Tor zu betreten Allein die Tatsache dass hierbei die Fronte Schmauss also die Hauptfront durchbrochen wurde zeigt sehr gut den Alterungszustand der Festungsanlage auf Im Jahr 1904 wurde offiziell beantragt die Festung aufzulassen Es dauerte allerdings neun Jahre bis dem Antrag 1913 stattgegeben wurde Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges im darauf folgenden Jahr verhinderte jedoch zunachst eine spurbare Weiterentwicklung der Stadt Garnison BearbeitenBereits ab 1815 war die Stadt Standort der Bayerischen Armee die Garnison wechselte bis 1840 jahrlich ab dann bis 1870 alle zwei Jahre Im Jahre 1850 betrug die Garnison 4499 Mann davon 64 Kommandanten und 285 Pferde sie setzte sich aus unterschiedlichen militarischen Einheiten zusammen Fur das Jahr 1868 befand sich folgende Garnison in der Festung 2 und 3 Bataillon des 4 Koniglich Bayerischen Infanterie Regiments Konig Wilhelm von Wurttemberg 1 und 3 Bataillon des 8 Koniglich Bayerischen Infanterie Regiments Grossherzog Friedrich II von Baden 4 Fussbataillon des 4 Koniglich Bayerischen Feldartillerie Regiments Konig 3 Festungs Genie Kompanie Ab 1871 bestand die Garnison aus folgenden Einheiten Truppe Garnisonszeit1 Bataillon des 6 Regimentes 28 Juni 1871 bis 30 August 18741 Bataillon des 5 Regimentes 3 Juli 1871 bis 30 August 18741 Bataillon des 9 Regimentes 3 Juli 1871 bis 30 August 18742 Bataillon des 6 Regimentes 7 September 1874 18783 Bataillon des 5 Regimentes 19 September 1874 18782 Bataillon des 9 Regimentes 20 September 1874 1878Durch Allerhochste Erschliessung wurden das 6 am 15 September 1878 eingetroffen 8 und 10 Koniglich Bayerische Jagerbataillon jeweils am 16 September 1878 eingetroffen zum 17 Infanterie Regiment Orff das diesen Namen jedoch erst spater erhielt vereinigt und bildeten fortan bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges die Festungsgarnison Folgende Auflistung aller Truppen hat den Stand des Jahres 1897 7 78 Offiziere 6 Arzte 18 Beamte 301 Unteroffiziere 76 Spielleute 1 767 Obergefreite Gefreite Einjahrig Freiwillige und Gemeine 24 Lazarettgehilfen ein Militarunterbeamter und zwolf Zivilbedienstete Insgesamt also 2283 Schleifung BearbeitenArtikel 180 des Friedensvertrages von Versailles besagte dass alle befestigten Anlagen Festungen die auf deutschem Gebiete westlich einer Linie in 50 km Abstand ostlich des Rheins lagen abgerustet und geschleift wurden 8 was auch Germersheim betraf jedoch einerseits wegen des ohnehin nicht mehr vorhandenen militarischen Nutzens der Festungsanlage andererseits wegen der bereits vollzogenen Auflassung der Festung unnotig war Die Durchfuhrung der Schleifungsarbeiten war Angelegenheit des Reiches Nachdem sich Germersheim bereits durchgesetzt hatte dass nicht alles vernichtet werden musste wollte die Interalliierte Militarkontrollkommission in Berlin mehr schleifen als letztlich geschleift wurde da sie bei diesen Anlagen die nach dem Krieg als Notunterkunfte fungierten Entgegenkommen zeigte Die Vorwerke und festen wurden zunachst nur soweit abgetragen dass die Umrisse noch erkennbar blieben Die Minengange wurden an Knotenpunkten gesprengt Die Schleifungsarbeiten wurden im Herbst 1920 aufgenommen und dauerten bis in den Winter 1921 22 Einige Niederreissungen einzelner Grundmauern erfolgten vor und nach dem Zweiten Weltkrieg als die Stadt nach uber einhundert Jahren wieder zu wachsen begann und auch die Grundrisse den Bau weiterer Wohnungen verhinderten Heutige Nutzung BearbeitenAlle ehemaligen und erhaltenen Festungsgemauer sind nunmehr denkmalgeschutzt Folgende Werke sind vollstandig erhalten Werk Heutige NutzungSeysselkaserne Fachbereich Translations Sprach und Kulturwissenschaften der Johannes Gutenberg Universitat MainzStengelkaserne ehemaliges Bundeswehrgebaude momentan funktionslos Klosterkaserne Wieder ins Kirchengebaude integriertLudwigstor Stadt und Festungsmuseum GermersheimZeughaus Deutsches Strassenmuseum und Sitz des Kunstvereins GermersheimProviantamt ehemaliges Bundeswehrgebaude momentan funktionslos Arrestgebaude VereinsnutzungGarnisonslazarett ehemaliges Bundeswehrgebaude momentan funktionslos Weissenburger Tor Tourismuszentrum Festungstrauzimmer Internationaler Bund SpuktheaterOffizierskasino StadthausKommandantur Evangelisches DekanatFortifikation Kreisverwaltung Gesundheitsamt nbsp Teil der Carnot schen Mauer 2006 Folgende Werke sind teilweise erhalten Werk Erhaltener Ausschnitt Heutige NutzungFronte Beckers 250 m breiter Ausschnitt der gesamten Anlage rund um die Grabenwehr Stadtisches Jugendzentrum sowie Stadtische Musikschule und Musikakademie Germersheim weiterhin Auffuhrungsort diverser kultureller Veranstaltungen wie Konzerte etc Wanderheim des Pfalzerwald Vereins Fronte Lamotte Grabenwehr sowie einzelne Mauerabschnitte Park Stadtpark Fronte Lamotte seit 2001 Kunstleratelier VereinsnutzungCarnot sche Mauer Alles ausser einem Strassendurchbruch Rudolf von Habsburg Strasse Alle anderen Werke innerhalb des Hauptwerkes sind zerstort von den ehemaligen Forts sind mitunter noch Grobverlaufe erkennbar Auf den Ruinen der Vorfeste Wrede wurde das Germersheimer Sportzentrum Wrede errichtet Nahezu alle Werke und andere Festungsteile mit Namenspatron sind in Strassennamen enthalten 9 nbsp Das ehemalige Zeughaus beherbergt das Deutsche Strassenmuseum rechts am Rand die Carnot sche Mauer 2008 Literatur BearbeitenGeorg Ball Germersheim Die geschleifte Festung Steimer Druck und Verlag 2 Auflage Germersheim 1984 Ludwig Hans 175 Jahre Festung Germersheim Chroma Druck amp Verlag GmbH Romerberg Berghausen 2009 ISBN 978 3 00 027876 1 Hermann Helmes Die Namens Patrone der Festungswerke zu Germersheim J Lindauersche Buchhandlung Munchen 1903 Joseph Probst Geschichte der Stadt und Festung Germersheim Verlag der Buchhandlung Johann Richter 2 Auflage Pirmasens 1974 ISBN 3 920784 16 2 Anmerkung Es gibt auch eine neuere Auflage dieses Buches Erstausgabe Speyer 1898 im Internet Archive Klaus T Weber Germersheim eine bayerische Landesfestung in Festungen in Rheinland Pfalz und im Saarland Deutsche Festungen Band 4 Verlag Schnell amp Steiner Regensburg 2018 S 84 97 ISBN 978 3 7954 3077 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Festung Germersheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien www festungswelt de Festung Germersheim www burgenwelt de Festung Germersheim www germersheim de Die Germersheimer FestungEinzelnachweise Bearbeiten Klaus T Weber Germersheim eine bayerische Landesfestung in Festungen in Rheinland Pfalz und im Saarland Deutsche Festungen Band 4 Regensburg 2018 S 84 90 Klaus T Weber Germersheim eine bayerische Landesfestung in Festungen in Rheinland Pfalz und im Saarland Deutsche Festungen Band 4 Regensburg 2018 S 90f Personliche Mitteilung des Postulators im Seligsprechungsprozess Pralat Norbert Weis Speyer 2014 Aussprache iːzen Zitiert nach Hermann Helmes Die Namens Patrone der Festungswerke zu Germersheim S 6 Zitiert nach Georg Ball Germersheim Die geschleifte Festung S 45 f Probst Geschichte der Stadt und Festung Germersheim S 136 148 Samtliche Angaben dieses Abschnittes stammen von dort Zitiert nach Friedensvertrag von Versailles Artikel 159 bis 213 Bestimmungen uber das Landheer Seemacht und Luftfahrt 28 Juni 1919 In www documentarchiv de Hrsg Stand 1 Dezember 2006 So gibt es im Strassenverzeichnis von Germersheim die Benennungen An der Stengelkaserne An Deroy An Fronte Beckers An Fronte Diez An Fronte Karl An Fronte Lamotte Hertlingstrasse Ludwigsring Ludwigstrasse Reussstrasse Ritter von Schmauss Strasse Siebeinstrasse Theobaldstrasse Vincentistrasse und Ysenburgstrasse dazu liegt im sudlichen Gemeindegebiet der Ortsgemeinde Lingenfeld die Strasse Am Vorwerk Friedrich Aus Amtlicher Stadtplan Germersheim Stadtverwaltung Germersheim Hrsg Pietruska Verlag Rulzheim 2004 nbsp Dieser Artikel wurde am 29 Dezember 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Festung Germersheim amp oldid 238511016