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Die Festung Glatz polnisch Twierdza Klodzko tschechisch Kladska pevnost ist eine militarische Festungsanlage in der Stadt Glatz der Hauptstadt der vormals bohmischen Grafschaft Glatz Sie entstand an der Stelle einer bohmischen Grenzburg die im 15 und 16 Jahrhundert zu einem Schloss umgebaut wurde Schloss Glatz um das Jahr 1500Die Festung liegt auf dem 369 Meter hohen Burg bzw Schlosshugel auf der westlichen Seite der Glatzer Neisse oberhalb des Glatzer Rings Rynek Das Gelande ist 17 Hektar gross Inhaltsverzeichnis 1 Von der Grenzburg zum Schloss 2 Umbau zur Festung 3 Gouverneure und Kommandanten 3 1 Kaiserliche Kommandanten 3 2 Preussische Gouverneure 3 3 Preussische Kommandanten 4 Gefangene der Festung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVon der Grenzburg zum Schloss Bearbeiten Festung Glatz Klodzko Aufnahme von 2013Das castellum Cladsko wurde erstmals im Jahr 981 vom bohmischen Chronisten Cosmas von Prag erwahnt Es war eine gegen Polen gerichtete Grenzburg auf dem fur Verteidigungszwecke gut geeigneten felsigen Hugel der spater als Burg bzw Schlossberg bezeichnet wurde Sie wurde durch den bohmischen Fursten Slavnik Vater des bohmischen Landesheiligen Adalbert von Prag errichtet Diese Burg wurde 1129 unter Herzog Sobeslav I starker befestigt um die wichtige Strasse Prag Pass von Nachod Hummelpass Wartha Breslau zu sichern Vermutlich um diese Zeit entstanden auf dem Burgberg der sogenannte Heidenturm und die Marienkapelle Heidenkirchlein die erstmals 1194 urkundlich belegt ist Am Abhang des Burgberges erbaute 1349 der erste Prager Erzbischof Ernst von Pardubitz dessen Vater Burggraf von Glatz war 1349 ein Augustinerkloster Chorherrenstift Die ehemals gotische Burg wurde im Laufe der Zeit zu einem Schloss umgebaut auf dem die Burggrafen von Glatz die Glatzer Landeshauptleute und ab 1477 auch die Grafen von Glatz residierten Erster regierender Graf von Glatz war Heinrich I ein Sohn des bohmischen Konigs Georg von Podiebrad Er residierte mit seiner Familie und seinem Hofstaat auf dem Glatzer Schloss Auf seiner Reise von seinem Residenzort Neuburg Donau nach Krakau wohnte im Dezember 1536 Pfalzgraf Ottheinrich mit seinem Gefolge auf dem Schloss Glatz Zu den Mitreisenden gehorte auch der Hofmaler Matthias Gerung der in seinem Skizzenbuch u a auch Burg und Stadt Glatz festhielt Dies ist die alteste Stadtansicht mit dem allerdings uberhoht dargestellten Schlossberg und der noch nicht zerstorten Anlage 1 Zu den bedeutenden Gasten gehorte auch der bohmische Konig Ferdinand I der auf seiner Reise von Breslau nach Prag vom 21 22 September 1546 mit seinem Gefolge auf dem Glatzer Schloss ubernachtete und an einer Messe im Augustiner Domstift teilnahm Wahrend der Regentschaft des Glatzer Pfandherrn Ernst von Bayern der gezielt die Gegenreformation verfolgte wurde das Schloss 1557 vom Hofarchitekten Lorenz Krischke im Renaissancestil umgebaut Ausserdem wurden das untere Schloss das auch als Niederschloss bezeichnet wurde errichtet und die altere Festung um mehrere Gebaude erweitert 2 Bei den Verteidigungskampfen nach der Schlacht am Weissen Berg wurde das Augustinerkloster das im Glacisbereich lag 1620 teilweise abgebrochen und 1622 zerstort Anschliessend liessen die bohmischen Stande das Schloss durch den Schlosshauptmann Johann Georg Semling wieder herrichten In den 1680er Jahren erfolgte der Bau von Befestigungsbastionen unter der Leitung des italienischen Baumeisters Jakob Jacopo Carove 3 Umbau zur Festung Bearbeiten1742 wurde das Schloss im Ersten Schlesischen Krieg von Preussen erobert 1743 veranlasste Konig Friedrich II den Umbau zu einer zeitgemassen Festung und die Errichtung einer weiteren Festung ostlich der Glatzer Neisse auf dem Schaferberg Der Entwurf stammt vom Festungsbaumeister Gerhard Cornelius von Walrave Mit der weiteren Durchfuhrung wurde Major Christian von Wrede beauftragt Der konigliche Statthalter Heinrich August de la Motte Fouque wurde zum Kommandanten der Festung ernannt Wahrend des Siebenjahrigen Krieges wurde die Festung am 26 Juni 1760 vom kaiserlichen Feldzeugmeister Gideon Ernst von Laudon zuruckerobert Da die Festung im Siebenjahrigen Krieg eine grosse Bedeutung erlangt hatte wurde sie auf Befehl des Konigs Friedrich II nach Beendigung des Krieges modernisiert Obwohl die Entwurfe bereits im Mai 1763 vorlagen begann die grundlegende Erneuerung durch den Piemonteser Militaringenieur Franz Ignatz von Pinto erst im Jahre 1770 Damals entstanden die Bastionen sowie der stellenweise dreigeschossige Donjon in dem sich bis zu 42 Artilleriekasematten befanden In den Koalitionskriegen konnten Stadt und Festung wahrend der Belagerung durch den franzosischen General Vandamme vom preussischen Generalleutnant Friedrich Wilhelm von Gotzen verteidigt werden Im Deutschen Krieg 1866 spielte die Glatzer Festung keine Rolle mehr 1877 wurde sie aufgehoben und 1930 die Burgberghange mit Beton verstarkt Bis 1938 diente die Festung als Haftanstalt Die im Haftvollzug gehaltenen Personen wurden nach Ingolstadt verbracht Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die Glatzer Festung zu einem Wehrmachtsgefangnis umgewandelt Dieses wurde in den letzten Kriegsmonaten auf die Nebenfestung am Glatzer Schaferberg verlegt Die Hauptfestung wurde als Rustungsbetrieb den AEG Werken zur Verfugung gestellt die darin Teile fur V 1 Raketen sowie elektrische Anlagen fur U Boote und Flugzeuge herstellten 4 Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Glatz zusammen mit dem grossten Teil Schlesiens an Polen Die Festung Glatz wurde wortlich in Twierdza Klodzko umbenannt Sie gehort zu den wichtigsten Touristenattraktionen Ein Rundweg fuhrt durch einige Bastionen Hofe und Kasematten Der hochste Punkt der Festung bietet einen Blick auf den sudlichen Glatzer Kessel Gouverneure und Kommandanten BearbeitenKaiserliche Kommandanten Bearbeiten Michael Wenzel von Althann 1630 1686 war von 1680 bis 1686 Landeshauptmann der Grafschaft Glatz und zugleich Kommandant der Festung Glatz Johann Arbogast von Annenberg 1645 Glatzer Kommandant sowie von 1633 bis 1645 Landeshauptmann Karl Maximilian Mitrovsky auf Rengersdorf Landeshauptmann der Grafschaft Glatz und Kommandant 5 Preussische Gouverneure Bearbeiten 1774 Georg Reinhold von Thadden 1787 Friedrich Wilhelm von Gotzen 1794 Theodor Philipp von Pfau 1794 Franz Andreas von Favrat 1804 Julius von Grawert 1816 Prinz Biron von CurlandPreussische Kommandanten Bearbeiten 1756 Heinrich August de la Motte Fouque 175x Christoph Wilhelm von Nimschewski Oberstleutnant Vizekommandant 1757 Friedrich Wilhelm Quadt zu Wickrath 1760 von Osterreich erobert Kommandant wird der Feldmarschalleutnant Graf von Gaisruck 1774 Georg Reinhold von Thadden spater Gouverneur 1774 Ludwig Wilhelm von Regler Oberster 1787 Hans Wilhelm von Bandemer Generalmajor spater Kommandant der Festung Neisse 1788 Friedrich Benignus von Schmidthenner Oberst 1790 Georg von Graevenitz Oberst spater Kommandant von Breslau 1793 Christian Gottlieb Ludwig von Rabiel Generalmajor zuvor Kommandant von Breslau 1804 Christian Friedrich Ernst von Mellenthin Major 1806 Friedrich August von Schenrich Major 1806 Johann Ernst von Gleisenberg Oberst 1807 Ludolf August Friedrich von Alvensleben Generalmajor mit der Wahrnehmung der Geschafte beauftragt 1807 Wilhelm Johann Maria von Blumenstein Oberstleutnant Vizekommandant spater Kommandant von Erfurt 1810 Arwid Conrad von Carnall Major mit der Wahrnehmung der Geschafte beauftragt 1813 Heinrich Wilhelm von Weltzien Oberstleutnant mit der Wahrnehmung der Geschafte beauftragt spater Kommandant von Erfurt Cosel und Koblenz 1813 Gotthilf Benjamin Keibel Major mit der Wahrnehmung der Geschafte beauftragt 1812 Friedrich Wilhelm von Anhalt Oberst mit der Wahrnehmung der Geschafte beauftragt 1816 Heinrich Konstantin Anton von Poyda Oberst spater Kommandant der Festung Silberberg 1817 Karl Rudolf von Glan Oberst 1834 Wilhelm von Sandrart 1842 Karl von Malachowski und Griffa Generalleutnant 1844 Konstantin August Wilhelm von Witzleben Generalleutnant 1845 August Ferdinand von Arnauld de la Periere Generalmajor 1848 Friedrich Wilhelm Malotki von Trzebiatowski Oberst 1850 Ludwig Karl Wilhelm von Gersdorff 1854 Karl von Toll 1857 Karl August Friedrich Breetz Oberst 1859 Friedrich Schimmel Oberst 1865 Oberst Wilhelm Anton Wolfgang Kruse 1866 Adolph Gustav Wilhelm Ludwig von Kritter Generalleutnant 1871 Alfred von Krohn Generalmajor 1874 Ernst Wilhelm von Linsingen 1884 Karl Adolf Hermann Goebel 1885 Anton Bernhard Karl Hakewessel 1888 Friedrich von Strombeck 1891 Heinrich August Friedrich Buchholz 1895 Eugen von Albedyll Generalmajor 1896 Wilhelm Ludwig Adolph von Seil 1900 Kurt von Sommerfeld 1905 Hammer Oberst 1905 von Bunau Generalmajor 1910 Waldemar von Gregory 1914 von Dithfurt General 1916 von Fiedler Generalmajor 1919 Hay Oberst 1920 Teschner Oberstleutnant 1920 Friedrich von Esebeck Oberst 1923 Ernst von Forstner Oberst 1923 Theodor Sproesser Oberst 1925 Hans Sehmsdorf Oberst 1928 Eugen Schienther Oberst 1929 Wilhelm Eilker Oberstleutnant 1930 Heinrich Kirchheim 1932 Rudolf Kaempfe Oberstleutnant Grenzschutzabschnittskommando Schweidnitz 1935 Winkler Oberst Kommandeur der Heeresdienststelle 4 Schweidnitz 1937 Gunther Schwantes Kommandeur der Heeresdienststelle 4 Schweidnitz 1938 von Arnim Generalmajor Kommandeur der Heeresdienststelle 4 SchweidnitzGefangene der Festung BearbeitenWenzel von Jagerndorf um 1440 1479 1452 1464 Herzog von Jagerndorf und 1464 1474 Herzog von Rybnik Georg Popel von Lobkowicz um 1551 1607 bohmischer Adeliger und Politiker Friedrich Freiherr von der Trenck 1727 1794 preussischer Offizier und Abenteurer Heinrich Burgers 1820 1878 verurteilt im Kolner Kommunistenprozess 1852 Wilhelm Joseph Reiff verurteilt im Kolner Kommunistenprozess 1852 Peter Nothjung 1821 1866 verurteilt im Kolner Kommunistenprozess 1852 Karl Liebknecht 1871 1919 deutscher Politiker Antimilitarist und Rechtsanwalt Sophie Ursinus 1760 1836 SerienmorderinLiteratur BearbeitenArchiv fur die Artillerie und Ingenieur Offizier Band 12 S 15 ff Arno Herzig Malgorzata Ruchniewicz Geschichte des Glatzer Landes DOBU Verlag u a Hamburg u a 2006 ISBN 3 934632 12 2 S S 124 193 196 Peter Guttler Das Glatzer Land Ein Reisefuhrer zu Landschaft Kunst und Kultur des Glatzer Berglandes Ziemia Klodzka in Schlesien Aktion West Ost e V Dusseldorf 1995 ISBN 3 928508 03 2 S 37 36 Eduard Kohl Die Geschichte der Festung Glatz und Glatzer Festungsgeschichten Marx Verlag 1994 ISBN 978 3 87854 105 9 Grzegorz Podruczny Friedrich der Grosse und die preussische Militarbaukunst 1740 1786 In Friedrich II und das ostliche Europa Berlin 2013 ISBN 3 8305 3155 9 S 118 137 1 Karl August Muller Vaterlandische Bilder oder Geschichte und Beschreibung sammtlicher Burgen und Ritterschlosser Schlesiens beider Antheile und der Grafschaft Glatz Zweite Auflage Glogau 1844 S 88 99 Karl August Muller Vaterlandische Bilder in einer Geschichte und Beschreibung der alten Burgfesten und Ritterschlosser Preussens 1 Die Burgfesten und Ritterschlosser Schlesiens beider Antheile so wie der Grafschaft Glatz Verlag Flemming Glogau 1837 S 88 99 online Tomasz Przerwa Jacek Jedrysiak Hrsg Wokol Twierdzy Klodzko 1000 lat historii w cieniu wojen Gajt Wroclaw 2022 ISBN 978 83 66292 16 1 Leopold von Zedlitz Neukirch Die Staatskrafte der preussischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III S 200 f Liste der Gouverneure von Glatz Hugo Weczerka Hrsg Handbuch der historischen Statten Band Schlesien Kroners Taschenausgabe Band 316 Kroner Stuttgart 1977 ISBN 3 520 31601 3 S 116 123 Weblinks Bearbeiten Commons Festung Glatz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle Webseite Historische und aktuelle Aufnahmen sowie geographische Lage Historische und aktuelle Aufnahmen PromenadewegEinzelnachweise Bearbeiten Stadtansicht von Glatz 1536 37 Georg Kabst Der Herzog Ernst von Bayern In Grofschoaftersch Haamtebarnla Jahrbuch der Grafschaft Glatz ISBN 3 931019 44 6 S 146 149 Dehio Handbuch der Kunstdenkmaler in Polen Schlesien Deutscher Kunstverlag Munchen u a 2005 ISBN 3 422 03109 X S 458 Eduard Kohl Geschichte der Festung Glatz Marx Verlag Leimen 1994 S 141f Der Adel des Glatzer Landes von 1623 1742 50 439864 16 654651 Koordinaten 50 26 23 5 N 16 39 16 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Festung Glatz amp oldid 230780657