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Wilhelm Maria Theodor Ernst Richard Graf von Mirbach Harff 2 Juli 1871 in Ischl Osterreich ob der Enns 6 Juli 1918 in Moskau war ein deutscher Diplomat Er war von Dezember 1917 bis zu seiner Ermordung durch Linke Sozialrevolutionare im Juli 1918 Gesandter des Deutschen Reiches in Sowjetrussland Zudem war er ab 1913 Mitglied des Preussischen Herrenhauses Wilhelm von Mirbach Harff 1917 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie und Herkunft 1 2 Ausbildung und Karriere 1 3 Diplomatische Laufbahn 1 4 Deutscher Botschafter in Moskau 1 5 Im Visier der linken Sozialrevolutionare 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie und Herkunft Bearbeiten Wilhelm Graf von Mirbach Harff stammte aus einer Familie des Rheinischen Uradels Johann Wilhelm von Mirbach Harff der Grunder der Rheinischen Ritterakademie war ein Urgrossonkel Richard Freiherr von Vorst Gudenau der Grossvater vaterlicherseits Seine Eltern waren Ernst Freiherr von der Vorst Lombeck Gudenau ab 1882 von Mirbach Harff 1845 1901 und dessen Ehefrau Wilhelmine von Thun Hohenstein 1851 1929 1 Ausbildung und Karriere Bearbeiten Als Kind erhielt Wilhelm in den ersten Jahren Privatunterricht Ab 1881 besuchte er Theresianische Akademie in Wien In dieser Zeit erfolgte die Umbenennung der Familie in Mirbach Harff Seine schulische Ausbildung setzte er 1885 an der Rheinischen Ritterakademie in Bedburg fort Nach Abschluss der Ritterakademie 1889 nahm er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universitat in Freiburg Breisgau auf Weitere Universitaten zur Fortsetzung des Studiums waren Berlin in Lausanne Mit dem Referendarexamen schloss er 1893 das Studium ab In den Jahren 1893 bis 1894 absolvierte er als Einjahrig Freiwilliger seinen Militardienst im Kurassierregiment v Driesen Nr 4 in Westfalen Der Schritt in eine diplomatische Berufskarriere erfolgte 1895 mit Eintritt ins Auswartige Amt als Anwarter 2 Diplomatische Laufbahn Bearbeiten Zur Ausbildung fur den diplomatischen Dienst wurde Wilhelm von Mirbach der deutschen Botschaft in London zugewiesen Deutscher Botschafter war zu dieser Zeit Paul von Hatzfeldt 1831 1901 Die erforderliche Laufbahnprufung als 3 Sekretar an der Botschaft legte er 1899 ab Auf Grund des Todes seines Vaters liess er sich 1901 ohne Bezuge fur ein Jahr beurlauben um die Hinterlassenschaften zu ordnen und die damit verbundenen personlichen Angelegenheiten zu regeln Danach erfolgte ab 1902 sein Einsatz als 2 Sekretar an der deutschen Gesandtschaft in Den Haag Deutscher Geschaftstrager vor Ort war zu dieser Zeit Karl von Schlozer 1854 1916 Von hier aus wechselte er kurzzeitig vertretungsweise nach Budapest und London Es folgten Missionen in Munchen Bern und Paris In dieser Zeit wurde er im August 1913 auf Lebenszeiten fur den Verband des alten und befestigten Grundbesitzes der Landschaftsbezirke Cleve Geldern Nieder Berg und Nieder Julich in das Preussische Herrenhaus berufen Von 1908 bis 1911 war Wilhelm von Mirbach Harff dann als Botschaftsrat in der deutschen Botschaft in Sankt Petersburg tatig Deutscher Botschafter in Russland war zu dieser Zeit Friedrich Pourtales 1853 1928 In die Berliner Zentrale zuruckgekehrt wurde er 1911 zum Wirklichen Legationsrat und Vortragenden Rat ernannt Es folgte 1913 seine Gratifikation zum Geheimen Legationsrat Im Folgejahr wurde er als Gesandter in Stuttgart eingesetzt und wechselte Anfang 1915 an die deutsche Gesandtschaft nach Athen 3 Hier war er deutscher Geschaftstrager bis die griechische Regierung am 24 November 1916 auf Druck der Entente die deutschen und die osterreich ungarischen Diplomaten des Landes verwies 4 Hier verblieb er nach der zwangsweisen Schliessung der Gesandtschaft unter Bedingungen wie ein Gefangener vor Ort Ab 27 November 1916 ubernahm er als Rittmeister der Reserve eine Beraterfunktion fur politische Fragen beim Stab des deutschen Kommandos in Bukarest Von hier kehrte er an das Auswartige Amt nach Berlin zuruck Danach stand er vom 16 Dezember 1917 bis zum 10 Februar 1918 der deutschen Gesandtschaft in Petrograd vor die nach Unterzeichnung des Waffenstillstands von Brest Litowsk eingerichtet wurde Mit dem Wechsel des Amtssitzes der neuen Regierung Sowjetrusslands unter Wladimir Illitsch Lenin 1870 1924 setzte von Mirbach Harff ab 2 April 1918 nun als Ausserordentlicher Gesandter und Bevollmachtigter Minister des Deutschen Reichs in Sowjetrussland mit Sitz in Moskau seine diplomatische Tatigkeit fort 5 Deutscher Botschafter in Moskau Bearbeiten Zu den wichtigsten Aufgaben des deutschen Botschafters Wilhelm von Mirbach Harff gehorten die Herstellung und Aufrechterhaltung angemessener politischer Beziehungen zwischen Deutschland und Sowjetrussland unter den Bedingungen des noch anhaltenden Kriegszustandes in Europa Dabei war von besonderer Bedeutung das Ausbalancieren sowie die Uberwachung der Vereinbarungen des Friedensvertrages von Brest Litowsk und die diplomatische Betreuung der deutschen Gefangenen in Sowjetrussland Ausserdem war er an den Versuchen der deutschen Seite beteiligt die Gefangenschaft der russischen Zarenfamilie auf diplomatischem Wege zu beenden 6 In Moskau setzte Wilhelm von Mirbach auf Anweisung des Staatssekretars fur Auswartige Angelegenheiten Richard von Kuhlmann 1873 1948 die 1916 1917 begonnene logistische und finanzielle Unterstutzung der Bolschewiki fort um den Kriegsgegner Russland durch Auslosen revolutionarer Ereignisse im Inneren zu schwachen Mit Hilfe dieser Aktivitaten von deutscher Seite waren die politischen Krafte um W I Lenin im Oktober 1917 an die Macht gekommen 7 Doch seit Marz 1918 war diese strategische Konzeption durch die an der Regierung mitbeteiligten linken Sozialrevolutionare in ausserordentliche Gefahr geraten Am 18 Mai 1918 zwei Tage nach einem Treffen mit Lenin vertrat von Mirbach Harff in einem Telegramm nach Berlin die Auffassung dass ein einmaliger Betrag von vierzig Millionen Reichsmark notig sei um die Bolschewiki weiter an der Macht zu halten Am 3 Juni 1918 telegraphierte er an das Auswartige Amt es seien daruber hinaus noch drei Millionen Reichsmark monatlich erforderlich um Lenins Regierung zu stutzen Am 5 Juni 1918 zahlte von Mirbach Harff drei Millionen Reichsmark an Mitglieder der sowjetrussischen Regierung aus auch die Summe von 40 Millionen Reichsmark wurde durch das Reichsschatzamt noch im Juni 1918 gezahlt Von Mirbach Harff empfahl jedoch in einem weiteren Brief an Kuhlmann vom 25 Juni 1918 die deutsche Regierung solle ebenso die Bildung prodeutscher antisowjetischer Regierungsorgane in Moskau vorbereiten 8 die wir bereithalten und die uns voll und ganz zu Diensten stehen werden da es Lenin trotz der deutschen Gelder nicht schaffen wurde sich an der Macht zu halten Im Visier der linken Sozialrevolutionare Bearbeiten Seit Mitte Mai 1918 stand Wilhelm von Mirbach Harff in seiner Position als deutscher Botschafter im Focus der Linken Sozialrevolutionare Um diese Zeit war Jakow Bljumkin 1898 1929 im Alter von 19 Jahren zum Leiter fur die Bekampfung der deutschen Spionage innerhalb der Tscheka avanciert Er sammelte umfangreiche Informationen uber die deutsche Botschaft und deren Geschaftstrager Anfang Juni 1918 gelang es ihm den als Elektriker getarnten Mitarbeiter Jakov Fiajma in das Botschaftsgebaude einzuschleusen um einen Plan uber die Lage der Raumlichkeiten zu bekommen Zeitnah geriet der osterreichische Kaufmann Mirbach bei einer Personenuberprufung in das Blickfeld von Bljumkin den er zum osterreichisch ungarischen Offizier und fernen Verwandten des deutschen Botschafters hochstilisierte und im Juni zur geheimen Zusammenarbeit verpflichtete Bereits im Juni hatte die Botschaft erste Hinweise fur mogliche Anschlagsplane auf die Person des Botschafters erhalten die an die sowjetrussischen Stellen weitergeleitet wurden Diesen konstruierten Sachverhalt der Namensgleichheit nutzte Bljumkin um sich mit seinem Mitarbeiter Nikolai Andrejew und gefalschten Dokumenten am 6 Juli 1918 gegen 14 00 Uhr Zutritt zur deutschen Botschaft in Moskau in der Deneschny Pereulok 5 zu verschaffen Vorher hatten sich beide mit Pistolen und zwei Sprengbomben bewaffnet Im Botschaftsgebaude wurden sie in den Roten Saal gefuhrt Kurze Zeit spater betraten Wilhelm von Mirbach Harff sein Botschaftsrat Dr Kurt Riezler 1882 1955 und der Dolmetscher Leonard Muller diesen Raum Nach einem kurzen Gesprach zum Sachverhalt schoss Bljumkin auf alle drei Botschaftsmitarbeiter die er aber verfehlte und warf eine Sprengbombe die nicht explodierte Bei dem dadurch entstandenen Wirrwarr wurde eine zweite Sprengbombe geworfen die die Fensterfront des Raumes zertrummerte und Andrejew gab die todlichen Schusse auf von Mirbach Harff ab Daraufhin fluchteten beide Attentater durch die offene Fensterfront 9 Bljumkin hatte den Auftrag fur den Mord an Wilhelm von Mirbach Harff vom Zentralkomitee seiner Partei der Linken Sozialrevolutionare erhalten die bis Marz 1918 der Regierungskoalition mit den Bolschewiki angehort hatte Der Mord sollte als ein Signal fur den Beginn des regierungsfeindlichen Aufstandes gegen die Bolschewiki dienen Ausserdem sollte damit der Friedensvertrag von Brest Litowsk zwischen Sowjetrussland und dem Deutschen Reich ruckgangig gemacht werden Wilhelm von Mirbach Harff verstarb noch am gleichen Tag gegen 15 15 Uhr an den Folgen des Attentates Siehe auch BearbeitenMirbach Adelsgeschlecht Liste getoteter BotschafterLiteratur BearbeitenW Baumgart Zur Mission des Grafen Mirbach in Moskau April Juni 1918 in VfZ 16 1968 S 66 96 Ludwig Biewer Zum Gedenken an den Gesandten Graf Mirbach in Auswartiger Dienst 51 1988 S 2 4 Ludwig Biewer Mirbach Harff Wilhelm Graf von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 556 Digitalisat K Frhr v Bothmer Mit Graf Mirbach in Moskau Tagebuchaufzeichnungen u Aktenstucke v 19 April bis 24 August 1918 1922 P Kosch Biografisches Staatshandbuch B Ruland Deutsche Botschaft Moskau 50 J Schicksal zw Ost u West 1964 P S 77 107 Biografisches Handbuch des Auswartigen Dienstes 1871 1945 Hrsg Auswartiges Amt Schoningh Verlag Band 3 2014 S 194f Wilhelm von Mirbach Harff personliche Daten und Dokumente im Reichsarchiv in https www bundesarchiv de aktenreichskanzlei 1919 1933 bild3 adr adrmr kap1 1 para2 203 html Webseite der Familie von Mirbach mit Biografien und Daten zur Familiengeschichte in http familie von mirbach de page id 60Weblinks BearbeitenBoris Chavkin Die Ermordung des Grafen Mirbach Katholische Universitat Eichstatt Ingolstadt abgerufen am 21 September 2020 Herausragende Angehorige der Familie In Website der Familie von Mirbach Abgerufen am 6 Juli 2018 Markus Clemens Vor 90 Jahren bei Anschlag gestorben Revolutionare erschossen den Botschafter In Kolner Stadtanzeiger Lokalteil Rhein Erft 5 Juli 2008 S 44 abgerufen am 6 Juli 2018 Ernst Hubert Joseph Maria Graf von Mirbach Harff Stammbaum In geneall net Archiviert vom Original am 4 Marz 2016 abgerufen am 6 Juli 2018 Einzelnachweise Bearbeiten Herbert M Schleicher Ernst von Oidtman und seine genealogisch heraldische Sammlung in der Universitats Bibliothek zu Koln Band 6 Mappe 423 518 Fischenich Gruben Veroffentlichungen der Westdeutschen Gesellschaft fur Familienkunde Sitz Koln Neue Folge Nr 70 Koln 1994 S 91 115 Mappe 434 Forst IV hier S 108 Biografisches Handbuch des Auswartigen Dienstes 1871 1945 Hrsg Auswartiges Amt Schoningh Verlag Band 3 2014 S 194f Wilhelm von Mirbach Harff personliche Daten und Dokumente im Reichsarchiv in https www bundesarchiv de aktenreichskanzlei 1919 1933 bild3 adr adrmr kap1 1 para2 203 html Ernst Muller Meiningen Diplomatie und Weltkrieg Ein Fuhrer durch die Entstehung und Ausbreitung der Weltkrisis auf Grund der amtlichen Materialien Reimer Berlin 1917 Band 2 S 824 842 Ludwig Biewer Mirbach Harff Wilhelm Graf von in Neue Deutsche Biographie 17 1994 S 556 Online Version URL https www deutsche biographie de pnd120125447 html ndbcontent W Baumgart Zur Mission des Grafen Mirbach in Moskau April Juni 1918 in VfZ 16 1968 S 66 96 Elisabeth Heresch Geheimakte Parvus Die gekaufte Revolution Langen Muller Verlag Munchen 2000 ISBN 3 7844 2753 7 Winfried Baumgart Die Mission des Grafen Mirbach in Moskau April Juni 1918 In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Munchen Heft 1 1968 S 67 68 PDF Datei 5 15MB Boris Chavkin Die Ermordung des Grafen Mirbach Forum fur osteuropaischen Ideen und Zeitgeschichte Katholische Universitat Eichstatt IngolstadtNormdaten Person GND 120125447 lobid OGND AKS LCCN n98087513 VIAF 72216467 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mirbach Harff Wilhelm vonALTERNATIVNAMEN Vorst Gudenau Wilhelm Graf von Geburtsname KURZBESCHREIBUNG deutscher Diplomat und BotschafterGEBURTSDATUM 2 Juli 1871GEBURTSORT IschlSTERBEDATUM 6 Juli 1918STERBEORT Moskau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm von Mirbach Harff amp oldid 233831652