www.wikidata.de-de.nina.az
Innerparteiliche Demokratie ist die Praxis der Demokratie in den politischen Parteien bei der die Parteimitglieder durch Informationsfluss Versammlungen und Abstimmungen an der Entscheidungsfindung uber Richtungsfragen und Personalpolitik beteiligt werden Der politische Wille der Mehrheit der Parteimitglieder soll dabei durch Wahlen und Abstimmungen in Einzelentscheidungen und Programme Grundsatzprogramme Wahlprogramme Regierungsprogramme der betreffenden Partei einfliessen Inhaltsverzeichnis 1 Innerparteiliche Demokratie in Deutschland 2 Innerparteiliche Demokratie in Osterreich 3 Probleme 4 Innerparteiliche Demokratie und Parlamentsfraktionen 5 LiteraturInnerparteiliche Demokratie in Deutschland BearbeitenJuristisch fassbar ist innerparteiliche Demokratie in Deutschland durch eine Massgabe des Grundgesetzes GG an die Parteien In Art 21 Abs 1 Satz 3 GG heisst es Ihre innere Ordnung muss demokratischen Grundsatzen entsprechen Im Parteiengesetz PartG von 1967 ist dies naher ausgefuhrt Das oberste Organ einer Partei ist die Mitglieder oder Vertreterversammlung 9 Abs 1 PartG die den Vorstand wahlt 9 Abs 3 PartG und ihn entlastet 9 Abs 5 PartG Ferner haben alle Parteimitglieder bzw Vertreter gleiches Stimmrecht 10 PartG Die Willensbildung geschieht durch Mehrheitsbeschluss 15 PartG Instrumente der innerparteilichen Demokratie sind auch Parteitage und Delegiertenkonferenzen z B Wahlkreis Delegiertenkonferenzen die allein dem Zweck dienen den Direktkandidaten der Partei fur eine Landtags oder Bundestagswahl im betreffenden Wahlkreis zu nominieren Neben diesen Bestimmungen sind Parteien vom PartG auch dazu verpflichtet Regeln uber ihre Finanzierung einzuhalten und uber ihr Vermogen offentlich Rechenschaft abzulegen Innerparteiliche Demokratie in Osterreich BearbeitenIn Osterreich ist innerparteiliche Demokratie nicht vorgeschrieben Die Kandidaten der OVP zur Nationalratswahl 2017 wurden von Parteichef Sebastian Kurz selbst gewahlt und gereiht ebenso die Team Stronach Kandidaten in der Nationalratswahl 2013 durch Frank Stronach Im Team Stronach fanden keine Wahlen zum Parteichef statt Der Parteivorstand wurde von Stronach ernannt Probleme BearbeitenIn der politischen Praxis ist die Umsetzung der Grundidee dass die Mehrheit der Amtsinhaber in einer Partei d h Vorstandsmitglieder Delegierte zu Parteitagen und Delegiertenversammlungen sowie in Vertretungsorganen von Gebietskorperschaften gewahlte Abgeordnete dasselbe befurworten sollte wie die Mehrheit der Parteimitglieder oftmals schwierig da oberhalb der Ebene des Ortsvereins bzw verbands in der Regel direktdemokratische Verfahren z B die Urwahl des Spitzenpersonals fur Landtags oder Bundestagswahlen eher selten angewandt werden Da in Parteien die Vorstande oft sehr aktiv sind die Mehrheit der Mitglieder sich hingegen wenn uberhaupt nur sporadisch am Willensbildungsprozess innerhalb der Parteien beteiligt sind Entscheidungsprozesse bei denen der Wille aller Parteimitglieder berucksichtigt werden soll schwierig Dies kann uber aufwandige Mitgliederversammlungen zu denen zumeist nicht alle Mitglieder erscheinen oder Parteitage ohne Delegierte geschehen sofern nicht Methoden der Liquid Democracy im Rahmen des nach dem Parteiengesetz Zulassigen praktiziert werden Durch Wahrung von Einladungsfristen und die Einhaltung anderer Formvorschriften verstreicht bei traditionellen Mitentscheidungsverfahren Zeit was den Entscheidungsprozess schwerfallig macht Auch deshalb und nicht deshalb weil das Parteiengesetz Instrumente wie Urwahlen verbieten wurde erfolgt Willensbildung in Parteien in der Regel uber Methoden der reprasentativen Demokratie Demnach treffen der gewahlte Vorstand bzw andere legitimierte Fuhrungsgremien Parteitage kleine Parteitage Parteirat o a die meisten wichtigen Entscheidungen Nach 15 Abs 3 PartG gibt es kein imperatives Mandat innerhalb von Parteien Kein Amtsinhaber ist juristisch betrachtet an Beschlusse anderer Organe gebunden also auch nicht an Beschlusse der Basis Diese kann allenfalls Amtsinhaber aufgrund eines Fehlverhaltens abwahlen Eine verbindliche direktdemokratische Beteiligung uber Mechanismen wie Delegated Voting ist demnach derzeit nicht mit dem PartG zu vereinbaren In der Praxis geraten innerparteiliche Wahlen oft dadurch zur Farce dass sich die Kandidaten im Vorhinein abgesprochen haben oder gerade so viele Kandidaten wie zu verteilende Posten zur Verfugung stehen Insbesondere die Position des Parteivorsitzenden wird auf allen Ebenen selten mittels Kampfkandidatur besetzt Dies liegt aber auch daran dass einfache Parteimitglieder solche Verhaltensweisen dulden wozu sie nicht verpflichtet sind Innerparteiliche Demokratie und Parlamentsfraktionen BearbeitenAuch gemass dem Grundsatz der parlamentarischen Demokratie gibt es kein imperatives Mandat fur Reprasentanten der Parteien die von den Burgern in Vertretungsorgane von Gebietskorperschaften gewahlt wurden Die Abgeordneten eines Parlaments Deutscher Bundestag Landesparlament Kreistag Stadtvertretung die derselben Partei angehoren bilden normalerweise eine Fraktion Der Grundsatz des freien Mandats nach Art 38 Abs 1 GG verhindert dass die Abgeordneten an die demokratisch getroffenen Beschlusse der Partei gebunden sind Der Abgeordnete ist bei der Entscheidungsfindung demnach nur seinem Gewissen unterworfen Der im Zusammenhang mit den genannten Volksvertretungen oft diskutierte so genannte Fraktionszwang existiert also wortlich genommen nicht allerdings wird das freie Mandat in der parlamentarischen Praxis durch eine Fraktionsdisziplin eingeschrankt Dies bedeutet dass die bei fraktionsinternen Abstimmungen unterlegene Minderheit sich im Interesse eines geschlossenen Auftretens der Fraktion bei der Abstimmung im Plenum des Parlaments der fraktionsinternen Mehrheit beugt und ebenso wie diese abstimmt Die durch die fraktionsinternen Abstimmungen erzielten Entscheidungsfindungen mussen nun aber nicht notwendigerweise mit den politischen Festlegungen ubereinstimmen die ein Parteitag der jeweiligen Partei fur dieses Themengebiet getroffen hat Ein Hauptgrund fur die Abweichung von Grundsatz und Wahlprogrammen sowie von Parteitagsbeschlussen ist bei Regierungsparteien die Notwendigkeit Regelungen einzuhalten die in einem Koalitionsvertrag mit dem Koalitionspartner in einer gemeinsamen Regierung vereinbart wurden Literatur BearbeitenThomas Laufer Hrsg Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 1995 ISBN 3 89331 222 6 Wolfgang Rudzio Das politische System der Bundesrepublik Deutschland 6 uberarbeitete Auflage Leske Budrich Opladen 2003 ISBN 3 8100 3887 3 UTB fur Wissenschaft Uni Taschenbucher Politikwissenschaft 1280 S 117 196 Auch 7 aktualisierte und erweiterte Auflage VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2006 ISBN 3 531 14790 0 Stefan Berger Kommunisten Sozialdemokraten und das Demokratiedefizit in der Arbeiterbewegung in Jahrbuch fur Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung Heft II 2006 Bundeszentrale fur politische Bildung 2012 Innerparteiliche Willensbildung und OrganisationBitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4137582 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Innerparteiliche Demokratie amp oldid 207724396