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Dieser Artikel beschreibt vier historische Prozesse in Moskau zum Film aus dem Jahr 2014 siehe Die Moskauer Prozesse Als Moskauer Prozesse werden vier Moskauer Gerichtsverhandlungen in den Jahren 1936 bis 1938 bezeichnet in denen hohe Funktionare der Kommunistischen Partei der Sowjetunion Bolschewiki und der Sowjetunion wegen angeblicher terroristischer und staatsfeindlicher Aktivitaten angeklagt und umgebracht wurden Sie fielen in die Anfangszeit des Grossen Terrors unter Josef Stalin in der dieser die alte Garde der Bolschewiki die noch aus der Gefolgschaft Lenins stammte durch sogenannte Sauberungen aus dem Weg schaffte und damit seine Alleinherrschaft sicherte Drei Prozesse waren offentliche Verhandlungen und als Schauprozesse organisiert einer ein nichtoffentlicher Militargerichtsprozess In diesen Prozessen wurde politische Opposition innerhalb der KPdSU zum Gegenstand einer Anschuldigung nach dem Strafrecht gemacht und damit fast die gesamte Fuhrung der Oktoberrevolution ausgeschaltet Nahezu alle gegen die Angeklagten erhobenen Vorwurfe wurden spater widerlegt Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Juristische Vorbereitung 3 Ablauf 3 1 1 Prozess 3 2 2 Prozess 3 3 Nicht offentlicher Militargerichtsprozess 3 4 3 Prozess 4 Gegenprozess 5 Aussere Wahrnehmung und Wirkung 6 Rehabilitation 7 Erklarungsversuche 8 Zeitgenossische Darstellungen 9 Belletristische Bearbeitung 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseBedeutung Bearbeiten nbsp Andrei Wyschinski Bildmitte verliest die Anklageschrift 1937Die Moskauer Prozesse liquidierten die Hauptvertreter der Politikergeneration der Oktoberrevolution von 1917 Grigori Sinowjew war unter anderem Vorsitzender des Petrograder Sowjets und des Exekutivkomitees der Komintern gewesen Alexei Rykow Vorsitzender des Rats der Volkskommissare Lew Kamenew sein Stellvertreter und zudem Mitglied im Zentralkomitee der Partei der Bolschewiki Nikolai Bucharin war Politburomitglied und Chefredakteur der Parteizeitung Prawda gewesen Sinowjew und Kamenew wurden nach dem Prozess von 1936 erschossen Rykow und Bucharin nach dem Prozess von 1938 Mit der Ermordung von Leo Trotzki durch sowjetische Agenten im Jahr 1940 in Mexiko war von den sechs bedeutendsten Mannern die Lenin in seinem Testament erwahnt hatte nur Stalin ubriggeblieben Georgi Pjatakow und Karl Radek ebenfalls Mitglieder des Zentralkomitees wurden 1937 verurteilt Mit den Prozessen entledigte sich Stalin der im Hintergrund bei allen Prozessen die Regie fuhrte aller moglichen Opponenten in der Partei Nahezu alle Parteimitglieder die 1934 am Parteitag der Sieger als Delegierte teilgenommen hatten wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet Insbesondere gegen die Anhanger des Leningrader Parteisekretars Sergei Mironowitsch Kirow fuhrte Stalin einen Rachefeldzug 1 Juristische Vorbereitung BearbeitenAm 1 Dezember 1934 wurde Kirow ermordet Er war ein personlicher Freund Stalins der mit ihm zusammen in Urlaub fuhr und seine politische Karriere sehr gefordert hatte 2 Der Stalin Biograph Edvard Radzinsky nennt Kirow Stalins loyal henchman treuen Kumpanen und zitiert aus Kirows Rede auf dem XVII Parteitag der KPdSU 1934 in der der Woschd zweiundzwanzigmal mit immer neuen panegyrischen lobpreisenden Ausdrucken gepriesen wurde 3 Noch am Tag von Kirows Ermordung wurde ein Gesetz erlassen das die Justiz anwies Falle von Terrorakten beschleunigt zu erledigen und die Todesurteile sofort zu vollstrecken Dieses Gesetz nahm den Angeklagten weitgehend die ordentliche Verteidigungsmoglichkeit die Moglichkeit ihr Urteil uberprufen zu lassen und den Gnadenweg Es wurde zu einer der Grundlagen fur die Liquidierungen der folgenden Jahre Ablauf Bearbeiten nbsp Nikolai Bucharin und Alexei Iwanowitsch Rykow 1938 vor der ProzessverhandlungChefanklager von 1936 bis 1938 war der Generalstaatsanwalt der Sowjetunion Andrei Wyschinski der Nikolai Krylenko abgelost hatte Beide hatten 1928 im Schachty Prozess eine tragende Rolle gespielt In den Prozessen wurde jeweils behauptet die Angeklagten hatten in einer verschworerischen Verbindung mit Trotzki und Agenten des kapitalistischen Auslands zum Zwecke der Unterminierung der Sowjetmacht Artikel 58 des Strafgesetzbuches der RSFSR gestanden Wer diese angeblichen Auftraggeber waren richtete sich nach den jeweils vorherrschenden aussenpolitischen Bundniswunschen der Kreml Fuhrung Mal wurden sie mehr in Berlin mal mehr in London angesiedelt Anlass der Prozesse war die Ermordung des Leningrader Parteisekretars Sergei Kirow 1934 hinter der angeblich Trotzki und seine vermeintlichen Handlanger im Politburo der KPdSU steckten Als Beweise hierfur dienten vorher vom NKWD erfolterte Gestandnisse der Angeklagten Sachbeweise wurden nicht vorgelegt Die zur Verurteilung fuhrenden Gestandnisse kamen durch Folter 4 oder psychischen Druck zustande etwa durch die Drohung auch Angehorige zu verhaften zu misshandeln oder zu toten Mehrere konkrete Aussagen der Angeklagten waren leicht zu widerlegen Der im ersten Prozess angeklagte Golzmann wollte sich z B mit Trotzki bei dessen Besuch in Kopenhagen im Jahre 1932 getroffen haben nach einem vorangehenden Treffen mit Trotzkis Sohn Leo Sedow im Hotel Bristol Das Hotel war jedoch bereits im Jahr 1917 geschlossen worden Sedow der damals in Berlin wohnte hatte zudem wegen Visumproblemen uberhaupt nicht nach Kopenhagen fahren konnen Ein weiterer Angeklagter Olberg sagte aus dass Sedows geplante Reise in letzter Minute abgesagt worden sei Diese eklatanten Widerspruche zwischen Golzmanns und Olbergs Aussagen erregten jedoch weder die Aufmerksamkeit des Staatsanwaltes noch anderer Prozessbeteiligter oder der gefugigen sowjetischen Presse Der damalige stellvertretende Volkskommissar Georgi Pjatakow angeklagt im zweiten Prozess soll nach eigener Aussage im Dezember 1935 mit einem Sonderflugzeug von Berlin nach Oslo geflogen sein um sich dort mit Trotzki zu treffen Abgesehen von der ausserst durren und unwahrscheinlichen Schilderung der Reise konnten die norwegischen Behorden schnell feststellen dass im Dezember 1935 kein einziges auslandisches Flugzeug in Oslo gelandet war Angebliche Tatsachen hielten der Konfrontation mit der Wirklichkeit nicht stand Im Einzelnen wurden folgende Prozesse gefuhrt 1 Prozess Bearbeiten Prozess gegen das trotzkistisch sinowjewistische terroristische Zentrum 5 Prozess der 16 vom 19 bis 24 August 1936 angeklagt waren 5 6 7 Grigori Sinowjew Vertrauter Lenins 1919 1926 Vorsitzender des Exekutivkomitees der Komintern ab 1934 Rektor der Universitat Swerdlowsk Lew Kamenew Enger Mitarbeiter Lenins 1917 Mitglied des Zentralkomitees der kommunistischen Partei 1928 Direktor des Instituts fur Weltliteratur und des Akademie Verlags Grigori Jewdokimow seit 1903 Bolschewik 1919 Mitglied des Zentralkomitees der kommunistischen Partei Volkskommissar fur die Lebensmittelindustrie Iwan Bakajew seit 1908 Bolschewik 1917 Vorsitzender des Petrograder Sowjets 1924 1928 Vorsitzender der Kontrollkommission der kommunistischen Partei in Leningrad Sergei Mratschkowski seit 1905 Bolschewik Kommandeur der Roten Armee im Burgerkrieg Wagarschak Ter Waganjan seit 1912 Bolschewik 1917 Sekretar des Moskauer Komitees der kommunistischen Partei Journalist und Herausgeber Iwan Smirnow seit 1903 Bolschewik Militarfuhrer der Roten Armee im Burgerkrieg ab 1932 Ableitungsleiter im Volkskommissariat fur Schwerindustrie Efim Dreizer Kommandeur der Roten Armee Isaak Rejngold 1919 Mitglied des Zentralkomitees der kommunistischen Partei 1934 stellvertretender Volkskommissar fur Landwirtschaft Richard Pickel 1918 Sekretar von Sinowjew Literatur und Theaterkritiker Eduard Golzmann Sowjetischer Diplomat in Berlin Fritz David Ilja David Krugljanski seit 1929 Redakteur der Berliner Roten Fahne ab 1933 in Moskau Mitarbeiter von Wilhelm Pieck Valentin Olberg Sohn von Paul Olberg ab 1927 Mitglied der KPD 1935 Padagogikdozent in Gorki Konon Berman Yurin Hans Stauer Deutscher Komintern Funktionar seit 1933 in der Sowjetunion Moses Lurie Alexander Emel ab 1927 Mitglied der Agitpropabteilung des Zentralkomitees der KPD ab 1934 Historiker an der Moskauer Universitat Nathan Lurie Chefarzt in Tscheljabinsk Alle 16 Angeklagten wurden zum Tode verurteilt und am 25 August 1936 exekutiert 2 Prozess Bearbeiten Prozess gegen das sowjetfeindliche trotzkistische Zentrum 8 Prozess der 17 vom 23 bis 30 Januar 1937 angeklagt waren 8 6 7 Georgi Pjatakow seit 1910 Bolschewik 1930 1936 stellvertretender Volkskommissar fur Schwerindustrie Karl Radek Vertrauter Lenins im Schweizer Exil seit 1920 Kominternfunktionar Grigori Sokolnikow seit 1905 Bolschewik 1935 1936 erster Stellvertreter des Volkskommissars fur Forstwirtschaft Nikolai Muralow seit 1903 Bolschewik Organisator des Aufstands 1917 in Moskau Kommandeur in der Roten Armee seit 1925 Rektor der Timirjasew Akademie fur Landwirtschaft und Mitglied des Prasidiums der Staatlichen Plankommission Michail Boguslawski seit 1917 Bolschewik bis 1924 stellvertretender Vorsitzender des Moskauer Sowjets Leonid Serebrjakow seit 1905 Bolschewik 1930 1936 Chef der Zentralverwaltung fur Verkehrswesen und Guterkraftverkehr Valentin Arnold Wirtschaftsfunktionar Iwan Grase Kominternfunktionar seit 1934 in der Abteilung Chemieindustrie des Volkskommissariats fur Schwerindustrie tatig Jakob Lifschitz Stellvertretender Volkskommissar fur Eisenbahnwesen Iwan Knjasew Linker Sozialrevolutionar 1934 1936 im Volkskommissariats fur Verkehrswesen tatig Joseph Turok 1936 stellvertretender Leiter der Swerdlowsker Eisenbahn Stanislav Ratajczak 1932 1934 stellvertretender Volkskommissar fur Schwerindustrie Boris Norkin Wirtschaftsfunktionar in der Chemieindustrie 1932 1936 Leiter des Kemerower Chemiekombinatbau Alexei Schestow Wirtschaftsfunktionar in der Montanindustrie im Kuzbass Michail Stroilow Leiter eines Bergwerks im Kuzbass seit 1935 Chefingenieur von Kuzbasogul in Novosibirsk Gavriil Puschin 1931 Chefingenieur im Kuzbass tatig Jakob Drobnis seit 1907 Bolschewik spater stellvertretender Vorsitzender des Kleinen Rats der Volkskommissare Dreizehn Angeklagte wurden zum Tode verurteilt und am 30 Januar 1937 hingerichtet Die Angeklagten Arnold Sokolnikow und Radek wurden zu zehn Jahren Gefangnis verurteilt Stroilow zu acht Jahren Alle vier starben noch vor Ende 1941 eines gewaltsamen Todes Radek und Sokolnikow wurden im Mai 1939 angeblich von Mithaftlingen getotet Arnold und Stroilow im September 1941 auf Geheiss Stalins erschossen Nicht offentlicher Militargerichtsprozess Bearbeiten Im Juni 1937 wurde ein nicht offentlicher Militargerichtsprozess unter der Anklage des Verrats der Spionage und der Verschworung durch eine anti sowjetische trotzkistische Militarorganisation gefuhrt Unter dem Vorsitz des Richters Wassili Ulrich Vorsitzender des Militarkollegiums des Obersten Gerichts der UdSSR war speziell dazu ein Tribunal von Generalen der Roten Armee gebildet worden 9 Angeklagt durch den Generalstaatsanwalt der UdSSR Andrei Wyschinski wurden Michail Tuchatschewski Generalstabschef und Vize Verteidigungsminister Iona Jakir Kommandierender General des Militarbezirks Kiew Jeronimas Uborevicius Kommandierender General des Weissrussischen Militarbezirks Roberts Eidemanis Mitglied des Revolutionaren Kriegsrates August Kork Leiter der Militarakademie M W Frunse Vytautas Putna Sowjetischer Militarattache in London Boris Feldman In der Leitung der Landesverteidigung der UdSSR und der Verwaltung der Roten Armee tatig Witali Primakow Stellvertretender Kommandant des Militarbezirks Leningrad J B Gamarnik Mitglied der politischen Fuhrung der Roten Armee war auch beschuldigt und in Haft Er beging am 31 Mai 1937 Selbstmord Einige der Angeklagten bezichtigten sich selbst der konstruierten und grotesken Vorwurfe und wiederholten die brutal erfolterten Gestandnisse Fast alle Angeklagten beschuldigten Tuchatschewski der Drahtzieher bzw Anstifter einer Verschworung zum Sturz bzw der Ermordung Stalins gewesen zu sein Alle Angeklagten wurden vom Tribunal zum Tode verurteilt und am 12 Juni 1937 hingerichtet Auch viele ihrer Familienangehorigen wurden hingerichtet oder deportiert Seitens der Tribunalmitglieder trug insbesondere Budjonny mit massiven Vorwurfen gegenuber Tuchatschewskis Reform und Modernisierungskurs zum Verlauf dieses Schauprozesses bei Die von Tuchatschewski initiierte Modernisierung und Motorisierung der Roten Armee bedeuteten militarstrategisch eine Abwertung der im Burgerkrieg oft entscheidenden Kavallerieverbande dies trug ihm den Hass des ihm spatestens seit der verlorenen Schlacht von Warschau ohnehin feindlich gegenuberstehenden Inspekteurs der Kavallerie Budjonny den Tuchatschewski im Vorfeld schon mal als Analphabeten bezeichnete ein Wahrend die Parteisauberungen von 1929 und 1933 das Militar kaum betrafen wurden in den Wochen nach dem Prozess und bis Mitte 1938 viele Offiziere und Soldaten auch Politkommissare verhaftet und zu Gefangnisstrafen verurteilt oder exekutiert Auch die Generale welche als Mitglieder des Tribunals an den Urteilen mitwirkten wurden zum uberwiegenden Teil spater selbst Opfer des Grossen Terrors Mitglieder des MilitartribunalsMarschall der Sowjetunion Wassili Blucher Semjon BudjonnyArmeebefehlshaber I Ranges Boris Schaposchnikow Iwan Below Armeebefehlshaber II Ranges Jakow Alksnis Pawel Dybenko Nikolai Kaschirin Korpskommandeur Jelissei Gorjatschew auf der englischen WP Yelisey Goryachev Nur zwei Mitglieder des Tribunals die mit Stalin personlich besonders eng verbundenen Budjonny und Schaposchnikow uberlebten die mit dem Prozess beginnende faktische Enthauptung der Roten Armee mit sind die vor 1941 liquidierten Mitglieder des Tribunals gekennzeichnet 3 Prozess Bearbeiten Prozess gegen den antisowjetischen Block der Rechten und Trotzkisten 10 Prozess der 21 vom 2 bis 13 Marz 1938 angeklagt waren 10 6 7 Alexei Rykow seit 1903 Bolschewik 1910 jedoch Differenzen mit Lenin 1924 1930 Vorsitzender des Rats der Volkskommissare somit der Nachfolger Lenins als Regierungsoberhaupt 1931 1936 Volkskommissar fur das Post und Fernmeldewesen Nikolai Bucharin seit 1906 Bolschewik Theoretiker Chefredakteur der Prawda 1934 1937 Chefredakteur der Iswestija Nikolai Krestinski Vertrauter Lenins zur Zeit der russischen Revolution 1917 1930 1937 stellvertretender Aussenminister der UdSSR Christian Rakowski 1929 Regierungschef der ukrainischen Sowjetrepublik Komintern Funktionar seit 1934 Leiter der Verwaltung der Bildungseinrichtungen des Volkskommissariats fur Gesundheitswesen und seit 1935 Vorsitzender des Roten Kreuzes der UdSSR Genrich Jagoda seit 1917 Bolschewik seit 1922 im Apparat der Tscheka 1934 1936 Volkskommissar fur Innere Angelegenheiten der UdSSR verantwortlich fur die Durchfuhrung des ersten der Moskauer Prozesse Arkadi Rosenholz seit 1905 Bolschewik 1930 1937 Volkskommissar fur Aussenhandel Wladimir Iwanow seit 1915 Bolschewik seit 1931 KP Chef fur die Nordgebiete der UdSSR 1936 1937 Volkskommissar fur Holzindustrie Michail Tschernow 1909 Menschewik 1920 Bolschewik seit 1934 Vokskommisar fur Landwirtschaft Hryhorij Hrynko Grigori Grinko zunachst Sozialrevolutionar seit 1920 Bolschewik in der Ukraine seit 1930 Volkskommissar fur Finanzen Issaak Selenski seit 1906 Bolschewik seit 1934 Vorsitzender des Zentralverbandes der Konsumgenossenschaften Akmal Ikramow seit 1918 Bolschewik seit 1929 Chef der kommunistischen Partei in Usbekistan Fayzulla Xoʻjayev Chodzaev seit 1925 Vorsitzender des Rats der Volkskommissare in Usbekistan Wassili Scharangowitsch seit 1917 Bolschewik seit 1934 Mitglied der Parteikontrollkommission ab Marz 1937 KP Chef in Weissrussland Prokopij Subarew 1934 1937 stellvertretender Volkskommissar fur Landwirtschaft Pavel Bulanov seit 1921 Mitarbeiter der Tscheka 1934 1937 Sekretar der Sonderberatung des NKWD der UdSSR Lew Lewin Arzt des Kreml Krankenhauses behandelnder Arzt von Lenin und Gorki Ignatiy Kasakow Arzt im Tscheka Apparat Veniamin Maximow Dikowski seit 1920 Bolschewik seit 1932 im Sekretariat des Rats der Volkskommissare tatig Pjotr Krjutschkow seit 1918 Sekretar von Maxim Gorki Sergei Bessonow 1933 Rat der Bevollmachtigten Vertretung der UdSSR in Deutschland Dmitry Pletnev Medizinprofessor an der Medizinischen Fakultat in Moskau 18 der Angeklagten wurden zum Tode verurteilt Das Urteil wurde am 15 Marz 1938 vollstreckt Rakowski und Pletnev wurden zu zwanzig Jahren Gefangnis Bessonow zu 15 Jahren Gefangnis verurteilt Alle drei wurden am 11 September 1941 auf Weisung Stalins erschossen Gegenprozess BearbeitenIn diesen Prozessen war eigentlich immer der nicht anwesende Leo Trotzki der ehemalige Vorsitzende des Petrograder Sowjets der die Machtubernahme der Sowjets am 7 November 1917 organisiert hatte der Hauptangeklagte Die Angeklagten hatten ihre Verbrechen in seinem Auftrag begangen um den Kapitalismus in der Sowjetunion wieder zu errichten Trotzki war im russischen Burgerkrieg von 1918 bis 1923 Oberkommandierender der Roten Armee gewesen und 1929 mittels Ausweisung ins Exil gezwungen worden Seitdem lebte er ausserhalb der Sowjetunion zunachst in der Turkei dann in Frankreich spater in Norwegen und von 1937 bis zu seiner Ermordung 1940 in Mexiko Das American Committee for the Defense of Leon Trotsky fuhrte 1937 zahlreiche Hearings durch die als Ganzes einem Gerichtsprozess ahnelten Die Dewey Commission unter Vorsitz von John Dewey konnte die wenigen vorgelegten materiellen Beweise durchgangig widerlegen und veroffentlichte am 21 September 1937 einen Bericht 11 Aussere Wahrnehmung und Wirkung Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Die Moskauer Prozesse konnen als eine der ersten grosseren Krisen des Sowjetsystems mit Aussenwirkung auf den Unterstutzerkreis an vornehmlich intellektuellen Sympathisanten im westlichen Ausland angesehen werden Angesichts der unmittelbaren Bedrohung durch den Nationalsozialismus in Mitteleuropa war dieser Effekt allerdings weniger bedeutsam als etwa jener des Ungarnaufstandes 1956 oder der Intervention des Warschauer Paktes in der Tschechoslowakei 1968 Prager Fruhling Fuhrende linke Intellektuelle wie Louis Aragon Ernst Bloch Ernst Fischer aber auch der 1937 kurz in der Sowjetunion weilende Lion Feuchtwanger rechtfertigten die Prozesse in Unkenntnis der tatsachlichen Vorgange Zugleich diente ausgewahltes Material wie die Reden des Generalstaatsanwalts Andrei Wyschinski zum Beispiel in der DDR als Diskussionsgrundlage und Schulungsmaterial um Sauberungen innerhalb der SED durchzufuhren 12 Rehabilitation BearbeitenIn seiner Geheimrede Uber den Personenkult und seine Folgen auf dem XX Parteitag der KPdSU mit der er die Entstalinisierung einleitete erklarte Generalsekretar Nikita Chruschtschow am 25 Februar 1956 dass die Angeklagten zu Unrecht verfolgt wurden unter anderem weil das Plenum des ZK der KPdSU vorher nicht gehort worden sei Ferner sagte Chruschtschow Das Schuldbekenntnis vieler Verhafteter die wegen feindlicher Aktivitaten angeklagt wurden wurde mit Hilfe grausamer unmenschlicher Folterungen erreicht 13 Die volle Rehabilitierung vieler Angeklagter erfolgte uber dreissig Jahre spater im Zeitalter von Glasnost und Perestroika Das Politburo des ZK der KPdSU hatte am 28 September 1987 zu diesem Zweck eine eigene Kommission gegrundet die zunachst unter dem Vorsitz von Michail Sergejewitsch Solomenzew ab Oktober 1988 unter Alexander Nikolajewitsch Jakowlew arbeitete Sie untersuchte die Falle der Moskauer Prozesse und vieler anderer Opfer des Stalinismus und schloss ihre Arbeit im Juli 1990 mit der Rehabilitation von uber einer Million Sowjetburger ab 14 Erklarungsversuche BearbeitenUber die genauen Hintergrunde dieser Prozesse beziehungsweise der Sauberungen an sich bestehen in der historischen Forschung verschiedene Ansichten Unter anderem wird personliche Machtsicherung ebenso fur moglich gehalten wie eine Paranoia Stalins Dimitri Wolkogonow bezweifelt dass Stalin tatsachlich trotzkistische Verschworer und Agenten des Kapitalismus bekampfen wollte Die Sauberungen und die ihnen zugrunde liegenden Verschworungstheorien seien ursprunglich ein im Kern rationales Kalkul zur ausseren Stabilisierung der Sowjetunion und zur Sicherung der personlichen Herrschaft gewesen hatten dann aber eine Eigendynamik gewonnen und auf das Bewusstsein ihres Urhebers zuruckgewirkt 15 Zeitgenossische Darstellungen BearbeitenVolkskommissariat fur Justizwesen der UdSSR Hrsg Prozessbericht uber die Strafsache des trotzkistisch sinowjewistischen terroristischen Zentrums Prozessbericht uber die Strafsache des sowjetfeindlichen trotzkistischen Zentrums Verhandelt vor dem Militarkollegium des Obersten Gerichtshofes der UdSSR 19 24 August 1936 Moskau 1936 Online Volkskommissariat fur Justizwesen der UdSSR Hrsg Prozessbericht uber die Strafsache des sowjetfeindlichen trotzkistischen Zentrums Verhandelt vor dem Militarkollegium des Obersten Gerichtshofes der UdSSR vom 23 30 Januar 1937 Moskau 1937 Volkskommissariat fur Justizwesen der UdSSR Hrsg Prozessbericht uber die Strafsache des antisowjetischen Block der Rechten und Trotzkisten verhandelt vor dem Militarkollegium des Obersten Gerichtshofes der UdSSR vom 2 13 Marz 1938 Moskau 1938 John Dewey u a The Case of Leon Trotsky Report of Hearings on the charges made against him in the Moscow Trials Harper amp Brothers London New York 1937 Online Leo Sedow Rotbuch uber den Moskauer Prozess Dokumente Gesammelt und redigiert von Lew Sedow Editions Lion de Lee Antwerpen 1936 Zahlreiche Nachdrucke u a Reprint isp Verlag Frankfurt 1988 ISBN 3 88332 142 7 Online nach dem Nachdruck der Ausgabe der Spartakus GmbH Hamburg 1972 1 Victor Serge 16 fusilles ou va la revolution russe J Lefeuvre Paris 1936 In Cahiers Spartacus Paris Deutsche Ausgabe als Die sechzehn Erschossenen Unbekannte Aufsatze II mit einem Vorwort von Magdeleine Paz Cahiers Verlag Association Hamburg 1977 ISBN 3 88032 067 5 Online Leo Trotzki Stalins Verbrechen Ubersetzt von Alexandra Pfemfert Jean Christophe Verlag Zurich 1937 Neuausgabe Dietz Berlin 1990 ISBN 3 320 01552 4 Belletristische Bearbeitung BearbeitenArthur Koestler Sonnenfinsternis 1940 Stefan Heym Radek Roman C Bertelsmann Munchen 1995 Anatoli Rybakow Jahre des Terrors Roman Kiepenheuer amp Witsch Koln 1990 ISBN 978 3462020441 Eugen Ruge Metropol Roman Rowohlt 2019 Literatur BearbeitenWladislaw Hedeler amp Steffen Dietzsch Chronik der Moskauer Schauprozesse 1936 1937 und 1938 Planung Inszenierung und Wirkung Akademie Verlag Berlin 2003 ISBN 3 05 003869 1 Peter Huber amp Hans Schafranek Stalinistische Provokationen gegen Kritiker der Moskauer Schauprozesse In Wolfgang Neugebauer Hrsg Von der Utopie zum Terror Stalinismus Analysen Verlag fur Gesellschaftskritik Wien 1994 ISBN 3 85115 187 9 S 97 134 Dimitri Wolkogonow Stalin Triumph und Tragodie Ein politisches Portrat Claassen Dusseldorf 1989 ISBN 3 546 49847 X ECON Verlag Dusseldorf u a 1992 ISBN 3 430 19827 5 Wadim S Rogowin 1937 Jahr des Terrors Arbeiterpresse Verlag Essen 1998 ISBN 3 88634 071 6 Hans Schafranek Das kurze Leben des Kurt Landau Ein osterreichischer Kommunist als Opfer der stalinistischen Geheimpolizei Verlag fur Gesellschaftskritik Wien 1988 ISBN 3 900351 90 2 S 374 427 Hans Schafranek Zwischen Blocklogik und Antistalinismus Die Ambivalenz sozialdemokratischer Kritik an den Moskauer Schauprozessen In Jahrbuch des Vereins fur Geschichte der Arbeiterbewegung Wien 1994 S 38 65 Schauprozesse unter Stalin 1932 1952 Zustandekommen Hintergrunde Opfer Mit einem Vorwort von Horst Schutzler Dietz Berlin 1990 ISBN 3 320 01600 8 Reinhard Muller Der Fall des Antikomintern Blocks Ein vierter Moskauer Schauprozess In Jahrbuch fur Historische Kommunismusforschung Jg 4 1996 S 187 214 Simon Sebag Montefiore Stalin Am Hof des roten Zaren S Fischer Frankfurt 2005 ISBN 3 10 050607 3 Hermann Weber amp Ulrich Mahlert Terror Stalinistische Parteisauberungen 1936 1953 Schoningh Paderborn u a ISBN 3 506 75335 5 erweiterte Sonderausgabe 2001 ISBN 3 506 75336 3 Karl Schlogel Terror und Traum Moskau 1937 Carl Hanser Verlag Munchen 2008 ISBN 978 3 446 23081 1 Weblinks BearbeitenSteffen Dietzsch Bucharin Nikolai Iwanowitsch Karl Radek et al in Kurt Groenewold Alexander Ignor Arnd Koch Hrsg Lexikon der Politischen Strafprozesse Online Stand September 2015DarstellungenDie Moskauer Schauprozesse Memento vom 24 Juni 2003 im Internet Archive Multimediaseite des CollegeRadiosEinzelnachweise Bearbeiten Alan Bullock Hitler und Stalin S 402 f Dimitri Wolkogonow Stalin Triumph und Tragodie Ein politisches Portrat Claassen Dusseldorf 1989 S 296 310 Edvard Radzinsky Stalin Doubleday New York 1996 S 306 Reinhard Muller NKWD Folter Terror Realitat und Produktion von Fiktion in Wladislav Hedeler Hrsg Stalinscher Terror 1934 41 Eine Forschungsbilanz BasisDruck Berlin 2002 S 133 158 a b Volkskommissariat fur Justizwesen der UdSSR Prozessbericht uber die Strafsache des trotzkistisch sinowjetischen terroristischen Zentrums Moskau 1936 a b c Steffen Dietzsch Die Moskauer Prozesse 1936 1937 1938 in Lexikon der Politischen Strafprozesse Stiftung Kurt Groenewold Online a b c Wladislaw Hedeler amp Steffen Dietzsch Chronik der Moskauer Schauprozesse 1936 1937 und 1938 Planung Inszenierung und Wirkung Akademie Verlag Berlin 2003 a b Volkskommissariat fur Justizwesen der UdSSR Prozessbericht uber die Strafsache des sowjetfeindlichen trotzkistischen Zentrums Moskau 1937 Peter J Whitewood The Red Army and the Great Terror University Press of Kansas 2015 a b Volkskommissariat fur Justizwesen der UdSSR Prozessbericht uber die Strafsache des antisowjetischen Blocks der Rechten und Trotzkisten Moskau 1938 www marxists org THE CASE OF Leon Trotsky Report of Hearings on the Charges Made Against Him in the Moscow Trials https www rosalux de fileadmin rls uploads pdfs 81 2 Hedeler pdf Wladislaw Hedeler Die Szenarien der Moskauer Schauprozesse 1936 bis 1938 Rede des Ersten Sekretars des CK der KPSS N S Chruscev auf dem XX Parteitag der KPSS Geheimrede und der Beschluss des Parteitages Uber den Personenkult und seine Folgen 25 Februar 1956 Zugriff am 7 Juli 2010 Horst Schutzler Vorwort in Schauprozesse unter Stalin 1932 1952 Zustandekommen Hintergrunde Opfer Dietz Berlin 1990 S 8 f Dimitri Wolkogonow Stalin Triumph und Tragodie Ein politisches Portrat S 18 Econ Taschenbuch Verlag 1989 1999 ISBN 3 546 49847 X Normdaten Sachbegriff GND 4312928 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moskauer Prozesse amp oldid 238768771