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Andrei Januarjewitsch Wyschinski russisch Andrej Yanuarevich Vyshinskij polnisch Andrzej Wyszynski englisch Andrey Vyshinsky 28 Novemberjul 10 Dezember 1883greg in Odessa 22 November 1954 in New York NY war ein sowjetischer Jurist der von 1935 bis 1939 das Amt des Generalstaatsanwaltes der Sowjetunion und von 1949 bis 1953 des sowjetischen Aussenministers bekleidete Andrei Wyschinski 1940 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rezeption 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAndrei Wyschinski war der Sohn eines hohen zaristischen Beamten polnisch katholischer Herkunft Er schloss sich 1903 den Menschewiki der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands an Bis 1913 studierte er an der Kiewer Universitat Rechtswissenschaften danach wurde er dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand eingestellt musste allerdings wegen seiner politischen Ansichten die Stadt auf Anweisung der zaristischen Polizei verlassen Nach der Februarrevolution 1917 bekleidete er fur wenige Monate den Posten des Leiters der Miliz des Moskauer Stadtbezirks Samoskworetschje In dieser Funktion zeichnete er den Haftbefehl gegen Lenin und Grigori Sinowjew gegen der von der Kerenski Regierung erlassen wurde Erst 1920 trat Wyschinski in die KP ein Er gewann rasch das Vertrauen Stalins den er bereits wahrend der Zarenzeit im Gefangnis getroffen hatte und machte eine Karriere als Dozent und Rechtstheoretiker Er war von 1923 bis 1925 Staatsanwalt beim Obersten Gericht der Sowjetunion wechselte dann aber in die Wissenschaft Von 1925 bis 1928 war er Rektor der Moskauer Staatsuniversitat ein bedeutender Posten innerhalb des sowjetischen Hochschulsystems dann von 1928 bis 1931 Mitglied des Kollegiums des Volkskommissariats fur das Bildungswesen Im Jahr 1928 hatte er als Richter im Schachty Prozess fungiert Von 1931 bis 1933 war er Staatsanwalt der RSFSR und stellvertretender Volkskommissar der Justiz der RSFSR dann ab 1933 stellvertretender Staatsanwalt der Sowjetunion 1934 gehorte er zu den Leitern der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen nach der Ermordung des Leningrader Parteifuhrers Sergej Kirow Durch Folter erbrachte die Untersuchung das von Stalin gewunschte Ergebnis 1 Von 1935 bis 1939 war Wyschinski Generalstaatsanwalt der Sowjetunion In enger Absprache mit Stalin entwarf er die Drehbucher fur die Schauprozesse wobei die Angeklagten meist durch schwere Folter zu ihren Aussagen und den erwunschten Gestandnissen gebracht wurden Bei seinen Auftritten schrie er die Angeklagten oft an und verwendete ordinare Schimpfworter fur sie 2 Wyschinski war gelegentlich bei der Vollstreckung der von ihm beantragten Todesurteile personlich anwesend etwa als der NKWD Henker Wassili Blochin Marschall Michail Tuchatschewski mit Genickschuss totete 3 In dieser Zeit und spater wahrend er als Leiter des Rechtsinstituts der Akademie der Wissenschaften der UdSSR fungierte von 1937 bis 1941 vertrat er den Grundsatz dass alles Recht Ausdruck des Willens der herrschenden Klasse sei In seinen Augen reichten die Gestandnisse der Angeklagten aus um ihre Schuld zu dokumentieren sie seien die wichtigsten Beweismittel Die Nowaja gaseta schrieb 2018 er sei der erste Staatsanwalt gewesen der zeigte dass man uberhaupt auf Beweise verzichten kann Gleichzeitig war er brillant fur Stalin dafur zustandig den Anschein einer vollen Legalitat der staatlichen Handlungen zu erwecken 4 1939 wurde er Mitglied des Zentralkomitees und stellvertretender Vorsitzender des Rats der Volkskommissare ab 1940 gleichzeitig der Erste Stellvertreter des Volkskommissars fur die ausseren Angelegenheiten Aussenminister Wjatscheslaw Molotow Im Juni 1940 wurde er als Beauftragter der sowjetischen Regierung nach Lettland entsandt das in der Folge nach gefalschten Wahlen von der Sowjetunion annektiert wurde nbsp Wyschinski neben Marschall Schukow bei der Unterzeichnung der deutschen Kapitulationsurkunde in Berlin KarlshorstUnmittelbar nach Kriegsende bekam Wyschinski den Auftrag das Drehbuch fur den Moskauer Prozess der Sechzehn zu entwerfen angeklagt waren polnische Politiker und hohe Militars die sich gegen die Sowjetisierung ihres Heimatlandes stellten 5 Anschliessend leitete er die Regierungskommission die hinter den Kulissen die sowjetische Juristendelegation fur die Nurnberger Prozesse vorbereitete Dazu gehorte die Praparierung angeblicher Zeugen des Massakers von Katyn die bestatigen sollten dass es sich um ein deutsches Verbrechen handelte 6 Am 4 Marz 1949 ubernahm er als Nachfolger Molotows den Posten des Aussenministers der Sowjetunion 1952 53 war er kurzzeitig Kandidat des Prasidiums des Zentralkomitees der KPdSU Nach dem Tod Stalins 1953 verdrangte ihn Molotow wieder vom Posten des Aussenministers und schob ihn als Botschafter zu den Vereinten Nationen nach New York ab In New York wurde er beruhmt fur sein leidenschaftliches Verfechten genau jenes Standpunktes den seine Vorgesetzten im Augenblick befohlen hatten Sein Auftreten zur Zeit des beginnenden Kalten Krieges zielte eher darauf die UNO als Plattform der Konfrontation auf welcher Wyschinski in den Worten der Nowaja gaseta auslandische Diplomaten niedertrampelte zu gebrauchen denn darin ihren eigenen Anspruch der Moglichkeit von Kompromissfindung aufzunehmen 4 Wyschinski starb 1954 in New York Seine Urne wurde an der Kremlmauer in Moskau beigesetzt Die in Paris erscheinende russische Emigrantenzeitung Russkaja Mysl berichtete damals unter Berufung auf Quellen im CIA Wyschinski sei von einem eigens aus Moskau angereisten Agenten vergiftet worden er sei Opfer des Machtkampfes nach Stalins Tod geworden 7 Die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Foderation gab 2014 auf ihrer Webseite an er habe Selbstmord begangen 8 Er war Autor von insgesamt fast 200 Publikationen war seit 1939 Mitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR und viermal mit dem Leninorden ausgezeichnet worden Seine Arbeit Die Theorie der Beweisfuhrung beim Gericht im sowjetischen Recht die politische Repressionen theoretisch rechtfertigt bekam 1947 den Stalinpreis erster Klasse verliehen Rezeption BearbeitenSeine Reden wahrend der Moskauer Schauprozesse 1936 bis 1938 dienten in den fruhen Jahren der DDR als Diskussionsgrundlage und Schulungsmaterial Sie vermittelten so Justizministerin Hilde Benjamin 1952 nicht nur grundlegende Erkenntnisse der Theorie des Staates und des Rechtes sondern auch der Staats und Rechtspraxis Vor diesem Hintergrund wurde die Strafprozessordnung der DDR entwickelt Am 27 November 1954 wurde in einer Gedenkfeier der Vereinigung Demokratischer Juristen das Wirken Wyschinskis im Ministerium der Justiz ausdrucklich gewurdigt 9 In einem Uberblick uber sein Lebenswerk schrieb die Nowaja gaseta Anstellungen in hochsten Amtern hatten seinen Talenten entsprochen aber vielleicht waren zu anderen Zeiten angeborene Gemeinheit Feigheit und Prinzipienlosigkeit weniger gefragt gewesen 4 Dean Acheson von 1949 bis 1953 Aussenminister der Vereinigten Staaten sagte uber Wyschinski Ein geborener Schurke obwohl amusant 4 Werke BearbeitenKurs ugolovnogo procesa deutsch Das Lehrbuch des Strafprozesses Moskau 1927 Sudoustrojstvo v SSSR deutsch Gerichtsstrukturen in der UdSSR Moskau 1939 Teorija sudebnych dokazatel stv v sovetskom prave deutsch Die Theorie der Beweisfuhrung beim Gericht im sowjetischen Recht Moskau 1941 Voprosy teorii gosudarstva i prava deutsch Die Fragen der Staats und Rechtstheorie Moskau 1949 Voprosy mezdunarodnogo prava i mezdunarodnoj politiki deutsch Die Fragen des Volkerrechts und der internationalen Politik Moskau 1949 Gerichtsreden Berlin 1952Literatur BearbeitenDonald Rayfield Stalin und seine Henker Munchen 2004 ISBN 3 89667 181 2 Arkadi Waksberg Gnadenlos Andrei Wyschinski Morder im Dienste Stalins Aus dem Russischen von Bernd Rullkotter Bergisch Gladbach 1991 ISBN 3 7857 0581 6 Jan Foitzik Wyschinski Andrej Janwarewitsch In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Andrei Wyschinski Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Andrei Januarjewitsch Wyschinski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Andrei Januarjewitsch Wyschinski in den Historischen Pressearchiven der ZBW Andrei Wyschinski Moscow Trials 1936 August 22 morning session Speech for the Prosecution In art bin com Abgerufen am 15 Mai 2020 englisch The Venona Files and the Alger Hiss Case Transcript 1822 In law umkc edu Archiviert vom Original am 30 August 2006 abgerufen am 15 Mai 2020 englisch Artikel Andrei Januarjewitsch Wyschinski in der Grossen Sowjetischen Enzyklopadie BSE 3 Auflage 1969 1978 russisch http vorlage gse test 1 3D007597 2a 3D 2b 3DAndrei 20Januarjewitsch 20WyschinskiEinzelnachweise Bearbeiten Arkadi Waksberg Die Verfolgten Stalins Aus den Verliesen des KGB Reinbek 1993 S 138 Arkadi Waksberg Gnadenlos Andrei Wyschinski Morder im Dienste Stalins Bergisch Gladbach 1991 S 218 308 Nikita Wassiljewitsch Petrow Palachi oni vypolnyali zakazy Stalina Nowaja gaseta Moskau 2011 ISBN 978 5 91147 018 0 S 198 a b c d Leonid Mlechin Leonid Mletschin Nichtozhny predlozheniya idushie iz atlanticheskogo lagerya In Nowaja gaseta 7 September 2018 abgerufen am 15 Mai 2020 russisch Die Vorschlage aus dem Atlantischen Lager sind wertlos Nikita Wassiljewitsch Petrow Palachi oni vypolnyali zakazy Stalina Nowaja gaseta Moskau 2011 ISBN 978 5 91147 018 0 S 132 Thomas Urban Katyn 1940 Geschichte eines Verbrechens C H Beck Munchen 2015 ISBN 978 3 406 67366 5 S 158 159 Juri Georgijewitsch Felschtinski Vozhdi v zakone Moskau 2008 S 354 abgerufen am 15 Mai 2020 russisch Istoriya v licah Andrej Yanuarevich Vyshinskij Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Foderation archiviert vom Original am 8 August 2014 abgerufen am 15 Mai 2020 russisch Wladislaw Hedeler Die Szenarien der Moskauer Schauprozesse 1936 bis 1938 pdf 91 kB In Utopie kreativ Heft 81 82 Juli 1997 S 58 75 hier S 59 abgerufen am 15 Mai 2020 VorgangerAmtNachfolgerWjatscheslaw MolotowSowjetischer Aussenminister 1949 1953Wjatscheslaw MolotowNormdaten Person GND 118967932 lobid OGND AKS LCCN n85067056 NDL 00527090 VIAF 54947815 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wyschinski Andrei JanuarjewitschALTERNATIVNAMEN Vyshinskij Andrej Yanuarevich russisch KURZBESCHREIBUNG sowjetischer Politiker und AussenministerGEBURTSDATUM 10 Dezember 1883GEBURTSORT OdessaSTERBEDATUM 22 November 1954STERBEORT New York City USA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Andrei Januarjewitsch Wyschinski amp oldid 229714450