www.wikidata.de-de.nina.az
Der Petrograder Sowjet der Arbeiter und Soldatendeputierten russisch Petrogradskij sovet rabochih i soldatskih deputatov war die Vertretung der Petrograder Arbeiter und Soldaten wahrend der Periode der Russischen Revolution 1917 Gegrundet wahrend der Februarrevolution spielte er in der Periode bis zur Oktoberrevolution eine entscheidende Rolle als legislatives Organ der Doppelherrschaft und Gegengewicht zur provisorischen Regierung Nach dem Sieg der Oktoberrevolution ubernahm er Aufgaben der Lokalverwaltung in Petrograd Sitzung der Soldatensektion des Petrograder Sowjets wahrend der Russischen Revolution Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte und Grundung 2 Der Sowjet wahrend der Doppelherrschaft 3 Die Bolschewisierung des Sowjets und die Oktoberrevolution 4 Der Sowjet in den Jahren des Burgerkrieges 5 Literatur 6 WeblinksVorgeschichte und Grundung BearbeitenBereits wahrend der Russischen Revolution 1905 war in der Hauptstadt Russlands die damals noch Sankt Petersburg hiess ein Sowjet zur Vertretung der Petersburger Arbeiter gegrundet worden Der unmittelbare Vorlaufer des Petrograder Sowjets war jedoch die wahrend des Ersten Weltkriegs im November 1915 von den Menschewiki gegrundete Zentrale Arbeitergruppe Centralnaya Rabochaya Gruppa die zwischen den Arbeiterinteressen und denen des zur Staatsmacht gehorenden zentralen militarisch industriellen Komitees vermittelte Die Gruppe radikalisierte sich wahrend des Krieges zusehends und trat fur revolutionare Ziele ein nbsp Verlautbarung des Ispolkom vom 27 Februar 12 Marz 1917 nbsp Nikolos Tschcheidse bei einer Rede in Petrograd 1917Am 27 Januarjul 9 Februar 1917greg wurde die gesamte Fuhrung der Zentralen Arbeitergruppe auf Anordnung von Innenminister Alexander Protopopow verhaftet und in der Peter und Paul Festung inhaftiert Am Morgen des 27 Februarjul 12 Marzgreg wurden sie von revolutionaren Soldaten befreit und ihr Vorsitzender Kusma Gwosdew berief fur denselben Tag eine Versammlung zur Wahl eines Sowjets ein Am Abend versammelten sich bis zu 250 Menschen im Taurischen Palais zur Wahl eines provisorischen Exekutivkomitees Ispolkom dem acht oder neun Personen ausschliesslich Menschewiken angehorten und das von Nikolos Tschcheidse geleitet wurde Als Verlautbarungsorgan wurde die Zeitung Iswestija gegrundet Der Sitz des Sowjets war bis zum August 1917 im Taurischen Palais zugleich Sitz der Staatsduma danach im Smolny Institut Am Folgetag fand die konstituierende Sitzung des Sowjets statt an der die zuvor gewahlten Vertreter der Fabriken und Regimenter teilnahmen Die meisten der bis zu 3 000 Mitglieder vertraten moderate Parteien und Ansichten lediglich rund 10 liessen sich anfanglich radikalen Parteien wie den Bolschewiki den sozialrevolutionaren Maximalisten oder den Meschrajonzy zurechnen Mehr als zwei Drittel der Abgeordneten waren Soldaten Das Ispolkom spielte unter diesen Umstanden die dominierende Rolle es umfasste im Marz einen Kreis von etwa 20 Personen mit einem dreikopfigen Prasidium Prasidiumsmitglieder waren zunachst Nikolos Tschcheidse Matwei Skobelew und Alexander Kerenski Als kleiner Zirkel von Intellektuellen war sein Anspruch die Interessen des einfachen Volkes zu vertreten von vornherein fragwurdig Der Sowjet wahrend der Doppelherrschaft BearbeitenAm 1 Marzjul 14 Marzgreg erliess der Sowjet seinen Befehl Nr 1 an die Garnison des Petrograder Militarbezirks Am selben Tag entschied das Ispolkom nicht in die neugebildete provisorische Regierung einzutreten und begrundete somit die sogenannte Doppelherrschaft Der Sowjet behielt sich das Recht vor die Entscheidungen der provisorischen Regierung zu uberprufen und beanspruchte faktisch die legislative Gewalt im Staat Ein Netzwerk von Kommissionen entstand die zusammengenommen eine Art Schattenkabinett bildeten Zum Zweck der Konsultation mit der Regierung wurde eine Kontaktkommission gebildet Das System der Doppelherrschaft wurde durch ein vom Sowjet gebilligtes Acht Punkte Programm der Regierung Lwow bestatigt Das Ratesystem sollte nach dem Willen des Sowjets auf das gesamte Land ausgedehnt werden zu diesem Zweck wurde fur das Fruhjahr eine Allrussische Rateversammlung nach Petrograd einberufen Kommissare wurden zu den Fronten und Flotten entsandt um die Mitsprache der Rate bei allen wichtigen Entscheidungen zu garantieren Eine Bauernvertretung in den Sowjets bestand zu dieser Zeit nicht die russischen Bauern rund 80 der Bevolkerung waren in einer separaten Bauernunion organisiert Der Petrograder Sowjet wurde in der Folge zu einem allrussischen Entscheidungsgremium aufgewertet nachdem neugebildete Rate in den Provinzen und an den Fronten Abordnungen nach Petrograd entsandten Auf dem 1 Allrussischen Sowjetkongress der sich im Juni 1917 in Petrograd versammelte wurde schliesslich ein Allrussisches Zentrales Exekutivkomitee gewahlt dessen Vorsitz Tschcheidse ubernahm Zwischen diesem weiterhin von den gemassigten Sozialisten dominierten Gremium und dem Petrograder Sowjet bildete sich eine Rivalitat heraus die sich in dem Masse verstarkte wie sich die politische Mehrheit in letzterem hin zu den Bolschewiki verschob Als Sowjet der revolutionaren Hauptstadt und aufgrund personeller Kontinuitaten fanden dessen Entscheidungen weiterhin eine hohe Beachtung und seine Bedeutung als oppositionelles Forum zur Regierung blieb weiterhin bestehen Die Bolschewisierung des Sowjets und die Oktoberrevolution BearbeitenWahrend der durch die Veroffentlichung der Miljukow Note ausgelosten April Krise trat der Widerspruch zwischen dem Bekenntnis des Exekutivkomitees zur Fortfuhrung des Krieges im Sinne der Verteidigung der Revolution und den annexionistischen Zielen der burgerlichen Regierung zutage Die aus dem Exil zuruckkehrenden Bolschewiki machten sich diese Widerspruche zunutze um ihre bisher geringe Reprasentanz in den Sowjets schrittweise zu erhohen Nach den Rucktritten der annexionistischen Minister Alexander Gutschkow und Pawel Miljukow erklarte sich der Petrograder Sowjet bereit an der Bildung einer neuen Regierung mitzuwirken In der Folge traten mehrere sozialistische Minister in die neue Koalitionsregierung ein und der bisherige Justizminister Kerenski ubernahm den Posten des Kriegs und Marineministers Kerenskis energisches Eintreten fur eine Offensive gegen die Mittelmachte im Sommer 1917 kann als einer der entscheidenden Grunde fur das Erstarken der Bolschewiki gewertet werden Der Regierungseintritt der moderaten Sozialisten erwies sich fur diese als Nachteil da sie die Regierungsentscheidungen jetzt mitverantworteten Der Fehlschlag der Offensive und die resultierende zunehmende Kriegsmudigkeit fuhrte zu einem Verlust von Vertrauen in die Regierung ebenso die undurchsichtige Kornilow Affare im August die als Versuch zur Errichtung einer Diktatur interpretiert wurde Obwohl der bolschewistische Juliaufstand in Petrograd fehlschlug fanden hier wie auch anderswo die bolschewistischen Losungen wie Alle Macht den Raten und Nieder mit dem Krieg zunehmend Unterstutzung Auch der zunehmende Verfall der Wirtschaft und die prekare Ernahrungslage in der Stadt spielten in die Hande der Bolschewiki Die Streikneigung unter der Arbeiterschaft nahm sprunghaft zu da sich die wirtschaftliche Situation der Arbeiter immer mehr verschlechterte Des Weiteren stiess das Zogern der Regierung eine konstituierende Versammlung einzuberufen auf Kritik nbsp Proklamation des Militarischen Revolutionskomitees uber die Absetzung der provisorischen Regierung vom 25 Oktober 7 NovemberNach der Kornilow Revolte benutzten die Bolschewiki die Mehrheit die sie zusammen mit den meist mit ihnen abstimmenden Linken Sozialrevolutionaren im Petrograder Sowjet errungen hatten dazu auf die Einberufung eines 2 Allrussischen Sowjetkongresses zu dringen Die nach dem fehlgeschlagenen Juliaufstand zunachst verworfene Losung Alle Macht den Raten wurde wieder propagiert Am 31 Augustjul 13 Septembergreg wurde erstmals eine bolschewistische Resolution vom Plenum des Sowjets verabschiedet worauf das menschewistisch sozialrevolutionare Prasidium zurucktrat Am 25 Septemberjul 8 Oktobergreg wurde Leo Trotzki zum Vorsitzenden des Sowjets gewahlt dessen Exekutivkomitee bereits zur Halfte aus Bolschewiki bestand Die Bedrohung Petrograds durch die deutsche Armee nach der Einnahme Rigas am 3 September und der Besetzung der baltischen Inseln im Unternehmen Albion wurde von den Bolschewiki als Vorwand genutzt ein Militarisches Revolutionskomitee aufzustellen vorgeblich zur Organisation der Verteidigung der Hauptstadt das zur Schaltzentrale des bewaffneten Aufstands wurde Letzterer war am 10 Oktoberjul 23 Oktobergreg vom bolschewistischen Zentralkomitee beschlossen worden Am 25 Oktoberjul 7 Novembergreg sprach Lenin vor einer Sondersitzung des Sowjets und erklarte den Sieg der Arbeiter und Bauernrevolution Im Zuge der Machtergreifung schritt die Bolschewisierung des Sowjets weiter fort Nach den Wahlen vom 27 Novemberjul 10 Dezembergreg bestand das zentrale Exekutivkomitee aus 34 Bolschewiki und 10 linken Sozialrevolutionaren zum Vorsitzenden wurde Grigori Sinowjew gewahlt Letzterer leitete den Sowjet bzw den Nachfolger Lensowjet bis zu seiner Entmachtung 1926 Der Sowjet in den Jahren des Burgerkrieges BearbeitenNach der Oktoberrevolution wurde der Sowjet zum Hauptorgan der lokalen Verwaltung in Petrograd In den Jahren des Burgerkrieges organisierte er die Versorgung der Stadt mit Lebensmitteln und Rohstoffen bekampfte Epidemien und sorgte fur die Aufrechterhaltung der Produktion Ab dem Fruhjahr 1918 nach dem Umzug der Regierung nach Moskau bildete der Sowjet mit anderen Sowjets Nordwestrusslands die Union der Kommunen der Nordregion mit Zentrum in Petrograd die im Februar 1919 wieder aufgelost wurde Im August 1920 wurde die Vereinigung der Zentralen Exekutivkomitees des Stadt mit dem des Provinzsowjets beschlossen wahrend der Petrograder Sowjet weiterhin die Leitung der Stadtverwaltung innehatte Im Januar 1924 wurde der Sowjet im Zusammenhang mit der Umbenennung der Stadt in Leningrad in Lensowjet umbenannt Literatur BearbeitenRichard Pipes Die Russische Revolution 3 Bde Rowohlt Berlin 1992 93 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Petrograder Sowjet Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Petrograder Sowjet der Arbeiter und Soldatendeputierten auf den Seiten der Sankt Petersburg Enzyklopadie englisch russisch Regierungssysteme und Vorgangerstaaten Russlands Kiewer Rus 862 1169 Furstentum Wladimir Susdal 1125 1321 Grossfurstentum Moskau 1321 1547 Zarentum Russland 1547 1721 Russisches Kaiserreich 1721 1917 Russische Republik 1917 Sowjetrussland 1917 1922 Russische Sozialistische Foderative Sowjetrepublik innerhalb der Sowjetunion 1922 1991 Russische Foderation seit 1991 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Petrograder Sowjet amp oldid 238880379