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Die russische Provisorische Regierung war die Regierung des Russischen Reiches von der Februarrevolution 1917 und der Abdankung von Zar Nikolaus II durch die die Zarenherrschaft in Russland beendet wurde bis zur Oktoberrevolution desselben Jahres Inhaltsverzeichnis 1 Sturz des Zaren und Bildung der Regierung 2 Aprilkrise und Bildung der Koalitionsregierung 3 Juliaufstand und Machtubernahme Kerenskis 4 Direktorium und Sturz 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseSturz des Zaren und Bildung der Regierung Bearbeiten Mitglieder des provisorischen Komitees der DumaDie Bildung der provisorischen Regierung wurde durch das am 27 Februarjul 12 Marz 1917greg in Petrograd aus Angehorigen des Progressiven Blocks der Duma unter Vorsitz des Prasidenten Michail Rodsjanko gebildete Provisorische Komitee der Duma betrieben nachdem die bisherige Regierung geschlossen ihren Rucktritt angeboten hatte Am gleichen Tag trafen sich Vertreter der sozialistischen Parteien zur Wahl des Petrograder Sowjets der sich am Folgetag konstituierte und ebenfalls die Ubernahme der Macht beanspruchte Am 1 jul 14 Marzgreg stimmte Nikolaus II der auf der Ruckreise aus dem Armeehauptquartier nach Petrograd in Pskow aufgehalten worden war der Bildung einer neuen Regierung durch die Duma zu Daraufhin trafen sich am 2 jul 15 Marzgreg Vertreter von Dumakomitee und Exekutivkomitee des Sowjets und einigten sich auf ein Acht Punkte Programm als Basis der kunftigen Regierung das unter anderem die Wahl einer konstituierenden Versammlung vorsah Danach entsandte das Komitee eine Abordnung nach Pskow um Nikolaus zum Thronverzicht zugunsten seines Sohnes des Zarewitsch Alexei zu bewegen Nikolaus entschied sich jedoch zur Ubergabe des Throns an seinen Bruder Grossfurst Michail Alexandrowitsch der am folgenden Tag ebenfalls seinen Verzicht erklarte Poster mit den Angehorigen der ursprunglichen provisorischen Regierung Marz 1917Die neue Regierung wurde am 2 jul 15 Marzgreg proklamiert und ihre Mitglieder am nachsten Tag vorgestellt Ihr gehorten an Erste Regierung Lwow Ministerprasident und Inneres Furst Lwow parteilosAusseres Pawel Miljukow KDKrieg und Marine Alexander Gutschkow OktobristenTransport Nikolai Nekrassow KDHandel und Industrie Alexander Konowalow KDFinanzen Michail Tereschtschenko parteilosBildung Alexander Manuilow KDOber Prokurator des Heiligen Synod Wladimir Lwow ZentristenLandwirtschaft Andrei Schingarjow KDJustiz Alexander Kerenski TDDie provisorische Regierung tagte zunachst im Mariinski Palast Ihr Geschaftsfuhrer war Wladimir Dmitrijewitsch Nabokow ein Angehoriger der Kadettenpartei im Range eines Staatssekretars der die Sitzungen koordinierte und vorbereitete 1 Der Sowjet rief auf Basis des gemeinsam beschlossenen Programms zur Unterstutzung der Regierung auf untersagte aber gleichzeitig seinen Mitgliedern in die Regierung einzutreten und behielt sich das Recht vor die Kontrolle uber die Arbeit der Regierung auszuuben Dies wurde als System der Doppelherrschaft bekannt Der Vorsitzende des Petrograder Sowjets und Menschewik Nikolos Tschcheidse lehnte den fur ihn vorgesehenen Posten des Arbeitsministers ab Kerenski gelang es dagegen auf einer Vollversammlung des Sowjets sich uber das Verbot des Regierungseintritts hinwegzusetzen Aprilkrise und Bildung der Koalitionsregierung BearbeitenAufgrund von Meinungsverschiedenheiten uber die russischen Kriegsziele insbesondere nach Veroffentlichung der Miljukow Note kam es im April und Mai 1917 zur Regierungskrise Dies wurde nicht zuletzt ausgelost durch die Ruckkehr der bolschewistischen Parteifuhrer im Fruhjahr Auch Lenin kehrte Anfang April 1917 mit Unterstutzung der deutschen Reichsleitung aus seinem Schweizer Exil nach Russland zuruck Sie entfalteten eine rege Agitation unter den Arbeitern und Soldaten und in den Sowjets Gutschkow und Miljukow traten zuruck und Furst Lwow bot den Menschewiki und Sozialrevolutionaren die Regierungsbeteiligung an Am 1 jul 14 Maigreg beschloss der Sowjet auf das Angebot einzugehen und ihr Verbot der Regierungsteilnahme aufzuheben Am 5 jul 18 Maigreg wurde die neue Regierung vorgestellt Angehorige der Koalitionsregierung LwowZweite Regierung Lwow Ministerprasident und Inneres Furst Lwow parteilosAusseres Michail Tereschtschenko parteilosKrieg und Marine Alexander Kerenski SRTransport Nikolai Nekrassow KDHandel und Industrie Alexander Konowalow KDFinanzen Andrei Schingarjow KDBildung Alexander Manuilow KDOberprokuror des Heiligen Synod Wladimir Lwow ZentristenLandwirtschaft Wiktor Tschernow SRJustiz Pawel Perewersew MenschewikiArbeit Matwei Skobelew MenschewikiPost und Fernmeldewesen Irakli Tsereteli MenschewikiErnahrung Alexei Peschechonow VolkssozialistenStaatskontrolle Iwan Godnew OktobristenWohlfahrt Dmitri Schachowskoi KDJuliaufstand und Machtubernahme Kerenskis BearbeitenAls neuer Kriegsminister drang Kerenski energisch auf die Eroffnung einer Offensive gegen die Mittelmachte und stellte sich damit gegen den zu dieser Zeit tagenden Ersten Allrussischen Sowjetkongress Am 16 jul 29 Junigreg begann dann der als Kerenski Offensive bekannt gewordenen Vorstoss Sehr bald erschopfte sich die Schlagkraft des Angriffs Eine Gegenoffensive der Mittelmachte zeichnete sich immer drohender ab Dem versuchte die Regierung durch die Mobilisierung von Soldaten der Petrograder Garnison entgegenzuwirken Da dies aber starke Widerstande hervorrief und aufgrund der Vereinbarungen mit dem Sowjet vom Marz auch nicht zulassig war eroffnete sie damit den Bolschewiki die Moglichkeit zur Massenmobilisierung Am 4 jul 17 Juligreg marschierten Soldaten des 1 Maschinengewehrregiments und Kronstadter Matrosen auf den Sitz des Sowjets im Taurischen Palais forderten die Machtubernahme der Sowjets und drohten mit der Verhaftung der Minister Nur durch den Einsatz regierungstreuer Regimenter und die Veroffentlichung von Spionagevorwurfen gegen Lenin konnte der Juliaufstand zerschlagen werden Aufgrund der Ereignisse und der sich verschlechternden Lage an der Front am 6 jul 19 Juligreg begannen Truppen der Mittelmachte ihre Gegenoffensive traten Furst Lwow und mehrere Minister im Juli von ihren Amtern zuruck Lwow schlug Kerenski als seinen Nachfolger vor Kerenski nahm das Angebot an und regierte in der Folge mit einem Rumpfkabinett Zur Losung der politischen Krise berief er fur den August in Moskau die Grosse Staatskonferenz ein der militarischen Krise suchte er durch die Berufung Lawr Kornilows zum Oberbefehlshaber zu begegnen Dessen Forderungen der Wiedereinfuhrung einer strengen Militardisziplin und die gleichzeitige Verschworung rechter Kreise zur Errichtung einer Militardiktatur fuhrten zur Kornilow Affare Angehorige der Regierung KerenskiRegierung Kerenski Ministerprasident Alexander Kerenski SRVizeministerprasident und Finanzen Nikolai Nekrassow Radikale DemokratenAusseres Michail Tereschtschenko parteilosInneres Nikolai Awksentjew SRJustiz Alexander Sarudny TrudowikiVolksbildung Sergei Oldenburg KDHandel und Industrie Sergei Prokopowitsch parteilosLandwirtschaft Wiktor Tschernow SRPost und Telegraphenwesen Alexei Nikitin MenschewikiArbeit Matwei Skobelew MenschewikiErnahrung Alexei Peschechonow VolkssozialistenWohlfahrt Iwan Jefremow Radikale DemokratenInformation Pjotr Jurenjew KDOber Prokurator des Heiligen Synod Anton Kartaschow KDStaatskontrolle Fjodor Kokoschkin KDDirektorium und Sturz BearbeitenDie letzten Monate der provisorischen Regierung waren von zunehmendem Macht und Autoritatsverlust gepragt Am 1 jul 14 Septembergreg rief Kerenski die Russische Republik aus und ging damit auf eine Schlusselforderung der radikalen Linken ein Am 14 jul 27 Septembergreg begann in Petrograd die Demokratische Konferenz von der Rechte und Kadetten bereits ausgeschlossen waren Diese erteilte am 19 Septemberjul 2 Oktobergreg einer funfkopfigen Gruppe Direktorium unter Fuhrung Kerenskis den Auftrag die Regierungsgeschafte zu fuhren und wahlte aus ihrer Mitte ein Vorparlament das dessen Arbeit uberwachen sollte Eine der wichtigsten Aufgaben des Direktoriums sollte die umgehende Einberufung der Konstituierenden Versammlung sein die seit Marz immer wieder verschoben worden war Diese Plane gerieten aber in Gefahr als im Oktober deutsche Truppen in Reichweite Petrograd vorruckten und die Regierung ihren Umzug nach Moskau zu planen begann Als Wahltermin wurde schliesslich der 12 jul 25 November 1917greg festgesetzt Daraufhin beschleunigten die Bolschewiki auf Drangen Lenins ihre Aufstandsvorbereitungen Angehorige des Direktoriums Ministerprasident Alexander Kerenski SRAusseres Michail Tereschtschenko parteilosInneres Post und Telegraphenwesen Alexei Nikitin MenschewikiKriegswesen Alexander Werchowski SRFlottenwesen Dmitri Werderewski parteilos Proklamation des Militarischen Revolutionskomitees uber die Auflosung der provisorischen RegierungAm 9 jul 22 Oktobergreg grundete der Petrograder Sowjet das Militarische Revolutionskomitee Milrevkom das ursprunglich die Verteidigung Petrograds organisieren sollte bald aber von den Bolschewiki zur Vorbereitung ihres Umsturzes der Oktoberrevolution benutzt wurde Am 22 Oktoberjul 4 November 1917greg forderte das Milrevkom ultimativ die Ubergabe der Befehlsgewalt uber die Truppen des Petrograder Militarbezirks Am 24 Oktoberjul 6 Novembergreg bot die Regierung die letzten Krafte zu ihrer Verteidigung auf Am nachsten Tag wurde der Regierungssitz im Winterpalais von Roten Truppen umstellt die am Abend ein Ultimatum an die im Gebaude versammelten Regierungsmitglieder richteten Gleichzeitig begann der 2 Allrussische Sowjetkongress seine Tagung im Smolny In den Morgenstunden des 26 Oktoberjul 8 Novembergreg wurden die Regierungsmitglieder bis auf Kerenski dem die Flucht gelang verhaftet und in die Peter Pauls Festung gebracht wenig spater verkundeten die Bolschewiki ihre Machtubernahme Siehe auch BearbeitenGeschichte Russlands Rabotschaja gaseta RumtscherodLiteratur BearbeitenOrlando Figes Die Tragodie eines Volkes Die Epoche der russischen Revolution 1891 bis 1924 Berlin Verlag Berlin 1998 ISBN 3 8270 0243 5 Richard Pipes Die Russische Revolution 3 Bande Rowohlt Berlin 1992 1993 DNB 552089869 Weblinks Bearbeiten Commons Provisorische Regierung Russland Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Jorg Baberowski Der Sinn der Geschichte Geschichtstheorien von Hegel bis Foucault C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52793 0 S 16 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Provisorische Regierung Russland amp oldid 234919503