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Die Kerenski Offensive 1 bis 19 Juli julianischer Kalender 18 Juni bis 6 Juli 1917 benannt nach dem damaligen russischen Kriegs und Marineminister Alexander Kerenski war eine Offensive der russischen Truppen gegen die Ostfront der Mittelmachte im Ersten Weltkrieg Sie hatte das Ziel die von Krieg und Revolution gebeutelte russische Nation zu stabilisieren und die Mittelmachte am Vordringen auf russisches Gebiet zu hindern Mit der Offensive wollte Kerenski einen Annexionsfrieden verhindern und gunstigere Bedingungen fur die Friedensverhandlungen schaffen Kerenski OffensiveTeil von Ostfront Erster Weltkrieg Operationen an der Ostfront 1917Datum 1 bis 19 Juli 1917Ort Galizien Bukowina RumanienAusgang Vormarsch der MittelmachteKonfliktparteienRussische Republik 1917 Russland Deutsches Reich Deutsches ReichOsterreich Ungarn Osterreich UngarnBefehlshaberRussische Republik 1917 Alexei BrussilowRussische Republik 1917 Alexei GutorRussische Republik 1917 Iwan Erdeli Deutsches Reich Leopold von BayernDeutsches Reich Felix von BothmerOsterreich Ungarn Eduard von Bohm ErmolliOsterreich Ungarn Karl KritekTruppenstarkeRussische Republik 1917 Sudwestfront 7 8 und 11 Armee Heeresgruppe Bohm Ermolli Deutsches Reich SudarmeeOsterreich Ungarn 2 und 3 ArmeeBedeutende Militaroperationen an derOstfront 1914 1918 1914Ostpreussische Operation Stalluponen Gumbinnen Tannenberg Masurische Seen Galizien Krasnik Komarow Gnila Lipa Lemberg Rawa Ruska Przemysl Weichsel Krakau Lodz Limanowa Lapanow Karpaten1915Humin Masuren Zwinin Przasnysz Gorlice Tarnow Bug Offensive Narew Offensive Grosser Ruckzug Nowogeorgiewsk Rowno Swenziany Offensive1916Naratsch See Brussilow Offensive Baranowitschi Offensive1917Aa Kerenski Offensive Zborow Tarnopol Offensive Riga Unternehmen Albion1918Operation Faustschlag Krim Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Russischer Aufmarsch 3 Verlauf der Offensive 3 1 Schlacht bei Zborow 3 2 Kampfe bei Brzezany 3 3 Schlacht um Kalusz 3 4 Einstellung der Offensive 4 Folgen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHintergrund Bearbeiten nbsp Kerenski spricht vor Fronttruppen Mai 1917 Im Jahre 1917 war es zu grossen politischen und sozialen Umbruchen im Russischen Reich gekommen Nach der Februarrevolution in der Zar Nikolaus II gesturzt worden war suchten mehrere politische Gruppierungen die Macht zu ergreifen Die Provisorische Regierung wurde zunachst unter Ausschluss der linken Parteien gebildet Nach der Aprilkrise ausgelost durch die Miljukow Note traten Sozialrevolutionare und Menschewiki in die Regierung ein Neuer Kriegsminister wurde im Mai der Sozialrevolutionar Kerenski Nach der Februarrevolution war es zu Fraternisierung zwischen den Fronten gekommen Die deutsche Fuhrung vermied es diese Entwicklung durch Offensivhandlungen zu storen und setzte auf einen inneren Zerfall Russlands In dieser Lage ordnete Kerenski eine neue Offensive an um die Position des jungen Staates gegenuber den Mittelmachten zu bessern und um die innere Lage zu stabilisieren Ausserdem drangten die verbundeten Staaten der Entente auf ein rasches Vorgehen denn sie furchteten einen Zusammenbruch Russlands Eine US amerikanische Mission unter Elihu Root bot der provisorischen Regierung Kredite als Gegenleistung fur eine Fortsetzung des Kampfes Die Vorbereitungen zur Offensive wurden von einer Propagandakampagne begleitet Kerenski bereiste personlich die Front und setzte Kommissare ein um die Kampfmoral wieder zu starken Zudem ersetzte er den als Anhanger des Zaren geltenden Oberkommandierenden der Streitkrafte Michail Alexejew durch Alexei Brussilow der die Revolution unterstutzt hatte Russischer Aufmarsch BearbeitenEnde Juni hatte Kerenski die meisten russischen Soldaten von der Notwendigkeit einer neuen Offensive uberzeugt Die Offensive die er plante sollte gegen den Sudwesten der Westfront ansetzen wo schon ein Jahr zuvor die Brussilow Offensive relativ erfolgreich verlaufen war Ziel der Offensive war die Eroberung Lembergs das bereits Ziel der Brussilow Offensive vom Vorjahr gewesen war Zudem sollten die Olquellen von Drohobytsch erobert werden die fur die Kriegsfuhrung der Mittelmachte von besonderer Bedeutung waren nbsp General Alexei Gutor Den Hauptangriff sollten die Armeen der russischen Sudwestfront unter Alexei Gutor fuhren wahrend die ubrigen Fronten Ablenkungsangriffe durchfuhren sollten Zum Angriff waren etwa 40 Infanterie und 8 Kavallerie Divisionen zusammengezogen worden darunter mehrere finnische sibirische und kaukasische Verbande Die Artillerie zahlte etwa 800 Rohre davon 158 mittlere und 370 schwere Geschutze Am Nordflugel war die 11 Armee unter General Iwan Erdeli zwischen Brody und Konjuchy gegen Lemberg angesetzt Sie fuhrte am ersten Angriffstag den Hauptstoss mit dem V Sibirischen Korps sowie dem XVII XXXXIX und VI Armeekorps Im Raum Tarnopol war zudem das 1 Gardekorps und das XXXXV Armeekorps als Frontreserve verfugbar In der Mitte hatte die im Raum Butschatsch konzentrierte russische 7 Armee unter General Wladimir Seliwatschow beiderseits Brezany und dem Dnjestr bei Halicz gegen den Abschnitt der deutschen Sudarmee anzugreifen Angesetzt waren hier etwa 12 Infanterie sowie vier Kavalleriedivisionen gebildet durch das III Kaukasische und das XXII Armeekorps in der Mitte dem XXXIII Armeekorps am linken und dem XXXIV und XXXXI Armeekorps am rechten Flugel Als Reserve dahinter fungierte das VII Sibirische und das II und V Kavallerie Korps Sudlich des Dnjestr im Raum Kolomea konzentriert sollte die russische 8 Armee unter General Lawr Kornilow verspatet eingreifen und den Angriff gegen die Front der k u k 3 Armee unter Generaloberst Karl Kritek vortragen Verlauf der Offensive BearbeitenSchon am 29 Juni 1917 begann mit uberraschender Wucht das Vorbereitungsfeuer der russischen 11 Armee im Abschnitt Zborow gegen die Stellungen der k u k 2 Armee der Heeresgruppe des Generalobersten Eduard von Bohm Ermolli im ostlichen Galizien Am 30 Juni folgten zwar Aufklarungsvorstosse aber noch kein richtiger Ansturm Gegenuber der deutschen Sudarmee unter General der Infanterie von Bothmer setzte das Artilleriefeuer der russischen 7 Armee im Raum Brezany erst am 30 Juni an 1 Schlacht bei Zborow Bearbeiten Hauptartikel Schlacht bei Zborow Am 1 Juli gegen 9 Uhr vormittags begann der Massensturm der russischen Infanterie an der ganzen Angriffsfront in den ersten drei Tagen brachte er die erhofften Erfolge Die grosstenteils osterreichisch ungarischen Truppen wurden zuruckgeworfen und die russischen Truppen drangen bei mildem Wetter schnell nach Westen vorwarts Die Front des k u k IX Korps unter General Kletter von Gromnik wurde aufgerissen die Hauptkampflinie der 19 32 und 54 Infanteriedivision zwischen Zborow und Konjuchi 2 brach zusammen Erst die dritte Linie konnte nach dem Eingreifen der deutschen 197 und 223 Infanterie Division stabilisiert werden Die bohmischen Infanterie Regimenter Nr 35 und 75 leisteten am 1 Juli nur anfangs schwachen Widerstand und ergaben sich dann Die auf russischer Seite aus Kriegsgefangenen gebildeten Tschechoslowakischen Legionen errang in der Schlacht bei Zborow gegen die eigenen Landsleute der k u k Armee trotz militarischer Unterlegenheit einen Uberraschungssieg und schrieb damit tschechoslowakische Geschichte Am 2 Juli gegen 15 00 Uhr waren die Tschechoslowakischen Legionen bereits bis funf Kilometer tief in gegnerisches Gebiet vorgedrungen 3 300 Soldaten wurden gefangen genommen und grosse Mengen an Kriegsgerat erbeutet Bei Zborow machte die russische 11 Armee insgesamt 18 000 Gefangene und erbeutete 21 Kanonen Kampfe bei Brzezany Bearbeiten Nach und nach brandeten derweil bis 3 Juli Angriffe von 12 russischen Divisionen der russischen 7 Armee gegen die Front der Sudarmee im Raum sudlich von Brzezany ab Das deutsche XXV Reserve Korps unter General von Heineccius und das am linken Flugel bis Konjuchy haltende k u k XXV Korps unter General Hofmann konnten ihre Stellungen behaupten Der Angriff des russischen XII Armeekorps gegen die Front des k u k XV Korps zerschellte an der Standhaftigkeit der dort eingesetzten turkischen 20 Division Alle Angriffe gegen die Front des zwischen der Narajowka und an der Ceniowka eingesetzten XXVII Reserve Korps wurde von der 75 und 53 Reserve Division gleichfalls abgewiesen nbsp Skizze zur Offensive rosa russische Angriffe blau deutscher GegenstossSchlacht um Kalusz Bearbeiten nbsp General Lawr Kornilow Oberbefehlshaber der 8 Armee ubernahm nach der deutschen Gegenoffensive den Oberbefehl der SudwestfrontAm 6 Juli verlegte General Gutor den Schwerpunkt der Offensive zur sudlichen 8 Armee Der sudliche Flugel der Armee Kornilows blieb vor den Waldkarpaten defensiv wahrend der nordliche Flugel zwischen Jampol am Dnjestr und Nadworna den Angriff mit dem XII und XVI Armeekorps aus dem Raum Stanislau nach Westen fuhrte 8 Infanteriedivisionen und 4 Kavalleriedivision griffen die Front der osterreichisch ungarischen 3 Armee an welche im Angriffsfeld mit sechs Divisionen verteidigte Nach starkem Artillerieschlag brachen Kornilows Truppen nordwestlich von Stanislau durch die Front der k u k 15 Division durch Die Einnahme von Halicz durch die Russen am 7 Juli durchtrennte die Bahnverbindung zwischen Lemberg und Stanislau am Ende des Tages hatten die Russen auf den Weg nach Kalusz auch das Tal der Lomnica durchschritten Am 8 Juli fiel die dort beherrschende Hohe von Jutrena Gora Hohe 354 in russische Hande nbsp Generalfeldmarschall Leopold von BayernAb dem 8 Juli konnte der deutsche Oberbefehlshaber Ost Generalfeldmarschall Leopold von Bayern die russischen Offensive im Raum Zloczow stoppen Die eilig eintreffenden deutschen Reserven begannen die Lage wiederherzustellen Bis zum 11 Juli konnte das russische XII Armeekorps am sudlichen Abschnitt den Einbruch in Richtung auf Kalusz noch auf 18 Kilometer Tiefe erweitern Die Verluste der Russen stiegen rasant allein die 8 Armee hatte seit 6 Juli 40 000 Mann verloren 3 Auflosungserscheinungen zersetzten die Moral der zum Angriff befohlenen Divisionen viele Soldaten weigerten sich weiterzukampfen Einstellung der Offensive Bearbeiten Wahrend die Offensive noch lief verscharfte sich auch im Hinterland die innenpolitische Lage In Sankt Petersburg und Moskau brach am 16 Juli der Juliaufstand der Bolschewiki gegen die neue Offensive aus der jedoch rasch niedergeschlagen wurde Die Bolschewiki wurden entwaffnet Lenin musste nach Finnland fliehen Nach dem Rucktritt von Ministerprasident Lwow wurde Kerenski am 20 Juli 1917 neuer Chef der Provisorischen Regierung Nach dem erfolgreichen Gegenstoss der Mittelmachte der am 19 Juli durch die Armeegruppe Winckler aus dem Raum Zloczow nach Sudosten eingeleitet wurde konnten die russischen Truppen wahrend der Offensive nach Tarnopol bis Anfang August nahezu vollstandig aus Galizien vertrieben werden Bis zum 24 Juli liess Kerenski die Angriffe der 8 Armee bei Kalusz weiterfuhren dann zwang ihn der deutsche Durchbruch auf Tarnopol zum Abbruch der Offensive Folgen BearbeitenDie Offensive beschleunigte den Kriegsaustritt Russlands Die russischen Truppen waren nun endgultig moralisch und physisch ermudet und zeigten erste Anzeichen der Meuterei Zur Unterstutzung der in Galizien und in der Bukowina bedrangten Russen griffen auch die verbundeten Rumanen zwischen Mărasti Nămoloasa an Am 26 Juli begann in der Schlacht am Oituz Pass ein erster Entlastungsangriff gegen das osterreichisch ungarische VIII Korps Am 30 Juli ging die rumanische 2 Armee in den Waldkarpaten zum Gegenangriff uber und entriss der k u k 1 Armee seit Anfang Marz unter General Rohr von Denta bis zum 10 August grosse Teile ihrer Stellungen am Oituz Pass Mit dem Scheitern der russischen Sommeroffensive ging auch die zunehmende Ablehnung der Regierung Kerenskis einher was insbesondere zur Starkung der Bolschewiki fuhrte da diese eine Beendigung des Krieges forderten So kam es schon Mitte Juli nach der angeordneten Verlegung von Teilen der Garnison des Petrograder Militarbezirks an die Front zum bolschewistischen Juliaufstand in der Hauptstadt der aber fehlschlug 4 Wenige Monate spater konnten die Bolschewiki den Autoritatsverfall der Regierung Kerenski zu ihrer Machtubernahme im Zuge der Oktoberrevolution ausnutzen So trug das Scheitern der Offensive indirekt zur Aufnahme der Friedensverhandlungen von Brest Litowsk bei Literatur BearbeitenAlexander Fjodorowitsch Kerenski Die Kerenski Memoiren Russland und der Wendepunkt der Geschichte Zsolnay Wien u a 1966 Lizenzausgabe Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1989 ISBN 3 499 12477 7 Rororo 12477 Osterreichisches Kriegsarchiv Osterreich Ungarns letzter Krieg 1914 1918 Band VI Das Kriegsjahr 1917 Bundesministerium fur Verteidigung Wien 1936 S 213 280 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kerenski Offensive Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Anton Wagner Der Erste Weltkrieg Carl Uberreuter Verlag Wien 1981 S 258 Karte Anton Wagner Der Erste Weltkrieg Carl Uberreuter Verlag Wien 1981 S 260 Orlando Figes A People s Tragedy The Russian Revolution 3 Auflage London 2017 S 421 431 Schlachten an der Ostfront des Ersten Weltkrieges 1914 Gefecht bei Stalluponen Schlacht bei Gumbinnen Schlacht bei Tannenberg Schlacht in Galizien Schlacht an den Masurischen Seen Belagerung von Przemysl Schlacht an der Weichsel Schlacht bei Krakau Schlacht um Lodz Schlacht bei Limanowa Lapanow Schlacht in den Karpaten 1915 Winterschlacht in Masuren Ersturmung des Zwinin Schlacht bei Humin Schlacht um Przasnysz Schlacht bei Gorlice Tarnow Bug Offensive Narew Offensive Belagerung von Nowogeorgiewsk Grosser Ruckzug der russischen Armee 1915 Schlacht bei Wilna Feldzug nach Rowno 1916 Schlacht am Naratsch See Brussilow Offensive Baranowitschi Offensive Schlacht am Argesch 1917 Schlachten an der Aa Kerenski Offensive Tarnopol Offensive Schlacht um Riga Unternehmen Albion 1918 Operation Faustschlag Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kerenski Offensive amp oldid 237952760