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Die Belagerung von Przemysl war die grosste Belagerung des Ersten Weltkriegs 1 und eine schwere Niederlage fur Osterreich Ungarn Eine erste Einschliessung durch die russische Armee erfolgte vom 16 September 1914 bis zum 11 Oktober Am 9 November begann ein zweiter Belagerungsversuch der 133 Tage andauerte Die noch aus 110 000 Soldaten bestehende osterreichisch ungarische Garnison kapitulierte am 22 Marz 1915 und ging in russische Kriegsgefangenschaft Belagerung von PrzemyslTeil von Erster WeltkriegDatum 16 September 1914 bis 22 Marz 1915Ort Przemysl PolenAusgang russischer SiegKonfliktparteienOsterreich Ungarn Osterreich Ungarn Russisches Kaiserreich 1914 RusslandBefehlshaberOsterreich Ungarn Hermann KusmanekOsterreich Ungarn Svetozar von Bojna Russisches Kaiserreich 1914 Radko DimitriewRussisches Kaiserreich 1914 Andrei SeliwanowTruppenstarkeca 130 000 Mann ca 300 000 MannVerlusteca 20 000 Tote und 110 000 Gefangene ca 110 000 Tote und Verwundete davon 40 000 in den ersten drei TagenBedeutende Militaroperationen an derOstfront 1914 1918 1914Ostpreussische Operation Stalluponen Gumbinnen Tannenberg Masurische Seen Galizien Krasnik Komarow Gnila Lipa Lemberg Rawa Ruska Przemysl Weichsel Krakau Lodz Limanowa Lapanow Karpaten1915Humin Masuren Zwinin Przasnysz Gorlice Tarnow Bug Offensive Narew Offensive Grosser Ruckzug Nowogeorgiewsk Rowno Swenziany Offensive1916Naratsch See Brussilow Offensive Baranowitschi Offensive1917Aa Kerenski Offensive Zborow Tarnopol Offensive Riga Unternehmen Albion1918Operation Faustschlag Krim Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Die erste Belagerung 3 Die zweite Belagerung 4 Folgen 5 Museale Rezeption 6 Literatur und Quellen 7 Einzelnachweise 8 WeblinksHintergrund BearbeitenWegen der verkehrswichtigen Lage von Przemysl wurde um die Stadt ab Mitte des 19 Jahrhunderts einer der grossten vor dem Ersten Weltkrieg bestehenden Festungskomplexe gebaut Er bestand aus einem 45 Kilometer langen Festungsgurtel mit mehreren Dutzend Forts die ihrerseits mit Wallen verbunden waren 1 In der Schlacht in Galizien hatten Truppen der russischen Sudwestfront unter dem Oberbefehl von General Nikolai Iwanow die Osterreicher besiegt nach der Schlacht von Lemberg war die Hauptstadt Galiziens verloren gegangen die ganze Front verschob sich bis Mitte September 100 Kilometer weiter westlich in die Karpaten Um diesen Vormarsch der russischen Truppen zu behindern hatte das k u k Militar zur Strategie der verbrannten Erde gegriffen auf ihrem Ruckzug systematisch ganze Dorfer vernichtet und deren Bevolkerung vertrieben was eine enorme Fluchtlingswelle zur Folge hatte 2 3 Nach dem russischen Durchbruch bei Rawa Ruska am 11 September waren letzte Versuche des osterreichischen Generalstabschefs Conrad von Hotzendorf die Hauptstadt Lemberg zuruckzuerobern endgultig gescheitert Mitte September 1914 musste die geschlagene osterreichische Armee auch die Sanlinie vor dem starken Druck der russischen Sudwestfront aufgeben und sich auf die Wisloka zuruckziehen Die Festung Przemysl war dabei von der russischen 3 Armee unter Radko Dimitriew ab 16 September eingeschlossen worden und gab den osterreichisch ungarischen Truppen die notige Zeit um sich abzusetzen Die nordlicher stehenden russischen Armeen bedrohten bereits das deutsche Schlesien Daher war die Verteidigung der Festung nicht nur fur die Osterreicher sondern auch fur die Deutschen von grosser Bedeutung Die erste Belagerung BearbeitenDie Festung war nach dem Ruckzug der Osterreicher an den San ab 16 September von den Russen eingeschlossen worden Am 20 September gingen russische Einheiten bei Walawa 8 km nordlich der Festung uber den Fluss und begannen am anderen Ufer aufzumarschieren Am 21 September gab die k u k 3 Armee unter General Boroevic den letzten ostlichen Sanbruckenkopf bei Jaroslau auf Die Festung Przemysl verblieb danach komplett hinter den russischen Linien und war der letzte osterreichische Stutzpunkt der dem russischen Vormarsch standhielt Der Festungskommandant Hermann Kusmanek von Burgneustadten verfugte in der Festung uber die 23 Honved Division sowie die 93 97 108 und 111 Landsturmbrigade Zusammen mit vier Honved Marschregimentern und der Pioniergruppe unter Generalmajor Nickel befanden sich 65 Infanterie Bataillone in der Festung zum grossten Teil aus Ruthenen und Ungarn bestehend Die Festungsartillerie war grossteils veraltet von den 38 Gurtelwerken des ausseren Verteidigungsrings waren nur zwolf modernisiert und mit verstarkten Decken versehen worden Von den 988 vorhandenen Festungsgeschutzen entsprachen nur 28 dem damaligen Stand der Technik nbsp Russisches Propagandaplakat zur Belagerung in Lubok Tradition nbsp Hermann Kusmanek von Burgneustadten Verteidiger von Przemysl nbsp Nahkampf am Fort Siedlicke anlasslich der 1 Belagerung von Przemysl Am 22 und 23 September schoben die Russen ihre Truppen weiter gegen die Nord und Sudfront der Festung vor Am 24 September begann der Oberbefehlshaber der russischen 3 Armee General Radko Dimitriew mit dem Angriff auf die Festung Den Russen stand vor Ort noch nicht genugend Belagerungsartillerie zur Verfugung doch es musste mit einer osterreichischen Verstarkung gerechnet werden Daher entschloss man sich auf der russischen Seite zum Angriff Drei Tage lang sturmten die Russen die Festung ohne Erfolg und verloren dabei 40 000 Mann an Gefallenen und Verwundeten Trotz der Angriffe war die Versorgung von aussen her noch bis zum 26 September moglich erst danach hatten die Russen die Festung vollstandig abgeschlossen Am Nordabschnitt stand das XXIX Armeekorps mit der 78 und 82 Reserve sowie der 12 Infanterie Division am Sudufer des San standen das XXVIII Armeekorps mit der 58 60 und 69 Reserve Division Diese Blockadegruppe wurde durch die 19 Infanteriedivision des XII Armeekorps und der 9 Kavallerie Division verstarkt Wahrenddessen startete an der schlesischen Grenze die neugebildete deutsche 9 Armee unter General Paul von Hindenburg eine Offensive in Russisch Polen Anfang Oktober konnte die wieder angreifende 3 Armee unter General Boroevic Verstarkungen nach Przemysl bringen so dass Dimitriew am 11 Oktober die Belagerung aufhob und sich mit seinen russischen Truppen hinter den San zuruckzog Conrad hoffte dass ein gemeinsamer Angriff der 3 und 4 Armee sowie ein Ausbruch der Przemysler Garnison den Russen in der Schlacht am San einen harten Schlag versetzen wurde Die zweite Belagerung BearbeitenBis zum 31 Oktober wurde Hindenburg in der Schlacht an der Weichsel besiegt und zog sich mit seinen Armeen zuruck Dies zwang auch die k u k 3 Armee unter Boroevic zu einem Ausweichen nach Westen und zum Abbruch der Angriffe am San Am 9 November 1914 konnten die wieder vorruckenden Russen die Belagerung von Przemysl fortsetzen allerdings nicht mit den Verbanden Dimitriews die nach Norden zogen sondern mit der neubegrundeten 11 Armee unter General Andrei Seliwanow Seliwanow befahl keine Frontalangriffe wie zuvor Dimitriew sondern setzte darauf die Garnison durch eine Blockade auszuhungern und zur Kapitulation zu zwingen Im Februar 1915 scheiterte die 3 Armee unter General von Boroevic in der Schlacht in den Karpaten mit dem angesetzten k u k VII und X Korps mehrfach beim Entsatzversuch der Festung Przemysl am starken russischen Widerstand Ende Februar wurde zur Verstarkung die k u k 2 Armee unter General von Bohm Ermolli aus Russisch Polen nach Galizien zuruckverlegt Zwischen dem 27 Februar und dem 14 Marz 1915 rang die Korpsgruppe Tersztyanszky mit dem neu angesetzten k u k IV XVIII und XIX Korps vergeblich darum uber Baligrod zur Festung durchzubrechen Alle Entlastungsangriffe wurden von der russischen 8 Armee unter General Brussilow erfolgreich abgeschlagen die osterreichisch ungarischen Angriffsverbande erlitten schwere Verluste Conrad informierte den Festungskommandanten Kusmanek vom Scheitern des Entsatzversuchs und dass dadurch keine Verstarkungen mehr nach Przemysl gebracht werden konnten nbsp Skizze der Umgebung von Przemysl nbsp Plakatzeitung vom 8 Juni 1915 Die Wiedereroberung von Przemysl nbsp Andrei Seliwanow nbsp Das stark beschadigte Gurtelhauptwerk X Orzechowce 1915 General Seliwanow besass inzwischen genugend Artillerie um die Festung zusammenzuschiessen Am 13 Marz uberrannten die Russen die nordlichen Verteidigungslinien Eine improvisierte Verteidigungslinie hielt die Russen lang genug auf um Kusmanek die Zerstorung von allem durchfuhren zu lassen was den Russen nach der Einnahme hatte militarisch nutzlich werden konnen Am 19 Marz ordnete er einen Ausbruchsversuch an Doch die Angriffe der 23 Honved Infanterie Division unter Feldmarschallleutnant Arpad Tamasy von Fogaras wurden zuruckgeschlagen und die Truppen in die Festung zuruckgedrangt Da die Nahrungsmittel in Przemysl inzwischen fast zur Ganze aufgebraucht waren sah Kusmanek sich schliesslich gezwungen zu kapitulieren Am 22 Marz ergab sich Kusmanek mit der verbliebenen Garnison den Russen In russische Gefangenschaft gerieten insgesamt 9 Generale 2 300 Offiziere und 110 000 Soldaten Folgen BearbeitenDer Verlust von Przemysl verstarkte in Osterreich die Befurchtungen vor einer russischen Grossoffensive auf die ungarische Tiefebene Zwar kam diese nicht zustande doch der Fall der Festung Przemysl war ein schwerer Schlag fur die osterreichische Moral Erst der Durchbruch der Mittelmachte nach der Schlacht von Gorlice Tarnow Anfang Mai 1915 veranderte die Lage Als sich die Front wieder nach Osten zum San verschob gelang am 3 und 4 Juni 1915 der 11 bayerischen Division Kneussl die Ruckeroberung der Festung Przemysl Dass die fur Osterreich Ungarn symboltrachtige Festung durch deutsche Truppen zuruckerobert wurde fuhrte in Wien zu Verstimmungen 4 Museale Rezeption Bearbeiten nbsp 8 cm Panzerturmkuppel aus der Festung Przemysl im HGM in WienIm Heeresgeschichtlichen Museum Wien ist eine 8 cm Panzerturmkuppel aus der Festung Przemysl ausgestellt Werk I 2 Die Kuppel weist einen Volltreffer einer russischen 25 cm Morsergranate auf 5 Das Projektil erwies sich jedoch als zu schwach um den Panzer zu durchdringen 6 Die Kuppel wurde nach der Ruckeroberung der Festung im Juni 1915 ausgebaut und nach Wien transportiert Bei der Kriegsausstellung im Prater sowie im Heeresmuseum sollte sie an die Kampfe um die Festung erinnern Literatur und Quellen BearbeitenAlbert Petho Hrsg Belagerung und Gefangenschaft Von Przemysl bis Russisch Turkestan Die Kriegserinnerungen des Dr Richard Ritter von Stenitzer 1914 1917 Ares Verlag Graz 2010 ISBN 978 3 902475 83 1 Spencer Tucker The Great War 1914 1918 Routledge London 1998 Einzelnachweise Bearbeiten a b Matthias Kneip Weltkriegsfestung in Ostpolen Traume vom Kanonendonner einestages Walter Mentzel Kriegsfluchtlinge im Ersten Weltkrieg in Osterreich Ungarn Abstract der 1997 erschienenen Dissertation Kriegsfluchtlinge in Cisleithanien im Ersten Weltkrieg abgerufen am 6 Februar 2021 Daniel Wotapek Die provisorische Unterbringung cisleithanischer Fluchtlinge im Bezirk Gmund ab 1914 Wien 2019 S 41 abgerufen am 6 Februar 2021 PDF 2 35 MB Manfried Rauchensteiner Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie 1914 1918 Bohlau Wien 2013 ISBN 978 3 205 78283 4 S 325 Gerhard Hirschfeld Gerd Krumeich Irina Renz in Verbindung mit Markus Pohlmann Hrsg Enzyklopadie Erster Weltkrieg Ferdinand Schoningh Paderborn 2014 ISBN 978 3 8252 8551 7 S 783 f Manfried Rauchensteiner Manfred Litscher Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien Verlag Styria Graz Wien 2000 ISBN 3 222 12834 0 S 68 Heeresgeschichtliches Museum Militarhistorisches Institut Hrsg Das Heeresgeschichtliche Museum im Wiener Arsenal Verlag Militaria Wien 2016 ISBN 978 3 902551 69 6 S 112 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Siege of Przemysl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Karte der Festung Przemysl deutsch 1915 Eintrag uber Hermann Kusmanek von Burgneustadten englisch Seite uber die Festung Przemysl polnisch Schlachten an der Ostfront des Ersten Weltkrieges 1914 Gefecht bei Stalluponen Schlacht bei Gumbinnen Schlacht bei Tannenberg Schlacht in Galizien Schlacht an den Masurischen Seen Belagerung von Przemysl Schlacht an der Weichsel Schlacht bei Krakau Schlacht um Lodz Schlacht bei Limanowa Lapanow Schlacht in den Karpaten 1915 Winterschlacht in Masuren Ersturmung des Zwinin Schlacht bei Humin Schlacht um Przasnysz Schlacht bei Gorlice Tarnow Bug Offensive Narew Offensive Belagerung von Nowogeorgiewsk Grosser Ruckzug der russischen Armee 1915 Schlacht bei Wilna Feldzug nach Rowno 1916 Schlacht am Naratsch See Brussilow Offensive Baranowitschi Offensive Schlacht am Argesch 1917 Schlachten an der Aa Kerenski Offensive Tarnopol Offensive Schlacht um Riga Unternehmen Albion 1918 Operation Faustschlag Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belagerung von Przemysl amp oldid 238861502