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Alexander Michailowitsch Orlow russisch Aleksandr Mihajlovich Orlov wiss Transliteration Aleksandr Michajlovic Orlov eigentlich Leiba Lasarewitsch Feldbein russisch Lev Lejb Lazarevich Feldbin 21 August 1895 in Bobrujsk 25 Marz 1973 in Cleveland war ein fuhrender Mitarbeiter des sowjetischen NKWD Er lief 1938 in die USA uber und warnte Leo Trotzki vor einem bevorstehenden Attentat Alexander Michailowitsch Orlow 1930 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Spanischer Burgerkrieg 1 2 Flucht 1 3 Kreml Geheimnisse 1 4 Mann ohne Heimat 2 Veroffentlichungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer im heutigen Belarus geborene Feldbein besuchte das Lasarewsky Institut in Moskau und wechselte nach zwei Semestern an die Lomonossow Universitat Sein Studium der Rechtswissenschaften brach er ab als er wahrend des Ersten Weltkrieges in die Russische Zarenarmee eingezogen wurde Mit Beginn des Russischen Burgerkrieges trat er in die Rote Armee ein und fuhrte als Tschekist an der Polnischen Front nahe Kiew Sabotageaktionen aus Spater diente er der GPU in Archangelsk 1921 verliess er die Rote Armee um weiterzustudieren Einige Jahre arbeitete er fur Krylenko im Justizministerium 1924 wechselte er zu seinem Cousin Sinowi Katznelson der der Leiter der Wirtschaftsabteilung der OGPU des EKU war Unter seinem seit 1920 gefuhrten Namen Lew Nikolski trat er als Offizier in die Finanzabteilung 6 der Geheimpolizei ein Als Katznelson zum Leiter der transkaukasischen OGPU Truppen ernannt wurde nahm Nikolski mit seiner Frau dessen Angebot an nach Tiflis zu ziehen Er kommandierte eine Grenzeinheit Seine Tochter erkrankte an Rheumatischem Fieber Nikolski bat seinen Freund und fruheren Kollegen Artur Artusow um eine Tatigkeit bei der europaische Arzte sie behandeln konnten 1926 wechselte er deshalb zum Auslandsnachrichtendienst INO in dem Artusow eine fuhrende Funktion innehatte Dieser sandte ihn mit dem Pseudonym Leon Nikolaeff als Mitglied einer sowjetischen Handelsdelegation nach Paris Ein Jahr spater zog er nach Berlin und kehrte Ende 1930 nach Moskau zuruck Mit dem Auftrag Kontakt zu seinen Verwandten herzustellen und einen amerikanischen Pass zu erlangen um frei in Europa reisen zu konnen wurde er in die USA gesandt Mit dem Passagierschiff Europa erreichte er von Bremen aus als Leon L Nikolajew am 22 September 1932 das Zielland Nachdem er einen Pass auf William Goldin erhalten hatte reiste er am 30 November d J mit der Bremen zuruck In Moskau bat er erneut um einen Auslandsauftrag zur Behandlung seiner Tochter diesmal durch Carl von Noorden in Wien Als Nikolajew erreichte er Wien im Mai 1933 und liess sich in Hinterbruhl nieder Drei Monate spater ging er nach Prag wechselte von seinem sowjetischen zum amerikanischen Reisepass und fuhr weiter nach Genf Nikolski operierte unter dem Codenamen EXPRESS gegen das franzosische Deuxieme Bureau allerdings erfolglos Seine Gruppe bestand aus dem Illegalen Alexander Korotkow dessen Frau und dem Kurier Arnold Finkelberg Im Mai 1934 war er wieder in Wien bei seiner Familie Er erhielt Anweisung nach Kopenhagen zu gehen um dort Ignaz Reif und dem in Paris lebenden Ungarn Theodor Maly zu assistieren Im Juni 1935 wurde Nikolski als William Goldin als Resident in London aktiv jedoch unabhangig von Kim Philby und der Cambridge Five Gruppe des NKWD Im Oktober 1935 kehrte er nach Moskau zuruck wurde aus dem Auslandsdienst entlassen und erhielt eine niederrangige Position als stellvertretender Leiter der Transportabteilung TO des NKWD Spanischer Burgerkrieg Bearbeiten Im Juli 1936 wurde er als NKWD Verbindungsmann zum Innenministerium der Zweiten Spanischen Republik nach Madrid entsandt wo er am 15 September 1936 eintraf Im Gegensatz zu seinem NKWD Kollegen Grigori Syrojeschkin leitete Orlow aber keine Guerilla Operationen auf Falange Gebiet Er kommandierte die Operation zum Transfer des spanischen Goldes nach Moskau mit dem Waffenlieferungen bezahlt werden sollten Lastwagenkolonnen benotigten vier Tage um eine Ladung von 510 Tonnen Gold aus einem Bergversteck in den Hafen von Cartagena zu bringen Auf vier Schiffen wurde das Gold nach Odessa gebracht Orlow erhielt fur diese Aktion den Leninorden Orlows Hauptaufgabe in Spanien bestand allerdings im Kampf gegen Trotzkisten und Anarchisten die sich einem sowjetischen Gesellschaftsmodell widersetzten Er fabrizierte Beweise die zur Verhaftung und zum Verschwindenlassen linkskommunistischer POUM Fuhrer notig waren NKWD Archivunterlagen legen nahe dass er die Entfuhrung und Ermordung des POUM Fuhrers Andres Nin plante und durchfuhrte In einem Report an seine Vorgesetzten vom August 1937 legte er einen Plan dar wie der osterreichische Sozialist Kurt Landau gefangen zu nehmen und zu ermorden sei Sein Stellvertreter Stanislaw Vaupschasow entwarf und baute ein Krematorium zur spurlosen Vernichtung menschlicher Uberreste Als Opfer Orlows sind auch der fruhere Sekretar Trotzkis Erwin Wolf sowie Mark Rein Sohn des Menschewiken Fuhrers Abramowitsch anzusehen die beide in Spanien verschwanden Auch am Verschwindenlassen des belarussischen Offiziers und NKWD Doppelagenten Skoblin Codename Farmer war er beteiligt Obwohl Orlow der fuhrende NKWD Offizier in Spanien war bestritt er spater die Beteiligung an diesen und vielen anderen kriminellen Handlungen die von seinen NKWD Offizieren und ihren Agenten ausgefuhrt worden waren Flucht Bearbeiten 1938 sah Orlow aus der Distanz wie im Zuge des Grossen Terrors nach und nach seine Freunde und Verbindungsleute festgenommen und erschossen wurden Der Punkt seiner Entscheidung kam als er zu einem Treffen mit einem ihm unbekannten NKWD Offizier auf ein sowjetisches Schiff nach Antwerpen gerufen wurde Statt zum vereinbarten Treffen zu erscheinen stahl Orlow 60 000 US operative Gelder aus dem NKWD Tresor und floh mit Frau und Tochter nach Kanada Moglich ist auch dass er als Diplomat getarnt am 13 Juli 1938 an der Ermordung des Trotzki Sekretars Rudolf Klement beteiligt war an dem Tag an dem er Paris verliess Von Kanada aus kundigte Orlow brieflich dem NKWD Chef Nikolai Iwanowitsch Jeschow an sowjetische Geheimdienstoperationen zu verraten wenn er versuche ihn oder seine Familienangehorigen zu toten In einem zweiseitigen Anhang listete Orlow die Decknamen im Westen operierender Spione und Maulwurfe auf Zugleich sandte er einen Brief an Trotzki in welchem er ihn vor dem NKWD Agenten Mark Zborowski Deckname TULIP im Umfeld seines Sohnes Lew Sedow warnte Trotzki wertete den Brief als Provokation Orlow reiste dann in die USA und lebte dort illegal Vermutlich auf Anweisung Stalins versuchten das NKWD und dessen Nachfolgebehorden bis 1969 nicht ihn zu finden Kreml Geheimnisse Bearbeiten Kurz nach Stalins Tod im Marz 1953 und 15 Jahre nach seiner Flucht veroffentlichte Orlow The Secret History of Stalin s Crimes welches 1956 auch auf deutsch als Kreml Geheimnisse erschien Die Arbeit die in gewisser Weise der Geheimgeschichte von Prokopios von Caesarea ahnelt enthalt eine Anzahl bis dahin unbekannter Anekdoten uber die Geschehnisse in der Lubjanka in der Zeit des Terrors Es existieren keine Quellen oder Dokumentenverweise manchmal beruht sie auf Klatsch und gelegentlich ist sie in Dialogform geschrieben Zur Zeit der Erstpublikation waren die Geschichten nicht verifizierbar da beinahe alle Zeugen eliminiert worden waren Ein Textvergleich mit Walter Krivitskys Buch In Stalin s Secret Service zeigt fur beide Bucher dass der Informant zur Geschichte der Moskauer Prozesse Abram Slutsky war Leiter der NKWD Auslandssektion Viele Historiker nehmen an dass Orlows Geschichten wenn auch nacherzahlt teils wahr sind allerdings nicht was seine personliche Beteiligung an den Verbrechen betrifft Orlow hat dennoch einen Blick fur eigenwillige Details und sein Gespur fur die Charaktere der Dialoge geben den Anekdoten eine gewisse Authentizitat Orlow berichtet in seinen Kreml Geheimnissen 1953 auch von Vorkommnissen die sich auf deutschem Boden kurz vor und nach der nationalsozialistischen Machtergreifung und auf Befehl Stalins ereignet haben sollen Dazu zahlen u a die erpressten Aussagen von F S Holtzmann im Rahmen des ersten Moskauer Schauprozesses vom 19 bis 24 August 1936 Besagter Holtzmann sei im November 1932 in einer offiziellen Mission nach Berlin gekommen und habe sich angeblich dort in verschworerischer Absicht mit Trotzkis Sohn Sedow getroffen Auf einer der folgenden Konferenzen hatte Sedow angeblich Holtzmann den Vorschlag gemacht mit ihm nach Kopenhagen zu fahren um dort den seit 1929 exilierten Trotzki im Hotel Bristol zu treffen Diese den Schauprozessberichten zu entnehmenden Einzelheiten der Vernehmung entbehren nach Orlow jedoch jedweder Authentizitat weil es in Kopenhagen im November 1932 uberhaupt kein Hotel Bristol gegeben habe Und zum anderen konnte der Sohn Trotzkis Zeugnisse vorlegen die beweisen dass er an den Tagen als sein Vater in Kopenhagen weilte Prufungen an der Technischen Hochschule in Berlin absolviert hatte 1 Ein weiteres Detail zeigt wohin die Erwartungen des Verhorpersonals gingen Der fruhere Agent der Auslandsabteilung des NKWD Valentin Olberg hatte in Berlin im Auftrag Stalins als geheimer Berichterstatter die deutschen Trotzkisten uberwacht Im Jahre 1930 hatte er auf Befehl des Residenten der OGPU in Deutschland versucht die Stellung eines Sekretars bei Trotzki zu erhalten Trotzki lebte in diesen Jahren im Exil in der Turkei Doch Olbergs Plan scheiterte weil es Orlow zufolge Olberg nicht gelang das Vertrauen der Trotzki Leute zu gewinnen darunter der Leibgarde unter J G Bljumkin In den Schauprozessen sagt Olberg auch uber eine andere Person Zoroch Friedmann aus dieser habe wie er als Mitglied der Berliner Trotzki Verschworung gegen Stalin angehort Die Berliner Trotzki Sektion wird in den Schauprozessen immer wieder erwahnt Sie solle bis in die Spatzeit des nationalsozialistischen Deutschlands den Plan verfolgt haben die Deutschen die zum Krieg gegen die Sowjetunion schreiten zusammenzufuhren und den Anhangern Trotzkis zur Macht zu verhelfen Als Preis dafur habe Trotzki der deutschen Regierung unter Hitler neben der Gewahrung einer Anzahl von Wirtschaftskonzessionen auch die Abtretung der Ukraine zugesagt 2 Bei einem weiteren Angeklagten Pjatakow wird der Flughafen Tempelhof zum Tatort des Schauprozesses Fur Orlow war Berlin neben Oslo und Kopenhagen nur einer von diversen westeuropaischen Tatorten einer trotzkistischen Verschworung aus dem Ausland zur Ermordung Stalins Daneben versucht er an vielen Stellen zu zeigen dass Stalin dieser Schauplatze bedurfte um an Trotzki und seinen Anhangern Rache zu nehmen Zu den eindrucksvollsten Passagen des Buches gehort die Schilderung seiner Begegnungen mit Pawel Allilujew dem damaligen Schwager Stalins Er lernt ihn in Berlin im Jahre 1929 kennen als kaum jemand von der sowjetischen Kolonie in der Berliner Handelsmission wusste dass er der Schwager Stalins war 3 Mann ohne Heimat Bearbeiten Nach der Publikation der Kreml Geheimnisse 1953 wurde Orlow vom FBI sowie zweimal von einem Unterkomitee des Senats vernommen Orlow relativierte seine Geheimdienstaktivitaten und verschwieg weiter die Namen der Sowjetagenten im Land CIA und FBI genierte die Entdeckung dass uber einen solch langen Zeitraum ein russischer Geheimdienstoffizier Orlow war Major unerkannt in den USA hatte leben konnen 1956 schrieb Orlow im Life Magazine den Artikel The Sensational Secret Behind the Damnation of Stalin Das sensationelle Geheimnis hinter der Verurteilung Stalins Die Geschichte erzahlt dass NKWD Agenten in zaristischen Archiven Unterlagen fanden die bewiesen dass Stalin fruher Agent der Ochrana war Auf Basis dieses Wissens hatte der NKWD den Sturz Stalins mit Hilfe von Fuhrern der Roten Armee geplant Stalins Entdeckung dieses Plans hatte dann zum Geheimprozess gegen Tuchatschewski und zur Liquidation vieler Offiziere der Roten Armee kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges gefuhrt Orlow und seine Frau lebten weiter zuruckgezogen in den USA 1963 half ihm die CIA ein weiteres Buch zu veroffentlichen The Handbook of Counter Intelligence and Guerilla Warfare und verschaffte ihm eine Stelle als Forscher am rechtswissenschaftlichen Institut der University of Michigan Er zog nach Cleveland wo zuerst seine Frau und bald darauf er selbst starben Seinen russischen Namen Alexander Michailowitsch Orlow hatte er Alexander Michailowitsch Golizyn 1718 1783 einem russischen Diplomaten und General Feldmarschall entlehnt Orlows letztes Buch The March of Time publizierte 2004 sein Unterstutzer der fruhere FBI Agent Ed Gazur Veroffentlichungen BearbeitenAlexander Orlov The Secret History of Stalin s Crimes Random House 1953 deutsche Ausgabe Kreml Geheimnisse Marienburg Verlag Wurzburg 1956 ubersetzt von Karl Kindermann Alexander Orlov The Handbook of Intelligence and Guerrilla Warfare Ann Arbor University of Michigan Press 1963 Alexander Orlov The March of Time St Ermin s Press 2004 ISBN 1 903608 05 8 Literatur BearbeitenThe Retiring Spy Times Literary Supplement 28 September 2001 Alexander Orlov auf Spartacus International John Costello and Oleg Tsarev Deadly Illusions The KGB Orlov Dossier Crown 1993 ISBN 0 517 58850 1 dt Ausgabe Oleg Zarew John Costello Der Superagent Der Mann der Stalin erpresste Zsolnay Wien 1993 ISBN 3 552 04423 X Edward Gazur Secret Assignment the FBI s KGB General St Ermin s Press 2002 ISBN 0 9536151 7 0 Boris Volodarsky Stalin s Agent The Life and Death of Alexander Orlov Oxford University Press London 2014 ISBN 978 0 19 965658 5 Christopher M Andrew Wassili Mitrochin Das Schwarzbuch des KGB Moskaus Kampf gegen den Westen Propylaen Berlin 1999 ISBN 3 549 05588 9 S 111 112 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Alexander Michailowitsch Orlow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Edward Gazur Alexander Orlov The FBI s KGB General New York Carroll amp Graf Publishers 2002 Buchbesprechung Johnson s Russia List 17 Januar 2003 englisch WOZ So mordete der sowjetische Geheimdienst in BarcelonaEinzelnachweise Bearbeiten Kreml Geheimnisse S 77 80 Kreml Geheimnisse S 220 Kreml Geheimnisse S 373Normdaten Person GND 11912520X lobid OGND AKS LCCN n84101546 NDL 00524919 VIAF 1411541 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Orlow Alexander MichailowitschALTERNATIVNAMEN Orlov Aleksandr Mihajlovich Felbing Leiba Lazarwitsch Nikolsky Lew Nikolaew Leon L Goldin William Felbing Lejba LazarevichKURZBESCHREIBUNG sowjetischer AgentGEBURTSDATUM 21 August 1895GEBURTSORT BobrujskSTERBEDATUM 25 Marz 1973STERBEORT Cleveland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alexander Michailowitsch Orlow amp oldid 226435310