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Die Tragodie von Nasino russisch Nazinskaya tragediya auch Nasino Affare ereignete sich von Mitte Mai bis Mitte August 1933 in der Sowjetunion auf einer Insel im sibirischen Fluss Ob unweit der Einmundung der Nasina Auf diesem Eiland in der Taiga nahe der Ortschaft Nasino im Alexandrowski rajon wurden im Zuge einer gewaltsamen Deportationskampagne gegen sozial schadliche und deklassierte Elemente so der Sprachgebrauch der sowjetischen Behorden etwa 6100 Menschen ohne Verpflegung Unterbringungsmoglichkeiten Hausrat oder Werkzeuge ausgesetzt Hunger Entbehrungen Krankheiten und Fluchtversuche reduzierten die Zahl der Ausgesetzten innerhalb von dreizehn Wochen auf etwa 2200 Menschen wobei es auch zu Kannibalismus kam Lage von NasinoBerichte uber diese Geschehnisse erreichten im September 1933 die Fuhrungsspitze der KPdSU Sie stoppte ihre umfangreichen Plane als gefahrlich oder asozial klassifizierte Personen in so genannte Sondersiedlungen zu deportieren um diese zu Vorposten der Erschliessung unwirtlicher Gegenden der Sowjetunion zu machen Stattdessen wurden diese Personen erschossen oder in die Arbeitslager des Gulag verbracht Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 1 1 Folgen der Zwangskollektivierung 1 2 Einfuhrung von Inlandspassen 1 3 Der grossartige Plan zur Deportation 2 Verhandlungen und Vorbereitungen 2 1 Ablehnung des Plans durch westsibirische Funktionare 2 2 Verhandlungen 2 3 Vorbereitungen vor Ort 3 Deportation 3 1 Deportierte Personengruppen 3 2 Transitlager Tomsk 3 3 Weitertransport bis Nasino 4 Aussetzung 4 1 Ankunft 4 2 Versorgung mit Mehl 4 3 Hunger Handel und Gewalt 4 4 Kannibalismus 4 5 Eintreffen einer zweiten Gruppe 4 6 Sondersiedlungen an der Nasina 5 Information der Staatsspitze 5 1 Nachrichten und Berichte 5 2 Brief an Stalin 5 3 Untersuchungen und Beschlusse 6 Folgen 6 1 Praferenz des Lager Systems 6 2 NKWD Befehl Nr 00447 7 Uberlieferung Forschung kunstlerische Verarbeitung 8 Literatur 9 Weblinks 9 1 Buchbesprechungen 9 2 Sonstiges 10 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenFolgen der Zwangskollektivierung Bearbeiten Zu Beginn der 1930er Jahre befand sich die Sowjetunion in einer schweren Krise Seit die KPdSU eine umfassende Kampagne zur Bekampfung aller Bauern mit Eigentum an Produktionsmitteln ausgerufen hatte Generalsekretar Stalin forderte Ende 1929 offentlich zur Liquidierung der Kulaken als Klasse auf hauften sich erneut Versorgungsengpasse Die Folgen der Entkulakisierung und Zwangskollektivierung verscharften die bereits bestehenden Probleme die sich aus der forcierten Industrialisierung des Landes ergaben denn die industrielle Entwicklung wurde auf Geheiss der Partei durch massive Exporte agrarischer Guter finanziert In vielen Regionen der Sowjetunion entstanden so Versorgungskrisen die zu schweren Hungersnoten fuhrten Massenabwanderungen aus Hungerregionen ein kaum zu steuernder Zuzug in die Stadte und steigende Kriminalitat in urbanen Zentren waren Kennzeichen zunehmender Spannungen 1 Die Staatsmacht reagierte auf die Massenabwanderung von Bauern aus Hungergebieten die sie als Folge konterrevolutionarer Umtriebe deutete mit scharfen Repressionen Anfang 1933 errichtete die sowjetische Geheimpolizei OGPU an Bahnhofen und wichtigen Strassen Kontrollpunkte um Bauern aus der Ukraine dort wutete der Holodomor eine epochale Hungersnot aus den Gebieten an der Wolga und aus dem Nordkaukasus abzufangen Diese Fluchtlinge wurden verhaftet und dem Lagersystem des Gulags zugefuhrt oder in die Hungerregionen zuruckgeschickt Am 23 Januar 1933 erging daruber hinaus das Verbot an Bauern Bahnfahrkarten zu verkaufen Parallel dazu nahmen Polizei und Geheimdienstmitarbeiter in den Westregionen der Sowjetunion in Belarus in der westlichen Ukraine und in Karelien Tausende von Verhaftungen vor Sie richteten sich gegen vermeintliche Aufstandische oder angebliche Unterstutzer auslandischer Invasoren Die Gefangnisse der betroffenen Regionen oft nur unzureichend bewacht waren aufgrund der Massenverhaftungen uberbelegt zum Teil drei bis zehnfach In den Haftanstalten nahm die Sterblichkeit ein beunruhigendes Ausmass an In Usbekistan starben monatlich 15 Prozent aller Gefangnisinsassen an Hunger Im Gefangnis von Taschkent lag diese Rate im Februar 1933 bei 25 Prozent 2 Einfuhrung von Inlandspassen Bearbeiten Die Behorden fuhrten seit Anfang 1933 fur Bewohner wichtiger Stadte Inlandspasse ein die unter anderem den Wohnort bescheinigten Die Landbevolkerung hingegen erhielt zunachst keine Passe womit sie fur Polizei und stadtische Behorden erkennbar war Ihr dauerhafter Aufenthalt in bestimmten Stadten galt nach der Einfuhrung von Inlandspassen als illegal Innerhalb eines Jahres erhielten so 27 Millionen Menschen in der Hauptsache die Einwohner von Grossstadten entsprechende Papiere Mit solchen Inlandspassen sollte der grosse Zustrom von Bauern in die Stadte unter Kontrolle gebracht werden denn die Binnenmigration gefahrdete das zuvor muhsam aufgebaute urbane Versorgungssystem Bis Ende Februar 1933 verhafteten die Behorden rund 190 000 hungernde Bauern und schickten sie zuruck in die Dorfer die sie auf der Suche nach Lebensmitteln verlassen hatten 3 Moskau Leningrad und weitere Stadte zu denen auch die Erholungsorte der Nomenklatura wie Sotschi und Tuapse zahlten sollten ausserdem von unerwunschten Personen gesaubert werden konnen Dazu zahlten Kulaken Kriminelle und andere asoziale sowie sozial gefahrliche Elemente 4 Eine Geheimanweisung legte fest welchen Personengruppen ein Inlandspass zu verweigern war Dazu gehorten mit Ausnahme von Rentnern und Behinderten Personen die ohne Anstellung in einer Produktionsstatte oder Einrichtung waren und keiner nutzlichen Arbeit nachgingen Auch vom Ort ihrer Deportation geflohene Kulaken erhielten keinen Inlandspass Gleiches galt fur nach dem 1 Januar 1931 zugezogene Personen die in der Stadt keine Arbeit hatten als Storer der Produktion oder faul galten Personen ohne Burgerrechte war ein Inlandspass ebenfalls zu verweigern genauso wie Verbannten und zu Freiheitsstrafen Verurteilten Auch asoziale Elemente mit Beziehungen zum kriminellen Milieu schieden aus dem Kreis der Passinhaber aus Auslandische Fluchtlinge erhielten keine entsprechenden Papiere wenn sie nicht als politisch Verfolgte in ihren Herkunftslandern galten Die Verweigerung des Passes erfolgte auch fur die Familienangehorigen wenn diese mit Personen der oben genannten Gruppen zusammenwohnten 5 Wem ein Inlandspass vorenthalten wurde musste binnen 14 Tagen die Stadt verlassen Diese Person durfte sich nicht in Stadten mit Sonderstatus niederlassen In Moskau und Leningrad bezog sich das Niederlassungsverbot auch auf das Umland in einem Radius von hundert Kilometern Die Behorden in der Stadt Moskau verweigerten im Marz und April 1933 den ersten zwei Monaten der Kampagne 70 000 Personen einen Inlandspass In Leningrad belief sich diese Zahl auf 73 000 Viele Betroffene und solche die sich von vornherein keine Chance auf einen Inlandspass ausgerechnet hatten tauchten in die Illegalitat ab Dies wiederum zog umfangreiche Kontrollen und Razzien der Milizen nach sich Zwischen Marz und Juli 1933 gerieten so in Moskau 85 937 Personen die ohne Pass angetroffen wurden in die Fange der Behorden in Leningrad betrug diese Zahl 4776 Uber ihr Schicksal wurde aussergerichtlich entschieden Moglich war die sofortige Ausweisung und ein Niederlassungsverbot fur 30 weitere Stadte Eine zweite Moglichkeit war die Deportation in Sondersiedlungen Die dritte Option sah die Einweisung in ein Lager des Gulags fur drei Jahre vor Vielfach wurde auf eine Betrachtung und Entscheidung des Einzelfalls verzichtet Die Aufgegriffenen wurden stattdessen sofort deportiert 6 Der grossartige Plan zur Deportation Bearbeiten Genrich Jagoda Chef der OGPU und Matwei Berman Chef des Gulags entwickelten gemeinsam einen Plan zur Deportation von je einer Million Menschen nach Westsibirien und Kasachstan Ziel dieses Plans war es sich durch Massendeportationen angeblich antisowjetisch eingestellter Personen aus Stadten und landlichen Regionen zu entledigen und zugleich kaum besiedelte Landstriche der Sowjetunion zu erschliessen Die Kosten der Kampagne veranschlagten die Planer auf 1394 Millionen Rubel Zwei Jahre nach Ende der Umsiedlungsaktion sollte die Investition Fruchte tragen Ab diesem Zeitpunkt so rechnete man konnten sich die Deportierten selbst versorgen und Beitrage zur Finanzierung von Staatsausgaben leisten Bei ihren Vorstellungen knupften die beiden Planer an Erfahrungen an die mit der Massendeportation von zwei Millionen Bauern gemacht worden waren Diese waren seit 1930 aus ihren Heimatregionen vertrieben beziehungsweise zwangsumgesiedelt worden weil sie sich der Zwangskollektivierung widersetzt oder im entsprechenden Verdacht gestanden hatten Anfang Februar 1933 legten Jagoda und Berman ihren grossartigen Plan so die Bezeichnung ihres Vorhabens Stalin vor Dieser billigte ihn und forderte erganzend die uberfullten Gefangnisse durch Deportationen von Haftlingen zu entlasten 7 Verhandlungen und Vorbereitungen BearbeitenAblehnung des Plans durch westsibirische Funktionare Bearbeiten Am 7 Februar 1933 informierte Jagoda den OGPU Chef Westsibiriens telegrafisch daruber dass die Deportation von einer Million Menschen in dieses Gebiet unmittelbar bevorstehe Zielregion seien insbesondere die weitgehend unerschlossenen ausgedehnten Wald und Sumpfzonen des nordlichen Gebietes Narym Jagoda forderte von seinem Ansprechpartner umfassende Antworten auf die Frage wie diese Deportation vor Ort abgewickelt werden konne Zwei Tage spater traf sich der westsibirische OGPU Vertreter mit den beiden ranghochsten Reprasentanten von Siblag jener Behorde der die Verwaltung der Arbeitslager und Sondersiedlungen oblag 8 sowie mit dem obersten Chef der westsibirischen Parteigliederung Robert Eiche Jagodas Plan wurde durchweg abgelehnt Die Aufnahme von einer Million Deportierten wurde alle Ressourcen der Region uberfordern bereits jetzt vorhandene Versorgungsprobleme anwachsen lassen soziale Spannungen und das in Westsibirien ausgepragte Banditentum erheblich verscharfen Eine effektive Uberwachung einer so hohen Anzahl Deportierter sei mit den vorhandenen Kraften nicht zu leisten Die regionalen Spitzen von OGPU Siblag und Partei wussten um die grossen Opferzahlen zu denen Deportationsprojekte mit Ziel Westsibirien zwischen 1930 und 1932 gefuhrt hatten Allein im 1933 ausgewahlten Ansiedlungsbezirk Narym starben im Rahmen von Zwangsansiedlungen von April 1931 bis April 1932 etwa 25 000 Sonderdeportierte 9 das entsprach einem Anteil von 11 7 Prozent aller Sonderumsiedler 10 Vor allem aber sorgten sich Partei und Verwaltung um die offentliche Sicherheit da zehntausenden Zwangsdeportierten die Flucht gelungen war Die hohe Zahl der Entweichungen die dadurch dramatisch ansteigende Kriminalitat und das Bandenunwesen schienen Vorboten gesellschaftlichen Aufruhrs zu sein Mit diesen Hinweisen begrundete Eiche als loyaler Stalinist hauptverantwortlich fur die rigorose Entkulakisierung und Zwangskollektivierung in Westsibirien in einem Schreiben vom 10 Februar 1933 seine Ablehnung des grossartigen Plans gegenuber Stalin 11 Verhandlungen Bearbeiten Reprasentanten von Siblag und der westsibirischen OGPU verhandelten daraufhin in Moskau mit Vertretern der sowjetischen Volkskommissariate und der Wirtschaftsplanungsbehorde Gosplan uber den grossartigen Plan Im Zuge dieser Gesprache erreichten sie eine Reduzierung der Deportiertenzahl auf 500 000 Im Gegenzug wurden allerdings die Sach und logistischen Mittel mit denen die Deportation realisiert werden sollten drastisch gekurzt zum Teil auf 20 Prozent der ursprunglichen Werte Am 7 Marz 1933 stimmte Robert Eiche diesem Kompromiss zu Drei Tage spater billigte auch das Politburo in Moskau diese Ubereinkunft 12 Am 20 April 1933 verabschiedete schliesslich der Rat der Volkskommissare eine Resolution zur Errichtung von OGPU Arbeitssiedlungen die ahnlich zu organisieren seien wie die bereits bestehenden Spezialsiedlungen fur Kulaken 13 Vorbereitungen vor Ort Bearbeiten In der Kommandantur Alexandrowskoje Wachowskaja wurde Kommandant Dimitri Zepkow 14 erstmals am 16 Februar 1933 per Telegramm daruber informiert dass er in seinem Verantwortungsbereich gelegen im Bezirk Narym mit etwa 25 000 neuen Deportierten zu rechnen habe sobald der Ob wieder schiffbar sei Zepkow bildete daraufhin eine funfkopfige Kommission welche die lokalen Vorbereitungsplanungen und arbeiten in Angriff nehmen sollte Sie bestimmte in einem Umkreis von rund 200 Kilometern um Alexandrowskoje 30 Ansiedlungsorte entlang des Ob Durch die abgeschiedene Lage dieser Zielorte in den Sumpf und Waldregionen sollten erfolgreiche Fluchtversuche minimiert werden Weitere Vorarbeiten blieben in den Anfangen stecken Alle Anstrengungen in den Monaten Marz und April Arbeitskrafte zu rekrutieren um Infrastruktureinrichtungen wie Lager Bader oder eine Brotfabrik zu errichten schlugen fehl Gleiches galt fur die Plane Boote zu bauen oder zu mieten um die Deportierten auf die Ansiedlungsorte am Ob verteilen zu konnen Zepkow hatte uberdies keine Kenntnis davon dass der Grossteil der Deportierten die schliesslich in der Kommandantur Alexandrowskoje Wachowskaja eintrafen keine Bauern waren sondern Stadtbewohner die vollig unerfahren in landwirtschaftlichen Tatigkeiten wie Rodung und Urbarmachung waren 15 Zepkow erhielt am 5 Mai 1933 zwei Telegramme Sie kundigten ihm die unmittelbar bevorstehende Ankunft von mehreren Tausend deklassierten Elementen an sobald die Witterungsbedingungen den Transport aus Tomsk zuliessen Die Angaben uber die Grosse dieses ersten Kontingents schwankten Ein Telegramm nannte eine Grossenordnung von 3000 Personen das zweite Telegramm kundigte 5000 bis 6000 Menschen an Anfang Mai war vor Ort so gut wie nichts vorbereitet denn die lokalen Autoritaten rechneten erst Ende Juni also sechs bis acht Wochen spater mit dem Eintreffen der Deportierten Die Telegramme machten deutlich dass nicht uberwiegend Kulaken eintreffen wurden sondern Personen aus Stadten die zudem bei der OGPU im Ruf standen fur Unruhe zu sorgen Eine Ansiedlung nahe Alexandrowskoje schien den Entscheidenden um Zepkow darum nicht opportun Sie beschlossen eine etwa 70 Kilometer flussabwarts gelegene Insel nahe Nasino zu dem Ort zu machen an dem die deklassierten Elemente ausgeschifft werden sollten Von dort sollten anschliessend kleine Gruppen schubweise an ihre endgultigen Ansiedlungsorte an den Ufern des Ob und seiner Nebenflusse verbracht werden 16 Deportation BearbeitenDeportierte Personengruppen Bearbeiten Die nach Westsibirien Deportierten stammten aus der Ukraine den Wolgagebieten dem Nordkaukasus den Feriengegenden am Schwarzen Meer sowie aus Leningrad und Moskau Sie lassen sich grob in drei Gruppen einteilen Zum einen waren es Bauern die als Kulaken oder Saboteure der Kollektivierung bezeichnet wurden Diese Teilgruppe stellte das Gros der Deportierten Zum anderen gehorten viele Personen dazu die bei Kontrollen nicht den neuen Inlandspass vorzeigen konnten Daruber hinaus wurden Gefangene aus uberfullten Haftanstalten nach Westsibirien verbracht Die Bauern stammten zu einem Grossteil aus den Hungergebieten des Ural dem Wolgagebiet und dem Nordkaukasus Als sie in Westsibirien eintrafen befanden sie sich in einem ausserst kritischen Gesundheitszustand Behordenvertreter die sie in Augenschein nahmen sprachen von Halbleichen 17 Zu den Deportierten bauerlicher Herkunft zahlten ebenfalls jene die verhaftet wurden obgleich sie am Ort ihrer Verhaftung einen offiziellen Auftrag ihrer Kolchose beziehungsweise einen Arbeitsvertrag vorweisen konnten Gleiches galt fur Bauern die von Agenten einer dringend Arbeitskrafte suchenden Fabrik beziehungsweise Baufirma angeworben worden waren 18 Eine weitere Personengruppe setzte sich aus Menschen zusammen die offenbar willkurlich auf Markten Bahnhofen und der Strasse eingesammelt worden waren 19 Zu diesem Personenkreis zahlten auch Kinder Greise Invaliden geistig Behinderte und Blinde 20 Der Kreis der willkurlich verhafteten und deportierten Personen umfasste ferner solche die formal als regimenah galten wie Arbeiter Verwandte von Funktionaren und Kommunisten sowie in einigen Fallen sogar Parteimitglieder 21 Ein Teil dieser regimenahen Personen wurde aufgrund von Untersuchungen freigelassen nachdem die Tragodie von Nasino bekannt geworden war Allerdings durften diese Entlassenen nicht wieder in ihre Heimatorte zuruckkehren Auch die Niederlassung in Stadten mit Sonderstatus zu diesen zahlten damals Moskau Leningrad Odessa Kiew Minsk Charkow Rostow am Don und Wladiwostok 22 war ihnen verboten 23 Gefangnisinsassen mit einer Haftzeit von weniger als funf Jahren bildeten eine weitere Personengruppe Gelegentlich wurden sie separat nach Westsibirien deportiert 24 Haufig wurden sie jedoch gemeinsam mit anderen Gruppen Kulaken oder Personen ohne Inlandspass transportiert 25 Unter den Haftlingen waren Schwerverbrecher die Minderheit Die Mehrheit dieser Gruppe stellten Kleinkriminelle Diebe und wegen Rowdytums oder Hehlerei Verurteilte Hinzu kamen Spekulanten also Personen die mit Mangelwaren handelten Uberwiegend waren es junge Leute zwischen 16 und 30 Jahren 26 Transitlager Tomsk Bearbeiten In Westsibirien gab es drei Transitlager fur Deportierte Das Lager in Tomsk war das wichtigste hier sassen auch jene Menschen ein die schliesslich auf die Insel bei Nasino verbracht wurden in Omsk und in Atschinsk befanden sich zwei weitere Transitlager Alle drei Lager waren seit Herbst 1931 stillgelegt und Anfang 1933 bereits weitgehend verfallen Nikolai Alexejew Beauftragter der OGPU fur Westsibirien und Regionalchef der politischen Polizei besuchte am 20 Marz 1933 das Lager in Tomsk und ordnete an innerhalb von sechs Wochen Baracken mit einer Gesamtkapazitat fur 8000 Personen zu errichten Zudem seien Zelte fur 7000 Personen bereitzustellen Aus den ersten groben Planungen der Deportation ergab sich dass durch das Transitlager bei Tomsk in drei Monaten insgesamt rund 350 000 Menschen geschleust werden sollten Diese Zahl setzte gut aufeinander eingespielte logistische Ablaufe voraus In den Wochen nach Alexejews Besuch zeigte sich jedoch dass dafur notwendige Informationen nicht vorlagen Die Zustandigen in Tomsk kannten weder das Datum an dem die ersten Deportierten im Transitlager eintreffen wurden noch die Grosse der jeweiligen Gruppen die uber Tomsk deportiert werden sollten 27 Das Transitlager Tomsk war nicht fertig gestellt als am 9 April 1933 der erste Deportationszug sein Ziel erreichte Plan und abstimmungslos erreichten viele weitere Transportzuge in den folgenden Tagen das Transitlager ohne dass die Versorgung der Deportierten gewahrleistet war Eisgang auf dem Ob und seinen Nebenflussen machte den Weitertransport in nordlicher gelegene Orte zunachst unmoglich Die Kapazitat des Lagers wurde so phasenweise um das Funf bis Sechsfache uberschritten 28 Bereits auf den Transporten ins Transitlager starben viele Deportierte Im Lager setzte sich das Sterben fort Mehr als 500 Internierte starben in der zweiten Aprilhalfte jeweils nur wenige Tage nach ihrer Ankunft Im Mai und Juni registrierte die Lagerverwaltung weitere 1700 Tote Auch der Krankenstand belastete die Situation Nach offiziellen Angaben passierten 40 698 Personen das Transitlager davon wurden 11 788 als krank eingestuft 29 Die Behorden waren nicht Herr der Lage Dies zeigte sich nicht nur bei der Koordination der Deportationszuge oder bei der Versorgung des Lagers mit Lebensmitteln und medizinischer Hilfe Auch die Bewachung der Deportierten blieb ungenugend Dies illustrierte am 17 Juni 1933 die Massenflucht von 204 Deportierten direkt nach der Ankunft ihres Zuges der am 6 Juni in Moskau gestartet war 30 Zu einer auffallenden Fehleinschatzung kam es auch am 10 Mai 1933 In der Nacht brachen in einer Holzbaracke Unruhen aus Dort befanden sich Personen die zwei Tage zuvor aus Moskau eingetroffen waren Die Lagerverwaltung rief berittene Polizei zur Hilfe Die Wachen eroffneten in fast vollstandiger Dunkelheit das Feuer auf jene Personen die aus der Baracke zu fliehen versuchten Im Nachhinein stellte sich heraus dass die Unruhe nur entstanden war weil die Deportierten nach Wasser verlangten Sie hatten seit ihrer Ankunft in Tomsk ausschliesslich Brot und gesalzenen Fisch erhalten 31 Weitertransport bis Nasino Bearbeiten In der ersten Maihalfte drohte sich die ohnehin sehr angespannte Lage im Transitlager Tomsk weiter zu verscharfen denn noch vor dem 15 Mai sollten zu den bereits 25 000 vorhandenen Internierten weitere 16 000 Deportierte aus der Ukraine und dem Nordkaukasus kommen Darum wurden umgehend Vorbereitungen zur sofortigen Verschiffung von Deportierten in die Kommandantur Alexandrowskoje Wachowskaja getroffen die etwa 900 Kilometer flussabwarts lag Mit diesem Schritt wollte sich die Lagerleitung in Tomsk angeblich besonders aufruhrerischer Personen entledigen Der Transfer startete am 14 Mai 1933 Die lokale Organisation fur die Flussschifffahrt stellte vier Kahne zur Verfugung Sie waren fur den Transport von Holz ausgelegt fur die Beforderung von Menschen jedoch kaum geeignet Der Verantwortliche fur die Uberwachung der Deportierten erhielt den Befehl wahrend der mehrtagigen Fahrt nirgendwo anzulegen die menschliche Fracht galt als zu gefahrlich Alle Deportierten das Kontingent bestand aus etwa 4900 Personen mussten die Fahrt zusammengepfercht in den Laderaumen unter Deck verbringen Bei der Ankunft auf der Insel nahe Nasino waren Hunderte unfahig sich zu bewegen sie mussten ans Ufer geschleppt werden Bis auf eine geringfugige Menge an Lebensmitteln durften die Deportierten nichts mitfuhren Bei Ankunft verfugten sie weder uber Werkzeuge noch uber Kochutensilien Der Transport wurde von 50 Bewaffneten begleitet die hastig auf den Strassen von Tomsk rekrutiert worden waren Diese Truppe verfugte weder uber Erfahrungen mit Bewachungsaufgaben noch uber Uniformen Autoritat oder Disziplin Bis auf den Besitz einer Waffe unterschied sie wenig von den Bewachten 32 Aussetzung BearbeitenAnkunft Bearbeiten Die vier Kahne erreichten am 18 Mai 1933 den Ubergabepunkt Werchne Wartowsk Dieser befand sich etwa 150 km flussaufwarts von Alexandrowskoje An dieser Stelle ubernahm Dimitri Zepkow die Leitung des Transports Er steuerte nach einigen Dutzend Kilometern flussabwarts die Insel bei Nasino an Die unbewohnte und bei Hochwasser uberschwemmungsgefahrdete Flussinsel von etwa drei Kilometern Lange und 500 Metern Breite bestand nur aus Sumpfen und Pappelwaldchen 33 Am Nachmittag des 18 Mai 1933 landeten die Kahne mit den Deportierten auf der Insel bei Nasino Ein Appell der Deportierten war nicht moglich denn die mitgefuhrten Listen erwiesen sich als zu ungenau Eine einfache Zahlung ergab dass 332 Frauen und 4556 Manner die Fahrt uberstanden hatten Daneben wurden 27 Leichen registriert Ein Drittel aller lebenden Personen war so entkraftet dass sie nur mit Hilfe Dritter an Land gehen konnten 34 Versorgung mit Mehl Bearbeiten Die Ausgesetzten sollten mit insgesamt 20 Tonnen Mehl versorgt werden Beim Ausladen entwickelte sich eine Schlagerei Die Wachmannschaft eroffnete das Feuer und verletzte viele Personen Daraufhin liess Zepkow das Mehl wieder einladen und ordnete an es auf das gegenuberliegende Ufer des Ob in die Nahe des Dorfes Nasino zu bringen Auch dort war es allerdings nicht gegen Feuchtigkeit und Kalte zu schutzen Der in der Nacht zum 19 Mai 1933 einsetzende Schneesturm bedeckte die Insel mit einer Schneeschicht auch das Mehl war von dem Niederschlag betroffen Am Morgen des 19 Mai unternahmen die Wachmannschaften unter Zepkow einen zweiten Versuch Mehl auszuteilen Pro Kopf war ein halbes Kilogramm vorgesehen Worin die Deportierten dieses Mehl aufbewahren sollten blieb unklar es gab keine entsprechenden Behaltnisse Behelfsweise wurde das Mehl mit Mutzen Schuhen und weiteren Kleidungsstucken oder den blossen Handen aufgenommen Bei der Mehlausgabe kam es erneut zu einem Handgemenge wobei viele Deportierte im entstehenden Durcheinander niedergetrampelt wurden Auch diesmal schossen Wachen auf die Deportierten und verletzten etliche Zepkow beschloss angesichts der chaotischen Nahrungsmittelverteilung die Ausgabe des Mehls zukunftig von so genannten Brigadieren vornehmen zu lassen Jeder von ihnen erhielt taglich 75 Kilogramm Mehl und hatte dessen Weiterverteilung an 150 Personen zu organisieren Die rucksichtslosesten unter den Deportierten eroberten rasch die Brigadiersposten und nutzten sie zum personlichen Vorteil Auch am 20 Mai war die Mehlverteilung mit schweren Gewaltausbruchen verbunden Augenzeugen berichteten dass uberall Leichen herumlagen Die Deportierten behaupteten gegenuber Zepkow zudem es gebe auf der Insel bereits Falle von Kannibalismus Im Dorf Nasino organisierte Zepkow nach seiner Ruckkehr eine Zusammenkunft Es wurde beschlossen alle lokalen Ressourcen zur Versorgung der Ausgesetzten zu mobilisieren Fur Kranke und Verletzte sollten auf der Insel Zelte errichtet werden Einheimische sollten Ofen bauen die Ofen der Dorfbewohner wurden beschlagnahmt Zepkow selbst reiste nach Alexandrowskoje ab um von dort dringend benotigte Lebensmittel und Materialien herbeizuschaffen 35 Hunger Handel und Gewalt Bearbeiten In den nachsten Tagen gelang es zwei Gesundheitsoffizieren auf der Insel ein paar Dutzend Kranke notdurftig in Zelten zu versorgen Diese Kranken erhielten Brot und Griesssuppe Fur den Rest der Ausgesetzten blieben die karglichen Mehlrationen Der Verzehr des mit Flusswasser vermischten Mehls fuhrte dazu dass viele der Hungernden an Ruhr erkrankten Einige erhielten kein Mehl oder mussten es gegen Schuhe Kleidungsstucke oder sonstige Wertgegenstande eintauschen Dazu gehorten auch Goldkronen die man aus den Gebissen der Toten herausbrach Die Wachmannschaft errichtete ein Terror und Gewaltregime Geringfugige Vergehen konnten mit dem Tod bestraft werden Zu solchen Delikten zahlte etwa das Schummeln bei der Mehlausgabe Massive korperliche Gewalt gegen die Deportierten war an der Tagesordnung ebenso Erpressung und Notigung Die extremste Form der Gewalt gegen die Ausgesetzten war jedoch das Erschiessen wie auf der Jagd Angehorige der Wachmannschaft gaben spater an sie hatten damit befehlsgemass Fluchtversuche unterbinden wollen Deportierte hatten immer wieder versucht auf primitiven Flossen zu entkommen Diese Fluchtenden seien zudem wahrscheinlich Kannibalen gewesen 36 Kannibalismus Bearbeiten In der Sowjetunion gab es in den 1930er Jahren wiederholt Falle von Kannibalismus Sie hingen mit Fluchtversuchen aus den Gulag Lagern zusammen und mit den immer wieder auftretenden Hungerkatastrophen 37 Auf der Insel im Ob trat dieses Phanomen offenbar fruhzeitig auf Bereits am Tag nach der Aussetzung machten Deportierte die Verantwortlichen um Zepkow darauf aufmerksam dass es zerlegte Leichen gebe Menschenfleisch sei gegrillt und verzehrt worden Am 23 Mai 1933 verfasste eine Kommission die aus einem Arzt und den beiden Gesundheitsoffizieren bestand einen Bericht Sie notierten dass es handfeste Anzeichen fur Kannibalismus gebe Am 21 Mai seien 70 neue Leichen auf der Insel registriert worden bei funf von ihnen seien Leber Herz Lunge und Stucke von weichem Fleisch Brust und Wade herausgeschnitten Bei einem mannlichen Leichnam seien die Genitalien der Kopf und Teile der Haut entfernt worden Ausserdem hatten aufgebrachte Deportierte den Kommissionsmitgliedern drei Personen vorgefuhrt die sie mit blutigen Handen und menschlichen Lebern in der Hand ertappt hatten Innerhalb der nachsten 14 Tage verfassten die medizinischen Fachleute noch drei weitere Berichte ahnlichen Inhalts Dutzende von Leichen wiesen demnach Spuren von Kannibalismus auf Die Wachmannschaften hatten auf diese Vorfalle kaum reagiert Eine Isolierung von Personen die im Verdacht des Kannibalismus stunden sei anfanglich nicht erfolgt Morde gefolgt von kannibalischen Akten traten offenbar erst nach dem 29 Mai auf Sechs Verdachtige wurden daraufhin verhaftet und in das Gefangnis von Alexandrowskoje uberfuhrt Insgesamt hat es ungefahr 50 Verhaftungen wegen Kannibalismusverdacht gegeben Haufig wurden die Verdachtigen bereits nach kurzer Zeit wieder freigelassen Aus den uberlieferten Akten ergibt sich ein Profil der Verdachtigen Alle stammten vom Lande hatten Gefangnis oder Lagererfahrungen und waren im Alter von 20 bis 35 Jahren Elf der Verhafteten wurden durch Angehorige der OGPU hingerichtet Die sowjetische Geheimpolizei hatte zuvor durchgesetzt die Entscheidung eines Staatsanwaltes aufzuheben der die Ansicht vertreten hatte die Verdachtigen konnten nicht bestraft werden weil es gegen Kannibalismus in der Sowjetunion keine Gesetze gebe und den Verdachtigen kein Mord nachgewiesen werden konne Bis zum Beweis einer Mordtat straffrei zu bleiben bot Tatern tatsachlich eine attraktive Perspektive Stillen des Hungers durch Verzehr von Menschenfleisch und im Falle einer Untersuchungshaft ein Dach uber dem Kopf sowie die tagliche Ration Balanda der landesweit in Gefangnissen und Lagern verabreichten dunnen Suppe 38 Eintreffen einer zweiten Gruppe Bearbeiten Am 27 Mai 1933 traf eine zweite Gruppe von Deportierten auf der Insel bei Nasino ein Sie bestand aus ungefahr 1200 Personen die im Laderaum eines Kahns von Tomsk zur Insel im Ob transportiert wurden Der Gesundheitszustand der zweiten Gruppe war im Allgemeinen noch kritischer als jener der ersten Gruppe denn unter ihnen befand sich eine Reihe von Typhuskranken Diese Kranken wurden auf der Insel notdurftig isoliert Medikamente standen jedoch nicht zur Verfugung genauso wenig Vorrichtungen zum Abkochen von Kleidung Die Mediziner notierten in ihrem Bericht dass ein Abkochen die Lumpen der Deportierten mit Sicherheit vollends zerstort hatte Dies hatte bei den regelmassigen nachtlichen Minustemperaturen den Erfrierungstod zur Folge haben konnen 39 Sondersiedlungen an der Nasina Bearbeiten Am 31 Mai kehrte Dimitri Zepkow zusammen mit dem Parteisekretar des Rajons Alexandrowskoje nach Nasino zuruck Beide brachten Werkzeuge wie Axte Spaten und Sagen mit Auch Stoffbahnen fuhrten sie mit sich die allerdings nutzlos blieben da es an Nahmaschinen fehlte um das Material weiter zu verarbeiten Die ebenfalls organisierten Bastschuhe reichten nur fur einige Hundert Menschen Mehrere Tausend mussten weiterhin barfuss bei nachtlichen Minusgraden ausharren Auf die Ausgabe von Axten an die Deportierten wurde verzichtet Die Verantwortlichen vor Ort furchteten dass Axte als Hiebwaffen eingesetzt werden wurden Die Ubergabe der Axte sollte erst dann erfolgen wenn die Deportierten ihre endgultigen Sondersiedlungsstatten an den Flussufern erreicht hatten Dringend benotigte Schutzhutten wurden auf der Insel bei Nasino somit nicht errichtet Mit Hilfe des Parteisekretars gelang es Zepkow ausserdem etwa zwanzig fahrtuchtige Boote aufzutreiben Sie konnten jeweils ein paar Dutzend der Ausgesetzten aufnehmen Die Boote brachten sie ab Anfang Juni an funf als geeignet geltende Uferstellen der Nasina 40 Sie lagen 60 bis 100 Kilometer flussaufwarts eine Fahrt die mehrere Tage in Anspruch nahm Diese Reise kostete hunderte der entkrafteten Menschen das Leben Die Ziele an den Ufern der Nasina unterschieden sich wenig von den Gegebenheiten der Insel im Ob Die Wachen verliessen die neuen Sondersiedler nachdem sie ihnen einige Lebensmittel fur die ersten Tage und Werkzeug zuruckgelassen hatten Die Deportierten blieben auch hier auf sich allein gestellt Viele starben beim Versuch mit Flossen zu entkommen weil sie ertranken oder von Wachposten erschossen wurden Andere Fluchtvorhaben endeten mit dem Verlust der Orientierung in den Weiten der Taiga Die Insel bei Nasino war Mitte Juni 1933 bis auf 157 Personen die als nicht transportfahig galten vollstandig geraumt Die Bilanz ergab dass von den 6000 bis 6100 ursprunglich Ausgesetzten nur 2856 Personen die Nasina hinauf verschifft wurden Zuvor waren auf der Insel 1500 bis 2000 Menschen gestorben Der Rest blieb unauffindbar 41 Information der Staatsspitze BearbeitenNachrichten und Berichte Bearbeiten Mittlerweile hatte Robert Eiche Kenntnis von den Geschehnissen auf der Insel bei Nasino Er verlangte am 12 Juni 1933 von Iwan Iwanowitsch Dolgich 42 dem Chef der Siblag Abteilung fur Sondersiedlungen eine Inspektion vor Ort Dolgich erreichte den Schauplatz bei Nasino in der dritten Juniwoche Er machte sich nicht nur mit den Gegebenheiten auf der Ob Insel vertraut sondern besuchte auch den Ansiedlungsort Nr 1 der von Nasino aus am schnellsten zu erreichen war In seinem Bericht versuchte Dolgich die Geschehnisse herunterzuspielen Das Auftreten von Kannibalismus sei nicht auf Hunger zuruckzufuhren Fur entsprechende Handlungen seien Degenerierte verantwortlich Zugleich glaubte er Anzeichen dafur zu sehen dass der Kannibalismus Ausdruck subversiver gegen das politische System der Sowjetunion gerichteter Gesinnungen sei 43 Ein anderer Funktionar nutzte in diesem Zusammenhang den Begriff des gewohnheitsmassigen Kannibalismus 44 Dolgich wertete in seiner Schilderung die Angabe der Gesundheitsoffiziere auf der Insel seien 1970 Personen gestorben als eklatante Ubertreibung und unterstellte auch diesen politische Motive fur ihre Angaben Die Siedler die Dolgich im Ansiedlungsort Nr 1 angetroffen hatte bezeichnete er als reinste n Abschaum der Gesellschaft 45 und beklagte eine durchgangige Arbeitsverweigerung der Deportierten Nachdem Dolgich die Ansiedler verlassen hatte enthob er Zepkow seines Amtes Dessen Nachfolger sorgte dafur dass die im Ansiedlungsort Nr 1 Angetroffenen wieder in die Nahe von Nasino zuruckverlegt wurden Drei rekrutierte Baubrigaden bestehend aus zusammen 60 ehemaligen Kulaken errichteten dort eine Ortschaft die jenen glich welche in den Jahren 1930 bis 1931 angelegt worden waren Um die Menschen in den anderen Ansiedlungsorten an der Nasina kummerte sich niemand 46 Brief an Stalin Bearbeiten Wahrend verantwortliche regionale Machthaber wie Dolgich in ihren Berichten versuchten die Affare herunterzuspielen begann Wassili Arsenjewitsch Welitschko ein 24 jahriger kommunistischer Lokaljournalist und Instrukteur mit eigenen Recherchen uber die Lage der Sondersiedler in der Kommandantur Alexandrowskoje Wachowskaja Er verfasste anschliessend einen Propagandaartikel fur die lokale Presse Zugleich formulierte er einen detaillierten zwanzigseitigen Brief uber die Ergebnisse seiner dreiwochigen Recherchereise die ihn auf die Ob Insel und in die Ansiedlungen an den Ufern der Nasina gefuhrt hatte Er gab an dass Mitte August 1933 nur noch zirka 2200 der ausgesetzten Personen auffindbar waren Welitschko schickte den Brief am 22 August 1933 47 an seinen direkten Vorgesetzten an Robert Eiche und an Stalin personlich Dieser hatte Parteiangehorige wiederholt dazu aufgefordert ihn ungefiltert unter Umgehung der behordlichen und parteiinternen Hierarchien uber Vorgange und Verhaltnisse vor Ort zu informieren 48 Untersuchungen und Beschlusse Bearbeiten Stalin erhielt den Bericht Anfang September und reichte diesen an Mitglieder des Politburos weiter Unter anderem lasen ihn Lasar Kaganowitsch Anastas Mikojan Michail Kalinin Walerian Kuibyschew und Wjatscheslaw Molotow Am 23 September 1933 veranlasste das Politburo die Einrichtung einer Untersuchungskommission Diese blieb mehrere Wochen vor Ort in der Region Narym Auch sie nahm die neuen Ansiedlungen an der Nasina in Augenschein Die Zahl der Schwerkranken gab sie in ihrem Bericht mit etwa 800 an Ferner bilanzierte sie Von den 10 289 Menschen die im Jahr 1933 in die Kommandantur Alexandrowskoje Wachowskaja deportiert worden waren seien noch 2025 Personen vor Ort Mitte September waren die kraftigsten 1940 Deportierten in Siblag Arbeitslager eingewiesen worden 6324 Personen waren verschwunden Von den Verbliebenen waren 50 Prozent krank und bettlagerig 35 bis 40 Prozent entkraftet und nur 10 bis 15 Prozent arbeitsfahig Am 31 Oktober 1933 legte die Kommission ihren Bericht vor Dort empfahl sie in diplomatischen Wendungen zukunftig das Moglichste zu tun um die Lebensbedingungen der Siedler zu verbessern 49 Einen Tag spater tagte das Buro des Parteikomitees von Westsibirien unter Eiches Leitung und beriet uber den Bericht der Kommission Es legte fest dass sich eine Reihe lokaler Funktionare die in die Nasino Affare verstrickt waren zu verantworten hatte Einige lokale Funktionstrager und Wachposten mussten sich einem internen Disziplinarausschuss der OGPU stellen Zepkow zwei seiner engsten Mitarbeiter in den Wochen der Tragodie und auch Zepkows Nachfolger als Kommandant wurden zu Lagerhaft zwischen zwolf Monaten und drei Jahren verurteilt Sie hatten den Kolonisierungsplan von 1933 durch Sabotage vereitelt Das Buro des Parteikomitees verlangte ferner eine Prufung ob die Verlegung der in der Kommandantur Alexandrowskoje Wachowskaja angesiedelten deklassierten Elemente in andere Gegenden moglich sei An das Zentralkomitee in Moskau ging schliesslich der Hinweis man moge kunftig davon absehen weitere Gruppen von stadtischen deklassierten Elementen nach Westsibirien zu senden Der grossartige Plan vom Februar 1933 war damit erledigt 50 Folgen BearbeitenPraferenz des Lager Systems Bearbeiten Der hohe Anteil der Verschwundenen von Nasino war reprasentativ fur das Deportationsjahr 1933 Die Statistik registrierte in diesem Jahr insgesamt 367 457 unauffindbare Sonderumsiedler 151 601 wies sie als verstorben aus 215 856 als fluchtig 51 Nicht nur die Entweichungsquote liess an der Wirtschaftlichkeit des umfassenden Deportations und Kolonisierungsvorhabens zweifeln Vertreter von Verwaltung und Partei beklagten auch immer wieder eine durchgangig ungenugende Arbeitsmoral in den Sondersiedlungen Mit einer seiner gefurchteten Kehrtwenden ruckte Stalin bereits Anfang Mai 1933 vom grossartigen Plan ab Am 8 Mai 1933 ordnete eine seiner Geheimdirektiven an sofort auf die Massendeportation von Bauern zu verzichten Damit verbundene administrative Ausfuhrungsanweisungen erwiesen sich in den nachfolgenden Wochen jedoch als wenig praxiswirksam Massenverhaftungen und deportationen blieben auch in den Sommerwochen gangige Praxis 52 Die Tragodie von Nasino machte der Partei und Staatsspitze im September 1933 endgultig deutlich dass das System der Sondersiedlungen nicht die erwunschten Ziele erreichte Insbesondere ihre mangelnde Wirtschaftlichkeit liess die Verantwortlichen am Wert des Systems zweifeln In der zweiten Jahreshalfte horte das Wachstum der Sondersiedlungen abrupt auf Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nahm es stetig ab Das Arbeitslager als Form der Repression und der Ausbeutung von Arbeitskraft gewann immer mehr die Oberhand Bereits im Jahr 1933 stieg die Zahl der Insassen solcher Lager um 50 Prozent Innerhalb von vier weiteren Jahren verdoppelte sich die absolute Zahl der Lagerinsassen auf rund eine Million 53 NKWD Befehl Nr 00447 Bearbeiten 1937 veranderte sich die Wahrnehmung von Randgruppen und sozial schadlichen Elementen erneut dramatisch Sie wurden von offizieller Seite immer starker der Kollaboration mit feindlichen Machten etwa Polen oder Japan verdachtigt Der Wille ihnen mit immer scharferen Repressionsmassnahmen entgegenzutreten wuchs 54 Fuhrende Vertreter in Partei Geheimdienst und Staat planten die endgultige Vernichtung aller antisowjetischen Elemente Zum Ausdruck kam dieses Vorhaben im beruchtigten NKWD Befehl Nr 00447 ein 15 beziehungsweise 19 Seiten langes Typoskript 55 Nikolai Jeschow Chef des NKWD 56 unterzeichnete diesen Einsatzbefehl zur Unterdruckung der ehemaligen Kulaken Verbrecher und ubrigen antisowjetischen Elemente am 30 Juli 1937 Die Umsetzung dieses Befehls war zunachst auf vier Monate ausgelegt sie dauerte jedoch fast viermal so lang Gemass diesem Befehl wurden die Verhafteten in zwei Gruppen eingeteilt in Kategorie 1 eingestufte Personen waren sofort zu erschiessen Angehorige der Kategorie 2 wurden in die Lager des Gulag eingewiesen Die sowjetischen Staatsorgane verhafteten auf Basis dieses Befehls insgesamt 767 000 Personen 387 000 von ihnen wurden hingerichtet Dabei wurden die anfangs festgelegten regional differenzierten Quoten mehrfach ubertroffen 57 Westsibirien war fur die Konzeption des Befehls Nr 00447 von grosser Bedeutung denn hier begann bereits im Juni 1937 die Massenaktion gegen vermeintliche Angehorige und Unterstutzer der ROVS der Russischen allgemeinmilitarischen Vereinigung 58 einer imaginierten weitreichenden militarischen Verschworung angeblich angefuhrt von Generalen der Weissen 59 Die Verantwortlichen in Westsibirien setzten den NKWD Befehl besonders konsequent um Immer wieder baten sie um die Erhohung der festgelegten Quoten fur beide Kategorien Zeitweise gerieten die einzelnen Bezirke Westsibiriens in einen regelrechten Wettlauf um Quotenerfullung und Ubertrumpfung der Nachbarbezirke Von August 1937 bis November 1938 wurden in Westsibirien zwischen 33 000 und 50 000 Personen erschossen 23 000 bis 30 000 Menschen kamen in die Lager des Gulag Das Gros der Betroffenen stellten in beiden Kategorien jene die in den Jahren zuvor als Zwangsdeportierte in den westsibirischen Sondersiedlungen zu leben hatten 60 Uberlieferung Forschung kunstlerische Verarbeitung BearbeitenDie Ereignisse von Nasino gehorten lange Jahre zur nur mundlich uberlieferten Geschichte des Gulag Gelegentlich zirkulierten sie auch im Untergrund als Teil des sogenannten Samisdat der im Selbstverlag verbreiteten regimekritischen Literatur Mit der Ara Gorbatschow anderte sich dies Russische Historiker gingen den Hinweisen nach und sammelten im Rahmen von Oral History Zeugenaussagen Zeitzeugen berichteten uber die Geschehnisse auf der Insel die in der Region Todesinsel oder Insel der Kannibalen hiess Russische Historiker entdeckten zudem Akten zur Tragodie von Nasino 2002 veroffentlichten verschiedene Institutionen eine Dokumentensammlung zu diesem Fall das russische Institut fur Geschichte der Sibirischen Sektion der Russischen Akademie der Wissenschaften das Staatliche Archiv der Oblast Nowosibirsk das Staatliche Archiv der Oblast Tomsk die Tomsker Gesellschaft Memorial und das Museum der Geschichte der politischen Repressalien Narym Der Historiker Sergei Krassilnikow besorgte die Herausgeberschaft Die Auflage betrug allerdings nur 500 Exemplare 61 In einigen Publikationen zur sowjetischen Geschichte insbesondere zum Gulag wurden die Ereignisse am Rande erwahnt 62 Das traf auch fur die Darstellung des franzosischen Historikers Nicolas Werth im Schwarzbuch des Kommunismus zu 63 Im Jahr 2006 legte Werth eine franzosischsprachige Monografie zur Tragodie von Nasino vor Sie ist mittlerweile in andere Sprachen ubersetzt worden unter anderem ins Deutsche Werth wertete dabei umfangreiche Aktenbestande in den Archiven des russischen Geheimdienstes FSB sowie des Prasidenten der Russischen Foderation aus und bettete die Geschehnisse in den Kontext der gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen der Sowjetunion der 1930er Jahre ein Insbesondere zieht Werths Untersuchung eine Verbindungslinie von der gewaltsamen Zwangskollektivierung der Jahre 1929 1932 bis zum Grossen Terror der Jahre 1937 38 Seine Studie wurde in der Fach und in der Publikumspresse vielfach besprochen 64 In seinem 2012 erschienenen Thriller Hela havet stormar deutscher Titel Zorn 65 nimmt der schwedische Schriftsteller Arne Dahl Bezug auf die Tragodie Literatur BearbeitenAnne Applebaum Der Gulag Aus dem Engl von Frank Wolf Siedler Berlin 2003 ISBN 3 88680 642 1 Rolf Binner Bernd Bonwetsch Marc Junge Massenmord und Lagerhaft Die andere Geschichte des Grossen Terrors Veroffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Moskau Bd 1 Akademie Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 05 004662 4 Rolf Binner Bernd Bonwetsch Marc Junge Hg Stalinismus in der sowjetischen Provinz 1937 1938 Die Massenaktion aufgrund des operativen Befehls No 00447 Veroffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Moskau Bd 2 Akademie Verlag Berlin 2010 ISBN 978 3 05 004685 3 Manfred Hildermeier Die Sowjetunion 1917 1991 Oldenbourg Grundriss der Geschichte Bd 31 Oldenbourg 2 Aufl Munchen 2007 ISBN 978 3 486 58327 4 Oleg Witaljewitsch Chlewnjuk The History of the Gulag From Collectivization to the Great Terror Translation by Vadim A Staklo With ed assistance and commentary by David J Nordlander Foreword by Robert Conquest Yale Univ Press New Haven u a 2004 ISBN 0 300 09284 9 Nicolas Werth Ein Staat gegen sein Volk Gewalt Unterdruckung und Terror in der Sowjetunion in Stephane Courtois Nicolas Werth Jean Louis Panne Andrzej Paczkowski Karel Bartosek Jean Louis Margolin Mitarbeit Remi Kauffer Pierre Rigoulot Pascal Fontaine Yves Santamaria Sylvain Boulouque Das Schwarzbuch des Kommunismus Unterdruckung Verbrechen und Terror Mit einem Kapitel Die Aufarbeitung der DDR von Joachim Gauck und Ehrhard Neubert Aus dem Franzosischen von Irmela Arnsperger Bertold Galli Enrico Heinemann Ursel Schafer Karin Schulte Bersch Thomas Woltermann Piper Munchen Zurich 1998 S 51 295 und S 898 911 ISBN 3 492 04053 5 Nicolas Werth Die Insel der Kannibalen Stalins vergessener Gulag Siedler Munchen 2006 ISBN 978 3 88680 853 3 Buchauszug PDF 165 kB Abruf am 20 November 2010 Weblinks BearbeitenBuchbesprechungen Bearbeiten Rezensionen von Die Insel der Kannibalen verschiedensprachliche Ausgaben Gerd Koenen Die Mechanik des Terrors Nicolas Werth uber ein grausames stalinistisches Sozialexperiment in Neue Zurcher Zeitung vom 2 Oktober 2006 Abruf 26 Marz 2010 Klaus Bednarz Todliche Utopie Nikolas Werth hat ein bislang unbekanntes Kapitel aus Stalins Gulag Universum erforscht in Die Zeit vom 9 November 2006 Abruf 26 Marz 2010 Anne Applebaum Erst Baumrinden essen dann Menschenfleisch in Die Welt 18 November 2006 Abruf 26 Marz 2010 Helmut Altrichter Von der Utopie zum Kannibalismus Nicolas Werth beschreibt stalinistische Sauberungen Chaos und Gewalt in den dreissiger Jahren in Frankfurter Allgemeine Zeitung 8 Dezember 2006 Abruf 26 Marz 2010 Rudolf Walther Die Brutalitat der Burokratie die tageszeitung 9 Dezember 2006 Abruf 27 Marz 2010 Klaus Gestwa Rezension zu Werth Nicolas Die Insel der Kannibalen Stalins vergessener Gulag Munchen 2006 In H Soz Kult vom 12 Dezember 2007 Jurgen Zarusky Die stalinistische Verfolgungs und Vernichtungspolitik Rezension in sehepunkte 8 2008 Nr 1 15 Januar 2008 Abruf am 25 Marz 2010 Jeffrey S Hardy Review of Werth Nicolas Cannibal Island Death in a Siberian Gulag In H Russia H Net Reviews von November 2007 Abruf 20 Marz 2010 Sonstiges Bearbeiten Die Insel des Todes in BBC Russland 18 Mai 2007 Abruf 28 Marz 2010 russisch Alexander Kriwko Jewgeni Nikonorow und andere Neben der Insel des Todes Russisches Video 29 Minuten April 2010 Abruf 1 Dezember 2010 Stalins Verdammte Die Insel der Kannibalen Dokumentarfilm des franzosischen Filmemachers Cedric Condom 2014 in der ZDF Mediathek Abruf am 30 Dezember 2015 einestages Zeitgeschichten auf Spiegel Online Stalins verbrecherischer Besiedlungsplan Die Insel der Kannibalen 13 September 2013 Abruf am 16 September 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Zur Zwangskollektivierung und Entkulakisierung siehe Werth Ein Staat gegen sein Volk S 165 177 Siehe ferner Hildermeier Die Sowjetunion S 37 39 Zu den Repressionen siehe Werth Insel der Kannibalen S 27 29 Siehe auch Werth Ein Staat gegen sein Volk S 183 Zur Lage in den Haftanstalten siehe Werth Insel der Kannibalen S 29 f sowie Khlevniuk The History of the Gulag S 57 f Timothy Snyder Bloodlands Europa zwischen Hitler und Stalin C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 62184 0 S 66 Zitat nach Werth Insel der Kannibalen S 31 Werth Insel der Kannibalen S 35 f Zur Stossrichtung der Inlandspasse und den Folgen dieser Massnahme siehe Werth Insel der Kannibalen S 30 38 und Werth Ein Staat gegen sein Volk S 183 und S 195 f Umfassend ferner David R Shearer Policing Stalin s socialism Repression and social order in the Soviet Union 1924 1953 The Yale Hoover series on Stalin Stalinism and the Cold War Yale University Press New Haven u a 2009 ISBN 978 0 300 14925 8 S 243 284 Die Planungen hatten nach Khlevniuk The History of the Gulag S 55 bereits Ende 1932 begonnen Details des grossartigen Plans bei Werth Insel der Kannibalen S 19 22 Werth Insel der Kannibalen S 40 Applebaum Gulag S 141 nennt Siblag ein Netz von Holzfallerlagern das Sibirien uberzog Gunter Fippel Demokratische Gegner und Willkuropfer von Besatzungsmacht und SED in Sachsenhausen 1946 bis 1950 Leipziger Universitats Verlag Leipzig 2008 ISBN 978 3 86583 251 1 S 187 188 Diese absolute Zahl auch bei Werth Insel der Kannibalen S 67 Prozentzahl bei Werth Insel der Kannibalen S 67 Werth Insel der Kannibalen S 39 45 Zum westsibirischen Widerstand gegen den Plan siehe ferner Khlevniuk The History of the Gulag S 56 Zur angespannten Situation in Westsibirien siehe Werth Insel der Kannibalen S 42 68 Werth Insel der Kannibalen S 71 73 Khlevniuk The History of the Gulag S 56 Khlevniuk The History of the Gulag S 56 Informationen zu seiner Person bei Werth Insel der Kannibalen S 77 f Werth Insel der Kannibalen S 89 f S 92 f Werth Insel der Kannibalen S 127 130 Werth Insel der Kannibalen S 97 Werth Insel der Kannibalen S 122 Nikolai Alexejew Beauftragter der OGPU fur Westsibirien und Regionalchef der politischen Polizei in einem Schreiben an Genrich Jagoda vom 16 Mai 1933 zitiert nach Werth Insel der Kannibalen S 103 Hierzu Details bei Werth Insel der Kannibalen S 104 f Siehe Werth Insel der Kannibalen S 119 f Siehe Werth Ein Staat gegen sein Volk S 196 Werth Insel der Kannibalen S 103 109 Beispiele bei Werth Insel der Kannibalen S 109 f Beispiele bei Werth Insel der Kannibalen S 123 Werth Insel der Kannibalen S 117 Zur Situation des Transitlagers Tomsk vor dem Eintreffen der ersten Deportationszuge siehe Werth Insel der Kannibalen S 95 f Werth Insel der Kannibalen S 97 99 Werth Insel der Kannibalen S 100 Werth Insel der Kannibalen S 113 Werth Insel der Kannibalen S 124 f Unter welchen Bedingungen die Deportierten von Tomsk auf die Insel bei Nasino verbracht wurden beschreibt Werth Insel der Kannibalen S 125 und S 130 133 Die Aussage zur Vergleichbarkeit und von Bewachern und Bewachten machte Zepkow Siehe dazu Werth Insel der Kannibalen S 132 Entfernungsangaben nach Werth Insel der Kannibalen S 132 Zu den Ereignissen auf der Insel am Ankunftstag siehe Werth Insel der Kannibalen S 134 f Zur Mehlverteilung zur Ernennung der Brigadiere und den Vorgangen am 20 Mai 1933 siehe Werth Insel der Kannibalen S 135 137 Zu diesen Entwicklungen auf der Insel siehe Werth Insel der Kannibalen S 137 141 Siehe hierzu beispielsweise Fanny Facsar Als Stalin die Menschen zu Kannibalen machte Spiegel Online 21 Januar 2007 Abruf am 23 Marz 2010 Siehe auch die Hinweise bei Werth Insel der Kannibalen S 48 S 141 f S 144 f Siehe auch Werth Ein Staat gegen sein Volk S 184 Ferner Applebaum Gulag S 425 und Khlevniuk The History of the Gulag S 54 Fur die Ukraine 1933 siehe Timothy Snyder Bloodlands Europa zwischen Hitler und Stalin C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 62184 0 S 70 72 Fur das Donezbecken siehe Tanja Penter Kohle fur Stalin und Hitler Arbeiten und Leben im Donbass 1929 bis 1953 Klartext Verlag Essen 2010 ISBN 978 3 8375 0019 6 S 102 104 Umfassender Steven Bela Vardy Agnes Huszar Vardy Cannibalism in Stalin s Russia und Mao s China in East European Quarterly XLI No 2 June 2007 S 223 238 hier 226 233 pdf Memento vom 8 November 2020 im Internet Archive Abruf am 23 Marz 2010 Zum Kannibalismus auf der Insel bei Nasino siehe Werth Insel der Kannibalen S 142 148 zur Balanda siehe Applebaum Gulag S 232 Informationen uber die zweite Gruppe der Ausgesetzten nach Werth Insel der Kannibalen S 148 f Im Russischen Nazinskaya Nasinskaja Zu den Geschehnissen nach dem 31 Mai 1933 und den Zahlen siehe Werth Insel der Kannibalen S 149 152 Er ist nicht wie Werth falschlich annimmt identisch mit jenem Dolgich der spater Chef des gesamtsowjetischen Gulag wurde siehe Jurgen Zarusky Die stalinistische Verfolgungs und Vernichtungspolitik Rezension in sehepunkte 8 2008 Nr 1 15 Januar 2008 Abruf am 25 Marz 2010 Siehe Werth Insel der Kannibalen S 146 f Hierzu Werth Insel der Kannibalen S 144 Zitiert nach Werth Insel der Kannibalen S 154 Zu Dolgichs Handlungen und Bericht sowie zu den Massnahmen von Zepkows Nachfolger siehe Werth Insel der Kannibalen S 152 157 Datum nach Pavel Polian Against their will The history and geography of forced migrations in the USSR CEU Press Budapest u a 2004 S 111 Anm 105 ISBN 963 9241 73 3 Zu Welitschkos Initiative siehe Werth Insel der Kannibalen S 162 164 Zur Kommission siehe Werth Insel der Kannibalen S 164 168 Zur Tagung des westsibirischen Parteiburos den Disziplinarmassnahmen den Strafen sowie den Empfehlungen siehe Werth Insel der Kannibalen S 168 f Zahlen bei Werth Insel der Kannibalen S 181 Werth Insel der Kannibalen S 182 f Werth Insel der Kannibalen S 183 f Hierzu Werth Insel der Kannibalen S 186 f Zu diesem Befehl ausfuhrlich Binner Bonwetsch Junge Massenmord und Lagerhaft Der Befehl findet sich dort in vollstandiger deutscher Ubersetzung auf S 106 120 Dort wird auf S 36 die Lange des Befehls mit 19 Seiten angegeben Eine Lange von 15 Seiten wird bei Binner Bonwetsch Junge Hg Stalinismus in der sowjetischen Provinz S 11 genannt Online ist er in deutscher Ubersetzung auf dem Portal 100 0 Schlusseldokumente zur russischen und sowjetischen Geschichte 1917 1991 einsehbar Einfuhrend zu diesem Befehl siehe Paul R Gregory Lenin s Brain and Other Tales from the Secret Soviet Archives Hoover Institution Press Stanford Calif 2008 ISBN 978 0 8179 4812 2 hier S 43 61 pdf Abruf 31 Marz 2010 140 kB Abkurzung fur Narodny Kommissariat Wnutrennich Del russ NKVD Narodnyj komissariat vnutrennih del von 1934 bis 1946 als Kurzel fur den sowjetischen Geheimdienst gebrauchlich Werth Insel der Kannibalen S 187 189 Siehe auch Werth Ein Staat gegen sein Volk S 209 211 Uber die Zahl der Todesopfer des Grossen Terrors herrscht in der Literatur keine Einigkeit Siehe hierzu kurz Hildermeier Die Sowjetunion S 43 Russkij obscevoinskij sojuz Zur Operation gegen die ROVS und ihrer Beziehung zum Terror auf Basis des NKWD Befehls Nr 00447 siehe Natal ja Ablazej Die ROVS Operation in der Westsibirischen Region in Binner Bonwetsch Junge Hg Stalinismus in der sowjetischen Provinz S 287 308 Zur Pionierrolle westsibirischer Partei und NKWD Kader siehe auch Aleksej Tepljakov Die Rolle des NKVD der Westsibirischen Region in Binner Bonwetsch Junge Hg Stalinismus in der sowjetischen Provinz S 421 457 insbesondere S 428 Werth Insel der Kannibalen S 189 192 Die jeweils hohere Zahl nennt Werth die jeweils niedrigere findet sich in Binner Bonwetsch Junge Hg Stalinismus in der sowjetischen Provinz S 38 Auch Tepljakov nennt eine Zahl von zirka 50 000 Erschossenen Siehe Aleksej Tepljakov Die Rolle des NKVD der Westsibirischen Region in Binner Bonwetsch Junge Hg Stalinismus in der sowjetischen Provinz S 421 457 hier S 455 Sergej Krasilʹnikov Hrsg 1933 g Nazinskaja tragedija Vodolej Tomsk 2002 ISBN 5 7137 0213 8 Siehe hierzu die russischsprachige Buchprasentation der Edition Abruf 26 Marz 2010 Zur Uberlieferungsgeschichte siehe ferner Anne Applebaum Erst Baumrinden essen dann Menschenfleisch in Die Welt 18 November 2006 Abruf 26 Marz 2010 Siehe beispielsweise Anne Applebaum Der Gulag S 112 f Ferner Pavel Polian Against their will The history and geography of forced migrations in the USSR CEU Press Budapest u a 2004 S 111 Anm 105 ISBN 963 9241 73 3 Oder auch Khlevniuk The History of the Gulag S 64 f und 67 f Werth Ein Staat gegen sein Volk dort S 173 f und S 197 Siehe Weblinks Siehe ferner Robert Legvold Review of Cannibal Island Death in a Siberian Gulag by Nicolas Werth In Foreign Affairs Vol 86 No 5 Sep Oct 2007 S 178 f William Chase Book Review of Werth Nicolas Cannibal Island Death in a Siberian Gulag In The Russian Review Jahrgang 67 Nr 2 April 2008 S 351 f Michael Jakobson Review of Cannibal Island Death in a Siberian Gulag by Nicolas Werth Steven Rendall In Slavic Review Vol 67 No 2 Summer 2008 S 507 f Alan Barenberg Review of Cannibal Island Death in a Siberian Gulag by Nicolas Werth Steven Rendall in Canadian Slavonic Papers Revue Canadienne des Slavistes Vol 50 No 3 4 September December 2008 S 543 f Christopher Joyce Review of Nicholas Werth Cannibal Island Death in a Siberian Gulag In Europe Asia Studies Vol 60 No 8 October 2008 S 1449 f Stephen G Wheatcroft Book Review of Lynne Viola The Unknown Gulag The Lost World of Stalin s Special Settlements amp Nicolas Werth Cannibal Island Death in a Siberian Gulag In American Historical Review October 2008 S 1270 1272 Helen Hundley Review of Cannibal Island Death in a Siberian Gulag By Nicholas Werth In The Historian Vol 71 2009 S 920 f Andrew A Gentes Review Nicolas Werth Cannibal Island Death in a Siberian Gulag In European History Quarterly Vol 40 2010 S 187 f Hiroaki Kuromiya Review of Cannibal Island Death in a Siberian Gulag Human Rights and Crimes Against Humanity by Nicolas Werth Jan T Gross Steven Rendall In The Slavonic and East European Review Vol 88 No 4 October 2010 S 770 772 Arne Dahl Zorn Deutsch von Antje Rieck Blankenburg Piper Munchen 2013 ISBN 978 3 492 05306 8 nbsp Dieser Artikel wurde am 22 Mai 2010 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen 60 116027777778 78 937111111111 Koordinaten 60 6 58 N 78 56 14 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tragodie von Nasino amp oldid 237750447