www.wikidata.de-de.nina.az
Biologische Waffen sind Massenvernichtungswaffen bei denen Krankheitserreger oder naturliche Giftstoffe Toxine gezielt als Waffe eingesetzt werden konnen Biotische Toxine obwohl keine biologischen Agenzien im eigentlichen Sinne werden wegen ihrer Herkunft aus lebenden Organismen den biologischen Waffen und nicht den chemischen Waffen zugeordnet und folglich auch nicht durch die Chemiewaffenkonvention reglementiert Momentan sind etwa 200 mogliche Erreger bekannt die sich bisher als biologische Waffe verwenden lassen konnen Seit 1972 sind durch die Biowaffenkonvention die Entwicklung die Herstellung und der Einsatz biologischer Waffen verboten Es gibt auch den theoretischen Ansatz fur eine biogene oder ethnische Waffe welche sich nur gegen eine Ethnie richtet Biohazard Symbol fur Gefahren durch biologische Erreger Inhaltsverzeichnis 1 Biologische Kampfstoffe 2 Kategorien 3 Ubertragung Infektionswege 4 Geschichte 4 1 Antike und Mittelalter 4 2 18 Jahrhundert 4 3 Erster und Zweiter Weltkrieg 4 3 1 Kaiserreich Japan 4 3 2 Grossbritannien 4 3 3 Deutschland 4 3 4 Vereinigte Staaten 4 3 5 Sowjetunion 4 4 Kalter Krieg 4 5 Nach dem Kalten Krieg 5 Situation heute 6 Das dreckige Dutzend 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBiologische Kampfstoffe BearbeitenBiologische Kampfstoffe konnen sich sowohl gegen Organismen z B Menschen Tiere oder Pflanzen als auch gegen Materialien richten So forschen die USA etwa an Bakterien welche Treibstoffe zersetzen und an Pilzen die die Tarnfarbe von Flugzeugen abbauen konnen Biologische Kampfstoffe unterscheiden sich insofern von chemischen Waffen als dass chemische Waffen fertig einsatzbereit sind also zu einem beliebigen Zeitpunkt an einem beliebigen Ort eingesetzt werden konnen Biologische Kampfstoffe mussen hingegen erst aufbereitet und angemessen verbreitet werden Die Forschungen von Robert Koch welcher als erster den Milzbranderreger und eine Methode zur Zuchtung von Bakterien entdeckte eroffneten obwohl von Koch nicht beabsichtigt den Weg zur Herstellung grosserer Mengen von Biowaffen Einige pathogene Bakterien zahlen zu den bekanntesten B Kampfstoffen Beispiele sind der Milzbrand Anthrax verursachende Bacillus anthracis sowie Yersinia pestis Erreger der Pest Vibrio cholerae Erreger der Cholera Coxiella burnetii Erreger des Q Fiebers oder Francisella tularensis Erreger der Tularamie Die B Kampfstoffe sind umso effektiver je weniger wirksame Antibiotika dem Feind zur Verfugung stehen Einige Bakterien wie zum Beispiel das Milzbrandbazillus bilden ausserhalb des Wirts sehr widerstandsfahige Uberdauerungsformen Endosporen Rickettsien sind intrazellulare Parasiten und gehoren ebenfalls zu den Bakterien Sie sind aber auf Grund ihres eingeschrankten Stoffwechsels stark wirtsabhangig und konnen im Labor nur in organischem Gewebe kultiviert werden Sie werden vor allem durch Flohe Zecken Tierlause und Milben auf den Menschen ubertragen Eine typische Krankheit die durch Rickettsien ausgelost wird ist das Fleckfieber Viren sind intrazellulare Parasiten ohne eigenen Stoffwechsel Die Diagnose eines Virus ist aufwandiger als bei Bakterien da virale Infektionen in den Anfangsstadien oft mit grippeahnlichen Symptomen einhergehen und daher spezifische Viren nur schwer nachweisbar sind Die wirksamste Bekampfung von Viren erfolgt mit Hilfe von Immunisierungen durch Impfungen Eine ausgebrochene Viruserkrankung kann nur mit Virostatika bekampft werden Diese erschweren die Vermehrung des Virus im Organismus sind aber nicht in der Lage die Viren selbst zu bekampfen Fur biologische Waffen sind vor allem Viren relevant die akute Krankheitssymptome auslosen und gegen die prophylaktischer Impfschutz in der Bevolkerung nicht ausreichend vorhanden ist Beispiele fur solche Krankheiten sind Pocken und Krankheiten die mit hamorrhagischen Fiebern einhergehen wie Ebola Lassafieber oder Gelbfieber Des Weiteren konnen mit Hilfe von Viren auch Tierkrankheiten wie Maul und Klauenseuche Rinder oder Schweinepest verursacht werden Pilze gelten nicht als eigentliche biologische Kampfstoffe da sie beim Menschen im Normalfall keine akuten Krankheiten verursachen konnen Jedoch spielen sie als Pflanzenpathogene eine wichtige Rolle und konnen so zur Schadigung der Landwirtschaft eingesetzt werden Viele Pilzkrankheiten bei Pflanzen sind in der Lage sich relativ schnell auszubreiten 1 Es werden beispielsweise Pilze die speziell den Cocastrauch Schlafmohn und Cannabis sativa befallen fur den Kampf gegen Drogen entwickelt Die USA entwickelten Agent Green eine Fusarium Art zu diesem Zweck Toxine werden von vielen Organismen gebildet z B Botulinumtoxin von Bakterien oder Rizin von Pflanzen Heute sind viele hundert Toxine bekannt Toxine dienen ihren Produzenten haufig im Kampf mit anderen Organismen z B Fressfeinden Wirten oder konkurrierenden Mikroorganismen sie sind somit quasi naturliche biologische Kampfstoffe der sie produzierenden Organismen Kategorien BearbeitenDie Centers for Disease Control and Prevention stellten eine Unterteilung zusammen die die Kampfstoffe je nach Verfugbarkeit Letalitatsrate Ansteckungsgefahr und Behandlungsmoglichkeit in drei Kategorien unterteilt Kategorie A Hierzu zahlen Erkrankungen die ein Problem fur die Sicherheit von Staaten darstellen leicht verbreitet beziehungsweise ubertragen werden konnen und eine hohe Letalitat besitzen Zu diesen Erkrankungen zahlen Pocken Pest und Milzbrand wie auch die Vergiftung mit Botulinumtoxin Rizin amp Abrin Aflatoxin und die hamorrhagischen Fieber Kategorie B Erreger dieser Kategorie sind relativ leicht zu verbreiten haben eine mittlere Letalitatsrate und konnen leicht eingedammt beziehungsweise uberwacht werden Coxiella burnetii Q Fieber Brucellen oder Burkholderia mallei Rotz zahlen zu dieser Gruppe Kategorie C Hierzu gehoren entweder Kampfstoffe die sehr leicht verfugbar sind beziehungsweise leicht erworben werden konnen jedoch eine geringe Letalitatsrate besitzen oder Erreger die zwar uber eine hohe Letalitatsrate verfugen sich jedoch entweder schwer ubertragen lassen oder kaum verfugbar sind Aber auch Erreger die zwar gefahrlich sind jedoch einfach behandelt werden konnen Unter diese Kategorie fallen beispielsweise das Gelbfieber Virus oder multiresistente Mycobacterien Tuberkulose Ubertragung Infektionswege BearbeitenDie Ubertragung der Bakterien Viren und Toxine auf den menschlichen Korper kann im Extremfall uber jeden Kontakt mit einem infizierten Material auftreten Es gibt jedoch ebenso Erreger die sich nicht von Mensch zu Mensch ubertragen lassen wie zum Beispiel Milzbrandbazillen Erreger konnen praktisch in jeder erdenklichen Form aufgenommen werden je nach Aufnahmeweg nehmen viele Kampfstoffe einen verschiedenen Krankheitsverlauf an Mogliche Infektionswege sind Aerosole Der wirkungsvollste und wahrscheinlichste Infektionsweg fur einen Angriff mit biologischen Waffen erfolgt uber Aerosole Die Stoffe konnen so mittels Spruhvorrichtungen oder Explosionssprengkorpern ausgebracht werden Bei der Verwendung von Explosivkorpern wird oft ein grosser Teil der Erreger durch die entstehende grosse Hitze und den hohen Druck unschadlich gemacht Etwaige Kuhlvorrichtungen schaffen dabei nur eine geringe Steigerung der Wirksamkeit weshalb sich Explosionskorper kaum fur einen grossflachigen Einsatz von Bioangriffen eignen Wesentlich effektiver jedoch auch unkontrollierbarer sind Spruhvorrichtungen Diese konnen an einem Flugzeug angebracht sein wie sie heute schon bei Schadlingsbekampfung in der Landwirtschaft eingesetzt werden aber auch in kleinerer Ausfertigung wirkungsvoll sein etwa als Spruhdose 2 Sonstige eher sekundare Infektionswege waren zum Beispiel Tropfcheninfektion Krankheiten die per Tropfcheninfektion ubertragen werden sind in der Regel extrem ansteckend Sie haben also den militarischen Vorteil dass sie viele Menschen mit wenigen Erregern anstecken jedoch den Nachteil dass sie schwer einzudammen sind sobald sie erst einmal genugend Menschen befallen haben Solche Krankheiten weiten sich sehr schnell zu Pandemien aus Beispiele dafur sind Pest Pocken Ebola und andere hamorrhagische Fieber aber auch Krankheiten wie Grippe oder Herpes simplex Kontakt von Korperflussigkeiten Korperflussigkeiten die Krankheiten ubertragen sind vor allem Blut Sperma Vaginalsekret Tranenflussigkeit Nasensekret und Speichel Alle Krankheiten die von Mensch zu Mensch ubertragbar sind lassen sich durch Korperflussigkeiten ubertragen wobei sich die Art der ubertragenden Korperflussigkeit je nach Erreger unterscheiden kann Orale Infektion Solche Krankheitserreger werden zum Beispiel durch Aufnahme von infiziertem Fleisch oder Wasser aufgenommen In diesem Fall nehmen die Krankheiten haufig vom Darm aus ihren Ausgang Auf diese Weise konnen Erreger die nur Tiere befallen auf den Menschen ubertragen werden BSE ist ein bekanntes Beispiel hierfur Tiere Viele Tiere dienen in Form von Wirten oder Zwischenwirten als Ubertrager von Krankheiten Bekannte Ubertragertiere sind etwa Ratten Milben oder Tierlause fur die Pest Die Anophelesmucke ist bekannt als Ubertrager von Malaria Medizinische Utensilien Diese Ubertragung meistens uber ungereinigte Nadeln ist im Grunde nichts anderes als die Ubertragung von Korperflussigkeiten kann jedoch einen anderen Verlauf nehmen je nachdem wo sich die Wunde befindet Geschichte BearbeitenAntike und Mittelalter Bearbeiten Schon vor 3 000 Jahren setzten die Hethiter verseuchtes Vieh absichtlich in Feindesland ein um deren Ernahrung stark einzuschranken Vor 2 000 Jahren verseuchten Perser Griechen und Romer die Brunnen ihrer Feinde mit verwesenden Leichen Von skythischen Bogenschutzen um 400 v Chr ist bekannt dass sie ihre Pfeile mit Exkrementen Leichenteilen und Blut von Kranken bestrichen was jedoch nicht so wirksam war wie die Bestreichung der Pfeilspitzen mit Pflanzen oder Tiergift 184 v Chr befahl Hannibal von Karthago im Dienst von Konig Prusias I von Bithynien seinen Mannern bei einer Seeschlacht mit giftigen Schlangen gefullte Tonkruge auf die Schiffe seiner Feinde den Pergamenern unter Fuhrung von Eumenes II zu werfen 3 Wahrend des Dritten Kreuzzuges 1189 1192 nahm der englische Konig Richard Lowenherz Akkon ein doch die Einwohner hatten sich darin verbarrikadiert Um die Aufgabe zu erzwingen liess Richard mehrere hundert Bienenkorbe von seinen Soldaten einsammeln und diese uber die Mauern werfen daraufhin ergaben sich die Einwohner sofort Im Jahr 1346 wurde die Bevolkerung der Stadt Kaffa heute Feodossija von den Tataren nach dreijahriger Belagerung mit deren Pesttoten beschossen indem sie diese uber die Mauern katapultierten Lange wurde vermutet dass die folgende grosse Pestwelle in Europa Schwarzer Tod durch die infizierten Fluchtlinge aus der Stadt ihren Anfang nahm 4 Inzwischen gilt die Annahme die Pest sei gezielt wahrend der Belagerung Kaffas in die Stadt getragen worden als sehr unwahrscheinlich da sie in zu starkem Gegensatz zu den Vorstellungen des 14 Jahrhunderts uber Religion und von Krankheit stand 5 Das Gleiche soll sich 1710 durch russische Soldaten bei der Belagerung der damals schwedischen Stadt Reval abgespielt haben 18 Jahrhundert Bearbeiten Bei der Bekampfung der nordamerikanischen Ureinwohner setzten sowohl die Briten als auch die Franzosen biologische Waffen ein Da die aus Europa eingeschleppten Krankheiten in dieser Umgebung noch nie vorgekommen waren die indigenen Volker also nicht durchseucht waren fiel der Krankheitsverlauf weitaus schwerer aus als bei Europaern Im Mai 1763 erreichten Indianer des Pontiac Aufstands Fort Pitt das mit Fluchtlingen aus der Umgebung uberfullt war Durch die schlechten hygienischen Bedingungen brachen die Pocken im Lager aus Die Erkrankten wurden auf Anweisung des Lagerkommandanten Colonel Henri Louis Bouquet unter Quarantane gestellt Am 23 Juni trafen zwei Abgesandte der aufstandischen Indianer beim Fort ein und boten den Briten freies Geleit wenn sie das Lager aufgeben wurden Die Briten lehnten ab gaben den Indianern jedoch zwei pockenverseuchte Decken aus dem Pockenkrankenhaus mit die diese unwissend annahmen Nach der Ubergabe der Decken brachen unter den Indianern tatsachlich die Pocken aus Es ist jedoch nicht geklart ob diese Epidemie auf den Anschlag zuruckzufuhren ist Bis 1765 tauchten immer wieder Meldungen uber Pockenepidemien unter den Indianern auf Ob der Befehlshaber der britischen Streitkrafte Jeffrey Amherst in dieses Unterfangen eingeweiht war ist unklar In einem Brief an Bouquet vom 7 Juli fragte er diesen Konnte man nicht versuchen die Pocken zu diesen untreuen Indianern zu schicken Da die besagten Decken den Indianern jedoch schon am 23 Juni ubergeben worden waren ist es unwahrscheinlich dass dieser Befehl von ihm ausging Noch mehrfach tauchten in Amerika Berichte uber Pockenanschlage auf etwa wahrend des Amerikanischen Unabhangigkeitskrieges in welchem die Amerikaner die Briten beschuldigten deren Soldaten gegen die Pocken zu inokulieren um danach die amerikanischen Truppen anzustecken wahrend die eigenen Truppen immun waren Die Inokulation wurde damals mangels Schutzimpfung durchgefuhrt Man brachte Erreger in offene Wunden wodurch die Krankheit zwar ausbrach jedoch viel milder verlief 1781 fanden amerikanische Soldaten Leichen afrikanischer Sklaven welche an Pocken gestorben waren Die Amerikaner vermuteten dahinter die Absicht der Briten eine Epidemie auslosen zu wollen Tatsachlich geht aus einem Brief von Alexander Leslie hervor dass die Briten die Absicht hatten die Sklaven auf amerikanischen Farmen einzuschleusen Erster und Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Bis ins 19 Jahrhundert waren Bioanschlage nur durch die Verbreitung bereits im Umfeld grassierender Krankheiten moglich nicht jedoch durch die kunstliche Erzeugung der Erreger Das anderte sich erst als die Forschung mit der Zuchtung von Bakterien begann Zu Beginn des Ersten Weltkrieges verfugte Deutschland bereits uber eine grosse Stuckzahl von unterschiedlichen B Waffen Die deutsche Heeresfuhrung uberlegte zunachst ob sie Pesterreger gegen die Briten einsetzen sollte doch der Vorschlag wurde abgelehnt um unnotiges Leiden zu verhindern wobei Deutschland bei den chemischen Waffen an der Spitze der kriegsteilnehmenden Staaten stand Im Ersten Weltkrieg wurden ausschliesslich Sabotageakte ausgefuhrt die sich gegen Tiere richteten da die Kavallerie zumindest am Anfang des Ersten Weltkrieges noch erhebliche Bedeutung hatte und Tiere oft noch fur den Transport von Material eingesetzt wurden Mit Tieren wurde zu Versuchszwecken haufig experimentiert Es kam indessen nie zu einem offenen Bioanschlag auf dem Schlachtfeld In Deutschland wurden diese Angriffe ab 1915 von einem eigenen Ministerium geplant der Sektion Politik das von Rudolf Nadolny geleitet wurde Die verschlusselten Auftrage an die Agenten lauteten meist Pferde Schafe oder Rinder wie auch Tierfutter mit Erregern zu vergiften welche in deutschen Laboratorien hergestellt und ins Zielland eingeschmuggelt wurden 6 Anschlage wurden in Rumanien Spanien Argentinien in den USA in Norwegen und im Irak verubt vermutlich jedoch in noch weiteren Landern In Argentinien gingen zwischen 1917 und 1918 etwa 200 Maulesel an Milzbrand Attentaten zugrunde Es ist allerdings nicht bewiesen ob die gesamte deutsche Heeresfuhrung in diese Anschlage eingeweiht war 1916 beschlagnahmte die Polizei von Bukarest in der deutschen Botschaft mehrere Erregerkulturen der Rotzkrankheit Im Januar 1917 wurde ein deutscher Saboteur Baron Otto Karl von Rosen mitsamt Begleitern von der norwegischen Polizei verhaftet da sie sich nicht ausweisen konnten In ihrem Gepack fand die Polizei mehrere Kilogramm Dynamit und mehrere Zuckerwurfel in denen Milzbrand Erreger eingebettet waren Obwohl der Baron aussagte er und seine Gruppe waren von der finnischen Unabhangigkeitsbewegung und hatten Aktionen gegen das russische Transport und Kommunikationswesen geplant gestanden seine Mithelfer in deutschem Auftrag Sabotageaktionen in Norwegen geplant zu haben 7 Der deutsche Befehl bezuglich der Milzbrand Sporen lautete Rentiere zu infizieren die britische Waffen transportierten Nach drei Wochen wurde der Baron welcher eine deutsche finnische und schwedische Staatsburgerschaft hatte aufgrund des diplomatischen Drucks von Schweden ausgewiesen Weitere bekannte deutsche Geheimagenten waren z B Anton Dilger und Frederick Hinsch Ende 1917 stoppten die Deutschen ihr Biowaffenprogramm weitgehend 8 Die Entente Machte waren ab 1917 von den deutschen B Anschlagen informiert Und da das Deutsche Reich fuhrend in der chemischen und biologischen Forschung bezuglich der Waffen war starteten viele andere bedeutende Staaten aus Furcht vor dem deutschen Biowaffenprogramm ihre eigenen B Waffenprogramme So etwa Frankreich 1922 Sowjetunion 1926 Japan und Italien 1932 Grossbritannien und Ungarn 1936 Kanada 1938 und die USA 1941 Kaiserreich Japan Bearbeiten nbsp Ishii Shirō 1932Im Jahr 1932 wurden im Kaiserreich Japan die Einheit 731 nach der Eroberung der Mandschurei gegrundet und fuhrte von Anfang an Experimente an lebenden Menschen durch Ziel war es eine biologische Waffe zu entwickeln um sie im Fall des Falles gegen die chinesischen Streitkrafte und die Rote Armee einsetzen zu konnen Nach dem Angriff auf China wurden die Forschungen massiv intensiviert Auch mehrere andere japanische Armeeeinheiten forschten wahrend des Zweiten Weltkriegs an biologischen Waffen und fuhrten Experimente an Menschen durch Allein von der Einheit 731 wurden etwa 3500 Menschen meistens bei Vivisektionen und vollem Bewusstsein getotet 9 10 Die ersten dokumentierten Angriffe mit biologischen Waffen in China erfolgten im Jahr 1940 und waren eher experimenteller Natur Hauptsachlich wurden hier Keramikbomben voller mit Pest infizierter Flohe uber Stadten abgeworfen wie am 29 Oktober 1940 uber Ningbo 11 12 Ende 1941 liessen japanische Truppen rund 3000 chinesische Kriegsgefangene frei nachdem man sie zuvor mit Typhus infiziert hatte Dadurch wurde sowohl unter chinesischen Truppen als auch unter der Bevolkerung eine Epidemie verursacht Am 5 Mai 1942 begann eine gross angelegte Vergeltungsaktion japanischer Truppen fur den sogenannten Doolittle Raid bei dem etwa 50 Japaner getotet worden waren welcher wiederum eine Vergeltungsaktion fur den Angriff auf Pearl Harbor war Dabei zogen sich regulare Armeeeinheiten der japanischen Armee aus fur die Aktion vorgesehenen Gebieten in den chinesischen Provinzen Zhejiang und Jiangxi zuruck wahrend Truppen der Einheit 731 genau in diese Gebiete einruckten und begannen jegliches Trinkwasser mit Milzbranderregern zu verseuchen Gleichzeitig warf die japanische Luftwaffe den Kampfstoff uber Stadten ab oder verspruhte ihn uber Wohngebieten Im Zuge dieser Aktion wurden 250 000 Menschen ermordet 13 Bei weiteren Racheaktionen setzte die japanische Armee Cholera Typhus Pest und Dysenterie ein 14 Wahrend der Schlacht um Changde setzten japanische Truppen massiv biochemische Waffen ein um die chinesische Verteidigung zu brechen Im November 1941 warfen Mitglieder der Einheit 731 erstmals mit Pest verseuchte Flohe aus Flugzeugen uber Changde ab Bei der darauf folgenden Seuche starben 7 643 Chinesen Als japanische Truppen 1943 Changde angriffen und auf unerwartet heftigen Widerstand stiessen versuchten sie diesen wahrend der sechs Wochen dauernden Offensive mit allen Mitteln zu brechen Wahrend der Schlacht kam es zu Pestausbruchen von denen sowohl chinesische Soldaten als auch Zivilisten betroffen waren Nach Angaben mehrerer japanischer Soldaten der Einheit 731 unter anderem Shinozuka Yoshio hatten sie Pesterreger in Form spruhfahiger Kampfstoffe von Flugzeugen aus in und um Changde verspruht 15 Zeitgleich begannen andere Armeeeinheiten unter anderem die Einheit 516 mit dem massiven Einsatz von chemischen Waffen Im Laufe der Schlacht starben 50 000 chinesische Soldaten und 300 000 Zivilisten Wie viele davon durch die biologischen und chemischen Waffen getotet wurden lasst sich nicht klaren Diese Einsatze und die Experimente an Menschen werden zu den japanischen Kriegsverbrechen gezahlt Ab 1943 wurde die Seuchenanfalligkeit europaischstammiger Menschen an amerikanischen Kriegsgefangenen getestet um spatere Einsatze von Biowaffen in den USA vorzubereiten fur deren Transport man bis 1945 Ballonbomben entwickelt hatte welche uber den Jetstream nach Nordamerika gelangen sollten 16 Grossbritannien Bearbeiten Nach der Entdeckung von Bakterien und Viren als Ursache von Krankheiten konnte im 20 Jahrhundert gezielter geforscht werden Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurden in Grossbritannien auf direkte Weisung Winston Churchills gezielt Versuche mit Krankheitserregern unternommen um sie als Waffe weiterzuentwickeln Nach Geheimdienstinformationen gingen die Alliierten davon aus Deutschland wurde uber Milzbranderreger und Botulinumtoxin verfugen weswegen Grossbritannien 1 000 000 Schutzimpfungen gegen Botulinumtoxin herstellte Diese Informationen stellten sich spater jedoch als falsch heraus Deutschland hatte ebenso wenig Information uber das Biowaffenprogramm der Alliierten Hauptsachlich erhielten die Militars und Geheimdienste Falschmeldungen So dachten die deutschen Geheimdienste beispielsweise Grossbritannien plane den Abwurf von Kartoffelkafern uber Deutschland Im Laufe von britischen Biowaffenversuchen wurde Gruinard Island eine unbewohnte Insel im Nordwesten Schottlands mit Milzbrandsporen verseucht Die Erreger waren als Reaktion auf die Geruchte dass sich biologische Waffen in japanischer deutscher Entwicklung befanden fur Kampfzwecke getestet und uber der ausschliesslich von Tieren bewohnten Insel verstreut worden auf die vorher noch zusatzlich 60 Schafe verbracht worden waren Nahezu die gesamte Fauna wurde innerhalb eines Tages vollstandig vernichtet Dieses Experiment wurde in Zusammenarbeit mit den USA und Kanada durchgefuhrt Grossbritannien produzierte im Zweiten Weltkrieg Milzbrand in grosseren Mengen als biologische Waffe Man beabsichtigte im Rahmen der Operation Vegetarian die Milzbrandsporen in Tierfutter einzuarbeiten und dieses uber landwirtschaftlichen Gebieten in Deutschland abzuwerfen Die USA entschlossen sich fur Grossbritannien Biowaffen zu produzieren da Grossbritannien aufgrund der Nahe zu Deutschland als Produktionsstandort zu verwundbar gewesen ware 1944 gab die US Armee eine Million 2 Kilogramm Milzbrand Bomben in Auftrag die auf Berlin Hamburg Stuttgart Frankfurt Aachen und Wilhelmshaven abgeworfen werden sollten Durch eine Produktionsverzogerung war der Krieg jedoch bereits gewonnen ehe es so weit kommen konnte Experten hatten geschatzt dass bei diesen Bombenanschlagen etwa die Halfte der jeweiligen Einwohner an Milzbrand sterben wurde Deutschland Bearbeiten Deutschland selber war im Zweiten Weltkrieg nur am Rande mit biologischen Waffen beschaftigt Zu Beginn des Krieges war die Wehrmacht nicht an biologischer Kriegsfuhrung interessiert da sie diese fur ineffizient und unberechenbar hielt 1940 entdeckten die Deutschen bei ihrem Einmarsch in Paris jedoch ein Forschungslabor fur biologische Kriegsfuhrung in dem schon seit 1922 an biologischen Waffen geforscht wurde und nun eine deutsche Forschungseinheit unter der Leitung des Bakteriologen Heinrich Kliewe eingesetzt wurde Sie wurde Abteilung Kliewe genannt und beschaftigte sich unter anderem mit Milzbrand und Pesterregern Das Experiment wurde jedoch eingestellt als Hitler 1942 jegliche deutsche biologische Offensivforschung verbot Damit war das Deutsche Reich eine der wenigen kriegsteilnehmenden Grossmachte die das Genfer Protokoll bezuglich biologischer Kriegsfuhrung einhielten 8 Gleichzeitig mit dem Verbot der offensiven Biowaffenforschung befahl Hitler jedoch die defensive Biowaffenforschung zu verstarken So wurde 1943 die Arbeitsgemeinschaft Blitzableiter gegrundet um unter der Leitung von Kurt Blome Abwehrmassnahmen gegen Biowaffen zu entwickeln Daruber hinaus war Blome ab 1942 auch fur den Aufbau des Zentralinstituts fur Krebsforschung in Nesselstedt bei Posen verantwortlich das neben der Krebsforschung von Beginn an auch fur Arbeiten zu Biowaffen vorgesehen war Die zur Abwehr von Biowaffen vorgesehenen oft noch unreifen Impfstoffe wurden haufig an KZ Haftlingen getestet Hinter Hitlers Rucken wurde auch fur die offensive B Kriegsfuhrung geforscht denn fur gegebenenfalls erforderliche Abwehrmassnahmen mussten die Erreger auch erzeugt und getestet werden Insbesondere Heinrich Himmler war ein grosser Befurworter der B Waffen So unterstutzte er zum Beispiel einen Vorschlag Kliewes Lebensmittel die ungekocht gegessen werden mit Bakterien zu verseuchen Erst im Februar 1945 liess Hitler prufen welche Folgen ein Austritt Deutschlands aus den Genfer Konventionen hatte Da Deutschland in diesem Falle jedoch womoglich einem Bioangriff der Alliierten zum Opfer gefallen ware entschloss sich Hitler nicht auszutreten 17 Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vermehrten sich Kartoffelkafer in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands sprunghaft bis um 1950 fast die Halfte der landwirtschaftlichen Anbauflache befallen war Die DDR Fuhrung war nicht in der Lage der Katastrophe Herr zu werden nutzte die Plage aber zu propagandistischen Zwecken im Kalten Krieg indem sie die Verschworungstheorie verbreitete eigens in den USA gezuchtete Kafer wurden durch amerikanische Flugzeuge gezielt als biologische Waffe zur Sabotage der sozialistischen Landwirtschaft abgeworfen Ab 1950 wurde auf Plakaten und in zahlreichen Medienberichten eine Kampagne gegen die Amikafer oder Colorado Kafer gestartet die als Saboteure in amerikanischen Diensten bezeichnet wurden 18 Das gleiche Argument hatte zuvor im Zweiten Weltkrieg schon das NS Regime gebraucht und behauptet die Kartoffelkafer seien von amerikanischen Flugzeugen abgeworfen worden Die US Regierung forderte infolgedessen von der Bundesrepublik Deutschland Gegenmassnahmen Man beschloss den Postversand an samtliche Rate der Gemeinden der DDR und den Ballonabwurf von Kartoffelkaferattrappen aus Pappe mit einem aufgedruckten F fur Freiheit Vereinigte Staaten Bearbeiten Die Vereinigten Staaten starteten ihr Biowaffenprogramm als letzte der Grossmachte im Zweiten Weltkrieg Erst 1941 beauftragte Henry L Stimson der damalige Kriegsminister die National Academy of Sciences damit an der Abwehr biologischer Waffen zu forschen Doch dieses Unternehmen war zu klein fur ernsthafte biologische Waffenforschung und nach dem Angriff auf Pearl Harbor wurde das Kriegsministerium damit beauftragt B Waffen zu entwickeln 1943 stellte Amerika erstmals Botulinumtoxin Milzbranderreger und Brucellen her mehrere weitere Erreger wurden auf ihre Tauglichkeit als B Waffe uberpruft Wahrend zu Beginn des Programms nur etwa 3 5 Millionen US Dollar zur Verfugung standen waren es gegen Kriegsende bereits 60 Millionen 8 Sowjetunion Bearbeiten Die Sowjetunion begann schon 1926 mit der offensiven Biowaffenforschung Eines der ersten Forschungszentren fur Biowaffen errichtete die Sowjetunion auf der Insel Solowezki im Weissen Meer Angeblich sollen hier auch Menschenversuche an Haftlingen durchgefuhrt worden sein Diese Information ist jedoch umstritten Es gibt Indizien dass die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg kurz vor der Schlacht um Stalingrad deutsche Truppen mit Tularamie infiziert hat 19 Innerhalb einer Woche erkrankten in dem betroffenen Gebiet Tausende von Menschen an Tularamie Von sowjetischer Seite kam die Meldung dass dieses Phanomen auf naturliche Umstande etwa mangelnde Hygiene zuruckzufuhren sei Doch wahrend 1941 in der Sowjetunion 10 000 Tularamieerkrankungen auftraten waren es 1942 bereits 100 000 1943 lag die Zahl der Tularamieerkrankten wieder bei 10 000 Ebenso ein Hinweis auf einen moglichen Einsatz der Erreger ist dass die Epidemie zunachst nur unter den Deutschen ausbrach und erst spater vermutlich durch einen Wechsel der Windrichtung oder Kleintiere die durch die Fronten kamen unter den Sowjets Zudem erkrankten fast 70 Prozent der Opfer an Lungentularamie welche nur durch die Verbreitung von Aerosolen verursacht wird Des Weiteren forschte die Sowjetunion 1941 an dem Tularamie Erreger Bis auf diesen Vorfall der wahrscheinlich nur als Experiment dienen sollte ist kein Einsatz von biologischen Waffen im Zweiten Weltkrieg bekannt Kalter Krieg Bearbeiten Erst 1946 gab das amerikanische Kriegsministerium die Meldung aus dass es an der Entwicklung von Biowaffen forsche Den Militars waren die Aufzeichnungen des Leiters der Einheit 731 Ishii Shirō in die Hande gefallen und sie benutzten diese zum Teil als Forschungsgrundlage Fort Detrick das US Biowaffenforschungszentrum wurde 1950 ausgebaut und eine weitere Forschungsanlage wurde in Pine Bluff errichtet Die Biowaffenforschung wurde auch dadurch intensiviert dass 1950 der Koreakrieg ausbrach Geforscht wurde unter anderen an infizierten Mucken die fur eine mogliche Freilassung in den Gebieten von Feinden vorgesehen waren Im September 1950 verspruhten zwei US U Boote an der Kuste von San Francisco Serratia marcescens um herauszufinden wie viele Bewohner sich damit infizieren wurden Das Bakterium ist fur gesunde Menschen ungefahrlich greift jedoch immungeschwachte Personen an In Krankenhausern kam es zu Todesfallen die auf Infektion mit den verspruhten Erregern zuruckgefuhrt werden konnten 20 Wahrend dieser Zeit machten die Amerikaner oft Experimente indem sie Pseudoerreger verteilten und massen wie weit sie sich verteilten So wurden in den 1960er Jahren Erreger im U Bahn System von New York erprobt infizierte Vogel im Sudpazifik auf Reise geschickt Erreger von Turmen und Flugzeugen aus ausgetragen 21 Ausserdem wurden Waffen und Geschosse fur den Einsatz von Erregern entwickelt Auch fanden sie heraus wie trockene Agenzien verspruht werden mussen die einfacher als feuchte Agenzien in einer Art Staubwolke verteilt werden konnen Auch Biowaffen wurden an Menschen meist Strafgefangenen oder Minderheiten erprobt So kam es in den 1970er Jahren zu B Waffen Versuchen an 2200 Adventisten die aus Gesinnungsgrunden den Dienst an der Waffe verweigerten 22 Ein erheblicher Teil der durchgefuhrten Versuche durfte nach wie vor im Dunkeln liegen Uber die Vorgange in Fort Detrick wurden lediglich 2 3 CIA Offiziere eingeweiht eine Dokumentation der Arbeit sei kaum erfolgt 23 Gefahrliche Unfalle hat es in Fort Detrick gegeben einige davon sind nachweisbar So sind 1981 zwei Liter mit Chikungunya Virus entwendet worden genug um damit die Weltbevolkerung mehrfach umzubringen Die Tatsache gelangte durch Indiskretion eines ehemaligen Mitarbeiters an die Offentlichkeit 24 nbsp Unterzeichner der BiowaffenkonventionWahrend des Vietnamkrieges im Jahre 1965 diskutierten die Amerikaner uber den Einsatz von Pockenviren da die eigenen Truppen geschutzt waren Doch aus Angst vor einem Gegenschlag wurde dieser Vorschlag abgelehnt Auch wahrend der Kubakrise 1962 planten die Amerikaner eine Mischung von verschiedenen Erregern aus Flugzeugen uber kubanischen Stadten abzuwerfen Der Plan wurde jedoch nie umgesetzt 1965 wurde das Budget fur B Waffenforschung konstant verringert bis 1969 der damalige Prasident Richard Nixon das B Waffenprogramm aufloste Aufgrund dieser Erklarung wurden samtliche B Waffen zumindest offiziell vom Militar vernichtet 25 Die Forschungszentren wurden entweder umfunktioniert oder geschlossen Die Vernichtung der Bestande dauerte drei Jahre bis 1972 Kurz darauf trat die Biowaffenkonvention in Kraft Im Widerspruch dazu steht ein Papier von einem Kongress 1969 aus dem offensichtliches Interesse des Pentagons an der Entwicklung neuer Biowaffen hervorgeht Begrundet wird die Notwendigkeit mit den rasanten Fortschritten auf dem Gebiet der Molekularbiologie und Gentechnik So wurden 10 Mio US Dollar veranschlagt um mittels Gentechnik einen Erreger herzustellen der in der Natur nicht existiert und gegen den keine Immunitat erworben werden kann 26 Im Jahre 1950 gab es eine Meldung wonach die damals in der DDR grassierende Kartoffelkaferplage durch den massenhaften Abwurf von speziell gezuchteten Colorado Kafern durch die Amerikaner ausgelost worden sein solle Spater erwies sich dies als Propaganda Ahnliche Meldungen uber Ernteschaden beziehungsweise Ernteschadlinge stammen aus Kuba Diese Vorfalle konnten jedoch nie ganz geklart werden Auf dem Gebiet der DDR gab es nach offiziellen Angaben keine Forschung an Biowaffen Allerdings gab es eine Sektion Militarmedizin an der Ernst Moritz Arndt Universitat Greifswald mit L2 Laboratorien an die auch Gelder des Verteidigungsministeriums flossen Geheimdienstliche Informationen deuten darauf hin dass zumindest auf der nahegelegenen Insel Riems auch militarische Forschung abgewickelt worden sei 27 Die sowjetische B Waffenforschung profitierte nach dem Zweiten Weltkrieg sowohl von gefangenen deutschen Forschern und Ingenieuren als auch von erbeuteten Aufzeichnungen der Forschung und Experimente der Einheit 731 Ein neues Forschungszentrum wurde in der Nahe von Moskau errichtet in dem unter anderen an Tularamie Milzbrand und Botulinum geforscht wurde 1973 startete die Sowjetunion ein Projekt mit dem Namen Biopreparat welches in mehreren Forschungszentren durchgefuhrt wurde und uber etwa 50 000 Mitarbeiter verfugte und das obwohl die UdSSR die Biowaffenkonventionen unterzeichnet hatte Nachdem die Pocken 1980 als ausgerottet erklart wurden forschte Russland intensiv mit den Erregern dieser Krankheit da nach Ende der Massenimpfungen nach einigen Jahren die Menschen wieder empfanglich fur die Krankheit waren Wie auch die USA arbeitete die Sowjetunion trotz Unterzeichnung der Biowaffenkonvention unter dem Deckmantel der Erforschung infektioser Keime weiterhin an ihrem Biowaffen Programm und forschte neben einigen der oben genannten Erreger auch an hamorrhagischen Viren wie Ebola und Marburg und einigen sudamerikanischen Vertretern wie Machupo bolivianisches hamorrhagisches Fieber und Junin argentinisches hamorrhagisches Fieber Daruber hinaus sollen sie noch an einer Ebola Pocken Chimare gearbeitet haben 28 29 Zentrum der sowjetischen Forschung war die heute verlassene Stadt Kantubek auf der ehemaligen Insel der Wiedergeburt im Aralsee Mehrere gentechnische Forschungseinrichtungen wurden durch das Verteidigungsministerium finanziert Dazu gehoren das Forschungsinstitut fur Militarmedizin des Ministeriums fur Verteidigung der UdSSR im damaligen Leningrad Hier wurde unter anderem in L3 Laboren mit Hasenpest Bauchtyphus und Tetanuserregern gearbeitet Weitere fragliche Forschungslabore befanden sich in Kirow Moskau Swerdlowsk und Ksyl Orda Feldtestlabor Am 2 April 1979 kam es zu einem Milzbrand Unfall in Swerdlowsk bei dem aufgrund einer defekten Beluftungsanlage Milzbrand Sporen in die Umgebung abgelassen wurden Am 12 April wurde das Gebiet um Swerdlowsk unter Quarantane gestellt Das KGB vertuschte diesen Unfall in einer grossangelegten Aktion Er behauptete die Epidemie ware durch kontaminiertes Fleisch ausgebrochen Erst 1992 gestand die russische Regierung unter Boris Jelzin den Unfall und seine Vertuschung Am Ende des Kalten Krieges liefen zwei sowjetische Biowaffenforscher Wladimir Passetschnik und Ken Alibek in den Westen uber und lieferten Informationen uber das sowjetische B Waffenprogramm Alibek der schon seit 1974 an B Waffen forschte berichtete von Modifikationsversuchen mit Milzbrand Diese sollen insofern gelungen sein dass die Krankheit gegen Antibiotika resistent gemacht werden konnte Die Sowjetunion entwickelten sogleich ein neues Antibiotikum dagegen so dass sie ihre Truppen schutzen konnte Auch berichtete Alibek uber sowjetische Flugzeuge die eigens entwickelt wurden um Krankheitskeime zu verspruhen Heute sind Herstellung und Besitz von biologischen Waffen durch die Biowaffenkonvention beschlossen 1972 von 183 Staaten ratifiziert und in Kraft getreten 1975 weltweit verboten Die Forschung an Gegenmassnahmen ist jedoch erlaubt und bietet ein Schlupfloch da hierfur ebenfalls Krankheitserreger gezuchtet werden mussen Nach dem Kalten Krieg Bearbeiten 1983 startete die sudafrikanische Apartheidsregierung ein Biowaffenprogramm unter dem Namen Project Coast das unter der Leitung von Wouter Basson stand Offiziell war Project Coast ein Defensivprogramm inoffiziell wurden jedoch Methoden entwickelt um Menschen im Geheimen zu ermorden etwa durch Gewehrkugeln die Erreger enthielten Unter anderen arbeiteten sie an sogenannten ethnischen Waffen die etwa nur Schwarzafrikaner erkranken liess Wie viele Menschen den Bioanschlagen von Project Coast zu Opfer gefallen sind ist nicht bekannt 8 30 nbsp Inhalt eines Milzbrand Briefes der einen islamistischen Anschlag suggeriertVor Beginn des Zweiten Golfkrieges befurchtete die amerikanische Armeefuhrung der Irak konne Biowaffen einsetzen da er schon am Ende des Ersten Golfkrieges ein Biowaffenprogramm gestartet hatte Die Erreger hatten die irakischen Institute grossteils aus amerikanischen oder deutschen Firmen erhalten 31 2001 gab es mehrere Krankheits und Todesfalle durch die Freisetzung von Milzbranderregern und Rizin aus Briefen oder Packchen in Florida New York New Jersey und Washington Opfer und Ziele waren vor allem Postangestellte Journalisten und Politiker Der Attentater war vermutlich eine Person aus dem Laborpersonal von Fort Detrick Weitergehende offentliche Untersuchungsergebnisse hierzu wurden bisher nicht bekannt Hauptartikel Anthrax Anschlage 2001 Situation heute BearbeitenDie USA forschen seit 2002 auf dem Gebiet der nicht todlichen Waffen unter anderem an materialzerstorenden Mikroben was nicht explizit gegen das BTWC Biological and Toxin Weapons Convention Biowaffenkonvention verstosst da dieses das Problem der nicht todlichen biochemischen Waffen bislang nicht behandelt 32 Biologische Waffen gelten heute hauptsachlich als potentielle Massenvernichtungswaffen von Terroristen siehe Bioterrorismus da sie uberall aus der Natur erhaltlich sind und theoretisch einfach herzustellen sind wenn davon abgesehen wird dass die Erreger zuerst noch fur den Waffeneinsatz optimiert werden mussen Fur den militarischen Einsatz gelten Biowaffen heute allgemein als zu unberechenbar Mit Hilfe der Gentechnik wurden schon Bakterien antibiotikaresistent gemacht und parallel dazu gleich ein neues Antibiotikum oder eine neue Impfung entwickelt um es theoretisch zu ermoglichen diese Erreger im Krieg einzusetzen und die eigenen Truppen trotzdem zu schutzen Es konnte aber auch moglich sein Krankheitserreger zu entwickeln die nur fur Menschen mit bestimmten Genen gefahrlich waren insbesondere Gene die nur oder hauptsachlich in einer bestimmten Region vorkommen 33 Dadurch konnten eigene Truppen vor der Krankheit geschutzt sein was biologische Waffen sowohl fur die Militars als auch fur Terroristen wieder interessant machen konnte Diese spezielle Art von biologischen Waffen wird ethnische Waffe genannt umgangssprachlich wird auch von biogenen Waffen gesprochen von biologisch genetisch Allerdings sprechen einige Argumente gegen die Moglichkeit ethnische Waffen zu realisieren Genetische Unterschiede innerhalb von Populationen sind oftmals grosser als die Unterschiede zwischen verschiedenen Populationen ferner sind die Wirkungen von targeted delivery Systemen die fur den gezielten Einsatz von pathogenen Merkmalen benotigt werden bislang nicht zufriedenstellend erforscht Daneben existieren viele Pflanzenpathogene Rostkrankheiten usw die sich gezielt gegen Nutzpflanzen und tiere einsetzen lassen Das dreckige Dutzend BearbeitenObwohl ca 200 potentiell waffenfahige Erreger Toxine und biologische Agenzien bekannt sind wurde vom CDC eine Liste mit den 12 Erregern zusammengestellt die am ehesten fur einen Biowaffenanschlag in Frage kommen 34 Diese Kampfstoffe zeichnen sich entweder durch ihre leichte Verbreitung ihre einfache Ubertragung oder auch nur durch ihre hohe Letalitatsrate aus Unter ihnen befinden sich Bakterien Viren und Toxine Ebenfalls unter dem Namen dreckiges Dutzend bekannt ist eine Liste von weltweit verbotenen organischen Giftstoffen Name Ubertragung von Mensch zu Mensch moglich Inkubationszeit bzw Latenzzeit Letalitatsrate unbehandelt GegenmassnahmenPocken Ja 1 2 Wochen bis zu 90 SchutzimpfungMilzbrand Nein 1 6 Tage Je nach Art bis zu 80 AntibiotikaPest Ja 1 3 Tage Je nach Art bis zu 90 AntibiotikaTularamie Nein 2 10 Tage bis zu 60 AntibiotikaBrucellose Nein 2 3 Wochen unter 5 AntibiotikaQueenslandfieber Ja 9 40 Tage unter 2 AntibiotikaRotz Ja 1 14 Tage bis zu 100 AntibiotikaEnzephalitizide Viren Ja bis zu 1 Woche bis zu 50 z T Schutzimpfung aber nicht gegen alle Virenhamorrhagische Viren Ja 4 21 Tage Je nach Art bis zu 90 keineRizin Nein 1 Tag bis zu 100 keineBotulinum Nein bis zu 5 Tage bis zu 90 Antitoxin Gegengift Staphylococcus aureus Nein 3 12 Stunden k A AntibiotikaSiehe auch BearbeitenBiologische Gefahren Biologische SchutzstufeLiteratur BearbeitenKen Alibek Stephen Handelman Direktorium 15 Russlands Geheimplane fur den biologischen Krieg Econ Munchen 1999 Wendy Barnaby Biowaffen Die unsichtbare Gefahr Goldmann 2002 ISBN 3 442 15197 X Originaltitel The Plague Makers Vision Paperbacks London Erik de Clercq Handbook of viral bioterrorism and biodefense Elsevier Amsterdam 2003 ISBN 0 444 51326 4 Rudiger R E Fock u a Management bioterroristischer Anschlage mit gefahrlichen infektiosen Agenzien In Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz Band 48 Nr 9 September 2005 S 1436 9990 Erhard Geissler Editor Biological and Toxin Weapons Today SIPRI publication Oxford University Press Oxford New York USA 1986 ISBN 0 19 829108 6 Vlad Georgescu REPORT Iraks heimliche Lieferanten In LifeGen de Abgerufen am 11 Oktober 2006 Kendall Hoyt Stephen G Brooks A Double Edged Sword Globalization and Biosecurity In International Security Band 28 Nummer 3 Winter 2003 2004 S 123 148 Gregory Koblentz Pathogens as Weapons The International Security Implications of Biological Warfare In International Security Band 28 Nummer 3 Winter 2003 2004 S 84 122 Kathryn Nixdorff Dagmar Schilling Mark Hotz Wie Fortschritte in der Biotechnologie missbraucht werden konnen Biowaffen In Biologie in unserer Zeit Band 32 Nr 1 2002 S 58 63 Alexander Kelle Kathryn Nixdorff Verlieren die Staaten ihre Kontrolle uber ihre Kriegsmittel Zur Problematik der Biowaffen In Friedensgutachten 2002 LIT Verlag Munster Hamburg 2002 ISBN 3 8258 6007 8 S 71 79 Joshua Lederberg Biological weapons limiting the threat MIT Cambridge Mass 1999 ISBN 0 262 12216 2 Achim Th Schafer Bioterrorismus und biologische Waffen Koster Berlin 2002 ISBN 978 3 89574 465 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Biologische Waffe Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Institut fur Mikrobiologie der Bundeswehr Centers for Disease Control and Prevention Bioterrorism Agents Diseases englisch Fragwurdige Biowaffen Forschung in den USA Sunshine Project Germany Dr Jan van Aken Dr Ken Alibek Sowjetische B Waffenforschung Erntevernichtende Biowaffen PDF 473 KiB Biologische Kampfmittel wurden wieder sehr attraktiv der DDR MolekularbiologeErhard Geissler uber die Bedrohung durch Biowaffen und die geheime Entwicklung von Impfstoffen in der Zeit des Kalten Krieges in Berliner Zeitung 15 April 2020Einzelnachweise Bearbeiten Erntevernichtende Bio Waffen Memento vom 12 Juli 2007 im Internet Archive PDF 484 kB Achim Schafer Bioterrorismus und Biologische Waffen Gefahrenpotential Gefahrenabwehr Berlin 2002 ISBN 3 89574 465 4 S 36 Daniel Wortmann Von Hannibal bis Bin Laden Deutsche Welle 1 Oktober 2002 abgerufen am 19 November 2008 M Wheelis Biological warfare at the 1346 siege of Caffa In Emerging Infectious Diseases Band 8 Nr 9 2002 cdc gov Ole Jorgen Benedictow The Complete History of the Black Death The Boydell Press Woodbridge 2021 S 148 152 sunshine project de Biologische Waffen im 21 Jahrhundert Tagung am 9 Juni 2001 in Dresden The secret history of anthrax Declassified documents show widespread experimentation in 40s Memento vom 5 August 2004 im Internet Archive a b c d Kurt Langbein Christian Skalnik Inge Smolek Bioterror Die gefahrlichsten Waffen der Welt Wer sie besitzt was sie bewirken wie man sich schutzen kann Stuttgart Munchen 2002 ISBN 3 421 05639 0 Unmasking Horror Nicholas D Kristof March 17 1995 New York Times A special report Japan Confronting Gruesome War Atrocity Unlocking a deadly secret Memento vom 24 November 2007 im Internet Archive Photos of vivisection Japan triggered bubonic plague outbreak doctor claims Memento vom 3 Dezember 2009 im Internet Archive A time line of World War II abgerufen am 2 Mai 2008 PBS Perilous Flight Yuki Tanaka Hidden Horrors Westviewpres 1996 S 138 Vet refuses to take Unit 731 to his grave Memento vom 29 April 2012 im Internet Archive Japan Times 2004 Japan bereitete den Einsatz von Bio Waffen gegen die USA vor abgerufen am 25 Juni 2010 Geschichte der biologischen Waffen Von Brunnenvergiftern zum 2 Weltkrieg Zur Geschichte der biologischen Waffen bis 1945 Erhard Geissler Dresden 2001 Stiftung Kloster Dalheim Hrsg Verschworungstheorien fruher und heute Begleitbuch zur Sonderausstellung der Stiftung Kloster Dalheim LWL Landesmuseum fur Klosterkultur vom 18 Mai 2019 bis 22 Marz 2020 Sonderausgabe der Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 2020 ISBN 978 3 7425 0495 1 S 223 Das Geheimnis der Killerbakterien In Der Spiegel Nr 41 2000 online Jakob Segal Lilli Segal Aids die Spur fuhrt ins Pentagon zusammen mit Manuel Kiper Biokrieg Verlag Neuer Weg 2 erganzte Auflage Oktober 1990 ISBN 3 88021 199 X S 140 Jakob Segal Lilli Segal Aids die Spur fuhrt ins Pentagon zusammen mit Manuel Kiper Biokrieg Verlag Neuer Weg 2 erganzte Auflage Oktober 1990 ISBN 3 88021 199 X S 263 C Piller K R Yamamoto Gene Wars New York 1988 Hearings before the Select Committee to Study Governmental Operations with Respekt to Intelligence Activities of the United States Senate Ninety fourth Congress Volume 1 Washington 1976 S 6 Gefahrliche Viren sind weg Frankfurter Rundschau 25 September 1986 Achim Schafer Bioterrorismus und biologische Waffen 2002 S 25 Department of Defense Appropriations for 1970 Hearings before a Subcommittee of the Committee on Appropriations House of Representatives Ninety first Congress First Session 1969 Part 6 S 129 Jakob Segal Lilli Segal Aids die Spur fuhrt ins Pentagon zusammen mit Manuel Kiper Biokrieg Verlag Neuer Weg 2 erganzte Auflage Oktober 1990 ISBN 3 88021 199 X S 283 284 Pocken Pest und Ebola als perfide Biowaffen Technology Review Biowaffen I Todliches Wissen 27 Dezember 2006 crimelibrary com Apartheid Biological and Chemical Warfare Program Memento vom 8 August 2003 im Internet Archive LABOR SPIEZ Dokumentation Hintergrundinformationen Die B Waffen Problematik Memento vom 8 November 2007 im Internet Archive Forschung an nicht todlichen Waffen in den USA Genmanipulierte Mikroorganismen zur Zerstorung von Materialien The Sunshine Project 2002 Ethnisch spezifische biologische Waffen The Sunshine Project 2003 Wissenschaftsmagazin fundiert der FU Berlin Mogliche Gefahren durch Bioterrorismus abgerufen am 27 Juni 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biologische Waffe amp oldid 234473635