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Rudolf Nadolny 12 Juli 1873 in Gross Sturlack Kreis Lotzen Ostpreussen 18 Mai 1953 in Dusseldorf war ein deutscher Diplomat Rudolf Nadolny 1917 Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben und Wirken 3 Autobiografie 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenRudolf Nadolny wurde als Sohn des Gutsbesitzers August Nadolny und seiner Ehefrau Agnes geb Trincker in Gross Sturlack bei Lotzen geboren Er heiratete 1905 Anny Matthiessen 1882 1977 die Tochter eines Berliner Kaufmanns Der Schriftsteller Burkhard Nadolny 1905 1968 ist beider Sohn der Schriftsteller Sten Nadolny sein Enkel Leben und Wirken BearbeitenNadolny besuchte das Progymnasium in Lotzen und die Herzog Albrechts Schule Rastenburg an der er 1892 das Abitur bestand Danach diente er als Einjahrig Freiwilliger beim Grenadier Regiment Konig Friedrich Wilhelm I 2 Ostpreussisches Nr 3 in Rastenburg Anschliessend nahm er sein Studium der Rechtswissenschaft an der Albertus Universitat Konigsberg Er wurde Mitglied des Konigsberger Vereins Deutscher Studenten 1 Er schrieb das Farbenlied des Bundes 2 Nach seinem Examen im Herbst 1896 war er Referendar am Amtsgericht der Kleinstadt Rhein Nach dem Assessorexamen im Sommer 1901 war Nadolny zunachst als Richter in Konigsberg tatig Im April 1902 wurde er ins Auswartige Amt in Berlin berufen Seine diplomatische Laufbahn begann er 1903 als Vizekonsul im Generalkonsulat in Sankt Petersburg Nadolny heiratete 1905 Anny Matthiesen Sie hatten drei Kinder Burkhard Ursula und Anorte 1907 kehrte er ins Auswartige Amt zuruck wo er als Legationsrat vor allem mit handelspolitischen Aufgaben betraut war Zwischen 1912 und 1914 ubernahm er diplomatische Auftrage in Persien Bosnien und Albanien Beim Beginn des Ersten Weltkriegs stellte er sich dem Militar zur Verfugung Er wurde zunachst als Adjutant dem Garde Grenadier Regiment Nr 5 zugeteilt Seine Aufgabe war die Uberwachung von Internierten in Ruhleben Im Herbst 1914 wurde er in die Nachrichtenabteilung des Stellvertretenden Generalstabs einberufen und dort im Fruhjahr 1915 zum Chef der neu gegrundeten Sektion Politik des Generalstabes des Feldheeres ernannt Zu den Aufgaben seiner Abteilung gehorte es in Kooperation mit dem Auswartigen Amt und der Nachrichtenstelle fur den Orient potentielle Kooperationspartner und bereits bestehende Organisationsstrukturen und Netzwerke antikolonialer Gruppen in Europa und Nordamerika zu identifizieren und observieren Dazu unterstutzte die Abteilung die Bildung von Unabhangigkeitskomitees die von deutscher Seite kontrolliert werden sollten 3 Im Juli 1916 wurde Nadolny vom Auswartigen Amt als Geschaftstrager nach Kermanschah in Persien geschickt wo er die Gesandtschaft leitete Dort befand sich eine vom Deutschen Reich unterstutzte provisorische persische Regierung unter Fuhrung von Reza Qoli Khan Nezam al Saltaneh Nadolny sollte mit seinen Aktivitaten die Unabhangigkeit Irans sichern das nach der Initiierung des Ersten Weltkriegs von russischen und britischen Truppen besetzt worden war Nadolny organisierte die finanzielle und militarische Unterstutzung der Persischen Gendarmerie unter Fuhrung von Oberst Pesyan sowie die finanzielle Unterstutzung von Wilhelm Wassmuss der im Suden Irans eine Widerstandsbewegung gegen die britischen Truppen aufgebaut hatte Nach der Niederlage der osmanischen Truppen gegen britische Verbande in der Schlacht um Bagdad am 11 Marz 1917 musste die deutsche Gesandtschaft in Kermanschah aufgegeben werden woraufhin auch der persische Widerstand gegen die russischen und britischen Truppen zusammenbrach 4 Nach der Auflosung der Gesandtschaft kehrte Nadolny nach Berlin zuruck und war bis 1919 Referent fur Ostpolitik im Auswartigen Amt Das Referat hielt in dieser Zeit durch Diego von Bergen Kontakt mit den russischen Bolschewiken in der Schweiz und trug dafur Sorge dass Lenin und seine Genossen im April 1917 von der obersten Heeresleitung durch Deutschland geschleust wurden 5 Bei den folgenden Friedensverhandlungen mit den Bolschewiken die mit dem Friedensvertrag von Brest Litowsk endeten war Nadolny Teil der Verhandlungsdelegation die von Richard von Kuhlmann geleitet worden war In der Weimarer Republik wurde er zunachst Chef des Buros von Reichsprasident Friedrich Ebert und soll diesen dazu veranlasst haben das Deutschlandlied zur Nationalhymne zu erklaren Im Januar 1920 erfolgte die Ernennung zum Gesandten in Stockholm Von 1924 bis 1933 war er Botschafter in der Turkei 1932 1933 leitete Nadolny ausserdem die deutsche Delegation auf der Genfer Abrustungskonferenz des Volkerbunds Am 1 Juni 1932 wurde statt seiner 6 Konstantin von Neurath Aussenminister im Kabinett der Barone Nadolny erhielt im August 1933 den Botschafterposten in Moskau Nach acht Monaten stellte er dieses Amt auf eigenen Wunsch zur Verfugung Dabei liess Nadolny sich nicht von einer grundsatzlichen Ablehnung des Nationalsozialismus leiten 7 Er war mit der sowjetfeindlichen Aussenpolitik der nationalsozialistischen Regierung nicht einverstanden Nach einem Streitgesprach mit Hitler war er vom Aussenminister fallengelassen worden Seine Demission war ein couragierter Schritt und der zweite und bis 1939 letzte Abschied eines Spitzendiplomaten 8 Fortan widmete er sich der Landwirtschaft auf Gut Briesen Kreis Templin in der Uckermark und auf dem Obstgut Katharinenhof bei Gransee Kreis Ruppin Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs engagierte sich Nadolny fur die nationale Einheit Deutschlands Auf Wunsch fuhrender Personlichkeiten des Deutschen Roten Kreuzes ubernahm er im Juni 1945 in Berlin als Nachfolger von Ernst Robert Grawitz die Reorganisation des DRK Seine Bemuhungen waren nicht von Erfolg gekront Als die alliierten Besatzungsmachte das DRK im Oktober 1945 auflosten legte Nadolny sein Amt als Vorsitzender des DRK nieder Nach der Grundung beider deutscher Staaten trat er fur die Verstandigung zwischen der Bundesrepublik einerseits und der DDR und der Sowjetunion andererseits ein Er gehorte daher mit Andreas Hermes zu den massgeblichen Politikern im Godesberger Kreis und beteiligte sich an der Gesellschaft fur die Wiedervereinigung Deutschlands Seit 1949 wohnte Nadolny in Rhondorf Er starb im Alter von 79 Jahren in einem Krankenhaus in Dusseldorf Benrath Mochte nun auch eine auf einen kleinen Kreis beschrankte Gesellschaft scheitern die Wiedervereinigung ist inzwischen eine Sache des gesamten deutschen Volkes geworden Sie wird sich mit geschichtlicher Notwendigkeit durchsetzen und keine Macht der Welt wird stark genug sein sie auf die Dauer zu verhindern Nadolny MemoirenAutobiografie BearbeitenRudolf Nadolny Autor Gunter Wollstein Hrsg Mein Beitrag Erinnerungen eines Botschafters des Deutschen Reiches Dme Verlag Koln 1985 ISBN 3 922977 18 9 Die Ausgabe Wiesbaden 1955 ist gekurzt Literatur BearbeitenWolfgang Muller Nadolny Rudolf In Neue Deutsche Biographie NDB Band 18 Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 00199 0 S 692 f Digitalisat Gunter Wollstein Rudolf Nadolny Aussenminister ohne Verwendung VfZG Band 28 1980 S 47 93 Marc Zirlewagen Rudolf Nadolny In Marc Zirlewagen Hrsg 1881 2006 125 Jahre Vereine Deutscher Studenten Band 1 Ein historischer Ruckblick Akademischer Verein Kyffhauser Bad Frankenhausen 2006 ISBN 978 3 929953 06 0 S 231 233 Peter Hahn Rudolf Nadolny Der unbequeme Diplomat In der Reihe Diplomatische Profile 312 Seiten mit Dokumenten und Fotos sowie einem Essay von Sten Nadolny Oase Verlag 2014 ISBN 978 3 88922 100 1 Michael Jonas Jan Zinke Wir standen mit der Zukunft im Bunde Rudolf Nadolny das Auswartige Amt und die deutsche Persienpolitik im Ersten Weltkrieg In Loth Wilfried Hanisch Marc Hrsg Erster Weltkrieg und Dschihad Die Deutschen und die Revolutionierung des Orients Munchen 2014 ISBN 978 3 486 75570 1 S 61 89 Inhaltsverzeichnis Baumgart Winfried Hrsg Botschafter Rudolf Nadolny Russlandkenner oder Russlandversteher Aufzeichnungen Briefwechsel Reden 1917 1953 Paderborn 2017 ISBN 978 3 506 78663 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Rudolf Nadolny im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Rudolf Nadolny in den Historischen Pressearchiven der ZBW Rudolf Nadolny in der Online Version der Edition Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik Artikel uber Rudolf Nadolny im SPIEGEL von 1949 Deutsche Politik mit Russen NachlassEinzelnachweise Bearbeiten Louis Lange Hrsg Kyffhauser Verband der Vereine Deutscher Studenten Anschriftenbuch 1931 Berlin 1931 S 157 Andreas Mildahn Die Konigsberger Studentenverbindungen Einst und Jetzt 2017 Heike Liebau Unternehmungen und Aufwiegelungen Das Berliner Indische Unabhangigkeitskomitee in den Akten des Politischen Archivs des Auswartigen Amts 1914 1920 In MIDA Archival Reflexicon 2019 S 2 6 projekt mida de Rudolf Nadolny Mein Beitrag Erinnerungen eines Botschafters des Deutschen Reiches S 90ff Rudolf Nadolny Mein Beitrag Erinnerungen eines Botschafters des Deutschen Reiches S 106 Rudolf Rahn Ruheloses Leben Aufzeichnungen und Erinnerungen Europaischer Buchklub Stuttgart 1952 S 120 Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes Mosche Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Munchen 2010 ISBN 978 3 89667 430 2 S 64 Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes Mosche Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik Munchen 2010 ISBN 978 3 89667 430 2 S 64 VorgangerAmtNachfolgerHellmuth Freiherr Lucius von StoedtenDeutscher Gesandter in Stockholm 1920 1924Frederic von Rosenberg Deutscher Botschafter in Ankara 1924 1933Frederic von RosenbergHerbert von DirksenDeutscher Botschafter in Moskau 1933 1934Friedrich Werner von der SchulenburgNormdaten Person GND 118737813 lobid OGND AKS LCCN n85250306 VIAF 61570609 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nadolny RudolfKURZBESCHREIBUNG deutscher DiplomatGEBURTSDATUM 12 Juli 1873GEBURTSORT Gross Sturlack Kreis Lotzen OstpreussenSTERBEDATUM 18 Mai 1953STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Nadolny amp oldid 232079600