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Clostridium botulinum ist ein grampositives stabchenformiges Bakterium aus der endosporenbildenden Familie der Clostridiaceae 1 Der Durchmesser betragt 0 5 1 0 µm bei einer Lange von 2 10 µm Die Sporen sind oval in der Regel subterminal angeordnet und haufig breiter als die Mutterzelle Obwohl es sich um ein anaerobes Bakterium handelt ist es relativ unempfindlich gegenuber Luftsauerstoff 2 Erstmals isolierte es der belgische Mikrobiologe Emile van Ermengem 1897 der zunachst den Namen Bacillus botulinus vorschlug 3 Die Isolierung aus Wurst lateinisch botulus und der erstmals nachgewiesene Zusammenhang mit dem bereits bekannten Krankheitsbild Botulismus war namensgebend 4 Clostridium botulinumClostridium botulinumSystematikAbteilung FirmicutesKlasse ClostridiaOrdnung ClostridialesFamilie ClostridiaceaeGattung ClostridiumArt Clostridium botulinumWissenschaftlicher NameClostridium botulinum van Ermengem 1896 Bergey u a 1923C botulinum besteht aus verschiedenen biochemisch unterschiedlichen Gruppen deren einzige Gemeinsamkeit die Ausbildung von Botulinumtoxin ist Es werden verschiedene Toxine A B C1 C2 D E F und G gebildet wobei nur die der Typen A B E und F humanpathogen sind Die Typen C und D sind fur Tiere pathogen Fur den seltenen Toxintyp G gibt es nur wenige Fallberichte beim Menschen Einige Stamme von Clostridium butyricum und Clostridium baratii bilden jedoch auch Botulinumtoxine 5 Nah verwandte Clostridien die jedoch kein Botulinumtoxin produzieren wurden taxonomisch unter dem Namen Clostridium sporogenes eingeordnet 6 Inhaltsverzeichnis 1 Gruppen 2 Toxin 3 Pathogenese 4 Epidemiologie 5 Lebensmittelhygiene 6 Diagnostik 7 Meldepflicht 8 EinzelnachweiseGruppen BearbeitenDa die Taxonomie ausschliesslich auf der Toxinbildung basiert gehoren der Spezies Organismen mit unterschiedlichstem Stoffwechsel an die in vier phanotypische Gruppen unterteilt werden Sequenzierungen der 16S rRNA und Nukleinsaurehybridisierungsreaktionen haben die vier Abstammungslinien bestatigt 7 Einteilung nach phanotypischen Unterschieden 7 Gruppe I II III IVToxintyp A B F B E F C D GProteolyse ja nein nein jaLipase ja ja ja neinFermentation Glucose teilweise Fructose teilweise Maltose Glucose Fructose Mannose Maltose Saccharose Trehalose Glucose teilweise Fructose Mannose teilweise MaltoseSaurebildung Essigsaure iso Buttersaure Buttersaure iso Valeriansaure Essigsaure Buttersaure Essigsaure Propionsaure Buttersaure Essigsaure iso Buttersaure Buttersaure iso Valeriansaure PhenylessigsaureWachstumoptimum 35 40 C 18 25 C 40 C 37 CHitzeresistenz der Sporen D Wert 112 C 1 23 80 C 0 6 1 25 104 C 0 1 0 9 104 C 0 8 1 12 Toxin Bearbeiten Hauptartikel Botulinumtoxin Die sieben Toxintypen A bis G lassen sich serologisch durch Neutralisation mit einem Antitoxin unterscheiden Einige Stamme bilden Gemische aus zwei Neurotoxinen 7 Typen von Clostridium botulinum und durch Erkrankungen betroffene Spezies 7 Typ hauptsachlich betroffene Spezies haufigstes UbertragungsvehikelA Mensch auch Wund und Sauglingsbotulismus Huhner selbst gemachte Konserven mit Gemuse Obst Fleisch und FischB Mensch auch Wund und Sauglingsbotulismus Pferde Rinder verarbeitete Gerichte insbesondere Schweineprodukte Ca Anm 1 Wasservogel verrottende Vegetation alkalischer Sumpfe WirbelloseCb Anm 2 Rinder Pferde toxische Nahrung Aas SchweineleberD Rinder AasE Mensch Fische Wasservogel Fisch und andere MeeresprodukteF Mensch auch Sauglingsbotulismus FleischprodukteG unbekannt BodenAnmerkungen Stamme des Typs Ca produzieren sowohl das Neurotoxin C1 als auch das zwar toxische aber nicht neurotoxisch wirksame C2 Letzteres ist fur Mause Enten und Ganse todlich Vogeln denen das C2 Toxin injiziert wurde entwickelten Stauungen und Blutungen in der Lunge jedoch fehlten paralytische Anzeichen von Botulismus Stamme des Typs Cb produzieren ausschliesslich C2 Toxin Neben den bisher sieben allgemein anerkannten klassischen Typen wurden mehrere neuartige Toxin Typen postuliert bzw gefunden wie etwa ein Typ H 8 der spater als Hybrid der Typen A und F erkannt wurde 9 sowie ein Typ X 10 Werden Clostridium botulinum Toxine aus dem Darm ins Blut aufgenommen erreichen sie so die peripheren neuromuskularen Synapsen Hier wird BTX endoneural aufgenommen und blockiert die Ausschuttung des Neurotransmitters Acetylcholin 11 Die Todesrate ist am hochsten fur Typ A gefolgt von Typ E und dann Typ B was sich moglicherweise durch die Bindungsaffinitat an das Nervengewebe erklaren lasst Toxintyp A wird therapeutisch verwendet um ungewollte Muskelspasmen und einige fokale Dystonien zu behandeln 5 Pathogenese Bearbeiten Hauptartikel Botulismus Die bekannteste Form ist die Lebensmittelvergiftung durch Botulinumtoxin Der Wundbotulismus bei dem der Erreger in abgestorbenem Gewebe wachst ist hingegen eher selten Beim Sauglingsbotulismus werden die Sporen aufgenommen und keimen im Darmtrakt aus wo es zur Toxinproduktion kommt Zunachst sind die kranialen Nerven betroffen wodurch Sehen Horen und Sprechen beeintrachtigt sind Typisch ist Doppel und verschwommene Sicht geweitete Pupillen sowie undeutliche Aussprache Eine verringerte Speichelproduktion sorgt fur einen trockenen Mund und macht das Schlucken schmerzhaft Spater werden die motorischen Nerven gelahmt was sich in einem allgemeinen Schwachegefuhl ausdruckt Der Tod erfolgt durch Lahmung der Atemmuskulatur oder Herzstillstand 5 Epidemiologie BearbeitenDie Sporen kommen weltweit auch in Wassersedimenten und in geringer Menge auch im Gastrointestinaltrakt von Vogeln Fischen und Saugetieren vor In den USA ist Toxintyp A haufig in Europa Typ B 5 Lebensmittelhygiene BearbeitenIn luftdicht abgeschlossenen Konserven mit Fleisch insbesondere Wurstchen Fisch Gemuse Fruchten oder Gewurzen konnen die Sporen auskeimen und Toxin produzieren Insbesondere unzureichend erhitzte selbst eingemachte Konserven sind betroffen da Clostridium botulinum bei Temperaturen bis 100 C nicht zuverlassig getotet wird Kinder unter 1 Jahr sollten keinen Honig verzehren da Sporen enthalten sein konnen die Sauglingsbotulismus auslosen konnen Weitere Eintragsquellen sind Staub und Erde 5 Widerspruchlich sind Studien bezuglich der Verunreinigung von Mais starke sirup mit Clostridium botulinum Sporen Bei einer Untersuchung aus 1982 wurde in 1 3 der getesteten Maisstarkesirupe ein Kontaminationsgrad von 50 Sporen je Gramm gefunden bei einer spateren Untersuchung 1988 fanden sich keinerlei Sporen in 43 Proben von Sirupen unterschiedlicher Herkunft 1991 keine Sporen bei 738 Proben von Maisstarkesirup oder Produkten die diesen enthalten 12 Ahornsirup kann aufgrund der Staubbelastung bei der Gewinnung und im Zuge der Weiterverarbeitung weitervermehrte Mikroorganismen enthalten 13 auch Clostridium botulinum 14 Diagnostik Bearbeiten nbsp C botulinum auf AEY Agar mit irisierender Hofbildung Lipase Reaktion Zur Unterscheidung ob ein proteolytischer oder nicht proteolytischer Stamm vorliegt kann eine Anzucht auf Kalbsleber Eigelb Agar oder anaeroben Eigelb Agar AEY erfolgen Die Kolonien irisieren bei schragem Lichteinfall sind jedoch nicht von nicht toxischen Clostridien zu unterscheiden Eine Anreicherung kann in Trypton Pepton Glucose Hefeextrakt Medium TPGY oder Kochfleischmedium CMM erfolgen Im Anschluss kann das Toxin mittels Maus Bioassay nachgewiesen werden wobei den Versuchstieren eine Verdunnungsreihe in das Zwerchfell injiziert wird und auf die typischen Symptome fur Botulismus Atemlahmung Wespentaille beobachtet werden Zur Ermittlung des Toxintyps werden einigen Versuchstieren vorher die jeweiligen Antitoxine verabreicht Der Maus Bioassay stellt in Deutschland fur die behordliche Lebensmitteluberwachung die Referenzmethode nach 64 LFGB dar 15 Der Tierversuch ist jedoch heute in der Praxis durch moderne real time PCR der humanpathogenen Toxin Gene bont A B E F weitestgehend ersetzt 16 Des Weiteren ist ein Amplified und ein DIG ELISA moglich 17 Meldepflicht BearbeitenIn Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis des Bakteriums oder des Toxins namentlich meldepflichtig nach 7 des Infektionsschutzgesetzes soweit der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist Die Meldepflicht betrifft in erster Linie die Leitungen von Laboren 8 IfSG In der Schweiz ist der positive und negative laboranalytische Befund zum Erreger meldepflichtig und zwar nach dem Epidemiengesetz EpG in Verbindung mit der Epidemienverordnung und Anhang 3 der Verordnung des EDI uber die Meldung von Beobachtungen ubertragbarer Krankheiten des Menschen Diese Meldepflicht betrifft Laboratorien Einzelnachweise Bearbeiten Kenneth Todar The Pathogenic Clostridia In Todar s Online Textbook of Bacteriology Univ of Wisconsin Madison Department of Bacteriology 2005 textbookofbacteriology net Johannes Kramer Lebensmittel Mikrobiologie 5 Auflage UTB Stuttgart 2002 ISBN 3 8252 1421 4 S 67 Emile van Ermengem Ueber einen neuen anaeroben Bacillus und seine Beziehungen zum Botulismus In Medical Microbiology and Immunology Band 26 Nr 1 1897 S 1 56 doi 10 1007 BF02220526 englisch BfR Hinweise fur Verbraucher zum Botulismus PDF 107 kB a b c d e Samuel Baron Hrsg Medical microbiology 4 Auflage Galveston 1996 ISBN 0 9631172 1 1 PMID 21413252 englisch NCBI Botulism and Clostridium Botulinum Judicial Commission of the International Committee on Systematic Bacteriology Rejection ofClostridium putrificumand conservation ofClostridium botulinumandClostridium sporogenesOpinion 69 In International Journal of Systematic Bacteriology 49 1999 S 339 a b c d MD Collins AK East Phylogeny and taxonomy of the food borne pathogen Clostridium botulinum and its neurotoxins In J Appl Microbiol Band 84 Nr 1 1998 S 5 17 doi 10 1046 j 1365 2672 1997 00313 x englisch Jason R Barash Stephen S Arnon A Novel Strain of Clostridium botulinum That Produces Type B and Type H Botulinum Toxins J Infect Dis 2013 7 Oktober 2013 doi 10 1093 infdis jit449 S E Maslanka et al A novel botulinum toxin previously reported as serotype H has a hybrid structure of known serotypes A and F that is neutralized with serotype A antitoxin J Infect Dis Band 213 2016 S 379 85 online Veroffentlichung im Juni 2015 L von Berg et al Functional detection of botulinum neurotoxin serotypes A to F by monoclonal neoepitope specific antibodies and suspension array technology Scientific Reports Nr 9 2019 s 5531 doi 10 1038 s41598 019 41722 z Leitlinie Botulismus der Deutschen Gesellschaft fur Neurologie In AWMF online Stand 10 2005 William H Sperber Michael P Doyle Hrsg Compendium of the Microbiological Spoilage of Foods and Beverages ISBN 978 1 4419 0825 4 S 313 Abschnitt einsehbar bei Google Books einer der beiden Herausgeber ist Mitarbeiter von Cargill einem der weltgrossten Getreidehandler Dave Chapeskie Filtering Maple Sap Nicht mehr online verfugbar OMAFRA archiviert vom Original am 7 April 2006 abgerufen am 6 Juli 2016 Abschnitt Types of Microorganisms Found in Maple Sap M Kuehnelt Leddin T Trabi M Dunitz Scheer K Burmucic P Scheer Infantiler Botulismus Ursache Therapie Nachsorge In Deutsche Kinderheilkunde 2009 157 S 911 913 Technische Regel BVL L 06 00 26 1988 12 Untersuchung von Lebensmitteln Nachweis von Clostridium botulinum und Botulinum Toxin in Fleisch und Fleischerzeugnissen Burkhard Schutze Clostridium botulinum Molekularbiologischer Nachweis der Toxingene von Nahrungsmitteln In Deutsche Lebensmittel Rundschau Dezember 2015 ladr lebensmittel de PDF LADR Lebensmittelanalytik Haim M Solomon Timothy Lilly Jr Bacteriological Analytical Manual Chapter 17 Clostridium botulinum FDA abgerufen am 6 Juli 2016 Normdaten Sachbegriff GND 4148089 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Clostridium botulinum amp oldid 227660291