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Das Zentralinstitut fur Krebsforschung Reichsinstitut an der Reichsuniversitat Posen auch als Reichsinstitut fur Krebsforschung bezeichnet war ein wahrend der Zeit des Nationalsozialismus errichtetes Forschungsinstitut in Nesselstedt poln Pokrzywno bei Posen Es stand unter der Leitung des Arztes Kurt Blome und sollte in Anlehnung an vergleichbare Einrichtungen in anderen Landern wie das 1937 gegrundete National Cancer Institute in den USA als zentrale Einrichtung fur Aktivitaten zur Krebsforschung im Deutschen Reich fungieren Das ehemalige Hauptgebaude des Instituts Bild 2012 Neben dieser zivilen Forschung waren jedoch von Beginn an auch Arbeiten zu biologischen Waffen vorgesehen Ob und in welchem Umfang entsprechende Plane in dem Institut tatsachlich realisiert wurden ist jedoch bisher nicht sicher bekannt Das Institut bestand von Juni 1942 bis zur Eroberung Posens durch die Rote Armee Anfang 1945 und blieb hinsichtlich seiner baulichen Ausstattung und seiner Organisationsstruktur zum grossten Teil unvollendet Inhaltsverzeichnis 1 Tragerschaft und Finanzierung 2 Bauliche und organisatorische Entwicklung 3 Biowaffenforschung 4 Einzelnachweise 5 LiteraturTragerschaft und Finanzierung Bearbeiten nbsp Kurt Blome verantwortlich fur den Aufbau des InstitutsTrager des Zentralinstituts fur Krebsforschung war ein gleichnamiger Verein Diesem gehorten neben dem Bevollmachtigten fur die Errichtung des Instituts Kurt Blome unter anderem der damalige Prasident der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG Rudolf Mentzel der Generalsekretar der Kaiser Wilhelm Gesellschaft Ernst Telschow und der Leiter der Forschungsabteilung des Heereswaffenamtes Erich Schumann an 1 Zu einer von Blome ursprunglich geplanten Umsetzung als ausseruniversitares Institut in Tragerschaft der Kaiser Wilhelm Gesellschaft kam es allerdings nicht 2 Als Geschaftsfuhrer des Instituts fungierte Hanns Streit 3 Die Finanzierung des Instituts fur die zunachst Einnahmen des Vereins sowie staatliche Zuschusse vorgesehen waren erfolgte spater durch den Reichsforschungsrat nach einer Entscheidung von dessen Prasidenten Hermann Goring 1 Das Institut erhielt von Juli 1943 bis Dezember 1944 insgesamt 1 5 Millionen Reichsmark 4 Es hatte ab Mai 1944 den Status eines Reichsinstituts und war mit der offiziellen Bezeichnung Zentralinstitut fur Krebsforschung Reichsinstitut an der Reichsuniversitat Posen der 1941 entstandenen Reichsuniversitat Posen zugeordnet 5 Bauliche und organisatorische Entwicklung Bearbeiten nbsp Karte des Gelandes des InstitutsAls Hauptsitz wurde dem Zentralinstitut fur Krebsforschung im Marz 1943 das in Nesselstedt bei Posen gelegene Ursulinen Kloster mit dem zugehorigen Park ubertragen Daruber hinaus war die Nutzung von weiteren Gebauden in Nesselstedt sowie von Raumlichkeiten der Reichsuniversitat Posen geplant Die Vorstellungen von Kurt Blome sahen die Errichtung von sechs Abteilungen vor und zwar eine physiologisch biologische Abteilung mit angegliederter Tumorfarm eine bakteriologische und Vakzine Abteilung eine gynakologisch chirurgische Abteilung eine Rontgen radiologische Abteilung eine Abteilung fur Krebsstatistik sowie eine pharmakologische Abteilung 1 Neben dem eigentlichen Sitz des Instituts im Kloster sollten auf dem zugehorigen Gelande dementsprechend weitere Gebaude entstehen so unter anderem ein Labor fur Tierversuche eine Isolierstation und ein Tierstall 6 Die Tumorfarm zur Zucht von Versuchstieren mit Tumoren war eine Einrichtung der DFG und vor der Grundung des Posener Instituts dem Allgemeinen Institut gegen die Geschwulstkrankheiten des Rudolf Virchow Krankenhauses in Berlin angegliedert 7 Der Aufbau des Zentralinstituts fur Krebsforschung verlief langsamer als vorgesehen so dass zwei Jahre nach der Grundung nur die im Haus der medizinischen Institute der Universitat Posen ansassige Abteilung fur Krebsstatistik und die in der Posener Kleistkaserne untergebrachte Abteilung fur Pharmakologie arbeitsfahig waren 1 Fur die anderen Abteilungen kam es insbesondere zu Verzogerungen bei den notwendigen Neu und Umbauarbeiten Die Aktivitaten des Instituts endeten mit der Schlacht um Posen und der anschliessenden Eroberung der Stadt durch die Rote Armee im Fruhjahr 1945 Ein auf Anfrage von Kurt Blome bei Heinrich Himmler im September 1944 als Ausweicheinrichtung geplantes Reichsforschungsinstitut fur Grenzgebiete der Medizin als dessen Standort Geraberg vorgesehen war wurde aufgrund des Verlaufs des Zweiten Weltkrieges nie realisiert 8 Nicht sicher bekannt ist die Zahl der Mitarbeiter 9 Die Akten des Instituts sind seit Kriegsende nicht auffindbar 10 Biowaffenforschung BearbeitenDas Zentralinstitut fur Krebsforschung war neben seiner offiziellen Bestimmung zur Krebsforschung von Beginn an auch fur Arbeiten zu biologischen Waffen vorgesehen Diesbezuglich sollte es das wichtigste Institut im Deutschen Reich werden 11 Aufgrund dieser militarischen Bedeutung wurde um das Institut eine drei Meter hohe Mauer gebaut daruber hinaus wurden zur Bewachung ein Sonderkommando der Waffen SS abgestellt und Wachhunde eingesetzt 12 Geplant waren unter anderem Untersuchungen zum Einsatz von Yersinia pestis des Erregers der Pest 13 Ob und in welchem Umfang es tatsachlich zur Durchfuhrung von Arbeiten zu biologischen Waffen kam und ob dabei auch von Blome vorgeschlagene Menschenversuche 14 durchgefuhrt wurden ist nicht sicher bekannt Kurt Blome verneinte bei Befragungen im Nurnberger Arzteprozess dass im Institut jemals Biowaffenexperimente durchgefuhrt worden seien da das Institut zum Zeitpunkt des Einmarsches der Roten Armee noch unfertig gewesen sei 15 Diese Angaben wurden spater nach einer entsprechenden Untersuchung von polnischer Seite bestatigt 15 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d In Wolfgang Uwe Eckart Stuttgart 2000 S 76 siehe Literatur In Erhard Geissler Munster 1999 S 523 siehe Literatur Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Zweite Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 S 475 In Robert N Proctor Stuttgart 2002 S 294 siehe Literatur In Erhard Geissler Munster 1999 S 524 siehe Literatur In Erhard Geissler Munster 1999 S 525 siehe Literatur Ulrike Scheybal Das Allgemeine Institut gegen die Geschwulstkrankheiten 1935 1945 In Wolfgang U Eckart Hrsg 100 Years of Organized Cancer Research Georg Thieme Verlag Stuttgart 2000 ISBN 3 13 105661 4 S 51 55 In Erhard Geissler Munster 1999 S 543 544 siehe Literatur In Erhard Geissler Munster 1999 S 528 siehe Literatur Schmutziges Geschaft Bakterienbomben milzbrandhaltige Zahnpasta pestinfizierte Rattenheere deutsche Forscher erprobten im Zweiten Weltkrieg ein Arsenal biologischer Waffen In Der Spiegel Ausgabe 43 1993 vom 25 Oktober 1993 S 227 233 In Erhard Geissler Munster 1999 S 517 siehe Literatur In Robert N Proctor Stuttgart 2002 S 295 siehe Literatur In Erhard Geissler Munster 1999 S 538 siehe Literatur In Erhard Geissler Munster 1999 S 535 siehe Literatur a b In Erhard Geissler Munster 1999 S 542 543 siehe Literatur Literatur BearbeitenErhard Geissler Kartoffelkafer und Magenkrebs Was Krebsforschung mit biologischer Kriegsfuhrung zu tun hatte In Wolfgang U Eckart 100 Years of Organized Cancer Research Georg Thieme Verlag Stuttgart 2000 ISBN 3 13 105661 4 S 75 82 zum Zentralinstitut fur Krebsforschung insbesondere S 75 77 Krebsforschung nicht nur zur Tarnung In Erhard Geissler Biologische Waffen nicht in Hitlers Arsenalen LIT Verlag Munster 1999 ISBN 3 8258 2955 3 S 517 550 Geheime Forschung fur biologische Waffen In Robert N Proctor Blitzkrieg gegen den Krebs Gesundheit und Propaganda im Dritten Reich Klett Cotta Stuttgart 2002 ISBN 3 608 91031 X S 291 296 Die Krebsinstitute in der Zeit von 1900 1945 In Gustav Wagner Andrea Mauerberger Krebsforschung in Deutschland Vorgeschichte und Geschichte des Deutschen Krebsforschungszentrums Springer Verlag Berlin und Heidelberg 2012 ISBN 978 3 642 75021 2 S 18 45 insbesondere Abschnitt Das Zentrale Krebsforschungsinstitut e V in Posen S 4452 365136 16 983208 Koordinaten 52 21 54 5 N 16 58 59 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zentralinstitut fur Krebsforschung Reichsinstitut amp oldid 236247342