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Rudolf Mentzel 28 April 1900 in Bremen 4 Dezember 1987 in Twistringen war ein deutscher Chemiker Wissenschaftsfunktionar Mitarbeiter des Reichsministeriums fur Wissenschaft Erziehung und Volksbildung sowie Mitglied der SS und der NSDAP Er forschte uber Chemiewaffen und stieg zum wohl einflussreichsten Wissenschaftspolitiker des Dritten Reiches auf Rudolf Mentzel 1937 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Revolution und Weimarer Republik 1 2 Zeit des Nationalsozialismus 1 3 Nach Kriegsende 2 Literatur 3 Einzelnachweise 4 WeblinksLeben BearbeitenRevolution und Weimarer Republik Bearbeiten Der Sohn eines Lehrers wurde ab Juni 1918 in einer Minenwerfer Kompanie in Bremen ausgebildet und gegen Ende des Ersten Weltkrieges im September 1918 in ein Feldrekruten Depot nach Tubize Belgien verlegt 1919 beteiligte er sich als Angehoriger einer Wachformation an der Niederschlagung der Bremer Raterepublik Wahrend des Kapp Putsches wurde er im Marz und April 1920 in einer studentischen Formation im Sudharz eingesetzt Von Mai bis September 1921 kampfte Mentzel mit dem Freikorps Wolf in Oberschlesien unter anderem am Annaberg Im Winter 1921 oder 1922 trat er in die SA ein Im Herbst 1923 wurde er stellvertretender Sturmfuhrer des SA Sturms 2 2 Als die NSDAP nach dem gescheiterten Hitlerputsch verboten wurde trat Mentzel dem Arbeiter und Mittelstandsverein unter Ludolf Haase in Gottingen bei Mentzel nahm im Februar 1919 ein Studium der Mathematik und Naturwissenschaften in Gottingen auf um Lehrer zu werden Seit dem Wintersemester 1921 22 studierte er Chemie Er promovierte im Marz 1925 bei Walter Huckel und Adolf Windaus uber Stereoisomerie von b substituierten Dekalinen seine erste und einzige wissenschaftliche Publikation Von April 1925 bis Mai 1926 leitete Mentzel das Labor der Bremer Olfirma C F Plump Anschliessend kehrte er als Privat Assistent Gerhart Janders nach Gottingen zuruck um mit diesem gemeinsam am Chemischen Institut der Universitat Gottingen fur das Reichswehrministerium Forschungsauftrage uber chemische Kampfstoffe auszufuhren Wahrend dieser Zeit von August 1925 bis Mai 1928 liess Mentzel seine Parteimitgliedschaft ruhen bzw trat vorubergehend aus der NSDAP aus Nach seinem Wiedereintritt mit seiner alten Mitgliedsnummer 2 937 widmete er sich verstarkt seiner politischen Karriere Von Herbst 1928 bis Sommer 1929 war er Sturmfuhrer des SA Sturms 2 82 in Gottingen und von Juni 1930 bis Juni 1933 Kreisleiter der NSDAP fur Gottingen Stadt und Land Im Juni 1932 trat er auch der SS SS Nr 39 885 bei Im Juni 1933 wurde er zum SS Obersturmfuhrer befordert und seit dem 7 Januar 1933 war er Fuhrer des I Sturmbanns der Standarte 51 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Nachdem wahrend der Weimarer Republik ein fruherer Versuch Mentzels sich zu habilitieren in Gottingen gescheitert war ermoglichte Theodor Vahlen ihm im Juli 1933 die Habilitation in Greifswald Seine Antrittsvorlesung hielt Mentzel uber Die Bedeutung des Gasschutzes fur die Zivilbevolkerung Die venia legendi bezog sich ausschliesslich auf angewandte Chemie unter besonderer Berucksichtigung des Luftschutzes Die geheime Habilitationsschrift handelte offenbar von Methoden Gasmaskenfilter auf chemischem Wege unbrauchbar zu machen und eine Durchschlagung des Filters zu erreichen Das in Abschrift erhaltene Gutachten Walter Huckels lasst darauf schliessen dass die Habilitation trotz fachlicher Defizite Mentzels auf Grund politischer Einflussnahme erfolgte Zum 1 November 1933 holte Jander seinen ehemaligen Assistenten als Leiter einer neuen Abteilung fur chemische Kampfstoffe an das ehemals von Fritz Haber geleitete Kaiser Wilhelm Institut fur physikalische Chemie und Elektrochemie dessen Leitung Jander auf Vermittlung Bernhard Rusts ubernommen hatte Im Juni 1934 wurde Mentzel Referent im Amt Wissenschaft II im neuen Reichserziehungsministeriums REM unter Rust und damit Stellvertretender von Erich Schumann als Leiter des Amtes fur Wissenschaften Das Amt Wissenschaft II sollte das Militar uber zivile Forschungen auf dem Laufenden halten Dass Mentzel als Ministerialbeamter weisungsbefugt gegenuber seinem wissenschaftlichen Vorgesetzten Jander war fuhrte fast zwangslaufig zu Konflikten zwischen den beiden Jander wurde 1935 nach Greifswald quasi abgeschoben wahrend Peter Adolf Thiessen ein weiterer Gottinger Verbindungsmann Mentzels das KWI fur physikalische Chemie ubernahm Mentzel verfolgte in erster Linie seine steile wissenschaftspolitische Karriere Seine Abteilung am KWI wurde praktisch von seinem Assistenten Remigius Hofmann geleitet bis Mentzel nach seiner Ernennung zum DFG Prasidenten Ende August 1938 diesen Posten niederlegte Nach seiner Ernennung zum nichtbeamteten ausserordentlichen Professor in Greifswald wechselte Mentzel im September 1934 an die Technische Hochschule Berlin Obwohl er weder uber Lehrerfahrung noch uber eigenstandige Publikationen verfugte wurde er hier im Dezember 1935 als Professor fur Wehrchemie verbeamtet ohne Lehrverpflichtungen erfullen zu mussen Seit 1936 beteiligte er sich zusatzlich an der sogenannten Forschungsabteilung Judenfrage im neu gebildeten Reichsinstitut fur Geschichte des neuen Deutschlands Im November 1936 wurde Mentzel kommissarischer Nachfolger des abgesetzten DFG Prasidenten Johannes Stark und im Oktober 1937 durch Bernhard Rust in diesem Amt bestatigt Ende April 1939 wurde er Chef des Amtes Wissenschaft im REM sowie Ministerialdirektor 1 Rust liess seinem Referenten weitgehend freie Hand so dass das Ministerium als Ableger der SS galt und Mentzel als graue Eminenz 2 Stark hielt nicht viel von seinem Nachfolger an der Spitze der DFG Fur ihn war er ein junger bornierter gewissenloser machthungriger Bursche 3 Ab 1937 war Mentzel auch Mitglied des Senats der Kaiser Wilhelm Gesellschaft Am 6 September 1939 wurde Mentzel als Kriegsverwaltungsrat beim Oberkommando des Heeres Gutachter fur chemische Kampfstoffe engagierte sich aber weiterhin hauptsachlich im zivilen Bereich Nach dem Tode Carl Boschs entwickelte Mentzel Ambitionen auch Prasident der Kaiser Wilhelm Gesellschaft zu werden konnte sich dabei aber nicht durchsetzen und wurde 1941 zweiter Vizeprasident 1942 ubernahm der die Leitung des Geschaftsfuhrenden Beirates im Reichsforschungsrat Mentzel setzte sich fur die Deutsche Antarktische Expedition 1938 39 ein was 1942 durch die Benennung des Mentzelberges in Neuschwabenland gewurdigt wurde 4 Mentzels Aufstieg erfolgte vor allem mit Hilfe informeller Netzwerke die er zum grossten Teil schon vor 1933 in Gottingen aufgebaut hatte Zu dieser Gottinger SS Clique gehorten neben Jander Schumann Haase und Rust auch Peter Adolf Thiessen Johannes Weniger Konrad Meyer und Walter Greite 5 Bei der SS war er im November 1942 zum SS Brigadefuhrer aufgestiegen Nach Kriegsende Bearbeiten Am 2 Mai 1945 floh Mentzel gemeinsam mit Rust aus Berlin in Richtung Schleswig Holstein Er wurde von den US Amerikanern gefangen genommen und interniert Im Rahmen des Entnazifizierungsverfahrens wurde er 1949 von der Bielefelder Spruchkammer in Gruppe III als Minderbelasteter eingestuft und zu zweieinhalb Jahren Gefangnis verurteilt die mit seiner Internierungszeit bis Januar 1948 verrechnet wurde Spater arbeitete Mentzel in der Industrie und verlegte 1967 seinen Wohnsitz nach Bassum Literatur BearbeitenMichael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Studien zur Wissenschafts und Universitatsgeschichte Band 6 Synchron Heidelberg 2004 ISBN 3 935025 68 8 S 117 118 Michael H Kater Das Ahnenerbe der SS 1935 1945 Ein Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reiches Stuttgart 1974 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Frankfurt 2005 ISBN 978 3 596 16048 8 S 403 404 Manfred Rasch Mentzel Rudolf In Neue Deutsche Biographie NDB Band 17 Duncker amp Humblot Berlin 1994 ISBN 3 428 00198 2 S 96 98 Digitalisat Florian Schmaltz Kampfstoff Forschung im Nationalsozialismus Zur Kooperation von Kaiser Wilhelm Instituten Militar und Industrie Wallstein Verl Gottingen 2005 ISBN 3 89244 880 9 Einzelnachweise Bearbeiten Katrin Rudolf Mentzel In Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien Historisches Seminar der Universitat Heidelberg 29 Marz 2019 abgerufen am 19 Juli 2021 Lothar Mertens Nur politisch Wurdige Die DFG Forschungsforderung im Dritten Reich 1933 1937 Akad Verl Berlin 2004 ISBN 3 05 003877 2 S 30 f Lothar Mertens Nur politisch Wurdige Die DFG Forschungsforderung im Dritten Reich 1933 1937 Akad Verl Berlin 2004 ISBN 3 05 003877 2 S 32 Kartographische Arbeiten und deutsche Namengebung in Neuschwabenland Antarktis Memento vom 26 Juni 2011 im Internet Archive PDF 391 kB abgerufen am 12 Mai 2010 Rudiger Hachtmann Wissenschaftsmanagement im Dritten Reich Band 2 Wallstein Verl Gottingen 2007 ISBN 978 3 8353 0108 5 S 273 285 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Rudolf Mentzel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Amnestie und Amnesie Zur Schonung von NS Verbrechern nach 1945 durch die Justiz am Bsp Mentzel Kap 3 Abschnitt 3 aus Klaus Schlupmann Vergangenheit im Blickfeld eines Physikers Hans Kopfermann 1895 1963 Eine Wissenschaftsstudie Prasidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft Friedrich Schmidt Ott Johannes Stark Rudolf Mentzel Ludwig Raiser Gerhard Hess Julius Speer Heinz Maier Leibnitz Eugen Seibold Hubert Markl Wolfgang Fruhwald Ernst Ludwig Winnacker Matthias Kleiner Peter Strohschneider Katja Becker Normdaten Person GND 116885947 lobid OGND AKS LCCN no2016075840 VIAF 65144648233573551496 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mentzel RudolfKURZBESCHREIBUNG deutscher Chemiker und WissenschaftsfunktionarGEBURTSDATUM 28 April 1900GEBURTSORT BremenSTERBEDATUM 4 Dezember 1987STERBEORT Twistringen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudolf Mentzel amp oldid 239282004