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Ludwig Gustav 1 Raiser 27 Oktober 1904 in Stuttgart 13 Juni 1980 in Tubingen war ein deutscher Privatrechtler Er war Professor an der Georg August Universitat Gottingen sowie der Eberhard Karls Universitat Tubingen und amtierte an beiden Universitaten zudem jeweils als Rektor Von 1951 bis 1955 war er Prasident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und von 1961 bis 1965 Vorsitzender des Wissenschaftsrats Daruber hinaus war er von 1970 bis 1973 Prases der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Familie und Ausbildung 2 Beruflicher Werdegang bis 1945 3 Wirken nach 1945 4 Veroffentlichungen Auswahl 5 Auszeichnungen Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFamilie und Ausbildung BearbeitenAls Sohn von Carl Raiser des Generaldirektors der Wurttembergischen Privat Feuer Versicherungs Gesellschaft wurde Raiser in eine Familie des schwabischen Grossburgertums geboren Nach seinem Abitur am Eberhard Ludwigs Gymnasium in Stuttgart absolvierte er ein kaufmannisches Praktikum 2 Hieran schloss sich ab dem Wintersemester 1923 24 das Studium der Rechtswissenschaften an den Universitaten Munchen Genf und Berlin an das Raiser 1927 abschloss Unter Vermittlung von Martin Wolff wurde er 1927 Assistent am Kaiser Wilhelm Institut fur auslandisches und internationales Privatrecht an der Universitat Berlin das unter Leitung des beruhmten Rechtsvergleichers Ernst Rabel stand 3 1931 wurde Raiser mit seiner Dissertation Die Wirkungen der Wechselerklarungen im internationalen Privatrecht zum Doktor der Rechte promoviert Mit seinem bedeutendsten Werk mit dem Titel Das Recht der Allgemeinen Geschaftsbedingungen erfolgte nur zwei Jahre spater die Habilitation Raisers Sein Sohn Konrad wurde Theologe und war Generalsekretar des Okumenischen Rates der Kirchen Beruflicher Werdegang bis 1945 BearbeitenTrotz Habilitation im Dezember 1933 erhielt Raiser keine Dozentur weil er zusammen mit anderen Dozenten und Habilitanden gegen die im Zuge der Machtergreifung vorgenommenen Entlassungen judischer und anderer politisch verdachtiger Professoren protestiert hatte 4 Aus diesem Grund schrieb Raiser bis 1935 an seinem Buch das denselben Titel wie seine Habilitationsschrift trug und bis zur Verabschiedung des Gesetzes zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Geschaftsbedingungen im Jahre 1976 die Grundlage fur die Prufung der Wirksamkeit so genannter Allgemeiner Geschaftsbedingungen bildete und insoweit Grundlage fur den Schutz des Verbrauchers war Durch die Kontakte seines Vaters gelang ihm sodann der Einstieg in die Versicherungswirtschaft Dort war er in der Magdeburger Versicherungsgruppe als Vorstandsmitglied fur das Auslandsgeschaft zustandig 1942 wurde er trotz seiner Regimegegnerschaft an die im faktisch annektierten Elsass neu gegrundete Reichsuniversitat Strassburg berufen 5 Vorlesungen hielt er wegen seiner Einberufung als Soldat allerdings nicht ab Wahrend des Zweiten Weltkriegs geriet Raiser in englische Kriegsgefangenschaft aus der er auf Betreiben Rudolf Smends freigelassen und an die Universitat Gottingen berufen wurde Wirken nach 1945 BearbeitenAls Professor in Gottingen war Raiser fur die Entnazifizierung des Lehrkorpers zustandig Nach einer Gastdozentur in Berlin wurde er um Abwerbungsversuche der Friedrich Wilhelms Universitat abzuwehren 1948 zum Rektor der Universitat gewahlt Dieses Amt hatte er bis 1950 inne In dieser Zeit war er wesentlich an der Grundung der Westdeutschen Rektorenkonferenz und der Deutschen Forschungsgemeinschaft beteiligt Letztere leitete er von 1951 bis 1955 6 Sodann nahm Raiser den Ruf an die Eberhard Karls Universitat Tubingen an wo er bis zu seiner Emeritierung 1973 unterrichtete 7 Den Schwerpunkt seiner Arbeit bildeten dabei das Gesellschafts und das Wirtschaftsrecht Auch gab er das von Martin Wolff begrundete Lehrbuch fur Sachenrecht heraus 10 Auflage 1957 Neben seiner Tatigkeit in Wissenschaft und Lehre nahm er auch viele ausseruniversitare Aufgaben wahr z B als Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesminister fur Wirtschaft Von 1961 bis 1965 war Raiser Vorsitzender des Wissenschaftsrats 3 Nach Beendigung dieser Tatigkeit leitete er die Grundung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung Hieran schloss sich ein sechsmonatiger Forschungsaufenthalt an der University of California Berkeley an Das Angebot Gustav Heinemanns als Nachfolger von Bruno Heusinger Prasident des Bundesgerichtshofs zu werden lehnte Raiser ab und nahm ab 1968 die Stelle des Rektors der Tubinger Universitat ein die er bis zum 30 September 1969 bekleidete Daneben engagierte er sich in der evangelischen Kirche Er war von 1949 bis 1973 Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD und von 1970 bis 1973 deren Prases 8 Von 1961 bis 1970 war er Vorsitzender der Kammer fur offentliche Verantwortung der EKD 9 Raiser gehorte zu den Verfassern des am 24 Februar 1962 veroffentlichten Tubinger Memorandums das sich gegen nukleare Aufrustung der Bundesrepublik und fur die Anerkennung der Oder Neisse Grenze aussprach 10 Unter seinem Vorsitz erschien 1965 die umstrittene EKD Denkschrift Die Lage der Vertriebenen und das Verhaltnis des deutschen Volkes zu seinen ostlichen Nachbarn welche beabsichtigte die Opfer der Vertriebenen in Beziehung zu setzen zur Schuld des deutschen Volkes am Eroberungs und Vernichtungskrieg 11 12 1971 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der British Academy gewahlt 13 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenDie Wirkungen der Wechselerklarungen im Internationalen Privatrecht de Gruyter Berlin 1931 Beitrage zum auslandischen und internationalen Privatrecht Band 4 Das Recht der allgemeinen Geschaftsbedingungen 1 Auflage Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1935 Rechtsfragen der Mitbestimmung Westdeutscher Verlag Koln 1954 Arbeitsgemeinschaft fur Forschung des Landes Nordrhein Westfalen Band 20 Lehrbuch des Burgerlichen Rechts 3 Sachenrecht 10 Auflage 1957 Dingliche Anwartschaften Mohr Tubingen 1961 Tubinger rechtswissenschaftliche Abhandlungen Band 1 Vom rechten Gebrauch der Freiheit Reden zur Verleihung des Ersten Theodor Heuss Preises 1965 Wunderlich Tubingen 1965 Auszeichnungen Auswahl BearbeitenGrosses Bundesverdienstkreuz 1955 mit Stern 1964 Theodor Heuss Preis 1967 Ehrensenator der TH Darmstadt 1955 Verdienstmedaille des Landes Baden Wurttemberg 1975 14 Freiherr vom Stein Preis 1976 Literatur BearbeitenJuristische Fakultat der Universitat Tubingen Hrsg Ludwig Raiser zum Gedachtnis Ansprachen gehalten anlasslich d Akadem Gedenkfeier am 20 Nov 1980 fur Prof Dr iur Dr phil h c D theol Ludwig Raiser gest 13 Juni 1980 Attempto Verlag Tubingen 1982 ISBN 3 921552 20 6 Tubinger Universitatsreden Band 30 Nachruf in FAZ 18 Juni 1980 Thomas Raiser Raiser Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 123 f Digitalisat Konrad Raiser Von der politischen Verantwortung des Nichtpolitikers Ein Lebensbild meines Vaters Ludwig Raiser Books on Demand Norderstedt 2020 ISBN 978 3 7526 0440 5 324 S Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ludwig Raiser im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Ludwig Raiser in den Historischen Pressearchiven der ZBW Nachlass Bundesarchiv N 1287Einzelnachweise Bearbeiten Irmela Bauer Kloden Die Rektoren 15 21 Jahrhundert Historisch statistisches Handbuch der Universitat Tubingen Tubingen 2010 S 185 Ulrich Balz Ludwig Raiser Ein Lebensbericht In Juristische Fakultat der Eberhard Karls Universitat Tubingen Hrsg Zum 100 Geburtstag von Professor Dr Dres h c Ludwig Raiser 27 10 1904 13 06 1980 Symposion der Tubinger Juristischen Fakultat am 3 Dezember 2004 Eberhard Karls Universitat Tubingen 2005 ISSN 0564 4283 S 13 a b Kurzbiografie bei der DFG Stefan Grundmann Karl Riesenhuber Hrsg Deutschsprachige Zivilrechtslehrer des 20 Jahrhunderts in Berichten ihrer Schuler eine Ideengeschichte in Einzeldarstellungen de Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 89949 456 3 Band 1 S 288 Anna Maria von Losch Der nackte Geist Die juristische Fakultat der Berliner Universitat im Umbruch von 1933 Mohr Siebeck Tubingen 1999 ISBN 3 16 147245 4 Beitrage zur Rechtsgeschichte des 20 Jahrhunderts Band 26 S 339 Ludwig Raiser 60 Jahre In Die Zeit Nr 44 1964 Ulrich Balz Ludwig Raiser Ein Lebensbericht In Juristische Fakultat der Eberhard Karls Universitat Tubingen Hrsg Zum 100 Geburtstag von Professor Dr Dres h c Ludwig Raiser 27 10 1904 13 06 1980 Symposion der Tubinger Juristischen Fakultat am 3 Dezember 2004 Eberhard Karls Universitat Tubingen 2005 ISSN 0564 4283 S 18 Pressemeldung auf der Homepage der EKD Raiser Ludwig FOR 1765 Public DARIAH Wiki In wiki de dariah eu Abgerufen am 14 September 2016 So Martin Greschat Der Protestantismus in der Bundesrepublik Deutschland 1945 2000 Leipzig 2011 S 80 85 Das sagt man doch als guter Deutscher nicht Der Spiegel 17 November 1965 1965 erschien Ostdenkschrift Memento vom 28 Februar 2017 im Internet Archive ekd de 30 September 2005 Abgerufen am 3 November 2016 Deceased Fellows British Academy abgerufen am 22 Juli 2020 Verdienstorden des Landes Baden Wurttemberg Liste der Ordenstragerinnen und Ordenstrager 1975 2023 PDF 307 KB Staatsministerium Baden Wurttemberg 22 April 2023 S 3Prasides der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland Gustav Heinemann Constantin von Dietze Hans Puttfarcken Ludwig Raiser Cornelius von Heyl Jurgen Schmude Barbara Rinke Katrin Goring Eckardt Irmgard Schwaetzer Anna Nicole HeinrichPrasidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft Friedrich Schmidt Ott Johannes Stark Rudolf Mentzel Ludwig Raiser Gerhard Hess Julius Speer Heinz Maier Leibnitz Eugen Seibold Hubert Markl Wolfgang Fruhwald Ernst Ludwig Winnacker Matthias Kleiner Peter Strohschneider Katja BeckerVorsitzende des Wissenschaftsrates Helmut Coing Ludwig Raiser Hans Leussink Reimar Lust Theodor Heidhues Wilhelm A Kewenig Andreas Heldrich Hans Jurgen Engell Heinz Heckhausen Kurt Kochsiek Dieter Simon Gerhard Neuweiler Karl Heinz Hoffmann Dagmar Schipanski Winfried Schulze Karl Max Einhaupl Peter Strohschneider Wolfgang Marquardt Manfred Prenzel Martina Brockmeier Dorothea Wagner Normdaten Person GND 118597957 lobid OGND AKS LCCN n83164783 VIAF 25395063 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Raiser LudwigALTERNATIVNAMEN Raiser Ludwig GustavKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Professor fur Burgerliches Handels und WirtschaftsrechtGEBURTSDATUM 27 Oktober 1904GEBURTSORT StuttgartSTERBEDATUM 13 Juni 1980STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Raiser amp oldid 220454971