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Neuschwabenland ist eine kustennahe Region in Ostantarktika die sich von etwa 12 West bis 18 Ost und von 70 bis 75 Sud uber eine Flache von 600 000 km erstreckt Der Name leitet sich von dem Schiff Schwabenland ab dem Expeditionsschiff der Deutschen Antarktischen Expedition 1938 39 Neuschwabenland bildet den westlichen Teil des von Norwegen beanspruchten Konigin Maud Landes Dieser Anspruch Norwegens wird international nicht anerkannt Landkarte der Antarktis Das rot hinterlegte Territorium zeigt die Ausdehnung der von der Deutschen Antarktischen Expedition 1938 39 besuchten Region Antarktikas Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 1 1 Jahreszeitlich eisfreie Seen 1 2 Seen mit dauernder Eisbedeckung 2 Klima und Vegetation 3 Fauna 4 Geologie 4 1 Grunehogna Kraton 4 2 Mesoproterozoisches Grundgebirge 4 3 Kollisionsorogen zwischen West und Ost Gondwana 4 4 Unterpermisches Deckgebirge 5 Entdeckung und Erforschung Neuschwabenlands 5 1 Deutsche Antarktische Expedition 1938 39 5 2 Expeditionen nach dem Zweiten Weltkrieg 6 Benennung geographischer Objekte 7 Forschungsstationen 8 Tourismus 9 Verschworungstheorien 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseGeographie Bearbeiten nbsp Von links nach rechts die Prinzessin Martha Kuste Prinzessin Astrid Kuste und Prinzessin Ragnhild Kuste darunter das Wohlthat Massiv NASA Satellitenbild Neuschwabenland gliedert sich in ein eisbedecktes nordliches Vorland das von der Kuste bzw der Schelfeiskante allmahlich bis auf uber 1000 m ansteigt Ritscherhochland und Hellehallet Sudlich daran schliesst sich die Region der aus dem Eis aufragenden Nunataks und Bergketten mit Hohen uber 3000 m an Die Bergketten stauen die Gletscher des Polarplateaus auf uber 2000 m auf Die hochgelegenen Gletscherregionen werden nach den beruhmten Polarforschern Amundsen und Wegener Amundsenisen und Wegenerisen genannt Die eisfreien Gebiete sind morphologisch sehr unterschiedlich ausgepragt Neben kilometerlangen Bruchstufen die ungefahr parallel zum Kontinentalrand verlaufen und vor allem im Westen vorherrschen dominieren im zentralen und ostlichen Neuschwabenland Nord Sud verlaufende Bergketten die alten praglazialen Talsystemen folgen Drei machtige Gletscher entwassern diesen Sektor der Ostantarktis Bei 20 W fliesst der Stancomb Wills Gletscher nach Westen auf das Brunt Schelfeis hinaus Die Grenze zwischen dem westlichen und zentralen Neuschwabenland wird durch den Jutulstraumen markiert der das Fimbul Schelfeis speist Die ostliche Grenze Neuschwabenlands bildet der 200 km breite Gletscher Borchgrevinkisen Vor dem ostlichen Ende des Neuschwabenlands liegt der Tiefseegraben Schwabenland Canyon Jahreszeitlich eisfreie Seen Bearbeiten Eine geographische Besonderheit Neuschwabenlands sind seine im antarktischen Sommer eisfreien Seen Diese Seen liegen auf dem ursprunglich Schirmacher Seenplatte heute Schirmacher Oase genannten 34 km grossen Hugelplateau bei 70 45 S 11 40 O 70 75 11 666666666667 Es sind 118 Seen mit einer Gesamtflache von 6 487 km bekannt Davon ist nur ein Teil auf dem Felsuntergrund entwickelt einige Seen liegen auch auf dem Schelfeis unmittelbar nordlich der Oase Alle Seen enthalten eine reiche Algenflora es konnten 72 Arten unterschieden werden Der Entdecker der Schirmacher Seenplatte war Richardheinrich Schirmacher Pilot des zweiten Flugbootes Boreas des Expeditionsschiffs Schwabenland Seen mit dauernder Eisbedeckung Bearbeiten Der Obersee und der Untersee liegen am Nordrand des Otto von Gruber Gebirges auf 795 m bzw 580 m Meereshohe Der Obersee bedeckt eine Flache von 3 43 km der Untersee ist 11 4 km gross damit sind dies die grossten Seen Neuschwabenlands Sie sind ganzjahrig eisbedeckt und fullen tief ausgeraumte Trogtaler Die Seen werden durch Gletscher aufgestaut und sind abflusslos Klima und Vegetation BearbeitenNeuschwabenland hat ein hochpolares Klima mit Temperaturen ganzjahrig unterhalb des Gefrierpunktes Die tiefen Lufttemperaturen werden teilweise durch eine starke Sonneneinstrahlung im antarktischen Sommer Dezember bis Februar ausgeglichen Auf Felsoberflachen wurden Temperaturen bis 19 C gemessen was eine einfache Vegetation auf diesen Felsuntergrunden zulasst 1 Das notwendige Wasser entsteht durch schmelzenden eingewehten Schnee auf Felsflachen die der Sonne ausgesetzt sind Im zentralen Neuschwabenland wurden neben Cyanobakterien einfache Fadenalgen Gattungen Prasiola und Ulothrix und Flechten gefunden Besonders haufig sind die Arten Lecidea sp Rhizocarpon geographicum und Usnea sphacelata In besonders begunstigten Standorten wurden auch zwei Moosarten Grimmia lawiana und Sarconeurum glaciale nachgewiesen Fauna BearbeitenDas zentrale Neuschwabenland beherbergt Brutplatze von vier Vogelarten Bei Svarthamaren im westlichen Muhlig Hofmann Gebirge bruten mehr als 200 000 Paare des Antarktis Sturmvogels Thalassoica antarctica etwa 1 000 Paare des Schneesturmvogels Pagodroma nivea und 40 Paare der rauberisch lebenden Antarktikskua Stercorarius maccormicki Dies ist vermutlich die grosste Brutkolonie auf dem antarktischen Kontinent Das Gebiet wurde 1987 als Antarctic Specially Protected Area No 142 unter Schutz gestellt 2 3 Wesentlich seltener tritt die Buntfuss Sturmschwalbe Oceanites oceanicus in Neuschwabenland auf Die einzigen Landtiere sind bis zu 1 mm grosse Milben und Springschwanze die auf Flechten und Moosen leben Bislang wurden neun verschiedene Milbenarten und zwei Springschwanzarten in Neuschwabenland identifiziert 1 Geologie Bearbeiten nbsp Geologische Ubersichtskarte von Neuschwabenland nbsp Geologische Entwicklung Neuschwabenlands im ProterozoikumBasierend auf radiometrischen Datierungen kann man folgende geologische Einheiten in Neuschwabenland unterscheiden ein archaisches Granit Gneisareal bei den Annandagstoppane 72 35 S 6 40 W 72 583333333333 6 6666666666667 mit Metamorphose Altern um 3000 mya 4 daruber diskordant ein 3000 m machtiges undeformiertes Deckgebirge aus Basaltdecken und klastischen Sedimentgesteinen das im Borgmassivet aufgeschlossen ist Das Alter der Gesteine wird mit 1700 bis 1100 mya angegeben 5 ein mehrfach deformierter kambrischer Orogengurtel vom westlichen zum ostlichen Neuschwabenland mit zahlreichen Syenit und Charnockit Intrusionen der altere Bestandteile eines mesoproterozoischen Orogens enthalt eine schwach gefaltete Molasse Urfjell Group altpalaozoischen Alters im sudlichen Kirwanveggen 6 ein lokal erhaltenes permisches Deckgebirge mit Pflanzenfossilien und dunnen Kohleflozen im westlichen Dronning Maud Land 7 Basaltdecken und Gabbro Intrusiva in den Kraulbergen und Basalt Gange in allen anderen Gebirgsketten Neuschwabenlands die in den mittleren Jura datiert wurden 8 Grunehogna Kraton Bearbeiten Hauptartikel Grunehogna Kraton Im Nordwesten Neuschwabenlands sind in den kleinen Nunataks der Annandagstoppane metamorphe Granite mit Altern von 3100 bis 2950 mya aufgeschlossen Diese Granite bilden das Grundgebirge einer bis zu 3000 m machtigen Abfolge undeformierter flach liegender Sedimentgesteine und Basaltlaven die im Mesoproterozoikum gebildet wurde Diese Gesteinseinheiten entsprechen sehr genau dem Kaapvaal Kraton in Sudafrika und werden als ein bei der Trennung von Afrika und Antarktika abgespaltenes Teil des Kaapvaal Kratons interpretiert Mesoproterozoisches Grundgebirge Bearbeiten Das mesoproterozoische Grundgebirge ist nur in den Kottasbergen der nordlichen Heimefrontfjella so gut aufgeschlossen dass sich die geologische Geschichte sehr gut rekonstruieren lasst In den Kottasbergen dominieren gebanderte Gneise mit einer trondhjemitisch tonalitisch dioritischen Zusammensetzung die mit mehreren Generationen grobkorniger metamorpher Granite vergesellschaftet sind Die Gesteine entstanden in einem spat mesoproterozoischen Inselbogen Kottas Arc Fur die zentrale und sudliche Heimefrontfjella wird ein durch Extension und Magmatismus gepragtes Backarc Becken angenommen das sich nach Osten fortsetzte Zwischen 1200 und 1100 mya entwickelte sich neue Kruste in dem ozeanischen Inselbogen der sudlich vom Kaapvaal Grunehogna Kraton lag Vor ca 1100 mya wurde der Tugela Ozean zwischen dem Inselbogen und dem Kaapvaal Grunehogna Kraton geschlossen und die Gesteine des Inselbogens dabei durchgreifend deformiert und metamorphosiert Gleichzeitig wurden im Sivorg Backarc weiter Laven gefordert moglicherweise hatte sich bis 1090 mya sogar echte ozeanische Kruste gebildet Sivorg Ozean Um ozeanische Kruste zu subduzieren muss sie mindestens 30 Millionen Jahre alt sein erst dann ist sie ausreichend abgekuhlt und schwer genug um in den Erdmantel einzutauchen Diese Zeitspanne von 30 Millionen Jahren liegt zwischen dem Alter von Zirkon Saumen und der Intrusion der Granite und Diorite von Laudalkammen in der nordlichen Heimefrontfjella Eine Entstehung der Laudalkammen Plutonite die geochemische Charakteristika von Inselbogen Magmatiten zeigt wird auf eine nordgerichtete Subduktion der ozeanischen Lithosphare des Sivorg Ozeans zuruckgefuhrt 9 Kollisionsorogen zwischen West und Ost Gondwana Bearbeiten Das zentrale Neuschwabenland zwischen 8 und 14 O wird von einem granulitfaziellen metamorphen Grundgebirge aufgebaut das vor 530 mya von zahlreichen Plutonen intrudiert wurde Das metamorphe Grundgebirge besteht aus gebanderten Gneisen Granuliten und Metasedimenten Ein spat mesoproterozoisches Protolith Alter dieser Gesteine konnte durch Datierungen an Zirkonen nachgewiesen werden Dieses mesoproterozoische Grundgebirge durchlief eine mehrphasige Metamorphose Die erste Metamorphose fand um 1080 mya statt und markiert die erste Phase der Schliessung des Tugela Ozeans 10 Da jedoch auch Plutonite mit Altern um 530 mya durchgreifend zu Augengneisen deformiert und metamorphosiert wurde ist ein kambrisches Alter der zweiten Gebirgsbildung belegt Diese Gebirgsbildung war das Resultat des Kollision von Ost und West Gondwana wodurch einer der grossten Gebirgsgurtel der Erdgeschichte das Ostafrikanisch Ostantarktische Orogen 11 entstand Unterpermisches Deckgebirge Bearbeiten Reste des unterpermischen Deckgebirges werden als Amelang Plateau Formation bezeichnet 12 und sind nur im westlichen Neuschwabenland Vestfjella Heimefrontfjella und Kirwanveggen erhalten Nach der Bildung Gondwanas im Kambrium war Neuschwabenland lange Zeit Abtragungsgebiet Reste einer oberkambrischen Molasse sind nur im sudlichen Kirwanveggen belegt Danach fehlen jegliche geologische Belege vom Ordovizium bis zum Karbon Gegen Ende des Karbons existierte eine Verebnungsflache mit geringen Reliefunterschieden auf der sich ein machtiger Eisschild gebildet hatte Reste dieser Flache treten in der nordlichen Heimefrontfjella zu Tage und zeigen Gletscherschrammen und Rundhocker Nach dem Eisruckzug wurde ein Deckgebirge abgelagert das an der Basis mit Diamiktiten einsetzt Uber den Diamiktiten folgen einige Meter feingeschichteter Sand und Siltsteine mit Dropstones daruber helle Feinsande in denen gut erhaltene Blattabdrucke zu finden sind Diese Folge stellt die Ablagerung eines Deltas in einem periglazialen See dar Uber den Dropstone fuhrenden Sand und Siltsteinen sind in der nordlichen Heimefrontfjella noch bis zu 140 m gelblicher Sandsteine mit Kohleflozchen erhalten Das Alter der Amelang Plateau Formation konnte mit palynologischen Methoden auf das Unterperm Asselium bis Sakmarium eingegrenzt werden 13 nbsp Blattabdruck von Gangamopteris cyclopteroides FEISTM Fundort Kottasberge Die eingeschalteten Kohlen sind typische Gondwanakohlen mit hohen Anteilen an Inertinit und Mineralen Bemerkenswert ist der geringe Inkohlungsgrad der Kohle der etwa dem Ubergang vom Braunkohlen zum Steinkohlenstadium entspricht Entdeckung und Erforschung Neuschwabenlands BearbeitenEntdeckungsfahrten von norwegischen Wal und Robbenfangern wie die Fahrten von Kapitan Carl Anton Larsen weckten in den neunziger Jahren des 19 Jahrhunderts das wirtschaftliche Interesse der europaischen Nationen an der Antarktis Um den Walfangern neue Fanggrunde zu erschliessen erforschten drei norwegische Expeditionen in den Jahren 1929 1930 1930 1931 und 1936 1937 die Kustenlinie zwischen 20 westlicher und 45 ostlicher Lange 14 Dabei wurde wahrend der Norvegia Expeditionen 1929 1931 unter Kapitan Hjalmar Riiser Larsen ein Wasserflugzeug zur Erkundung eingesetzt 12 In der Ferne wurden dabei einige Nunatait gesichtet jedoch konnte sich das Flugzeug aus Sicherheitsgrunden nicht allzu weit vom offenen Meer entfernen Diese Expeditionen legten den Grundstein fur den norwegischen Anspruch auf diesen Teil der Antarktis am 14 Januar 1939 unter dem Namen Dronning Maud Land Die Namensgebung erfolgte zu Ehren der norwegischen Konigin Maud 1869 1938 die im Jahre zuvor verstorben war Deutsche Antarktische Expedition 1938 39 Bearbeiten Hauptartikel Deutsche Antarktische Expedition 1938 39 Das Interesse des Deutschen Reiches an der Antarktis war in den 1930er Jahren ebenfalls vorwiegend wirtschaftlicher Natur Vor allem die geplante Schliessung der Fettlucke d h die Absicht die Abhangigkeit des Deutschen Reiches vom Import technischer Fette und Nahrungsfette zu verringern war der Grund fur einen Ausbau der Walfangflotte Im Fruhjahr 1938 wurde Kapitan Alfred Ritscher 1879 1963 mit der Leitung einer Expedition in die Antarktis betraut Innerhalb eines halben Jahres gelang es eine Expedition zusammenzustellen und auszurusten welche die topographischen Kenntnisse fur die deutsche Walfangflotte schaffen gleichzeitig ein wissenschaftliches Programm entlang der Kuste unter Berucksichtigung von Biologie Meteorologie Ozeanographie und Erdmagnetik durchfuhren und das bis dahin unbekannte Hinterland durch Vermessungsfluge erkunden sollte Es bestand aber auch die Absicht eine Grundlage fur eine spatere deutsche Besitzergreifung dieses Sektors zu schaffen daher wurden die Vorbereitungen fur diese Expedition unter strengster Geheimhaltung getroffen Das Zielgebiet dieser Expedition war die Region zwischen 20 West und 20 Ost Die Deutsche Antarktische Expedition erreichte Anfang Januar 1939 das Arbeitsgebiet an der Prinzessin Martha Kuste und entdeckte bisher vollig unbekannte Gebirgsregionen in deren Hinterland In sieben Vermessungsflugen zwischen dem 19 Januar und 5 Februar 1939 konnte eine Flache von ca 350 000 km photogrammetrisch aufgenommen werden Diese Region wurde von der Expeditionsleitung Neuschwabenland getauft Zwischenzeitlich hatte die norwegische Regierung Informationen uber die deutschen Aktivitaten erhalten und den gesamten Sektor zwischen 20 W und 45 O am 14 Januar 1939 als Konigin Maud Land zu norwegischem Territorium erklart ohne dessen sudliche Erstreckung zu definieren Die Auswertung der deutschen Forschungsaktivitaten in der Antarktis wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen und ein grosser Teil der 11 600 Schragluftbilder ging im Krieg verloren Neben den von Ritscher veroffentlichten Bildern und Karten uberstanden nur ca 600 Luftbilder den Krieg die jedoch erst 1982 wiederentdeckt und ausgewertet wurden 15 nbsp Die Drygalskiberge im zentralen Neuschwabenland von Norden gesehen In der Bildmitte der Ulvetanna der von der Ritscher Expedition Matterhorn genannt wurde Expeditionen nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Der Beginn der eigentlichen Erforschung des Dronning Maud Landes ist durch die Norwegisch Britisch Schwedische Antarktisexpedition unter John Giaever 1949 52 festzumachen Ausgehend von der Station Maudheim 71 2 S 10 55 W 71 033333333333 10 916666666667 wurden meteorologische geologische glaziologische geodatische und biologische Arbeiten durchgefuhrt Man hatte nur Hundeschlitten als Transportmittel zur Verfugung so dass als entferntester Punkt 73 37 S 1 30 O 73 616666666667 1 5 erreicht wurde Fur die Erstellung topographischer Karten wurde ein photogrammetrisches Programm begonnen das bis 1957 1958 andauerte Auf der Grundlage der dabei entstandenen Schragluftbilder erstellte das Norsk Polarinstitutt ein flachendeckendes topographisches Kartenwerk der eisfreien Regionen im Massstab 1 250 000 das ab 1962 erschienen ist Als Beitrag zum Internationalen Geophysikalischen Jahr 1957 1958 bemuhte sich der durch seine Himalaya und Pamir Expeditionen bekannte Expeditionsleiter und Arzt Karl Herrligkoffer um Mittel fur eine Deutsche Sudpol Expedition 1957 1958 nach Neuschwabenland Obwohl er von Ritscher und dem damaligen Bundesminister Franz Josef Strauss unterstutzt wurde musste das Unternehmen wegen Finanzierungsschwierigkeiten zunachst um ein Jahr verschoben und dann vollig abgesagt werden 16 In den Jahren zwischen 1959 und 1969 erlebte Neuschwabenland eine erste Phase systematischer geologischer Erkundung Ausgehend von der britischen Halley Station in Betrieb seit 1956 den sowjetischen Stationen Lasarew 1959 61 und Nowolasarewskaja seit 1961 und der sudafrikanischen SANAE IV Station seit 1962 erreichten Expeditionen die oft mehrere hundert Kilometer im Landesinneren gelegenen Gebirgszuge und fuhrten geodatische und geologische Programme durch Als Ergebnis dieser Arbeiten lagen bis ca 1975 geologische Ubersichtskarten im Massstab 1 500 000 und einige grundlegende Veroffentlichungen zur Geologie dieser Regionen vor Anfang der 1980er Jahre traten die Bundesrepublik Deutschland die DDR und Indien in den Kreis der aktiven Antarktisvertragsstaaten ein und setzten die Arbeiten fort Seit 1976 waren DDR Wissenschaftler als Teilnehmer sowjetischer Antarktis Expeditionen in der Umgebung der Nowolasarewskaja Station tatig Mit der Georg von Neumayer Station 1981 1991 und der Nachfolgestation Neumayer Station II 1992 2009 bei 70 39 S 8 15 W 70 65 8 25 bekamen westdeutsche Geologen eine feste Ausgangsbasis fur Forschungsarbeiten in den Gebirgszugen des westlichen Neuschwabenlandes Indien errichtete 1984 die Uberwinterungs Station Dakshin Gangotri an der Schelfeiskante bei 70 5 S 12 0 O 70 083333333333 12 die jedoch nach funf Jahren zugunsten der Station Maitri in der Schirmacher Oase bei 70 45 S 11 44 O 70 75 11 733333333333 aufgegeben wurde Anstelle von Detailuntersuchungen in besonders interessanten Teilgebieten wurde mit flachendeckenden geologischen Kartierprogrammen begonnen woraus geologische Karten mit Massstaben von 1 150 000 bis 1 25 000 resultierten 17 18 19 Die bislang umfangreichste Expedition mit uber 40 Teilnehmern aus Deutschland Italien und Russland fand im Sudsommer 1995 96 statt GeoMaud Expedition Sie wurde von der Bundesanstalt fur Geowissenschaften und Rohstoffe organisiert und umfasste geologische geophysikalische und geodatische Untersuchungen Das Arbeitsprogramm enthielt auch einen Befliegungsplan zur photogrammetrischen Aufnahme des zentralen und ostlichen Neuschwabenlands wobei 4500 Luftbilder entstanden 20 Benennung geographischer Objekte BearbeitenDie Regierung der Bundesrepublik Deutschland ubt seit 1952 das mit der Entdeckung verbundene Recht zur geographischen Namensgebung aus erhebt jedoch keine Gebietsanspruche Die deutschen Benennungen nach Expeditionsteilnehmern der Expedition 1938 39 wurden auch auf den amtlichen norwegischen Karten verwendet allerdings wurden dabei die Bezeichnungen fur die Relief formen ins Norwegische ubersetzt z B Muhlig Hofmann Gebirge Muhlig Hofmannfjella In der westlichen Halfte Neuschwabenlands waren die Lageungenauigkeiten der Expeditionskarte so gross dass viele von der Deutschen Antarktischen Expedition benannte Objekte nicht identifiziert werden konnten daher erfolgte eine Neubenennung auf den norwegischen Karten 15 Forschungsstationen BearbeitenDerzeit befinden sich in Neuschwabenland funf permanent besetzte Forschungsstationen und einige Stationen die nur im Sudsommer besetzt sind Die deutsche Neumayer Station III liegt auf dem Ekstromisen im Nordwesten von Neuschwabenland Die sudafrikanische SANAE IV Station ist auf Felsuntergrund errichtet und liegt bei Vesleskarvet im nordlichen Borgmassivet Die norwegische Station Troll war ursprunglich eine Sommerstation und wurde 2004 zur ganzjahrig besetzten Station umgebaut Sie liegt im Nordwesten der Mayrkette bei 72 0 S 2 32 O 72 2 5333333333333 1270 auf 1270 m Meereshohe In der Schirmacher Oase im Nordosten Neuschwabenlands liegen die indische Maitri Station und die russische Nowolasarewskaja Station Beide Stationen sind in nur drei Kilometer Entfernung voneinander auf festem Untergrund errichtet In unmittelbarer Nahe der sowjetischen Station erbaute die DDR 1976 die Georg Forster Station die als Ausgangsbasis fur umfangreiche geodatische geophysikalische glaziologische meteorologische und Forschungen in der Schirmacher Oase selbst sowie in den sudlich gelegenen Gebirgsketten des Wohlthat Massivs diente Sie wurde 1996 aus Kostengrunden vollstandig abgebaut Die deutsche Kohnen Station auf dem Polarplateau in 2892 m Hohe ist nur im Sommer besetzt hier wurde eine uber 3 km tiefe Eiskernbohrung EPICA niedergebracht Tourismus BearbeitenSeit 1997 ist Neuschwabenland Ziel von Bergsteiger Expeditionen und wird bei Bedarf von kommerziellen Veranstaltern angeflogen 21 Als Basis dient eine Landepiste aus Schneebeton sudlich der Nowolasarewskaja Station Regelmassige Fluge werden seit 2002 mit einer Iljuschin 76TD von Kapstadt zum Novo Airfield angeboten die sowohl von Wissenschaftlern als auch von Touristen genutzt werden Betreiber der Flugverbindung ist die sudafrikanische Fluggesellschaft Antarctic Logistics Centre International ALCI 22 Verschworungstheorien BearbeitenNeuschwabenland ist seit Jahrzehnten Gegenstand mehrerer Verschworungstheorien Diese gehen zumeist davon aus im Gefolge der deutschen Expedition von 1938 39 sei hier ein riesiger militarischer Stutzpunkt errichtet worden in den sich 1945 mehrere hochrangige Nationalsozialisten und starke Truppenverbande zuruckgezogen hatten Die USA und Grossbritannien wurden seit Jahrzehnten heimlich und vergeblich versuchen das Gebiet zu erobern und hatten in diesem Zusammenhang auch Nuklearwaffen eingesetzt Moglich sei das Uberleben der NS Truppen weil das Gebiet von heissen Quellen durchzogen sei die fur Energie und Warme sorgen wurden Keine dieser Behauptungen halt einer Uberprufung stand 23 24 In Berlin existiert seit 2002 das sogenannte Neuschwabenlandtreffen gegrundet von Axel Stoll Karl Wilhelm Schneider und Peter Schmidt Das WDR Horspiel Neuschwabenland Symphonie aus dem Jahr 2012 greift die Verschworungstheorien auf 25 Siehe auch Rezeption im Artikel ReichsflugscheibeLiteratur BearbeitenWilfried Bauer Robert J Thomas Joachim Jacobs Proterozoic Cambrian history of Dronning Maud Land in the context of Gondwana assembly In Masaru Yoshida Brian F Windley Somnath Dasgupta Hrsg Proterozoic East Gondwana Supercontinent assembly and breakup The Geological Society London Special Publication 206 Geological Society London 2003 ISBN 1 86239 125 4 S 247 269 doi 10 1144 GSL SP 2003 206 01 13 Peter Bormann Diedrich Fritzsche Hrsg The Schirmacher Oasis Queen Maud Land East Antarctica and its surroundings Petermanns Geographische Mitteilungen Erganzungsheft Band 289 Perthes Gotha 1995 ISBN 3 623 00760 9 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243569700 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neuschwabenland amp oldid 236677391