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Dieser Artikel erlautert den Berg mit Kloster St Annaberg zur gleichnamigen polnischen Ortschaft siehe Sankt Annaberg Zum gleichnamigen Berg nebst Wallfahrtskapelle in Haltern am See NRW D siehe St Anna Haltern am See zum Franziskanerkloster im sachsischen Annaberg Buchholz siehe Franziskanerkloster Annaberg Der St Annaberg auch Annaberg schlonsakisch Anaberg polnisch Gora Swietej Anny ˈgura ˈɕfʲɛntɛɪ ˈan ɨ ist ein Inselberg in landlich gepragter Umgebung auf dem sich der wichtigste katholische Wallfahrtsort Oberschlesiens befindet Es handelt sich um einen Komplex bestehend aus der Wallfahrtsbasilika dem Kloster und dem Kalvarienberg oberhalb der gleichnamigen Ortschaft Sankt Annaberg poln Gora Swietej Anny auf dem Gebiet der Gemeinde Leschnitz zwischen Tarnowskie Gory Tarnowitz und Oppeln Ziel der zahlreichen Wallfahrten ist eine 66 cm hohe Figur der heiligen Anna selbdritt aus Lindenholz im Hauptaltar der Wallfahrtskirche Der Annaberg besteht aus den Uberresten eines Vulkans der schon seit mehreren Millionen Jahren inaktiv ist AnnabergBlick auf den Annaberg mit KlosterkircheHohe 406 m n p m Lage Polen OberschlesienKoordinaten 50 27 0 N 18 10 0 O 50 45 18 166666666667 406 Koordinaten 50 27 0 N 18 10 0 OSt Annaberg Opole Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geschichte 2 1 Kloster und Wallfahrtsstatte 2 2 Politische Bedeutung und Schlachtfeld 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseName BearbeitenUrsprunglich wurde der Annaberg Chelmberg genannt spater tauchte die Bezeichnung Sankt Georgenberg auf so im Jahre 1657 als Monte Georgi vulgo Chelm Die Klosterchronik aus dem Jahre 1665 verzeichnete Conventus Sanctae Annae in Monte Chelm Konvent der heiligen Anna auf dem Chelmberg die Bezeichnung monte Chelm wurde auch in einem Visitationsbericht von 1679 verwendet Auf einer Schlesienkarte von 1561 findet sich der Name S Georgenberg und 1712 Georgenberg Der Name Annaberg mit Bezug auf die bestehende Verehrung der heiligen Anna erschien erst spater Geschichte BearbeitenKloster und Wallfahrtsstatte Bearbeiten nbsp Klosterkirche St Anna mit Paradieshof nbsp Stich des Annaberges aus dem 19 Jahrhundert nbsp Kreuzweg mit der Lourdes GrotteDie geschriebene Geschichte von Gora Swietej Anny begann im 15 Jahrhundert Um 1480 liehen Christoph Strela Stral der damalige Herr auf Poremba Poreba und sein Sohn Krystek eine grosse Summe Geld wahrscheinlich um eine Kirche auf dem ihnen gehorenden Berggipfel zu errichten Kraft eines vom Breslauer Bischof Johannes Thurzo am 25 Juni 1516 unterschriebenen Dokuments ubergab der Herr auf Poremba Mikolaj Strela die St Anna Kirche auf dem Chelmberg dem Pfarrer der Pfarrei von Leschnitz zur Pflege Der Berg wurde sehr schnell Ziel vieler Wallfahrten Sein Rang wurde noch durch die Ubergabe der St Anna Reliquien von Nikolaus Kochtizky Besitzer von Ujest Ujazd gehoben Die weitere Entwicklung dieser Ortschaft war mit dem Schicksal der aus Wielun stammenden Familie von Gaschin verbunden 1631 wurden sie Besitzer von Zyrowa und kauften 1637 Poremba samt dem Annaberg hinzu Graf Melchior Ferdinand von Gaschin wollte auf dem Annaberg Franziskaner ansiedeln Zu diesem Zweck wandte er sich mehrmals an die Franziskaner Reformaten in Krakau die schon damals ein Kloster in Gleiwitz Gliwice besassen Seine Bitte wurde aber abgelehnt Erst wahrend der Schwedisch Polnischen Kriege wurden die Franziskaner gezwungen ihre Kloster in Krakau und Lemberg zu verlassen und in Schlesien Zuflucht zu suchen Damals wurde die Entscheidung getroffen die Kirche auf dem Annaberg den Franziskanern zu ubergeben Am 1 November 1655 trafen unter der Fuhrung von Pater Franciszek Rychlowski 22 Ordensbruder ein Anfangs wohnten sie in Leschnitz Graf von Gaschin schenkte ihnen den Platz fur Kloster und Garten und sicherte Mittel fur den Ausbau der bestehenden Kirche Seit dem 6 August 1656 befand sich die Kirche offiziell unter der Aufsicht der Franziskaner Am 16 Juni 1657 wurde die Spendenabmachung vom polnischen Konig Johann II Kasimir bestatigt der zu dieser Zeit Pfander des Herzogtums Oppeln Ratibor war 1657 bis 1659 wurde auf dem Annaberg ein Kloster aus Holz errichtet An dessen Stelle wurde in den Jahren 1733 1749 das heutige gemauerte Kloster errichtet spater wurde es einige Male umgebaut Auf diese Weise entstand das noch heute erhaltene barock gotische Kirchengebaude Eine Verlangerung der Kirche ist der viereckige Hof von drei Seiten mit Laubengangen aus dem Jahre 1768 umgeben 1804 umgebaut und Paradiesplatz genannt Zu den Wohltatern der Franziskaner gehorte der Testamentsvollstrecker von Melchior Georg Adam von Gaschin Er begann den Kalvarienberg zu bauen Dafur erhielt er im Jahre 1700 die Zulassung des Breslauer Bischofs 1700 1709 wurden nach dem Vorbild von Kalwaria Zebrzydowska drei grosse und 30 kleinere Kapellen zu Ehren des Leidens des Herrn errichtet Diese Arbeiten fuhrte der in Oppeln wohnende italienische Architekt Domenico Signo aus Von 1760 bis 1764 restaurierte Graf Anton von Gaschin genannt der Starke die bisherigen Kapellen und baute weitere der Muttergottes gewidmet hinzu 1764 wurden der Kalvarienberg fertiggestellt Der Annaberg wurde in dieser Zeit das Zentrum des religiosen Lebens in Oberschlesien das immer mehr Wallfahrer auch aus den Nachbarlandern anzog Um fur alle Pilger wahrend der gemeinsamen Andachten ausreichend Platz bereitzustellen wurde der Steinbruch eingeebnet 1912 bis 1914 wurde die Lourdesgrotte gebaut Um den sie umschliessenden Platz wurden Kreuzwegstationen errichtet Fur die immer mehr zunehmende Anzahl von Pilgern wurde in den Jahren von 1929 bis 1938 auf Veranlassung von Pater Felix Koss ein neues Pilgerheim ca 2000 Platze errichtet Fur die Bedurfnisse der Pilger wurden mehrere Jahrzehnte lang Bucher und religiose Publikationen sowohl auf Polnisch als auch auf Deutsch gedruckt Schon seit Mitte des 19 Jahrhunderts waren hier die Verlage von Franz Gielnik und Michael Rogier ansassig der dritte Verlag wurde spater von Adolf Marcyago eroffnet Der Gielnik Verlag als popularster Verlag publizierte bis in die 40er Jahre des 20 Jahrhunderts Dreimal in der Geschichte des Annabergs wurde das Kloster von den Franziskanern verlassen Das erste Mal wahrend der Sakularisation in Preussen 1810 bis 1858 dann wahrend des sogenannten Kulturkampfes im Jahre 1875 und schliesslich zum dritten Mal 1940 wahrend des Zweiten Weltkrieges Es gehorte zur Sachsischen Franziskanerprovinz ab 1911 zur neugegrundeten Schlesischen Franziskanerprovinz und nach dem Zweiten Weltkrieg zur Polnischen Franziskanerprovinz von der hl Hedwig Prowincja Swietej Jadwigi Zakonu Braci Mniejszych Die auf dem Annaberg durch dortige Verlage herausgegebenen Schriften sowie verschiedene Klosterdokumente beweisen dass die Pfarrei der Franziskaner uber einen langen Zeitraum einen zweisprachigen Charakter hatte Dies zeigte sich auch in den seit 1861 abgehaltenen Feierlichkeiten der grossten Ablasse die getrennt fur polnisch und deutschsprachige Glaubige begangen wurden Dieser Zustand dauerte bis 1939 an als ein Verbot fur polnischsprachige Andachten in Oberschlesien erlassen wurde Dagegen wurden die Andachten nach dem Zweiten Weltkrieg im nun polnischen Gora Swietej Anny ausschliesslich auf Polnisch gehalten Die Zweisprachigkeit konnte erst wieder nach der Wende 1989 in Form der Sonntagsmesse in deutscher Sprache sowie der alljahrlichen Minderheiten Wallfahrt auf dem Annaberg wiedereingefuhrt werden Politische Bedeutung und Schlachtfeld Bearbeiten nbsp Deutsches Amphitheater und polnisches Denkmal oben Der Annaberg hatte grosse politische Bedeutung fur die deutsch polnische Geschichte des 20 Jahrhunderts Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien vom 20 Marz 1921 uber die staatliche Zugehorigkeit stimmten knapp 60 der Wahler fur einen Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland In der Gemeinde Annaberg stimmten fast 82 der gultigen Stimmen fur Deutschland im ubergeordneten Wahlkreis Gross Strehlitz jedoch eine knappe Mehrheit fur einen Anschluss an Polen Im von Wojciech Korfanty organisierten Dritten Polnischen Aufstand versuchten polnische Freischarler mit Unterstutzung der franzosischen Truppen die Teile Oberschlesiens die bei dem Abstimmungsergebnis eine polnische Mehrheit hatten Polen zuzuschlagen Deutschland war durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags und den Druck der franzosischen Siegermacht offiziell daran gehindert gegen die Aufstandischen vorzugehen Inoffiziell wurde der deutsche Widerstand unterstutzt Im Mai 1921 besetzten polnische Freischarler den strategisch wichtigen Annaberg und der Ort wurde zu einem Symbol fur die beiden kampfenden Parteien Das Gebiet um den Annaberg war in dieser Zeit ein zentraler Ort der militarischen Auseinandersetzungen die einen entscheidenden Einfluss auf das endgultige Ergebnis der Kampfe hatten Am 21 Mai 1921 nahm der aus deutschen Freikorps gebildete Selbstschutz Oberschlesien SSOS unter Peter von Heydebreck im Sturm auf den Annaberg den Berg ein Am 20 Oktober 1921 beschloss der Oberste Rat der Alliierten nach einer Empfehlung des Volkerbunds den Osten des oberschlesischen Industriereviers das einem Drittel der Gesamtflache Oberschlesiens entsprach an Polen zu ubertragen Beim Deutschen Reich verblieb der zwar flachen und bevolkerungsmassig grossere aber eher agrarisch strukturierte und dunner besiedelte Teil des Abstimmungsgebiets nbsp Amphitheater von 1938Dieses Ereignis wurde sowohl in der Zeit des Nationalsozialismus als auch spater in der kommunistischen Volksrepublik Polen nationalistisch verklart der Berg wurde zur Gedenkstatte der Kampfe von 1921 Von 1934 bis 1936 wurde ein Feierstatte der Schlesier genanntes Amphitheater als Thingstatte erbaut Die beteiligten Architekten waren Bohmer amp Petrich 1 Von 1936 bis 1938 entstand im Steinbruch nach Planungen von Robert Tischler eine Rotunde mit einem Mausoleum als Reichsehrenmal fur die Freikorpskampfer erbaut vom Volksbund Deutsche Kriegsgraberfursorge fur die Gefallenen des Selbstschutz Oberschlesien und der Freikorps in Oberschlesien im Baltikum und im Ruhrgebiet 2 3 Die sterblichen Uberreste von 50 Gefallenen wurde ins Mausoleum umgebettet Das Amphitheater und das Mausoleum sollten nach dem Entwurf der Behorden ein Gegengewicht fur das Sanktuarium sein standen also in Konkurrenz zum katholischen Wallfahrtsort St Annaberg Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Annaberg polnisch Das deutsche Mausoleum wurde nach Kriegsende entfernt 1955 wurde an dieser Stelle das Denkmal der aufstandischen Tat errichtet Dieses Denkmal ist ein Werk des polnischen Bildhauers Xawery Dunikowski der vier Jahre im KZ Auschwitz zugebracht hatte 4 Am Weg vom Annaberg nach Leschnitz befindet sich das Museum der Schlesischen Aufstande Die Tribunen des Amphitheaters und der ebenfalls steinerne Fahnenmast sind erhalten geblieben Literatur BearbeitenCamillus Bolczyk St Annaberg Geschichte des beruhmten Wallfahrtsortes im Herzen Oberschlesiens Verlag der Franziskaner Carlowitz Breslau 1926 uberarbeitete Neuausgabe unter dem Titel St Annaberg Kurze Geschichte des beruhmten Wallfahrtsortes im Herzen Oberschlesiens Antonius Verlag Breslau 1937 Robert Thoms Der Sturm auf den Annaberg 1921 in historischen Dokumenten Dokumente zur Geschichte der deutschen Freikorps Books on Demand Hamburg 2001 ISBN 3 8311 1792 6 Erich Mende Der Annaberg und das deutsch polnische Verhaltnis Bund der Vertriebenen Bonn 1991 ISBN 3 925103 48 1 Stadtverwaltung in Leschnitz Lesnica Um den Sankt Annaberg 1996 ISBN 83 904629 0 7 Korbinian Bock Bollwerk des Deutschtums im Osten Das Freikorpsehrenmal auf dem Annaberg Oberschlesien In RIHA Journal 27 Juni 2017 abgerufen am 14 April 2021 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Annaberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Umgang mit der Vergangenheit am Annaberg Memento vom 20 Juni 2010 im Internet Archive Chronologie der Ereignisse von 1921 Memento vom 4 Oktober 2008 im Internet Archive Film uber den Annaberg produziert im Auftrag des Vereins Annaland Geschichte und Sehenswurdigkeiten am Annaberg im Online Reisefuhrer OberschlesienEinzelnachweise Bearbeiten Arnold Bartetzky Marina Dmitrieva Stefan Troebst Neue Staaten neue Bilder visuelle Kultur im Dienst staatlicher Selbstdarstellung in Zentral und Osteuropa seit 1918 Bohlau Verlag Koln Weimar 2005 S 304 1 Bild des Reichsehrenmals Herder Institut Wiedergewonnene Geschichte Arnold Bartetzky Marina Dmitrieva Stefan Troebst Neue Staaten neue Bilder visuelle Kultur im Dienst staatlicher Selbstdarstellung in Zentral und Osteuropa seit 1918 Bohlau Verlag Koln Weimar 2005 S 304 305 2 Normdaten Geografikum GND 4251988 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Annaberg amp oldid 236265769