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Johann II Kasimir auch Johann II Kasimir Wasa 1 polnisch Jan II Kazimierz Waza litauisch Jonas Kazimieras Vaza lateinisch Ioannes Casimirus 21 Marz 1609 in Krakau 16 Dezember 1672 in Nevers aus der schwedischen Dynastie Wasa war von 1648 bis 1668 als Konig von Polen und Grossfurst von Litauen der gewahlte Herrscher des Staates Polen Litauen sowie bis zu seinem Lebensende Titularkonig von Schweden Johann II Kasimir als Konig von Polen Titularkonig von Schweden Grossfurst von Litauen Gemalde eines Daniel Schultz Johann Kasimirs Unterschrift Das Adelswappen der Wasa Dynastie mit der Ahrengarbe im Zentrum Inhaltsverzeichnis 1 Konigliche Titulatur 2 Leben 2 1 Kosakenaufstand Schwedische Sintflut Kriege mit Brandenburg Russland 2 2 Ergebnisse und Abdankung 3 Verweise 3 1 Siehe auch 3 2 Literatur 3 3 Weblinks 3 4 EndnotenKonigliche Titulatur BearbeitenTitulatur auf Latein Ioannes Casimirus Dei Gratia rex Poloniae magnus dux Lithuaniae Russie Prussiae Masoviae Samogitiae Livoniae Smolenscie Severiae Czernichoviaeque nec non Suecorum Gothorum Vandalorumque haereditarius rex etc Deutsche Ubersetzung Johann Kasimir von Gottes Gnaden Konig von Polen Grossherzog von Litauen Rus Preussen Masowien Samogitien Livland Smolensk Sewerien Czernihow ebenso erblicher Konig der Schweden Goten und Vandalen Leben Bearbeiten nbsp Kardinal Johann KasimirJohann Kasimir trat als Sohn aus der zweiten Ehe Sigismunds III mit Constanze von Osterreich zunachst 1640 in den Jesuitenorden ein und wurde wenig spater von Papst Innozenz X zum Kardinalpriester ernannt Nach dem unerwarteten Tod seines Halbbruders Konig Wladyslaw IV Wasa bestieg er nach papstlichem Dispens am 20 November 1648 den polnischen Thron Wenig spater heiratete er dessen Witwe Marie Luise von Nevers Gonzaga Kosakenaufstand Schwedische Sintflut Kriege mit Brandenburg Russland Bearbeiten Kurz vor seinem Amtsantritt kam es 1648 im ukrainischen Teil des Reiches zum Aufstand der Saporoger Kosaken unter ihrem Hetman Bohdan Chmelnyzkyj den auch die Krimtataren unterstutzten Die Aufstandischen verubten blutige Massaker an katholischen Polen und Juden wobei die Zahl der Opfer auf eine Viertelmillion geschatzt wird Die Polen konnten Ende Juni 1651 das vereinte Heer der Kosaken und Krimtataren in der Schlacht bei Berestetschko schlagen und damit die Kontrolle in Wolhynien und Podolien wieder herstellen aber der interne Konflikt ging weiter Die ukrainischen Kosaken schlossen 1654 mit dem Vertrag von Perejaslaw eine Allianz mit Russland so ging der Kosaken Aufstand in den Russisch Polnischen Krieg 1654 1667 uber s u Als die schwedische Konigin Christina I am 16 Juni 1654 abdankte machte Johann II ungeachtet des Widerspruchs seiner hochsten Wurdentrager als Urenkel Gustav I Wasas seine Anspruche auf den schwedischen Thron geltend Dieser Erbstreit diente Karl X Gustav als Vorwand zum Zweiten Nordischen Krieg der in die polnische Geschichte als die Blutige bzw Schwedische Sintflut einging als die schwedischen Soldaten ab Sommer 1655 rasch bis Warschau und Krakau vordrangen Das damals arme Schweden verfugte ab dem 17 Jahrhundert uber die erste Wehrpflicht und Berufsarmee Europas die im Gegensatz zu den gegnerischen Soldnerarmeen hochmotiviert war jedoch auch durch die Ausplunderung anderer Lander u a Deutschland im Dreissigjahrigen Krieg unterhalten wurde Johann II dem die polnische Offentlichkeit die Schuld am verheerenden Krieg anlastete und ein Teil des Adels die Loyalitat kundigte Vertrage von Ujscie und Kedainiai fluchtete bereits 1655 nach Schlesien Schloss Oberglogau bei Neustadt wo die Wasa in Oppeln als Landesherren auftraten Der von ihm erhoffte militarische Beistand durch seine Verwandten die katholischen Habsburger blieb zunachst aus Im Winter 1655 uberstand aber das Kloster Jasna Gora eine monatelange Belagerung durch 3000 schwedische Soldaten was der Hilfe der Mutter Gottes zugesprochen wurde und dort einen besonderen polnischen Marienkult begrundete Der Konig unterstellte feierlich ganz Polen dem Schutz Mariens 2 Den weiteren Krieg fuhrte er mit wechselhaftem Erfolg Vorschnell gab er die Schlacht bei Warschau 1656 gegen Karl X Gustav und den mit ihm verbundeten Friedrich Wilhelm von Brandenburg verloren Friedrich Wilhelm der fur das Herzogtum Preussen ein Vasall des polnischen Konigs war liess die schwedischen Truppen frei durch das brandenburgische Hinterpommern ziehen um sein Land zu schutzen Dies wurde von polnischer Seite als ein klarer Lehensbruch angesehen 3 Auch der siebenburgische Furst Georg II Rakoczi kam dem Schwedenkonig zur Hilfe indem er im Bundnis mit Chmelnyzkyj weite Teile Polens durch seine kosakisch siebenburgische Armee bis zu 40 000 Mann verheeren und plundern liess Den volligen Zusammenbruch des Konigreichs verhinderten nur der Hetman Stefan Czarniecki und seine Guerillataktik ferner eine kurzlebige Allianz mit dem muslimischen Khanat der Krim unter Islam III Giray Die Plunderungen und Steuererhebungen der Schweden kippten die Stimmung in Polen fur den Konig Nach seiner Ruckkehr aus dem Exil im Jahr 1656 konnte Johann II in den folgenden Kriegsjahren sein Reich halten musste jedoch im Vertrag von Wehlau auf die Lehnshoheit uber das Herzogtum Preussen verzichten wodurch er Friedrich Wilhelm zu einem erneuten Seitenwechsel bewegen konnte Der Vertrag sollte sich spater als eine der entscheidenden Wegmarken in der Entwicklung Brandenburg Preussens zu einer europaischen Grossmacht erweisen Der Schwedisch Polnische Krieg endete schliesslich am 3 Mai 1660 im Frieden von Oliva Der polnische Konig war gezwungen auf alle seinen Anspruche auf den schwedischen Thron Livland mit Riga und Estland zu verzichten Schweden dagegen konnte seinen Status als Grossmacht im Ostseeraum ausbauen und sich im Baltikum gegen Polen und Russland behaupten Im anschliessenden Russisch Polnischen Krieg 1654 1667 konnte Johann II Kasimir ab 1660 das verwustete Gebiet des Grossfurstentums Litauen von russischen Truppen befreien Vor dem Hintergrund erneuter Kampfe mit Kosaken und Krimtataren im Suden des Reichs und einer internen Adelsrebellion unter Furst Lubomirski war er im Vertrag von Andrussowo gezwungen auf weite Teile des heutigen Westrusslands mit Smolensk und der Ostukraine mit Kiew bis an den Dnepr 1667 zu verzichten Ergebnisse und Abdankung Bearbeiten nbsp Polen Litauen in Grenzen von 1656 und seine Gebietsverluste nach den Vertragen von 1657 4 1660 5 und 1667 6 Die 20 Jahre andauernde Regierungszeit Johanns II mit zahlreichen verheerenden Kriegen leitete das Ende des polnisch litauischen Staates ein Das einst wohlhabende Land wurde regelrecht ausgeplundert in Stockholm sind bis heute die damals gestohlenen Kulturguter zu besichtigen und ausgeblutet Infolge der Verwustungen durch sechs Invasionstruppen Kosaken Schweden Russen Tataren Siebenburger und Brandenburger und der daraus folgenden Seuchen Hungersnoten Gewaltakte und Abtretungen des Staatsterritoriums ging die Bevolkerungszahl von 11 12 Millionen 1648 auf 8 Millionen zuruck 1668 Alle Bevolkerungsschichten verarmten hinzu kam der Wirtschaftskollaps Da der durch Jesuiten erzogene Konig den Katholizismus stark forderte waren auch der soziale Frieden im multiethnisch und religiosen Vielvolkerstaat und die bis dato gelebte religiose Toleranz bedroht Infolge der katholischen Konfessionalisierung wanderte ein Teil der Protestanten ab besonders Antitrinitarier auch Polnische Bruder genannt die bei ihren Zeitgenossen als hochgebildet galten wodurch dem Land weiteres wirtschaftliches kulturelles und intellektuelles Potential verloren ging Die Verarmung von Unterschicht und Szlachta v a kleiner und mittlerer Adel senkte ihr politisches Bewusstsein und die Verantwortung fur den Staat Auch degenerierte durch die Egoismen des Hochadels dauerhaft die Adelsdemokratie Einzig die grossten Adelshauser die Magnaten konnten ihre Macht und Einfluss auf Kosten des Konigs ausbauen was langfristig die Entstehung autarker Oligarchiestrukturen innerhalb der Rzeczpospolita forderte Aufgrund seiner aussenpolitischen Niederlagen und der ungeschickten Innenpolitik verfugte Johann II Kasimir uber so wenig personliche Autoritat dass er durch das Liberum Veto seiner Gegner keinen seiner Reformvorschlage in Sejm durchsetzen konnte Nach der Magnatenrebellion 1665 66 unter Furst Jerzy Sebastian Lubomirski gegen die Beschneidung der Goldenen Freiheit Privilegien des Adels und dem Tod seiner geliebten Ehefrau Luisa Maria Gonzaga gab Johann II den Kampf gegen seine innenpolitischen Gegner endgultig auf und dankte entnervt im September 1668 ab Vier Jahre spater starb er als Abt von St Germain des Pres im franzosischen Exil Die sterblichen Uberreste des ehemaligen Konigs wurden in der Wawel Kathedrale zu Krakau beigesetzt wo sich sein Sarkophag in der Krypta unter der Vasa Kapelle befindet Da die Ehe mit Luisa Maria kinderlos blieb bedeutete der Tod Johann Kasimirs zugleich auch das Aussterben des polnischen Zweigs der Wasa Als Staatsoberhaupt von Polen und Litauen folgte ihm der Magnat Michael Furst Wisniowiecki nach Mit dieser Wahl wollte der Adel weitere Verwicklungen in dynastische Erbkriege mit auswartigen Machten ausschliessen Grossenwahnsinnig und arrogant fuhrte er eine Politik die von massiver Selbstuberschatzung und despotischen Tendenzen gepragt war Bereits zu Lebzeiten galt er in den Augen seiner Feinde als der unfahigste polnische Herrscher der uberdies als einziger polnischer Monarch freiwillig abgedankt hatte Die Initialen ICR Ioannes Casimirus Rex deutete man oft als Initium Calamitatis Regni Anfang des Unglucks des Reiches Verweise BearbeitenSiehe auch Bearbeiten Geschichte Polens Geschichte Litauens Geschichte Schwedens Geschichte der Juden in PolenLiteratur Bearbeiten Gottfried Lengnich Geschichte der Preussischen Lande t 7 Koniglich Polnischen Antheils Unter der Regierung Johannis Casimiri gedruckt bey Thomas Johann Schreiber E Hoch Edl Hochweis Raths und des lobl Gymnasii Buchdrucker Danzig 1734 google de Manfred Alexander Kleine Geschichte Polens aktual u erw Auflage Reclam Stuttgart 2008 ISBN 978 3 15 017060 1 S 127 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann II Kasimir Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Druckschriften von und uber Johann II Kasimir im VD 17 Johann II Kasimir In Salvador Miranda The Cardinals of the Holy Roman Church Website der Florida International University englisch Endnoten Bearbeiten Nach Brockhaus Meyers Lexikon Adam Bujak Jan Golonka Izydor Matuszewski Bogdan Waliczek Leszek Sosnowski Adam Sosnowski Tschenstochau Marienheiligtum Jasna Gora Bialy Kruk Krakow 2008 ISBN 978 83 7553 030 8 Werner Schmidt Friedrich I Kurfurst von Brandenburg Konig in Preussen Diederichs 1996 ISBN 978 3 424 01319 1 google de abgerufen am 23 August 2023 Vertrag von Wehlau 1657 Ubergabe der Souveranitat uber das Herzogtum Preussen an den Kurfursten von Brandenburg und dessen Nachkommen Vertrag von Oliva 1660 Volkerrechtliche Anerkennung von Polnisch Estland und Livland mit Riga im legalen Eigentum des Konigreichs Schweden bereits in den 1620ern von Konig Gustav II Adolf fur Schweden erobert Vertrag von Andrussowo 1667 Anerkennung des Status quo Das heutige Westrussland mit Smolensk und Ostukraine mit Kiew samt Umland gehen in den Besitz des Russischen Zarenreichs uber bereits seit 1654 durch russische bzw kosakische Truppen kontrolliert VorgangerAmtNachfolgerWladyslaw IV II WasaKonig von PolenGrossfurst von Litauen 1648 1668Michael WisniowieckiNormdaten Person GND 119389118 lobid OGND AKS LCCN n83225144 VIAF 59323818 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Johann II KasimirALTERNATIVNAMEN Jan II KazimierzKURZBESCHREIBUNG Konig von Polen 1648 1668 GEBURTSDATUM 21 Marz 1609GEBURTSORT Krakau PolenSTERBEDATUM 16 Dezember 1672STERBEORT Nevers Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann II Kasimir amp oldid 236664242