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Die Aufstande in Oberschlesien waren drei bewaffnete Konflikte die zwischen 1919 und 1921 im zu Deutschland gehorenden Oberschlesien stattfanden Erklartes Ziel der polnischen Aufstandischen war es Oberschlesien an das neugegrundete Polen anzuschliessen Die Aufstandischen erhielten keine offene militarische Unterstutzung durch den polnischen Staat der sich im Krieg gegen Sowjetrussland befand Es kam zur Teilung und Ostoberschlesien wurde 1922 an Polen abgetreten Als Organisator gilt der Oberschlesier Wojciech Korfanty den die Warschauer Regierung zum polnischen Plebiszitkommissar ernannt hatte und der zuvor Mitglied des Deutschen Reichstags gewesen war Wojciech Korfanty Organisator der Aufstande Inhaltsverzeichnis 1 Erster Aufstand 1919 2 Zweiter Aufstand 1920 3 Dritter Aufstand 1921 4 Auswirkungen 5 Denkmaler 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseErster Aufstand 1919 Bearbeiten nbsp Gepanzerter Wagen mit Aufschrift Korfanty fur Wojciech Korfanty Der erste Aufstand brach in der Nacht vom 16 auf den 17 August 1919 unter Fuhrung von Alfons Zgrzebniok aus Anlass war die Totung von 10 streikenden polnischen Bergleuten der Myslowitzer Grube am 15 August 1919 Der Aufstand wurde durch die Polnische Militarorganisation POW polnisch Polska Organizacja Wojskowa Gornego Slaska Polnische Militarorganisation Oberschlesien gegrundet bereits im Januar 1919 ausgelost 1 2 Er wurde durch die Schwarze Reichswehr am 26 August 1919 niedergeschlagen Zweiter Aufstand 1920 Bearbeiten nbsp Entgleister Zug bei KandrzinDer zweite Aufstand ebenfalls von Alfons Zgrzebniok angefuhrt brach in der Nacht vom 19 auf den 20 August 1920 aus und dauerte bis zum 25 August Seine Ursache lag im Polnisch Sowjetischen Krieg und der Schlacht bei Warschau 1920 In Erwartung der Eroberung der Stadt durch die Rote Armee kam es am 17 August 1920 zu einer Demonstration in deren Verlauf die Raume des polnischen Plebiszitkommissariats demoliert und polnische Geschafte durch prodeutsche Demonstranten geplundert wurden Kurz vor Ausbruch des zweiten Aufstandes wurde der polnische Abgeordnete Jozef Rymer von deutschen Kampftrupps krankenhausreif geschlagen Es kam zu Gewalttaten wie dem Niederbrennen des uberwiegend von evangelischen Deutschen bewohnten Dorfes Anhalt wobei durch Unbekannte 14 Gehofte in Brand gesteckt wurden In Loslau wurde ein Deutscher getotet und ein weiterer verletzt Bei der kleinen Ortschaft Josefstal wurden bei einem Uberfall zehn Erntearbeiter getotet darunter einige polnischsprachige aus Ostpreussen Insgesamt forderte der Aufstand mindestens 35 Tote und mehrere hundert Verletzte 3 Die Kampfe wurden auf Betreiben der Internationalen Kommission beendet nachdem den propolnischen Kraften der Zugang zur vorlaufigen Verwaltung und zu Sicherheitskraften zugesichert worden war Im zweiten Aufstand agierte auf deutscher Seite die Spezialpolizei des Oberschlesischen Selbstschutzes als militarische Geheimdiensttruppe gegen die polnische Militar Organisation POW bzw ihre Bojowka Polska BP Dritter Aufstand 1921 Bearbeiten nbsp Aufstandische in Kattowitz nbsp Der polnische General Graf Stanislaw Szeptycki in Kattowitz 1922 nbsp Von polnischen Aufstandischen gesprengte Oder Brucke in Szczepanowitz bei OppelnDie angespannte Sicherheitslage Terror und Gegenterror in Oberschlesien vor und wahrend der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20 Marz 1921 kosteten auf beiden Seiten ca 3000 Menschen das Leben Am 20 November 1920 ermordeten polnische Nationalisten Theofil Kupka den sie als Verrater ansahen weil er vom Weggefahrten zum Leiter des Bundes der Oberschlesier geworden war Aber auch nach der Volksabstimmung Stimmenverhaltnis 700 605 bzw 59 6 fur Deutschland 479 359 bzw 40 4 fur Polen besserte sich die Lage kaum Die Spannungen mundeten in den dritten Aufstand der in der Nacht vom 2 auf den 3 Mai 1921 ausbrach und bis zum 5 Juli 1921 dauerte Die polnische Regierung stellte unmissverstandlich klar dass sie den Aufstand missbilligte und berief Wojciech Korfanty vom Plebiszitkommissarposten ab 4 Der dritte Aufstand wurde von Oberst Graf Maciej Mielzynski angefuhrt Die unmittelbare Ursache war die Ablehnung des britisch italienischen Gebietaufteilungsvorschlags Percival de Marinis Linie durch die propolnische Seite der drei Viertel Oberschlesiens darunter alle Industriezentren bei Deutschland belassen wollte Zahlreiche polnische Freiwillige die nicht in Schlesien beheimatet waren beteiligten sich 2 Damit begann die Besetzung jenes Teils Oberschlesiens der nach Korfantys Vorstellungen an Polen abgetreten werden sollte Lediglich die italienischen Volkerbund Truppen hinderten die Aufstandischen am Vormarsch die franzosischen Verbande schritten nicht ein Angehorige von deutschen Freikorps schlossen sich daraufhin im Selbstschutz Oberschlesien SSOS zusammen und begannen mit der Gegenwehr Die letzten Kampfe des Aufstandes fanden im Mai 1921 in der Gegend um den St Annaberg statt Die Entscheidung fiel am 21 Mai 1921 mit dem erfolgreichen Sturm auf den Annaberg durch den SSOS Den Aufstand beendete am 5 Juli 1921 auf Druck der Interalliierten Regierungs und Plebiszitskommission fur Oberschlesien ein Waffenstillstandsabkommen Korfanty beugte sich diesem Druck wollte den Aufstand nur als eine militarische Manifestation sehen und befahl die Beendigung der Kampfe Dafur wurde er von der militarischen Aufstandsfuhrung u a durch Oberst Mielzynski scharf kritisiert Korfanty setzte sich dennoch durch und konnte den 1921 in Paris auf einer Botschafterkonferenz unterzeichneten Teilungsvorschlag 2 3 Deutschland 1 3 Polen als eigenen Erfolg feiern Die italienischen Soldaten der Interalliierten Kommission bezahlten diesen Einsatz mit 19 Gefallenen und 34 Verletzten Auswirkungen BearbeitenBereits der Versailler Vertrag sah die Moglichkeit einer Aufteilung des Gebietes vor 5 Am 20 Oktober 1921 beschloss die Pariser Botschafterkonferenz die Aufteilung des Gebietes wobei das Deutsche Reich und Polen jeweils einen Anteil entsprechend dem Wahlergebnis erhalten sollten Dementsprechend verblieb dann auch der grossere vorwiegend landwirtschaftlich gepragte westliche Teil Oberschlesiens bei Deutschland wahrend der Osten um Kattowitz Katowice mit seinen wertvollen Kohle Eisenerz und Zinkgruben und der Mehrheit der Verarbeitungsbetriebe zu Polen kam In Deutschland fuhrte die Teilung zum Rucktritt der Regierung von Joseph Wirth Ferner wurde am 15 Mai 1922 das Deutsch Polnische Abkommen uber Oberschlesien auch bezeichnet als Genfer Abkommen geschlossen ein zwischen der Republik Polen und dem Deutschen Reich abgeschlossener bilateraler Minderheitenvertrag Das Abkommen regelte neben dem Schutz von Minderheiten auch die wirtschaftlichen Verhaltnisse in den vom Deutschen Reich an Polen abgetretenen Gebieten in Oberschlesien Denkmaler Bearbeiten nbsp Reichsehrenmal 1938 Zwischen 1934 und 1936 wurde am Fuss des Annaberges nach Entwurfen von Bohmer amp Petrich ein sogenannter Thingplatz errichtet Dieses Amphitheater das erste seiner Art in Schlesien verfugte uber 7 000 Sitz und 20 000 Stehplatze Zwischen 1936 und 1938 wurde als Komplementarbau auf dem Berg ein Mausoleum nach Entwurfen von Robert Tischler erbaut Der aus gelb braunlichen Kalksteinen bestehende Zylinderbau in der Form eines ritterlichen Festungstempels war durch einen Rundgang begehbar Im Westen fuhrte eine Treppe zu einer in den Felsen gehauenen Totenhalle mit den Sarkophagen funfzig Gefallener 6 In der Mitte befand sich eine von Fritz Schmoll genannt Eisenwerth geschaffene Skulptur eines sterbenden Kriegers Das Mausoleum gilt als wirkungsvolle Umsetzung der Mythen des Nationalsozialismus 7 nbsp Polnisches Denkmal Xawery Dunikowski 1955 1945 wurde der Bau gesprengt An derselben Stelle entstand bis 1955 ein Denkmal nach dem Entwurf von Xawery Dunikowski zur Erinnerung an die Aufstandischen Vier rechteckige Pylonen umgeben ein in der Mitte flammendes ewiges Feuer An den Wanden befinden sich jeweils stilisierte Reliefzeichnungen von Bergleuten schlesischen Bauern einer Schlesierin mit Kind Alltags und Arbeitsszenen aus der Gegenwart und Szenen der Kampfe zwischen Polen und Deutschen seit dem Mittelalter 8 Bei der Feier zum 25 Jahrestag des dritten Aufstands wurden Urnen mit der Asche Gefallener aus dem Warschauer Aufstand uberfuhrt 9 Das Denkmal gilt nicht als Dunikowskis beste Arbeit da der propagandistische Aspekt die Architektur dominiere 10 Literatur BearbeitenBoris Barth Die Freikorpskampfe in Posen und Oberschlesien 1919 1921 Ein Beitrag zum deutsch polnischen Konflikt nach dem Ersten Weltkrieg in Dietmar Neutatz Volker Zimmermann Hg Die Deutschen und das ostliche Europa Aspekte einer vielfaltigen Beziehungsgeschichte Festschrift fur Detlef Brandes zum 65 Geburtstag Munchen 2006 S 317 333 ISBN 3 89861 629 0 Timothy Wilson Frontiers of violence Conflict and identity in Ulster and Upper Silesia 1918 1922 Oxford University Press Oxford u a 2010 ISBN 978 0 19 958371 3 Andreas Kiesewetter Dokumente zur italienischen Politik in der oberschlesischen Frage 1919 1921 Verlag Konigshausen amp Neumann GmbH Wurzburg 2001 ISBN 3 8260 2035 9 Gefordert durch das Bundesministerium des Innern 11 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aufstande in Oberschlesien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sammlung deutscher Propaganda Plakate bei museum digitalEinzelnachweise Bearbeiten Heinrich Jaenecke Polen Traumer Helden Opfer S 79 STERN Bucher im Verlag Gruner amp Jahr Hamburg 1981 ISBN 3 570 00825 8 a b Hans Roos Geschichte der polnischen Nation 1918 1978 Kohlhammer Stuttgart 1979 ISBN 3 17 004932 1 S 91 Karsten Eichner Briten Franzosen und Italiener in Oberschlesien 1920 1922 Die interalliierte Regierungs und Plebiszitkommission im Spiegel der britischen Akten Beihefte zum Jahrbuch der Schlesischen Friedrich Wilhelms Universitat zu Breslau Bd 13 Scripta Mercaturae Verlag St Katharinen 2002 S 100 Guido Hitze Carl Ulitzka 1873 1953 oder Oberschlesien zwischen den Weltkriegen Droste Dusseldorf 2002 S 305 Aus Korfantys Rede vom 3 Mai 1921 Rzad polski odwolal mnie ze stanowiska komisarza plebiscytowego poniewaz nie bylem w stanie zapobiec puczowi Die Polnische Regierung rief mich von dem Plebiszitkommissarposten ab weil ich nicht in der Lage war den Putsch zu verhindern Quelle Sigmund Karski Albert Wojciech Korfanty Eine Biographie 5 Nach Beendigung der Abstimmung teilt der Ausschuss den alliierten und assoziierten Hauptmachten die Anzahl der in jeder Gemeinde angegebenen Stimmen mit und reicht gleichzeitig einen eingehenden Bericht uber die Wahlhandlung sowie einen Vorschlag uber die Linie ein die in Oberschlesien unter Berucksichtigung sowohl der Willenskundgebung der Einwohner als auch der geographischen und wirtschaftlichen Lage der Ortschaften als Grenze Deutschlands angenommen werden soll Anlage VIII zum Versailler Vertrag 88 betreffend Janusz Dobesz Der Umgang mit dem Bau und Kunsterbe als Spiegel der polnisch deutschen und polnisch russischen Beziehungsgeschichte In Arnold Bartetzky Marina Dmitrieva und Stefan Troebst Hrsg Neue Staaten neue Bilder Visuelle Kultur im Dienst staatlicher Selbstdarstellung in Zentral und Osteuropa seit 1918 Bohlau Koln 2005 ISBN 978 3 412 14704 4 Visuelle Geschichtskultur 1 S 304f Juliane Haubold Der Gipfel der Symbolik Der Sankt Annaberg als Verkorperung Oberschlesiens In Peter Oliver Loew Christian Pletzing und Thomas Serrier Hrsg Wiedergewonnene Geschichte Zur Aneignung von Vergangenheit in den Zwischenraumen Mitteleuropas Harrassowitz Wiesbaden 2006 ISBN 978 3 447 05297 9 Veroffentlichungen des Deutschen Polen Instituts Darmstadt 22 S 350 Janusz Dobesz Der Umgang mit dem Bau und Kunsterbe als Spiegel der polnisch deutschen und polnisch russischen Beziehungsgeschichte In Arnold Bartetzky Marina Dmitrieva und Stefan Troebst Hrsg Neue Staaten neue Bilder Visuelle Kultur im Dienst staatlicher Selbstdarstellung in Zentral und Osteuropa seit 1918 Bohlau Koln 2005 ISBN 978 3 412 14704 4 Visuelle Geschichtskultur 1 S 304f Janusz Dobesz Der Umgang mit dem Bau und Kunsterbe als Spiegel der polnisch deutschen und polnisch russischen Beziehungsgeschichte In Arnold Bartetzky Marina Dmitrieva und Stefan Troebst Hrsg Neue Staaten neue Bilder Visuelle Kultur im Dienst staatlicher Selbstdarstellung in Zentral und Osteuropa seit 1918 Bohlau Koln 2005 ISBN 978 3 412 147044 Visuelle Geschichtskultur 1 S 305 Juliane Haubold Der Gipfel der Symbolik Der Sankt Annaberg als Verkorperung Oberschlesiens In Peter Oliver Loew Christian Pletzing und Thomas Serrier Hrsg Wiedergewonnene Geschichte Zur Aneignung von Vergangenheit in den Zwischenraumen Mitteleuropas Harrassowitz Wiesbaden 2006 ISBN 978 3 447 05297 9 Veroffentlichungen des Deutschen Polen Instituts Darmstadt 22 S 361 Janusz Dobesz Der Umgang mit dem Bau und Kunsterbe als Spiegel der polnisch deutschen und polnisch russischen Beziehungsgeschichte In Arnold Bartetzky Marina Dmitrieva und Stefan Troebst Hrsg Neue Staaten neue Bilder Visuelle Kultur im Dienst staatlicher Selbstdarstellung in Zentral und Osteuropa seit 1918 Bohlau Koln 2005 ISBN 978 3 412 14704 4 Visuelle Geschichtskultur 1 S 305f Andreas Kiesewetter Italien und Oberschlesien 1919 1922 Dokumente zur italienischen Politik S 41 62 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aufstande in Oberschlesien amp oldid 236180943