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Wojciech Korfanty geboren als Adalbert Korfanty 20 April 1873 in der Kolonie Sadzawki bei Siemianowitz Laurahutte 17 August 1939 in Warschau war ein polnischer Journalist Mitglied des Deutschen Reichstages und Ministerprasident Polens Wojciech KorfantySeine historische Bewertung ist unterschiedlich fur die deutsche Seite war er ein polnischer Nationalist und Freischarler fur die Polen ein schlesischer Protagonist fur die Schlesier Vater der schlesischen Autonomie in Polen Als Hauptinitiator des Grundungsstatuts der Woiwodschaft Schlesien 1 trug er wesentlich zur Errichtung der Autonomen Woiwodschaft Schlesien sowie des Schlesischen Parlaments in Kattowitz bei Bei der Abstimmung der Zeitung Gazeta Wyborcza wurde er zum bedeutendsten Schlesier des 20 Jahrhunderts vor dem ehemaligen Woiwoden Jerzy Zietek und dem Filmregisseur Kazimierz Kutz gewahlt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 FussnotenLeben Bearbeiten nbsp Wojciech Korfanty 1905 nbsp Gedenktafel Universitat Breslau Adalbert Wojciech Korfanty war Sohn einer Bergarbeiterfamilie Ab 1879 besuchte er eine Volksschule in Siemianowitz danach ab 1885 das Konigliche Gymnasium in Kattowitz das heutige Adam Mickiewicz Gymnasium wo er Konstanty Wolny kennenlernte Im Gymnasium grundeten sie zusammen eine geheime Vereinigung zur Verbreitung der polnischen Literatur und Kultur Schon in der Schulzeit knupfte er auch Beziehungen zu propolnischen Aktivisten in der Provinz Posen und nahm an propolnischen Versammlungen teil Diese Aktivitaten fuhrten dazu dass er am 14 August 1895 kurz vor dem Abschluss der Schule verwiesen wurde Er konnte seine Abiturprufungen dank Jozef Koscielski einem Reichstagsabgeordneten aus der preussischen Provinz Posen dann extern ablegen sodass er noch 1895 sein Studium an der Technischen Hochschule Charlottenburg beginnen konnte Nach einem Jahr wechselte er an die Universitat Breslau wo er Philosophie Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaften studierte Korfanty zunachst Mitglied der katholischen Deutschen Zentrumspartei war der erste Abgeordnete der mit einem Mandat der Polnischen Nationaldemokratischen Partei Polenpartei von 1903 bis 1912 Mitglied des Deutschen Reichstages wurde Sein Wahlkreis war Kattowitz Zabrze Nach einer Unterbrechung wegen eines Finanzskandals zog er 1918 uber eine Nachwahl diesmal im Wahlkreis Gleiwitz erneut in den Reichstag ein In der Zeit von 1904 bis 1918 war Korfanty zugleich Mitglied des Preussischen Landtages wo er sich fur die polnische Bevolkerung einsetzte 2 Kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges pladierte er in seiner Reichstagsrede vom 25 Oktober 1918 fur den Anschluss deutscher Ostgebiete an Polen Grundlage seiner Rede war der 13 Punkt des 14 Punkte Programms der offiziellen Friedensziele der Alliierten formuliert von US Prasident Woodrow Wilson der die Wiederherstellung eines unabhangigen polnischen Staates vorsah und was fur Oberschlesien wichtig war es waren nicht mehr die historischen Grenzen vor den Teilungen Polens gemeint sondern alle von einer unbestreitbar polnischen Bevolkerung bewohnten Gebiete Nach Beendigung des Ersten Weltkriegs ging Korfanty in den wieder errichteten Staat Polen und polonisierte seinen Vornamen Korfanty wurde aufgrund seiner politischen Erfahrung und Kenntnis der oberschlesischen Situation von der Warschauer Regierung zum polnischen Plebiszitkommissar ernannt nbsp Bewaffnetes Fahrzeug mit der Beschriftung KorfantyWojciech Korfanty war Organisator der Aufstande in Oberschlesien die den Anschluss Oberschlesiens an Polen zum Ziel hatten Zu den Nachbesserungen des Versailler Vertrags die die deutsche Regierungsdelegation vor dessen Unterzeichnung erreichen konnte gehorte die Durchfuhrung einer Volksabstimmung in Oberschlesien Im Fall eines knappen Stimmenverhaltnisses sah der Vertrag die Moglichkeit einer Aufteilung des Gebietes vor 3 Die polnischen Freikorps Polska Organizacja Wojskowa Gornego Slaska der geheimen Polnischen Militarischen Organisation POW polnisch Polska Organizacja Wojskowa losten am Morgen des 17 August 1919 in Paprotzan poln Paprocany heute Stadtteil vom Tychy damals im Kreis Pless poln Pszczyna einen Aufstand aus der durch die Korps der Schwarzen Reichswehr u a der Brigade von Hermann Ehrhardt in den Kampfen um Oberschlesien niedergeschlagen wurde Das Gebiet wurde nun durch die Interalliierte Regierungs und Plebiszitskommission fur Oberschlesien verwaltet und Korfanty mit der Organisation der Volksabstimmung beauftragt Das Polnische Plebiszitkommissariat hatte seinen Sitz in Beuthen Oberschlesien wo sich im Hotel Schlesischer Hof auch die Zentrale des unter der Tarnbezeichnung Verband ehemaliger Kriegsgefangener firmierenden Korfantyschen Freikorps befand Die Sicherheitslage in Oberschlesien wurde immer instabiler und Terror und Gegenterror beherrschten das Geschehen So verubten deutsche Nationalisten kurz vor dem Ausbruch des 2 Korfanty Aufstandes am 20 August 1920 einen misslungenen Mordversuch auf Jozef Rymer den polnischen Unterhandler der Pariser Oberschlesienkonferenz Abgeordneten der polnischen Nationalversammlung und Vertreter des polnischen Plebiszitkommissars Kurz danach am 20 November 1920 ermordeten polnische Nationalisten den ehemaligen Weggefahrten und Leiter des Bundes der Oberschlesier Theofil Kupka Um die Spannungen zwischen den Volksgruppen zu beenden und die Lage in Oberschlesien zu stabilisieren wurde fur den 20 Marz 1921 die Volksabstimmung Plebiszit festgelegt Im Vorfeld bemuhten sich sowohl die deutsche wie die polnische Seite mit allen Mitteln darum die Stimmberechtigten fur sich zu gewinnen Wahrend die Polen an eine vermeintliche gemeinsame slawische Vergangenheit erinnerten und materielle Vorteile versprachen bekannt wurde z B die so genannte Korfanty Kuh beschworen die Deutschen ein angeblich drohendes polnisches Chaos und einen Verfall der Wirtschaft Die Aufsicht durch das alliierte Truppenkontingent und die Abstimmungspolizei ermoglichten eine verhaltnismassig sichere Stimmabgabe zu der auch in 250 Sonderzugen etwa 180 000 in Oberschlesien geborene Deutsche herbeigereist kamen Letztlich konnte Korfanty die Abstimmung nicht mehr verhindern die auf das gesamte Abstimmungsgebiet bezogen eine klare Absage an Polen erbrachte Nach der Bekanntgabe des Ergebnisses das mit 59 6 eine deutliche Entscheidung fur den Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland erbrachte setzte Korfanty wiederum auf eine gewaltsame Losung und loste in der Nacht vom 2 zum 3 Mai 1921 den dritten Aufstand aus In den Kampfen am St Annaberg schlug der aus deutschen Freikorps gebildete Selbstschutz Oberschlesien SSOS mit Unterstutzung der Alliierten am 21 Mai 1921 die Freischarler Korfantys endgultig Korfanty begab sich wieder in die Politik er war vom 16 Juli bis zum 31 Juli 1922 designierter polnischer Ministerprasident aufgrund des massiven Drucks von Jozef Pilsudski konnte er sein Amt jedoch nicht antreten Daraufhin zog er sich vom politischen Warschau nach Kattowitz zuruck Er grundete einen Pressekonzern dessen Zeitungen christlich demokratisch ausgerichtet waren und ubernahm den Vorsitz des Aufsichtsrates des polnisch franzosischen Kohlekonsortiums das die Bergwerke der enteigneten deutschen Industriellen ubernahm 4 Von 1922 bis 1930 war er Mitglied des Sejms mit einem Mandat der Christdemokraten Er wurde zum politischen Gegner Jozef Pilsudskis Im Herbst 1930 erfolgte seine Verhaftung im Rahmen einer auf Veranlassung Pilsudskis durchgefuhrten Verhaftungswelle gegen Oppositionspolitiker Nach seiner Freilassung emigrierte Korfanty 1935 in die Tschechoslowakei die er nach dem deutschen Einmarsch verliess um nach Frankreich ins Exil zu gehen Im April 1939 kehrte er nach Polen zuruck wo er wiederum verhaftet und auf Grund einer schweren Erkrankung nach einer dreimonatigen Haftzeit auf freien Fuss gesetzt wurde Er verstarb wenig spater am 17 August 1939 kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Warschau und wurde am 20 August in Kattowitz unter grosser Anteilnahme der Bevolkerung beigesetzt Literatur BearbeitenSigmund Karski Albert Wojciech Korfanty Eine Biographie Dulmen 1990 ISBN 3 87466 118 0 Marian Orzechowski Wojciech Korfanty Breslau 1975 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wojciech Korfanty Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Wojciech Korfanty im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Korfanty Albert Wojciech in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Biografie von Wojciech Korfanty In Heinrich Best Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867 71 bis 1918 Biorab Kaiserreich Publikationen von und uber Wojciech Korfanty im Bibliotheks und Bibliographieportal Herder Institut Marburg Biografie Die polnischen Aufstande unter Korfanty Zeitungsartikel uber Wojciech Korfanty in den Historischen Pressearchiven der ZBWFussnoten Bearbeiten Archiviert im Amtsblatt der Republik Polen Dz U R P von 1921 Nr 73 Pos 494 Bernhard Mann Bearb Biographisches Handbuch fur das Preussische Abgeordnetenhaus 1867 1918 Mitarbeit von Martin Doerry Cornelia Rauh und Thomas Kuhne Dusseldorf Droste Verlag 1988 S 226 Handbucher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Bd 3 zu den Wahlergebnissen siehe Thomas Kuhne Handbuch der Wahlen zum Preussischen Abgeordnetenhaus 1867 1918 Wahlergebnisse Wahlbundnisse und Wahlkandidaten Handbucher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 6 Droste Dusseldorf 1994 ISBN 3 7700 5182 3 S 288 291 Anlage VIII zum Versailler Vertrag 88 betreffend Kattowitzer Zeitung 24 August 1922 S 3 Normdaten Person GND 11871502X lobid OGND AKS LCCN n84218586 VIAF 18017092 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Korfanty WojciechALTERNATIVNAMEN Korfanty Adalbert Geburtsname KURZBESCHREIBUNG polnischer Nationalist Politiker und Freischarler MdR polnischer Ministerprasident Mitglied des SejmGEBURTSDATUM 20 April 1873GEBURTSORT Kolonie Sadzawki Siemianowitz LaurahutteSTERBEDATUM 17 August 1939STERBEORT Warschau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wojciech Korfanty amp oldid 234916426