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Project Coast etwa Projekt Kuste war der Deckname eines um 1981 begonnenen Projektes der sudafrikanischen Apartheidsregierung Ziel war die Aufrustung des Landes mit chemischen und biologischen Waffen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entwicklung und Einsatz chemischer und biologischer Waffen 2 Vorgange nach der Einstellung des Waffenprogramms 3 Nachwirkungen 4 Adaptionen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEntwicklung und Einsatz chemischer und biologischer Waffen Bearbeiten In den spaten 1970er Jahren wuchs in der sudafrikanischen Regierung die Befurchtung dass feindlich gesinnte Machte das Land mit B oder C Waffen angreifen konnten Gleichzeitig setzte es die bisherige Forschung im Bereich der chemisch biologischen Kriegsfuhrung CBW fort Leiter des Projekts war Wouter Basson ein sudafrikanischer Kardiologe und Mitglied der South African Defence Force sowie Leibarzt des sudafrikanischen Prasidenten Pieter Willem Botha Am Beginn sollte das Projekt zunachst nur Abwehrmassnahmen gegen chemische und biologische Waffen entwickeln Mit der Zeit wurde die Forschung allerdings auch auf die Entwicklung von Angriffswaffen ausgedehnt wie z B Gewehrmunition die mit Krankheitserregern kontaminiert war welche ausschliesslich schwarze Menschen toten und damit als ethnische Waffe dienen sollte 2 Ausserdem wurden im Project Coast zahlreiche Toxine entwickelt und erprobt unter anderem ein Tranengas namens New Generation Tear Gas NGT auch als CR bezeichnet das deutlich starker wirkte als ubliches CS Tranengas und unter anderem zum Einsatz gegen Grossdemonstrationen des ANC gedacht war 3 Zu den erforschten Waffensystemen gehorten Chemikalien wie Methaqualon und MDMA die in nicht todlichen Dosen zur Bekampfung von Unruhen vorgesehen waren sowie Pyridin das nach Einsatz in den Townships die dortigen schwarzen Manner unfruchtbar machen sollte Auch der Einsatz von unfruchtbar machenden Mitteln im Trinkwasser der Townships wurde erwogen 4 Zur Tarnung wurden vier Scheinfirmen gegrundet die auch kommerzielle Projekte durchfuhrten Die Delta G Scientific in Midrand war fur die Erforschung und Produktion chemischer Waffen zustandig 1985 hatte sie 165 Angestellte darunter 20 Wissenschaftler 5 In den Roodeplaat Research Laboratories wurde die Bekampfung von biologischen Waffen erforscht eine weitere Firma war Protechnik 6 die ebenfalls chemische Waffen testete Infladel war fur die Verwaltung und Finanzierung des Projekts verantwortlich 7 1982 fuhrten die Aktivitaten des Project Coast erstmals zu Opfern als in der Operation Duel bzw Operation Barnacle mehrere hundert gefangene Kampfer der sudwestafrikanischen Befreiungsorganisation SWAPO sowie unzuverlassige Informanten der SADF durch Chemikalien die zur Muskellahmung fuhrten getotet wurden Anschliessend wurden ihre Leichen aus Flugzeugen in den Atlantik geworfen 1983 wurden Demonstranten in Dukuduku gefesselt mit einer giftigen Salbe beschmiert die aber wider Erwarten nicht todlich wirkte und schliesslich durch Einspritzen eines Muskelgifts getotet 1985 wurden vier gefangengenommene SWAPO Mitglieder zu Tode gespritzt im Folgejahr wurde das ehemalige Mitglied der Special Forces Victor de Fonseca der an einem Hirntumor litt als moglicher Verrater durch vergifteten Tee und Orangen getotet 4 Ende der 1980er Jahre begann eine Zusammenarbeit mit der 1986 gegrundeten geheimen Militareinheit Civil Cooperation Bureau Unter anderem arbeitete das Project Coast mit dem Polizeigeneral Lothar Neethling bei der Lieferung von Giften zusammen 2 1992 wurde das Project Jota zur weiteren Forschung im defensiven Bereich vom Project Coast abgespalten 8 1993 wurde das Projekt geschlossen die Waffenbestande wurden moglicherweise vollstandig vernichtet und die Armee beendete die Zusammenarbeit mit zwei Firmen Es gibt daran jedoch Zweifel und es besteht die Moglichkeit dass einzelne Wissenschaftler Bakterienkulturen fur Weiterentwicklungen privat genutzt haben konnten Im Januar 1993 informierte General Daniel Knobel Generalarzt der SADF den damaligen Verteidigungsminister Eugene Louw uber das Chemiewaffenprogramm Nur wenige Tage spater hatte Sudafrika die Chemiewaffenkonvention signiert 9 Wie viele Menschen dem Project Coast zum Opfer gefallen sind ist unbekannt Vorgange nach der Einstellung des Waffenprogramms BearbeitenDer sudafrikanische Geheimdienst hatte nach Projektende einige ehemalige Mitarbeiter unter fortgesetzter Observation Wouter Bassons Dienstverhaltnis in der SADF endete zum 31 Marz 1993 in Folge des Berichts von Generalstabschef Pierre Steyn uber die militarischen Geheimdienststrukturen an den damaligen Staatsprasidenten Basson unterhielt danach von 1993 bis 1995 enge Beziehungen zu Stellen in Libyen wodurch er als Konsultant bei einem Eisenbahnstreckenbau und der Errichtung medizinischer Einrichtungen tatig geworden war Diesbezugliche Kontakte hatte der Unternehmer und ANC Unterstutzer Sol Pienaar auf mehrmaligen gemeinsamen Reisen im Land ermoglicht sei aber zu diesem Zeitpunkt uber die militarische Vergangenheit Bassons nicht informiert gewesen Die Aktivitaten wurden auch von den Geheimdiensten der USA und des Vereinigten Konigreichs aufmerksam verfolgt Schliesslich wandten sich beide Staaten an die sudafrikanische Regierung und baten sie um Wiedereinstellung von Basson in den Staatsdienst wodurch er besser kontrollierbar sei Es wurde befurchtet dass er in Libyen wichtige Details uber das ehemalige chemisch biologische Waffenprogramm Sudafrikas weitergegeben haben konnte Am 11 April 1994 trafen sich der US amerikanische Princeton Lyman und der britische Botschafter mit Prasident Frederik Willem de Klerk und seinem damaligen Verteidigungsminister Hendrik Jacobus Coetsee Wahrend dieses Kontakts brachten sie die Befurchtung ihrer Regierungen zum Ausdruck dass sich neben Libyen auch weitere Lander Informationen uber das Waffenprogramm beschaffen und sudafrikanische Wissenschaftler dazu angeworben werden konnten Ein weiteres Treffen in diesem Kreis fand kurz vor der Parlamentswahl am 22 April 1994 statt in dessen Verlauf de Klerk seine Zusicherung bekraftigte den Amtsnachfolger im Prasidentenamt uber diese Angelegenheiten zu informieren Nach der Wahl verzogerte sich das Briefing von Nelson Mandela in dieser Sache wonach die US Regierung sehr beunruhigt war und auf Grund grosser Sorge wegen einer eventuell bevorstehenden Proliferation uber den Kontakt mit Thabo Mbeki um ein schnellstmogliches Gesprach bei Prasident Mandela ersuchte Weil die Besuche Bassons zu dieser Zeit in Libyen ungehindert ihre Fortsetzung fanden waren die beobachtenden Dienste alarmiert und veranlassten seitens der USA und Grossbritanniens eine dritte Demarche bei der sudafrikanischen Regierung Nelson Mandela griff nach Konsultationen mit seinem Aussenminister Alfred Nzo und dem Vize Verteidigungsminister Ronnie Kasrils die Angelegenheit auf Er war inzwischen auf der Basis des sudafrikanischen Dokuments Enquiry by Ambassadors of the USA and UK uber diese Dinge umfassend in Kenntnis gesetzt Aus diesem Diskussionsprozess ging die Auffassung hervor wonach die beste Losung eine Wiedereinstellung Bassons in die Dienste des sudafrikanischen Militars und die Ubertragung einer Aufgabe als Kardiologe sei 10 Nachwirkungen BearbeitenDas Project Coast wurde vor der Wahrheits und Versohnungskommission behandelt Basson sagte dort aus bat aber nicht um Amnestie da er sich unschuldig fuhlte Er war ab 1999 wegen vielfachen Mordes und weiterer im Zusammenhang mit seiner Projekttatigkeit begangener Taten vor dem High Court in Pretoria angeklagt Einige ehemalige Mitarbeiter sagten umfangreich aus Basson wurde jedoch 2002 von allen Anklagepunkten freigesprochen da er als Soldat auf militarische Befehle gehandelt habe Adaptionen BearbeitenUm das Projekt Coast geht es auch in dem 2014 erschienenen und von Jerome Salle inszenierten Kinofilm Zulu der auf dem gleichnamigen Roman von Caryl Ferey basiert Literatur BearbeitenChandre Gould Peter Folb Project Coast Apartheid s Chemical and Biological Warfare Programme United Nations Institute for Disarmament Research Centre for Conflict Resolution UN Report UNIDIR 2002 12 auf www unidir org englisch PDF zum Herunterladen Digitalisat Stephen Burgess Helen Purkitt The rollback of South Africa s chemical and biological warfare program Diane 2001 ISBN 978 142899045 6 Onlineversion englisch PDF Bartholomaus Grill Der Giftmischer der Apartheid in Die Zeit vom 10 Januar 2002 Helen E Purkitt Stephen F Burgess South Africa s Weapons of Mass Destruction Indiana University Press Bloomington 2005 ISBN 978 0253217301 Einzelnachweise Bearbeiten Geschichte Sudafrikas Deckname Project Coast Memento vom 9 Dezember 2016 im Internet Archive a b BBC News am 12 Juni 1998 englisch abgerufen am 28 Dezember 2013 Anklagen bei Stephen Burgess Helen Purkitt The rollback of South Africa s chemical and biological warfare program Indiana University Press S 23 englisch abgerufen am 28 Dezember 2013 a b Anklagen bei Stephen Burgess Helen Purkitt The rollback of South Africa s chemical and biological warfare program Indiana University Press S 22 englisch abgerufen am 28 Dezember 2013 Chandre Gould Peter Folb Project Coast Apartheid s Chemical and Biological Warfare Programme S 62 Digitalisat Stephen Burgess Helen Purkitt The rollback of South Africa s chemical and biological warfare program Indiana University Press S 153 Digitalisat Chandre Gould Peter Folb Project Coast Apartheid s Chemical and Biological Warfare Programme S 57 Digitalisat Bericht bei nti org zu den Aktivitaten des Project Coast englisch PDF abgerufen am 28 Dezember 2013 Chandre Gould Peter Folb Project Coast UN Report UNIDIR 2002 12 S 214 215 PDF Dokument S 218 219 online auf www unidir org englisch Chandre Gould Peter Folb Project Coast UN Report UNIDIR 2002 12 S 209 212 PDF Dokument S 213 216 online auf www unidir org englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Project Coast amp oldid 237833014