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Die Rinderpest war eine Tierseuche die Rinder andere Wiederkauer und weitere Paarhufer wie Flusspferde und einige asiatische Hausschweinrassen befallen konnte 1 Die Virusinfektion fuhrte bei erkrankten Tieren zunachst zu hochgradigen Entzundungen der Schleimhaute im Kopfbereich gefolgt von einem schweren Durchfall der je nach betroffener Population in bis zu 90 der Falle todlich verlief Rinderpest Ausbruch in Sudafrika 1896Die schweren Verluste durch die Rinderpest waren im 18 Jahrhundert Anlass fur die Grundung der ersten tierarztlichen Ausbildungsstatten Dank seuchenhygienischer Massnahmen trat die Krankheit in der Schweiz zuletzt 1871 2 in Deutschland zuletzt 1870 3 auf Der letzte Ausbruch in Europa war 1954 in Italien die weltweit letzten Ausbruche bei Haustieren 2001 in Afrika zu verzeichnen Die Krankheit wurde seit 1994 innerhalb des Global Rinderpest Eradication Program GREP mit einer weltweit koordinierten Impf Keul und Uberwachungskampagne bekampft Am 15 Oktober 2010 teilte der Generaldirektor der Ernahrungs und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO mit dass die Rinderpest dank der koordinierten Massnahmen im Rahmen des GREP ausgerottet werden konnte 4 Die offizielle Feststellung der Ausrottung erfolgte am 25 Mai 2011 5 Damit ist es nach den Pocken zum zweiten Mal in der Geschichte gelungen eine Infektionskrankheit zu tilgen 6 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Antike Mittelalter und fruhe Neuzeit 1 2 18 Jahrhundert 1 3 19 Jahrhundert 1 4 20 Jahrhundert und Gegenwart 2 Erreger 3 Krankheitsverbreitung Epizootiologie 4 Pathogenese 5 Klinisches Bild 6 Pathologie 7 Diagnose 8 Behandlung und Vorbeugung 9 Wirtschaftliche Auswirkungen 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Niederlandische Darstellung der Rinderpest aus dem 18 Jahrhundert nbsp Bernardino Ramazzini 1633 1714 nbsp Giovanni Maria Lancisi 1654 1720 Antike Mittelalter und fruhe Neuzeit Bearbeiten Die Viruserkrankung stammt ursprunglich aus Asien Ihre fruheste erhaltene Beschreibung findet sich im Veterinar Papyrus Kahun der ca 1800 v Chr verfasst wurde Auch Aristoteles beschrieb in seiner Historia animalium im vierten Jahrhundert v Chr zwei Krankheiten des Rindes die Podagra und die Struma wobei die Symptome der Struma denjenigen der Rinderpest entsprechen 7 Die Rinderpest wurde unter anderem wahrend der Volkerwanderungen 376 bis 386 von den Hunnen und spater wieder von den Mongolen nach Europa eingeschleppt Diese fuhrten zu ihrer Versorgung asiatische graue Steppenrinder mit sich die wenig anfallig fur die Rinderpestviren waren und diese uber Monate ausschieden 8 Severus Sanctus Endelechius verfasste im 4 Jahrhundert n Chr das Gedicht de mortibus bovum in dem die Symptome der Rinderpest beschrieben werden 9 Die Krankheit kam in ganz Europa von der Spatantike bis zur fruhen Neuzeit immer wieder vor Enzootie wobei es besonders zu Kriegszeiten zu grosseren Ausbruchen kam 7 10 11 12 18 Jahrhundert Bearbeiten 1712 verfasste Bernardino Ramazzini von der Universitat Padua die alteste uberlieferte prazise Beschreibung der Erkrankung 8 Auf dieser Grundlage entwickelte der papstliche Leibmedikus Giovanni Maria Lancisi im Auftrag von Papst Clemens XI Bekampfungsmassnahmen die er in seinem Buch De bovilla peste von 1715 publizierte Er fuhrte die Keulung erkrankter Rinder ein und liess die Tierkorper anschliessend mit ungeloschtem Kalk vergraben Zusatzlich verfugte er die Quarantane befallener Bestande ein Verbot von Tiertransporten und eine systematische Fleischbeschau 13 Zuwiderhandlungen gegen seine Anweisungen wurden vom Kirchenstaat drakonisch bestraft Laien wurden zum Tod durch Hangen Mitglieder des Klerus zur Galeerenstrafe verurteilt Lancisis Bekampfungsstrategie war beim Volk unbeliebt fuhrte aber dazu dass die Rinderpest im Kirchenstaat unter Kontrolle gebracht werden konnte 7 10 Als die Krankheit um 1714 nach England eingeschleppt wurde liess Thomas Bates betroffene Tiere keulen und vergraben Der Ausbruch konnte innerhalb von nur drei Monaten unter Kontrolle gebracht werden Im Gegensatz zum Vorgehen im Kirchenstaat dienten zur Durchsetzung dieser Massnahmen keine drakonischen Strafen sondern Entschadigungszahlungen fur betroffene Rinderhalter 14 Weitere schwere Ausbruche traten zu Beginn des 18 Jahrhunderts in Frankreich 1714 und Preussen 1716 auf In beiden Landern wurden Lancisis Methoden ebenfalls erfolgreich angewandt In anderen Teilen Europas wo keine staatlichen Kontrollmassnahmen eingefuhrt wurden blieb die Rinderpest weiterhin enzootisch und fuhrte zu schweren Verlusten 7 15 Der Krankheit fielen in Europa allein im 18 Jahrhundert etwa 200 Millionen Rinder zum Opfer 16 Zum Vergleich 2007 lebten in der gesamten EU 88 75 Millionen Rinder 17 Die Bedrohung durch die Rinderpest war auch der Ausloser fur die Grundung der ersten Ausbildungsstatte fur Veterinarmediziner in Lyon durch Claude Bourgelat im Jahr 1761 Die strategische Bekampfung der Krankheit war einer der wichtigsten Lehrinhalte 18 In den darauf folgenden Jahren eroffneten andere europaische Lander ebenfalls Tierarzneischulen und staatliche Einrichtungen zur koordinierten Bekampfung der Seuche In England wurden keine derartigen Einrichtungen eroffnet 7 19 Jahrhundert Bearbeiten Die Einfuhrung von Dampfschiff und Eisenbahn im 19 Jahrhundert eroffnete einerseits neue Moglichkeiten des Tiertransports und erleichterte andererseits die Ausbreitung der Rinderpest Zwischen 1857 und 1866 kam es erneut zu einem grossen europaischen Seuchenzug der besonders im Vereinigten Konigreich zu einem nahezu vollstandigen Verlust der Rinderbestande fuhrte Die Rinderpest wurde durch eine Ladung asiatischer Rinder eingeschleppt die aus dem Hafen von Tallinn nach Hull verschifft worden waren Von dort aus breitete sich die Seuche rasch uber ganz Grossbritannien aus Lancisis und Bates Bekampfungsmethoden waren in England bereits Mitte des 18 Jahrhunderts wieder in Vergessenheit geraten so dass es mehrere Monate dauerte bis die Krankheit durch grossflachige Keulung wieder eingedammt werden konnte Dieser Ausbruch fuhrte 1865 nun auch im Vereinigten Konigreich zur Grundung einer staatlichen Veterinarbehorde 10 1887 brachte die italienische Armee die Seuche mit indischen Rindern nach Athiopien von wo aus sich eine Panzootie uber ganz Afrika ausbreitete 80 90 aller Rinder starben im subsaharischen Afrika an der Seuche daruber hinaus gab es grosse Verluste bei Antilopen Giraffen und Buffeln 1 Durch die Dezimierung der Rinder und Wildwiederkauerbestande kam vermehrt Buschwerk auf in dem sich wiederum Tsetsefliegen vermehrten und in der Folge die Bevolkerung vermehrt mit der Schlafkrankheit infizierten Ein Drittel aller Athiopier und zwei Drittel der tansanischen Massai starben an den Folgen der Hungersnote in den Nachbarlandern starben ebenfalls Millionen Menschen 19 Auch die Hungersnot in Zentralkenia 1899 war zum Teil auf die Folgen dieses Seuchenzugs zuruckzufuhren Wahrend die Rinderpest um 1900 im sudlichen Afrika wieder zum Erliegen kam gab es nordlich des Aquators bis in die jungste Zeit immer wieder Ausbruche 1 20 Jahrhundert und Gegenwart Bearbeiten Der Erreger der Rinderpest wurde erstmals 1902 von Maurice Nicolle und Adil Mustafa isoliert und als Virus identifiziert 9 Die letzten grossen Ausbruche in Europa traten 1913 wahrend des Zweiten Balkankrieges in Bulgarien und 1920 in Belgien auf Dem belgischen Ausbruch fielen aufgrund aufwandiger seuchenhygienischer Massnahmen aber nur 2000 Rinder zum Opfer Der Ausbruch war auf eine Herde infizierter Zebus zuruckzufuhren die auf dem Weg von Indien nach Brasilien in der Hafenstadt Antwerpen erkrankt waren Unter dem Eindruck dieses Seuchenausbruchs grundete der Volkerbund das Office International des Epizooties OIE das als Weltorganisation fur Tiergesundheit bis heute besteht 18 Noch in den 1980er Jahren kam es in Nigeria zu Ausbruchen 1993 war der Erreger noch in Somalia Athiopien Jemen und Pakistan weit verbreitet Im Nahen Osten gab es bis in die 1990er Jahre immer wieder Ausbruche durch aus Nordafrika und vom indischen Subkontinent importierte Rinder In der Turkei kam es im September 1991 zu einem schweren Seuchenzug mit 2700 gestorbenen Rindern Durch die Schlachtungen von 12 000 Rindern und die Impfung von 12 5 Millionen weiteren Rindern konnte die Epizootie nach vier Monaten wieder eingedammt werden 1 1994 lancierten OIE und FAO mit dem Global Rinderpest Eradication Program GREP eine globale Initiative zur Ausrottung der Rinderpest bestehend aus flachendeckenden Impfkampagnen Keulungen Monitoring und Surveillance der Rinder und Wildtierpopulationen in den Enzootiegebieten 20 21 22 Die EU beteiligte sich mit dem PARC Programm Pan African Rinderpest Campaign 23 In Indien trat der letzte Fall 1995 auf in Pakistan 2000 danach galt Asien als frei von Rinderpest Der letzte Ausbruch beim Hausrind trat 2001 in Kenia auf bei Wildtieren verschwanden die letzten Naturherde im Grenzgebiet zwischen Somalia Athiopien und Kenia im Jahr 2007 Die Ausrottung wurde dadurch erleichtert dass sich die Rinderpest in afrikanischen Wildtieren nur bei gleichzeitiger Anwesenheit domestizierter Rinder dauerhaft halten kann 24 Der Erreger existiert zurzeit noch in einer Reihe von Forschungslabors 6 OIE und FAO haben die Krankheit am 25 Mai 2011 in einer gemeinsamen Erklarung formell fur ausgerottet erklart 5 25 Eine zweite Erklarung der Ausrottung durch die FAO wurde am 28 Juni 2011 veroffentlicht 26 Erreger Bearbeiten nbsp Rinderpestvirus unter dem ElektronenmikroskopDas Rinderpestvirus ist ein Erreger aus der Gattung Morbillivirus und befallt bevorzugt Epithelzellen und Lymphozyten Es ist eng verwandt mit dem Masern und dem Hundestaupevirus und wird als Vorgangervirus des Masernvirus womoglich sogar aller anderen Morbilliviren angesehen 27 28 Der Erreger kann bis zu funf Monate in Heu Stroh oder in der Erde uberleben wird in Dung oder Stallanlagen aber durch Faulnisprozesse innerhalb von 24 Stunden inaktiviert Krankheitsverbreitung Epizootiologie BearbeitenHauptwirt des Rinderpestvirus sind Hausrinder Die Infektion kann ausserdem Schafe Ziegen und alle anderen Wiederkauer befallen Auch gewisse andere Paarhufer sind empfanglich Einige asiatische Schweinerassen konnen an Rinderpest erkranken unter den Wildtieren konnen auch Flusspferde befallen werden 1 Erkrankungen beim Menschen wurden bisher nicht beobachtet 29 Das Virus verursacht keine persistierende Infektion 29 infizierte Tiere sterben entweder oder konnen das Virus durch eine Immunreaktion eliminieren Allerdings kann die Infektion in Enzootiegebieten auch subklinisch unterschwellig verlaufen so dass klinisch normale Tiere in solchen Gebieten das Virus fur einige Zeit ausscheiden konnen ohne selbst an Rinderpest zu erkranken 8 Ein bis zwei Tage vor den ersten Symptomen beginnt die Virusausscheidung durch das Nasensekret Nach Ausbruch der Krankheit sind wahrend etwa einer Woche alle Sekrete und Exkrete infektios danach nimmt die Virusausscheidung aufgrund der einsetzenden spezifischen Immunantwort rapide ab Die Ubertragung erfolgt durch direkten oder engen indirekten Kontakt wobei das Virus uber die Mandeln in den Korper eindringt 29 Pathogenese BearbeitenDas Virus vermehrt sich nach der Infektion in den Rachenmandeln und verbreitet sich uber das lymphatische System im ganzen Korper Danach dringt es durch die Blutbahn in die Schleimhaute des Atem und Verdauungstrakts ein und zerstort die Epithelzellen Diese durch das Virus verursachten Schaden fuhren zu Erosionen und Nekrosen der Schleimhaute des Mauls des Verdauungstrakts sowie der oberen Atemwege es kommt zu Blutungen in den Darm Schwellungen und Nekrosen des Lymphsystem des Darms und durch die Zerstorung des Epithels auch zu bakteriellen Sekundarinfektionen 29 Letztere werden auch durch virusbedingte Zerstorung der B und T Lymphozyten begunstigt die zu einer Schwachung der Immunabwehr fuhrt Diese lymphotrope Komponente tritt allerdings nur bei einigen Rinderpestvirusstammen auf 1 Klinisches Bild Bearbeiten nbsp Erosionen der Maulschleimhaut bei Rinderpest nbsp Eitrige Konjunktivitis durch RinderpestDie Inkubationszeit betragt 3 bis 15 Tage 29 Die Krankheit beginnt bei Rindern und Buffeln mit einem Prodromalstadium das durch hohes Fieber bis 42 C Appetitlosigkeit und allgemeine Schwache gekennzeichnet ist Ein bis zwei Tage spater zeigen die befallenen Tiere Schwellungen der Schleimhaute sowie Augen und Nasenausfluss Innerhalb von zwei bis drei Tagen kommt es zu Erosionen der Schleimhaut im Maulbereich die sich durch Fibrinabsonderung schnell zu kasigen Plaques Pseudomembranen vergrossern Der Augen und Nasenausfluss wird wegen Sekundarinfektionen schleimig eitrig mukopurulent bis eitrig das Flotzmaul erscheint trocken und schrundig In diesem Stadium tritt wegen der Schadigung der Darmschleimhaut durch das Virus nun auch starker wassrig schleimig blutiger Durchfall auf Die Tiere haben starke Bauchschmerzen Durst und Atemprobleme und sterben in der Regel nach vier bis sieben Tagen an Austrocknung 29 Bei perakuten Verlaufen konnen Todesfalle bereits nach 2 3 Tagen ohne Schleimhautveranderungen auftreten 1 Bei Schafen und Ziegen konnen akute und subakute aber auch latente Verlaufe auftreten Die Symptome ahneln denen bei Rindern die Krankheit verlauft aber meistens schneller und oft auch ohne Erosionen der Maulschleimhaut Bei akuten Infektionen stehen Atemwegsprobleme im Vordergrund Nasenausfluss und Lungenentzundungen mit Husten Sie enden entweder nach etwa einer Woche todlich oder die Tiere erholen sich binnen zweier Wochen Subakute Verlaufe sind bei Schafen und Ziegen am haufigsten und sind durch Fieberschube ohne sonstige Symptome gekennzeichnet 1 Erkrankungen von Hausschweinen treten nur bei asiatischen Schweinerassen auf Sie ahneln denen bei Rindern Akute Verlaufe sind durch Schleimhauterosionen blutigen Durchfall und Nasenausfluss Erbrechen und Aborte gekennzeichnet Subakute Infektionen mit Fieber Appetitlosigkeit und vorubergehenden Hautreaktionen konnen ebenfalls auftreten 1 Uberlebt ein Tier die Infektion bleibt es lebenslang gegen Rinderpest immun Die Rekonvaleszenz geschieht nur langsam und kann durch Sekundarinfektionen und die durch das Virus verursachte Immunschwache kompliziert werden In den Enzootiegebieten ist die Morbiditat und Letalitat gering bei einer Epizootie in einem Rinderbestand der bisher keinen Kontakt mit dem Virus hatte konnen dagegen alle Tiere erkranken und bis zu 90 sterben 29 So war die Mortalitat in Asien niedrig in Afrika wahrend des Seuchenzugs 1889 bis 1896 dagegen hoch weil sich unter den dort lebenden Rinderrassen kaum genetisch fixierte Abwehrmechanismen hatten herausbilden konnen Pathologie BearbeitenPathologisch anatomisch fallen vor allem Krusten und Erosionen der Maulschleimhaut auf die sich bis in die Speiserohre erstrecken konnen Die Vormagen sind selten betroffen gelegentlich zeigen sich Erosionen im Bereich der Pansenpfeiler Der Pylorus des Labmagens zeigt haufig blutige Erosionen und nekrotische Herde Der Dunndarm kann ebenfalls solche Veranderungen zeigen aber meist geringer ausgepragt Die Peyer Platten sind geschwollen und zeigen Blutungen und Nekroseherde Am Dickdarm sind die Veranderungen am starksten hier finden sich streifenformige Veranderungen die durch stark erweiterte und blutgefullte Kapillaren in der Lamina propria der Schleimhautfalten entstehen Zebrastreifen sowie blutende Schleimhauterosionen Die Leber kann Stauungserscheinungen zeigen In der Gallen und Harnblase finden sich haufig Blutungen Die Lymphknoten der Bauchhohle sind geschwollen und odematos Die Nasenmuscheln sind geschwollen weisen Petechien und teilweise Erosionen auf Die Lungen sind bei Rindern oft unverandert bei Schafen und Ziegen findet sich dagegen haufig eine Bronchopneumonie 1 Diagnose BearbeitenIn Enzootiegebieten sind die klinischen Erscheinungen fur eine Verdachtsdiagnose normalerweise ausreichend ebenso wahrend Ausbruchen in normalerweise nicht betroffenen Populationen sofern das Virus in diesen nachgewiesen werden konnte Proben sollen bevorzugt vor dem Einsetzen von Durchfall entnommen werden Geeignete Gewebe sind Blut Lymphgewebe Milz und Darm die bei 4 C oder auf Eis ins Labor transportiert werden sollten 29 Der Verdacht auf Rinderpest ist unverzuglich dem Amtstierarzt zu melden der auch entsprechende diagnostische Schutz und Bekampfungsmassnahmen einleitet Die Untersuchung der Proben erfolgt im jeweiligen Referenzlabor des Landes in Deutschland im Friedrich Loeffler Institut 30 in der Schweiz im Institut fur Virologie und Immunologie IVI 2 Der indirekte Nachweis einer Rinderpest Infektion erfolgt durch den Nachweis spezifischer Antikorper in befallenen Tieren mittels Enzyme linked Immunosorbent Assay ELISA der auch als Schnelltest verfugbar ist Der indirekte Nachweis ist nur in Gebieten sinnvoll in denen die Krankheit nicht enzootisch ist Die Polymerase Kettenreaktion PCR kann zum direkten Virusnachweis und zur genauen Genomanalyse durchgefuhrt werden und erlaubt auch Ruckschlusse auf die Herkunft des Erregers Weitere Moglichkeiten sind der elektronenmikroskopische Nachweis des Erregers Immunfluoreszenztest Immunhistochemie Peroxidase Agar Gel Immunodiffusion Immunelektrophorese und passive Hamagglutination 1 Die Rinderpest gehort zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen Als Differenzialdiagnosen kommen BVD MD Kustenfieber Maul und Klauenseuche Infektiose Bovine Rhinotracheitis Vesikularstomatitis und Bosartiges Katarrhalfieber in Frage 29 Bei Schafen und Ziegen muss auch die Pest der kleinen Wiederkauer in Betracht gezogen werden Behandlung und Vorbeugung Bearbeiten nbsp Impfung einer Kuh gegen Rinderpest Gambia 1959 Die Rinderpest kann nur symptomatisch behandelt werden was nur bei wertvollen Tieren wirtschaftlich sinnvoll sein kann Gegen den Flussigkeitsverlust werden Infusionen eingesetzt die Sekundarinfektionen konnen mit Antibiotika behandelt werden Vorbeugend ist eine Schutzimpfung moglich bei der allen uber einjahrigen Rindern und domestizierten Wasserbuffeln ein Lebendimpfstoff verabreicht wird Die einmalige Impfung hinterlasst eine sehr lange Immunitat von uber elf Jahren die maternale Immunitat Immunitat durch Antikorper der Mutter bei Kalbern von geimpften oder durch Infektion immunisierten Tieren dauert 6 bis 11 Monate 29 Der erste breit eingesetzte Impfstoff wurde in den 1960er Jahren vom Briten Walter Plowright entwickelt 31 In den 1980er Jahren kam ein Impfstoff aus abgeschwachten Viren zum Einsatz der hitzestabil und damit fur tropische Lander besonders gut geeignet war Allerdings kann im Antikorper Test nachtraglich nicht mehr zwischen infizierten und geimpften Tieren unterschieden werden weshalb Massenimpfungen heute nicht mehr durchgefuhrt werden 6 Bei einem erneuten Ausbruch der Rinderpest bestunde die Bekampfungsstrategie aus der Keulung erkrankter und exponierter Tiere strikter Quarantane Desinfektionsmassnahmen und eventuell punktuellen Impfkampagnen 29 Wirtschaftliche Auswirkungen BearbeitenEs existieren nur wenige Daten zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Rinderpest wobei die meisten publizierten Studien sich auf einzelne Lander oder sogar einzelne Ausbruche beschranken Ein weiteres Problem beim Abschatzen der wirtschaftlichen Auswirkungen liegt darin dass Studien zu Ausbruchen in Afrika in der Literatur uberproportional vertreten sind wahrend die wirtschaftlichen Auswirkungen in Asien fast gar nicht untersucht sind Daten zu den Rinderpopulationen in Afrika und Asien sind zudem ungenau und teilweise auch luckenhaft was ein Abschatzen der Auswirkungen der Rinderpest ebenfalls erschwert 32 Am besten untersucht sind die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pan African Rinderpest Campaign zwischen 1986 und 1999 in Benin Burkina Faso der Elfenbeinkuste Athiopien Ghana Kenia Mali Tansania Senegal und Uganda 32 33 Die Kosten der Kampagne in diesen Landern beliefen sich auf 51 6 Millionen ECU Ungefahr 123 Millionen Rinder wurden gegen Rinderpest geimpft Die Kosten pro geimpftes Rind beliefen sich auf durchschnittlich 0 42 ECU wobei sie zwischen 0 27 ECU in Athiopien und 1 71 ECU in der Elfenbeinkuste variierten Die als Folge der Kampagne vermiedenen Verluste wurden mit 126 000 Tonnen Rindfleisch 39 000 Tonnen Milch 14 000 Tonnen Mist sowie 86 000 Hektar durch den Einsatz der Rinder als Zugtiere bearbeitetes Land bemessen 33 wobei die zum Abschatzen dieser Resultate verwendete Methode nicht klar ist 32 Die Auswirkungen dieser verminderten Verluste auf den Handel und die Volkswirtschaft wurden nicht untersucht so dass diese Schatzung des wirtschaftlichen Nutzens vermutlich zu niedrig ist 32 Der Geldwert der durch die PARC zwischen 1986 und 1999 vermiedenen Verluste wird mit 99 2 Millionen ECU beziffert 33 Literatur BearbeitenWilhelm Dieckerhoff Die Geschichte der Rinderpest und ihrer Literatur Berlin 1890 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Rinderpest Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Rinderpest Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikisource Gesetze gegen Rinderpest im Deutschen Reich Quellen und Volltexte Literatur von und uber Rinderpest im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Rolf Gottert Rinderpest im Rheingau Stadtarchiv Rudesheim 2001 P Roeder und K Rich The Global Effort to Eradicate Rinderpest International Food Policy Research Institute 2009 Gordon R Scott The Murrain Now Known As Rinderpest In Newsletter of the Tropical Agriculture Association 2000 20 4 14 16 abgerufen am 11 Februar 2011 Typische Zebrastreifung der Darmschleimhaut bei Rinderpest abgerufen am 25 Mai 2011 Donald G McNeil Jr Rinderpest Scourge of Cattle Is Vanquished In The New York Times 27 Juni 2011 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k J Anderson Hrsg Manual on the diagnosis of rinderpest Food amp Agriculture Org 2 Aufl 1996 ISBN 978 92 5 103814 7 a b IVI Vademecum Memento des Originals vom 6 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www blv admin ch Seite 6 abgerufen am 8 Marz 2011 Tierseuchenbericht 2011 des BMELV In Deutsches Tierarzteblatt DTBL 60 Jahrgang Mai 2012 S 714 715 D Normile Rinderpest deadly for cattle joins smallpox as a vanquished disease In Science Band 330 Nummer 6003 Oktober 2010 S 435 ISSN 1095 9203 doi 10 1126 science 330 6003 435 PMID 20966223 a b Programm der 79 Vollversammlung des OIE PDF 190 kB a b c N Gilbert Cattle disease faces total wipeout In Nature Band 462 Nummer 7274 Dezember 2009 S 709 ISSN 1476 4687 doi 10 1038 462709a PMID 20010659 a b c d e T Barrett et al Rinderpest and Peste des Petits Ruminants Inst for Animal Health 2006 ISBN 978 0 12 088385 1 S 88 ff a b c Peter Roeder Karl Rich The global effort to eradicate rinderpest Intl Food Policy Res Inst 2009 a b T Ozkul und R T B Gul The Collaboration of Maurice Nicolle and Adil Mustafa The Discovery of Rinderpest Agent Memento des Originals vom 4 Marz 2016 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www revmedvet com PDF 210 kB In Revue Med Vet 2008 159 4 243 246 a b c History of Battle Against Rinderpest Memento des Originals vom 23 November 2017 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www naweb iaea org FAO IAEA abgerufen am 15 Februar 2011 Wilhelm Rieck Die Rinderpest im Reiche Karls des Grossen anno 810 In Veterinarhistorische Mitteilungen 16 1936 Nr 11 S 97 100 Georg Friedrich Sick Uber die Natur der Rinderpest und die Gefahren mit welchen ganz Deutschland von dieser verheerenden Pestseuche im Laufe des gegenwartigen 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