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Atemnot ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Weitere Bedeutungen sind unter Atemnot Begriffsklarung aufgefuhrt Klassifikation nach ICD 10R06 0 DyspnoeICD 10 online WHO Version 2019 Als Dyspnoe von altgriechisch dys dys schwierig und pnoh pnoe Atmung deutsch Lufthunger Atemlosigkeit Atemnot Kurzatmigkeit wird eine unangenehm erschwerte Atemtatigkeit bezeichnet die auftritt wenn eine Diskrepanz zwischen Anforderung an die Atmung und Moglichkeit von Seiten des Patienten 1 besteht Man spricht bei diesem Gefuhl der Anstrengung beim Atmen 2 auch von dem subjektiven Gefuhl von Lufthunger 3 oder von Luftnot Am ehesten trifft noch der Begriff Atembeschwerden Ursachen Wahrnehmung und Folgen dieses Symptoms konnen sehr unterschiedlich sein Treten solche Beschwerden nur unter korperlicher Belastung auf handelt es sich um eine Belastungsdyspnoe latente respiratorische Insuffizienz mit Einschrankung der Atemreserven und Lungenvolumina bei normalen Gasspannungen des Blutes in Ruhe 4 besteht die Atemnot schon in Ruhe dann wird von einer Ruhedyspnoe gesprochen Atemnot beim Sprechen heisst Sprechdyspnoe Bei einer Orthopnoe kann die bestehende Ruhedyspnoe nur durch aufrechtes Sitzen und den Einsatz der Atemhilfsmuskulatur gebessert werden Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Ursachen 3 Diagnostik 4 Therapie 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenDie American Thoracic Society definiert Atemnot dyspnea seit 1999 als subjektive Erfahrung von Atembeschwerden bestehend aus qualitativ unterschiedlichen Empfindungen wechselnder Intensitat Physiologische psychologische soziale und Umwelt Faktoren wirken zusammen Atemnot kann weitere korperliche Reaktionen und Verhaltensreaktionen hervorrufen 5 Ursachen BearbeitenDie Mechanismen die zur Wahrnehmung von Dyspnoe als unangenehmer Empfindung fuhren sind nicht genau bekannt Die Atmung ist die einzige Vitalfunktion des Organismus die ausser von den automatischen Zentren im Hirnstamm Formatio reticularis auch von der Grosshirnrinde gesteuert wird Die Inselrinde konnte dabei eine wichtige Rolle spielen denn deren Verletzung reduziert Atemnot und Schmerzen 6 Der Atemantrieb wird normalerweise nicht durch Sauerstoff mangel sondern durch Anstieg des Kohlenstoffdioxidgehaltes im arteriellen Blut ausgelost Das ist sinnvoll da der Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut schneller ansteigt als der Sauerstoffgehalt sinkt Bei Patienten die beispielsweise wegen Lungenerkrankungen einen dauerhaft erhohten Kohlenstoffdioxidgehalt des Blutes aufweisen kommt es zu einer Gewohnung so dass die Atmung zu einem grosseren Teil auch uber den Sauerstoffgehalt im Blut gesteuert wird Hypoxie Dies kann dazu fuhren dass bei Zufuhr von medizinischem Sauerstoff durch einen verringerten hypoxischen Atemantrieb und eine folgende Hypoventilation eine Hyperkapnie auftritt Dieser Effekt ist aber ebenso wie der zusatzlich eintretende Haldane Effekt relativ klein Die unter Sauerstoffgabe bei chronischen Lungenerkrankungen eintretende Hyperkapnie tritt vor allem durch ein Aufheben der hypoxischen Vasokonstriktion in der Lunge auf Euler Liljestrand Mechanismus was zu einem verschlechterten Ventilations Perfusions Verhaltnis einer vermehrten Shunt Bildung und einer dadurch eingeschrankten Kohlenstoffdioxid Abgabe fuhrt Ein Atemstillstand wie teilweise noch unterrichtet tritt allerdings auch unter unkontrollierter Zufuhr von Sauerstoff bei chronischen Lungenerkrankungen nicht auf eine CO2 Narkose ist allerdings moglich 7 8 Atemnot kann reflektorisch entstehen etwa durch einen Schlag auf das Sonnengeflecht oder Ausdruck von Krankheiten des Brustkorbes sein Rippenbruch Pleuraerguss Psychisch verursachte Hyperventilation ist harmlos kann aber subjektiv grosse Atemnot verursachen Schwerwiegende Ursachen von Ateminsuffizienz Hyperkapnie und Dyspnoe sind Lungen und Herzerkrankungen und Verlegungen der Atemwege z B Sekretansammlung in der Lunge Lungenodem ARDS Lungenentzundung Bronchitis Lungenembolie Verengung der Luftwege Asthma COPD Verlegung der Atemwege etwa bei Aspiration von Fremdkorpern Herzinfarkt Herzinsuffizienz Angina Pectoris koronare Herzkrankheit Lungenfibrose Staublunge Lungenkrebs Lungenmetastasen PneumothoraxWeitere Ursachen konnen unerwunschte Arzneimittelwirkungen sein beispielsweise durch Levofloxacin oder andere Medikamente Daneben konnen fur subjektiv empfundene Atemnot bei normalen Blutgaswerten auch psychische Grunde beispielsweise Angst oder Beziehungskonflikte dicke Luft als Ursache in Betracht kommen Umgekehrt kann Atemnot bestehende Angste verstarken Ungefahr die Halfte aller Tumorpatienten leidet im Verlauf ihrer Erkrankung unter Atemnot 9 Furcht vor Ersticken kann trotz fehlender oder somatisch nicht nachweisbarer Dyspnoe eine Sorge von manchen Palliativpatienten oder deren Angehorigen sein ausserdem konnen solche Angste auch wahrend einer Einschlaf oder Aufwachphase auftreten siehe dazu Schlafparalyse Diagnostik BearbeitenEs ist sinnvoll die Starke der Atemnot auf einer Skala zu erfassen Ein Standardinstrument zur Einschatzung des funktionellen Status von Patienten mit Herz und Lungenerkrankungen ist der MMRC eine modifizierte NYHA Klassifikation Mit der Borg Dyspnoe Skala kann versucht werden das subjektive Dyspnoe Empfinden von Patienten wahrend oder sofort nach einem Leistungstest einzustufen 10 In der Palliativmedizin wird zunehmend die Edmonton Symptom Assessment System ESAS auch fur die Beurteilung der Dyspnoe eingesetzt wobei hier Patientenaussagen wohl noch zu wenig berucksichtigt werden 11 Objektive Anzeichen fur eine Dyspnoe sind tiefere Atemzuge eine erhohte Atemfrequenz Tachypnoe Einziehungen und der Einsatz der Atemhilfsmuskulatur im Sitzen evtl Stehen Eine Zyanose muss nicht aber kann als Zeichen eines Sauerstoffmangels vorhanden sein Weitere Symptome bei der akuten Dyspnoe konnen beispielsweise Giemen bei der Ausatmung Husten Stridor bei der Einatmung Brustkorbschmerz und Zeichen der Rechtsherzinsuffizienz sein 12 In der Palliativmedizin stehen allerdings nicht mehr diagnostische Abklarungen und die Behandlung der Grunderkrankung sondern eine symptomorientierte Therapie im Vordergrund der Bemuhungen Jede neu auftretende Atemnot soll deshalb mit moglichst einfachen und den Patienten nicht belastenden Untersuchungen geklart werden 13 Therapie BearbeitenWenn moglich sollte zunachst die Ursache identifiziert und behandelt werden z B kann ein Pleuraerguss abpunktiert werden eine Pneumonie mit Antibiotika behandelt werden ein allergisches Asthma mit Kortikoidinhalation behandelt werden usw Atemnot die sich so nicht beeinflussen lasst wird als refraktar bezeichnet und palliativ lindernd behandelt Es gibt dafur Allgemeinmassnahmen nichtmedikamentose und medikamentose Interventionen 14 Eigeninitiative und Selbstkontrolle des Patienten sollten dabei gefordert werden Allgemeinmassnahmen sind korperliche Aktivitat Anderungen im Tagesrhythmus Beruhigung des Patienten und der Angehorigen Rituale gegen die Luftnot Wichtig ist die Information dass akute Atemnot fast nie zum Ersticken fuhrt Einfachste nichtmedikamentose Massnahme ist ein kuhler Luftzug zum Gesicht des Patienten etwa durch einen kleinen Ventilator Die Linderung ist mit hohem Evidenzgrad nachgewiesen Physiotherapie und Verhaltenstherapie konnen helfen bewusste Atemkontrollubungen zu erlernen und Panik zu vermindern Oft wird Sauerstoff verabreicht das ist aber nur bei Zyanose sinnvoll ansonsten nicht wirksamer als gewohnliche Raumluft Bei bewegungseingeschrankten COPD Patienten liessen sich Atemnotbeschwerden durch regelmassige und langerfristige neuromuskulare elektrische Stimulation der Beinmuskulatur lindern 15 Medikamente der ersten Wahl gegen Atemnot sind peroral oder parenteral verabreichte Opioide wie Morphin Fentanyl und Hydromorphon Opioide erhohen die Toleranz des Atemzentrums und wirken angstmindernd sodass der Patient langsamer und wirksamer atmet 16 Bei angemessen symptomlindernder Dosierung ist keine zu starke Atemdepression durch diese Praparate zu befurchten Weitere nutzliche Substanzen sind Beruhigungsmittel Antidepressiva Kortikoide und Promethazin 17 Siehe auch BearbeitenAcute Respiratory Distress Syndrome Atemnotsyndrom des Neugeborenen Status asthmaticus Dyspnoe Index BendopnoeWeblinks BearbeitenDeutsche Lungenstiftung Atemnot PDF 118 KiB Literatur BearbeitenClaudia Bausewein Steffen T Simon Atemnot und Husten bei Palliativpatienten In Dtsch Arztebl Int 2013 110 33 34 S 563 572 doi 10 3238 arztebl 2013 0563Einzelnachweise Bearbeiten H Benzer Therapie der respiratorischen Insuffizienz In J Kilian H Benzer F W Ahnefeld Hrsg Grundzuge der Beatmung Springer Berlin u a 1991 ISBN 3 540 53078 9 2 unveranderte Auflage ebenda 1994 ISBN 3 540 57904 4 S 215 278 hier S 218 Hilmar Burchardi Atiologie und Pathophysiologie der akuten respiratorischen Insuffizienz ARI In J Kilian H Benzer F W Ahnefeld Hrsg Grundzuge der Beatmung Springer Berlin u a 1991 ISBN 3 540 53078 9 2 unveranderte Auflage ebenda 1994 ISBN 3 540 57904 4 S 47 91 hier S 56 58 H Benzer Therapie der respiratorischen Insuffizienz 1994 S 218 Joachim Frey Krankheiten der Atmungsorgane In Ludwig Heilmeyer Hrsg Lehrbuch der Inneren Medizin Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1955 2 Auflage ebenda 1961 S 599 746 hier S 616 ATS Board of directors AMERICAN THORACIC SOCIETY Dyspnea Mechanisms Assessment and Management A Consensus Statement In Am J Respir Crit Care Med Band 159 Nr 1 1999 S 321 340 PMID 9872857 englisch Volltext Daniela Schon Michael Rosenkranz Jan Regelsberger Bernhard Dahme Christian Buchel Andreas von Leupoldt Reduced Perception of Dyspnea and Pain after Right Insular Cortex Lesions In American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine Band 178 2008 S 1173 1179 doi 10 1164 rccm 200805 731OC PMID 18776150 Wilson F Abdo Leo MA Heunks Oxygen induced hypercapnia in COPD myths and facts In Critical Care Band 16 Nr 5 2012 ISSN 1364 8535 S 323 doi 10 1186 cc11475 Nick Mark https twitter com nickmmark status 1587575514788933633 1 November 2022 abgerufen am 10 November 2022 Claudia Bausewein Susanne Roller Raymond Voltz Hrsg Leitfaden Palliative Care Palliativmedizin und Hospizbetreuung Elsevier Munchen 5 Aufl 2015 S 132 IGPTR Wenn die Luft wegbleibt Cheryl Nekolaichuk The Edmonton Symptom Assessment System a 15 year retrospective review of validation studies 1991 2006 In Palliative Medicine Band 22 Nr 2 2008 S 111 122 doi 10 1177 0269216307087659 Jorg Braun Lunge In Jorg Braun Roland Preuss Hrsg Klinikleitfaden Intensivmedizin 9 Auflage Elsevier Munchen 2016 ISBN 978 3 437 23763 8 S 285 310 hier S 286 288 Akute respiratorische Insuffizienz S Husebo E Klaschik Palliativmedizin 4 Auflage Springer 2006 ISBN 3 540 29888 6 S 276 ff Claudia Bausewein Steffen T Simon Atemnot und Husten bei Palliativpatienten In Deutsches Arzteblatt Ausgabe 33 34 2013 abgerufen am 29 November 2018 Bausewein Simon 2013 E Aulbert F Nauck L Radbruch Hrsg Lehrbuch der Palliativmedizin Schattauer 2007 ISBN 978 3 7945 2361 0 S 386 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche R Viola C Kiteley N Lloyd J A Mackay J Wilson R Wong Supportive Care Guidelines Group The management of dyspnea in cancer patients a clinical practice guideline Memento vom 17 Januar 2009 im Internet Archive Cancer Care Ontario CCO Toronto ON 2006 Nov 6 Evidence based series no 13 5 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4334384 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dyspnoe amp oldid 236523433