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Die Klassische Schweinepest KSP auch Europaische Schweinepest ESP englisch swine fever hog cholera ist seit 1833 als Infektionskrankheit bekannt Diese Virusinfektion tritt mit Ausnahme Nordamerikas Australiens Neuseelands und Teilen von Europa und Sudamerikas weltweit auf Sie zahlt zu den gefahrlichsten Schweinekrankheiten uberhaupt und ist bis heute schwer kontrollierbar und nicht getilgt Die klassische Schweinepest ist von der Afrikanischen Schweinepest ASP abzugrenzen Trotz der ahnlichen Symptome 1 sind ASP und KSP Erreger nicht naher verwandt 2 3 In Deutschland gilt die Schweinepest als Tierseuche und ist anzeigepflichtig Die Bekampfung nach Ausbruch erfolgt grundsatzlich nach der Schweinepestverordnung durch die Veterinarbehorden Inhaltsverzeichnis 1 Krankheitsursache 2 Klinische Symptome und Verlauf 2 1 Akute Form 2 2 Chronische Form 2 3 Pranatale Verlaufsform und spates Einsetzen der Krankheit late onset disease 3 Prophylaxe 4 Bekampfung 5 Falle von Schweinepest 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksKrankheitsursache BearbeitenKlassisches Schweinepest VirusSystematikKlassifikation VirenRealm Riboviria 5 Reich Orthornavirae 4 Phylum Kitrinoviricota 4 Klasse Flasuviricetes 4 Ordnung Amarillovirales 4 Familie FlaviviridaeGattung PestivirusArt Pestivirus CTaxonomische MerkmaleGenom ssRNABaltimore Gruppe 4Wissenschaftlicher NamePestivirus CKurzbezeichnungCSFVLinksNCBI Taxonomy 2170082ICTV Taxon History 201851486Der Schweinepesterreger ist das Pestivirus C auch genannt Klassisches Schweinepest Virus 6 en Pestivirus C fruher Classical swine fever virus CSFV oder Hog cholera virus Obwohl Verwandtschaften zu Erregern anderer Krankheiten bestehen ist jedoch keine andere Tierart inklusive Menschen empfanglich Als standiges Erregerreservoir kann das Wildschwein gelten Neben dem Kontakt mit Wildschweinen stellt haufig der Zukauf von bereits infizierten aber nicht sichtbar kranken Schweinen eine Ansteckungsquelle dar Daneben kann das Virus aber auch durch sogenannte Vektoren verunreinigte Fahrzeuge und Geratschaften Kleidung oder Speiseabfalle Verfutterung in Deutschland daher verboten ubertragen werden Die Ansteckung innerhalb eines Bestandes erfolgt dann direkt von Tier zu Tier hauptsachlich peroral oder uber die Atemwege Die Inkubationszeit hangt von der Virulenz des jeweiligen Erregers ab Sie kann zwischen 2 Tagen bis uber 5 Wochen betragen Das Virus vermehrt sich zunachst in den Mandeln und den Lymphknoten des Rachenraumes Bereits nach 24 Stunden befindet sich der Erreger im Blutkreislauf und erreicht innerhalb von einer Woche seine maximale Konzentration Sofern der Erreger sich im Blut befindet wird er uber Harn Speichel Kot Augen und Nasensekret standig bis zum Tod des Tieres ausgeschieden Dieses ist auch der Grund fur die seuchenhafte Ausbreitung der Krankheit grosse Schweinebestande mit mehreren tausend Tieren konnen innerhalb von einer Woche vollstandig infiziert sein Klinische Symptome und Verlauf BearbeitenDie Schweinepest ist eine Erkrankung die durch zahlreiche Faktoren im kranken Tier und vom Virus beeinflusst wird Aufgrund dessen kann die Symptomatik recht vielschichtig sein Im Groben kann man zwischen zwei Formen unterscheiden die akute auch klassische Verlaufsform und die atypische chronische Variante Empfanglich sind alle Schweinearten Akute Form Bearbeiten nbsp Punktformige Blutungen in der NiereDiese Variante ist gekennzeichnet durch hohes Fieber 41 C das im weiteren Krankheitsverlauf phasenweise sinken und wieder steigen kann zentralnervose Storungen schwankender Gang Parese Ataxie ausgepragte Blutungsneigung Hamorrhagien zyanotische blaurote Verfarbungen der Schnauze der Ohren und des Bauches haufiges Auftreten von Aborten und Umrauschen Bei der Sektion kranker Tiere werden als typische Veranderungen massive punktformige Blutungen Petechien veranderte lehmfarbene Nieren und Lymphknoten marmoriert Schadigungen der Harnblasenschleimhaut und der Milz gefunden Der direkte Nachweis erfolgt dann uber Immunfluoreszenz an Gewebsteilen bzw uber direkte Erregeranzuchtung aus dem Blut Im weiteren Verlauf der Krankheit gesellen sich haufig Lungenlasionen zum Teil Erbrechen Durchfall oder Verstopfung und schwere Gefassschaden hinzu die zu Storungen der Blutzirkulation fuhren Der Tod tritt in der Regel durch Kreislaufversagen oder als Folge von Sekundarinfektionen mit Bakterien ein Chronische Form Bearbeiten Im Gegensatz zur akuten Form verlauft die chronische Form relativ mild Ursache dafur sind haufig schwach virulente Viren die den Wirtsorganismus nicht abtoten und sich dadurch langer und besser vermehren konnen Stellenweise verlauft die Erkrankung sogar ohne sichtbare klinische Symptome sodass die Erkrankung sehr schwer erkennbar ist und bei Verdacht nur uber EU einheitliche serologische Blutuntersuchungen diagnostiziert werden kann Es treten bevorzugt Fieber um 40 C Magen Darm Ulzera Geschwure Entzundungen der Mundschleimhaute Konjunktivitis Bindehautentzundung und vermehrt Unfruchtbarkeit Totgeburten Geburt mumifizierter oder lebensschwacher zitternder Ferkel auf Bei der Sektion zeigen sich feste Auflagerungen diphtheroid nekrotisierende Entzundung vorwiegend auf den Schleimhauten des Dickdarms und im Bereich der Mundschleimhaute und zum Teil umfangreiche Geschwurbildungen sogenannter Boutons Die chronische Variante der Schweinepest wird von den alteren Tieren in der Regel uberstanden und fuhrt teilweise zur volligen Genesung Betroffene Ferkel kummern und uberleben in der Regel maximal ein Jahr Pranatale Verlaufsform und spates Einsetzen der Krankheit late onset disease Bearbeiten Das KSP Virus kann in tragenden Tieren die nur eine milde Verlaufsform zeigen transiente Infektion die Plazentaschranke uberwinden und die Feten infizieren carrier sow syndrome Je nach Trachtigkeitsstadium kommt es zu embryonalem bzw fetalem Tod Abort und Totgeburt Mumifikation und Missbildungen und kann den Fertilitatsindex des Betriebs senken Es kann aber auch zur Geburt gesunder persistent viramischer Ferkel kommen insbesondere bei einer Infektion vor dem 90 Trachtigkeitstag Prophylaxe BearbeitenIn der EU wird aus handelspolitischen und pharmakologisch bedingten Grunden keine Prophylaxe angewendet Die einzige Moglichkeit der Prophylaxe besteht in einer Impfung In den ehemaligen Ostblockstaaten wurde diese mit Erfolg praktiziert Wahrend der einschrankende Faktor damals darin begrundet lag dass es keine Vakzine gab die pharmakologisch so markiert waren dass man sie bei einer Blutuntersuchung vom eigentlichen Virus hatte unterscheiden konnen gibt es seit dem Jahr 2000 in der EU zugelassene Markerimpfstoffe Mit solch einem Serum konnten kranke von geimpften Schweinen unterschieden werden Allerdings konnte in zwei grossangelegten Versuchen in Mecklenburg und Brandenburg weder die Eradikation des Virus noch die sichere Ruckverfolgbarkeit der Antikorper nach Impfung mit einem Markerimpfstoff nachgewiesen werden 7 8 Jede Impfung ist zudem mit Problemen beim Export der Schweine bzw deren Schlachtkorper oder sonstiger Produkte verbunden Da das Internationale Tierseuchenamt den Schweinepeststatus eines Landes im Falle einer Impfung von sechs auf zwolf Monate verlangert und dieser Status fur den Handel insbesondere mit Nicht EU Staaten von grosser Bedeutung ist greifen immer noch viele Lander auf eine Keulung infizierter Bestande zuruck anstatt diese zu impfen siehe Bekampfung Nach einem katastrophalen Ausbruch der Schweinepest in Wildschweinbestanden in vielen Teilen Deutschlands im Jahr 2003 wurden zum Schutz von Wildschweinen entsprechende Impfkoder ausgelegt Diese bestanden aus Maismehl Starke Bindemittel und anderen Zusatzen und enthalten im Innern eine kleine Kapsel mit dem Impfstoff meist abgeschwachte Antigene Bekampfung BearbeitenIn Deutschland ist die Schweinepest anzeigepflichtig Das bedeutet dass beim geringsten Verdacht eine Meldung an die entsprechende Veterinarbehorde zu erfolgen hat Nach Meldung ubernimmt das zustandige Veterinaramt die weiteren Massnahmen Entsprechend diesbezuglicher EU Richtlinien dem Tierseuchengesetz und der Verordnung gegen die klassische und afrikanische Schweinepest Schweinepestverordnung erfolgt nach amtlicher Feststellung der Seuche die Aufstellung eines ersten Sperrbezirkes etwa 3 km Radius um den betroffenen Bestand herum und eines weiteren Sperrbezirkes Beobachtungsgebiet in einem grosseren Radius etwa 10 km Alle Schweinebestande die sich innerhalb des ersten Sperrbezirkes befinden werden getotet gekeult um ein weiteres Ausbreiten der Seuche zu verhindern Alle Schweine innerhalb des zweiten Sperrringes werden standig untersucht Circa 30 Tage nach Totung der Schweine und Desinfektion im ersten Sperrbezirk werden nach einem von der EU vorgegebenen Stichprobenschlussel Blutuntersuchungen zwecks Aufhebung des Sperrbezirkes durchgefuhrt Falle von Schweinepest BearbeitenBundesweit wutete die Seuche zuletzt Mitte der neunziger Jahre seither gab es immer wieder vereinzelte Falle Bei der Schweinepest 1997 in den Niederlanden wurden mehr als zwolf Millionen Schweine getotet Am 1 Marz 2006 ergab ein Test bei der Untersuchung auf Schweinepest erstmals seit den neunziger Jahren kein eindeutig negatives Ergebnis in einem Mastbetrieb in Haltern im Landkreis Recklinghausen Nordrhein Westfalen Weitere Untersuchungen erharteten den Verdacht auf Schweinepest Am 3 Marz 2006 wurde der Ausbruch der KSP offiziell bestatigt in dessen Verlauf nach Ausbreitung auf weiteren Hofen unter anderem im Kreis Borken auf Anordnung der EU mehr als 92 000 Schweine gekeult wurden In der Ausgabe der Rhein Zeitung vom 10 Februar 2009 Nr 34 wurde berichtet dass der erste Schweinepestfall bei einem Wildschwein rechts des Rheins in Rheinland Pfalz aufgetreten war Laboruntersuchungen bestatigten dass sich ein toter Frischling der in der Verbandsgemeinde Wissen Kreis Altenkirchen gefunden wurde mit dem ESP Virus Europaischer Schweinepest Virus infiziert hatte Deshalb wurden der Kreis Altenkirchen sowie der Kreis Neuwied und Teile des Westerwaldkreises vom Landesuntersuchungsamt Rheinland Pfalz als gefahrdete Bezirke ausgewiesen Literatur BearbeitenHeinrich Liebermann Lehrbuch der veterinarmedizinischen Virologie Gustav Fischer Jena und Stuttgart 1992 ISBN 3 334 60360 1 Hans Plonait Klaus Bickhardt Begr Lehrbuch der Schweinekrankheiten 4 Auflage Parey Stuttgart 2004 ISBN 3 8304 4104 5 Diana Kerstin Schwarz Schweinepest Ein Beitrag zur Geschichte der Tierkrankheiten Mensch und Buch Verlag Berlin 2006 ISBN 3 89820 958 X zugl Dissertation FU Berlin 2005 Volltext Erwin Sieverding Handbuch gesunde Schweine Kamlage Osnabruck 2000 ISBN 3 9806688 1 9 Alarmplan der Landesregierung von Mecklenburg Vorpommern zur KSP vom 6 Juli 2001 Heute im Bundestag Meldung 203 2000 Memento vom 13 Mai 2003 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Willkommen im Landkreis Amberg Sulzbach Schweinepest In kreis as de Abgerufen am 6 April 2016 Landkreis Rostock In landkreis rostock de Abgerufen am 6 April 2016 Afrikanische Schweinepest Droht neue Seuchengefahr furs Schwarzwild In jagd freising de Abgerufen am 6 April 2016 a b c d ICTV ICTV Taxonomy history Yellow fever virus EC 51 Berlin Germany July 2019 Email ratification March 2020 MSL 35 ICTV Master Species List 2018b v2 MSL 34 Marz 2019 ICTV Stand November 2018 gemass Smith DB et al Proposed revision to the taxonomy of the genus Pestivirus family Flaviviridae PMID 28786787 Die Bekampfung der Klassischen Schweinepest KSP beim Schwarzwild im Land Brandenburg Diss Brigitte Kern Orale Immunisierung von Schwarzwild gegen Klassische Schweinepest in Mecklenburg Vorpommern Diss Utta SchurigWeblinks Bearbeiten nbsp Wikinews Schweinepest in den Nachrichten nbsp Wikisource Bekanntmachung betreffend die Anzeigepflicht fur die Schweineseuche die Schweinepest und den Rothlauf der Schweine Vom 12 November 1895 Deutschland Quellen und Volltexte nbsp Commons Classical swine fever Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ubersichtsseite des BMELV zur Schweinepest Massnahmen zur Bekampfung der klassischen Schweinepest Zusammenfassung der Gesetzgebung In EUR Lex Amt fur Veroffentlichungen der Europaischen Union abgerufen am 28 Februar 2021 Amtliche Methodensammlung Klassische SchweinepestDieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4180453 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klassische Schweinepest amp oldid 223982990