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Leonid Lwowitsch Ludwigowitsch von Korber russisch Leonid Lvovich Lyudvigovich Kerber 4 Junijul 17 Juni 1903greg in Sankt Petersburg 9 Oktober 1993 in Moskau war ein russisch sowjetischer Funktechniker und Flugzeugtechniker 1 2 Leonid Korber Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen Preise 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKorbers Vater Ludwig Korber war Vizeadmiral der Kaiserlich Russischen Marine Der Grossvater vaterlicherseits Bernhard von Korber war Mediziner wahrend der Grossvater mutterlicherseits Otto Theodor von Schultz Konteradmiral der Kaiserlich Russischen Marine war Der Onkel Oskar Carl von Korber war Historiker Da der Vater selten zu Hause war wurde Leonid Korber mit seinem jungeren Bruder Boris von seiner Mutter Olga Augustina Gottliebe geborene von Schultz 1866 1942 und seinem alteren Bruder Victor erzogen Nach dem Besuch des St Petersburger deutschen Gymnasiums des Karl Johann May trat Leonid Korber in das Erste Kadettenkorps ein 1917 wechselte er ins Marine Kadettenkorps Als nach der Oktoberrevolution das Marine Kadettenkorps im Marz 1918 aufgelost wurde vertrieben Matrosen Korber mit seiner Mutter und seinem jungeren Bruder aus ihrer Wohnung auf der Wassiljewski Insel so dass die Mutter mit den beiden Sohnen sich nach Luga begab wo ihre Schwester und ihr Bruder Vizeadmiral Michail Fjodorowitsch von Schulz lebten Korbers alterer Bruder Victor war Marine Flieger in Baku und verteidigte die Stadt gegen die anruckende turkische Armee Der Vater war in London Leonid Korber bekam Arbeit auf dem Lugaer Truppenubungsplatz und wurde bald als Funfzehnjahriger zur Roten Armee eingezogen Im russischen Burgerkrieg nahm er an den Kampfen gegen die Judenitsch Armee und am Polnisch Sowjetischen Krieg teil an dessen Ende seine Division vor Warschau eingekesselt wurde und er mit Truppenteilen den Einkesselungsring durchbrach Nach dem Ende des Krieges wurde Korber mit seiner Division in Petrograd stationiert Sie war im Marz 1921 an der Niederschlagung des Kronstadter Matrosenaufstands beteiligt so dass Korber auf dem Eis des Finnischen Meerbusens gegen seinen Vetter Alexander Korber kampfte 1921 wurde Korber demobilisiert worauf er zu seinem Bruder Victor nach Taganrog zog der ihm half im Flugzeugwerk angestellt zu werden Als Victor im Marz 1922 nach Moskau versetzt wurde kam Leonid Korber mit und arbeitete in einer Bierbrauerei Daneben schloss er seine Ausbildung an der RabFak Leonid Isaakowitsch Mandelstams ab und bewarb sich an der Militarakademie fur Ingenieure der Luftstreitkrafte Prof N J Schukowski Allerdings gehorte zur Aufnahmekommission der Matrose der Baltischen Flotte W S Woitow der den harten Dienst unter Korbers Vater auf dem Linienschiff Gangut erlebt hatte so dass Korber nicht aufgenommen wurde 3 4 Stattdessen wurde er 1925 mit Erreichen des Militardienstalters ohne Anrechnung seines Militardienstes im russischen Burgerkrieg zu Roten Armee eingezogen Als RabFak Absolvent wurde er in das Reserve Jungkommandeur Programm der Roten Armee aufgenommen so dass sich seine Dienstzeit auf ein Jahr verkurzte und er nach Wladimir in das 1 Funkaufklarungsregiment geschickt wurde 5 Dort wurde er zusammen mit Ernst Theodorowitsch Krenkel und Rudolf Iwanowitsch Abel ausgebildet Nach der Demobilisierung im Fruhjahr 1926 wollte Korber in eine Flugschule aufgenommen werden wurde aber wegen mangelnder Sehfahigkeit abgelehnt Nach einigen Monaten verschiedener Arbeitstatigkeiten verschaffte ihm sein Vetter Wilhelm von Harff Sohn des Generals der Kaiserlich Russischen Armee Eugen von Harff und Vizechef der Hauptverwaltung der Roten Armee eine Stelle im Laboratorium des Forschungsinstituts fur Verkehr der Roten Armee NIIS RKKA und zwar nicht als Schlosser 2 1928 wurde er auf Vorschlag des Leiters der Abteilung fur Radioempfanger I M Mileikowski 6 fur die Arbeit fur die Konstruktion eines Funkpeilgerats eingeteilt Unter der Leitung S I Andrejews nahm er an der Entwicklung der Kurzwellen Funkpeilgerate fur die verschiedenen Funkaufklarungssystem teil und installierte und testete sie 1929 im Militarbezirk Kiew an der Westgrenze 1930 nahm er zusammen mit S I Andrejew und N A Korbanski im Auftrag der Awiaprom Hauptverwaltung der Luftfahrtindustrie am Aufbau des Luftfahrtfunkpeilgerats APR 1 teil 7 das nach den Tests in den Bomber Tupolew TB 3 in Chabarowsk eingebaut wurde 2 Dort wurde Korber mit Andrei Nikolajewitsch Tupolew bekannt 1934 wurde Korber von Tupolew angeworben fur die Funknavigationsausrustung der Tupolew ANT 25 mit der Waleri Pawlowitsch Tschkalow und dann Michail Michailowitsch Gromow uber den Nordpol nach Amerika fliegen sollten 8 Wahrend der Vorbereitung der Fluge flog Korber mehrmals mit Gromow auf den Testflugen von Moskau nach Tschita mit wobei seine Gerate fehlerlos funktionierten Dies bestatigten 1937 Tschkalow nach dem Flug von Moskau uber den Nordpol nach Vancouver und einige Monate spater Gromow nach dem Flug nach San Jacinto Gleichzeitig musste Korber den Bomber Bolchowitinow DB A ausrusten der von Wiktor Fjodorowitsch Bolchowitinow Jakow Moissejewitsch Kurizkes 9 und Korbers Schwiegervater Michail Michailowitsch Schischmarjow entwickelt worden war 10 Dieses Flugzeug wahlte Sigismund Alexandrowitsch Lewanewski im Mai 1937 fur seinen Flug uber den Nordpol aus Im Hinblick auf die Plane Tschkalows und Gromows verzichtete Lewanewski auf langwierige Vorbereitungen und nahm Korber fur die Installation und Prufung der gesamten Ausrustung in seine Mannschaft auf Wenige Tage vor dem Start am 12 August 1937 ersetzte jedoch Lewanewski Korber durch seinen personlichen Funker N J Galkowski Das Flugzeug startete dann und verschwand spurlos in der Arktis Boris Jewsejewitsch Tschertok vermutete dass Korber auf Veranlassung des NKWDs aus Lewanewskis Mannschaft entfernt worden war 11 Korber wurde am 23 Oktober 1937 vom NIIS RKKA entlassen im Laufe einer Entlassungs und Verhaftungswelle wahrend des Grossen Terrors Am 1 Mai 1938 wurde er verhaftet und in die Lubjanka gebracht In einer Nachbarzelle befand sich ab dem 10 Mai 1938 Korbers Vetter Wilhelm von Harff Im Juni 1938 wurde Korber in die Butyrka verlegt Nach langen Verhoren in denen er nur physikalisch absurde Sabotageakte gestand wurde er im November 1938 vom Militarkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR nach Artikel 58 des Strafgesetzbuches der RSFSR zu 8 Jahren Lagerhaft verurteilt Er kam ins Lefortowo Gefangnis und dann ins Kuloi Lager bei Archangelsk im Cholmogorski rajon 12 Dort wurde er als Kartograf eingesetzt fur Vermessungsarbeiten an den Nebenflussen der Kuloi und anderer Flusse fur das Anlegen von Dammen fur den Wasseraufstau nach der Schneeschmelze fur die Holzflosserei 4 Der NKWD stellte 4 Gefangenen Brigaden auf die 4 Flugzeuge entwickeln und in die Serienproduktion fuhren sollten Eine dieser Brigaden wurde von dem nach Artikel 58 verurteilten Andrei Nikolajewitsch Tupolew gefuhrt der sich die benotigten Spezialisten ausschliesslich aus den Gefangenenlisten auswahlte darunter auch Korber So kam Korber Anfang 1940 in das 1938 gegrundete gefangnisartige Zentrale Konstruktionsburo ZKB 29 des NKWD in Bolschewo bei Koroljow das als Tupolew Scharaschka bekannt wurde 13 Bei dem dort entwickelten Sturzkampfflugzeug 103 das dann als Tupolew Tu 2 in Serie ging war Korber fur die elektrischen Anlagen und die Funkausrustung verantwortlich 2 Im Mai 1941 wurde Korber freigelassen nachdem er nach einer Uberprufung fur nicht schuldig erklart wurde Dazu beigetragen hatte die unermudliche Arbeit seiner Frau Jelisaweta Michailowna Schischmarjowa 1904 1996 die immer wieder in vielen Briefen und Eingaben an zustandige und nichtzustandige Stellen Korbers Unschuld dargestellt hatte Korber arbeitete weiter im ZKB 29 das nach Beginn des Deutsch Sowjetischen Kriegs nach Omsk evakuiert wurde Im Sommer 1943 kehrte das ZKB 29 nach Moskau zuruck Die Mitarbeiter waren inzwischen alle frei blieben aber zusammen Sofort nach Kriegsende begann im Sonderkonstruktionsburo OKB Tupolew die Entwicklung des Langstreckenbombers Tupolew Tu 4 bei der Korber eine wesentliche Rolle spielte ebenso wie bei den folgenden Strahlflugzeugentwicklungen 1952 wurde die Stelle des Vizegeneralkonstrukteurs fur Ausrustung geschaffen die mit Korber besetzt wurde 2 Nachdem Sergei Alexejewitsch Lebedew den Computer MESM Kleine Elektronische Rechenmaschine entwickelt hatte erkannte Korber als einer der Ersten das Potential dieser Rechner Er setzte den speziell fur Flugzeuge modifizierten Bordcomputer BZWM fur das Navigationssystem des Turboprop Verkehrsflugzeugs Tupolew Tu 114 ein und leitete damit die Computerisierung ein 1 1959 bestand Chruschtschow darauf zum Staatsbesuch in den Vereinigten Staaten mit einer Tupolew Tu 114 zu fliegen obwohl die Testfluge noch nicht abgeschlossen waren Andrei Tupolew konnte dies nicht verhindern und sorgte dafur dass Korber mitflog Auf dem Ruckflug fiel infolge eines Magnetsturms der Kompass aus so dass nur dank des funktionierenden Navigationssystems Korbers das Ziel erreicht wurde 1 1965 stellte Korber die Tupolew Tu 114 auf der Pariser Luftfahrtschau vor Sein letztes Projekt war das Uberschallflugzeug Tupolew Tu 144 gewesen 2 Als 1966 Andrei Nikolajewitsch Tupolew die Leitung des OKB Tupolew seinem Sohn ubertrug lehnte Korber dies offen ab so dass er seinen Rucktritt einreichen musste Obwohl Korber nur die RabFak Ausbildung vorzuweisen hatte war er zum Doktor der technischen Wissenschaften promoviert worden und hatte am Moskauer Staatlichen Luftfahrtinstitut MAI Vorlesungen uber Flugzeugausrustung gehalten 2 Seit der gemeinsamen Zeit in der Tupolewskaja Scharaga war Korber befreundet mit Georgi Alexandrowitsch Oserow der in den 1960er Jahren unter dem Pseudonym Scharagin seine Erinnerungen an das tagliche Leben der Wissenschaftler Konstrukteure und Ingenieure niederschrieb die in der Scharaga die Luftfahrttechnik fur Stalin schufen 14 Korber machte daraus ein Buch das im Samisdat erschien und 1971 in Frankfurt am Main veroffentlicht wurde 15 In Korbers letzten Jahren entwickelte sich ein enger Briefwechsel mit dem Schriftsteller Wiktor Wiktorowitsch Konezki den er nie traf In seinen Briefen erzahlte Korber viel aus seinem Leben was nach Korbers Tod Konezki in seinem Werk Echo in einem Kapitel im 7 Band veroffentlichte 4 Korber hatte zwei Sohne Der altere Sohn Michail Leonidowitsch Korber wurde Chemiker Ehrungen Preise BearbeitenLeninorden zweimal 2 Orden des Vaterlandischen Krieges I Klasse 1947 2 Orden des Roten Sterns 2 Stalinpreis 1952 2 Leninpreis im Bereich Technik fur die Entwicklung des Strahlverkehrsflugzeugs Tupolew Tu 104 1957 mit A N Tupolew Alexander Iwanowitsch Makarewski Alexander Alexandrowitsch Archangelski Alexei Michailowitsch Tscherjomuchin und Sergei Konstantinowitsch Tumanski 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Leonid Korber Sammlung von BildernEinzelnachweise Bearbeiten a b c Kerber O B Kerber A B Kerber M L Neobyknovennye sudby treh bratev NAUChTEHLITIZDAT a b c d e f g h i j k l OAO Tupolew KERBER L L 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