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Kartograf oder Kartograph ist die allgemeine Berufsbezeichnung fur Fachleute die sich mit der Kartenherstellung und anderen Aufgaben der Kartographie befassen Dabei erfassen und interpretieren sie insbesondere raumbezogene Daten und Informationen das Gelande Topographie digitale Geodaten und sonstige Geoinformationen Diese Daten werden mit dem Ziel bearbeitet Karten oder kartenverwandte Produkte herzustellen In diesem allgemeinen auch historisch gewachsenen Sinne werden in der Kartographie tatige Ingenieure Wissenschaftler und Techniker gleichermassen als Kartographen bezeichnet Kartograph bei der Arbeit 1943 Der Beruf des Kartographen ist thematisch verwandt mit den Fachgebieten Geodasie insbesondere der Landesaufnahme der Geografie der Photogrammetrie und Fernerkundung sowie der Geoinformatik Geomatik Informatik Grafik und dem Design Inhaltsverzeichnis 1 Schreibweise 2 Ausbildung 2 1 Deutschland 2 2 Osterreich 2 3 Schweiz 3 Historische Bezeichnungen 4 Kartographen Verzeichnisse 5 Beruhmte Kartographen 5 1 15 Jahrhundert 5 2 16 Jahrhundert 5 3 17 Jahrhundert 5 4 18 Jahrhundert 5 5 19 Jahrhundert 5 6 20 Jahrhundert 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseSchreibweiseDie Schreibweise der allgemeinen Berufsbezeichnung ist zurzeit unterschiedlich Kartograf bzw Kartograph Mit dem Hinweis auf die technischen vor allem datenverarbeitungstechnischen Veranderungen des Berufsbildes wird vielfach die Schreibweise Kartograf bevorzugt Der Duden in seiner 25 Auflage empfiehlt die Schreibung mit F In der Schweiz sind die Schreibweise Kartografie und Kartograf behordlich festgelegt Die Schreibweise Kartograph ist vor allem in Deutschland immer noch gebrauchlich AusbildungDeutschland In Deutschland gibt es folgende berufliche Ausbildungswege Praktische Kartographieausbildung Kartographen und Kartographinnen werden in dem staatlich anerkannten Ausbildungsberuf in der gewerblichen oder behordlichen Kartographie drei Jahre ausgebildet Sie bearbeiten im Wesentlichen kartographische Originale mit Hilfe computergestutzter Kartenkonstruktionsprogramme nach Entwurfen und Vorgaben Nach dem Berufsbildungsgesetz BBiG lautet die Berufsbezeichnung Kartograph bzw Kartographin Die Arbeitgeberverbande AdV BDVI Arbeitnehmerverbande ver di und Berufsverbanden DGfK DVW DGPF DMV haben im Jahr 2009 und 2010 die beiden Berufe Kartograph und Vermessungstechniker in dem neuen Berufsfeld der Berufe in der Geoinformationstechnologie zusammengefuhrt Der Beruf des Kartographen wird durch den Beruf des Geomatikers ersetzt 1 Akademische Kartographieausbildung Diplom Ingenieure FH der Fachrichtung Kartographie absolvieren ein Studium an einer der Fachhochschulen in Berlin Dresden Karlsruhe oder Munchen Sie sind hauptsachlich fur die Entwicklung den Entwurf und die Redaktion von kartographischen Erzeugnissen zustandig und nehmen auch Fuhrungs und Leitungsfunktionen wahr Diplom Ingenieure der Fachrichtung Kartographie absolvieren ein Studium im Hauptfach an der Technischen Universitat Dresden Institut fur Kartographie Diplom Ingenieure sind in der Forschung und Lehre an Hochschulen oder als Leiter von Behorden und Unternehmen tatig oder nehmen dort Fuhrungs und Leitungsfunktionen wahr Die bisherigen Diplom Studiengange wurden entsprechend dem Bologna Prozess auf die neuen europaweit vergleichbaren Abschlusse Bachelor und Master umgestellt die zusammen eine Studiendauer von 10 Semestern umfassen mussen 2 Damit entfallt die Unterscheidung zwischen FH und Universitatsdiplom An der TU Dresden mit dem Studiengang Kartographie und Geomedientechnik erfolgte diese Umstellung mit dem Wintersemester 2008 09 An anderen Hochschulen ist das Studium der Geodasie oder Geographie mit dem Nebenfach Kartographie moglich Osterreich Zum einen existiert in Osterreich der Lehrberuf Kartograph v a in Kartenverlagen Zum anderen kann an der Universitat Wien Fakultat fur Geowissenschaften Geographie und Astronomie ein Masterstudium Kartographie und Geoinformation studiert werden An der TU Wien kann Kartographie als Vertiefungsrichtung im Studium Vermessungswesen und Geoinformation gewahlt werden Schweiz Die Ausbildung in der Schweiz ist nur als vierjahrige Berufslehre im Bundesamt fur Landestopografie in Wabern moglich Bis ca 1992 bildeten auch die Privatfirmen Kummerly amp Frey Bern Orell Fussli Zurich und Swissair Photo und Vermessungen Regensdorf Kartographen aus Die Berufsbezeichnung lautet gelernter Kartograf bzw gelernte Kartografin Seit 2008 wird das Ausbildungsreglement durch den Tragerverein Geomatiker in Schweiz uberarbeitet vorbehaltlich der Zustimmung durch das Bundesamt fur Berufsbildung und Technologie und den Bundesrat wird in der Schweiz ab 2010 die Berufsbezeichnung Geomatiker in mit Schwerpunkt Kartographie lauten An der Eidgenossischen Technischen Hochschule Zurich Institut fur Kartografie kann jedoch nicht Kartografie im Hauptfach studiert werden Stattdessen konnen Geomatikingenieure Geographen usw Kartografie im Nebenfach belegen Historische BezeichnungenDer Begriff Kartograph damals mit ph Schreibung entstand erst kurz vor 1830 Heute werden die Kartenzeichner des Altertums des Mittelalters und der Fruhen Neuzeit ebenfalls oft als Kartographen bezeichnet Die damals verwendete Eigenbezeichnung war entweder auf die verwendete Technik bezogen chalcographus sculptor Kartolithograph oder verwies explizit auf den Anteil am Werk auctor delineator Nur wenige Spezialisten wie Gerhard Mercator widmeten als cosmographus oder geographus ihr Leben vollumfanglich der Kartographie In einigen Staaten kam es vor dass erfolgreiche Kartographen mit dem Titel eines kaiserlichen Geographen Johann Baptist Homann im Heiligen Romischen Reich Deutscher Nation bzw eines geographe du roi Guillaume Delisle in Frankreich ausgezeichnet wurden Auf Deutsch war auch die Bezeichnung Kartenmacher oder Kartenmaler in Gebrauch Die meisten Kartographen vor der Einfuhrung des Ausbildungsberufs in der Mitte des 20 Jahrhunderts waren jedoch nur nebenbei oder fallweise in der Kartographie tatig Viele Kartographen der Fruhen Neuzeit waren Wissenschaftler verschiedenster Art wie Hebraist Sebastian Munster Arzt Konrad Turst Mathematiker und Theologe Johannes Schoner oder Astronom Edmond Halley Andere ubten Tatigkeiten des Verlagswesens aus wie Buchhandler und Verleger Matthaus Merian oder Kupferstecher Matthaus Seutter Ab dem 17 Jahrhundert waren Militaringenieure Daniel Specklin ab dem 19 Jahrhundert eigentliche Vermessungsingenieure und Geodaten Karl von Muffling in der Kartographie tatig Auch Kunstler und Berufsleute wie Glasmaler Hans Conrad Gyger Baumeister Erich Philipp Ploennies und Landwirt Peter Anich sind heute als Kartographen noch bekannt wahrend die Leistungen in ihrem angestammten Beruf manchmal in den Hintergrund treten oder fast vergessen sind Diverse als Kartographen genannte Entdecker Thomas Mackenzie und Naturforscher Eduard Wassiljewitsch Toll sind vielfach eher Kartenautoren und nicht Kartographen im Sinne der drucktechnischen Vervielfaltigung der betreffenden Expeditionsergebnisse Das haufig verwendete Verb kartographieren bezeichnet in der Alltagssprache meist die Aufnahme mit oder ohne Vermessung von bisher unbekannten Kusten oder Landstrichen Schiffskapitane oder Expeditionsleiter werden in Biografien daher vielfach irrtumlich als Kartographen bezeichnet obwohl diese nur vereinzelt tatsachlich Karten selbst gezeichnet haben Im militarischen Bereich wurden Kartographen haufig auch nur zeichnerisch begabte Soldaten noch bis zum Zweiten Weltkrieg als Regimentszeichner eingesetzt um die Topographie der wechselnden Frontverlaufe exakt abzubilden und dadurch den Generalstaben entsprechende Besprechungsvorlagen liefern zu konnen Kartographen VerzeichnisseDas erste Kartographen Verzeichnis mit 170 Namen war der Catalogus auctorum des Abraham Ortelius das in seinem Atlas Theatrum Orbis Terrarum 1570 erschien Ein weiteres bekanntes Verzeichnis wurde von Vincenzo Maria Coronelli in seiner Cronologia Universale 1707 herausgegeben Ein umfangreiches deutschsprachiges Verzeichnis mit Biogrammen internationaler und deutscher Kartographen veroffentlichte der freischaffende Geograph und wichtige Kartographietheoretiker Johann Gottfried Gregorii alias Melissantes aufbauend auf seine fruheren geographischen Schriften 1713 in seinen Curieusen Gedancken von den vornehmsten und accuratesten alt und neuen Land Charten 3 Im deutschen Sprachraum erschienen moderne Verzeichnisse namentlich von Leo Bagrow 1951 und Wilhelm Bonacker 1966 Das neuste internationale Verzeichnis Tooley s dictionary of mapmakers listet rund 27 000 Personen in vier Banden auf Fur diverse Lander und Region existieren eigene Verzeichnisse so fur Grossbritannien Polen Spanien und die Schweiz Beruhmte Kartographensortiert nach Geburtsjahr siehe auch Kategorie Kartograf 15 Jahrhundert Zuane Pizzigano zu Beginn des 15 Jahrhunderts Hartmann Schedel 1440 1514 Konrad Turst 1450 1503 Amerigo Vespucci 1451 1454 1512 Martin Behaim 1459 1507 Erhard Etzlaub 1460 1532 Piri Reis um 1470 1554 Martin Waldseemuller um 1472 1475 1520 Johannes Schoner 1477 1547 Sebastian Munster 1488 1552 Peter Apian 1495 1552 16 Jahrhundert Diego Ribero 1533 Gottfried Mascop nach 1577 Gerhard Mercator 1512 1594 Thomas Schopf 1520 1577 Georg Gadner 1522 1605 Tilemann Stella 1525 1589 Abraham Ortelius 1527 1598 Caspar Henneberg 1529 1600 Valentin Thau 1531 1575 Philipp Apian 1531 1589 Jacob Ramminger 1535 1606 Daniel Specklin 1536 1589 Jodocus Hondius 1563 1612 Bernhard Cantzler 1566 Willem Blaeu 1571 1638 Johannes Janssonius 1588 1664 Matthaus Merian 1593 1650 Joseph Plepp 1595 1642 Joan Blaeu 1596 1673 Hans Conrad Gyger 1599 1674 Christian Sgrothen um 1525 1603 Bartholomaus Scultetus um 1540 1614 Matthias Oeder 1614 17 Jahrhundert Nicolas Sanson der Altere 1600 1667 Johannes Mejer 1606 1674 Georg Matthaus Vischer 1628 1696 Alain Manesson Mallet 1630 1706 Georg Ludwig Stabenhaber 1640 1708 Louis Joliet 1645 1700 Vincenzo Coronelli 1650 1718 Herman Moll 1654 1732 Christoph Weigel der Altere 1654 1725 Petrus Schenk 1660 1711 Johann Christoph Weigel 1661 1726 Johann Baptist Homann 1664 1724 Johann Christoph Muller 1673 1721 Guillaume Delisle 1675 1726 Paul Trenckmann 1676 1747 Matthaus Seutter 1678 1757 Adam Friedrich Zurner 1679 1742 Peter Schenk der Jungere 1693 1775 18 Jahrhundert Peter Anich 1723 1766 und Blasius Hueber 1735 1814 die ersten zwei Bauernkartografen Jeremiah Dixon 1733 1779 Charles Mason 1728 1786 Inō Tadataka 1745 1818 Franz Johann Joseph von Reilly 1766 1820 Friedrich Wilhelm Carl Graf von Schmettau 1743 1806 Daniel Friedrich Sotzmann 1754 1840 Daniel Gottlob Reymann 1759 1837 Adolf Stieler 1775 1836 Guillaume Henri Dufour 1787 1875 19 Jahrhundert Blasius Kozenn 1821 1871 August Petermann 1822 1878 Eduard Gaebler 1842 1911 Carl Diercke 1842 1913 Xaver Imfeld 1853 1909 Karl Peucker 1859 1940 Max Eckert Greifendorff 1868 1938 Hermann Haack 1872 1966 Curt Treitschke 1872 1946 Paul Diercke 1874 1937 Karl Wenschow 1884 1947 Eduard Imhof 1895 1986 Richard Finsterwalder 1899 1963 20 Jahrhundert Edgar Lehmann 1905 1990 Wolfgang Pillewizer 1911 1999 Arno Peters 1916 2002 Erik Arnberger 1917 1987 Jacques Bertin 1918 2010 Gunter Hake 1922 2000 Rudi Ogrissek 1926 1999 Siehe auchListe von KartografenLiteraturJoachim Neumann Begriffsgeschichtliches um den Kartographen In Kartographische Nachrichten 38 5 1988 S 185 190 Tooley s dictionary of mapmakers Revised ed hrsg von Josephine French et al Riverside CT Early World Press 1999 2004 ISBN 0 906430 14 3 Bd 1 WeblinksAusfuhrliche Beschreibung bedeutender Kartographen engl Beschreibung wichtiger Kartographen mit Abbildungen deut engl Dokumente zur Berufsbildungsrevision in der Schweiz Beruf Geomatiker in mit Schwerpunkt Kartografie ab 2010 Einzelnachweise http www geomatik ausbildung de HTW Dresden Studienberatung Memento vom 14 Februar 2010 im Internet Archive Melissantes Curieuse Gedancken von den vornehmsten und accuratesten alt und neuen Land Charten Frankfurt Leipzig und Erfurt 1713 Bayerische Staatsbibliothek MunchenNormdaten Sachbegriff GND 4029820 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kartograf amp oldid 222226749