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Herman n Moll vermutlich 1654 22 September 1732 in London war ein britischer Kupferstecher Kartograph und Verleger A new map of the whole world with the trade winds hier als Druck aus der dritten Auflage des Atlas Minor London 1736Bekannt wurde Moll fur seine zahlreichen zumeist aufwandig gestalteten Kartendarstellungen Europas und Amerikas Daneben stellte er auch Karten fur Daniel Defoes Robinson Crusoe und Jonathan Swifts Gullivers Reisen her Molls Karten zeichnen sich vor allem durch die Klarheit in ihrer Darstellung und die bisweilen prachtvolle Gestaltung ihrer Titelkartuschen aus In seinem Gesamtwerk sind die funfbandige Ausgabe des Atlas Geographus 1711 1717 und der Atlas Minor 1719 hervorzuheben die beide in mehreren Auflagen erschienen Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Herkunft 1 2 Erste Jahre in London 1 3 Der Kartograph und der Weltumsegler 1 4 Erste Arbeiten als eigenstandiger Verleger 1 5 Moll Defoe und das englische Sudseeunternehmen 1 6 The World Described und Atlas Minor 1 7 My worthy friend Mr Herman Moll Gullivers Reisen 1 8 Das letzte Jahrzehnt 2 Werke Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenHerkunft Bearbeiten Herman Molls genaue Herkunft ist unbekannt Aufgrund der uberragenden Bedeutung der niederlandischen Kartographie im 17 Jahrhundert und der Tatsache dass er in seinen spaten Jahren eine Reise durch die Niederlande unternahm nahm man lange Zeit an er stamme aus Amsterdam oder Rotterdam Sein im Original uberliefertes Testament in dem er seinen gesamten Besitz im Konigreich Grossbritannien in Deutschland oder anderswo an seine Tochter Henderina Amelia Moll vermachte und die Tatsache dass der Name Moll nicht nur im niederlandischen sondern auch im norddeutschen Raum verbreitet war legen jedoch eher eine deutsche Herkunft nahe Sein Biograph Dennis Reinhartz vermutet dass Moll aus Bremen stammte 1 Nach anderen Angaben wurde er in Solingen geboren 2 Als Geburtsjahr wird gemeinhin das Jahr 1654 angenommen Erste Jahre in London Bearbeiten nbsp Obwohl Moll bereits 1717 in einer Rezension zum Thesaurus Geographicus von John Green fur seine fehlerhafte Darstellung Kaliforniens als Insel kritisiert worden war taucht dieser Fehler in seinem 1719 veroffentlichten Atlas Minor noch immer auf Ausschnitt aus der Karte A new map of the whole world Seit 1678 ist Molls Aufenthalt in London nachweisbar doch ist uber seine ersten Jahre dort nur wenig bekannt Moll arbeitete zunachst als Kupferstecher fur Verleger wie Moses Pitt Sir Jonas Moore Greenville Collins John Adair Seller amp Price und andere Seine wahrscheinlich ersten Karten mit den schlichten Titeln America und Europe erschienen in Moores A New Systeme of the Mathematicks containing A New Geography im Jahr 1681 und tragen den Imprint H Mol schulp Vermutlich verkaufte Moll seine ersten eigenen Karten von einem Verkaufsstand aus den er an wechselnden Platzen in London aufbaute Ab 1688 besass er einen eigenen Laden bei Vanley s Court im Londoner Stadtteil Blackfriars Zwischen 1691 und 1710 befand sich sein Geschaft an der Ecke Spring Garden und Charing Cross bevor er schliesslich an die entlang der Themse verlaufende Strasse Strand wechselte wo er bis zu seinem Tode blieb In den 1690er Jahren arbeitete Moll vorwiegend als Kupferstecher fur Christopher Browne Robert Morden und Lea an deren Geschaften er auch beteiligt war In diese Zeit fallt auch sein erstes grosseres eigenstandiges Werk der 1695 erschienene Thesaurus Geographicus Der Erfolg dieser Arbeit bekraftigte Moll vermutlich in seiner Entscheidung einen eigenen Kartenverlag zu grunden Der Kartograph und der Weltumsegler Bearbeiten nbsp In Molls 1697 erschienener Weltkarte ist die Route von Dampiers erster Weltumrundung eingezeichnet Fur die Produktion seiner Karten war Moll auf moglichst genaue geographische Angaben aus erster Hand angewiesen Moll profitierte dabei von seiner Bekanntschaft mit dem Weltumsegler und Freibeuter William Dampier der 1691 von seiner ersten Weltumrundung nach London zuruckkehrte Uber die Erlebnisse seiner insgesamt zwolf Jahre dauernden Reise verfasste Dampier einen Bericht der 1698 in London erschien und bereits ein Jahr spater seine vierte Auflage erlebte Die meisten der Karten und Illustrationen fur die als A New Voyage round the World betitelte Erzahlung fertigte Moll an Wahrend Molls kartographisches Material die Anschaulichkeit von Dampiers Schilderungen fur den Leser enorm steigerte waren Dampiers geographische Kenntnisse ungemein wichtig fur die Genauigkeit von Molls Karten In einer Zeit in der Kartographen auf die Ortskenntnisse von Kaufleuten und Kapitanen angewiesen waren war die Bekanntschaft mit einem Mann wie Dampier entscheidend fur den wirtschaftlichen Erfolg eines Kartenzeichners wie Moll Das wachsende Interesse des Publikums an Reiseliteratur und der enorme Erfolg von Dampier regte wiederum andere Autoren wie Daniel Defoe oder Jonathan Swift zu ahnlichen Werken an Auch sie sollten spater auf Molls kunstlerische Fahigkeiten fur die Illustration ihrer Werke zuruckgreifen Erste Arbeiten als eigenstandiger Verleger Bearbeiten Im Jahr 1701 erschien mit A System of Geography das erste Kartenwerk das Moll in seinem eigenen Verlag veroffentlichte Obwohl es keine grundlegenden Neuerungen in der Darstellung enthielt half es ihm sich als selbstandiger Kartograph durchzusetzen Uber die Jahre wurden das Werk selbst sowie einzelne Karten daraus von Moll wie auch von anderen Verlegern immer wieder kopiert und neu aufgelegt nbsp Ein 1716 von Charles Price angefertigter Molls Arbeit sehr ahnlich sehender Taschenglobus Nachdem er in den folgenden Jahren mehrere Bande mit Kriegskarten herausgebracht hatte veroffentlichte Moll 1708 mit Fifty Six new and accurate Maps of Great Britain einen Band mit Karten der Britischen Inseln Ein Jahr spater erschienen The Compleat Geographer und der Atlas Manuale Wahrend der Compleat Geographer eine nur wenig innovative Erweiterung von A System of Geography darstellte ragte der Atlas Manuale schon aufgrund seines kleinen Formats aus der Atlantenproduktion des fruhen achtzehnten Jahrhunderts heraus Seine zweiundvierzig einfarbig gestalteten Karten erschienen ohne den ublichen Textapparat und bestachen durch ihre Klarheit und Ubersichtlichkeit Durch den Verzicht auf Farben konnte Moll seinen Atlas deutlich gunstiger produzieren als vergleichbare Werke und so durchlief der Atlas Manuale innerhalb kurzester Zeit zahlreiche Neuauflagen Zwei Jahre spater gab er seinen Atlas Geographus heraus der in monatlichen Lieferungen von 1711 bis 1717 erschien und schliesslich funf Bande umfasste Dieser enthielt eine vollstandige geographische Darstellung der Welt in farbigen Karten sowie zusatzliche nicht von Moll stammende Illustrationen Zu Molls Subskribenten gehorten Buchhandler und Verleger aus London aber auch bereits aus einer Reihe anderer englischer Stadte Wie schon A System of Geography wurde auch der Atlas Geographus eifrig kopiert und nachgeahmt Ab 1710 begann Moll mit der Herstellung kunstfertig gearbeiteter Taschengloben Es handelte sich dabei jeweils um ein Globenpaar wobei der grossere aufklappbare Himmelsglobus einen kleineren Erdglobus umschloss Auf letzterem war auch wieder die Route der Weltumseglung Dampiers eingezeichnet Diese Globen sind heute sehr selten und stellen unter den im Original uberlieferten Arbeiten Molls eine grosse Raritat dar eine Abbildung von Molls Taschenglobus siehe unter Weblinks Moll Defoe und das englische Sudseeunternehmen Bearbeiten Mit seinem 1711 veroffentlichten Buch A View of the Coasts Countries and Islands within the limits of the South Sea Company griff Moll in eine zu jener Zeit laufende aussenpolitische Debatte ein Um die Wende vom 17 zum 18 Jahrhundert hatte das Interesse der Englander an Unternehmungen in den Pazifischen Ozean stark zugenommen Die englischen Kaufleute waren auf der Suche nach neuen Investitionsmoglichkeiten und der gunstige Verlauf des Spanischen Erbfolgekriegs weckte Hoffnungen auf Handelsoptionen in den bislang ausschliesslich den Spaniern offenstehenden Hafen an der Westkuste Sudamerikas Zudem hatten die Beutezuge Dampiers und anderer englischer Freibeuter die zunehmende Schwache der Spanier eindrucksvoll belegt Die Tatsache dass diese offenbar immer weniger in der Lage waren ihre sudamerikanischen Besitzungen ausreichend zu schutzen spielte in der literarischen Verarbeitung der Reisen Dampiers eine prominente Rolle Gleichzeitig malte Dampier in seinen Reiseberichten ein uber alle Massen positives Bild vom Reichtum und wirtschaftlichen Potential der Sudsee Und genau diese Schilderungen Dampiers gab Moll in seinem Vorwort als wichtigste Quelle fur sein 1711 erschienenes Werk an Weiteren Einfluss auf Molls Sicht des sudpazifischen Raumes ubte sein enger Kontakt zu Daniel Defoe aus Defoe und Moll trafen sich regelmassig in dem 1680 gegrundeten Kaffeehaus Jonathan s einem beliebten Treffpunkt fur die Londoner Finanz und Borsenwelt in der City of London Vor dem Beginn seiner Karriere als Romanautor hatte sich Defoe zunachst als Kaufmann betatigt und trat ab den 1690er Jahren als Autor verschiedener politischer Satiren und Pamphlete in Erscheinung Zwischen 1704 und 1713 veroffentlichte Defoe den dreimal wochentlich erscheinenden Review ein Blatt das sich vor allem mit Fragen britischer Kolonialpolitik befasste Darin trat Defoe vehement fur die Durchsetzung englischer Herrschaftsanspruche in Ubersee und fur die Erschliessung neuer Markte fur heimische Textilfabrikate ein Auch wenn fur die Behauptung der Titel seines spateren Buchs Moll Flanders sei von einer Werbeanzeige mit dem Titel The History of Flanders with Moll s Map dt Die Geschichte Flanderns mit Molls Karte inspiriert ausreichende Belege fehlen so steht doch fest dass zwischen Defoe und Moll ein enger Gedankenaustausch insbesondere uber Fragen der englischen Kolonialpolitik stattfand nbsp A New amp Exact Map of the Coast Countries and Islands within ye Limits of ye South Sea Company London 1711 hier in einem Nachdruck aus dem Jahr 1720Molls Buch enthielt die Karte A New amp Exact Map of the Coast Countries and Islands within ye Limits of ye South Sea Company deren Widmungskartusche mit dem Text To the Rt Hon ble Robert Earl of Oxford and Mortimer amp c versehen war Gemeint war damit Robert Harley der Grunder der South Sea Company als dessen Sekretar Daniel Defoe unter anderem arbeitete Diese Londoner Sudseekompanie hatte im Jahr 1710 im Vorgriff auf das Kriegsende das tatsachlich erst 1713 stattfand Exklusivrechte auf den Handel mit Spanisch Amerika erhalten sie loste sich aber nach nur knapp zehnjahrigem Bestehen in der sogenannten South Sea Bubble auf Molls Karte zeigt den Einflussbereich der Handelskompanie im Raum des Sudpazifiks Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den an der sudamerikanischen Westkuste gelegenen Hafen die gleich zu Hunderten in die Karte eingetragen sind Wichtige Platze wie Guayaquil sind zusatzlich noch detaillierter in einer der zwolf Nebenkarten am Rande des Blattes dargestellt Einen prominenten Platz nimmt die Darstellung der Juan Fernandez Inseln in einer dieser Nebenkarten ein Dies war der Ort an dem Alexander Selkirk das Vorbild fur Defoes Romanfigur Robinson Crusoe von einem der Kapitane aus Dampiers Expedition im Jahr 1704 ausgesetzt und erst 1709 wieder befreit worden war Mit Karten wie dieser nahm Moll ebenso starken Einfluss auf die offentliche Debatte wie die Romanautoren Defoe oder Swift und dies vor allem auch weil seine Karten auch Analphabeten eine Vorstellung von den dargestellten Raumen ermoglichten Ganz konkreten Einfluss auf Defoes Sudamerika Plane nahm er jedoch durch einen Fehler in der Darstellung Sudamerikas Eine von Defoes Ideen bestand namlich in der Errichtung eines Handelsstutzpunktes in Patagonien von dem aus eine Handelsverbindung mit Chile aufgebaut werden sollte Defoe hatte aber nur sehr ungenaue Vorstellungen von der Geographie der Anden und vermutete auf der Grundlage von Molls Karten sie seien uber Passe problemlos zu uberwinden Wahrend Defoes Plane allerdings spatestens mit der South Sea Bubble platzten wurde Molls Karte A New amp Exact Map of the Coast Countries and Islands within ye Limits of ye South Sea Company noch nach seinem Tode in spateren Auflagen seines Werkes The World Described nachgedruckt The World Described und Atlas Minor Bearbeiten nbsp Ausschnitt aus der so genannten Beaver MapIm Jahr 1715 erschien Molls The World Described eine Sammlung von dreissig grossen doppelseitigen Karten die bis 1754 zahlreiche Neuauflagen erlebte Die Karten in denen Molls Kunstfertigkeit als Kupferstecher besonders zur Geltung kommt wurden zunachst einzeln und spater gebunden in Form eines Atlanten verkauft Der Druck war ein Gemeinschaftsunternehmen von Moll und einer Reihe anderer Verleger Der Band enthielt zwei der bekanntesten Karten Molls A new and exact map of the Dominions of the King of Great Britain und John Lord Sommers This map of North America die wegen ihrer auffalligen und kunstvoll gearbeiteten Insetdarstellungen als Beaver Map und als Codfish Map bekannt wurden Die Beaver Map zeigt eine Szene dammbauender Biber vor den Niagarafallen die aber ursprunglich nicht von Moll selbst stammte sondern aus einer wenig bekannten Karte von Nicolas de Fer aus dem Jahr 1698 Dennoch trug Molls Karte durch ihre Popularitat zur Etablierung des Bibers als Sinnbild fur die nordamerikanischen Kolonien bei nbsp Ausschnitt aus der so genannten Codfish MapMolls Codfish Map zeigt in ihrer Titelkartusche eine Szene aus der Kabeljaufischerei vor Neufundland Seit Beginn des 16 Jahrhunderts stellte die Kabeljaufischerei in den Neufundlandbanken einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor fur die europaischen Kolonialmachte dar Zur Zeit der Herstellung der Karte war der Kampf um die Fischereirechte einer der zentralen Streitpunkte in der Nordamerikapolitik Frankreichs und Englands Mit seiner Darstellung der Verarbeitung des fangfrischen Kabeljaus zur Verschiffung nach Europa hob Moll die Wichtigkeit dieses Wirtschaftsbereiches fur sein Heimatland England hervor Uber die Auswahl der Szenen fur Titelkartuschen und Nebenkarten hinaus versuchte Moll auch immer wieder uber die Beschriftung der Karten seine Botschaft von der Bedeutung der kolonialen Machtausdehnung Englands zu vermitteln In der Codfish Map beschriftete er den Atlantischen Ozean als Sea of the British Empire und unterstrich damit die englischen Anspruche auf das Fischereirecht vor der Kuste Neufundlands In einer Westindien Karte aus demselben Band schrieb er in die sudwestliche Ecke Carolinas die Worte Spanish Fort Deserted und Good Ground Auf vielen seiner Nordamerikakarten unter anderem auf der Beaver Map zeichnete er insbesondere in der Nahe wichtiger Hafen Strassen ein weil er wusste dass eine ausreichende Infrastruktur fur die weitere englische Expansion von grosser Bedeutung war nbsp Titelkupfer der dritten Ausgabe des Atlas Minor aus dem Jahr 1736 Ausschnitt Im Jahr 1719 veroffentlichte Moll die erste einer Vielzahl von Ausgaben seines Atlas Minor Dieser kleinere Atlas kam ohne den ublichen weitschweifigen Textteil aus und zeigte aktuelle Darstellungen aller bis dahin bekannten Regionen der Erde Auch hier setzte Moll im Bereich der Nordamerikakarten seine Kolonialwerbung fort Die Karte A Plan of Port Royal harbour in Carolina beschriftete er mit dem Text Port Royal River lies 20 Leagues from Ashley River S W it has a bold Entrance 19 or 20 Foot at Low Water the Harbour is large safe and commodious and runs into ye best Country in Carolina Here ye Air is always clear and Agreeable to European Constitutions Was Moll dabei bewusst verschwieg war die Tatsache dass die Sterblichkeit der Siedler im feuchten und sumpfigen Sudwesten South Carolinas zu seiner Zeit nahezu genauso hoch war wie auf den britischen Uberseebesitzungen in der Karibik Die Gefahren durch Indianer verharmloste er durch dekorative Portrats der Guten Wilden als Beigaben zu seinen aufwendig gestalteten Titelkartuschen und Umrahmungen In seiner Beschriftung der Beaver Map erwahnte er zwar die Irokesen als tuchtige Freunde der Englander im Kampf gegen die Franzosen liess dabei aber unerwahnt dass sich die Franzosen gleichfalls solcher tuchtiger Freunde nur von anderen Stammen bedienten Jenseits aller politischen Ausrichtung waren Molls Karten zu seinen Lebzeiten und weit daruber hinaus stilpragend und gehoren noch heute zu den asthetisch anspruchsvollsten Kupferstichen in der Geschichte der Kartographie Molls Atlas Minor blieb bis zu seiner letzten Ausgabe im Jahr 1781 eines der wichtigsten Kartenwerke des 18 Jahrhunderts My worthy friend Mr Herman Moll Gullivers Reisen Bearbeiten Sechs Jahre vor Molls Tod veroffentlichte Jonathan Swift seinen Roman Lemuel Gulliver s travels into several remote nations of the world dt Gullivers Reisen Das Werk das heute falschlicherweise als Kinderbuch gilt weil zwei seiner Episoden zu Kindergeschichten umgetextet wurden ist in Wirklichkeit eine bissige gesellschaftskritische Satire und setzte sich neben Fragen zur Politik Philosophie und Wissenschaft auch mit dem englischen Expansionsstreben im ersten Drittel des 18 Jahrhunderts auseinander Zwei Personen aus Swifts Londoner Bekanntenkreis werden darin namentlich erwahnt der Weltumsegler William Dampier der von Swift als Cousin Gullivers in die Geschichte eingefuhrt wird und der Kartenmacher Herman Moll Dampiers rund dreissig Jahre zuvor erschienenes und von Swift direkt genanntes Buch A New Voyage round the World gab die ideale Vorlage fur Gullivers Reisebericht ab Damit karikierte Swift die Sucht des englischen Lesepublikums nach immer neuen Beschreibungen ferner Lander nutzte diese aber zu seinem eigenen wirtschaftlichen Vorteil Und gleichzeitig erweiterte er Gullivers Reisen um jene unverzichtbare Beilage ohne die ein Reisebericht der damaligen Zeit kaum auskommen konnte um die Karten Herman Molls nbsp Karte von LilliputMoll selbst wird im elften Kapitel des vierten Teils erwahnt in einer Passage die Gullivers Ankunft in New Holland Australien beschreibt I lay all night in my canoe and repeating my voyage early in the morning I arrived in seven hours to the south east point of New Holland This confirmed me in the opinion I have long entertained that the maps and charts place this country at least three degrees more to the east than it really is which thought I communicated many years ago to my worthy friend Mr Herman Moll and gave him my reasons for it although he has rather chosen to follow other authors Die ganze Nacht blieb ich in meinem Kanu liegen alsdann setzte ich meine Reise am Morgen weiter fort und erreichte nach sieben Stunden die sudostliche Spitze von Neuholland Alles bestatigte die schon fruher von mir gehegte Meinung dass die geographischen Karten dies Land wenigstens um drei Grade zu weit nach Osten setzen Vor mehreren Jahren machte ich hieruber meinem wurdigen Freunde Hermann Moll eine Mitteilung und sagte ihm die Grunde weshalb ich meinen Gedanken fur wahr halte Er hat es jedoch vorgezogen die Angaben anderer Schriftsteller zu befolgen Obwohl Swift an dieser Stelle die Beharrlichkeit seines werten Freundes Mr Herman Moll im Festhalten an bereits widerlegten Fakten aufspiesst folgt er in seiner sonstigen Darstellung geographischer Gegebenheiten weitgehend dessen 1719 erstmals erschienenen Weltkarte A new map of the whole world with the trade winds Abbildung siehe oben Insbesondere die Umrisse Japans und die Benennung der Orte belegen dass Molls Zeichnungen als Vorlage von Swifts Schilderungen dienten Die von Moll eigens fur Gullivers Reisen hergestellten Karten erhohten genauso wie schon bei den bereits 1719 fur Defoes Robinson Crusoe angefertigten Abbildungen die Anschaulichkeit des Romans und trugen in nicht unerheblicher Weise zum Erfolg des Werkes bei Seit der ersten Auflage des Buches wurden auch Molls Karten vielfach mitreproduziert und gehoren damit kurioserweise wie Frederick Bracher treffend festgestellt hat zu den am weitesten verbreiteten Karten die Moll jemals gezeichnet hat 3 Das letzte Jahrzehnt Bearbeiten nbsp Portrat Hermann Molls von seinem Freund dem Antiquar William Stukeley aus dem Jahr 1723Im letzten Jahrzehnt seines Lebens setzte Moll seine kartographische Arbeit vor allem anhand von Darstellungen der britischen Inseln fort Einem 1724 veroffentlichten Atlas mit Karten zu England und Wales folgten 1725 ein Atlas mit Karten Schottlands und 1728 ein Band mit Darstellungen Irlands Daruber hinaus schuf er bereits 1721 mit Thirty two new and accurate Maps of the Geography of the Ancients einen Geschichtsatlas fur den Schulgebrauch Eine Raritat unter seinen Werken stellt heute der Band Roads of Europe dar der im Jahre seines Todes erschien und wohl aus diesem Grund keine hohe Auflage erlebte Die genauen Umstande seines Todes liegen im Dunkeln Das einzige uberlieferte Portrat Molls gefertigt von seinem engen Freund William Stukeley aus dem Jahr 1723 stellt ihn jedoch noch im Alter von knapp 70 Jahren mit einem klaren aufmerksamen Blick dar Schon in Molls letztem Lebensjahrzehnt insbesondere aber nach seinem Tod wurden seine Karten in einer steigenden Zahl von Nach und Raubdrucken verbreitet Selbst die in ihnen enthaltenen Fehler wie die Darstellung Kaliforniens als Insel wurden dabei nie korrigiert Die bis heute andauernde Nachfrage nach Molls Kupferstichen gibt eine ungefahre Vorstellung von seiner nachhaltigen Popularitat Zuletzt erschien seine Map of the Island of Bermudos aus dem Jahr 1709 auf einer 1987 ausgegebenen Briefmarke Bermudas Molls Karten spiegeln stets eine spezifische Weltsicht wider die seinem Ruhm jedoch keinen Abbruch getan hat Werke Auswahl BearbeitenThesaurus Geographicus 1695 A System of Geography 1701 A History of the English Wars 1705 The History of the Republick of Holland 1705 A Description of all the Seats of the present Wars of Europe 1707 Fifty Six new and accurate Maps of Great Britain 1708 The Compleat Geographer 1709 Atlas Manuale 1709 A View of the Coasts Countries and Islands within the limits of the South Sea Company 1711 Atlas Geographus 1711 1717 The World Described 1715 Atlas Minor 1719 Thirty two new and accurate Maps of the Geography of the Ancients 1721 A Set of fifty New and Correct Maps of England and Wales 1724 A Set of thirty six New and Correct Maps of Scotland 1725 A Set of twenty New Maps of Ireland 1728 Roads of Europe 1732 Literatur BearbeitenDennis Reinhartz The cartographer and the literati Herman Moll and his intellectual circle Lewiston NY 1997 ISBN 0 7734 8604 6 Sarah Tyack London Map Sellers 1660 1720 Tring 1978 ISBN 0 906430 00 3 Frederick Bracher The Maps in Gulliver s Travels in Huntington Library Quarterly 8 1944 45 ISSN 0018 7895 S 59 74 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Herman Moll Album mit Bildern Videos und Audiodateien Jan Rychtar Kartensammlung Moll Webseite auf deutsch englisch und tschechisch mit der vollstandig digitalisierten Sammlung einschliesslich der handschriftlichen Kataloge von Bernhard Paul Moll aus der Mitte des 18 Jahrhunderts mit kurzer Verschlagwortung und Moglichkeiten zum Ubereinanderlegen von historischen mit aktuellem Kartenmaterial auf der Seite mapy mzk cz zuletzt abgerufen am 29 Marz 2014 Terrestrial and celestial pocket globe GLB0197 Foto eines von Moll 1719 gefertigten Taschenglobus aus der Sammlung des National Maritime Museum London Druckschriften von und uber Herman Moll im VD 17 Einzelnachweise Bearbeiten Reinhartz The cartographer and the literati S 12 14 Wolfgang Schlick The Darien Project Schottlands Ende als Kolonialmacht In SchottlandPortal Archiviert vom Original am 21 Februar 2014 abgerufen am 11 Januar 2016 Bracher The Maps in Gulliver s Travels S 63 64 nbsp Dieser Artikel wurde am 14 Oktober 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 12039376X lobid OGND AKS LCCN n50003735 VIAF 294684830 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Moll HermanALTERNATIVNAMEN Moll HermannKURZBESCHREIBUNG Kupferstecher Kartograf VerlegerGEBURTSDATUM 1654STERBEDATUM 22 September 1732STERBEORT London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herman Moll amp oldid 226395891