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Dieser Artikel erlautert den unberechtigten Nachdruck eines Druckwerks In der Biologie bezeichnet Raubdruck die Haufigkeit der Angriffe von Beutegreifern auf wildlebende Tiere Der Raubdruck ist eine Bezeichnung fur einen unberechtigten Nachdruck eines Druckwerks durch einen Konkurrenzverlag der in der Regel dabei seine eigene Identitat verschleiert Mit einem Ladenpreis von 5 Schillingen teuer aber vollstandig und mit Kupfer die Erstausgabe von Daniel Defoes Robinson Crusoe London W Taylor 1719 Fur nur 2 Schillinge Der Konkurrent kurzt den Text druckt ihn unter eigenem Namen und behauptet spater seine Angestellten hatten in seiner Abwesenheit gearbeitet Amsterdam Coffee House edition von Defoes Robinson Crusoe London T Cox 1719 Inhaltsverzeichnis 1 Zur Interessenlage 2 Vor dem Urheberrecht 1500 1750 2 1 Interessen der Autoren und Verleger 2 2 Praxis des Raubdrucks und Antworten darauf 2 3 Produktive Unsicherheit 3 Die Umgestaltung des Markts Raubdruck und Urheberrecht 1750 1950 4 Sozialisierte Drucke und proletarische Reprints 5 Gegenwart 5 1 Traditioneller Raubdruck 5 2 Fotokopien Duplizieren von Datentragern Datenverbreitung im Internet 5 3 Neue Lizenzformen 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksZur Interessenlage BearbeitenDer durch den Raubdruck Geschadigte war im fruhen Buchdruck der Originalverlag eine Situation die sich anderte als das Konzept des sogenannten geistigen Eigentums und eine neue juristische Positionierung des Autors uber das Urheberrecht das Interessengefuge verschob Der Raubdruck ist heute die unautorisierte Vervielfaltigung eines bereits gedruckten und urheberrechtlich geschutzten Werks Geschadigte sind dabei im Regelfall der Autor bzw seine Rechtsnachfolger sowie der Verlag dessen Vorinvestitionen von Dritten ausgenutzt werden Benachbarte Bereiche sind heute die zulassige Kopie bei der im deutschsprachigen Raum die VG Wort einen Kostenanteil erhalt der nach einem Verteilungsschlussel an die Autoren weitergegeben wird die Markenpiraterie die kommerzielle unerlaubte Kopie eines urheberrechtlich geschutzten Werkes der unerlaubte Austausch urheberrechtlich geschutzter Kopien uber File Sharing Netze und die freiwillige Produktion in urheberrechts und lizenzfreien Projekten die in offene Konkurrenz mit dem uber das Urheberrecht geschutzten Markt treten Vor dem Urheberrecht 1500 1750 BearbeitenZwei grundlegende Verschiebungen trennen den Pressemarkt der fruhen Neuzeit vom Markt der sich im 19 Jahrhundert herausbildete Autoren wurden in der Regel bei Einlieferung des Manuskripts einmalig bezahlt die weiteren Profite und die weiteren Geschaftsrisiken uberliessen sie ausschliesslich dem Verleger Ein allgemeines Verlagsrecht das Verlage im heutigen Masse gegeneinander absicherte bestand nicht Der Raubdruck war ein Problem dem vor allem die Verleger begegnen mussten ohne dass sie in der Regel hierfur Rechtsmittel in Anspruch nehmen konnten Interessen der Autoren und Verleger Bearbeiten Autoren lieferten Manuskripte ein und wurden fur diese bezahlt Hier galt zumeist die Entlohnung nach angefangenen Druckbogen Ihre Arbeit war damit honoriert In der Praxis verlief der Handel komplexer Autoren erhielten Vorschusse wenn sich ihre Werke gut verkauften Sie konnten mehr Geld verlangen wenn der Verleger ein besseres Geschaft mit ihnen machte als mit anderen Autoren Der Raubdruck kam dem Autor in diesem System tatsachlich zugute Druckten andere Verleger seinen Titel nach hatte nur der Erstverleger den Schaden In der Regel lag der Fehler beim Erstverleger Hatte er den Titel gleich hoher aufgelegt und dort ins Angebot gebracht wo der Raubdruck erschien dann ware es uninteressant geworden den Titel dort nachzudrucken Der Autor der in Raubdrucken erschien konnte damit rechnen dass sein Verleger ihn zukunftig breiter verkaufen wurde und er konnte verlangen genau an diesem breiteren Verkauf finanziell beteiligt zu werden Voltaire steigerte angeblich seinen Marktwert gegenuber seinem Erstverleger indem er selbst seine Arbeit dem potentiellen Raubdrucker in die Hande spielte und den geschadigten Erstverleger zu besserer Arbeit beim nachsten Buch drangte Zum Raubdruck zahlte nicht die Ubersetzung in eine fremde Sprache diese steigerte den Ruhm des Autors auf dem internationalen Parkett und damit seinen Verkauf im eigenen Land sobald sich dieser Ruhm dorthin verbreitete Autoren und Verleger waren an Ubersetzungen und dem Werbefaktor den sie bedeuteten interessiert und sahen hier keine eigenen Rechte beschnitten Eine Grauzone stellte der unveranderte Nachdruck im Ausland dar Hier taten sich in der fruhen Neuzeit besonders die Verleger der Niederlande hervor die sich auf franzosische Werke spezialisierten Theoretisch druckten sie fur ihren eigenen Markt und schadigten so gesehen nicht die franzosischen Erstverleger Praktisch bedienten die Niederlander aber den europaischen Markt effizienter als die Franzosen deren Ware damit internationalen Absatz verlor Strafrechtlich belangt werden konnten sie nicht Fur franzosische Autoren und italienische Komponisten die ihre Noten international publizierten wurde es in der Folge zunehmend interessant die Manuskripte gleich an die niederlandischen Verleger zu liefern und von ihnen hohere Honorare zu fordern Diese Verlagerung gewann zusatzlich an Interesse wenn dadurch heimische Zensurregelungen umgangen werden konnten Das grosse Problem fur den Autor war nicht der Raubdruck sondern das Plagiat der Auftritt eines anderen Autors mit genau derselben Idee Die Antwort auf das Plagiat war in der Regel eine Fehde unter den Autoren in der es darum ging offentlich nachzuweisen wer hier wen bestohlen hatte und sich mit wessen Federn schmuckte Das Ziel musste es sein den Konkurrenten vor aller Augen unmoglich zu machen Praxis des Raubdrucks und Antworten darauf Bearbeiten nbsp Marie de LaFayette Zayde Paris C Barbin 1670 Erstausgabe mit koniglichem PrivilegRaubdrucke im eigenen Land erschienen fur gewohnlich ohne Verlagsangabe mit offensichtlich fingiertem Impressum A Cologne chez Pierre Marteau Colln bey Peter Marteau war hier die beliebteste offenkundig falsche Angabe oder besonders dreist direkt unter dem Label des Erstverlegers Seltener publizierten Raubdrucker unter dem eigenen Namen sie wagten das vor allem wenn sie im Ausland ansassig waren ihnen boten dann die Landesgrenzen Schutz Ein beliebiger Drucker und Verleger hatte sich den Titel des Konkurrenten beschafft ihn neu gesetzt und in dieser Form auf den Markt gebracht die Kosten fur den Ubersetzer oder den Autor hatte er sich gespart die Ware ging von ihm aus in den Absatz Praktische Probleme blieben wenn der Raubdrucker seine Ware in den uberregionalen Handel bringen wollte Hierzu trafen sich die Verleger die alle zugleich Buchhandler waren auf regelmassig stattfindenden Buchmessen zu denen sie ihre wenigen selbst produzierten Titel in grossen Auflagen mitbrachten untereinander tauschten und mit breiten Sortimenten wieder zuruckfuhren Wer mit Raubdrucken auf die Messe kam machte sich vor den Kollegen unmoglich mit denen er tauschen musste Er schloss sich selbst vom weiteren Handel aus wenn niemand mehr mit ihm tauschte Der Raubdruck war daher vor allem praktisch wenn der Raubdrucker uber eigene Absatzwege verfugte wenn er den Titel bequem im eigenen Laden absetzen konnte oder ihn unter der Hand mit Kollegen tauschte Die standardisierte Gegenstrategie gegen den Raubdruck war die soziale Achtung und der Aufbau von Vertrauensnetzen in denen man erfuhr wer einen da bestahl Die Reaktion war keine juristische sondern eine offentliche Eine Interaktion vor der Kollegenschaft bei der es galt Stimmung gegen den Konkurrenten zu machen Gegenuber der sozialen Achtung gab es einen weiteren offiziellen Weg der Pravention den Druck unter Privileg Bei kostspieligen Verlagswerken erwirkte das Unternehmen die landesherrliche oder kaiserliche Protektion Mit Konigl Pohln und Churf Sachs Privilegio oder Avec Privilege du Roy stand dann in der letzten Zeile auf dem Titelblatt Der Landesherr drohte hier mit der Verfolgung jedes Raubdrucks Im Regelfall erschienen Bucher ohne diesen kostspieligen Schutz Da er sich ausserhalb des Territoriums des jeweiligen Landesherrn rechtlich nicht durchsetzen liess garantierte er weder dass der Titel nicht nachgedruckt wurde noch dass illegale Nachdrucker gefasst wurden Bei grossen Verlagswerken blieb der Schutz sinnvoll da Erstverleger hier noch am ehesten darauf vertrauen konnten dass sich das auffallige Werk nicht unauffallig als Nachdruck in den Handel bringen liess Produktive Unsicherheit Bearbeiten Es ist fahrlassig Vorstellungen modernen Verlagsbuchhandels auf die fruhe Neuzeit zu ubertragen Die Interaktionen zwischen Autoren und Verlegern der Umgang der innerhalb der Berufsstande herrschte lassen sich nicht adaquat erfassen wenn man hier ein Spiel um Rechte und geistiges Eigentum sieht Christian Friedrich Hunolds alias Menantes erste Gedichtsammlung von 1702 enthielt ein Gedicht das einem Rivalen auffiel der hier eine Chance sah Hunold zu schaden Hamburgs Stadtrat wurde die Verbreitung dieses Gedichts verbieten mussen wenn es ihm vorgelegt wurde Der Verleger und der Autor bekamen von der Uberprufung kurz vorher Wind Gut hundert ungebundene Restexemplare hatte man noch ubrig man tauschte die Seiten mit dem Gedicht aus band ein harmloses in die Restexemplare und teilte die neu zusammengestellten Bucher schliesslich unter den Ratsherrn aus Der Drucker verteidigte sich damit vor der Stadt Jeder habe hier Originalexemplare vor sich sie enthielten das fragwurdige Gedicht nicht Nur ein Raubdruck der ihm untergeschoben worden sei weise es auf der schwarze Peter lag damit bei den Klagern die selbst uber die betroffenen Botschafter Spaniens und Frankreichs die Angelegenheit vor die Stadt gebracht hatten Sie hatten nun auftreten mussen mit dem Beweis dass ihre Exemplare durchaus keine Raubdrucke waren das war weniger das Problem als dass sie sich damit uberhaupt als die Initiatoren der Intrige erwiesen hatten Diese Geschichte ist willkurlich herausgegriffen wirft jedoch viel Licht auf den Umgang der dort herrschte wo es keinen wirksamen Schutz gegen den Raubdruck gab In der zeitgenossischen Rechtsliteratur wurde der Raubdruck als Betrug und als strafbares falsum bewertet Karl Grundmann Grundsatze der Criminalwissenschaft Giessen 1798 334 in der Praxis aber eher als Schandlichkeit denn als justitiables Faktum aufgefasst Wer zur Verantwortung gezogen wurde konnte im Extremfall versuchen andere Raubdrucker zu Schuldigen zu machen Wer Raubdrucke im eigenen Buchladen ausliegen hatte beteuerte bei Beanstandung sie von anderen Verlegern erhalten zu haben und nicht zu wissen was ihm da untergeschoben worden sei Man klagte laut uber Missbrauch und arbeitete mit entsprechender Risikobereitschaft in einem durchaus produktiven System Die Umgestaltung des Markts Raubdruck und Urheberrecht 1750 1950 Bearbeiten nbsp Der Verleger wird bis aufs Hemd ausgezogen und Justitia schaut weg Der Raubdruck Kupferstich von Daniel Chodowiecki 1781 Der Buchmarkt wie er sich im fruhen 18 Jahrhundert entwickelt hatte zeigte in der zweiten Halfte des Jahrhunderts erheblichen Reformbedarf Die Entwicklung des Urheberschutzes brachte Autoren neue Formen der Umsatzbeteiligung und schuf damit ganz neue Verantwortlichkeiten Der am Umsatz beteiligte Autor blieb greifbar Der Verleger konnte nicht langer behaupten er habe das Manuskript gekauft und keinen weiteren Kontakt zu dem Verkaufer mehr Uber den Schutz des Autors wurde Transparenz auf dem Markt hergestellt Der Zugriff der Behorden konnte von nun an fortlaufenden Geldflussen zwischen den Beteiligten nachgehen zwischen Verlegern Autoren Ubersetzern bis hin zu Originalverlegern im Ausland Die Geschichte des Raubdrucks endete nicht mit den neuen Gesetzesformen Der Raubdruck wurde im ersten Schritt zu einer von Landesgrenzen geschutzten Praktik Das grosste und erfolgreichste Nachdruckunternehmen war in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum der Wiener Verlag von Thomas von Trattner der als Schulbuchverleger begann und schliesslich in grossem Stil alle deutschen Klassiker nachdruckte und in den osterreichischen Gebieten verkaufte Er tat dies mit Zustimmung des Wiener Hofes Um die Nachdrucke erfolgreicher vertreiben zu konnen versuchten suddeutsche und osterreichische Raubdrucker unter ihnen auch Trattner Ende des 18 Jahrhunderts sogar eine Messe speziell zum Handeln mit Raubdrucken zu etablieren den sogenannten Hanauer Bucherumschlag Diese wurde allerdings bereits nach wenigen Jahren von den kaiserlichen Behorden in Wien verboten Erst durch die Neuordnungen die der Leipziger Buchhandler Philipp Erasmus Reich durchsetzte wurde das Nach oder Raubdruckunwesen eingedammt Auf Betreiben der Verleger und Buchhandler einzelner Autoren und einzelner deutscher Bundesstaaten kam am 2 April 1835 ein Beschluss der Bundesversammlung des Deutschen Bundes in Wien zustande der ein allgemeines Nachdruckverbot in allen deutschen Landen forderte Die hohen und hochsten Regierungen vereinbaren sich dahin dass der Nachdruck im Umfange des ganzen Bundesgebietes zu verbieten und das schriftstellerische Eigentum nach gleichformigen Grundsatzen festzustellen und zu schutzen sei Protokolle der deutschen Bundesversammlung Frankfurt am Main 1837 S 270 Indessen war der Weg zu einem allseits befriedigenden Urheberrecht noch lang und die Gesetzgeber der Bundeslander liessen sich Zeit Die Mehrzahl von ihnen wollte eine allgemeine Schutzfrist fur Druckwerke von zehn Jahren einfuhren Preussen hingegen drang darauf die Schutzfrist bis zum dreissigsten Jahre nach dem Tode eines Urhebers andauern zu lassen konnte sich mit dieser Tendenz aber zunachst nicht durchsetzen So beschloss die Bundesversammlung des Deutschen Bundes am 9 November 1837 wie folgt 1 Literarische Erzeugnisse aller Art sowie Werke der Kunst sie mogen bereits veroffentlicht seyn oder nicht durfen ohne Einwilligung des Urhebers sowie Desjenigen welchem derselbe seine Rechte an dem Original ubertragen hat auf mechanischem Wege nicht vervielfaltigt werden Artikel 1 Das in Art 1 bezeichnete Recht des Urhebers oder dessen der das Eigentum des literarischen oder artistischen Werkes erworben hat geht auf dessen Erben und Rechtsnachfolger uber und soll insofern auf dem Werke der Herausgeber oder Verleger genannt ist in samtlichen Bundesstaaten mindestens wahrend eines Zeitraumes von zehn Jahren anerkannt und geschutzt werden Artikel 2 Im Vergleich mit den weitaus besseren Regelungen Grossbritanniens und Frankreichs war das wenig und es dauerte immerhin bis zum 19 Juni 1845 ehe durch Beschluss der Bundesversammlung fur alle Bundesstaaten bestimmt wurde Der durch den Artikel 2 des Beschlusses vom 9 November 1837 fur mindestens zehn Jahre von dem Erscheinen eines literarischen Erzeugnisses oder Werkes der Kunst an zugesicherte Schutz gegen den Nachdruck und jede andere unbefugte Vervielfaltigung auf mechanischem Wege wird fortan innerhalb des ganzen deutschen Bundesgebietes fur die Lebensdauer der Urheber solcher literarischer Erzeugnisse und Werke der Kunst und auf dreissig Jahre nach dem Tod derselben gewahrt Die Ausbreitung internationalen Rechtsschutzes zum Beispiel durch die Berner Ubereinkunft von 1886 und die Universal Copyright Convention der UNESCO von 1951 losten weitgehend die noch verbliebenen Probleme Sozialisierte Drucke und proletarische Reprints Bearbeiten nbsp Umschlag eines typischen Raubdrucks vom Ende der sechziger JahreIn der linken Protest und Emanzipationsbewegung der 1960er Jahre wurde der Raubdruck als subversive Rebellion gegen das kapitalistische System entdeckt Fur den Gebrauch in Lese Studien und Diskussionsgruppen wurden Raubdrucke von Schriften hergestellt die zu dieser Zeit nicht oder nur schwer auf normalem Wege aus Bibliotheken oder aus dem Buchhandel zu beschaffen waren Es handelte sich dabei um die marxistische sozialistische sozialphilosophische psychoanalytische soziologische und padagogische Theorie vor allem der zwanziger und dreissiger Jahre die klassischen Analysen Quellen und Dokumente zur Arbeiterbewegung zur politischen Okonomie zum Anarchismus Syndikalismus zur Ratebewegung zur materialistischen Asthetik und Kunsttheorie und besonders die Arbeiten der Kritischen Theorie des alten Frankfurter mit der Machtergreifung des Faschismus emigrierten Instituts fur Sozialforschung A Gotz von Olenhusen Die fruhesten Produkte dieser Raubdruckbewegung zeigen viele drucktechnische Mangel sie sind offensichtlich zum kurzfristigen Gebrauch in aktuellen Diskussions und Schulungszusammenhangen entstanden Daneben wurden von den Raubdruckern wichtige Grundlagentexte reproduziert und damit wieder zuganglich gemacht die von den Autoren zuruckgehalten wurden weil sie dem Stand der gegenwartigen Entwicklung ihrer Ansicht nach nicht mehr entsprachen oder die von den Verlagen nicht wieder aufgelegt wurden weil nur mit geringem Verkaufserfolg gerechnet wurde Zu diesen Drucken gehoren Aufsatze Max Horkheimers aus den 1930er Jahren und Horkheimer Adornos Dialektik der Aufklarung eine Schrift die heute zu den Grundlagentexten der Neuen Linken gezahlt wird ferner Schriften von Lukacs Korsch Benjamin Rosa Luxemburg Trotzki Wilhelm Reich und anderen also das was Walter Mehring in seinen Berichten uber die verlorene und die veruntreute Bibliothek aufgezahlt hatte nbsp Raubdruck der Dialektik der Aufklarung Adorno Horkheimer erschienen im Verlag Zerschlagt das burgerliche Copyright Das Impressum solcher Drucke nannte als herstellende Verlage Fantasiegebilde wie robber s press berlin oberschoneweide Rotkohl Verlag zerschlagt das burgerliche Copyright Die Auflagenhohe betrug 500 bis 6000 Stuck die Preise waren niedrig oft gab es Hinweise fur welche linken Aktivitaten der meist geringe Uberschuss verwendet werden sollte Die etablierten Verlage reagierten uber den Borsenverein mit Klagen Durchsuchungen Verboten und einer Pressekampagne Es gab allerdings auch kommerzielle Raubdrucke billige Ausgaben von Bestsellern in schlichtem Pappumschlag die meist uber linke Buchhandlungen oder Buchertische vor den Unis vertrieben wurden etwa Sigmund Freuds Gesammelte Werke sowie einen in Berlin bei Pretzell amp Siebrasse hergestellten verkleinerten Nachdruck von Arno Schmidts Zettels Traum der durch die Medienberichterstattung zu einem spektakularen Fall wurde Die Raubdrucker wollten dem Autor das nicht unbetrachtliche Honorar uber den Gartenzaun reichen der jedoch lehnte aus Rucksicht auf seinen Verlag und aus grundsatzlichen urheberrechtlichen Erwagungen ab Die Raubdrucker der spaten 60er und fruhen 70er Jahre rechtfertigten ihre Aktivitaten damit dass dadurch die vom kapitalistischen Profitsystem unerschwinglich teuer gemachten Texte sozialisiert und den Massen zuganglich gemacht wurden Gegenwart BearbeitenTraditioneller Raubdruck Bearbeiten nbsp Persische Samisdat Ausgabe von Salman Rushdies Satanischen VersenEinige Bereiche des traditionellen Raubdrucks leben bis in die Gegenwart fort Kulturell interessant ist hier besonders der illegale Druck regimekritischer Texte der sich den offiziell nachvollziehbaren Publikationswegen entzieht um die Zensur zu umgehen Im Ostblock arbeiteten Samisdat Pressen private geheim operierende Druckpressen die verfugbar machten was im Lande nicht offen verlegt werden durfte In die Gegenwart hinein laufen sie fort So kann man im Iran unter der Hand Raubdrucke von Salman Rushdies Satanischen Versen erwerben illegale Drucke die ohne Copyright Vermerke ohne Verlagsangaben und ohne klare Angaben der Ubersetzer auf den Markt kommen Fotokopien Duplizieren von Datentragern Datenverbreitung im Internet Bearbeiten Von 1981 bis 1986 gab es in der Bundesrepublik Deutschland mindestens 160 publikumswirksame Buchtitel die unrechtmassig hergestellt wurden Der Verlust fur den Buchhandel und die Verlage wurde insgesamt auf etwa 35 Millionen DM umgerechnet 17 9 Millionen Euro geschatzt In den 1980er Jahren wurden Raubdrucke von Bestsellern wie Das Geisterhaus Der Name der Rose Momo Die unendliche Geschichte Das Parfum Ganz unten und Kassandra bekannt 2 Mit der Globalisierung und dem Aufkommen der Mikroelektronik im ausgehenden 20 Jahrhundert bekam das Thema Raubdruck uber neue Medien eine neue Qualitat 3 Auf der einen Seite privatisierte er sich Fotokopiergerate wurden in den 1970ern allgemein zuganglich jeder konnte sich damit Kopien ganzer Bucher anfertigen was bei teuren Verlagswerken auch weit unterhalb der Handelspreise moglich war Dieses Problem wurde im deutschsprachigen Raum durch die Reform des Urheberrechts von 1972 pragmatisch gelost Die VG Wort erhalt einen Anteil der Kopierkosten der nach Schlussel an die Autoren neuer Verlagswerke weiterverteilt wird Als kommerziell hochst interessant erwies sich der Raubdruck in Bereichen ausserhalb des Buchhandels Strategien mit denen man Mitte des 20 Jahrhunderts lediglich Zigaretten und Autos vermarktete weiteten sich auf andere Produkte aus T Shirts Hosen Jacken erhielten deutlich sichtbare Markenaufdrucke Die Produktion oftmals gleich aussehender zum Teil auch gleichwertiger Ware die Schnitt und Markenaufdruck kopierte und sich die Kosten fur Werbung teure Kundenbindung und Herstellergarantien sparte war die Folge Dafur wurde der Begriff Produkt bzw Markenpiraterie gepragt Die aufstrebenden und fur die europaischen und US amerikanischen Marken nicht sofort transparenten Markte Asiens fassten auf diesem Produktionsfeld Fuss Mit der Ausbreitung von elektronischen Massenmedien kam die Moglichkeit hinzu mit geringem Aufwand Musikkassetten Videobander Disketten CDs und DVDs zu vervielfaltigen Diese Raubdruckvariante digitaler Information wird im Allgemeinen als Raubkopie bezeichnet Der Raubdruck von Buchern war auf technologisch umfassend ausgestattete Betriebe angewiesen Durch die starke Verbreitung vergleichsweise gunstiger Technologie zum Kopieren von Datentragern konnten Raubkopien in breitem Umfang privat erstellt werden Am Ende des 20 Jahrhunderts kamen durch die starke Verbreitung des Internet neue fur jedermann nutzbare Wege wie Tauschborsen Filesharing und Peer to Peer Netze auf uber die jede Form von elektronisch verfugbaren Daten ausgetauscht werden konnen Da uber diese Wege auch Kopien von urheberrechtlich geschutztem Material verbreitet werden gibt es Bemuhungen von Branchenverbanden wie der Business Software Alliance oder der RIAA solche Kopien aufzuspuren und ihre Verbreiter juristisch zu belangen Diese waren allerdings nur punktuell erfolgreich Um das Kopieren von urheberrechtlich geschutzten Inhalten zu unterbinden werden neue Technologien entwickelt Im Experimentierstadium befinden sich beispielsweise Medienformate mit einprogrammierter Nutzungsdauer die sich durch Kopieren nicht verlangern lasst Ein anderer Ansatz ist das Digital Rights Management DRM welches sich allerdings in der Musikindustrie wegen des Widerstandes der Kunden nicht durchgesetzt hat Mit der Verbreitung des Internets wiederholen sich in abgewandelter Form Entwicklungen die die Fruhzeit des Buchdrucks gepragt hatten Das gilt fur den Raubdruck sowohl von gedruckten Texten die nun im Internet wiedererschienen wie von Informationen die im Internet ihre Erstveroffentlichung erfuhren und im selben Medium ihre Vervielfaltigung auf anderen Websites fanden Das schien anfanglich bei der kleinen Gruppe von Internetbenutzern unkritisch Die Interaktion mittels Pseudonymen und die Verbreitung von Informationen uber Provider die sich im Ausland der Strafverfolgung entziehen konnten formten in der Folge die Entwicklungen des 16 und 17 Jahrhunderts nach Der neue Markt wurde durch seine Unubersichtlichkeit geschutzt Die Rahmenbedingungen waren jedoch nun nicht mehr die des 17 und 18 Jahrhunderts Staaten und Rechtssysteme waren jetzt vorbereitet auf die Problemstellungen Sie konnten uber die Provider den Zugriff auf die tatsachlichen Autoren durchsetzen Grossunternehmen haben nun solide Erfahrung in der Integration unorganisierter Markte Sie wuchsen auf dem noch weitgehend unerschlossenen Feld binnen weniger Jahre zu weltumspannenden Monopolen und witterten ihre Zukunft gerade im Aufkauf von Urheber und Abbildungsrechten Neue Lizenzformen Bearbeiten Demgegenuber bildeten sich unter Internetnutzern beispielsweise im Rahmen des Usenet oder der Open Source Bewegung informelle Benutzergruppen die eine Gegenkultur entwickelten zu deren Prinzipien der Widerstand gegen die Kommerzialisierung des Netzes und der freie kostenlose und ungehinderte Zugang zu Informationen gehort Die Moglichkeit dass Autoren darauf verzichten konnten Nutzungsrechte fur ihre Arbeit geltend zu machen die in der bisherigen Urheberrechtsordnung juristisch zwar vorhanden war aber faktisch keine Rolle spielte gewann dadurch an Bedeutung dass Netzwerke zur Verbreitung nutzungsrechtsfreier Arbeit aufgebaut wurden Zur rechtlichen Absicherung dieses Verfahrens wurden eigene Lizenzformen wie die GNU FDL oder die Creative Commons Lizenz entwickelt In diesem Rahmen gibt es keinen Raubdruck der von den Autoren freigegebenen Informationen sondern nur noch die legale und erwunschte Weiterverbreitung Unter den gegenwartigen Bedingungen ist daher zu unterscheiden zwischen durch das Urheberrecht geschutzter Information als Raubdruck oder Raubkopie illegal vertriebener Information im Rahmen des Urheberrechts durch Ablauf der Schutzfrist gemeinfrei gewordener Information nutzungsrechtsfreier bzw frei lizenzierter Information Es ist unklar wie sich freie Information gegenuber nutzungsrechtlich geschutzter positionieren wird Festzustellen ist jedoch dass Projekte wie die Wikipedia von Lexikonverlagen als Konkurrenz wahrgenommen werden Hier entstehen neue Konkurrenzverhaltnisse die die Verhaltnisses von Raubdruck urheberrechtlich geschutzter Information und neuen Lizenzformen neu definieren Einzelnachweise Bearbeiten Protokolle der deutschen Bundesversammlung 1837 S 846 ff Aktuell 87 ISBN 3 88379 081 8 S 217 Felicitas von Lovenberg Klage gegen Amazon Hehlerei von geistigem Eigentum In FAZ vom 29 Marz 2012 abgerufen am 5 Mai 2013 Literatur BearbeitenRobert Darnton The Science of Piracy a Crucial Ingredient in Eighteenth Century Publishing In Studies on Voltaire and the Eighteenth Century SVEC 12 Oxford 2003 ISSN 0435 2866 S 3 29 Jorg Drews Doris Ploschberger Hrsg Des Dichters Aug in feinem Wahnwitz rollend Dokumente und Studien zu Zettel s Traum edition text kritik Munchen 2001 ISBN 3 88377 658 0 Gunter von Gravenreuth Das Plagiat aus strafrechtlicher Sicht Software Video u Markenpiraterie Raubdrucke Die Straftatbestande des gewerblichen Rechtsschutzes Einschlagiges Prozessrecht Heymann Koln 1986 ISBN 3 452 20379 4 Ludwig Friedrich Griesinger Der Buchernachdruck aus dem Gesichtspuncte des Rechts der Moral und Politik betrachtet Macklot Stuttgart 1822 Hanauer Bucherumschlag In Lexikon des gesamten Buchwesens Band III 2 Auflage Verlag Anton Hiersemann Stuttgart 1991 S 345 Johann Stephan Putter Der Buchernachdruck nach achten Grundsatzen des Rechts gepruft Verlag der Wittwe Vandenhoeck Gottingen 1774 Adolph Knigge Ueber den Bucher Nachdruck An den Herrn Johann Gottwerth Muller in Itzehoe Benjamin Gottlob Hoffmann Hamburg 1792 August von Kotzebue Denkschrift uber den Buchernachdruck Zugleich Bittschrift um Bewurkung eines deutschen Reichsgesetzes gegen denselben Den bei dem Congress zu Wien versammelten Gesandten deutscher Staaten uberreicht im Namen deutscher Buchhandler Kummer Leipzig 1814 Albrecht Gotz von Olenhusen Rezeption und Repression Bericht uber das Freiburger Raubdruck Archiv 1968 1999 In Archiv fur die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit 16 2001 ISSN 0174 4658 S 537 576 Albrecht Gotz von Olenhusen Christa Gnirss Handbuch der Raubdrucke Verlag Dokumentation Pullach bei Munchen 1972 Raubdruck Archiv Freiburg im Breisgau 2002 Uberarbeitete erganzte und korrigierte Fass auf CD ROM ISBN 3 7940 3419 8 Hellmut Rosenfeld Plagiat und Nachdruck In Archiv fur Geschichte des Buchwesens 11 1971 Sp 337 372 ISSN 0066 6327 Olaf Simons Marteaus Europa oder der Roman bevor er Literatur wurde Amsterdam 2001 ISBN 90 420 1226 9 Lasst bluhen In Der Spiegel Nr 45 1969 S 220 224 online Zitat Es gibt kein geistiges Eigentum dekretierte auf der Frankfurter Buchmesse die Literaturproduzenten Postille Extra unter Berufung auf Horkheimer und Adorno Und messerscharf folgerten die linken Literaten Darum Organisiert ein zwei viele Autoren und Druckersyndikate Zerschlagt das burgerliche Copyright Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Raubdruck Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Zum Raubdruck von Arno Schmidts Zettels Traum 1970 Interview mit den Beteiligten Lili Zeitung der Fakultat fur Linguistik und Literaturwissenschaft Bielefeld Online Quellensammlung zum Urheber und Verlagsrecht im 19 JahrhundertBitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raubdruck amp oldid 236267670