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Marie Madeleine Pioche de la Vergne comtesse de La Fayette 18 Marz 1634 in Paris 25 Mai 1693 ebenda war eine franzosische Adelige und Schriftstellerin Unter dem Namen Madame de Lafayette 1 ist sie insbesondere fur ihren Roman La Princesse de Cleves bekannt der als erster historischer Roman Frankreichs und einer der ersten Romane in der europaischen Literaturgeschichte gilt Madame de Lafayette Radierung von Etienne Fessard ca 1734 nach einem Gemalde von Louis Ferdinand Elle d A Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend 1 2 Erwachsenenjahre und schriftstellerisches Schaffen 1 3 Die spaten Jahre 2 Werke 3 Literatur 4 In Kunst und Literatur 4 1 Filme 5 Weblinks 6 NotizenLeben BearbeitenJugend Bearbeiten Marie Madeleine wurde als alteste von drei Tochtern des hochgebildeten aus amtsadeliger Familie stammenden Marc Pioche de La Vergne und der aus ahnlichen Verhaltnissen kommenden deutlich jungeren Isabelle Pena geboren Pioche hatte eine militarische Karriere eingeschlagen und hierbei eine Ausbildung zum technischen Offizier Festungsbau absolviert Er hatte 1619 geheiratet war aber kinderlos geblieben Um 1620 war er in Paris Erzieher eines Neffen des Pere Joseph geworden der rechten Hand von Kardinal Richelieu 1622 war er nach dem Tod seines Zoglings wieder zur Armee gegangen 1630 jedoch inzwischen verwitwet von Richelieu als Erzieher eines Neffen eingestellt worden Im Stadtpalast seines neuen Dienstherrn hatte er seine zweite Frau kennengelernt und 1633 geheiratet Aufgrund seiner Interessen und Fahigkeiten aber sicher auch dank seiner Nahe zu Richelieu fand Pioche Zugang zu den geistig interessierten Kreisen der Hauptstadt nachdem er 1635 ein eigenes Haus fur die Familie gebaut hatte das seine Tochter Marie Madeleine nahezu lebenslang bewohnte vermittelte er dieser die Bekanntschaft zahlreicher Pariser Intellektuellen Uberdies verschaffte er ihr schon als jungem Madchen Zutritt zu schongeistigen Salons wie dem der Marquise de Rambouillet und etwas spater jenem der Romanautorin Madeleine de Scudery wo ihr wacher Intellekt nicht unbemerkt blieb und sie unter anderem einen 20 Jahre alteren Literaten Gilles Menage kennenlernte der sie verehrte und ihre Latein Italienisch und Literaturkenntnisse erweiterte 1649 starb ihr Vater Ihre noch junge Mutter heiratete rasch wieder und zwar einen Chevalier de Sevigne den Marie Madeleine zunachst fur sich selbst als moglichen Heiratskandidaten in Betracht gezogen hatte Immerhin bescherte ihr die Verbindung zu de Sevigne eine lebenslange wenn auch von Rivalitat nie freie Freundschaft mit Marie de Rabutin Chantal Marquise de Sevigne einer angeheirateten Nichte des Chevaliers die als Madame de Sevigne in die Literaturgeschichte einging Wahrend Marie Madeleine auf Empfehlung ihrer Taufpatin einer Nichte Richelieus zur Ehrenjungfer der Konigin avancierte und daher gelegentlich am Konigshof auftrat machte der Stiefvater ein Parteiganger von Paul de Gondi Kardinal de Retz ihr elterliches Haus zu einem Treffpunkt der oppositionellen Frondeure die von 1648 an einen zum Teil bewaffneten Widerstand gegen den Kardinal Minister Mazarin betrieben Nach der Niederlage der Fronde 1652 wurde Marie Madeleines Stiefvater in das Anjou verbannt ein Schicksalsschlag fur die 18 jahrige fur die als Stieftochter eines Verbannten nun kaum noch Aussicht auf eine gute Partie bestand 1655 liess sie sich deshalb von einer hochadeligen Pariser Nonne von der sie geschatzt wurde an deren Bruder vermitteln den 18 Jahre alteren verwitweten und zudem hochverschuldeten Motier de La Fayette Ihre Heirat immerhin in den Grafenstand war nicht billig und die erforderliche Mitgift nur dadurch aufzubringen dass ihre energische Mutter die beiden jungeren Schwestern fur den kostengunstigeren Eintritt ins Kloster bestimmte Nach der Hochzeit folgte Madame de La Fayette ihrem Ehemann auf seine Guter in der Provinz Da dort eine erste Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt endete kehrte sie am Ende der nachsten Schwangerschaft nach Paris zuruck Hier brachte sie 1658 ihr erstes Kind zur Welt einen Sohn Ihm folgte 1659 ein weiterer ebenfalls in Paris wo sie nun uberwiegend wieder lebte und zwar im elterlichen Haus das sie nach dem fruhen Tod ihrer Mutter geerbt hatte Wahrend ihr Mann die Guter der Familie profitabel zu bewirtschaften versuchte hatte Madame de La Fayette gleich nach der Heirat den juristischen Kampf gegen seine Glaubiger ubernommen den sie mit Energie und zunehmender Kompetenz fuhrte Hierbei hatte sie zunachst ihren alten Verehrer Menage als ihren Beauftragten eingesetzt den sie brieflich instruierte Ab 1658 59 kampfte sie selber vor Ort in Paris wo sie die ihr von fruher verbliebenen Beziehungen reaktivierte und neue knupfte Insbesondere pflegte sie ihre gute Bekanntschaft mit Henriette d Angleterre der im Kloster ihrer Schwagerin aufgewachsenen Tochter des 1649 gekopften englischen Konigs Karl I die den Bruder Ludwigs XIV heiratete Uber die befreundete Madame de Sevigne versuchte sie auch den machtigen Finanzminister Nicolas Fouquet fur ihre Sache zu gewinnen Erwachsenenjahre und schriftstellerisches Schaffen Bearbeiten nbsp Titelblatt der Zayde Erstausgabe 1670 nbsp Titelblatt der Princesse de Cleves Erstausgabe 1678Gleichsam nebenbei debutierte Madame de La Fayette 1659 als Autorin mit einem literarischen Portrat Madame de Sevignes fur einen Sammelband den zwei altere Literaten Pierre Daniel Huet und Jean Regnault de Segrais herausgaben Vielleicht angeregt von diesen sicher aber mit der Unterstutzung Menages schrieb sie 1661 eine historische Novelle La Princesse de Montpensier die sie 1662 anonym erscheinen liess denn eigentlich hielt sie das Schreiben fur unter der Wurde einer Grafin die sie nun war Wohl aus derselben Zeit stammt eine zweite historische Novelle La Comtesse de Tende die erst postum 1724 erschien Beide Texte behandeln das Thema der grossen aber problematischen und letztlich unglucklichen ausserehelichen Liebe einer Frau die in einer Konventionalehe verheiratet war ein Thema das Madame de La Fayette auch weiterhin interessieren sollte Hiernach liess sie die Feder ruhen schloss mit Erfolg ihre juristischen Demarchen ab wonach sie auf den Geschmack gekommen gelegentlich Freunde bei deren Prozessen beriet und genoss das gesellschaftliche und geistige Leben das Paris in den 1660er Jahren bot Es war eine Zeit des Aufbruchs unter Ludwig XIV dem jungen Konig und seinem neuen Minister Jean Baptiste Colbert der Theatererfolge z B Molieres und des jungen Jean Racine aber auch der heftigen Querelen zwischen Molinisten die Parteiganger der Jesuiten waren und Jansenisten Von Henriette d Angleterre der Schwagerin des Konigs 1661 zu ihrer Ehrendame dame d honneur ernannt und wohlgelitten auch vom Konig selbst hatte Madame de La Fayette ab 1661 Zutritt zum Hof Zugleich verkehrte sie in Kreisen der fundamental oppositionellen streng religiosen Jansenisten Hier lernte sie 1662 den 21 Jahre alteren Herzog und Literaten Francois de La Rochefoucauld kennen der ihre spontane Sympathie nur zogernd erwiderte dann jedoch ihr engster Freund wurde Im Jahr 1668 griff Madame de La Fayette erneut zur Feder und schrieb zusammen mit Segrais einen historischen Roman Zayde der im Spanien des 9 Jahrhunderts spielt und in zwei Banden 1670 71 unter dem Namen Segrais erschien Literarhistorisch bedeutsam wurde Zayde nicht zuletzt dank des Traktats uber den Ursprung der Romane Traite de l origine des romans den Huet als Vorwort beisteuerte und der als eine der ersten Theorien des Romans gilt Ein Jahr spater 1669 begann sie im Auftrag Henriettes eine Histoire de Madame die allerdings da Henriette 1670 im Alter von 26 Jahren starb unvollendet blieb und erst postum 1720 als Histoire d Henriette d Angleterre gedruckt wurde 1678 erschien Madame de Lafayettes wichtigstes schon 1672 begonnenes Werk der eher kurze historische Roman Die Prinzessin von Cleves Die Handlung spielt um das Jahr 1560 zur Zeit Heinrichs II am franzosischen Hof und schildert die Geschichte der grossen Liebe der in einer Konventionalehe verheirateten Princesse zu einem anderen Mann der sie ebenfalls liebt den sie aber aus Sittenstrenge und Treue zu ihrem Gatten nicht erhort und selbst nach ihrer fruhen Verwitwung nicht ehelicht als Grund nennend dass sie ihn liebe und daher nicht durch seine eventuelle spatere Untreue enttauscht werden wolle dass sie vor allem aber ihren inzwischen gefundenen Seelenfrieden nicht aufs Spiel zu setzen beabsichtige Der psychologisch einfuhlsame und bis auf Anfang und Ende spannende Roman war sofort ein grosser Erfolg und loste heftige Debatten aus vor allem daruber ob eine Frau gut daran tue dem Ehemann eine Liebschaft zu beichten Heute gilt der Text als einer der besten franzosischen Romane jener Epoche auch wenn moderne Leser den jansenistisch kompromisslosen Schluss kaum goutieren gemass dem der Mensch besser sein Seelenheil sichern als nach irdischem Gluck streben soll Die spaten Jahre Bearbeiten Um das Jahr 1680 intensivierte Madame de La Fayette als Vertraute des Ministers Louvois ihre schon langer bestehende Korrespondenz mit Maria Johanna von Savoyen der Mutter des jugendlichen Viktor Amadeus II Herzog von Savoyen und Piemont und Tante Ludwigs XIV die seit 1675 in Turin als Regentin die Regierungsgeschafte fuhrte Madame de La Fayette vertrat einerseits private Belange der Herzogin in Paris zugleich aber auch die aussenpolitischen Interessen Frankreichs das das dem Habsburgerreich unterstellten Herzogtum Savoyen als Satellitenstaat zu vereinnahmen hoffte Der Tod des gichtkranken La Rochefoucauld 1680 bedeutete einen tiefen Einschnitt fur Madame de La Fayette die ebenfalls seit langerem krankelte Sie fuhrte jedoch nachdem sie durch das Erbe ihrer Mutter ihres Stiefvaters und ihres 1683 gestorbenen Mannes wohlhabend geworden war ein fur Standesgenossen und Intellektuelle offenes Haus und weilte haufig bei Hofe wo sie weiterhin die Gunst des Konigs besass Daneben kummerte sie sich in ihrer Eigenschaft als Oberhaupt einer Adelsfamilie um die Zukunft ihrer Sohne indem sie dem alteren der Monch geworden war mehrere Stellungen als Abt die man kumulieren konnte verschaffte und dem jungeren der Offizier geworden war zu einem eigenen Regiment und 1689 zu einer vorzuglichen Ehepartie verhalf Das letzte Werk Madame de La Fayettes wurden die nur fragmentarisch erhaltenen 1720 postum gedruckten Memoires de la cour de France pour les annees 1688 et 1689 in denen sie nicht nur eine Chronik des Versailler Hoflebens der genannten Jahre versucht sondern auch mit scharfem Blick politische und militarische Probleme analysiert Hiernach zog sie sich vom Hof zuruck zumal sie 1690 auch ihre diplomatische Mission als gescheitert betrachten musste denn der in Turin nun selber regierende junge Herzog hatte sich entschlossen einem Bundnis gegen Frankreich beizutreten Madame de La Fayette erlebte noch dass sie Grossmutter wurde aber nicht mehr dass ihr jungerer Sohn mit 35 Jahren in der von den Franzosen gehaltenen Festung Landau in der Pfalz einer Krankheit erlag Sie starb 1693 im Alter von 59 Jahren Werke BearbeitenLa Princesse de Montpensier 1662 Zayde 1670 71 La Princesse de Cleves 1678 deutsch 1711 Histoire d Henriette d Angleterre 1720 Memoires de la cour de France 1731 Literatur BearbeitenJean Firges Madame de La Fayette Die Prinzessin von Cleves Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie 9 Sonnenberg Annweiler 2001 ISBN 978 3 933264 16 9 Gunter Berger Madame de Lafayettes Princesse de Cleves Vom Skandalerfolg zum Klassiker des Romans In Romanistische Zeitschrift fur Literaturgeschichte Cahiers d histoire des litteratures romanes Hg Henning Krauss Carl Winter Heidelberg 1989 Hans Jorg Neuschafer Cervantes und die Tradition der Ehebruchsgeschichte Zur Wandlung der Tugendauffassung bei Marguerite de Navarre Cervantes und Mme de Lafayette in Beitrage zur romanischen Philologie Sonderheft 1967 S 52 60 und S 129 136 Lieselotte Steinbrugge Marie Madeleine de Lafayette Edgar Allan Poe und der zirkulierende Brief In Wechsel der Orte Studien zum Wandel des literarischen Geschichtsbewusstseins Festschrift fur Anke Bennholdt Thomsen Hgg Irmela von der Luhe und Anita Runge Wallstein Gottingen 1997 S 231 241 In Kunst und Literatur BearbeitenFilme Bearbeiten Die Prinzessin von Cleve 1961 Buch Jean Cocteau Regie Jean Delannoy mit Jean Marais und Marina Vlady Der Brief 1999 Regie Manoel de Oliveira mit Chiara Mastroianni Pedro Abrunhosa Leonor Silveira und Francoise Fabian Das schone Madchen 2008 Regie Christophe Honore mit Lea Seydoux Gregoire Leprince Ringuet und Louis Garrel Die Prinzessin von Montpensier 2010 Regie Bertrand Tavernier mit Melanie Thierry Gregoire Leprince Ringuet und Gaspard UllielWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Marie Madeleine de La Fayette Quellen und Volltexte nbsp Wikisource Marie Madeleine de La Fayette Quellen und Volltexte franzosisch Literatur von und uber Marie Madeleine de La Fayette im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Marie Madeleine de La Fayette in der Deutschen Digitalen Bibliothek Werke von Marie Madeleine de La Fayette im Projekt Gutenberg DE Gert Pinkernell Artikel in Namen Titel und Daten der franz Literatur Quelle des Abschnitts Leben Die Prinzessin von Cleve Ubersetzer Hrsg Paul Hansmann Munchen 1913 onlineNotizen Bearbeiten Auch LaFayette oder La Fayette Normdaten Person GND 118725939 lobid OGND AKS LCCN n81103469 VIAF 95237212 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME La Fayette Marie Madeleine deALTERNATIVNAMEN Mme de LafayetteKURZBESCHREIBUNG franzosische Adelige und SchriftstellerinGEBURTSDATUM 18 Marz 1634GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 25 Mai 1693STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marie Madeleine de La Fayette amp oldid 238883173