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Jean Francois Paul de Gondi auch bekannt als Kardinal de Retz getauft 20 September 1613 in Montmirail heute im Departement Marne 24 August 1679 in Paris war ein franzosischer Adeliger Geistlicher Politiker und Kirchenfurst des 17 Jahrhunderts Von 1654 bis 1662 war er nominell Erzbischof von Paris aber im Exil Seinen Nachruhm verdankt er vor allem seinen Memoiren Kardinal de Retz Portrat mit Inschrift etwa 1652 Jean Francois Paul de Gondi als junger Kardinal Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Memoiren 3 Literatur 4 WeblinksLeben BearbeitenRetz wie er in der franzosischen Geschichtsschreibung nach der Pays de Retz heisst war Enkel eines italienischstammigen Lyoneser Bankiers der dank der Protektion von Katharina von Medici ab 1533 Gattin und spater lange Zeit machtige Witwe von Konig Heinrich II zu hohen Amtern und dem Titel eines Herzogs von Retz gelangt war und seinem Sohn Retz Vater zu einer hochadeligen Partie und einem Generalsposten verholfen hatte Da Retz nur zweitgeborener Sohn war und ein jungerer Bruder seines Grossvaters Jean Francois de Gondi schon als Bischof amtierte wurde er mit 10 tonsuriert Als er 13 war starb seine Mutter und sein frommer Vater zog sich in ein Kloster zuruck Er selbst kam ins Internat des von Jesuiten gefuhrten Pariser College de Clermont wo er einem Klassenkameraden dem spateren Literaten Gedeon Tallemant des Reaux als streitsuchtig und geltungsbedurftig in Erinnerung blieb aber auch ein sehr begabter Schuler war der z B sechs Fremdsprachen lernte darunter fur einen Franzosen damals ungewohnlich auch Deutsch Nach Beendigung des Kollegs trat er lustlos sein Theologiestudium an das ihn nicht hinderte zugleich im adeligen Milieu Liebesabenteuern nachzugehen oder 1638 eine Erzahlung um den Genueser Grafen Fiesco zu verfassen dessen Rolle als Kopf einer Verschworung gegen den Dogen Andrea Doria 1547 ihn offenbar faszinierte 1638 schloss er das Studium mit Glanz ab empfing die Priesterweihe und entwickelte sich in den Folgejahren zu einem erfolgreichen mondanen Prediger Komplett ausgearbeitete Texte seiner Predigten sind jedoch nicht erhalten wohl auch deshalb nicht weil er offenbar weitgehend improvisierte Als der Hochadelige und Ehrgeizige der er war beschaftigte Retz sich aber nicht nur mit seinen kirchlichen Aufgaben und seinen Liebschaften sondern vor allem mit der Politik d h den Machtkampfen vor und hinter den Kulissen am Hof So beteiligte er sich 1638 und 1641 an den erfolglosen Intrigen der Konigin Anna von Osterreich und des Hochadels gegen den machtigen Kardinal Richelieu Nach dem Tod Richelieus 1642 und Konigs Ludwig XIII 1643 gelang es ihm Stellvertreter und designierter Nachfolger seines Grossonkels zu werden der inzwischen zum Erzbischof von Paris aufgestiegen war Anfang 1644 wurde er auf seinem Stellvertreterposten zusatzlich zum Titularerzbischof von Korinth ernannt Die Bischofsweihe spendete ihm am 31 Januar 1644 sein Onkel Jean Francois de Gondi der Erzbischof von Paris Mitkonsekratoren waren Nicolas de Nets der Bischof von Orleans und Dominique Seguier der Bischof von Meaux Er war nun in Paris ein einflussreicher Mann als der er auch Literaten und Kunstler protegierte Die Beforderung Mazarins zum Kardinal und Minister durch die Koniginmutter und nunmehr Regentin Anna von Osterreich spornte seinen Ehrgeiz an eine ahnliche Karriere zu versuchen So beteiligte er sich von Anbeginn an als Akteur aber auch als gefurchteter Pamphletist am Aufstand 1648 52 des Parlement de Paris und dann des Hochadels gegen Anna und Mazarin der sogenannten Fronde Hierbei wechselte er zunachst glucklich mehrfach die Seiten und wurde 1651 mit Hilfe Annas Kardinal 1652 geriet er jedoch zwischen die Stuhle und wurde im Dezember bald nach der Ruckkehr des jungen Konigs Ludwig XIV nach Paris als Radelsfuhrer verhaftet und in die Festung Vincennes gebracht 1654 starb sein Onkel der Erzbischof und de Gondi gedachte die ihm zustehende Nachfolge anzutreten Doch der inzwischen fur volljahrig erklarte Ludwig war nicht gewillt dies zuzulassen vielmehr versuchte er ihn zum Verzicht zu zwingen Dieser lehnte aber ab und wurde daher in die ferne Provinz nach Nantes versetzt Dort konnte er auf abenteuerliche Weise aus der Gefangenschaft fliehen und verliess Frankreich nicht ohne einen fulminanten Protestbrief an die franzosischen Bischofskollegen zu richten Seine Klagen verhallten jedoch wirkungslos und er blieb im Exil das er unstet in Spanien Italien England der Schweiz sowie schliesslich war er Kardinal in Rom verlebte Schliesslich wurde er von Ludwig XIV begnadigt 1662 zog er sich nachdem er auf die Nachfolge seines Onkels verzichtet hatte in das obere Schloss zu Commercy zuruck das 1640 durch Erbschaft in seinen Besitz gekommen war Als weitere Entschadigung erhielt er die dortige reiche lothringische Abtei zugewiesen blieb jedoch vom Hof ausgeschlossen Immerhin wurde er von Ludwig mehrfach 1662 1665 1668 und 1670 in diplomatischen Missionen nach Rom geschickt oder bei Papstwahlen beauftragt im Sinne Frankreichs zu agieren Auf dem Schloss fand er die Zeit und diktierte 1671 75 seine Memoiren die er einer anonymen adeligen Dame widmete vermutlich Madame de Sevigne deren Ehevertrag er 1644 mit abgezeichnet hatte und die 1664 einige Zeit sein Gast in Commercy gewesen war Das Manuskript ist erhalten weist aber einige Lucken auf nbsp Die Memoires erschienen 1717 in Amsterdam 1675 wurde Kardinal von Retz fromm was ihm etliche Zeitgenossen nicht abnehmen wollten Er starb bei dem Besuch einer Nichte in Paris und wurde in der Basilika Saint Denis beigesetzt auf Befehl des Konigs ohne die Inschrift seines Namens auf seiner Grabplatte Im Zentrum der Memoires stehen die Jahre vor und wahrend der Fronde d h Kardinal Retz hohe Zeit als politischer Aktivist Sie gelten als ein Meisterwerk der Gattung aufgrund der psychologischen Intuition mit der der Kardinal beobachtet seiner Prazision und Pointiertheit mit der er formulieren kann aber auch des Geschicks mit dem er sich und seine Position in Szene setzt Die Memoires waren als sie postum 1717 in der Umbruchstimmung nach Konig Ludwigs XIV Tod erschienen ein grosser Publikumserfolg und wurden bis ins 19 Jahrhundert hinein als eine Art Lehrbuch der politischen Intrige und des Machtpokers gelesen Memoiren BearbeitenJean Francois Paul de Gondi de Retz Memoires du cardinal de Retz contenant ce qui s est passe de plus remarquable en France pendant les premieres Annees du regne de Louis XIV 4 Amsterdam 1717 Neuauflage Genf 1779 als Digitalisat bei der Bayerischen Staatsbibliothek 1 Die Denkwurdigkeiten des Kardinals von Retz nach einer alten anonymen Ubersetzung mit Einleitung und vielen Erganzungen herausgegebenen von Benno Ruttenauer 3 Bande Munchen 1913 Kardinal Retz Aus den Memoiren Exempla classica Bd 79 ZDB ID 2181206 8 Deutsch von Walter M Guggenheimer Mit einem Nachwort von Walter Boehlich Fischer Bucherei Frankfurt am Main u a 1964 Literatur BearbeitenSimone Bertiere La vie du Cardinal de Retz Editions de Fallois Paris 1990 ISBN 2 87706 091 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jean Francois Paul de Gondi de Retz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Werke von und uber Jean Francois Paul de Gondi in der Deutschen Digitalen Bibliothek Gondi de Retz Jean Francois Paul de In Salvador Miranda The Cardinals of the Holy Roman Church Website der Florida International University englisch abgerufen am 15 Mai 2017 Eintrag zu Jean Francois Paul de Gondi de Retz auf catholic hierarchy org abgerufen am 15 Mai 2017 Artikel in Namen Titel und Daten der franzosischen Literatur T I Hauptquelle VorgangerAmtNachfolgerJean Francois de GondiErzbischof von Paris 1654 1662Pierre de MarcaNormdaten Person GND 118599887 lobid OGND AKS LCCN n81075787 VIAF 95205158 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gondi Jean Francois Paul deALTERNATIVNAMEN Kardinal de RetzKURZBESCHREIBUNG franzosischer Kardinal Staatsmann und AutorGEBURTSDATUM getauft 20 September 1613GEBURTSORT MontmirailSTERBEDATUM 24 August 1679STERBEORT Paris 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