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Philipp Erasmus Reich 1 Dezember 1717 in Laubach in der Wetterau 3 Dezember 1787 in Leipzig war ein deutscher Buchhandler und Verleger Philipp Erasmus Reich Portrat von Anton Graff 1774 Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Lehrjahre 2 Wirken in der Weidmannschen Buchhandlung 3 Reformer des Deutschen Buchmarktes 3 1 Die Absage an die Frankfurter Buchmesse 3 2 Einfuhrung des Nettohandels 3 3 Kampf dem Nachdruck und dem Selbstverlag 4 Siehe auch 5 Referenzen 6 Literatur 7 WeblinksJugend und Lehrjahre BearbeitenPhilipp Erasmus Reich wurde am 1 Dezember 1717 in Laubach in der Grafschaft Solms Wetterau Hessen geboren Sein Grossvater war protestantischer Pfarrer und sein Vater Johann Jakob Reich war promovierter Arzt der die fur seinen Beruf notwendigen Medikamente selbst herstellte Nachdem Philipp Erasmus Reichs Mutter Margarethe Louise Reich 1719 gestorben war heiratete sein Vater Johann Jakob Reich im Jahre 1720 die Kaufmannstochter Marie Magdalena Martini Reich besuchte ab dem funften Lebensjahr die Schule und wuchs in einem Klima religioser Toleranz ausgepragten burgerlichen Selbstbewusstseins und der Zuwendung zu den modernen exakten Naturwissenschaften wie der Medizin und Pharmazie auf in welchem er deshalb entscheidende Anregungen vom Vater empfangen hat Auch scheint der Reichsgraf von Solms Laubach als grosser Bucherfreund einen bedeutenden Einfluss auf Reich und dessen Kontakt mit dem Medium Buch gehabt zu haben wies dessen Bibliothek doch uber 60 000 Bande auf die auch Reichs Vater dem Mediziner Reich zuganglich gewesen sein durften Von 1732 bis 1744 absolvierte Reich eine Buchhandelslehre bei Johann Benjamin Andreae d A 1705 1778 in Frankfurt am Main Dessen Verlag Andreae amp Hort genoss zu dieser Zeit ein relativ bedeutendes Ansehen vertrieb er doch hauptsachlich Literatur mit dem Schwerpunkt Rechtswissenschaft Geschichte und Theologie und druckte diese teilweise auch selbst Nachdem Reich seine Lehre erfolgreich abgeschlossen hatte und bereits in Stockholm fur die dortige Filiale der Weidmannschen Buchhandlung mit der sein Frankfurter Lehrmeister verwandtschaftlichen Beziehungen pflegte gearbeitet hatte zog er 1744 45 endgultig nach Leipzig und ubernahm dort erst einmal eine Anstellung als Diener bei der Weidmannschen Buchhandlung In spateren Jahren 1775 heiratete er Friederike Louise Heyl und erwarb 1776 ein Schlosschen in Sellerhausen bei Leipzig in dem er in den folgenden Sommern einen bekannten und viel besuchten Salon unterhielt Wirken in der Weidmannschen Buchhandlung BearbeitenNachdem er Geschaftsfuhrer geworden war knupfte Reich vermehrt Kontakte zu neuen jungen Autoren die sich schriftstellerisch noch nicht etabliert hatten Einige der einflussreichsten Autoren dieser Epoche Christian Furchtegott Gellert Christoph Martin Wieland Johann Georg Sulzer Christian Felix Weisse und Johann Kaspar Lavater liessen ihre Werke bei Weidmann und Reich verlegen Besonders eintraglich wurde die von Claude Buffier neu bearbeitete franzosische Grammatik von Robert Jean DesPepliers Nouvelle Et Parfaite Grammaire Royale Francoise Et Allemande Aus diesen Kontakten entwickelten sich teilweise Vertrauensverhaltnisse die weit mehr als nur gemeinsame wirtschaftliche Interessen zu Grunde hatten Alte Bestande der Weidmannschen Buchhandlung wurden aufgelost bzw verkauft Reich legte in nur wenigen Jahren einen kleinen aber wichtigen Kreis an Mitarbeitern Beratern und Vertrauten um sich herum an dem er ein fur jene Zeit erstaunliches Mass an Mitsprache in Verlags und Buchhandelsangelegenheiten zusprach was die spatere Bezeichnung des Verlags als einen Verlag der Autoren erklart Er selbst dagegen beschrankte sich zunehmend auf den technisch organisatorischen Bereich indem er sich um die Druck und Papierqualitat die Ausstattung der Verlagsprodukte und deren Absatz und Werbung kummerte und weiterhin als Kommissionar fur auswartige Verleger tatig war Der wichtigste britische Autor den Reich fur den deutschen Markt verpflichtete war Samuel Richardson der durch seine Werke Geschichte Herrn Carl Grandison und Pamela das als erster Briefroman in der Literaturgeschichte angesehen wird internationales Renommee erlangte und Reich zum bedeutendsten Importeur englischer und spater auch italienischer Literatur machte Die Beziehung zu Richardson war so eng dass Reich diesen 1756 fur einen langeren Zeitraum in England besuchte und sogar bei Richardsons Familie in deren Haus lebte Ein weiterer Meilenstein in Reichs Verlagstatigkeit kann zur Herbstmesse 1759 gesetzt werden als Reich den Druck des Catalogus Universalis den Leipziger Messkatalog durch den Weidmannschen Verlag ubernehmen liess Dieses halbjahrlich erscheinende Verzeichnis aller im deutschen Sprachraum erscheinenden Bucher welches durch Henning Grosse 1553 1621 im Jahre 1585 erstmals verlegt wurde war das wichtigste buchhandlerische Informationsinstrument dieser Zeit und wurde von Reich sofort neu strukturiert Die Ubernahme dieses uberregionalen und so einflussreichen Werkes verschaffte Reich eine Position auf dem deutschen Buchmarkt die viele Buchhandler und Verleger von ihm abhangig machte wollten sie doch ihre Veroffentlichungen in diesem Werk verzeichnet sehen In der Zeit in der Reich der Weidmannschen Buchhandlung erst als Geschaftsfuhrer und ab 1762 auch als Partner vorstand erschienen rund 1600 Werke im Verlag Weidmanns Erben und Reich wodurch dieser als einer der grossten deutschen Buchverlage seiner Zeit angesehen werden kann Reformer des Deutschen Buchmarktes BearbeitenEr reformierte den deutschen Buchhandel im 18 Jahrhundert indem er gegen Selbstverlag und Raubdruck kampfte indem er 1764 als Anfuhrer einer Gruppe deutscher Buchhandler den Besuch der bis dahin 250 Jahre lang in Frankfurt am Main abgehaltenen Buchmesse aufkundigte und nur noch auf der Buchmesse in Leipzig seine Werke vorstellte und indem er an Stelle des bis dahin herrschenden Tauschhandels den Barverkehr einfuhrte Zur Unterstutzung seiner Massnahmen versammelte er 1765 mehr als 50 Firmen in einer Buchhandlungsgesellschaft die aber nicht der Vorlaufer des 1825 gegrundeten Borsenvereins der Deutschen Buchhandler war Die Absage an die Frankfurter Buchmesse Bearbeiten Im 18 Jahrhundert fanden sowohl in Frankfurt als auch in Leipzig mehrmals jahrlich Buchmessen statt auf denen die einzelnen Verleger ihre neuesten Werke prasentierten und zum Tausch anboten Beide Standorte unterschieden sich jedoch zunehmend in ihrem Angebot wurden doch in Frankfurt hauptsachlich lateinische Werke und Nachdrucke der norddeutschen Verleger getauscht so hob sich Leipzig immer deutlicher als Standort fur deutschsprachige und mehr zeitgenossische Werke hervor Diese Unterschiede machten die Frankfurter Messe neben dem ebenfalls bedeutenden Faktor der zeitlichen Uberschneidung mit der Leipziger Messe immer unattraktiver fur die Leipziger Verleger Auch wurden die Werke der Norddeutschen Verleger von der Kaiserlichen Bucherkommission in Frankfurt in ihrer Distribution behindert da sie haufig reformatorisch religiose Inhalte behandelten 1764 entschlossen sich zwolf Leipziger Verleger deshalb unter der Fuhrung Philipp Erasmus Reichs der Frankfurter Buchmesse von nun an fernzubleiben 1 Einfuhrung des Nettohandels Bearbeiten Auf der Ostermesse 1760 kundigte Reich an ein neues Zahlungsverfahren in Kraft treten zu lassen Diese neue Handlungsart der sogenannte Nettohandel hatte entschiedene Veranderungen gegenuber dem zuvor in Deutschland ublichen Tauschhandel zur Grundlage Von nun an sollten alle Weidmannschen Verlagswerke bar bezahlt werden es gab keinerlei Ruckgaberecht dieser Werke an den Verlag mehr und es wurde nur noch ein geringer Rabatt von 15 fur die kaufenden Buchhandler gewahrt Als Grunde fuhrte Reich die Qualitat seiner Erzeugnisse die durch die preussische Besetzung Leipzigs von 1756 bis 1763 hervorgerufenen allgemeinen Preis und Steuererhohungen und die veranderten Absatzmoglichkeiten an Dieser Wechsel von Change zu Nettohandel war der endgultige Ubergang von der Tausch zur Geldwirtschaft auf dem deutschen Buchmarkt Diese Reform hatte entscheidenden Einfluss auf die in den folgenden Jahren stattfindende Entstehung von kapitalistischem Konkurrenzdenken im Buchmarktsektor und fuhrte auch zur Trennung von Verlag und Sortiment Kampf dem Nachdruck und dem Selbstverlag Bearbeiten Nachdem Reich der Frankfurter Buchmesse 1764 den Rucken gekehrt hatte forderte er zusammen mit einer Gruppe weiterer Kollegen des Buchhandlertums in einem Schreiben an den sachsischen Kurfursten die Sicherheit bei unsern eigenen Unternehmungen 2 zu verstarken Ihrer Meinung nach waren die existierenden Privilegien nicht mehr ausreichend und benotigten Uberarbeit um die Geschafte und Investitionen der sachsischen Verleger abzusichern Sie forderten demnach eine allgemeingultige Verlagsrechts Gesetzgebung sozusagen einen Vorlaufer des heute gultigen Urheberrechts Nachdem Klopstock 1774 in seiner Schrift Die deutsche Gelehrtenrepublik dafur eingetreten war die Schriftsteller von den Verlegern und Buchhandlern durch Selbstverlag zu emanzipieren trug Reich in zwei anonym veroffentlichten Schriften seine Ansichten zu diesen Fragen vor Zufallige Gedanken eines Buchhandlers uber Herrn Klopstocks Anzeige einer gelehrten Republik 1773 und Der Bucher Verlag in allen Absichten genauer bestimmt An den Verfasser des Bucher Verlags in Betrachtung der Schriftsteller der Buchhandler und des Publikums erwogen 1773 Siehe auch BearbeitenHanauer Bucherumschlag Raubdruck ReichsbuchhandlerReferenzen Bearbeiten Mark Lehmstedt Philipp Erasmus Reich und die Buchmesse Frankfurt FAZ NET 18 April 2014 Mark Lehmstedt Philipp Erasmus Reich 1717 1787 Verleger der Aufklarung und Reformer des deutschen Buchhandels S 78 Literatur BearbeitenKarl Buchner Wieland und die Weidmannsche Buchhandlung Zur Geschichte deutscher Literatur und deutschen Buchhandels Weidmann Berlin 1871 Erich Jauernig Hrsg 250 Jahre Weidmannsche Buchhandlung In Monatsschrift fur Hohere Schulen Beilage Heft 4 Berlin 1930 Helmuth Kiesel und Paul Munch Gesellschaft und Literatur im 18 Jahrhundert Voraussetzungen und Entstehung des literarischen Markts in Deutschland Beck Munchen 1977 Hazel Rosenstrauch Buchhandelsmanufaktur und Aufklarung Die Reformen des Buchhandlers und Verlegers Ph E Reich 1717 1787 Sozialgeschichtliche Studie zur Entwicklung des literarischen Marktes Zuerst erschienen in Archiv fur Geschichte des Buchwesens 26 1 Halbband 1985 S 1 129 Auch als Sonderdruck Frankfurt am Main Buchhandlervereinigung 1986 ISBN 3 7657 1340 6 Mark Lehmstedt Philipp Erasmus Reich 1717 1787 Verleger der Aufklarung und Reformer des deutschen Buchhandels Ausstellungskatalog Leipzig 1989 Mark Lehmstedt Struktur und Arbeitsweise eines Verlages der deutschen Aufklarung Die Weidmannsche Buchhandlung in Leipzig unter der Leitung von Philipp Erasmus Reich zwischen 1745 und 1787 Dissertation Universitat Leipzig Leipzig 1990 Gerhard Kurtze Philipp Erasmus Reich Erster Buchhandler der Nation In Vera Hauschild Hrsg Die grossen Leipziger 26 Annaherungen Insel Verlag Frankfurt Main amp Leipzig 1996 S 144 154 Volker Titel Reich Philipp Erasmus In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 289 f Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Philipp Erasmus Reich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Jennifer Willenberg Philipp Erasmus Reich 1717 1787 In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie Normdaten Person GND 118809334 lobid OGND AKS LCCN n87933505 VIAF 87995280 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reich Philipp ErasmusKURZBESCHREIBUNG deutscher Buchhandler und VerlegerGEBURTSDATUM 1 Dezember 1717GEBURTSORT LaubachSTERBEDATUM 3 Dezember 1787STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Philipp Erasmus Reich amp oldid 223688533