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Johann Georg Sulzer 16 Oktober 1720 in Winterthur 27 Februar 1779 in Berlin war ein Schweizer Theologe und Philosoph der Aufklarung Seine Allgemeine Theorie der Schonen Kunste ist die erste deutschsprachige Enzyklopadie die alle Gebiete der Asthetik systematisch behandelt Johann Georg Sulzer Gemalde von Anton Graff 1774 Gleimhaus Halberstadt Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Enzyklopadie Allgemeine Theorie der Schonen Kunste 1 2 Philosophischer Ansatz 2 Schriften 2 1 Gesammelte Schriften 2 2 Original und Einzelausgaben 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk Bearbeiten nbsp Gedenktafel an seinem Geburtshaus in WinterthurJohann Georg Sulzer wurde als 25 Kind des Ratsherrn Heinrich Sulzer in Winterthur im heutigen Kanton Zurich geboren Seine Eltern hatten fur ihn die Laufbahn als Theologe vorgesehen Beide Elternteile starben 1734 sodass Johann Georg Sulzer 1736 unter die Vormundschaft eines Predigers in Zurich gegeben wurde Am Carolinum in Zurich erhielt er Unterricht in Theologie und interessierte sich ausserdem fur Aspekte der Mathematik Botanik und Philosophie Seine Lehrer Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger fuhrten ihn zudem in die Poetik und die Kunst ein Im Jahr 1741 beendete Johann Georg Sulzer seine Studien in Zurich mit der Ordination und erhielt in Maschwanden die Stelle eines Vikars Im Jahr 1743 ging Sulzer nach Magdeburg wo er als Lehrer fur die Kinder eines reichen Kaufmanns angestellt wurde Johann Georg Sulzer war ein Anhanger der Philosophie Christian Wolffs In dessen Stil schrieb Sulzer sein erstes Werk die Erbauungsschrift Versuch einiger Moralischen Betrachtungen uber die Werke der Natur die 1745 herausgegeben wurde und ein Vorwort des Berliner Hofpredigers August Friedrich Sack enthielt Zudem arbeitete Sulzer in Magdeburg an einer deutschen Ubersetzung von Johann Jakob Scheuchzers lateinischer Schrift Itinera alpina die 1746 unter dem Titel Natur Geschichte des Schweizerlandes in Zurich erschien Sulzer zog nach Berlin um wo er Freundschaft mit Leonhard Euler Pierre Louis Moreau de Maupertuis und Johann Wilhelm Ludwig Gleim schloss Diese drei Gelehrten forderten schliesslich Sulzers Berufung als Professor der Mathematik am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin im Jahr 1747 Drei Jahre spater wurde Sulzer in die konigliche Akademie der Wissenschaften aufgenommen Ihm war der Anstoss zur Grundung des Montagsclubs 1749 zu verdanken einem geistigen Mittelpunkt der Berliner Aufklarung Es folgte im Sommer 1750 eine Reise in die Schweiz die Sulzer gemeinsam mit Friedrich Gottlieb Klopstock unternahm nbsp Das Grab Johann Georg Sulzers Kupferstich nach einer Zeichnung von J H Brandt 1779 Illustration zu Hirschfelds Theorie der GartenkunstIm selben Jahr heiratete er in Magdeburg die Kaufmannstochter Catherina Wilhelmina Keusenhoff 1753 kam die erste Tochter Elisabeth Sophie Auguste zur Welt die 1771 den beruhmten Maler Anton Graff heiratete Catherina Wilhelmina starb bereits 1761 nach der Geburt der zweiten Tochter Ihr Tod bedeutete im Leben Sulzers einen tiefen Einschnitt Als Witwer unternahm er zahlreiche Reisen nach Leipzig Frankfurt und Strassburg 1763 legte er seine Berliner Professur nieder und kehrte in die Schweiz zuruck wo die Arbeit an seinem bereits 1753 begonnenen Hauptwerk Allgemeine Theorie der schonen Kunste fortsetzte Ein Schreiben von Konig Friedrich II bewog ihn zur Ruckkehr nach Deutschland Er wurde Professor fur Philosophie an der neu gegrundeten Ritterakademie und erhielt von Konig Friedrich II ein Grundstuck nahe Berlin geschenkt wo er sich hauslich niederliess Im Jahr 1775 wurde er Direktor der philosophischen Klasse der Akademie der Wissenschaften in Berlin war zu dem Zeitpunkt jedoch bereits geschwacht Reisen nach Frankreich und Italien verbesserten seinen Zustand nur kurzfristig Johann Georg Sulzer starb 1779 in Berlin Enzyklopadie Allgemeine Theorie der Schonen Kunste Bearbeiten nbsp Titelkupfer zu Sulzers Allgemeine Theorie der Schonen Kunste Stich von Daniel Chodowiecki 1771 Das Hauptwerk dieses Aufklarers die Allgemeine Theorie der Schonen Kunste erschien in vier Banden 1771 und 1774 Es handelte sich um die erste Enzyklopadie in deutscher Sprache die eine Systematisierung aller Erkenntnisse hinsichtlich der Asthetik anstrebte Vorbilder waren franzosische Lexika wie zum Beispiel Jacques Lacombes Dictionnaire portatif des beaux arts Worterbuch der schonen Kunste und das Universallexikon Denis Diderots die Encyclopedie ou Dictionnaire raisonne des sciences des arts et des metiers In rund 900 Artikeln behandelt Sulzer detailliert Grundbegriffe und Einzelfallfragen der Asthetik und geht auf die Bereiche Literatur Rhetorik bildende Kunste Architektur Tanz Musik siehe Musiklexikon und Schauspielkunst ein Dabei verwertete er unter anderem philosophische und asthetische Werke Bodmers Breitingers Karl Wilhelm Ramlers und Johann Adolf Schlegels Damit stellt das monumentale Werk den Erkenntnisstand der deutschen Hochaufklarung in komprimierter Form dar und zahlt zu den wichtigen lexikalischen Publikationen im Zeitalter der Aufklarung Sulzer bewertet die Ode als hochste Dichtungsgattung Neben Klopstocks Messias zahlt er auch Bodmers Noah zu den Meisterwerken deutscher Dichtung und sieht die Bedeutung Plautus und Molieres vor allem in ihren ernsten Stucken Mit seinen Auffassungen geriet Sulzer in die Kritik so schrieb Johann Gottfried Herder an Johann Heinrich Merck Sulzer s Worterbuch ist erschienen aber der erste Theil ganz unter meiner Erwartung Alle litterarisch kritischen Artikel taugen nichts die meisten mechanischen nichts die psychologischen sind die einzigen und auch in denen das langwierigste darbendste Geschwatze Herder an Merck 1771 1 Auch Sulzers Ansicht dass Kunst beim Betrachter Empfindungen wecken sollte die schliesslich erziehenden Charakter haben wurde hinterfragt So stellte sich der junge Goethe gegen Sulzer dem er vorwarf das Wesen der Kunst verkannt zu haben Trotz dieser Kritik in der jungeren Dichter und Gelehrtengeneration fand Sulzers Hauptwerk bis in die ersten Jahre des 19 Jahrhunderts eine grosse Verbreitung und begrundete seine Stellung als Hauptvertreter der deutschen Asthetik im spaten 18 Jahrhundert Philosophischer Ansatz Bearbeiten Der Schwerpunkt seiner philosophischen Arbeit liegt auf der Asthetik und Psychologie In seiner Philosophie stellt Sulzer die Gefuhle zwischen die eigentlichen klaren Vorstellungen und das Begehren Sulzer geht davon aus dass der Zweck des Handelns die eigene oder fremde Gluckseligkeit Eudaimonie ist Schriften BearbeitenGesammelte Schriften Bearbeiten Gesammelte Schriften kommentierte Ausgabe Schwabe Verlag Basel 2014 ff Band 1 Kurzer Begriff aller Wissenschaften erste 1745 und zweite 1759 Auflage 2014 ISBN 978 3 7965 3217 7 Inhaltsverzeichnis Band 2 Schriften zu Psychologie und Asthetik Band 3 Allgemeine Theorie der Schonen Kunste Band 4 Schriften zu Philosophie und Religion Band 5 Schriften zu Naturkunde und Naturphilosophie Band 6 Schriften zur Padagogik Band 7 Dichtung und Literaturkritik 2020 ISBN 978 3 7965 3813 1 Band 8 Reiseberichte Schriften zur Geografie Band 9 Lebenszeugnisse Band 10 Johann Georg Sulzer Johann Jakob Bodmer BriefwechselOriginal und Einzelausgaben Bearbeiten Kurzer Begriff aller Wissenschaften worinn die naturliche Verbindung aller Theile der Gelehrtheit gezeiget wird 1745 Versuch einiger Moralischen Betrachtungen uber die Werke der Natur 1745 Versuch einiger vernunftiger Gedanken von der Auferziehung und Unterweisung der Kinder 1745 Beschreibung einiger Merckwurdigkeiten Welche er in einer Ao 1742 gemachten Berg Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat Zurich 1747 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Kritische Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit zusammen mit Ramler 1750 Unterredungen uber die Schonheit der Natur 1750 1770 Gedanken uber den Ursprung der Wissenschaften und schonen Kunste 1762 Allgemeine Theorie der schonen Kunste 1771 1774 Vier Teilbande der Ausgabe aus Leipzig bei Weidmann und Reich 1773 als Digitalisat der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Erster Theil hier die 2 Ausgabe von 1792 Zweyter Theil hier die 2 Ausgabe von 1792 Digitale Ausgabe zur Volltextrecherche in der Reihe Digitale Bibliothek als Band 67 ISBN 3 89853 467 7 Cymbelline 1772 Entwurf der Einrichtung Des von Sr Hochfurstlichen Durchlaucht dem Herzoge von Curland in Mitau neugestifteten Gymnasii Academici 1773 und 1774 Vermischte philosophische Schriften 1773 81 Tagebuch einer von Berlin nach den mittaglichen Landern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Ruckreise Leipzig 1780 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Johann Georg Sulzer s Lebensbeschreibung von ihm selbst aufgesetzt Mit Anmerkungen von Joh Bernh Merian und Friedr Nicolai 1809 Literatur BearbeitenOtto Liebmann Sulzer Johann Georg In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 37 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 144 147 Johannes W Muller Sulzer Johann Georg In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 702 Digitalisat Ludwig Maximilian Heym Darstellung und Kritik der asthetischen Ansichten Johann Georg Sulzers Leipzig 1894 OCLC 39759329 Dissertation Universitat Leipzig 1894 55 Seiten Maximilian Dahne Johann Georg Sulzer als Padagoge und sein Verhaltnis zu den padagogischen Hauptstromungen seiner Zeit Leipzig 1902 OCLC 490775845 Dissertation Universitat Leipzig 1902 201 Seiten Anna Tumarkin Der Asthetiker Johann Georg Sulzer Huber Frauenfeld 1933 Johannes Dobai Die bildenden Kunste in Johann Georg Sulzers Asthetik Konkordia Winterthur 1978 Wolfgang Riedel Erkennen und Empfinden Anthropologische Achsendrehung und Wende zur Asthetik bei Johann Georg Sulzer In Hans Jurgen Schings Hrsg Der ganze Mensch Anthropologie und Literatur im 18 Jahrhundert Metzler Stuttgart 1994 S 410 439 Frank Grunert Gideon Stiening Hrsg Johann Georg Sulzer 1720 1779 Aufklarung zwischen Christian Wolff und David Hume Akademie Berlin 2011 ISBN 978 3 05 005174 1 Wilhelm Korte Hrsg Briefe der Schweizer Bodmer Sulzer Gessner Zurich 1804 DigitalisatWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Georg Sulzer Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Johann Georg Sulzer Quellen und Volltexte Literatur von und uber Johann Georg Sulzer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Johann Georg Sulzer in der Deutschen Digitalen Bibliothek Hubert Steinke Sulzer Johann Georg In Historisches Lexikon der Schweiz Johann Georg Sulzer im Winterthur Glossar Johann Georg Sulzer im Volltext bei zeno orgEinzelnachweise Bearbeiten Otto Liebmann Sulzer Johann Georg In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 37 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 146 Prasidenten der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und ihrer Vorgangerakademien Kurfurstlich Brandenburgische Societat der Wissenschaften Koniglich Preussische Sozietat der Wissenschaften Gottfried Wilhelm Leibniz 1700 1716 Marquard Ludwig Freiherr von Printzen 1716 1718 Jakob Paul Freiherr von Gundling 1718 1731 David Fassmann 1731 Daniel Ernst Jablonski 1733 1741 Pierre Louis Moreau de Maupertuis 1718 1731 Johann Theodor Eller 1735 1760 Jakob Elsner 1742 1750 Konigliche Akademie der Wissenschaften Johann Philipp Heinius 1744 1775 Leonhard Euler 1744 1766 Jean Baptiste de Boyer Marquis d Argens 1744 1771 Andreas Sigismund Marggraf 1760 1782 Joseph Louis Comte de Lagrange 1766 1787 Johann Bernhard Merian 1771 1807 Johann Georg Sulzer 1776 1779 Franz Carl Achard 1782 1810 Nikolaus von Beguelin 1786 1789 Johann Castillon 1787 1791 Jean Henri Samuel Formey 1789 1797 Johann III Bernoulli 1791 1807 Christian Gottlieb Selle 1797 1800 Frederic de Castillon 1801 1812 Carl Abraham Gerhard 1807 1812 Georg Ludwig Spalding 1810 1811 Jean Pierre Frederic Ancillon 1810 1814 Paul Erman 1810 1841 Johann Georg Tralles 1810 1822 Philipp Buttmann 1811 1826 Koniglich Preussische Akademie der Wissenschaften zu Berlin Friedrich Schleiermacher 1815 1834 Johann Franz Encke 1825 1863 Friedrich Wilken 1830 1840 August Boeckh 1834 1861 Friedrich von Raumer 1841 1847 Christian Gottfried Ehrenberg 1842 1867 Friedrich Adolf Trendelenburg 1847 1871 Moriz Haupt 1861 1874 Ernst Eduard Kummer 1863 1878 Emil du Bois Reymond 1867 1895 Ernst Curtius 1871 1893 Theodor Mommsen 1874 1895 Arthur von Auwers 1878 1912 Hermann Diels 1895 1920 Wilhelm von Waldeyer Hartz 1896 1919 Gustav Roethe 1911 1926 Max Planck 1912 1938 Max Rubner 1919 1932 Heinrich Luders 1920 1938 Ernst Heymann 1926 1938 Deutsche Akademie der Wissenschaften Heinrich von Ficker 1932 1937 Hans Stille 1937 1938 Theodor Vahlen 1938 1943 Akademie der Wissenschaften zu Berlin West Berlin Horst Albach 1987 1990 Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Hubert Markl 1993 1995 Dieter Simon 1995 2005 Gunter Stock 2006 2015 Martin Grotschel 2015 2020 Christoph Markschies 2020 heute Siehe auch Vorlage Navigationsleiste Prasidenten der Akademie der Wissenschaften der DDR Normdaten Person GND 11879941X lobid OGND AKS LCCN n85241160 VIAF 12414726 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sulzer Johann GeorgKURZBESCHREIBUNG Schweizer PhilosophGEBURTSDATUM 16 Oktober 1720GEBURTSORT WinterthurSTERBEDATUM 27 Februar 1779STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Georg Sulzer amp oldid 231370268