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Franz Carl Achard in anderer Schreibweise Francois Charles Achard A schar 28 April 1753 in Berlin 20 April 1821 in Kunern unweit Winzig Provinz Schlesien war ein deutscher Naturwissenschaftler ein Nachkomme franzosischer Glaubensfluchtlinge Er entwickelte die Technik zur Herstellung von Zucker aus weissen Futterruben Im Jahr 1801 liess er in Kunern und damit in Preussen die erste funktionsfahige Rubenzuckerfabrik der Welt errichten Franz Carl AchardBuste Franz Carl Achards im Zucker Museum Inhaltsverzeichnis 1 Privatleben 1 1 Die fruhen Jahre 1 2 Problematische Beziehungen 2 Berufsleben 2 1 Wissenschaftliche Aktivitaten 2 2 Zuckerherstellung 3 Wirkungen und Wertungen 4 Urteile von Zeitgenossen 5 Werke Auswahl 6 Ehrungen 7 Literatur 8 Film 9 Weblinks 10 EinzelnachweisePrivatleben BearbeitenDie fruhen Jahre Bearbeiten Achard entstammte einer Familie gesellschaftlich hoch angesehener und finanziell gutgestellter Hugenotten Die Vorfahren waren aus der Dauphine im Sudosten Frankreichs nach Genf geflohen nachdem 1685 das Toleranzedikt von Nantes widerrufen worden war In Genf studierte Achards Vater Theologie 1743 kam er nach Berlin Dort bekleideten Angehorige der Familie als Juristen Theologen und Bankiers auch als Mitglieder der Preussischen Akademie der Wissenschaften herausragende Positionen Guillaume Achard erhielt bei der franzosischen Kolonie eine Stelle an der Werderschen Kirche Er verstarb 1755 nur zwei Jahre nach der Geburt seines Sohnes Seine Witwe Marguerite heiratete 1759 in zweiter Ehe den Gobelinproduzenten Charles Vigne Uber Kindheit und Jugend Achards ist wenig bekannt Er hatte sich wohl als Autodidakt naturwissenschaftliche Kenntnisse angeeignet und mit 19 Jahren begonnen auf diesem Gebiet zu arbeiten 1774 mit 21 Jahren wurde er in die Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin aufgenommen Die Akten der Gesellschaft vermerken dass dieser Herr bloss von seinem Gelde leben und lediglich nach seinem Geschmack arbeiten kann 1775 schickte Achard Beispiele seiner wissenschaftlichen Untersuchungen an Konig Friedrich II und erhielt mit dessen wohlwollender Unterstutzung 1776 eine Stelle als Mitarbeiter an der Berliner Akademie der Wissenschaften im Chemielabor von Andreas Sigismund Marggraf Ein Gehalt allerdings wurde ihm erst 1778 bewilligt nach wiederholten eigenen Bitten und Fursprache von Kollegen Problematische Beziehungen Bearbeiten Zum Zeitpunkt seiner Anstellung also noch ohne eigenes Einkommen verfolgte Achard Heiratsplane offensichtlich gegen starke Widerstande in seiner Umgebung Die Braut kam aus kleinburgerlichen Verhaltnissen hatte kein Vermogen gehorte nicht der franzosisch reformierten Kirche an war neun Jahre alter als ihr Brautigam geschieden und Mutter einer Tochter aus erster Ehe Achards Familie betrachtete die Verbindung als krasse Mesalliance Sogar Jean Henri Samuel Formey der standige Sekretar der Akademie der Wissenschaften ermahnte den jungen Mann an seinen grossen Namen zu denken und seine Familie nicht zu kranken Schliesslich schrieb Achard am 20 September 1776 unmittelbar an den Konig Um die Zerstreuungen und Verschwendungen zu vermeiden die fast untrennbar mit dem Leben eines Junggesellen verbunden sind und sich so gefahrlich fur diejenigen erweisen die sich den Studien widmen bitte ich Majestat sehr respektvoll mir die Gnade zu erweisen dass mir erlaubt wird mich durch Heirat mit Maria Louisa Kuhn geboren in Frankfurt an der Oder zu vereinen Einige Personen meiner Familie sind mit meiner Wahl ganzlich unzufrieden In seiner knappen Antwort teilte Friedrich dem Bittsteller mit dass er wegen seiner Verheiratung es halten kann wie er es will und nicht notig hat daruber anzufragen indem seine Majestat es gar nicht angeht Achard bewertete diesen Bescheid als Zustimmung Am 20 Oktober 1776 heiratete er eine Uberraschung fur die Familie und auch fur die franzosische Kirchengemeinde denn die Trauung fand in der Garnisonkirche statt in der Kirchengemeinde der Militarbevolkerung Dort wurden Fragen des sozialen Status und der burgerlichen Lebensmodelle traditionell grosszugiger betrachtet als anderswo speziell als bei den Franzosisch Reformierten Nachtraglich autorisierte aber auch die Franzosische Gemeinde diese Heirat Die Missbilligung der Familie fand einen konkreten Ausdruck darin dass verschiedene Testamente zu Ungunsten des frisch Vermahlten geandert wurden Die Ehe hielt nicht lange im Jahr 1783 verlangte die Ehefrau die Scheidung Nach Ablehnung durch das Gericht der franzosischen Kolonie misslungenem Versohnungstermin und vergeblichem Appell an den Konig der die Sache an die Gerichte zuruckverwies wurde die Ehe schliesslich doch geschieden der genaue Termin ist nicht bekannt In der Folge gestaltete sich Achards Privatleben noch komplizierter Mit seiner Stieftochter begann er ein aussereheliches Verhaltnis die eben 17 Jahrige bekam 1787 eine Tochter 1791 dann einen Sohn von ihrem Stiefvater Der Vorgang wurde als Skandal empfunden Achards Verwandte und Kollegen blieben auf Distanz Zu dieser Zeit wohnte Achard in der Berliner Dorotheenstadt ab 1792 zusatzlich auf seinem Gut in Franzosisch Buchholz Es lasst sich nicht genau sagen wie lange er mit seiner Stieftochter zusammenlebte Fur 1796 ist belegt dass er eine Lebensgemeinschaft mit einer Hausangestellten unterhielt mit der er ebenfalls zwei Kinder hatte und mindestens bis 1801 einen gemeinsamen Haushalt fuhrte 1802 verliess er Berlin um in Kunern im preussischen Niederschlesien sein Projekt einer Rubenzuckerfabrik zu verfolgen Dort lebte er mit seinen vier legitimierten Kindern hochstwahrscheinlich ohne die beiden Mutter Berufsleben Bearbeiten nbsp Berliner Gedenktafel am Haus Dorfstrasse 1 in Berlin KaulsdorfWissenschaftliche Aktivitaten Bearbeiten Achard arbeitete als Physiker Chemiker und Biologe an einer Vielzahl hochst unterschiedlicher Probleme Derartiges war im damaligen Wissenschaftsbetrieb noch moglich und daher prinzipiell nicht ungewohnlich auch die Preussische Akademie der Wissenschaften war noch interdisziplinar strukturiert Achard wurde dort 1782 als Nachfolger Marggrafs zum Direktor der Physikalischen Klasse gewahlt Seine Vielseitigkeit und Betriebsamkeit gingen uber das Ubliche weit hinaus Auch seine haufigen finanziellen Schwierigkeiten hatten daran Anteil Er verschuldete sich fur seine Experimente und fur private Bedurfnisse sein durchaus ansehnliches Gehalt musste er verpfanden Auf materiellen Ruckhalt durch die Grossfamilie konnte er nicht mehr zahlen oft bestimmte daher die Hoffnung auf schnellen finanziellen Ertrag die Wahl seiner Arbeitsgebiete Bei Kollegen und Beobachtern verursachte er so gelegentlich Zweifel an der wissenschaftlichen Ernsthaftigkeit seiner Unternehmungen Die Erforschung der Elektrizitat war seit den Versuchen Luigi Galvanis ein wissenschaftliches Modethema Achard wiederholte die Experimente fuhrte selbsterdachte Versuche durch darunter erfolglose Bemuhungen durch Stromstosse Taubheit zu kurieren und berichtete dem Konig davon auch von der Hoffnung dass die elektrische Kraft dazu beitragen konne die Unordnung des Nervensystems zu beeinflussen Friedrich II antwortete Wenn es Ihnen gelingt durch Elektrizitat den Dummen Geist zu verschaffen sind Sie mehr als Ihr Gewicht in Gold wert Achard untersuchte verschiedene Arten von Gasen entwickelte Sauerstoffgeblase um mit ihnen Metalle zu schmelzen und gesundere Luft in die Krankenzimmer der Charite zu bringen erforschte Metalle und Mineralien und veroffentlichte ein tabellarisches Werk daruber Ihm gelang es erstmals Platin zu schmelzen Auf Wunsch des Konigs arbeitete er in den 1780er Jahren daran einheimische Pflanzen auf ihre Brauchbarkeit zum Farben von Textilien zu untersuchen um die Kosten fur die Einfuhr teurer auslandischer Farbstoffe moglichst zu verringern Berliner Farber machte er in Vortragen mit Neuerungen und Feinheiten des Gewerbes vertraut die Vortragsreihe musste er mehrfach wiederholen Wie andere Mitglieder der Akademie auch hielt Achard in den Abendstunden offentliche Vorlesungen uber die Gegenstande seiner Forschung Seine Veranstaltungen waren uberaus beliebt Mit anschaulichen Experimenten forderte er das Wissen vor allem uber physikalische Vorgange und das Interesse daran eine Vorstufe des Berliner Universitatsbetriebes 1778 wurde Achard zum Mitglied der Gelehrtengesellschaft Leopoldina gewahlt 1 Achard unternahm Anbauversuche mit englischen und franzosischen Grassorten mit denen die Futterversorgung von Nutztieren verbessert werden sollte Und wiederum im Auftrag Friedrichs II erforschte er auf einer Versuchsflache von etwa funf Morgen in Lichtenberg bei Berlin die Moglichkeiten fremde Tabaksorten in Preussen heimisch zu machen oder hiesige Sorten zu veredeln in den Worten des Konigs um zu sehen wie das allhier reussiert und ob es im Grossen weiter zu betreiben stehet Konkrete Ergebnisse sind nicht bekannt der Konig muss aber zufrieden gewesen sein denn er liess Achard eine Pension von jahrlich 500 Talern uberweisen fur seine Verdienste um Verbesserung der inlandischen Tabakkultur 1795 konstruierte Achard einen transportablen Feldtelegrafen und testete ihn zwischen Spandau und Berlin Im Jahr zuvor war zwischen Paris und Lille die erste optische Telegrafenlinie eingerichtet worden sie benutzte ein System mechanischer Signalelemente mit beweglichen Armen Achard schlug nun vor Nachrichten mit Hilfe geometrischer Figuren zu ubermitteln Er ubersetzte 2375 Worter und Redensarten in derartige Zeichen und trug sie in ein deutsch franzosisches Telegrafenlexikon ein Erfolg hatte er damit nicht in Preussen wurden weiterhin Kuriere eingesetzt weil diese auch bei Nacht und schlechter Sicht Ergebnisse lieferten Aber der Franzose Claude Chappe der eigentliche Erfinder nahm sich 1805 das Leben nachdem ihm in der Offentlichkeit die Prioritat an seinem Werk bestritten wurde Achard liess Blitzableiter auf einigen Berliner Privathausern anbringen ebenso auf dem Deutschen und dem Franzosischen Dom Er erfuhr von den gelungenen Versuchen der Gebruder Montgolfier mit Heissluftballons und schickte nur Monate spater um die Jahreswende 1783 84 mehrmals gas und luftgefullte Ballons in den Berliner Himmel Sein Publikum das zuvor um Spenden gebeten worden war zeigte sich enttauscht Ballons landeten in unsichtbarer Ferne andere platzten schon beim Aufstieg Insgesamt aber war Achard den man in der Akademie zusatzlich mit organisatorischen und administrativen Aufgaben betraut hatte und der oft bis zur volligen Erschopfung arbeitete ein offentlich anerkannter sogar beruhmter Mann Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften im In und Ausland Die Kgl bayerische Akademie der Wissenschaften etwa hatte ihn 1778 zum auswartigen Mitglied ernannt 2 Zuckerherstellung Bearbeiten nbsp Ruine der Lehr Zuckerfabrik von 1812 in Konary nbsp Modell Rubenzuckerfabrik Kunern 1802 Zucker Museum nbsp Achards Grab in Moczydlnica DworskaIn seiner gesamten Arbeit war Franz Carl Achard mehr Experimentator und Organisator als Theoretiker So war es nur folgerichtig dass er seine grosste Wirkung und seinen Platz in der Geschichte durch die Entwicklung einer neuen Technik und ihre Erprobung in der vor industriellen Praxis erreichte 1747 hatte sein Lehrer der Chemiker Andreas Sigismund Marggraf erstmals den Zuckergehalt der Runkelrube nachgewiesen und seine Entdeckung in einem Vortrag an der Akademie vorgestellt diesen Ansatz aber nicht weiter verfolgt Sehr wahrscheinlich kannte Achard die Forschungsergebnisse 1782 griff er das Thema auf und kaufte das kleine Gut Kaulsdorf im Nordosten Berlins Dort begann er im folgenden Jahr mit seinen Versuchen Zucker aus europaischen Pflanzen mit Vorteil zu gewinnen Er baute viele verschiedene Pflanzen an untersuchte sie auf ihre Eignung und entschied sich fur die Runkelrube um sie durch weitere Zuchtung fur seine Zwecke zu optimieren Nach einer Pause von einigen Jahren Kaulsdorf war 1786 abgebrannt setzte Achard seine Versuche 1792 fort nun auf seinem Anwesen in Franzosisch Buchholz in der Nahe Berlins In einer Eingabe vom 11 Januar 1799 teilte er Konig Friedrich Wilhelm III mit er sei jetzt zuversichtlich Zucker aus Ruben gewinnen 3 zu konnen und bat um ein grosseres Darlehen Achard sah im Rubenzucker auch eine Waffe gegen die von ihm verabscheute Sklaverei 4 Eine Probe der in der Berliner Zuckersiederei gewonnenen Raffinade fugte er bei Der Konig und seine Berater erkannten das Potential dieses Projektes und genehmigten nur vier Tage spater die betrachtliche Summe von 50 000 Talern Achard erwarb daraufhin von Graf Maximilian von Puckler das Gut Kunern bei Steinau nahe der Oder gelegen und liess in drei bereits vorhandenen Gebauden auf dem ostlichen Hugel von Oberkunern die von ihm entwickelten neuen technischen Anlagen einbauen 250 t Ruben aus der Ernte von 1801 wurden ab April 1802 in der Zuckerfabrik verarbeitet und lieferten mit einer Ausbeute von vier Prozent das fertige Produkt 5 Im Jahr 1807 fielen wahrend des Krieges mit Frankreich die Fabrik und einige Gebaude des Gutes einem Brand zum Opfer Achard war ruiniert und musste sich hoch verschulden Der preussische Konig ubernahm 1810 Achards Verbindlichkeiten veranlasste eine weitere Hypothek von 20 000 Talern mit der Auflage eine neue Anlage zum Unterricht in der Zuckerfabrikation im kleinen zu errichten und zu unterhalten Dazu meldete Achard Ende Februar 1812 an die Liegnitzer Bezirksbehorde dass zwei Anlagen fertig geworden sind die kleinere zur Verwertung der eigenen Ruben als Nebenerwerb und die grossere zur Verarbeitung zugekaufter Ruben als Spezialbetrieb dazu noch ein Wohnheim mit 24 Stuben Der Lehrbetrieb begann im Marz 1812 und umfasste auch auslandische Schuler 1813 wurde die Kontinentalsperre aufgehoben so dass billiger Kolonialzucker den deutschen Markt erreichte und den Rubenzucker verdrangte Achards Gesundheit verschlechterte sich Er musste wegen starker gesundheitlicher Beschwerden die Zahl der Lehrlinge zuruckfahren sie im Winter vom Krankenbett aus einweisen und schliesslich 1819 den Betrieb ganz einstellen Er starb nach weiterer schwerer Krankheit am 20 April 1821 verarmt und erst einmal vergessen Nur in der Ausgabe der Schlesischen Zeitung vom 28 April 1821 veroffentlichte die Familie eine Todesanzeige Kein Nachruf einer der vielen gelehrten Gesellschaften ehrte Achards Leben und seine Verdienste Er wurde auf dem evangelischen Friedhof von Herrnmotschelnitz seit 1945 Moczydlnica Dworska jetzt Teil der Stadt und Landgemeinde Wohlau Wolow beerdigt Die Familie liess einen Obelisken setzen Im Jahre 1886 baute man die Grabstelle auf Initiative des Vereins fur die Ruben Zuckerindustrie des Deutschen Reiches in eine Gruft um die ein wurdigender Denkstein abschloss 6 Nach 1945 wurde der Friedhof nicht mehr weiter belegt In den 1980er Jahren kam es zu einem Beschluss fur eine grundliche Restaurierung des inzwischen beschadigten Obelisks die dann 1984 in Wroclaw Breslau erfolgte Dann wurde dieser ins Museum von Wolow Wohlau gebracht und ausgestellt Im Zusammenhang mit den Jubilaen 2002 2003 200 Jahre Zuckerfabrik Kunern 250 Geburtstag von Achard entstand der Plan zur Restaurierung des Friedhofs in Herrnmotschelnitz Das erfolgte in den Jahren 2009 10 durch Mittel der polnischen Zuckerindustrie einschliesslich Sudzucker Polska S A und betraf Wege Eingang Mauern und vor allem als Schwerpunkt die Grabstelle Achards Dazu wurde der neue Obelisk mit den alten deutschen Inschriften aufgestellt und das Umfeld als Gedenkstatte gestaltet 7 8 9 Bei den ubrigen Grabern blieben Steinreste und Einfassungen erhalten Der beraumte Friedhof steht seitdem unter Denkmalschutz Das Schloss brannte 1945 aus die Ziegelsteine der Lehr Zuckerfabrik an der Dorfstrasse die erst um 1911 als solche erkannt wurde fanden spater neue Verwendung 10 11 Auf den konservierten Grundmauern dieses Gebaudes liess die polnische Regierung 1964 eine Gedenkstatte fur Achard errichten und im Haus des ehemaligen Berliner Zuckermuseums erinnerte bis zum November 2012 eine Buste am Eingangsportal an sein Wirken 12 Sie wurde an das Markische Museum in Berlin zuruckgegeben Abbildung am Anfang der Biographie Seit 2015 gibt es im Deutschen Technikmuseum zu Berlin eine Dauerausstellung Alles Zucker die Achards Wirken wurdigt Wirkungen und Wertungen BearbeitenSehr bald in Deutschland mit einiger Verspatung erst in den 1830er Jahren entwickelte sich die Zuckerherstellung auf der Basis dessen was Achard erdacht und praktiziert hatte zu einer bluhenden hocheffizienten Industrie Sie war Schrittmacher fur verschiedene Produktionsprozesse des beginnenden Maschinenzeitalters Extraktion Filtration Verdampfung und Kristallisation Zentrifugentechnik Trocknung und mehrfache Abdampfverwertung konnten auch in anderen Industriezweigen angewendet werden Die industrielle Herstellung von Rubenzucker bedrohte und beendete schliesslich das Zuckermonopol der Rohrzucker produzierenden Kolonialmachte Schon zu Beginn dieser Entwicklung hatte es offenbar Versuche gegeben Achard zu bestechen Zumindest eine historische Quelle berichtet englische Rohrzuckerfabrikanten hatten ihm bis zu 200 000 Taler fur den Fall geboten dass er seine im Kleinen gelungenen Versuche als definitiv ungeeignet zur industriellen Auswertung erklaren und die Arbeit daran abbrechen wurde Achards bewegtes Privatleben steht im Mittelpunkt einer Fallstudie uber Heirat und Leben in Lebensgemeinschaft Ende des 18 Jahrhunderts Hier wird zunachst mit Zahlen belegt dass im letzten Drittel des 18 Jahrhunderts in Berlin ein bemerkenswerter prozentualer Ruckgang der Eheschliessungen und entsprechend ein Zuwachs an unehelichen Kindern zu beobachten waren Der Arzt Ludwig Formey merkt an dies gelte besonders fur die denkende Classe da die andere sich dem Naturtriebe uberlasst ohne sich um den Zweck und die Folgen der Ehe zu bekummern Die Biographie Achards wird herangezogen um das Verhalten des Umfeldes Familie Kirche Mitburger bei abweichendem Heiratsverhalten im akademischen Milieu zu beleuchten Urteile von Zeitgenossen Bearbeiten nbsp Symbolisch Zuckerhut fur Konig Friedrich Wilhelm IIINachdem Achard am 15 November 1777 ein Gehaltsgesuch an Konig Friedrich II gerichtet hatte liess der in einer Kabinettsorder am 16 November 1777 antworten Da der Konig nicht hinreichend die Talente und literarischen Verdienste seines Akademiemitglieds Achard kennt wunscht Seine Majestat dass seine Akademie der Wissenschaften sie ihm besonders bekannt mache damit uber Achards im Original beiliegendes Gesuch entschieden werden kann Die Akademiedirektoren Marggraf Lagrange Merian und Sulzer berichteten am 18 November 1777 Euer Majestat haben uns befohlen Sie uber die Talente und das akademische Verdienst von Herrn Achard zu informieren Wir konnen ihm in dieser Hinsicht nur das vorteilhafteste Zeugnis ausstellen Als Schuler von Direktor Marggraf in der Chemie hat er in dieser Wissenschaft fur die er eine wahre Leidenschaft empfindet betrachtliche Fortschritte gemacht Nicht weniger hat er sich in anderen Zweigen der Experimentalphysik ausgezeichnet in denen es nichts gibt das ihm entgeht und in denen er weder Muhe noch Kosten scheut ja selbst auf seine Gesundheit keine Rucksicht nimmt Er hat bereits auf allen diesen Gebieten Abhandlungen geliefert die den Beifall der Kenner fanden Das Akademiemitglied Dieudonnee Thiebault schrieb in seinen Erinnerungen uber Achard Ich habe gesehen wie er sich neunmal 24 Stunden hintereinander in sein Laboratorium gestellt hat um dasselbe Experiment zu verfolgen Ich habe gesehen wie er allen Unbilden der Jahreszeit trotzte und ganze Tage damit verbrachte seine Verfahren zur Vervollkommnung der Tabakkultur zu begutachten und so aus den von ihm erhaltenen Ergebnissen 23 000 Dreisatze unter Feldbedingungen aufstellte Er hat uns einen Plan von 40 000 durchzufuhrenden Versuchen gezeigt um alle bekannten Gesteinsarten beliebig zerlegen oder zusammensetzen zu konnen Ich habe schliesslich gesehen wie er viele geschickt erdachte und sowohl prazise arbeitende wie auch nutzliche Maschinen der Akademie vorstellte usw Monsieur Achard hat viel erreicht weil er ebensoviel Ausdauer wie Eifer besitzt und weil er sich mit diesen Vorzugen vollig der Wissenschaft widmet Die Originale der drei zitierten Texte waren auf Franzosisch abgefasst Werke Auswahl BearbeitenDie europaische Zuckerfabrikation aus Runkelruben in Verbindung mit der Bereitung des Rums des Essigs und eines Coffee Surrogats aus ihren Abfallen 3 Theile Neudruck der Ausgabe von 1809 Bartens Berlin 1985 ISBN 3 87040 034 X Die Zucker und Syrup Fabrication aus Runkelruben Breslau 1810 2 Aufl 1813Achard veroffentlichte uber 240 wissenschaftliche Arbeiten darunter 60 zum Thema Rubenzucker Ehrungen BearbeitenMitglied in 29 nationalen bzw internationalen Gesellschaften darunter 1774 Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft zu Berlin 1778 Mitglied der Sektion Mathematik der Leopoldina Nationale Akademie der Wissenschaften in Halle Saale 1778 auswartiges Mitglied der Konigl Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1811 1812 Ehrenmitglied der Konigl Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1811 goldene Medaille der Societe d agriculture de la Seine zu Paris 1886 Stiftung einer Gedenkplatte und Umgestaltung der Grabstelle durch den Verein fur die Ruben Zuckerindustrie des Deutschen Reiches 1892 Bronze Gedenktafel mit der Reliefbuste Achards Bildhauer Ferdinand Lepcke auf Veranlassung von Prof Scheibler gestiftet an der Frontseite des Hauses Dorotheenstrasse 10 in Berlin 1900 Errichtung einer Achardstiftung durch den Verein der Deutschen Zuckerindustrie Stiftungskapital 12 000 Goldmark durch die Inflation beendet 1911 Entdeckung des Gebaudes der ehemaligen Lehr Zuckerfabrik in Kunern Strassennamen in Mainz Berlin Kaulsdorf seit 1934 13 und Laatzen bei Hannover 1993 Patenschaft fur die Grundschule in Berlin Kaulsdorf 1964 Gestaltung des Platzes der ehemaligen Zuckerfabrik in Kunern mit Relief und erster Tafel 1980 Stiftung der Franz Carl Achard Medaille durch die Akademie der Wissenschaften der DDR zur Wurdigung hervorragender Leistungen auf dem Gebiet der technischen und technologischen Wissenschaften sie wurde bis 1989 vergeben 1992 Sonderpostwertzeichen zum 125 Jahrestages der Grundung des Zuckerinstituts in Berlin mit einem Scherenschnitt Bild von Achard angefertigt von Jean Yves Dousset nach den Bronzebusten im Zucker Museum Berlin 1993 Messingtafel am Herrenhaus des ehemaligen Gutes in Kaulsdorf b Berlin 1997 weitere Gedenktafel in der Dorfstrasse von Kaulsdorf bei Berlin 1999 Stiftung einer Ehrenmunze mit dem Bildnis von Franz Carl Achard fur verdiente langjahrige Mitglieder des Vereins Deutscher Zuckertechniker 2002 Ausstellung des Museums Wohlau im Kloster Leubus Klasztor Lubiaz zum 200 Jahrestag des Beginns der Zuckerherstellung in der Fabrik von Kunern mit einem neuen Obelisken 2002 Herausgabe einer umfangreichen Biografie uber Achard durch Hans Heinrich Muller und zwei weitere Autoren 2002 zweite Tafel an der Gedenkstatte der ehemaligen Lehrzuckerfabrik neben dem Relief Zur Erinnerung an 200 Jahre Rubenzuckerindustrie Konary 2002 2009 10 Restaurierung des Friedhofs in Herrnmotschelnitz Moczydlnica Dworska und besonders der Grabstelle Achards seit 2015 gibt es die Dauerausstellung des Deutschen Technikmuseums Alles Zucker Nahrung Werkstoff Energie mit 7 Teilen Literatur BearbeitenJakob Baxa Achard Franz Karl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 27 f Digitalisat Wolfgang Bohm Biographisches Handbuch zur Geschichte des Pflanzenbaus Munchen 1997 S 1 2 Hans Heinrich Muller et al Franz Carl Achard 1753 1821 Bartens Berlin 2002 ISBN 3 87040 087 0 Alfred Neubauer Das susse Salz Francois Charles Achard und der Rubenzucker In Hellersdorfer Heimathefte Nr 5 hrsg von der Bezirkschronik Berlin Hellersdorf und Heimatverein Hellersdorf Kaulsdorf Mahlsdorf e V Mazz Verlag Berlin 1997 Hubert Olbrich Achard Franz Carl 200 Jahre Rubenzucker In Mitteilungen des Vereins fur die Geschichte Berlins In Jahrbuch des Vereins fur die Geschichte Berlins ISSN 0522 0033 2002 Heft 2 Alphons Oppenheim Achard Franz Karl In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 1 Duncker amp Humblot Leipzig 1875 S 27 f Max Speter Bibliographie von Zeitschriften Zeitungs Bucher Broschuren udgl Veroffentlichungen Franz Carl Achards In Die Deutsche Zuckerindustrie Band 63 1938 S 69 74 152 154 515 318 407 409 u 592 593 Wilhelm Stieda Franz Karl Achard und die Fruhzeit der deutschen Zuckerindustrie Verlag S Hirzel Leipzig 1928 Digitalisat Gerhard Webersinn Die schlesische Zuckerindustrie In Jahrbuch der Schlesischen Friedrich Wilhelms Universitat zu Breslau Band XVIII Duncker amp Humblot Berlin S 1973 140 211 Jurgen Wilke In Berlin ist es nichts Ungewohnliches Heirat und Leben in Lebensgemeinschaft Ende des 18 Jahrhunderts eine Fallstudie PDF 407 KB In Historical Social Research Vol 28 2003 No 3 urn nbn de 0168 ssoar 50596 Gunther Wolff Franz Karl Achard geb 28 4 1753 gest 20 4 1821 Zugleich ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Zuckers In Medizinische Monatsschrift Band 7 1953 S 253f Kurt Groba Franz Karl Achard In Schlesische Lebensbilder Bd 4 Schlesier des 16 19 Jahrhunderts Insingen 1931 2 Edition bei Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985 S 200 218 Horst Dieter Loebner Die schlesische Rubenzuckerfabrikation Zuckerfabriken und Zuckerindustrie Schlesiens St Katharinen 2005 XIX 432 S Neuauflage 2005 Andrzej Wilk Akcja cmentarze Zapomniany Grob Aktion Friedhof Vergessenes Grab Achard und sein Grab In Begegnungen mit Denkmalern Nr 3 2002 Andrzej Wilk Franz Karl Achard i poczatki cukrownictwa buraczanego na ziemi wolowskiej Wolow 2002 Andrzej Wilk Personliche Mitteilungen Januar Februar und am 4 Mai 2020 Hartmut Boettcher Vor 200 Jahren starb Franz Carl Achard der Begrunder der Rubenzuckergewinnung In Wohlau Steinauer Heimatblatt Rothenburg ob der Tauber 23 Jahrgang 2021 Heft 4 S 11 12 http opus uni hohenheim de volltexte 2021 1981 Gerbers Biograph Lexikon 4 erw und erganzte Aufl 2021 Film BearbeitenZucker ohne Sklavenarbeit Fernseh Reportage Deutschland 2015 4 44 Min Buch und Regie Iduna Wunschmann Moderation Gerald Meyer Produktion rbb Redaktion Theodor Geschichtenaus der Mark Erstsendung 6 Dezember 2015 bei rbb Inhaltsangabe von Theodor Memento vom 7 Dezember 2015 im Webarchiv archive today Video rbb Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Franz Karl Achard Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Franz Carl Achard Quellen und Volltexte Literatur von und uber Franz Carl Achard im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Quelltexte zu Franz Carl Achard Memento vom 1 Mai 2008 im Internet Archive Einige Erfindungen und Experimente Achards In Deutsches Technik Museum Berlin Abt Zuckermuseum Briefwechsel mit Friedrich dem Grossen Werke von Achard bei Google Books mehrere Volltexte Fotoserie zur Lehr Zuckerfabrik in Kunern mit Texten Fotoserie zum Friedhof in Herrnmotschelnitz mit TextenEinzelnachweise Bearbeiten Mitgliedseintrag von Franz Carl Achard bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 31 Mai 2022 Mitgliedseintrag von Francois Charles Achard mit Bild bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften aufgerufen am 17 Juli 2017 zuckerverbaende de Todestag Achard abgerufen am 1 Juli 2022 Zuckerrohr und Sklaverei In Deutsches Museum aufgerufen am 17 Juli 2017 Was ist Zucker Nahrungsmittel Zucker Memento vom 12 Februar 2005 im Internet Archive MS Word Grabstelle Achard Obelisk von 1821 Grabstelle Achard neuer Obelisk Grabstelle Achard Ruckseite des neuen Obelisken Eingang zum Friedhof von Herrnmotschelnitz 2010 Ehemaliges Schloss in Oberkunern Ehemalige Lehr Zuckerfabrik Kunern von 1812 Gedenkstatte fur Achard in Kunern von 1964 und 2002 Achardstrasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Prasidenten der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und ihrer Vorgangerakademien Kurfurstlich Brandenburgische Societat der Wissenschaften Koniglich Preussische Sozietat der Wissenschaften Gottfried Wilhelm Leibniz 1700 1716 Marquard Ludwig Freiherr von Printzen 1716 1718 Jakob Paul Freiherr von Gundling 1718 1731 David Fassmann 1731 Daniel Ernst Jablonski 1733 1741 Pierre Louis Moreau de Maupertuis 1718 1731 Johann Theodor Eller 1735 1760 Jakob Elsner 1742 1750 Konigliche Akademie der Wissenschaften Johann Philipp Heinius 1744 1775 Leonhard Euler 1744 1766 Jean Baptiste de Boyer Marquis d Argens 1744 1771 Andreas Sigismund Marggraf 1760 1782 Joseph Louis Comte de Lagrange 1766 1787 Johann Bernhard Merian 1771 1807 Johann Georg Sulzer 1776 1779 Franz Carl Achard 1782 1810 Nikolaus von Beguelin 1786 1789 Johann Castillon 1787 1791 Jean Henri Samuel Formey 1789 1797 Johann III Bernoulli 1791 1807 Christian Gottlieb Selle 1797 1800 Frederic de Castillon 1801 1812 Carl Abraham Gerhard 1807 1812 Georg Ludwig Spalding 1810 1811 Jean Pierre Frederic Ancillon 1810 1814 Paul Erman 1810 1841 Johann Georg Tralles 1810 1822 Philipp Buttmann 1811 1826 Koniglich Preussische Akademie der Wissenschaften zu Berlin Friedrich Schleiermacher 1815 1834 Johann Franz Encke 1825 1863 Friedrich Wilken 1830 1840 August Boeckh 1834 1861 Friedrich von Raumer 1841 1847 Christian Gottfried Ehrenberg 1842 1867 Friedrich Adolf Trendelenburg 1847 1871 Moriz Haupt 1861 1874 Ernst Eduard Kummer 1863 1878 Emil du Bois Reymond 1867 1895 Ernst Curtius 1871 1893 Theodor Mommsen 1874 1895 Arthur von Auwers 1878 1912 Hermann Diels 1895 1920 Wilhelm von Waldeyer Hartz 1896 1919 Gustav Roethe 1911 1926 Max Planck 1912 1938 Max Rubner 1919 1932 Heinrich Luders 1920 1938 Ernst Heymann 1926 1938 Deutsche Akademie der Wissenschaften Heinrich von Ficker 1932 1937 Hans Stille 1937 1938 Theodor Vahlen 1938 1943 Akademie der Wissenschaften zu Berlin West Berlin Horst Albach 1987 1990 Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Hubert Markl 1993 1995 Dieter Simon 1995 2005 Gunter Stock 2006 2015 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