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Ernst Eduard Kummer 29 Januar 1810 in Sorau Niederlausitz 14 Mai 1893 in Berlin war ein deutscher Mathematiker und Hochschullehrer der sich vor allem mit Zahlentheorie Analysis und Geometrie befasste 1 Kummer in den 1870er Jahren Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Privates 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKummer war der Sohn eines Arztes der starb als Kummer drei Jahre alt war Er ging in Sorau aufs Gymnasium und studierte zunachst protestantische Theologie an der Friedrichs Universitat Halle mit dem Ziel Pfarrer zu werden wechselte aber nach Besuch einer Vorlesung von Heinrich Ferdinand Scherk zur Mathematik 1831 legte er sein Staatsexamen ab und wurde promoviert Danach unterrichtete Kummer als Gymnasiallehrer Physik und Mathematik zuerst in Sorau und von 1832 bis 1842 in Liegnitz Dort gehorten Leopold Kronecker und Ferdinand Joachimsthal zu seinen Schulern Er veroffentlichte 1836 eine Arbeit uber die hypergeometrische Differentialgleichung in Crelles Journal was zu einer Korrespondenz mit Carl Gustav Jacobi und Peter Gustav Lejeune Dirichlet fuhrte Auf Dirichlets Vorschlag wurde er 1839 in die Berliner Akademie der Wissenschaften aufgenommen Ab 1851 war er Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften 2 1842 wurde er mit Unterstutzung von Jacobi und Dirichlet Professor an der Schlesischen Friedrich Wilhelms Universitat In dieser Zeit wandte er sich der Zahlentheorie zu Zur Zeit der Revolution von 1848 1849 war er Rektor der Universitat Breslau Er vertrat politisch konservative Ansichten und war ein Gegner der Revolution 1855 wurde er der Nachfolger von Dirichlet der auf einen Lehrstuhl nach Gottingen wechselte auf dessen Empfehlung hin an der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin Er sorgte 1856 dafur dass Karl Weierstrass ebenfalls nach Berlin berufen wurde er hatte einen ahnlichen Werdegang wie Kummer und war jahrelang Gymnasiallehrer gewesen und unterstutzte die Berufung seines ehemaligen Schulers Kronecker 1855 1857 58 und 1865 66 war er Dekan und 1868 69 Rektor der Universitat Berlin Kummer war fur seine klaren und lebendigen Vorlesungen bekannt und unterhielt mit Weierstrass 1861 das erste Seminar fur reine Mathematik an der Universitat Berlin Er war ein bei den Studenten beliebter Hochschullehrer der sich auch personlich um seine Studenten kummerte Mit Weierstrass und Kronecker baute er das Konigliche Gewerbe Institut auf das 1879 in die TH Berlin integriert wurde Das befreundete Dreigespann Kummer Weierstrass Kronecker machte Berlin fur drei Jahrzehnte zu einem der weltweit fuhrenden Zentren fur Mathematik allerdings kam es um 1875 zu Spannungen zwischen Weierstrass und Kronecker die auch Kummer betrafen da er zu seinem Freund Kronecker hielt 1883 ging er in den Ruhestand da er fuhlte dass sein Gedachtnis nachliess Von 1863 bis 1878 war er Sekretar der Sektion Mathematik und Physik der Berliner Akademie der Wissenschaften Zu seinen Doktoranden zahlten Paul Bachmann Heinrich Bruns Gotthold Eisenstein der auf Vorschlag von Kummer einen Ehrendoktor in Breslau erhielt Paul Du Bois Reymond Georg Cantor Arthur Schoenflies Friedrich Schur Hermann Amandus Schwarz Franz Mertens 3 Er forderte Mathematiker wie Alfred Clebsch der sich in Berlin habilitierte und Lazarus Fuchs der sein Nachfolger in Berlin wurde Hermann Grassmanns ihm vorgelegte Preisschrift uber die Ausdehnungslehre lehnte er ab Werk BearbeitenKummer befasste sich zunachst mit Analysis und speziell der Hypergeometrischen Differentialgleichung und hypergeometrischen Reihen in Anschluss an die Untersuchungen von Carl Friedrich Gauss Bekannt wurde er vor allem als Zahlentheoretiker Er befasste sich mit Kreisteilungskorpern und fuhrte 1847 beim Studium von dessen Ring ganzer Zahlen ideale Zahlen ein woraus spater die Idealtheorie durch Richard Dedekind und Kronecker wurde eine der Grundlagen der Entwicklung der abstrakten Algebra Er fuhrte ideale Zahlen ein um mit diesen verallgemeinerten Zahlbegriffen die eindeutige Primfaktorzerlegung in Kreisteilungskorpern zu gewahrleisten Ein Motiv war die Fermat Vermutung bei der verschiedene Beweisversuche im fruhen 19 Jahrhundert scheiterten wie insbesondere Kummer erkannte weil sie irrigerweise von einer eindeutigen Primfaktorzerlegung in Kreisteilungskorpern ausgingen Kummer konnte die Fermat Vermutung mit seiner Theorie fur eine vermutlich unendlich grosse Zahl von Exponenten beweisen solche die durch sogenannte regulare Primzahlen teilbar sind von den Primzahlen unter 100 sind zum Beispiel nur drei nicht regular Seine Motivation fur die Beschaftigung mit Zahlentheorie waren aber in erster Linie die hoheren Reziprozitatsgesetze Verallgemeinerungen des Quadratischen Reziprozitatsgesetzes auf hohere Potenzen deren Untersuchung Gauss und Jacobi und Eisenstein begannen und die eine der Hauptmotive in der Entwicklung der algebraischen Zahlentheorie waren 1857 erhielt er fur seine zahlentheoretischen Arbeiten den Grossen Preis der Pariser Academie des sciences Der Preis war ursprunglich fur Arbeiten zur Losung der Fermat Vermutung ausgelobt worden Kummer erhielt ihn fur seine grossen Fortschritte auf diesem Gebiet 4 ohne dass er eine Arbeit eingereicht hatte Bald darauf wurde er Korrespondent der Academie des Sciences 5 und 1863 auswartiges Mitglied der Royal Society 6 1875 wurde er Ehrenmitglied Honorary Fellow der Royal Society of Edinburgh 7 Spater befasste er sich mit Strahlensystemen in Anschluss an William Rowan Hamilton und mit algebraischer Geometrie Kummer Flache 1864 Er schrieb uber Ballistik 8 und unterrichtete das Fach an der Kriegsakademie Es gibt zwei nach ihm benannte Vermutungen Die Vermutung von Kummer und Vandiver dass p nicht die Klassenzahl des maximalen reellen Unterkorpers des p ten Kreisteilungskorpers teilt wurde numerisch von Kummer fur Primzahlen bis 200 bestatigt und spater von Vandiver bis 600 und danach zu bis zu noch viel hoheren Zahlen bestatigt von David Harvey bis etwa 1011 ist aber ungelost Eine weitere Vermutung von Kummer uber die Werteverteilung spezieller kubischer Gausssummen wurde 1979 von Roger Heath Brown und Samuel Patterson widerlegt 9 Privates BearbeitenKummer war in erster Ehe ab 1840 mit Ottilie geb Mendelssohn der Tochter von Nathan Mendelssohn und Henriette geb Itzig verheiratet Ottilie war die Cousine von Rebecca Mendelssohn Bartholdy der Ehefrau des Mathematikers Peter Gustav Lejeune Dirichlet Seine erste Frau starb bereits 1848 Seine zweite Frau Bertha die Tochter des Reformpadagogen Ludwig Cauer war die Cousine seiner ersten Frau Insgesamt hatte er 13 Kinder Die Tochter Marie heiratete den Mathematiker Hermann Amandus Schwarz Literatur BearbeitenKurt Reinhard Biermann Kummer Ernst Eduard In Charles Coulston Gillispie Hrsg Dictionary of Scientific Biography Band 7 Iamblichus Karl Landsteiner Charles Scribner s Sons New York 1973 S 521 524 Andre Weil Hrsg Ernst Eduard Kummer Collected Works Springer Verlag 2 Bande 1975 Heinrich Begehr Hrsg Mathematik in Berlin Geschichte und Dokumentation 1 Halbband Berichte aus der Geschichtswissenschaft Shaker Aachen 1998 ISBN 3 8265 4225 8 S 54 Moritz Cantor Kummer Ernst Eduard In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 51 Duncker amp Humblot Leipzig 1906 S 438 440 Menso Folkerts Olaf Neumann Hrsg Der Briefwechsel zwischen Kummer und Reuschle ein Beitrag zur Geschichte der algebraischen Zahlentheorie Augsburg Rauner 2006 Kummers Zugang zur Fermat Vermutung und seine zahlentheoretischen Arbeiten sind detailliert von Harold Edwards Fermat s last theorem Springer Verlag 1977 behandelt Biographie von Kummer in Eric Temple Bell Men of Mathematics Dover Harold Edwards Kummer Eisenstein and higher reciprocity laws in Neal Koblitz Hrsg Number theory related to Fermat s last theorem Birkhauser 1983 S 31 43 Harold Edwards The background of Kummer s proof of Fermat s last theorem for regular primes Arch History Exact Sci 14 1975 219 236 Kurt Hensel Gedachtnisrede auf Ernst Eduard Kummer wieder abgedruckt in Hans Reichardt Hrsg Nachrufe auf Berliner Mathematiker des 19 Jahrhunderts Teubner Archiv zur Mathematik 1988 S 72 111 zuerst in Kurt Hensel Herausgeber Festschrift zur Feier des 100 Geburtstages Eduard Kummers Leipzig Berlin 1910 S 1 37 H Pieper C G J Jacobis Urteile uber den Mathematiker E E Kummer NTM Schr Geschichte Natur Tech Medizin 25 1988 23 36 Paulo Ribenboim Kummer s ideas on Fermat s last theorem Enseign Math 29 1983 165 177 Christoph J Scriba Kummer Ernst Eduard In Neue Deutsche Biographie NDB Band 13 Duncker amp Humblot Berlin 1982 ISBN 3 428 00194 X S 282 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernst Kummer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ernst Eduard Kummer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Briefe Kummers sowie die Gedachtnisrede zum 100 Geb gehalten von Kurt Hensel John J O Connor Edmund F Robertson Ernst Eduard Kummer In MacTutor History of Mathematics archive Informationen zu und akademischer Stammbaum von Ernst Eduard Kummer bei academictree org Verschiedene Arbeiten Kummers aus Crelles Journal Spektrum de Ernst Eduard Kummer 1810 1893 1 Februar 2015Einzelnachweise Bearbeiten Biographie Ernst Eduard Kummer Mathematics Genealogy Project Memento vom 4 Juni 2016 im Internet Archive Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Band 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Band 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 141 Mathematics Genealogy Project Memento vom 16 Januar 2013 im Internet Archive bei vielen der dort genannten war er nur Zweitreferent besonders bei Doktoranden von Weierstrass Ernst Eduard Kummer und der grosse Fermatsche Satz Festrede zu Kaisers Geburtstag von Kurt Hensel Marburg 27 Januar 1910 E Book PDF abgerufen am 24 Mai 2013 Liste der Mitglieder Korrespondenten und auslandischen Partner der Academie des sciences Memento vom 15 September 2014 im Internet Archive PDF 62 kB abgerufen am 25 Mai 2013 Eintrag zu Kummer Ernst Eduard 1810 1893 im Archiv der Royal Society London Fellows Directory Biographical Index Former RSE Fellows 1783 2002 PDF Royal Society of Edinburgh abgerufen am 29 Dezember 2019 Kummer veroffentlichte dazu Uber die Wirkung des Luftwiderstandes auf Korper von verschiedener Gestalt ins besondere auch auf die Geschosse Mathematische Abhandlungen der Koniglichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1875 Heath Brown Patterson The distribution of Kummer sums at prime arguments J Reine Angew Math 310 1979 111 130 Prasidenten der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und ihrer Vorgangerakademien Kurfurstlich Brandenburgische Societat der Wissenschaften Koniglich Preussische Sozietat der Wissenschaften Gottfried Wilhelm Leibniz 1700 1716 Marquard Ludwig Freiherr von Printzen 1716 1718 Jakob Paul Freiherr von Gundling 1718 1731 David Fassmann 1731 Daniel Ernst Jablonski 1733 1741 Pierre Louis Moreau de Maupertuis 1718 1731 Johann Theodor Eller 1735 1760 Jakob Elsner 1742 1750 Konigliche Akademie der Wissenschaften Johann Philipp Heinius 1744 1775 Leonhard Euler 1744 1766 Jean Baptiste de Boyer Marquis d Argens 1744 1771 Andreas Sigismund Marggraf 1760 1782 Joseph Louis Comte de Lagrange 1766 1787 Johann Bernhard Merian 1771 1807 Johann Georg Sulzer 1776 1779 Franz Carl Achard 1782 1810 Nikolaus von Beguelin 1786 1789 Johann Castillon 1787 1791 Jean Henri Samuel Formey 1789 1797 Johann III Bernoulli 1791 1807 Christian Gottlieb Selle 1797 1800 Frederic de Castillon 1801 1812 Carl Abraham Gerhard 1807 1812 Georg Ludwig Spalding 1810 1811 Jean Pierre Frederic Ancillon 1810 1814 Paul Erman 1810 1841 Johann Georg Tralles 1810 1822 Philipp Buttmann 1811 1826 Koniglich Preussische Akademie der Wissenschaften zu Berlin Friedrich Schleiermacher 1815 1834 Johann Franz Encke 1825 1863 Friedrich Wilken 1830 1840 August Boeckh 1834 1861 Friedrich von Raumer 1841 1847 Christian Gottfried Ehrenberg 1842 1867 Friedrich Adolf Trendelenburg 1847 1871 Moriz Haupt 1861 1874 Ernst Eduard Kummer 1863 1878 Emil du Bois Reymond 1867 1895 Ernst Curtius 1871 1893 Theodor Mommsen 1874 1895 Arthur von Auwers 1878 1912 Hermann Diels 1895 1920 Wilhelm von Waldeyer Hartz 1896 1919 Gustav Roethe 1911 1926 Max Planck 1912 1938 Max Rubner 1919 1932 Heinrich Luders 1920 1938 Ernst Heymann 1926 1938 Deutsche Akademie der Wissenschaften Heinrich von Ficker 1932 1937 Hans Stille 1937 1938 Theodor Vahlen 1938 1943 Akademie der Wissenschaften zu Berlin West Berlin Horst Albach 1987 1990 Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Hubert Markl 1993 1995 Dieter Simon 1995 2005 Gunter Stock 2006 2015 Martin Grotschel 2015 2020 Christoph Markschies 2020 heute Siehe auch Vorlage Navigationsleiste Prasidenten der Akademie der Wissenschaften der DDR Normdaten Person GND 118725335 lobid OGND AKS LCCN n2007022572 VIAF 66532326 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kummer Ernst EduardALTERNATIVNAMEN Kummer EduardKURZBESCHREIBUNG deutscher Mathematiker und Hochschullehrer Rektor in Breslau und BerlinGEBURTSDATUM 29 Januar 1810GEBURTSORT Sorau NiederlausitzSTERBEDATUM 14 Mai 1893STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Eduard Kummer amp oldid 235973227