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Andre Weil 6 Mai 1906 in Paris 6 August 1998 in Princeton war ein franzosischer Mathematiker der sich mit Zahlentheorie und algebraischer Geometrie beschaftigte Er zahlt zu den einflussreichsten Mathematikern des 20 Jahrhunderts Weil gehorte zu den Grundern der Gruppe Bourbaki Andre Weil 1956 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Werke 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAndre Weil wuchs als Sohn eines judischen Arztes in Paris und wahrend des Ersten Weltkrieges in Sudfrankreich auf Die Philosophin Simone Weil war seine Schwester Die Familie war im Elsass beheimatet zog aber nach dessen Annexion durch das deutsche Kaiserreich im Jahre 1871 von dort weg Weil ist auch entfernt mit Albert Schweitzer verwandt Schon mit 16 Jahren immatrikulierte er sich an der Ecole normale superieure Nach Auslandsaufenthalten in Rom und Gottingen promovierte er 1928 mit 22 Jahren bei Jacques Hadamard mit einer Arbeit uber diophantische Gleichungen Von 1930 bis 1932 lebte er in Indien Aligarh Muslim University danach in Marseille und fur sechs Jahre in Strassburg Zusammen mit einigen ehemaligen Kommilitonen begrundete er Anfang der Dreissigerjahre damals war er Professor in Strassburg den Bourbaki Kreis die Benennung der Gruppe soll von ihm stammen 1937 heiratete er Eveline vorverheiratete de Possel Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs floh Weil vor dem Militardienst nach Finnland besuchte dort Rolf Nevanlinna Da sich Finnland mit der Sowjetunion im Winterkrieg befand fuhrten bei Weil gefundene auf Russisch verfasste Briefe des Mathematikers Lew Pontrjagin zu seiner Verhaftung als Spion In seiner Autobiographie schildert Weil sogar er habe erschossen werden sollen Nevanlinna habe erreicht dass er stattdessen ausgewiesen wurde In Frankreich wurde Weil wegen Desertion in Rouen inhaftiert entging aber einem Prozess indem er sich freiwillig meldete 1941 floh er mit seiner Frau in die USA In den USA lebte er von Stipendien der Guggenheim und Rockefeller Stiftungen Nach einer nach seinem Gefuhl sehr frustrierenden Lehrtatigkeit an Pennsylvanischen Ingenieurschulen Haverford College Swarthmore College und einem Intermezzo in Sao Paulo 1945 bis 1947 wo er Oscar Zariski traf wurde er 1947 erst nach Chicago dann 1958 an das Institute for Advanced Study IAS in Princeton berufen Dort wurde er 1976 emeritiert blieb aber weiterhin tatig Weil war fur seine Scharfzungigkeit und Streitbarkeit bekannt Ed Regis berichtet in seinem Buch uber die Geschichte des IAS 1 uber Intrigen von Weil und anderen Institutsmitgliedern gegen den Leiter des Institute for Advanced Study den Wirtschaftswissenschaftler Carl Kaysen uber den Weil verachtlich meinte Ich denke er schrieb seine Dissertation uber eine Schuhfabrik 2 Die Opposition spitzte sich 1973 zu einem offentlichen Skandal zu der es bis in die Schlagzeilen der New York Times brachte als Kaysen gegen das Votum der Mehrheit der standigen Mitglieder den Soziologen Robert N Bellah zum permanenten Mitglied des IAS ernannte die Mathematiker Weil Armand Borel Deane Montgomery und andere Mitglieder waren strikt dagegen 3 4 Kaysen erhielt aber Unterstutzung von anderen Mitgliedern und blieb zunachst Direktor ging dann aber zwei Jahre spater von den Intrigen zermurbt freiwillig 1976 Weil versuchte auch wie er gegenuber Regis ausserte 3 seine eigene Emeritierung am Institut die auf den gleichen Tag fiel wie Kaysens Abschied um wenigstens 24 Stunden zu verlangern um wie er sagte wenigstens einen Kaysen freien Tag am Institut zu geniessen Bekannt ist auch sein harscher Verriss von Michael S Mahoneys Fermat Biographie 5 1950 hielt er einen Plenarvortrag auf dem ICM in Cambridge Number Theory and Algebraic Geometry 1954 auf dem in Amsterdam Abstract versus Classical Algebraic Geometry und 1978 auf dem ICM in Helsinki History of Mathematics Why and How 1980 erhielt er den Leroy P Steele Prize der American Mathematical Society 1959 wurde er Ehrenmitglied der London Mathematical Society Seit 1962 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 6 1966 wurde er zum auswartigen Mitglied der Royal Society gewahlt 7 1977 in die National Academy of Sciences 1982 in die Academie des sciences und 1995 in die American Philosophical Society 8 aufgenommen Weil wurde 1950 als aussichtsreicher Kandidat fur die Fields Medaille angesehen dann aber vom Komiteevorsitzenden Harald Bohr der Laurent Schwartz favorisierte ausmanovriert mit dem Argument Weil sei bereits einer der angesehensten Mathematiker und die Medaille sollte jungere Mathematiker auszeichnen Weil war damals 43 Jahre alt und nicht das grosste mathematische Genie 9 Es gab aber dennoch Vorbehalte bis sich schliesslich Bohr durchsetzte der sich mit Marston Morse verbundete der Atle Selberg favorisierte Werk BearbeitenAndre Weil war einer der uberragenden Mathematiker des 20 Jahrhunderts Der Schwerpunkt seiner Tatigkeit lag auf den Gebieten der algebraischen Geometrie und Zahlentheorie zwischen denen er uberraschende Verbindungen fand In seiner Dissertation 1928 bewies er das Mordell Weil Theorem Es besagt dass die Gruppe der rationalen Punkte auf einer abelschen Varietat was so viel heisst wie durch algebraische Gleichungen definiert und mit einer Gruppenstruktur versehen endlich erzeugt ist Den Spezialfall der elliptischen Kurven hatte schon Louis Mordell bewiesen Die Gruppenstruktur in diesem Spezialfall geht noch auf Henri Poincare und seine Tangentenkonstruktion rationaler Punkte auf elliptischen Kurven zuruck Weil ubertrug dabei die Idee von Fermats unendlichem Abstieg Beweis in der Theorie diophantischer Gleichungen mit Hilfe der Einfuhrung von height functions Hohenfunktionen die es erlaubten die Grosse rationaler Punkte auf algebraischen Kurven zu messen Ein weiteres Ziel von Weil in den 1930er Jahren war der Beweis der Riemannschen Vermutung fur Zetafunktionen auf abelschen Varietaten Den Spezialfall der elliptischen Kurven hatte schon Helmut Hasse erledigt Weil gelang dieser Beweis 1940 wahrend er in Frankreich im Gefangnis sass Den Rest der 1940er Jahre verbrachte er damit die algebraische Geometrie auf eine strenge algebraische Basis zu stellen um seine Beweise abzusichern Bucher Foundations of algebraic geometry 1946 u a 1945 fand er dabei einen tiefliegenden Zusammenhang zwischen der Zetafunktion einer algebraischen Mannigfaltigkeit uber endlichen Korpern und der Topologie Bettizahlen u a dieser algebraischen Mannigfaltigkeit Den Begriff Zetafunktion einer algebraischen Varietat hat man sich dabei eher als eine Art Abzahlfunktion fur die Anzahl der in dem Korper liegenden Punkte dieser Kurve vorzustellen Er formulierte dies in seinen beruhmten Weil Vermutungen Sie besagen u a dass die Zetafunktion eine rationale Funktion ist Quotient von Polynomen dass die Grade der Polynome gleich den Bettizahlen der zugrundeliegenden Mannigfaltigkeit sind die Zetafunktion einer Funktionalgleichung genugt und dass die Nullstellen den Realteil hatten Riemann Vermutung Die Rationalitat wurde von Dwork noch mit elementaren p adischen Methoden bewiesen Fur die letzte die Riemann Vermutung benotigte Pierre Deligne 1974 das gesamte riesige Gebaude der algebraischen Geometrie das die Grothendieck Schule inzwischen errichtet hatte Den Spezialfall der Kurven hatte Weil selbst bewiesen Die Anregung fur die ganze Theorie fand Weil nach eigenen Worten im Studium von Arbeiten von Gauss Gauss Summen Weil geht darauf in La cyclotomie jadis et naguere Die Kreisteilung einst und jetzt ein der Zusammenhang ist aber auch in A classical introduction to modern number theory von Rosen und Ireland dargestellt Eine weitere nach ihm benannte Vermutung ist die Taniyama Shimura Weil Vermutung die 1999 bewiesen werden konnte Sie besagt dass elliptische Kurven uber den rationalen Zahlen durch Modulfunktionen parametrisiert werden Ein Spezialfall dieser Vermutung der die Richtigkeit der Fermat Vermutung implizierte wurde 1995 von Andrew Wiles und Richard Taylor bewiesen Auf Druck des nicht minder streitbaren Serge Lang wurde das Weil in der Vermutung zunehmend relativiert Weil selbst hatte die Vermutung zwar nicht zuerst aufgestellt aber im Laufe der 1960er Jahre viel Arbeit zu ihrer Unterstutzung geleistet In seinem Buch Basic number theory von 1967 folgte er einem originaren eigenen Zugang unter Verwendung von Claude Chevalleys Ideles und den von ihm daraus entwickelten Adeles der Integration uber topologischen Gruppen und der in der Form der central simple algebras gefassten Gruppenkohomologie Er fuhrte auch die harmonische Analyse auf topologischen Gruppen ein gleichnamiges Buch 1940 und schrieb 1958 ein Buch uber Kahlermannigfaltigkeiten Die Weil Darstellungen sind von Bedeutung in mathematischen Formulierungen zur Quantenmechanik und wurden von Weil als darstellungstheoretische Interpretation der Theorie der Thetafunktion eingefuhrt in Bezug auf symplektische Gruppen Mit Carl B Allendoerfer verallgemeinerte er 1943 den Satz von Gauss Bonnet auf hohere Dimensionen Dank seiner klassischen Vorbildung er war ein passionierter Sammler antiquarischer Bucher sprach die antiken Sprachen fliessend und studierte Sanskrit in Paris war er auch an der Geschichte der Mathematik insbesondere an Pierre de Fermat interessiert Eine grosse Anzahl von Buchern und Aufsatzen sowie von bissigen Kritiken zeugt davon Er gab auch die Werke von Ernst Eduard Kummer heraus Werke BearbeitenOeuvres Scientifiques Collected papers 3 Bande Springer Verlag 1979 mit seinem Kommentar Lehr und Wanderjahre eines Mathematikers Birkhauser 1993 Original Souvenir d apprentissage Birkhauser Verlag Basel 1991 201 pp ISBN 3 7643 2500 3 Autobiographie geht nur bis Ende 1947 Michele Audin Herausgeber Correspondance entre Henri Cartan et Andre Weil 1928 1991 Documents Mathematiques 6 Societe Mathematique de France 2011 Numbers of solutions of equations in finite fields Bulletin American Mathematical Society Band 55 1949 S 497 508 Basic number theory Springer Verlag 1967 1995 Elliptic functions according to Kronecker and Eisenstein Springer Verlag Ergebnisse der Mathematik und ihrer Grenzgebiete Band 88 1976 Zahlentheorie ein Gang durch die Geschichte von Hammurabi zu Legendre Birkhauser 1992 zuerst engl 1984 Two lectures on number theory past and present L Enseignement Mathematique 1974 La cyclotomie jadis et naguere Seminar Bourbaki 1974 online hier Weil La cyclotomie jadis et naguere Dirichlet series and automorphic forms Springer 1971 Courbes algebriques et varietes abeliennes Hermann 1971 Adeles and Algebraic Groups Birkhauser 1982 Number theory for beginners Springer 1979 70 Seiten mit Beteiligung von Maxwell Rosenlicht Arithmetique et geometrie sur les varietes algebriques Hermann 1935 L integration dans les groupes topologiques et ses applications 1941 2 Auflage Hermann 1951 Foundations of algebraic geometry American Mathematical Society AMS 1947 1962 Introduction a l etude des varietes kahleriennes Hermann 1958 L arithmetique sur les courbes algebriques Dissertation 1928Literatur BearbeitenAndre Weil Lehr und Wanderjahre eines Mathematikers Birkhauser 1993 Freitag Kiehl Etale cohomology and the Weil conjecture Springer Verlag 1988 in Anhang Jean Dieudonne zur Geschichte Osmo Pekonen L affaire Weil a Helsinki en 1939 Gazette des mathematiciens 52 avril 1992 S 13 20 Mit einem Nachwort von Andre Weil Weil schrieb in seiner Autobiographie dass er dort als Spion verhaftet wurde ihm die Erschiessung drohte und er erst auf Fursprache von Rolf Nevanlinna wieder freikam die Fakten sind nach Pekonen viel weniger dramatisch Pierre Cartier Abschied von einem Freund Andre Weil 1906 1998 DMV Mitteilungen 1999 Nr 3 S 9 Jean Pierre Serre Andre Weil Biographical Memoirs Fellows Royal Society Band 45 1999 S 519 529 Siehe auch BearbeitenChern Weil Theorie Weil RestriktionWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Andre Weil Sammlung von Bildern Literatur von und uber Andre Weil im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Andre Weil in der Deutschen Digitalen Bibliothek John J O Connor Edmund F Robertson Andre Weil In MacTutor History of Mathematics archive AMS Notices Gedachtnisheft mit Beitragen von Shimura Armand Borel Iyanaga Chern K Chandrasekharan Pierre Cartier u a auch mit Review seiner Autobiographie sein Aufsatz On the Riemann hypothesis of function fields Proc Nat Acad USA 1941 findet sich hier Proceedings of the National Academy of Sciences Review seiner Autobiographie durch Varadarajan Notices AMS 1999 PDF Datei 131 kB Armand Borel und Taniyama zu Weil Bulletin AMS Band 46 2009 Nr 4Einzelnachweise Bearbeiten Regis Who got Einstein s office Eccentricity and Genius at the Institute for Advanced Study Basic Books 1987 S 205ff Ed Regis Who got Einstein s office S 204 a b Regis Who got Einstein s office S 206 Martina Schneider Contextualizing Unguru s 1975 attack on the historiography of ancient greek mathematics In Volker Remmert Martina Schneider Henrik Kragh Sorensen Hrsg Historiography of Mathematics in the 19th and 20th centuries Birkhauser 2016 S 259 Martina Schneider Contextualizing Unguru s 1975 attack on the historiography of ancient greek mathematics S 260 Andre Weil Nachruf im Jahrbuch 1999 der Bayerischen Akademie der Wissenschaften PDF Datei Eintrag zu Weil Andre 1906 1998 im Archiv der Royal Society London Member History Andre Weil American Philosophcal Society abgerufen am 21 Juli 2018 Michael Barany The Fields Medal should return to its roots Nature 12 Januar 2018 Trager des Wolf Preises in Mathematik 1978 Israel Moissejewitsch Gelfand Carl Ludwig Siegel 1979 Jean Leray Andre Weil 1980 Henri Cartan Andrei Nikolajewitsch Kolmogorow 1981 Lars Valerian Ahlfors Oscar Zariski 1982 Hassler Whitney Mark Grigorjewitsch Krein 1983 4 Shiing Shen Chern Paul Erdos 1984 5 Kodaira Kunihiko Hans Lewy 1986 Samuel Eilenberg Atle Selberg 1987 Itō Kiyoshi Peter Lax 1988 Friedrich Hirzebruch Lars Hormander 1989 Alberto Calderon John Willard Milnor 1990 Ennio De Giorgi Ilja Pjatetskij Shapiro 1991 Nicht vergeben 1992 Lennart Carleson John Griggs Thompson 1993 Michail Leonidowitsch Gromow Jacques Tits 1994 5 Jurgen Moser 1995 6 Robert Langlands Andrew Wiles 1996 7 Joseph B Keller Jakow Grigorjewitsch Sinai 1998 Nicht vergeben 1999 Laszlo Lovasz Elias Stein 2000 Raoul Bott Jean Pierre Serre 2001 Wladimir Igorewitsch Arnold Saharon Shelah 2002 3 Mikio Satō John T Tate 2004 Nicht vergeben 2005 Grigori Alexandrowitsch Margulis Sergei Petrowitsch Nowikow 2006 7 Stephen Smale Hillel Furstenberg 2008 Pierre Deligne Phillip Griffiths David Bryant Mumford 2009 Nicht vergeben 2010 Shing Tung Yau Dennis Sullivan 2011 Nicht vergeben 2012 Michael Aschbacher Luis Caffarelli 2013 George Mostow Michael Artin 2014 Peter Sarnak 2015 James Arthur 2016 Nicht vergeben 2017 Richard Schoen Charles Fefferman 2018 Alexander Beilinson Vladimir Drinfeld 2019 Jean Francois Le Gall Gregory F Lawler 2020 Simon Donaldson Jakow Eliaschberg 2021 Nicht vergeben 2022 George Lusztig 2023 Ingrid Daubechies Normdaten Person GND 118980963 lobid OGND AKS LCCN n79045560 NDL 00460438 VIAF 108578091 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weil AndreKURZBESCHREIBUNG franzosischer MathematikerGEBURTSDATUM 6 Mai 1906GEBURTSORT Paris FrankreichSTERBEDATUM 6 August 1998STERBEORT Princeton New Jersey USA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Andre Weil amp oldid 237918355