www.wikidata.de-de.nina.az
Die algebraische Geometrie ist ein Teilgebiet der Mathematik das die abstrakte Algebra insbesondere das Studium von kommutativen Ringen mit der Geometrie verknupft Sie lasst sich kurz als das Studium der Nullstellengebilde algebraischer Gleichungen beschreiben Inhaltsverzeichnis 1 Geometrische Strukturen als Menge von Nullstellen 2 Affine Varietaten 3 Projektiver Raum 4 Algorithmische Berechnungen 5 Geschichtlicher Uberblick 6 Beispiele affiner Varietaten 7 Literatur 8 WeblinksGeometrische Strukturen als Menge von Nullstellen Bearbeiten nbsp Sphare und der gekippte KreisIn der algebraischen Geometrie werden geometrische Strukturen als Menge von Nullstellen einer Menge von Polynomen definiert Zum Beispiel lasst sich die zweidimensionale Einheitssphare im dreidimensionalen euklidischen Raum R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp als die Menge aller Punkte x y z displaystyle x y z nbsp definieren fur die gilt x 2 y 2 z 2 1 0 displaystyle x 2 y 2 z 2 1 0 nbsp Ein gekippter Kreis im R 3 displaystyle mathbb R 3 nbsp kann definiert werden als die Menge aller Punkte x y z displaystyle x y z nbsp die folgende zwei Polynombedingungen erfullen x 2 y 2 z 2 1 0 displaystyle x 2 y 2 z 2 1 0 nbsp x y z 0 displaystyle x y z 0 nbsp Affine Varietaten Bearbeiten Hauptartikel Algebraische Varietat Ist allgemein K displaystyle K nbsp ein Korper und S displaystyle S nbsp eine Menge von Polynomen in n displaystyle n nbsp Variablen mit Koeffizienten in K displaystyle K nbsp dann ist die Nullstellenmenge V S displaystyle V S nbsp definiert als diejenige Teilmenge von K n displaystyle K n nbsp die aus den gemeinsamen Nullstellen der Polynome in S displaystyle S nbsp besteht Eine solche Nullstellenmenge wird als affine Varietat bezeichnet Die affinen Varietaten definieren eine Topologie auf K n displaystyle K n nbsp die so genannte Zariski Topologie Als eine Konsequenz des Hilbertschen Basissatzes kann jede Varietat durch nur endlich viele Polynomgleichungen definiert werden Eine Varietat heisst irreduzibel wenn sie nicht die Vereinigung zweier echter abgeschlossener Teilmengen ist Es stellt sich heraus dass eine Varietat genau dann irreduzibel ist wenn die Polynome die sie definieren ein Primideal des Polynomrings erzeugen Die Korrespondenz zwischen Varietaten und Idealen ist ein zentrales Thema der algebraischen Geometrie Man kann geradezu ein Worterbuch zwischen geometrischen Begriffen wie Varietat irreduzibel usw und algebraischen Begriffen wie Ideal Primideal usw angeben Zu jeder Varietat V displaystyle V nbsp kann man einen kommutativen Ring assoziieren den so genannten Koordinatenring Er besteht aus allen Polynomfunktionen die auf der Varietat definiert sind Die Primideale dieses Rings stehen in Korrespondenz zu den irreduziblen Untervarietaten von V displaystyle V nbsp wenn K displaystyle K nbsp algebraisch abgeschlossen ist was ublicherweise angenommen wird dann entsprechen die Punkte von V displaystyle V nbsp den maximalen Idealen des Koordinatenrings Hilbertscher Nullstellensatz Projektiver Raum BearbeitenStatt im affinen Raum K n displaystyle K n nbsp zu arbeiten geht man typischerweise zum projektiven Raum uber Der Hauptvorteil besteht dabei darin dass sich die Anzahl der Schnittpunkte zweier Varietaten dann leicht mit Hilfe des Satzes von Bezout bestimmen lasst In der modernen Sicht wird die Korrespondenz zwischen Varietaten und ihren Koordinatenringen umgekehrt Man geht von einem beliebigen kommutativen Ring aus und definiert eine dazugehorende Varietat mithilfe ihrer Primideale Aus den Primidealen wird zunachst ein topologischer Raum konstruiert das Spektrum des Rings In der allgemeinsten Formulierung fuhrt dies zu Alexander Grothendiecks Schemata Eine wichtige Klasse von Varietaten sind die abelschen Varietaten Dies sind projektive Varietaten deren Punkte eine abelsche Gruppe bilden Die typischen Beispiele hierfur sind elliptische Kurven die eine wichtige Rolle im Beweis vom Grossen Fermatschen Satz spielen Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet ist die Kryptographie mit elliptischen Kurven Algorithmische Berechnungen BearbeitenWahrend in der algebraischen Geometrie lange Zeit vor allem abstrakte Aussagen uber die Struktur von Varietaten getroffen worden sind wurden jungst algorithmische Techniken entwickelt die das effiziente Rechnen mit Polynomidealen erlauben Das wichtigste Hilfsmittel sind die Grobnerbasen die in den meisten heutigen Computeralgebrasystemen implementiert sind Geschichtlicher Uberblick BearbeitenDie algebraische Geometrie wurde in weiten Teilen von den italienischen Geometern des fruhen zwanzigsten Jahrhundert entwickelt Ihre Arbeit war tiefgreifend stand aber nicht auf einer ausreichend strengen Basis Die kommutative Algebra als das Studium kommutativer Ringe und ihrer Ideale wurde von David Hilbert Emmy Noether und anderen ebenfalls zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt Dabei hatten sie bereits die geometrischen Anwendungen im Sinn In den 1930ern und 1940ern stellte Andre Weil fest dass die algebraische Geometrie auf eine strenge Basis gestellt werden musste und entwickelte eine entsprechende Theorie In den 1950ern und 1960ern uberarbeiteten Jean Pierre Serre und speziell Alexander Grothendieck diese Grundlagen unter der Verwendung von Garben und spater unter der Verwendung der Schemata Heute gibt es viele recht unterschiedliche Teilgebiete der algebraischen Geometrie auf der einen Seite die abstrakte Theorie in der Nachfolge von Grothendieck auf der anderen Seite Gebiete in denen Kombinatorik und Diskrete Mathematik zum Einsatz kommen wie etwa die torische Geometrie oder die tropische Geometrie Beispiele affiner Varietaten BearbeitenKegelschnitt Kreis Ellipse Parabel Hyperbel Nullstellenmengen von Polynomen dritter Ordnung Kartesisches Blatt Zissoide Strophoide Nullstellenmengen von Polynomen vierter Ordnung Konchoide Pascalsche SchneckeLiteratur BearbeitenJurgen Bohm Kommutative Algebra und Algebraische Geometrie Springer Spektrum Berlin 2019 ISBN 978 3 662 59481 0 Karl Heinz Fieseler Ludger Kaup Algebraische Geometrie Grundlagen Heldermann Verlag Lemgo 2005 ISBN 3 88538 113 3 Alexander Grothendieck Elements de geometrie algebrique Springer Verlag Berlin Heidelberg 1971 ISBN 0 387 05113 9 Robin Hartshorne Algebraic Geometry Springer Verlag New York Berlin Heidelberg 1977 ISBN 3 540 90244 9 Klaus Hulek Elementare Algebraische Geometrie Vieweg Teubner 2012 ISBN 978 3 8348 2348 9 Ernst Kunz Einfuhrung in die algebraische Geometrie Vieweg Braunschweig Wiesbaden 1997 ISBN 3 528 07287 3 Igor Shafarevich Basic algebraic geometry Springer Verlag Heidelberg 1994 ISBN 3 540 54812 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiversity Eine Vorlesung uber algebraische Kurven Kursmaterialien Septik mit 99 Doppelpunkten englisch Dieudonne The historical development of algebraic geometry American Mathematical Monthly 1982 Abhyankar Historical Ramblings in Algebraic Geometry and Related Algebra American Mathematical Monthly 1976 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Algebraische Geometrie amp oldid 233082692