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Wladimir Igorewitsch Arnold russisch Vladi mir I gorevich Arno ld wiss Transliteration Vladimir Igorevic Arnolʹd 12 Juni 1937 in Odessa UdSSR 3 Juni 2010 in Paris Frankreich war ein russischer Mathematiker Wladimir Igorewitsch Arnold Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenArnold war der Sohn des russischen Mathematikers Igor Arnold 1900 1948 Er studierte ab 1954 bei Andrei Kolmogorow in Moskau mit dem Abschluss 1959 und der Promotion 1961 russischer Kandidatentitel und war von 1965 bis 1986 Professor an der Staatlichen Universitat Moskau seit 1986 am Steklow Institut fur Mathematik in Moskau und gleichzeitig seit 1993 an der Universitat Paris 9 Als Vordiplom Student Kolmogorows loste er 1956 das 13 Hilbert Problem Ist jede stetige Funktion von drei Variablen durch stetige Funktionen von zwei Variablen darstellbar Fur vier oder mehr Variable hatte Kolmogorow schon die Reduzierbarkeit auf zwei Variablen gezeigt Arnold bewies dies fur den Fall von drei Variablen ebenfalls mit Kolmogorows Baum Konstruktion daraus wurde 1961 seine Dissertation In seinen Vorlesungen in Toronto 1997 bezeichnet er die Grundidee seiner Losung als beinahe trivial um dann zu zeigen dass viele wichtige spatere Arbeiten von ihm ihre Wurzeln in Erweiterungen dieser Idee hatten Die korrekte Formulierung von Hilberts Problem ist fur Arnold die Frage nach einer solchen Reduzierbarkeit fur algebraische Funktionen und nach wie vor offen Nach seiner ersten Veroffentlichung stellte ihm Kolmogorow die Wahl seines Dissertationsthemas frei und er untersuchte Diffeomorphismen ovaler Kurven in der Art von den spater von Sinai untersuchten Billards Henri Poincare hatte schon solche bei Kreis und Ellipse untersucht wo diese Abbildung nach Poincare im Allgemeinen je nach Wahl des Rotationswinkels ergodisch chaotisch ist bei rationalen Winkeln periodisch Zu Arnolds Enttauschung stellte sich das Gebiet seiner Diplomarbeit aber als aktives Arbeitsgebiet Kolmogorows heraus und aus ihrer Zusammenarbeit entstand das KAM Theorem Kolmogorow Arnold Jurgen Moser uber dynamische Systeme speziell die Himmelsmechanik Die qualitative Theorie dynamischer Systeme Differentialgleichungen blieb auch weiterhin ein Schwerpunkt von Arnolds Arbeit Er schrieb daruber bekannte Lehrbucher so seine Mathematischen Methoden der klassischen Mechanik die durch ihren informellen Zusammenhange und Anwendungen suchenden Stil bekannt sind und unnotige Abstraktionen vermeiden 1961 kam es in Moskau zu ersten Diskussionen mit Stephen Smale dessen Theorie strukturell stabiler Systeme damals gerade entstand In den 1950er Jahren untersuchte Arnold nach eigenen Worten 1 auch Anwendungen die spater in der Chaostheorie bekannt wurden so in einer Arbeit uber Herzrhythmen angeregt durch den Mathematiker Israel Gelfand der sich fur Anwendungen der Mathematik in der Biologie interessierte 1964 entdeckte er die nach ihm benannte Arnold Diffusion Diese ist nach Arnold 1 sein wichtigster Beitrag zur KAM Theorie und beschreibt die allgemeine Ursache der Instabilitat in deterministischen dynamischen Systemen mit mehreren Freiheitsgraden 2 Arnold beschaftigte sich ab 1963 auch mit den viel komplizierteren dynamischen Systemen der Hydrodynamik ebenfalls ein Arbeitsgebiet Kolmogorows Arnold formulierte seine Untersuchung der Navier Stokes und Euler Gleichungen als Differentialgeometrie unendlichdimensionaler Lie Gruppen deren Krummung er bestimmte Ein Nebenprodukt war nach Arnold der Beweis dass Wettervorhersagen uber langer als zwei Wochen unmoglich sind 1 Gleichzeitig versuchte er die Existenz eines spater sogenannten strange attractors nachzuweisen Die damaligen Untersuchungen waren aber durch das Fehlen ausreichender Computerkapazitaten sehr behindert Mitte der 1960er Jahre begann er sich fur Singularitatentheorie zu interessieren spater eines seiner Hauptarbeitsgebiete Nach eigenen Angaben hatte auch diese Arbeit ihre Wurzel in der korrekten Formulierung eines Hilbert Problems in der algebraischen Geometrie des 16 Hilbert Problems wo ihm 1972 bedeutende Fortschritte gelangen diesmal um Obstruktionen gegen die Auflosung von Singularitaten von Gleichungen n ten Grades zu untersuchen Die Topologie der Ebene minus Singularitaten ist mit der Zopfgruppe englisch braid group beschreibbar Arnold untersuchte ihren Kohomologiering In verschiedenen Aufsatzen hat er sich gegen die Bourbaki Tradition der Lehre speziell in Frankreich ausgesprochen wo er ab den 1990er Jahren lehrte Ausserdem beklagte er die Vernachlassigung russischer Arbeiten in der westlichen Literatur was haufig zu Neuentdeckungen und unvollstandigen oder falschen Zuschreibungen fuhrte teilweise wegen der Sprachbarriere teilweise aber nach Arnold auch aus Ignoranz Arnold interessierte sich sehr fur die Geschichte der Mathematik In einem Interview sagte er einen grossen Teil seiner Kenntnisse habe er durch das Studium von Felix Kleins Geschichte der Mathematik im 19 Jahrhundert gelernt Die Russische Methode der Literaturrecherche fangt denn auch in den Gesammelten Werken von Felix Klein Arnold erganzt noch Poincare und in den Anfang des 20 Jahrhunderts erschienenen Banden der von Felix Klein und anderen herausgegebenen Enzyklopadie der mathematischen Wissenschaften an Um die Beitrage speziell der russischen Mathematiker ins rechte Licht zu rucken haben deren fuhrende Vertreter unter ihnen auch Arnold mit der Herausgabe einer neuen modernen Enzyklopadie einer Reihe von Uberblicksartikeln und buchern wie sie fruher in Russland besonders fur die Russian Mathematical Surveys geschrieben wurden begonnen Arnold ist auch bekannt fur verschiedene von ihm gestellte Probleme z B uber die Existenz von Fixpunkten bei symplektischen Abbildungen kompakter symplektischer Mannigfaltigkeiten wie sie etwa in der klassischen Mechanik auftreten teilweise gelost von Andreas Floer Er erhielt unter anderem 1958 den Preis der Moskauer Mathematischen Gesellschaft sowie 1965 zusammen mit Andrei Kolmogorow den Leninpreis 1962 hielt er einen Vortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Stockholm Perturbation theory and the problem of stability for planetary systems 1966 Invited Speaker auf dem ICM in Moskau Das Problem der Stabilitat und die ergodischen Eigenschaften der klassischen dynamischen Systeme und 1958 auf dem in Edinburgh Einige Fragen uber Approximation und Darstellung von Funktionen russisch 1974 hielt er einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress ICM in Vancouver Critical Points of Smooth Functions und 1983 einen Plenarvortrag auf dem ICM in Warschau Singularities of Ray Systems 1992 hielt er einen Plenarvortrag auf dem ersten Europaischen Mathematikerkongress in Paris Vasiliev s Theory of Discriminants and Knots 1982 erhielt er zusammen mit Louis Nirenberg vom Courant Institute of Mathematical Sciences der New York University den mit 400 000 Schwedischen Kronen dotierten Crafoord Preis fur aussergewohnliche Leistungen in der Theorie nichtlinearer partieller Differentialgleichungen vergeben von der Schwedischen Akademie der Wissenschaften Mit weiteren 400 000 schwedischen Kronen wurden die Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet in Schweden gefordert 1983 wurde er in die National Academy of Sciences 1987 in die American Academy of Arts and Sciences und 1990 in die American Philosophical Society und in die Academia Europaea 3 gewahlt Seit 1984 war er Mitglied associe etranger der Academie des sciences 1976 wurde er Ehrenmitglied der London Mathematical Society 1991 wurde er Ehrendoktor der Universitat Utrecht 1992 erhielt er die Lobatschewski Medaille der Staatlichen Universitat Kasan 4 1994 den Harvey Prize des Technion Institute in Haifa 2001 den Dannie Heineman Preis und ebenfalls 2001 den Wolf Preis fur Mathematik 2008 wurde ihm der Shaw Prize gemeinsam mit Faddejew zuerkannt 2000 wurde der Asteroid 10031 Vladarnolda nach ihm benannt 5 1991 war er einer der Grunder der Unabhangigen Universitat Moskau und stand lange deren Vorstand vor Zu seinen Doktoranden zahlen Alexander Givental Sabir Gussein Sade Askold Chowanski Boris Chessin Wiktor Wassiljew Alexander Wartschenko Werke BearbeitenCollected Works Band 1 Representations of functions celestial mechanics KAM Theory 1957 1965 Springer 2009 Band 2 Hydrodynamics Bifurcation theory and algebraic geometry 1965 1972 Springer 2014 Yesterday and long ago Springer 2007 Erinnerungen Vorlesungen uber partielle Differentialgleichungen Springer 2004 ISBN 3 540 43578 6 Gewohnliche Differentialgleichungen VEB Dt Verlag d Wiss 1979 2 Aufl Berlin Springer 2001 ISBN 3 540 66890 X engl schon 1973 MIT press Mathematische Methoden der klassischen Mechanik Birkhauser 1988 ISBN 3 7643 1878 3 engl 2 Aufl 1989 Springer Graduate texts in mathematics mit Avez Ergodic problems of classical mechanics New York Benjamin 1968 Topological methods in hydrodynamics Springer 1998 Geometrische Methoden in der Theorie der gewohnlichen Differentialgleichungen Hochschulbucher fur Mathematik Band 90 ISBN 3 7643 1879 1 Arnolds problems 2 Auflage Springer 2004 eine Problem Liste von 2002 ist auf seiner Homepage Mathematics frontiers and perspectives American Mathematical Society 2000 Catastrophe theory 3 Auflage Springer 1993 Bifurcation theory and catastrophe theory 2 Auflage Springer 1999 Singularities of caustics and wave fronts Kluwer 1990 mit Varchenko und Gusein Zade Singularities of Differentiable Maps 2 Bande Birkhauser 1985 1988 Topological invariants of plane curves and caustics American Mathematical Society 1994 Huygens und Barrow Newton und Hooke Birkhauser 1990 From Hilberts Superposition problem to Dynamical systems American Mathematical Monthly August September 2006 Uberblick uber seinen mathematischen Werdegang Vorlesung Toronto 1997 online hier auch in Bolibruch Osipov Sinai Herausgeber Mathematical Events of the Twentieth Century Springer 2006 S 19 Arnold war Herausgeber und Mitautor in der Reihe Encyclopedia of mathematical sciences im Springer Verlag u a in der Reihe Dynamische Systeme mit Waleri Wassiljewitsch Koslow Anatoli Isserowitsch Neischtadt Dynamical Systems III Mathematical Aspects of Classical and Celestial Mechanics Encyclopedia of Mathematical Sciences Springer 2006 zuerst 1987 Dynamical systems in Jean Paul Pier Herausgeber Development of mathematics 1950 2000 Birkhauser 2000 Singularity theory in Jean Paul Pier Herausgeber Development of mathematics 1950 2000 Birkhauser 2000 Real algebraic geometry Unitext Springer Verlag 2013 Mathematical understanding of nature American Mathematical Society 2014 Literatur BearbeitenBierstone Hrsg The Arnoldfest American Mathematical Society 1999 Konferenz zu Arnolds 60 Geburtstag in Toronto 1997 Smilka Zdravkovska Conversation with Vladimir Igorevich Arnold Mathematical Intelligencer Band 9 1987 Nr 4 S 28 Interview Leonid Polterovich Inna Scherbak V I Arnold 1937 2010 Jahresbericht DMV Band 113 2011 Heft 4 185 219 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wladimir Arnold Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Wladimir Igorewitsch Arnold im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek John J O Connor Edmund F Robertson Wladimir Igorewitsch Arnold In MacTutor History of Mathematics archive Seine Private Website mit einigen Aufsatzen online Interview von 1997 als PDF Datei in den Notices AMS Boris Khesin Serge Tabachnikov Herausgeber A tribute to Vladimir Arnold Notices AMS 2012 Nr 3 Michele Audin Vladimir Igorevitch Arnold and the invention of symplectic topology pdf Die Arbeit von Arnold uber Hydrodynamik Ann Inst Fourier 1966 Autoren Profil in der Datenbank zbMATHEinzelnachweise Bearbeiten a b c From Hilberts Superposition problem to Dynamical systems American Mathematical Monthly August September 2006 Zhihong Xia vom Georgia Institute of Technology konnte 1994 beweisen dass schon ein Dreikorpersystem entsprechendes Verhalten aufweisen kann Eintrag auf der Internetseite der Academia Europaea Lobatschewski Medaille Memento vom 23 April 2019 im Internet Archive Minor Planet Circ 39653Trager des Wolf Preises in Mathematik 1978 Israel Moissejewitsch Gelfand Carl Ludwig Siegel 1979 Jean Leray Andre Weil 1980 Henri Cartan Andrei Nikolajewitsch Kolmogorow 1981 Lars Valerian Ahlfors Oscar Zariski 1982 Hassler Whitney Mark Grigorjewitsch Krein 1983 4 Shiing Shen Chern Paul Erdos 1984 5 Kodaira Kunihiko Hans Lewy 1986 Samuel Eilenberg Atle Selberg 1987 Itō Kiyoshi Peter Lax 1988 Friedrich Hirzebruch Lars Hormander 1989 Alberto Calderon John Willard Milnor 1990 Ennio De Giorgi Ilja Pjatetskij Shapiro 1991 Nicht vergeben 1992 Lennart Carleson John Griggs Thompson 1993 Michail Leonidowitsch Gromow Jacques Tits 1994 5 Jurgen Moser 1995 6 Robert Langlands Andrew Wiles 1996 7 Joseph B Keller Jakow Grigorjewitsch Sinai 1998 Nicht vergeben 1999 Laszlo Lovasz Elias Stein 2000 Raoul Bott Jean Pierre Serre 2001 Wladimir Igorewitsch Arnold Saharon Shelah 2002 3 Mikio Satō John T Tate 2004 Nicht vergeben 2005 Grigori Alexandrowitsch Margulis Sergei Petrowitsch Nowikow 2006 7 Stephen Smale Hillel Furstenberg 2008 Pierre Deligne Phillip Griffiths David Bryant Mumford 2009 Nicht vergeben 2010 Shing Tung Yau Dennis Sullivan 2011 Nicht vergeben 2012 Michael Aschbacher Luis Caffarelli 2013 George Mostow Michael Artin 2014 Peter Sarnak 2015 James Arthur 2016 Nicht vergeben 2017 Richard Schoen Charles Fefferman 2018 Alexander Beilinson Vladimir Drinfeld 2019 Jean Francois Le Gall Gregory F Lawler 2020 Simon Donaldson Jakow Eliaschberg 2021 Nicht vergeben 2022 George Lusztig 2023 Ingrid Daubechies Normdaten Person GND 119540878 lobid OGND AKS LCCN n81037438 NDL 00431737 VIAF 49221000 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Arnold Wladimir IgorewitschALTERNATIVNAMEN Arnold Vladimir Igorevich russisch KURZBESCHREIBUNG russischer MathematikerGEBURTSDATUM 12 Juni 1937GEBURTSORT OdessaSTERBEDATUM 3 Juni 2010STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wladimir Igorewitsch Arnold amp oldid 236788214