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Bernhard Riemann Die Riemannsche Vermutung Riemannsche Hypothese Riemannhypothese oder kurz RH trifft eine Aussage uber die Verteilung der Primzahlen und ist nach Meinung fuhrender Mathematiker das derzeit bedeutendste ungeloste Problem der reinen Mathematik Sie wurde erstmals 1859 von Bernhard Riemann in seiner Arbeit Uber die Anzahl der Primzahlen unter einer gegebenen Grosse in einem Nebensatz formuliert Nachdem sie bereits im Jahr 1900 von David Hilbert auf seine Liste 23 wichtiger Jahrhundertprobleme gesetzt worden war wurde sie im Jahr 2000 vom Clay Mathematics Institute in die Liste der sieben Millennium Probleme der Mathematik aufgenommen Das Institut in Cambridge Massachusetts hat damit ein Preisgeld von einer Million US Dollar fur eine schlussige Losung des Problems in Form eines mathematischen Beweises ausgelobt Hinsichtlich des Auffindens potenzieller Gegenbeispiele existieren in der Preisausschreibung jedoch Sonderregeln insbesondere dann wenn diese mit der Rechenkraft moderner Computer erlangt wurden und keinerlei tiefere Einsicht in das Problem geben konnen Einfach gesprochen sagt die Riemannsche Vermutung aus dass sich die Folge der Primzahlen 2 3 5 7 11 x2026 displaystyle 2 3 5 7 11 dotsc moglichst zufallig verhalt Das sollte sich zum Beispiel dadurch aussern dass die Abfolge der Ereignisse dass eine Zahl n displaystyle n eine gerade Anzahl an Primfaktoren besitzt wie zum Beispiel 6 2 x22C5 3 displaystyle 6 2 cdot 3 oder eine ungerade Anzahl an Primfaktoren besitzt wie 66 2 x22C5 3 x22C5 11 displaystyle 66 2 cdot 3 cdot 11 fur n 1 2 3 4 5 x2026 displaystyle n 1 2 3 4 5 dotsc also nach dem Schema mit Null Primfaktoren fur die 1 1 x23DF gerade 2 x23DF ungerade 3 x23DF ungerade 2 x22C5 2 x23DF gerade 5 x23DF ungerade 2 x22C5 3 x23DF gerade 7 x23DF ungerade 2 x22C5 2 x22C5 2 x23DF ungerade x22EF displaystyle underbrace 1 text gerade quad underbrace 2 text ungerade quad underbrace 3 text ungerade quad underbrace 2 cdot 2 text gerade quad underbrace 5 text ungerade quad underbrace 2 cdot 3 text gerade quad underbrace 7 text ungerade quad underbrace 2 cdot 2 cdot 2 text ungerade quad cdots auf lange Sicht ungefahr ein Verhalten aufweist das auch ein haufig wiederholter Munzwurf mit Kopf und Zahl realistischerweise haben konnte Eine Theorie welche die Riemannsche Vermutung lost und damit eine tiefere Erklarung fur diese Zufalligkeit unter den Primzahlen lieferte konnte daher aus Sicht der Mathematiker ein fundamental neues Verstandnis fur Zahlen im Allgemeinen nach sich ziehen Ubersetzt man dies in die Fachsprache der analytischen Zahlentheorie ist die Riemannsche Vermutung gleichbedeutend mit der Aussage dass samtliche komplexe Nullstellen der Riemannschen Zeta Funktion im sog kritischen Streifen den Realteil 1 2 displaystyle tfrac 1 2 besitzen Dies ist auch die ursprunglich von Riemann formulierte Version der Vermutung Die Zeta Funktion ist eine mathematische Funktion die Informationen uber Primzahlen in ihrem Abbildungsverhalten kodiert Bereits Leonhard Euler erkannte dass sie sich als ein Euler Produkt uber die Primzahlen darstellen lasst sich die Funktionswerte also mit Hilfe der Primzahlen bestimmen lassen Auf der anderen Seite kann die Zeta Funktion als ein Produkt uber ihre Nullstellen dargestellt werden ahnlich wie sich Polynome durch ihre Nullstellen faktorisieren lassen wie etwa x 2 x2212 1 x x2212 1 x 1 displaystyle x 2 1 x 1 x 1 Es liegen also zwei verschiedene Produktdarstellungen derselben Funktion vor Durch dieses hiervon induzierte Zusammenspiel ergibt sich dass die Nullstellen Eigenschaften der Primzahlen kodieren und die Primzahlen wiederum Eigenschaften der Nullstellen Mathematiker sprechen in diesem Zusammenhang oft von einer Dualitat Es ist schon bekannt und bewiesen dass die Zeta Funktion reelle Nullstellen x2212 2 x2212 4 x2212 6 x2026 displaystyle 2 4 6 dotsc hat die sogenannten trivialen Nullstellen Ferner weiss man seit Beginn des 20 Jahrhunderts dass die Zeta Funktion unendlich viele nichtreelle Nullstellen mit dem Realteil 1 2 displaystyle tfrac 1 2 besitzt Die Riemannsche Vermutung besagt also dass es daruber hinaus keine weiteren Nullstellen gibt d 160 h dass alle nichttrivialen Nullstellen der Zeta Funktion auf einer Geraden in der Zahlenebene parallel zur imaginaren Achse liegen Da die Zeta Funktion uber eine Funktionalgleichung ein elementares Spiegelungsgesetz bezuglich s x21A6 1 x2212 s displaystyle s mapsto 1 s besitzt ist sie aquivalent dazu dass sich samtliche Nullstellen moglichst weit links befinden wobei linke Nullstellen eine eher gleichmassige Primzahlverteilung zur Folge haben Gleichzeitig baut die blosse Existenz von diesen Nullstellen eine naturliche Barriere auf die so gedeutet werden kann dass Primzahlen nicht beliebig gleichmassig wie etwa Kopf Zahl Kopf Zahl Kopf Zahl verteilt sein konnen Viele bisher ungeloste Fragestellungen besonders aus der Zahlentheorie konnen mit der Richtigkeit der Riemannschen Vermutung beantwortet werden Dies betrifft Probleme aus der mathematischen Grundlagenforschung wie etwa solche der Primzahlverteilung im Umfeld des Primzahlsatzes oder der offenen Goldbachschen Vermutung als auch der angewandten Mathematik wie schnelle Primzahltests Gleichzeitig gilt sie auch als ausserst schwierig zu beweisen Bisherige Beweisversuche von prominenten Mathematikern scheiterten allesamt Ein Grund hierfur ist dass die Menschheit aus Expertensicht bisher nicht uber die notigen mathematischen Werkzeuge verfugt sie uberhaupt angreifen zu konnen So gilt es als sehr wahrscheinlich dass sie nicht mit rein analytischen Mitteln also durch blosse Untersuchung des Funktionsterms der Zeta Funktion mittels des Theorieapparats der holomorphen Funktionen gezeigt werden kann sondern mit dem Euler Produkt eine entscheidende arithmetische Komponente mitspielen muss obwohl dieses im kritischen Streifen nicht mehr konvergiert was erhebliche Schwierigkeiten mit sich bringt So gibt es andere Zeta Funktionen die der Riemannschen Zeta Funktion in ihren Eigenschaften sehr stark ahneln jedoch kein Euler Produkt besitzen und bei denen die Riemannsche Vermutung erwiesenermassen falsch ist Durch umfassenden Einsatz von Computern ist es gelungen die Riemannsche Vermutung fur die ersten 10 Billionen Nullstellen der Zeta Funktion zu bestatigen Da die Zeta Funktion jedoch nachweislich unendlich viele nichtreelle Nullstellen besitzt konnte sie auf diese Weise nur durch Angabe eines expliziten Gegenbeispiels widerlegt jedoch nicht bewiesen werden Ein Gegenbeispiel ware eine Nullstelle im kritischen Streifen mit Realteil ungleich 1 2 displaystyle tfrac 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Notation 3 Bekannte Konzepte der Primzahlverteilung 3 1 Die Unendlichkeit der Primzahlen 3 2 Eine Entdeckung Eulers 3 3 Der Primzahlsatz 4 Varianten der Problemstellung 4 1 Der absolute Fehler im Primzahlsatz 4 2 Wahrscheinlichkeitstheoretische Interpretation 4 2 1 Der zentrale Grenzwertsatz 4 2 2 Primzahlen und Pseudozufall 4 3 Der Weg uber unendliche Reihen 4 3 1 Allgemeines zu Reihen 4 3 2 Der Majorantentest und partielle Summation 4 3 3 Die Riemannsche Vermutung und Reihenkonvergenz 4 3 4 Formulierung uber die Holomorphie von Dirichlet Reihen 4 4 Primzahlen und die Nullstellen der Zeta Funktion 4 4 1 Die Riemannsche Zeta Funktion 4 4 2 Das Euler Produkt 4 4 3 Der Zusammenhang mit der Liouville und der Mobius Funktion 4 4 4 Formulierung uber Nullstellen der Zeta Funktion 4 5 Nachbemerkungen 4 5 1 Nullstellenordnungen 4 5 2 Die Rolle der Zahl 1 2 5 Bedeutung 5 1 Primzahlen und zahlentheoretische Funktionen 5 1 1 Restgliedabschatzungen 5 1 2 Riemannsches Spektrum und Fourier Analysis 5 1 3 Explizite Formeln 5 1 4 Primzahlverteilung und abstande 5 2 Kryptographie und Primzahltests 5 3 Montgomerys Paar Korrelation Vermutung 5 4 Physik 5 4 1 Hamiltonoperatoren und Zufallsmatrizen 5 4 2 Statistische Mechanik 5 4 3 Quasikristalle 6 Geschichte 6 1 Riemanns Originalarbeit von 1859 6 2 Im 20 Jahrhundert 6 2 1 Hilberts achtes Problem 6 2 2 Einflusse auf die Zahlentheorie in England 6 2 3 Aufnahme in die Liste der Smale Probleme 6 3 Im 21 Jahrhundert Erklarung zum Millennium Problem 7 Forschungsgeschichte 7 1 Beweis und Widerlegungsversuche bedeutender Mathematiker 7 1 1 Thomas Jean Stieltjes 1885 1894 7 1 2 Alan Turing 1937 1952 7 1 3 Hans Rademacher 1945 7 1 4 John Forbes Nash Jr 1959 7 1 5 Hideya Matsumoto 1984 7 1 6 Louis de Branges de Bourcia seit 1985 7 1 7 Michael Francis Atiyah 2018 7 2 Teilresultate 7 2 1 Nullstellen auf der kritischen Geraden 7 2 1 1 Satz von Hardy 7 2 1 2 Anteile nichttrivialer Nullstellen auf der kritischen Geraden 7 2 2 Nullstellenfreie Regionen 7 2 3 Nichtkommutative Geometrie 7 3 Numerische Untersuchungen 8 Weitere aquivalente Aussagen 8 1 Arithmetik 8 1 1 Teilersummen 8 1 2 Eulersche Phi Funktion 8 2 Analysis 8 2 1 Asymptotische Analysis 8 2 2 Funktionalanalysis 9 Varianten und Verallgemeinerungen 9 1 Verallgemeinerte Riemannsche Vermutung 9 2 Zahlkorper 9 3 Grand Riemann Hypothesis 9 4 Varietaten uber endlichen Korpern 10 Rezeption 10 1 In Fachkreisen 10 2 Film und Fernsehen 10 3 In der Literatur 11 Literatur 12 Weblinks 12 1 Texte 12 2 Videos 13 Anmerkungen 14 Einzelnachweise Uberblick Bearbeiten Zusammengesetzte Zahlen konnen durch echte Rechtecke ausgedruckt werden rot wahrend bei Primzahlen nur eine simple Aneinanderreihung moglich ist blau Die Primzahlen blau stehen in tiefem Zusammenhang zu einem System komplexer Zahlen rot hier alles zusammen visualisiert in der komplexen Ebene Erst durch die seit dem 19 Jahrhundert entwickelte Mathematik insbesondere den Einsatz komplexer Zahlen wurde diese Dualitat sichtbar Trifft die Riemannsche Vermutung zu so liegen alle unendlich vielen nichttrivialen Dualzahlen auf der gestrichelten Linie Die Haufigkeit der Primzahlen wird durch eine Treppe visualisiert Bei einer Primzahl macht diese einen Sprung um 1 nach oben Jede Nullstelle der Zeta Funktion entspricht einer Schwingung Bringt man all diese gleichzeitig in Interferenz so rekonstruiert sich die Verteilung Das Bild zeigt den Effekt der ersten 50 Nullstellenpaare Im Zentrum der Zahlentheorie jenes Zweiges der Mathematik der sich mit den Eigenschaften der naturlichen Zahlen 1 2 3 4 beschaftigt stehen die Primzahlen 2 3 5 7 11 Diese sind ausgezeichnet durch die Eigenschaft genau zwei Teiler zu haben namlich die 1 und sich selbst Die 1 ist keine Primzahl Primzahlen bilden gewissermassen die Atome der ganzen Zahlen da sich jede positive ganze Zahl eindeutig multiplikativ in solche zerlegen lasst Dieses Resultat wird auch als Fundamentalsatz der Arithmetik bezeichnet Zum Beispiel gilt 21 3 7 und 110 2 5 11 Trotz ihrer einfachen Definition ist nach mehreren Jahrtausenden Mathematikgeschichte bis heute kein Muster bekannt dem sich die Primzahlen in ihrer Folge unterwerfen Ihre Natur ist eine der bedeutendsten offenen Fragen der Mathematik Die Riemannsche Vermutung ist eine bis heute nicht bewiesene Aussage uber die Verteilung der Primzahlen und motiviert sich aus folgenden Fragestellungen 91 1 93 Wie viele Primzahlen 2 3 5 7 11 gibt es unter der Zahl 100 Und wie viele sind es unterhalb 10 000 oder 1 000 000 Allgemeiner wie viele Primzahlen gibt es unterhalb einer beliebigen Zahl etwa X Auf den ersten Blick sind dies Fragen sehr spezieller Natur lediglich die Theorie der Zahlen bzw Primzahlen betreffend Mathematiker und spater auch Physiker haben jedoch herausgefunden dass sie mit einer Vielzahl von Strukturen zusammenhangen die zahlreiche Felder der mathematischen Wissenschaften verknupfen Dies betrifft etwa die Quantenphysik aber auch die Wahrscheinlichkeitstheorie jener Zweig der Mathematik der sich mit dem Zufall befasst All diese Zusammenhange sind bisher weder exakt formalisiert noch verstanden worden Sie alle munden jedoch gemeinsam in der Riemannschen Vermutung Die Primzahlen stehen in einer Dualitat 91 2 93 91 3 93 zu einem anderen Typ mathematischer Objekte Dabei bedeutet Dualitat dass es eine naturliche Paarung zwischen den Primzahlen und diesen anderen Objekten gibt In etwa ubertragen sich Informationen uber die Primzahlen zu diesen anderen Objekten aber auch vice versa kodieren Primzahlen Informationen uber ihre Partnerobjekte Bei diesen Objekten handelt es sich wieder um Zahlen Diese unterteilen sich in zwei Kategorien Bereits Mitte des 19 Jahrhunderts erkannte Bernhard Riemann dass die negativen geraden Zahlen also x2212 2 x2212 4 x2212 6 x2212 8 x2212 10 x2212 12 x2026 displaystyle 2 4 6 8 10 12 dots ein Teil dieser Dualitat sind Man bezeichnet diesen Teil bis heute auch als trivial da die mathematische Tiefe fur dessen Verstandnis nicht so hoch ist Die ubrigen nichttrivialen Dualzahlen treten nicht als Zahlzahlen in Erscheinung wie es etwa die Primzahlen 2 und 3 auf der anderen Seite der Dualitat noch taten sondern es handelt sich um bestimmte komplexe Zahlen Im Kontrast zu der vollig willkurlichen Anordnung der Primzahlen scheint den nichttrivialen Dualzahlen ein sehr strenges Muster zu Grunde zu liegen wie alle komplexen Zahlen konnen sie zunachst auf einer Ebene visualisiert werden und die Riemannsche Vermutung sagt aus dass die zu den Primzahlen gehorigen nichttrivialen Dualzahlen innerhalb der Ebene alle auf einer gemeinsamen Geraden platziert sind Sie tragen demnach vermutlich eine starke geometrische Symmetrie Die Grunde weshalb ein Beweis der Riemannschen Vermutung bahnbrechend fur die Mathematik ware sind vielseitig Die geometrische Lage der nichttrivialen Dualzahlen birgt Informationen zu der Verteilung der Primzahlen Kennt man alle Dualzahlen so kann damit sogar die exakte Verteilung der Primzahlen rechnerisch beliebig genau rekonstruiert werden siehe unteres Bild zur Primzahlhaufigkeit Durch das Dualitatsprinzip gehen also wechselseitig keine Informationen verloren In theoretischer Hinsicht liesse sich die Lage auf einer gemeinsamen Geraden dadurch interpretieren dass die Primzahlen moglichst gleichmassig und damit pseudozufallig verteilt sind Sie liegen also alle bereits fest jedoch ist es schwierig dem Verteilungsmuster einfache Notwendigkeiten abzuringen Zum Beispiel kann in den Primfaktorzerlegungen benachbarter Zahlen wie etwa 231 812 806 445 087 701 493 115 518 976 2 50 x22C5 3 30 231 812 806 445 087 701 493 115 518 977 6 661 x22C5 746 497 x22C5 46 619 748 295 934 578 381 231 812 806 445 087 701 493 115 518 978 2 x22C5 2 203 633 x22C5 5 161 337 x22C5 25 549 241 x22C5 398 866 849 231 812 806 445 087 701 493 115 518 979 3 x22C5 7 x22C5 11 038 705 068 813 700 071 100 738 999 displaystyle begin aligned 231 812 806 445 087 701 493 115 518 976 amp 2 50 cdot 3 30 231 812 806 445 087 701 493 115 518 977 amp 6 661 cdot 746 497 cdot 46 619 748 295 934 578 381 231 812 806 445 087 701 493 115 518 978 amp 2 cdot 2 203 633 cdot 5 161 337 cdot 25 549 241 cdot 398 866 849 231 812 806 445 087 701 493 115 518 979 amp 3 cdot 7 cdot 11 038 705 068 813 700 071 100 738 999 end aligned bislang kein notwendiger Zusammenhang erkannt werden Viele bisher nicht bewiesene Vermutungen der Zahlentheorie wurden zudem aus dem Beweis der Riemannhypothese als Zugabe direkt mit folgen Dazu zahlen auch verbesserte Primzahltests die in der Kryptographie praktische Anwendungen finden 91 4 93 Die Theorie der Riemannschen Vermutung fuhrt daruber hinaus viele Gebiete der Mathematik zusammen Tut dies eine Theorie spricht dies fur eine Form der Fundamentalitat Beispiel einer solchen fundamentalen Theorie ist der Ende des 20 Jahrhunderts bewiesene Modularitatssatz der mit elliptische Kurven und Modulformen zwei auf den ersten Blick vollig verschiedene Theorien zusammenbrachte Ein tieferes Verstandnis der Primzahlen konnte auch neue Entwicklungen in der Quantenphysik nach sich ziehen Ware die Symmetrie unter den Dualzahlen erfullt konnte dieses System zum Beispiel moglicherweise als Quasikristall aufgefasst werden Das Phanomen der Dualitat lasst sich anhand einer beruhmten anderen Zahlenfolge veranschaulichen der Fibonacci Folge 0 1 1 2 3 5 8 13 21 34 55 x2026 displaystyle 0 1 1 2 3 5 8 13 21 34 55 ldots Die Folge beginnt per Definition mit 0 und 1 und die Summe der beiden vorherigen Zahlen ergibt stets die folgende Zahl In der Mathematik bezeichnet man solche Folgen auch als rekursiv Die Fibonacci Folge lasst sich damit implizit durch f 0 0 f 1 1 displaystyle f 0 0 f 1 1 und f n 2 f n 1 f n displaystyle f n 2 f n 1 f n mit n 0 1 2 3 x2026 displaystyle n 0 1 2 3 dots definieren Die Relation f n 2 x2212 f n 1 x2212 f n 0 displaystyle f n 2 f n 1 f n 0 schlagt eine Brucke in die Algebra wo sie in der Gleichung 1 x2212 x x2212 x 2 0 displaystyle 1 x x 2 0 Ausdruck findet 91 Anm 1 93 Diese quadratische Gleichung kann durch die Mitternachtsformel gelost werden wobei man die Losungen x 1 x2212 1 5 2 x2212 x03A6 displaystyle x 1 tfrac 1 sqrt 5 2 Phi und x 2 x2212 1 5 2 1 x03A6 displaystyle x 2 tfrac 1 sqrt 5 2 tfrac 1 Phi erhalt Es ist dabei x2212 x03A6 x2212 1 618 0 x2026 displaystyle Phi 1 6180 ldots der negative goldene Schnitt und dieser wie auch 1 x03A6 displaystyle tfrac 1 Phi stehen in Dualitat zur Fibonacci Folge Aus beiden Nullstellen rekonstruiert sich jeder Fibonacci Wert uber die exakte Formel f n x03A6 n x2212 x2212 1 x03A6 n x03A6 x2212 x2212 1 x03A6 1 5 1 5 2 n x2212 1 x2212 5 2 n displaystyle f n frac Phi n left frac 1 Phi right n Phi left frac 1 Phi right frac 1 sqrt 5 left left frac 1 sqrt 5 2 right n left frac 1 sqrt 5 2 right n right und aus der Fibonacci Folge lasst sich andersherum der goldene Schnitt konstruieren durch x03A6 lim n x2192 x221E f n 1 f n displaystyle Phi lim n to infty tfrac f n 1 f n Die endliche Rekursion hinter den Fibonacci Zahlen garantiert eine geringe mathematische Komplexitat dieser Folge und entsprechend klein ist die Menge der Dualzahlen x2212 x03A6 1 x03A6 displaystyle Phi tfrac 1 Phi Die Primzahlen hingegen erfullen keine endliche Rekursion und ihre genaue Zusammensetzung ist sehr kompliziert Auch sie konnen unter Ausnutzung der eindeutigen Primfaktorzerlegung naturlicher Zahlen in einer Funktion kodiert werden Bei diesem Prozess nimmt die charakteristische Eigenschaft der Primzahlen die naturlichen Zahlen multiplikativ aufzubauen eine analoge Rolle ein wie f n 2 x2212 f n 1 x2212 f n 0 displaystyle f n 2 f n 1 f n 0 bei der Assoziation der Fibonacci Folge mit der Funktion f x 1 x2212 x x2212 x 2 displaystyle f x 1 x x 2 Die durch die Primzahlen gewonnene Funktion ist jedoch um einiges komplizierter als die quadratische Funktion f x 1 x2212 x x2212 x 2 displaystyle f x 1 x x 2 Man bezeichnet sie als Riemannsche Zeta Funktion und ihre Nullstellen sind die zu den Primzahlen gehorigen Dualzahlen Die Zeta Funktion ist im Gegensatz zu f x 1 x2212 x x2212 x 2 displaystyle f x 1 x x 2 keine rationale Funktion kann also nicht durch eine endliche Abfolge der vier Grundrechenarten Plus Minus Mal und Geteilt aus dem Eingabewert berechnet werden Sie hat unendlich viele Nullstellen und die hohe Komplexitat der Primzahlen druckt sich dadurch aus dass folglich die Menge der Dualzahlen unendlich gross ist Der Zahlentheoretiker Don Zagier fasste das Problem auf seiner am 5 Mai 1975 gehaltenen Antrittsvorlesung an der Universitat Bonn wie folgt zusammen Es gibt zwei Tatsachen uber die Verteilung von Primzahlen Die eine ist dass die Primzahlen trotz ihrer einfachen Definition und Rolle als Bausteine der naturlichen Zahlen zu den willkurlichsten widerspenstigsten Objekten gehoren die der Mathematiker uberhaupt studiert Sie wachsen wie Unkraut unter den naturlichen Zahlen scheinbar keinem anderen Gesetz als dem Zufall unterworfen und kein Mensch kann voraussagen wo wieder eine spriessen wird noch einer Zahl ansehen ob sie prim ist oder nicht Die andere Tatsache ist viel verbluffender denn sie sagt just das Gegenteil dass die Primzahlen die ungeheuerste Regelmassigkeit aufzeigen dass sie durchaus Gesetzen unterworfen sind und diesen mit fast peinlicher Genauigkeit gehorchen Don Zagier 91 5 93 Notation Bearbeiten Es werden durchweg folgende Bezeichnungen verwendet N displaystyle mathbb N Z displaystyle mathbb Z Q displaystyle mathbb Q R displaystyle mathbb R und C displaystyle mathbb C bezeichnen die naturlichen ganzen rationalen reellen bzw komplexen Zahlen Die Notation fur asymptotische Beschranktheit durch Landau Symbole Es bedeutet f x O g x displaystyle f x O g x dass lim x2006 sup x x2192 a f x g x lt x221E displaystyle limsup x to a left tfrac f x g x right lt infty wobei meist a x221E displaystyle a infty Analog wird f x x226A g x displaystyle f x ll g x mit x x2192 a displaystyle x to a gebraucht und mogliche Abhangigkeiten der absoluten Konstanten werden durch Eintragungen im Index gekennzeichnet In etwa ist log x2061 x x226A x03B5 x x03B5 displaystyle log x ll varepsilon x varepsilon fur alle x03B5 gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 Ferner bedeutet f x o g x displaystyle f x o g x sogar lim x2006 sup x x2192 a f x g x 0 displaystyle limsup x to a left tfrac f x g x right 0 Es bezeichnet hierbei lim x2006 sup displaystyle limsup den Limes superior Es bezeichnen durchgangig R e z displaystyle mathrm Re z und I m z displaystyle mathrm Im z den Real bzw Imaginarteil der komplexen Zahl z displaystyle z Wie ublich ist durchgangig log x2061 x displaystyle log x der naturliche Logarithmus von x displaystyle x und e x displaystyle e x bzw exp x2061 x displaystyle exp x die naturliche Exponentialfunktion Es bezeichnen L i x displaystyle mathrm Li x den Integrallogarithmus und x03C0 x displaystyle pi x die Primzahl zahlende Funktion Es bezeichnet x03B6 s displaystyle zeta s die Riemannsche Zeta Funktion und x0393 s displaystyle Gamma s die Gammafunktion Zudem wird s x03C3 i t displaystyle s sigma it mit reellen x03C3 displaystyle sigma und t displaystyle t geschrieben Es bezeichnen x03BB n displaystyle lambda n die Liouville Funktion x03BC n displaystyle mu n die Mobius Funktion und x039B n displaystyle Lambda n die Mangoldt Funktion Bekannte Konzepte der Primzahlverteilung Bearbeiten Die Unendlichkeit der Primzahlen Bearbeiten Darstellung Euklids im Oxford University Museum Hauptartikel Satz des Euklid Bereits Euklid konnte zeigen dass es unendlich viele Primzahlen gibt weshalb die Liste 2 3 5 7 11 aller Primzahlen niemals endet genauso wie die Liste 1 2 3 4 aller naturlichen Zahlen niemals endet Sein Resultat wird als Satz des Euklid bezeichnet 91 6 93 Der Satz des Euklid ist ein mathematischer Satz seine Richtigkeit muss daher bewiesen werden Ein mathematischer Beweis erfolgt durch eine Aneinanderreihung logisch wahrer Argumente die auf Axiomen oder bereits bewiesenen Satzen aufbauen Ein Beweis der Unendlichkeit der Primzahlen kann in etwa so gefuhrt werden Ist eine endliche Anzahl verschiedener Primzahlen gefunden so bilde man deren Produkt Anschliessend addiere man das Ergebnis mit 1 Die dadurch entstandene Zahl ist nach Konstruktion durch keine Primzahl in der Liste teilbar Da aber jede Zahl durch eine Primzahl teilbar ist gibt es neben allen Primzahlen in der Liste eine weitere Primzahl Nachvollziehen lasst sich das Verfahren an folgendem Beispiel Betrachtet man die Liste 2 5 11 von Primzahlen so ist deren Produkt 2 5 11 110 durch 2 5 und 11 teilbar Damit kann 110 1 111 weder durch 2 5 noch 11 teilbar sein also gibt es eine weitere Primzahl die sich von 2 5 und 11 unterscheidet In etwa teilt die Primzahl 3 die Zahl 111 und es gilt 111 3 37 Selbstverstandlich ist die Listenlange von drei Zahlen in diesem Beispiel willkurlich man hat zum Beispiel 2 3 5 7 11 13 1 59 509 und weder die Primzahlen 59 noch 509 sind in der Liste 2 3 5 7 11 13 enthalten Das Argument zeigt also dass jede noch so lange Liste von Primzahlen unvollstandig ist Damit muss es unendlich viele Primzahlen geben Die Riemannsche Vermutung gibt eine quantitative Vorstellung von der Verteilung der Primzahlen die uber das blosse Wissen um deren Unendlichkeit sehr weit hinausgeht Eine Entdeckung Eulers Bearbeiten Hauptartikel Satz von Euler Primzahlen Leonhard Euler 1753 Im Laufe der Zeit wurden zahlreiche Beweise fur die Unendlichkeit der Primzahlen gefunden darunter von Christian Goldbach Leonhard Euler und Paul Erdos Besonders Eulers Entdeckungen waren ein Wegweiser fur die kommende Entwicklung von einer elementaren in der Tradition der alten Griechen stehenden hin zu einer modernen Form der Zahlentheorie Im Jahr 1737 wahrend seiner ersten Zeit in Sankt Petersburg untersuchte Euler einen neuartigen Zugang zu den Primzahlen und fand heraus dass sie verhaltnismassig dicht unter den naturlichen Zahlen verstreut sind Genauer bewies er x2211 p Primzahl 1 p 1 2 1 3 1 5 1 7 1 11 1 13 1 17 x22EF x221E displaystyle sum p text Primzahl frac 1 p frac 1 2 frac 1 3 frac 1 5 frac 1 7 frac 1 11 frac 1 13 frac 1 17 cdots infty Summiert man also nacheinander die Kehrwerte der Primzahlen zusammen wird auf Dauer jede noch so grosse obere Schranke durchbrochen Dies zeigt auf dass Primzahlen dichter unter den naturlichen Zahlen verstreut sind als die Quadratzahlen 91 7 93 denn Euler zeigte ebenfalls 1 1 2 2 1 3 2 1 4 2 1 5 2 x22EF x03C0 2 6 x2248 1 645 lt x221E displaystyle 1 frac 1 2 2 frac 1 3 2 frac 1 4 2 frac 1 5 2 cdots frac pi 2 6 approx 1 645 lt infty Quadratzahlen wachsen also langfristig schnell genug an dass die Summe ihrer Kehrwerte den endlichen Wert 1 645 nicht uberschreitet Euler stand seinerzeit nicht die mathematische Sprache zur Verfugung diese Verscharfung des Euklidischen Satzes prazise zu interpretieren und es gibt keinen Nachweis dass er sich mit exakten Aussagen zur Verteilung von Primzahlen beschaftigte 91 8 93 Allerdings hatte Euler bereits 1737 korrekterweise ohne Beweis behauptet dass das Verhaltnis x03C0 x x displaystyle tfrac pi x x wobei x03C0 x displaystyle pi x die Anzahl der Primzahlen kleiner als x displaystyle x bezeichnet fur wachsende x displaystyle x gegen 0 strebt 91 9 93 Eulers Beweisstrategie nutzt das sog Euler Produkt Dabei spielt die eindeutige Zerlegbarkeit naturlicher Zahlen in Primfaktoren eine Schlusselrolle Das Euler Produkt steht in Zusammenhang zu einem Objekt das bis heute in der Primzahlforschung benutzt wird und in der modernen Mathematik als Riemannsche Zeta Funktion bekannt ist Die Zeta Funktion spielt ebenfalls fur die Riemannsche Vermutung eine zentrale Rolle Die neuartige Leistung bestand darin Fragen zu Primzahlen systematisch durch funktionale Zusammenhange zwischen Zahlen zu attackieren Euler gilt deswegen als Initiator der analytischen Zahlentheorie 91 10 93 Der Primzahlsatz Bearbeiten Hauptartikel Primzahlsatz Die blosse Unendlichkeit einer Teilmenge der naturlichen Zahlen sagt noch nicht allzu viel uber deren Natur aus Zum Beispiel gibt es unendlich viele gerade Zahlen 2 4 6 8 und unendlich viele Quadratzahlen 1 4 9 16 jedoch weisen beide Folgen bei genauem Hinsehen ein unterschiedliches Verhalten auf Wahrend zum Beispiel die Differenz zweier aufeinanderfolgender gerader Zahlen stets 2 ist nehmen die Abstande der Quadratzahlen immer weiter zu etwa 4 1 3 9 4 5 und 16 9 7 Beide Folgen haben jedoch ein sehr regulares Muster gemein d 160 h sie konnen uber einfache Rechenoperationen bestimmt werden Zum Beispiel ist die n te gerade Zahl einfach 2n Im Gegensatz dazu ist bis heute kein einfaches Muster unter der Folge 2 3 5 7 11 59 61 67 der Primzahlen entdeckt worden Zum Beispiel gibt es kein schnelles Verfahren die n te Primzahl zu berechnen Es zeigt sich jedoch dass es auf lange Sicht Muster unter den Primzahlen zu erkennen gibt Betrachtet man also haufenweise Primzahlen zur gleichen Zeit so konnen durch Mittelwertbildung regulare Strukturen erkannt werden Das Prinzip hinter dieser Tatsache ist von statistischer Natur Statistik bedeutet hierbei aus einer grossen Menge von Daten Muster herauszufiltern obwohl das exakte Verhalten der einzelnen Datenobjekte oder Subjekte sehr kompliziert sein kann In etwa sind alle Menschen sehr komplex doch im Verhalten sehr vieler Menschen zur gleichen Zeit konnen Muster oftmals erkannt werden die dann in Form von Wahrscheinlichkeiten auf Individuen zuruck schliessen lassen Also geht es bei diesen Uberlegungen zunachst um die Frage wie die Verteilung der Primzahlen zu verstehen ist mit anderen Worten wie viele Primzahlen unterhalb einer vorgegebenen Schranke zu erwarten sind Zum Beispiel sind nur 4 Primzahlen namlich 2 3 5 und 7 kleiner als die Zahl 10 Im Falle der oberen Schranke 150 gibt es schon 35 kleinere Primzahlen namlich 2 3 5 7 11 13 17 19 23 29 31 37 41 43 47 53 59 61 67 71 73 79 83 89 97 101 103 107 109 113 127 131 137 139 149 Der in blau unterlegte Flacheninhalt zwischen dem Graphen der Funktion 1 log x2061 t displaystyle tfrac 1 log t und der t Achse im Intervall von 50 bis 150 schatzt die Anzahl der Primzahlen die zwischen 50 und 150 liegen Wegen der abgeflachten Kurve mit etwa 0 2 Langeneinheiten Hohe und einer Breite von 150 50 100 Langeneinheiten schatzt das blosse Auge einen Wert von 0 2 100 20 Primzahlen zwischen 50 und 150 Schaubilder der Primzahl zahlenden Funktion blau und des Integrallogarithmus orange im Bereich 3 bis 1000 Dabei sind die insgesamt 20 Primzahlen zwischen 50 und 150 in grun markiert Eine Frage der Zahlentheorie ist ob es ein universelles und einfaches Prinzip gibt zumindest zu schatzen wie viele Primzahlen es unter einer gegebenen Schranke gibt Erkannt wurde ein solches erstmals in den Jahren 1792 93 vom damals 15 jahrigen Carl Friedrich Gauss 91 11 93 nachdem dieser Logarithmentafeln studiert hatte Gauss vermutete dass die Anzahl aller Primzahlen von 2 bis zu einer grossen Zahl x ungefahr dem Flacheninhalt zwischen der t Achse und der Funktion t x21A6 1 log x2061 t displaystyle t mapsto tfrac 1 log t im Intervall von 2 bis x displaystyle x entspricht Dabei ist log x2061 t displaystyle log t der naturliche Logarithmus Es gilt also die Integral Naherung 91 12 93 Anzahl der Primzahlen bis x displaystyle x x2248 x222B 2 x 1 log x2061 t d t displaystyle approx int 2 x frac 1 log t mathrm d t und allgemeiner fur y gt x x2265 2 displaystyle y gt x geq 2 Anzahl der Primzahlen zwischen x displaystyle x und y displaystyle y x2248 x222B x y 1 log x2061 t d t displaystyle approx int x y frac 1 log t mathrm d t Zum Beispiel gilt x222B 50 150 1 log x2061 t d t 22 033 x2026 displaystyle int 50 150 frac 1 log t mathrm d t 22 033 ldots womit sich die Formel wegen des exakten Wertes von 20 Primzahlen zwischen 50 und 150 siehe oben in grun ca um den Wert 2 verschatzt Das Integral von 1 log x2061 t displaystyle tfrac 1 log t kann nicht elementar geschlossen berechnet werden da der kehrwertige Logarithmus keine elementare Stammfunktion besitzt Es definiert somit eine eigenstandige Funktion die auch als Integrallogarithmus Li displaystyle operatorname Li bekannt ist Li x2061 x x222B 2 x 1 log x2061 t d t displaystyle operatorname Li x int 2 x frac 1 log t mathrm d t Bezeichnet x03C0 x displaystyle pi x die Primzahlfunktion die fur beliebige reelle Zahlen definiert ist als die Anzahl der Primzahlen die nicht grosser als x displaystyle x sind so wird die obere Aussage x03C0 x x2248 Li x2061 x displaystyle pi x approx operatorname Li x wie folgt prazisiert lim x x2192 x221E x03C0 x Li x2061 x 1 displaystyle lim x to infty frac pi x operatorname Li x 1 Fur wachsende Werte von x displaystyle x wird also der obere Quotient immer naher gegen 1 streben also der relative Fehler der Schatzung x03C0 x x2248 Li x2061 x displaystyle pi x approx operatorname Li x gegen 0 gehen Auch bei der Statistik der Primzahlen gilt demnach der Grundsatz dass grosser werdende Datenmengen prozentual eine zuverlassigere Prognose erlauben Gauss legte keinen mathematischen Beweis fur diese Vermutung uber die Primzahlverteilung vor und es dauerte noch uber 100 Jahre bis ein solcher unabhangig voneinander von Jacques Hadamard und Charles Jean de La Vallee Poussin im Jahr 1896 erbracht wurde 91 13 93 Dabei bedeutet Beweis nicht dass alle erdenklichen Werte durchprobiert wurden was bei unendlich vielen Zahlen unmoglich ist sondern dass ein auf den mathematischen Axiomen basierendes logisches Argument den Sachverhalt in voller Allgemeinheit belegt Das damit gezeigte Theorem wird als Primzahlsatz bezeichnet 91 12 93 Wegen Li x2061 x x223C x log x2061 x x2192 x221E displaystyle operatorname Li x sim tfrac x log x to infty fur x x2192 x221E displaystyle x to infty ist der Primzahlsatz deutlich starker als der Satz des Euklid da er nicht nur die Unendlichkeit der Menge aller Primzahlen impliziert sondern auch eine quantitative Idee fur deren Verteilung gibt Im Gegensatz zum Satz des Euklid ist sein Beweis deutlich anspruchsvoller Klassischerweise wird dieser mit Methoden der komplexen Analysis gefuhrt wobei Taubersatze ein wichtiges Hilfsmittel sind Es existieren jedoch auch elementare Beweise etwa von Paul Erdos und Atle Selberg aus dem Jahr 1949 91 14 93 91 15 93 aber auch moderne wie zum Beispiel von Florian K Richter aus dem Jahr 2021 91 16 93 Das Wort elementar bezieht sich hierbei primar auf die Methodik und nicht den Schwierigkeitsgrad 91 17 93 Die Riemannsche Vermutung ist wiederum eine weitreichende Verbesserung des Primzahlsatzes Varianten der Problemstellung Bearbeiten Die Riemannsche Vermutung stellt eine starke Verscharfung des Primzahlsatzes dar Das bedeutet dass sie neben der von Logarithmen stammenden Verteilung der Primzahlen eine sehr exakte quantitative Beschreibung der Abweichungen von der im Primzahlsatz vorhergesagten Integralschatzung postuliert Sie ordnet das Verhalten der Primzahlen in den Pseudozufall ein Es existieren einige unterschiedliche und dennoch aquivalente Sichtweisen auf das Problem die im Folgenden angefuhrt werden Der absolute Fehler im Primzahlsatz Bearbeiten Wie oben bezeichnet x03C0 x displaystyle pi x die exakte Anzahl von Primzahlen unterhalb der Schranke x displaystyle x und Li x2061 x displaystyle operatorname Li x den Integrallogarithmus Der absolute Fehler im Primzahlsatz bezeichnet die Differenz x03C0 x x2212 Li x2061 x displaystyle pi x operatorname Li x Dabei gewahrleistet der Absolutbetrag dass nur positive Grossen im Ergebnis entstehen da man sich zunachst nur fur die Grosse des Fehlers und nicht dessen Vorzeichen interessiert Der absolute Fehler muss im Gegensatz zum relativen Fehler x03C0 x x2212 Li x2061 x x03C0 x displaystyle left frac pi x operatorname Li x pi x right keinesfalls gegen 0 gehen Der Quotient aus x 2 displaystyle x 2 und x 2 x displaystyle x 2 x strebt mit wachsendem x displaystyle x gegen 1 da Quadrate schneller wachsen als lineare Terme nicht aber die sogar unbeschrankte Differenz x 2 x x2212 x 2 x displaystyle x 2 x x 2 x beider Terme Die Riemannsche Vermutung macht eine detaillierte Aussage uber den absoluten Fehler im Primzahlsatz Vermutung Der absolute Fehler im Primzahlsatz ist im Wesentlichen von der Ordnung einer Quadratwurzel 91 18 93 Genauer gibt es eine Konstante C gt 0 displaystyle C gt 0 sodass fur alle Werte x x2265 2 displaystyle x geq 2 die Abschatzung x03C0 x x2212 Li x2061 x lt C x log x2061 x displaystyle pi x operatorname Li x lt C sqrt x log x wahr ist bzw kurzer x03C0 x x2212 Li x2061 x x226A x 1 2 log x2061 x displaystyle pi x operatorname Li x ll x frac 1 2 log x fur x x2192 x221E displaystyle x to infty Der absolute Fehler hier ohne Betrage unterliegt starken Schwankungen In manchen Regionen ist die Naherung durch den Integrallogarithmus damit genauer in manchen weniger genau Dabei bezeichnet log x2061 x displaystyle log x den naturlichen Logarithmus von x displaystyle x Veranschaulicht werden kann diese Aussage wie folgt Die Quadratwurzel halbiert ungefahr die Anzahl der Ziffern einer Zahl vor dem Komma wegen 1 2 displaystyle tfrac 1 2 in der Hochzahl Zum Beispiel hat 100 000 000 insgesamt 9 Ziffern vor dem Komma aber seine Quadratwurzel 10 000 nur noch 5 Trifft die Riemannsche Vermutung zu so sollte die Integralschatzung des Primzahlsatzes langfristig ungefahr in der oberen Halfte der Dezimalziffern vor der Null mit dem tatsachlichen Ergebnis ubereinstimmen Exakt berechnet wurde zum Beispiel x03C0 10 24 18 435 599 767 349 200 867 866 displaystyle pi 10 24 18 435 599 767 349 200 867 866 es gibt also ca 18 4 Trilliarden Primzahlen unterhalb einer Quadrillion 91 19 93 91 20 93 Ferner gilt 91 18 93 x03C0 10 24 18 435 599 767 3 49 200 867 866 Li x2061 10 24 18 435 599 767 3 66 347 775 143 x2026 x03C0 10 24 x2212 Li x2061 10 24 00 000 000 0 x2212 17 146 907 277 x2026 displaystyle begin aligned pi 10 24 amp color blue 18 435 599 767 3 color red 49 200 867 866 operatorname Li 10 24 amp color blue 18 435 599 767 3 color red 66 347 775 143 ldots pi 10 24 operatorname Li 10 24 amp color white 00 000 000 0 17 146 907 277 ldots end aligned Von den insgesamt 23 Stellen vor dem Komma des exakten Wertes x03C0 10 24 displaystyle pi 10 24 gibt es eine Ubereinstimmung in den 12 ersten Ziffern mit dem Integrallogarithmus oben in Blau markiert Ab der ersten Abweichung sind die Ziffern vor dem Komma rot Dabei ist 12 in etwa die Halfte von 23 Diese Berechnung stutzt also die Riemannsche Vermutung Die logarithmischen Terme in der Abschatzung sowie bei Li x2061 x x2248 x log x2061 x displaystyle operatorname Li x approx tfrac x log x sind im Vergleich zur Quadratwurzel so klein dass dies nichts Wesentliches an dieser ungefahr halftigen Aufteilung andert Der Mathematiker Lowell Schoenfeld konnte einen passenden Wert fur die zunachst unbestimmte Konstante C gt 0 displaystyle C gt 0 in der Riemannschen Vermutung fur hinreichend grosse Werte genau berechnen Sollte diese zutreffen so gilt 91 21 93 x03C0 x x2212 Li x2061 x lt x log x2061 x 8 x03C0 displaystyle pi x operatorname Li x lt frac sqrt x log x 8 pi quad falls x x2265 2657 displaystyle x geq 2657 Dabei bezeichnet x03C0 displaystyle pi die Kreiszahl Ist die Vermutung also wahr kann in oberer Formulierung im Wesentlichen bereits C 1 8 x03C0 0 039 78 x2026 displaystyle C tfrac 1 8 pi 0 03978 ldots gesetzt werden Obwohl der Term x log x2061 x displaystyle sqrt x log x fur wachsende Werte x displaystyle x immer weiter ansteigt und damit der absolute Fehler auch beliebig anwachsen kann besagt die Riemannsche Vermutung dass dieser relativ betrachtet sehr klein ist da x log x2061 x x03C0 x x223C log x2061 x 2 x displaystyle frac sqrt x log x pi x sim frac log x 2 sqrt x fast mit der Geschwindigkeit einer kehrwertigen Quadratwurzel gegen 0 strebt Wie Jurgen Neukirch bemerkte weist dies auf eine besondere Glatte in der bildlichen Darstellung der Primzahlverteilung hin wenn man die Skala hochsetzt 91 22 93 Auf kleiner Skala ist die Primzahl zahlende Funktion sehr irregular und man sieht deutliche Sprunge Jedes Mal wenn eine Primzahl erreicht wird springt die Treppenfunktion um den Wert 1 nach oben Auch bis x 1000 sind noch Sprunge zu sehen wenn auch kleiner Auf sehr grosser Skala wirkt die Kurve der Zahlfunktion zunehmend glatt Die Schwankungen um die absolut glatte Kurve von Li x werden relativ betrachtet kleiner siehe nachstes Bild Im Gegensatz dazu sind die Schwankungen der Funktionendifferenz Fehler stark ausgepragt und gut zu sehen Jedoch ist die Grosse im Bereich um die 50 vollig vernachlassigbar und somit erfasst die Skala des vorigen Bildes diese nicht mehr Eine zu x03C0 x displaystyle pi x verwandte und in der Theorie der Riemannschen Vermutung naturlichere Treppenfunktion x03C8 x displaystyle psi x wird wie folgt konstruiert Man startet bei Null und jedes Mal wenn eine Primzahlpotenz erreicht wird springt die Treppenfunktion um den naturlichen Logarithmus der betroffenen Primzahl nach oben Zum Beispiel ist x03C8 6 log x2061 2 log x2061 2 log x2061 3 log x2061 5 displaystyle psi 6 log 2 log 2 log 3 log 5 und x03C8 8 log x2061 2 log x2061 2 log x2061 3 log x2061 5 log x2061 7 log x2061 2 displaystyle psi 8 log 2 log 2 log 3 log 5 log 7 log 2 Allgemein gilt die Definition x03C8 x x2211 n x2264 x x039B n displaystyle psi x sum n leq x Lambda n mit der Mangoldt Funktion x039B displaystyle Lambda Die Riemannsche Vermutung kann nun auch wie folgt formuliert werden Vermutung Die Abweichung der Funktion x03C8 x displaystyle psi x von x displaystyle x Letzteres graphisch der Winkelhalbierenden des 1 Quadranten entsprechend ist im Wesentlichen von der Ordnung einer Quadratwurzel Es gibt eine Konstante C gt 0 displaystyle C gt 0 sodass x03C8 x x2212 x lt C x log x2061 x 2 displaystyle psi x x lt C sqrt x log x 2 fur alle x x2265 2 displaystyle x geq 2 bzw kurzer x03C8 x x2212 x x226A x 1 2 log x2061 x 2 displaystyle psi x x ll x frac 1 2 log x 2 fur x x2192 x221E displaystyle x to infty 91 23 93 Obwohl die Definition der Funktion x03C8 x displaystyle psi x zunachst komplizierter ist ist ihre Betrachtung aus mathematischer Sicht naturlicher Ein Grund dafur ist der verhaltnismassig einfache Zusammenhang zwischen der Mangoldt Funktion und der sog Riemannschen Zeta Funktion die auch aus Grunden der Einfachheit und Ubersicht ein essentielles Objekt im Themenkreis der Riemannhypothese ist siehe unten 91 24 93 Schaubild der Funktion x03C8 x displaystyle psi x im Intervall 0 x2264 x x2264 20 displaystyle 0 leq x leq 20 Fur jede Primzahlpotenz wie 2 8 oder 9 gibt es einen Sprung Die Sprunge haben je nach Primzahlpotenz p k displaystyle p k unterschiedliche Hohe log x2061 p displaystyle log p Schaubild der Funktion x03C8 x displaystyle psi x im Intervall 0 x2264 x x2264 100 displaystyle 0 leq x leq 100 zusammen mit der Ursprungsgeraden mit Steigung 1 Auf hoherer Skala wie etwa 0 x2264 x x2264 1000 displaystyle 0 leq x leq 1000 wird die Ahnlichkeit zur Winkelhalbierenden immer deutlicher Wahrscheinlichkeitstheoretische Interpretation Bearbeiten Die Riemannsche Vermutung kann probabilistisch interpretiert werden Dies geht auf den Mathematiker Arnaud Denjoy zuruck 91 25 93 Der zentrale Grenzwertsatz Bearbeiten Hauptartikel Zentraler Grenzwertsatz Um den Zusammenhang zwischen den Primzahlen auf der einen Seite und der Wahrscheinlichkeitstheorie auf der anderen Seite zu verstehen wird der zentrale Grenzwertsatz benotigt Der einfachste Vergleich beider Konzepte entsteht uber die Betrachtung eines fairen Munzwurfes Es wird eine faire Munze mit den moglichen Ergebnissen Kopf und Zahl mehrmals hintereinander geworfen In der idealen Situation ist das Ergebnis jeden Wurfs an sich absolut zufallig und ausserdem hangen die Ergebnisse der Wurfe nicht voneinander ab Wurde also zunachst Kopf geworfen soll dies unerheblich dafur sein ob wieder Kopf oder auch Zahl folgt Die in dieser Situation falsche Annahme nach einer langen Strecke von Kopf Wurfen seien Zahl Wurfe wahrscheinlicher ist indes als Spielerfehlschluss bekannt der Zufall hat kein Gedachtnis Der faire Munzwurf zahlt zu den einfachsten Zufallsexperimenten Die linke Seite zeigt Kopf der 1 Euro Munze aus Osterreich die rechte Seite Zahl Unter Annahme absoluten Zufalls bei gleichen Wahrscheinlichkeiten und ausserdem Unabhangigkeit der einzelnen Wurfe kann bei haufigem Wiederholen eines Munzwurfes ein bestimmtes Muster beobachtet werden Am besten wird dies veranschaulicht wenn die Ereignisse Kopf und Zahl durch die Zahlen 1 displaystyle 1 bzw x2212 1 displaystyle 1 ersetzt werden und nach jeder Serie von Wurfen die Summe aller Wurfergebnisse gebildet wird Dies entspricht dann der Bilanz in einem Glucksspiel in dem bei Kopf 1 Euro gewonnen und bei Zahl 1 Euro verloren wird Werden Kopf Kopf Zahl Zahl Kopf geworfen liegt der Gewinn bei 1 Euro denn 1 1 x2212 1 x2212 1 1 3 x2212 2 1 displaystyle 1 1 1 1 1 3 2 1 Gleichzeitig entspricht dies der Differenz aus geworfenen Kopfen und Zahlen Bei einer sehr grossen Anzahl an Wurfen etwa 40 000 ist die Annahme naheliegend dass jeweils ungefahr 20 000 Mal Kopf und Zahl geworfen wird da beide Ergebnisse exakt gleiche Wahrscheinlichkeit haben Dies hatte als mogliche Konsequenz dass sich die Gewinnbilanz in etwa beim Wert Null einpendelt da angenommen wurde dass der Wert 1 displaystyle 1 in etwa so haufig summiert wurde wie x2212 1 displaystyle 1 Auf der anderen Seite ist es bereits in diesen Grossenordnungen extrem unwahrscheinlich dass etwa ein Ergebnis wie genau 20 000 mal Kopf und genau 20 000 mal Zahl auftritt was einer Gewinnbilanz von exakt 0 entsprache Es ist eher damit zu rechnen dass der Zufall zu Gunsten von Kopf oder Zahl einen gewissen Ausreisser verursachen wird Das bedeutet dass nach der Wurfserie sehr wahrscheinlich eine gewisse Grosse haufiger gefallen sein wird als die andere obwohl zu Beginn gleiche Wahrscheinlichkeiten vorlagen Die Grosse dieses Ausreissers ist Gegenstand des zentralen Grenzwertsatzes Bezeichnet X n displaystyle X n die Zufallsgrosse mit dem Wert x00B1 1 displaystyle pm 1 des n displaystyle n ten Wurfes so errechnet sich der Gewinn Z N displaystyle Z N des oberen Spiels mit N displaystyle N Munzwurfen durch Z N x2211 n 1 N X n X 1 X 2 X 3 x22EF X N x2212 1 X N displaystyle Z N sum n 1 N X n X 1 X 2 X 3 cdots X N 1 X N Der abschnittsweise Flacheninhalt unter der Glockenkurve t x21A6 1 2 x03C0 e x2212 1 2 t 2 displaystyle t mapsto tfrac 1 sqrt 2 pi e tfrac 1 2 t 2 kodiert die Wahrscheinlichkeit dass der Kontostand nach einer langen Serie von Munzwurfen im betroffenen Intervall inklusive des Faktors Wurzel der Wurfzahl liegt Im Fall des beschriebenen Spiels ist x03C3 1 displaystyle sigma 1 Beginnt der Spieler mit 0 Euro auf dem Konto kann Z N displaystyle Z N auch als Kontostand nach N displaystyle N Wurfen interpretiert werden Der zentrale Grenzwertsatz trifft eine Aussage uber das zu erwartende Verhalten des Gewinns Z N displaystyle Z N wenn N displaystyle N beliebig gross wird Ihm zufolge liegt die Grossenordnung von Z N displaystyle Z N stets im Umfeld der Quadratwurzel der Wurfanzahl N displaystyle N genauer gilt fur die Wahrscheinlichkeit dass a N x2264 Z N x2264 b N displaystyle a sqrt N leq Z N leq b sqrt N die Naherung 91 26 93 91 Anm 2 93 P a N x2264 Z N x2264 b N P a x2264 Z N N x2264 b x2248 1 2 x03C0 x222B a b e x2212 1 2 t 2 d t displaystyle P a sqrt N leq Z N leq b sqrt N P left a leq frac Z N sqrt N leq b right approx frac 1 sqrt 2 pi int a b e frac 1 2 t 2 mathrm d t Dem Integral liegt die Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung zugrunde Wird zum Beispiel eine Munze 40 000 Male hintereinander geworfen so ist die Wahrscheinlichkeit dass der Kontostand am Ende im Bereich x2212 200 x2264 Z 40 000 x2264 200 displaystyle 200 leq Z 40 000 leq 200 liegt wegen 200 40 000 displaystyle 200 sqrt 40 000 ungefahr 68 2 160 siehe Bild rechts die Abweichung ist hier x03C3 1 displaystyle sigma 1 Negative Zahlen auf dem Konto werden als Schulden verstanden Eine mogliche Entwicklung des Kontostands Z x x2211 1 x2264 n x2264 x X n displaystyle Z x sum 1 leq n leq x X n im Laufe eines Spiels mit 40 000 Munzwurfen entspricht mathematisch einer Irrfahrt Zur Grossenorientierung sind die Funktionen x x21A6 x00B1 x displaystyle x mapsto pm sqrt x in grun bzw orange mit eingetragen Kurz vor Ende des Spiels beobachtet man eine Pechstrahne Extreme Ereignisse wie ein steiler Anstieg bis 40 000 nur Kopf sind zwar nicht unmoglich aber sehr unwahrscheinlich und entsprechen nicht einem typischen Verlauf des besagten Spiels Der zentrale Grenzwertsatz findet anschaulich den Mittelweg 1 x226A N x226A N displaystyle 1 ll sqrt N ll N zwischen zwei extremen und jeweils ausserst unwahrscheinlichen Ereignissen einmal dass fast genau so haufig Kopf wie Zahl geworfen wird oder zweitens dass sehr viel haufiger Kopf als Zahl geworfen wird oder umgekehrt Es stunde ein zu regulares Verteilungsmuster mit der geforderten Unabhangigkeit der Wurfe in Konflikt und ein zu starkes Abweichen vom Mittelwert 0 mit der ebenfalls geforderten gleichen Wahrscheinlichkeit Die Bestimmung der genauen Grossenordnung N 1 2 displaystyle N frac 1 2 ist kein einfaches Unterfangen und Gegenstand des Beweises des zentralen Grenzwertsatzes der mit Methoden der hoheren Analysis gefuhrt wird 91 27 93 Wegen der uber die Normalverteilung gegebenen Wahrscheinlichkeiten gilt insbesondere fur jede Zahl x03B5 gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 lim N x2192 x221E Z N N 1 2 x03B5 0 displaystyle lim N to infty frac Z N N frac 1 2 varepsilon 0 mit Wahrscheinlichkeit 100 160 in einem asymptotischen Sinn Dabei ist die Potenzschreibweise N 1 2 N displaystyle N frac 1 2 sqrt N zu beachten Primzahlen und Pseudozufall Bearbeiten Eine Verbindung zwischen Primzahlen und dem wiederholten Munzwurf kann wie folgt hergestellt werden Es werden nacheinander die naturlichen Zahlen betrachtet und zwar in deren eindeutiger Primfaktorzerlegung Jedes Mal wenn die Anzahl der Faktoren gerade ist wird dies als 1 displaystyle 1 gewertet und wenn sie ungerade ist als x2212 1 displaystyle 1 Uber dieses Prozedere lasst sich eine Funktion x03BB displaystyle lambda auf den naturlichen Zahlen definieren x03BB n x2212 1 x03A9 n displaystyle lambda n 1 Omega n wobei x03A9 n displaystyle Omega n Anzahl der Primfaktoren von n displaystyle n Diese wird auch als Liouville Funktion bezeichnet benannt nach Joseph Liouville 91 28 93 Zu beachten ist dass ein Produkt mit einer ungeraden Anzahl aus lauter Faktoren 1 wieder 1 ist und eines mit einer geraden Anzahl an Faktoren 1 genau 1 da Minus mal Minus Plus ergibt Zum Beispiel hat die Zahl 62678 displaystyle 62678 insgesamt funf Primfaktoren denn 62678 2 x22C5 7 x22C5 11 x22C5 11 x22C5 37 2 x22C5 7 x22C5 11 2 x22C5 37 displaystyle 62678 2 cdot 7 cdot 11 cdot 11 cdot 37 2 cdot 7 cdot 11 2 cdot 37 und daher gilt x03BB 62678 x2212 1 5 x2212 1 displaystyle lambda 62678 1 5 1 Die folgende Tabelle zeigt den Sachverhalt fur einige weitere Werte von n displaystyle n n 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 8230 236 237 238 239 8230 174 635 999 174 636 000 174 636 001 174 636 002 8230 Primfaktorzerlegung 2 3 22 5 2 183 3 7 23 32 2 183 5 11 22 183 3 8230 22 183 47 3 183 79 2 183 7 183 17 239 8230 29 183 379 183 15 889 25 183 34 183 53 183 72 183 11 174 636 001 2 183 17 183 71 183 73 183 991 8230 Faktoranzahl 937 n 0 1 1 2 1 2 1 3 2 2 1 3 8230 3 2 3 1 8230 3 15 1 5 8230 955 n 1 937 n 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 8230 1 1 1 1 8230 1 1 1 1 8230 Das genaue Verhalten der Primfaktorzerlegungen ist fur grosser werdende Zahlen ohne eine sehr aufwandige Berechnung nicht vorherzusagen und unterliegt starken Schwankungen Die Riemannsche Vermutung besagt dass die von der Liouville Funktion definierte Folge pseudozufallig ist 91 29 93 91 28 93 Sie ist zwar determiniert kann also theoretisch berechnet werden und ihre Werte liegen alle bereits fest dennoch ahnelt sie in ihren Eigenschaften einem sogenannten Random Walk 91 30 93 Damit so die Vermutung sollten sich die aufaddierten Werte der Liouville Funktion auf lange Sicht ungefahr wie ein typischer Verlauf des oben beschriebenen Glucksspiels mit einem fairen Munzwurf verhalten 91 28 93 Es kann fur L N x03BB 1 x03BB 2 x03BB 3 x22EF x03BB N displaystyle L N lambda 1 lambda 2 lambda 3 cdots lambda N festgehalten werden Vermutung Es gilt im Sinne des zentralen Grenzwertsatzes lim N x2192 x221E L N N 1 2 x03B5 0 displaystyle lim N to infty tfrac L N N frac 1 2 varepsilon 0 fur jedes beliebige x03B5 gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 Aquivalent ist die Aussage dass es fur alle x03B5 gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 eine Konstante C x03B5 gt 0 displaystyle C varepsilon gt 0 gibt sodass die Ungleichung L N x2264 C x03B5 N 1 2 x03B5 displaystyle L N leq C varepsilon N frac 1 2 varepsilon fur alle N x2208 N displaystyle N in mathbb N gilt kurz L N x226A x03B5 N 1 2 x03B5 displaystyle L N ll varepsilon N frac 1 2 varepsilon 91 31 93 Diese Form der Pseudozufalligkeit sagt anschaulich aus dass sich Primzahlen in ihren Eigenschaften wie Verteilung und Primfaktorzerlegung moglichst zufallig und moglichst unabhangig verhalten So soll zum Beispiel die Frage ob sich eine zufallig gewahlte Zahl m displaystyle m in eine gerade oder in eine ungerade Anzahl an Primfaktoren zerlegen lasst fur wachsende Grosse von m displaystyle m mit gleicher Wahrscheinlichkeit beantworten lassen 91 28 93 Gleichzeitig sollen die Werte x03BB n displaystyle lambda n und x03BB m displaystyle lambda m fur wachsende Werte n x2260 m displaystyle n not m unabhangig sein Also soll es keine einfache Moglichkeit geben aus dem Verhalten des einen Wertes das Verhalten des anderen zu ermitteln Betrachtet man zum Beispiel 123 xA0 456 xA0 788 2 2 x22C5 7 x22C5 13 x22C5 17 x22C5 71 x22C5 281 displaystyle 123 456 788 2 2 cdot 7 cdot 13 cdot 17 cdot 71 cdot 281 und den Nachfolger 123 xA0 456 xA0 789 3 2 x22C5 3607 x22C5 3803 displaystyle 123 456 789 3 2 cdot 3607 cdot 3803 so ist nicht unmittelbar ersichtlich wie die Anzahlen der Primfaktoren kausal zusammenhangen Die Funktion L x x2211 1 x2264 n x2264 x x03BB n displaystyle L x sum 1 leq n leq x lambda n bis x 40 000 zusammen mit x x21A6 x2212 x displaystyle x mapsto sqrt x orange Etwa zwischen 18 000 und 20 000 gibt es ein gehauftes Auftreten von Zahlen mit einer geraden Anzahl an Primfaktoren das sich aber mit den ublichen Schwankungen eines Zufallsprozesses rechtfertigen lasst Ware die Riemannsche Vermutung falsch so gabe es ein Ungleichgewicht in der Primzahlverteilung in dem Sinne dass es zum Beispiel streckenweise unnaturlich viel gehaufter Zahlen mit einer geraden Anzahl an Primfaktoren wie 10 14 25 132 gabe als Zahlen mit einer ungeraden Anzahl an Primfaktoren wie 7 8 12 18 und 125 Das Scheitern der Riemannschen Hypothese wurde die Verteilung der Primzahlen durcheinander bringen 91 32 93 Analog kann die Riemannhypothese auch fur die Mobius Funktion x03BC n displaystyle mu n formuliert werden Diese nimmt fur Zahlen die in eine ungerade bzw gerade Anzahl paarweise verschiedener Primzahlen zerfallen den Wert x2212 1 displaystyle 1 bzw 1 displaystyle 1 an und wird fur Zahlen die mehrfach durch denselben Primteiler teilbar ist 0 displaystyle 0 Es ist also zum Beispiel x03BC 6 x03BC 2 x22C5 3 1 displaystyle mu 6 mu 2 cdot 3 1 x03BC 110 x03BC 2 x22C5 5 x22C5 11 x2212 1 displaystyle mu 110 mu 2 cdot 5 cdot 11 1 und x03BC 54 x03BC 2 x22C5 3 x22C5 3 x22C5 3 0 displaystyle mu 54 mu 2 cdot 3 cdot 3 cdot 3 0 da im letzten Fall die 3 mehr als einmal auftauchte Die Riemannsche Vermutung trifft genau dann zu wenn fur alle x03B5 gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 die Beschrankung M N x03BC 1 x03BC 2 x22EF x03BC N x226A x03B5 N 1 2 x03B5 displaystyle M N mu 1 mu 2 cdots mu N ll varepsilon N frac 1 2 varepsilon fur N x2192 x221E displaystyle N to infty erfullt ist Auch hier wird also eine Form der Pseudozufalligkeit vermutet Schaubild der Mertens Funktion M x x2211 1 x2264 n x2264 x x03BC n displaystyle M x sum 1 leq n leq x mu n bis x 40 000 zusammen mit x x21A6 x00B1 x displaystyle x mapsto pm sqrt x in grun bzw orange Der Begriff der Zufalligkeit unter den Primzahlen ist bis heute in erster Linie auch in Fachkreisen eine Anschauung und bisher weder vollstandig verstanden noch rigoros beschrieben worden Heuristisch lassen sich einige wichtige Probleme wie die Bestatigung der Goldbachschen Vermutung aus dieser Eigenschaft herleiten jedoch fuhrt die gleiche Heuristik in anderen Fallen zu Widerspruchen 91 33 93 91 34 93 Der Weg uber unendliche Reihen Bearbeiten Um Fragen zu Primzahlen mit Mitteln der Analysis angreifen zu konnen sind unendliche Reihen ein erstes Werkzeug Allgemeines zu Reihen Bearbeiten Unter einer Reihe versteht man veranschaulicht eine niemals endende Summe von Zahlen Dies konnen reelle aber auch komplexe Zahlen sein Die Dezimalschreibweise einer reellen Zahl kann als Reihe aufgefasst werden etwa 1 3 0 333 333 x2026 0 3 0 03 0 003 0 000 3 0 000 03 0 000 003 x22EF displaystyle frac 1 3 0 333333 ldots 0 3 0 03 0 003 0 0003 0 00003 0 000003 cdots oder auch x03C0 3 141 59 x2026 3 0 1 0 04 0 001 0 000 5 0 000 09 x22EF displaystyle pi 3 14159 ldots 3 0 1 0 04 0 001 0 0005 0 00009 cdots mit der Kreiszahl x03C0 displaystyle pi Die durch die Punkte angedeuteten Summen enden niemals da die Dezimalentwicklung von 1 3 displaystyle tfrac 1 3 periodisch und die Kreiszahl irrational ist Es gibt Reihen die nicht geschlossen als Zahl darstellbar sind etwa 1 2 3 4 x22EF displaystyle 1 2 3 4 cdots aber auch solche die gegen einen Grenzwert konvergieren wie die oberen Beispiele mit Grenzwerten 1 3 displaystyle tfrac 1 3 bzw x03C0 displaystyle pi Reihen wie 1 2 3 x22EF displaystyle 1 2 3 cdots die nicht konvergieren nennt man divergent Veranschaulichend gesagt kann eine Reihe x2211 n 1 x221E a n a 1 a 2 a 3 x22EF displaystyle textstyle sum n 1 infty a n a 1 a 2 a 3 cdots nur dann konvergieren falls die Glieder a n displaystyle a n schnell genug gegen 0 streben Aber nicht jede Reihe deren Glieder gegen 0 streben konvergiert wie man an der harmonischen Reihe 1 1 2 1 3 1 4 1 5 x22EF x221E displaystyle 1 frac 1 2 frac 1 3 frac 1 4 frac 1 5 cdots infty sieht Illustrierte Konvergenz der geometrischen Reihe fur x 1 2 displaystyle x tfrac 1 2 gegen den Wert 1 1 x2212 1 2 2 displaystyle tfrac 1 1 tfrac 1 2 2 Einige Reihen spielen eine ganz besondere Rolle in der Mathematik zum Beispiel die geometrische Reihe die aufgrund der Euler Produkte auch im Kontext der Riemannhypothese bedeutsam ist Das Prinzip ist zu einer Zahl x lt 1 displaystyle x lt 1 alle naturlichen Potenzen aufzuaddieren Man erhalt dann 1 x x 2 x 3 x 4 x 5 x 6 x22EF 1 1 x2212 x displaystyle 1 x x 2 x 3 x 4 x 5 x 6 cdots frac 1 1 x Es ist also zu jedem x displaystyle x mit x lt 1 displaystyle x lt 1 moglich den Grenzwert der geometrischen Reihe geschlossen anzugeben Es handelt sich auch um ein erstes Beispiel dass eine Funktion f displaystyle f durch eine Reihe definiert ist man hat f x x2211 n 1 x221E f n x f 1 x f 2 x f 3 x x22EF displaystyle f x sum n 1 infty f n x f 1 x f 2 x f 3 x cdots und die Reihenglieder hangen samtlich von x displaystyle x ab Die geometrische Reihe ist damit das Beispiel f x 1 1 x2212 x displaystyle f x tfrac 1 1 x und f n x x n x2212 1 displaystyle f n x x n 1 wobei fur den ersten Summanden die Regel x 0 1 displaystyle x 0 1 und formal 0 0 1 displaystyle 0 0 1 zu beachten ist Der Majorantentest und partielle Summation Bearbeiten Hauptartikel Majorantenkriterium 160 und Abelsche partielle Summation Die Bestimmung des Grenzwertes einer Reihe ist im Allgemeinen nicht einfach doch in manchen Fallen ist bereits die Frage der Konvergenz schwer zu beantworten In der Geschichte der Mathematik wurden Kriterien entwickelt zu entscheiden ob gewisse Reihen konvergieren oder nicht Eines davon ist der Majorantentest Dieser basiert auf der einfachen Uberlegung dass eine unendliche Summe nicht negativer Zahlen die nach oben beschrankt ist bereits konvergieren muss Ist also x n displaystyle x n eine Zahlenfolge und x n x2264 y n displaystyle x n leq y n fur alle n x2208 N displaystyle n in mathbb N so gilt x2211 n 1 x221E y n displaystyle sum n 1 infty y n konvergiert x27F9 displaystyle implies x2211 n 1 x221E x n displaystyle sum n 1 infty x n konvergiert Anschaulich gehen die Werte y n displaystyle y n fur Konvergenz schnell genug gegen 0 weshalb es wegen x n x2264 y n displaystyle x n leq y n auch die Werte x n displaystyle x n tun mussen Eine wichtige Folgerung dieses Prinzips ist dass aus der Konvergenz der Reihe uber die Absolutbetrage x 1 x 2 x 3 x22EF displaystyle x 1 x 2 x 3 cdots notwendigerweise schon die Konvergenz der Reihe x 1 x 2 x 3 x22EF displaystyle x 1 x 2 x 3 cdots folgt Eine besonders wichtige Majorante ist die Reihe 1 1 2 x03C3 1 3 x03C3 1 4 x03C3 x22EF displaystyle 1 frac 1 2 sigma frac 1 3 sigma frac 1 4 sigma cdots die fur reelle Zahlen x03C3 gt 1 displaystyle sigma gt 1 konvergiert was mit dem Integralkriterium gesehen werden kann Sie kann dazu dienen die Konvergenz sog Dirichlet Reihen nachzuweisen Niels Henrik Abel Eine andere Technik betrifft den Umgang mit Reihen der Form x2211 n 1 x221E a n b n a 1 b 1 a 2 b 2 a 3 b 3 a 4 b 4 x22EF displaystyle sum n 1 infty a n b n a 1 b 1 a 2 b 2 a 3 b 3 a 4 b 4 cdots Dabei werden die Folgen a n displaystyle a n und b n displaystyle b n separiert x2211 n 1 x221E a n b n a 1 b 1 a 2 b 2 a 3 b 3 a 4 b 4 x22EF a 1 b 1 x2212 b 2 a 1 a 2 b 2 x2212 b 3 a 1 a 2 a 3 b 3 x2212 b 4 x22EF x2211 n 1 x221E A n b n x2212 b n 1 displaystyle sum n 1 infty a n b n a 1 b 1 a 2 b 2 a 3 b 3 a 4 b 4 cdots a 1 b 1 b 2 a 1 a 2 b 2 b 3 a 1 a 2 a 3 b 3 b 4 cdots sum n 1 infty A n b n b n 1 qquad wobei A n a 1 a 2 x22EF a n displaystyle A n a 1 a 2 cdots a n sofern lim N x2192 x221E A N b N 0 displaystyle lim N to infty A N b N 0 Dieser Umordnungstrick geht auf den Mathematiker Niels Henrik Abel zuruck und wird als partielle Summation bezeichnet Ruckwirkend bestatigen lasst sich dies durch sukzessives Ausmultiplizieren und Verrechnen der Terme Dieser Trick kommt vor allem dann zum Einsatz wenn die Zahlen a n displaystyle a n schwanken etwa standige Vorzeichenwechsel womit deren Summen A n displaystyle A n verhaltnismassig klein sind wahrend die Zahlen b n displaystyle b n sukzessive kleiner werden da dann die Differenzen b n x2212 b n 1 displaystyle b n b n 1 eventuell viel schneller gegen Null streben als die b n displaystyle b n selbst Die notwendige Bedingung lim N x2192 x221E A N b N 0 displaystyle lim N to infty A N b N 0 besagt ihrerseits dass das Abklingen der b n displaystyle b n gegen Null das Wachstum des Terms A n a 1 a 2 a 3 x22EF a n displaystyle A n a 1 a 2 a 3 cdots a n dominiert Zusammenfassend lasst sich sofern die Nebenbedingung lim n x2192 x221E A n b n 0 displaystyle lim n to infty A n b n 0 erfullt ist mit x n A n b n x2212 b n 1 displaystyle x n A n b n b n 1 und y n x n displaystyle y n x n folgende Variante des Majorantentests anfuhren 91 35 93 x2211 n 1 x221E A n b n x2212 b n 1 displaystyle sum n 1 infty A n b n b n 1 konvergiert x27F9 Majorantentest x2211 n 1 x221E A n b n x2212 b n 1 displaystyle overset text Majorantentest implies sum n 1 infty A n b n b n 1 konvergiert x27F9 Part Summ x2211 n 1 x221E a n b n displaystyle overset text Part Summ implies sum n 1 infty a n b n konvergiert Die Riemannsche Vermutung und Reihenkonvergenz Bearbeiten Im Rahmen der Riemannhypothese ist die Reihe x03BB 1 x03BB 2 x03BB 3 x03BB 4 x03BB 5 x03BB 6 x03BB 7 x22EF 1 x2212 1 x2212 1 1 x2212 1 1 x2212 1 x2212 x22EF displaystyle lambda 1 lambda 2 lambda 3 lambda 4 lambda 5 lambda 6 lambda 7 cdots 1 1 1 1 1 1 1 cdots von Interesse wobei x03BB n displaystyle lambda n die Liouville Funktion bezeichnet Diese ist jedoch nicht konvergent da die x03BB n x2208 x00B1 1 displaystyle lambda n in pm 1 nicht gegen Null streben Allerdings kann man den Summanden x03BB n displaystyle lambda n weitere Terme hinzufugen die dann Konvergenz erzwingen Hangen die hinzugefugten Terme noch von einer Variablen ab kann aus der zu untersuchenden Folge eine Funktion erzeugt werden Etwa ist auch 1 1 1 1 x22EF displaystyle 1 1 1 1 cdots nicht konvergent doch betrachtet man die zugehorige Potenzreihe ergibt sich fur x lt 1 displaystyle x lt 1 die Funktion 1 x x 2 x 3 x22EF 1 1 x2212 x displaystyle 1 x x 2 x 3 cdots frac 1 1 x Wie die Primzahlen selbst schopft die Liouville Funktion Struktur aus Gesetzen multiplikativer Art Es gilt das Gesetz x03BB m n x03BB m x03BB n displaystyle lambda mn lambda m lambda n sie ist also eine streng multiplikative Funktion Diese Eigenschaft bietet mathematisch viele Vorteile und muss daher fur die weitere Analyse erhalten bleiben Statt also Terme x n displaystyle x n mit konstanter Basis und veranderlichem Exponenten hinzuzufugen werden Ausdrucke n x displaystyle n x mit veranderlicher Basis und konstantem Exponenten in Betracht gezogen Mit den Potenzgesetzen folgt damit x03BB m n m n x x03BB m m x x22C5 x03BB n n x displaystyle lambda mn mn x lambda m m x cdot lambda n n x und die Multiplikativitat bleibt beim Ubergang x03BB n x21A6 x03BB n n x displaystyle lambda n mapsto lambda n n x erhalten Historisch bedingt werden die Exponenten mit x2212 s displaystyle s statt x displaystyle x bezeichnet und man nennt den resultierenden Reihentyp auch Dirichlet Reihe Dirichlet Reihen x2211 n x2265 1 a n n x2212 s displaystyle textstyle sum n geq 1 a n n s konnen mit partieller Summation gut analysiert werden Es sind b n n x2212 s displaystyle b n n s Potenzfunktionen in n displaystyle n und durch Nehmen der Differenzen werden diese um den Faktor 1 n displaystyle tfrac 1 n kleiner D b n x2212 b n 1 1 n s x2212 1 n 1 s x226A s 1 n s 1 b n n displaystyle mathrm D quad b n b n 1 left frac 1 n s frac 1 n 1 s right ll s left frac 1 n s 1 right frac b n n quad zum Beispiel wird aus n 2 x2212 n 1 2 x2212 2 n x2212 1 displaystyle n 2 n 1 2 2n 1 eine lineare Funktion und dieses Prinzip ubertragt sich von s x2212 2 displaystyle s 2 auf beliebige Exponenten Dabei bedeutet das Zeichen x226A s displaystyle ll s dass die linke Seite bis auf einen von s displaystyle s abhangigen aber von n displaystyle n unabhangigen Faktor stets kleiner ist als die rechte Seite Der zusatzliche Faktor 1 n displaystyle tfrac 1 n macht den Term b n x2212 b n 1 displaystyle b n b n 1 um eine Potenzgrossenordnung kleiner als b n displaystyle b n Setzt man weiter a n x03BB n displaystyle a n lambda n mit der Liouville Funktion so haben diese Vorzeichenwechsel Die Haufigkeit des Wegkurzens der Terme innerhalb L n x03BB 1 x03BB 2 x22EF x03BB n displaystyle L n lambda 1 lambda 2 cdots lambda n steht mit der Anzahl der Zahlen mit gerader bzw ungerader Primfaktoranzahl unterhalb n displaystyle n in direktem Zusammenhang und die Riemannsche Vermutung RV besagt L n x226A x03B5 n 1 2 x03B5 displaystyle L n ll varepsilon n frac 1 2 varepsilon fur alle x03B5 gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 siehe oben Setzt man diese voraus gilt fur alle x03C3 gt 1 2 displaystyle sigma gt tfrac 1 2 die Nebenbedingung lim n x2192 x221E L n n x03C3 0 displaystyle lim n to infty tfrac L n n sigma 0 und es folgt fur eben diese x03C3 displaystyle sigma mit Majorantentest und partieller Summation x2211 n 1 x221E L n 1 n x03C3 x2212 1 n 1 x03C3 x226A x03C3 D x2211 n 1 x221E L n n x03C3 1 x226A x03B5 R V x2211 n 1 x221E n 1 2 x03B5 n x03C3 1 x2211 n 1 x221E 1 n x03C3 1 2 x2212 x03B5 lt x03B5 klein genug x221E x27F9 x2211 n 1 x221E x03BB n n x03C3 displaystyle sum n 1 infty left L n right left frac 1 n sigma frac 1 n 1 sigma right overset mathrm D ll sigma sum n 1 infty frac L n n sigma 1 overset mathrm RV ll varepsilon sum n 1 infty frac n frac 1 2 varepsilon n sigma 1 sum n 1 infty frac 1 n sigma frac 1 2 varepsilon overset varepsilon text klein genug lt infty implies sum n 1 infty frac lambda n n sigma konvergiert Im letzten Schritt kann x03B5 gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 so klein gewahlt werden dass x03C3 1 2 x2212 x03B5 gt 1 displaystyle sigma tfrac 1 2 varepsilon gt 1 wird etwa durch x03B5 x03C3 x2212 1 2 2 gt 0 displaystyle varepsilon tfrac sigma tfrac 1 2 2 gt 0 Die gleichen Uberlegungen gelten fur die Mobius Funktion Daraus motiviert sich Vermutung Die Reihen x2211 n 1 x221E x03BB n n x03C3 displaystyle textstyle sum n 1 infty frac lambda n n sigma bzw x2211 n 1 x221E x03BC n n x03C3 displaystyle textstyle sum n 1 infty frac mu n n sigma konvergieren fur alle x03C3 gt 1 2 displaystyle sigma gt tfrac 1 2 Mit x03BB n x2264 1 displaystyle lambda n leq 1 folgert man fur x03C3 gt 1 displaystyle sigma gt 1 mit dem Majorantentest x2211 n 1 x221E x03BB n n x03C3 x2264 x2211 n 1 x221E 1 n x03C3 lt x221E displaystyle sum n 1 infty left frac lambda n n sigma right leq sum n 1 infty frac 1 n sigma lt infty weshalb die betroffene Reihe hier trivialerweise konvergiert Gleiches gilt fur die Mobius Funktion Dieses einfache Verfahren ist fur 1 2 lt x03C3 x2264 1 displaystyle tfrac 1 2 lt sigma leq 1 nicht mehr moglich Bereits der Fall x03C3 1 displaystyle sigma 1 ist schwierig und fruchtet durch eine zahlentheoretische Folgerung Aus der Konvergenz der Reihe x2211 n 1 x221E x03BB n n 1 x2212 1 2 x2212 1 3 1 4 x2212 1 5 1 6 x2212 1 7 x2212 1 8 x22EF 0 displaystyle sum n 1 infty frac lambda n n 1 frac 1 2 frac 1 3 frac 1 4 frac 1 5 frac 1 6 frac 1 7 frac 1 8 cdots 0 gegen den Grenzwert 0 kann der Primzahlsatz gefolgert werden Dass der Grenzwert tatsachlich 0 ist fallt als Beigabe beim Beweis der Konvergenz mit heraus 91 36 93 Uber die Falle 1 2 lt x03C3 lt 1 displaystyle tfrac 1 2 lt sigma lt 1 ist bis heute nichts bekannt In diesem Sinne ist die Riemannsche Vermutung auch in dieser Hinsicht eine deutliche Verscharfung des Primzahlsatzes Formulierung uber die Holomorphie von Dirichlet Reihen Bearbeiten In ihrer ursprunglichen Fassung ist die Riemannsche Vermutung zunachst kein Problem der Zahlentheorie sondern ein Problem der komplexen Analysis Die komplexe Analysis beschaftigt sich mit den Eigenschaften holomorpher Funktionen sowie sich die klassische reelle Analysis mit den Eigenschaften differenzierbarer Funktionen beschaftigt Die Riemannhypothese besagt unter anderem dass die Dirichlet Reihe der Liouville Funktion s x21A6 1 x03BB 2 2 s x03BB 3 3 s x03BB 4 4 s x22EF displaystyle s mapsto 1 frac lambda 2 2 s frac lambda 3 3 s frac lambda 4 4 s cdots eine in einem moglichst grossen Bereich holomorphe Funktion darstellt Dabei ist grosser Bereich naher zu spezifizieren Ahnlich wie die Konvergenzfrage im Reellen misst die Holomorphie das Verhalten der Reihe x03BB 1 x03BB 2 x03BB 3 x22EF displaystyle lambda 1 lambda 2 lambda 3 cdots und ein grosser Holomorphiebereich impliziert ein starkes gegenseitiges Wegheben der Terme x03BB n displaystyle lambda n in dieser Reihe Um Dirichlet Reihen als holomorphe Funktionen zu sehen mussen diese auch an komplexen Zahlen ausgewertet werden Unter Verwendung der Formel von Euler die imaginare Zahlen im Exponenten sinnvoll interpretiert gelingt dies fur s x03C3 i t displaystyle s sigma it wie folgt 1 n s n x2212 s e x2212 log x2061 n s e x2212 log x2061 n x03C3 i t e x2212 log x2061 n x03C3 x22C5 e x2212 log x2061 n i t n x2212 x03C3 cos x2061 log x2061 n t x2212 i sin x2061 log x2061 n t displaystyle frac 1 n s n s e log n s e log n sigma it e log n sigma cdot e log n it n sigma cos log n t i sin log n t Die Vorschrift im Komplexen fur eine Dirichlet Reihe x2211 n x2265 1 a n n x2212 s displaystyle textstyle sum n geq 1 a n n s lautet also f s f x03C3 i t x2211 n 1 x221E a n cos x2061 log x2061 n t x2212 i sin x2061 log x2061 n t n x03C3 x2211 n 1 x221E a n cos x2061 log x2061 n t n x03C3 x2212 i x2211 n 1 x221E a n sin x2061 log x2061 n t n x03C3 displaystyle f s f sigma it sum n 1 infty frac a n cos log n t i sin log n t n sigma sum n 1 infty frac a n cos log n t n sigma i sum n 1 infty frac a n sin log n t n sigma Wegen der Beschranktheit von Sinus und Kosinus fur reelle Zahlen log x2061 n t displaystyle log n t sieht man damit dass sich das Verhalten von n x2212 x03C3 i t displaystyle n sigma it fur festen Realteil x03C3 displaystyle sigma aber veranderlichen Imaginarteil t displaystyle t im Exponenten nur geringfugig andert Der Realteil von s displaystyle s bestimmt die absolute Grosse des Terms n x2212 s displaystyle n s wahrend der Imaginarteil nur eine Schwingung erzeugt die in der komplexen Ebene als Drehung entlang des Einheitskreises verstanden werden kann Genau genommen gilt n x2212 s n x2212 x03C3 displaystyle n s n sigma Bei wachsendem Realteil von s displaystyle s nahern sich die Terme n x2212 s displaystyle n s zunehmend der Null weshalb die Konvergenzbedingungen immer besser werden Unter anderem mit dieser Beobachtung kann eine bedeutende Eigenschaft fur Funktionen gezeigt werden die durch eine Dirichlet Reihe definiert sind Konvergiert eine Dirichlet Reihe an einer Stelle x03C3 0 i t 0 displaystyle sigma 0 it 0 so tut sie das bereits an jeder Stelle x03C3 i t displaystyle sigma it mit x03C3 gt x03C3 0 displaystyle sigma gt sigma 0 wobei an den Imaginarteil t displaystyle t keine besonderen Bedingungen gestellt sind Im Innern ihres Konvergenzbereichs stellt sie eine holomorphe Funktion dar Es folgt damit dass Dirichlet Reihen auf offenen Halbebenen der komplexen Ebene konvergieren und dort holomorph sind Konvergiert eine Dirichlet Reihe irgendwo so gibt es ferner eine eindeutig bestimmte Zahl x03C3 0 x2208 R x222A x2212 x221E displaystyle sigma 0 in mathbb R cup infty die sogenannte Konvergenzabszisse so dass die Dirichlet Reihe fur alle komplexen Zahlen x03C3 i t displaystyle sigma it mit x03C3 gt x03C3 0 displaystyle sigma gt sigma 0 konvergiert und fur alle mit x03C3 lt x03C3 0 displaystyle sigma lt sigma 0 divergiert Uber die Falle x03C3 x03C3 0 displaystyle sigma sigma 0 kann keine allgemeine Aussage getroffen werden Hiermit ergibt sich eine weitere Formulierung der Riemannhypothese Ist die Reihe x2211 n 1 x221E x03BB n n x03C3 displaystyle textstyle sum n 1 infty tfrac lambda n n sigma fur alle x03C3 gt 1 2 displaystyle sigma gt tfrac 1 2 konvergent so auch fur alle s x03C3 i t displaystyle s sigma it mit x03C3 gt 1 2 displaystyle sigma gt tfrac 1 2 und umgekehrt Vermutung Die Reihen x2211 n 1 x221E x03BB n n s displaystyle textstyle sum n 1 infty frac lambda n n s und x2211 n 1 x221E x03BC n n s displaystyle textstyle sum n 1 infty frac mu n n s konvergieren fur alle s displaystyle s mit Re x2061 s gt 1 2 displaystyle operatorname Re s gt tfrac 1 2 und insbesondere ist die von der Liouville bzw Mobius Funktion erzeugte Dirichlet Reihe in der Halbebene Re x2061 s gt 1 2 displaystyle operatorname Re s gt tfrac 1 2 holomorph Fur den Primzahlsatz wird lediglich die holomorphe Fortsetzbarkeit in den Bereich Re x2061 s x2265 1 displaystyle operatorname Re s geq 1 benotigt 91 37 93 Uber diese erste funktionentheoretische Fassung ist es moglich den Zusammenhang zwischen der Primzahlverteilung und Nullstellen der sogenannten Riemannschen Zeta Funktion zu formulieren Primzahlen und die Nullstellen der Zeta Funktion Bearbeiten Wie Bernhard Riemann bereits 1859 erkannte besteht eine enge Verbindung zwischen Primzahlen und den Nullstellen einer bestimmten Funktion Diese tragt den Namen Riemannsche Zeta Funktion und wird mit dem griechischen Buchstaben Zeta klein notiert also x03B6 x displaystyle zeta x Es ist die Variablenbenennung x displaystyle x im Kontext der Zeta Funktion jedoch unublich da sie nicht nur reelle Zahlen entgegennimmt und abbildet sondern auch komplexe Zahlen Als Variable hat sich im Laufe der Zeit die von Riemann gewahlte Benennung s x03C3 i t displaystyle s sigma it durchgesetzt wobei x03C3 displaystyle sigma Sigma der Realteil und t displaystyle t der Imaginarteil von s displaystyle s ist Das Symbol i displaystyle i bezeichnet wie ublich die imaginare Einheit und erfullt i 2 x2212 1 displaystyle i 2 1 Eine komplexe Nullstelle x03F1 displaystyle varrho der Zeta Funktion erfullt die Gleichung x03B6 x03F1 0 displaystyle zeta varrho 0 Die Riemannsche Zeta Funktion Bearbeiten Hauptartikel Riemannsche Zeta Funktion Der Funktionsgraph der Zeta Funktion fur reelle Argumente im Bereich x2212 20 lt s lt 10 displaystyle 20 lt s lt 10 mit s x2260 1 displaystyle s not 1 Die Riemannsche Zeta Funktion wird in der Literatur als diejenige Dirichlet Reihe definiert deren Koeffizienten ausschliesslich 1 sind mit anderen Worten x03B6 s