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Jean Pierre Frederic Ancillon genannt Friedrich oder Johann Peter Friedrich 30 April 1767 in Berlin 19 April 1837 ebenda war ein preussischer Staatsmann Philosoph und Erzieher des spateren Konigs Friedrich Wilhelm IV von Preussen Friedrich Ancillon Buste von Ludwig Wilhelm WichmannJean Pierre Frederic AncillonGrab Medaillon Franzosischer Friedhof Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Philosophie 3 Rezeption 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAncillon Urenkel des Hugenotten Charles Ancillon und Sohn des Theologen und Philosophen Louis Frederic Ancillon und der Marie geb Mathis studierte in Genf Protestantische Theologie und wurde 1790 Prediger an der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin Im Jahre 1792 erhielt er eine Professur fur Geschichte an der preussischen Academie militaire 1803 wurde Ancillon zum koniglichen Hofhistoriographen ernannt und zudem Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin 1 Seine Ernennung zum Staatsrat im Kulturdepartement erfolgte 1809 Am 23 Juni 1810 trat Ancillon wohl vor allem auf Betreiben der Konigin als Nachfolger Friedrich Delbrucks sein Amt als Erzieher des Kronprinzen an und gab das Predigeramt sowie die Professur auf Als Erzieher des Kronprinzen wirkte Ancillon stark auf dessen geistige Entwicklung ein Dieser Einfluss Ancillons auf Friedrich Wilhelm IV offenbarte sich nicht zuletzt in dessen schroff ablehnender Haltung gegenuber der Revolution von 1848 Nach der Volljahrigkeit des Prinzen 1814 trat Ancillon als Wirklicher Geheimer Legationsrat in das Ministerium der auswartigen Angelegenheiten ein 1817 wurde er zum Mitglied des Staatsrates und des Ausschusses fur die Bearbeitung und Einfuhrung der provinzialstandischen Verfassung und des Oberzensurkollegiums berufen Fortan spielte Ancillon als Angehoriger der Hofpartei und Gegenspieler Hardenbergs eine wichtige Rolle bei der Auseinandersetzung um die Einfuhrung einer Verfassung in Preussen Im Mai 1831 erfolgte die Ernennung Ancillons zum Wirklichen Geheimrat sowie zum Chef des Departements fur das Furstentum Neuenburg und am 25 Juli 1831 zum Staatssekretar fur die auswartigen Angelegenheiten 1832 wurde Ancillon als Staatsminister an die Spitze des preussischen Aussenministeriums berufen und entwarf u a 1834 mit Metternich das Wiener Schlussprotokoll Die Aussenpolitik Ancillons stellte sich voll in den Dienst der Metternichschen Restaurationspolitik nbsp GrabstatteAncillon starb am 19 April 1837 in Berlin Er ist auf dem Franzosischen Friedhof in Berlin Mitte bestattet Philosophie BearbeitenDie Staatsphilosophie Ancillons bewegt sich im Spannungsfeld von Aufklarung Romantik und Christentum Dabei orientiert sich Ancillon der eine eklektische Methode verwendet vor allem an Edmund Burke und Charles de Montesquieu Massgeblich gepragt wurde Ancillons politische wie philosophische Entwicklung durch das Erlebnis der Franzosischen Revolution als Augenzeuge Ziel Ancillons ist stets die innen wie aussenpolitische Harmonie das Vermeiden von Konflikten sowie die organische Entwicklung von Staat und Gesellschaft Ohne eine vollstandige und systematische Staatsphilosophie zu entwickeln geht Ancillon von aufklarerischen Grundannahmen wie der Perfektibilitat des Menschen und des umfassenden Einflusses von Verstand und Vernunft auf das menschliche Handeln aus Zugleich ist aber nur diejenige Gesellschaft erstrebenswert die nicht allein nach rationalen Prinzipien konstruiert wird sondern im Laufe der Geschichte und der Abfolge der Generationen organisch gewachsen ist Ancillon lehnt also sowohl die radikale Aufklarung die er fur die Franzosische Revolution verantwortlich macht als auch blosse Romantik der er das Vermogen einer praktikablen und dem Menschen Entwicklungsmoglichkeiten eroffnenden Staatskonstruktion abspricht ab Ziel der Ancillonschen Staatsphilosophie ist somit die Synthese von Aufklarung und Romantik unter konservativen Vorzeichen namlich in einem Vernunftanspruchen genugenden Standestaat Rezeption BearbeitenDas historische Urteil uber Ancillon ist ambivalent Leopold von Ranke blickt in seinem Artikel uber Friedrich Wilhelm IV in der Allgemeinen deutschen Biographie mit Wohlwollen auf dessen Erzieher Ancillon In Ancillon reprasentierte sich noch einmal Sinn und Art der franzosischen Kolonie in Berlin in der Bildung einer immer gegenwartigen Kunde der Ereignisse der Geschichte sowie der Dogmengeschichte der Philosophie suchte er seinesgleichen Allerdings finden sich im selben Werk namlich im Ancillon behandelnden Artikel auch diese Worte eines anonymen Verfassers Es erscheint heute unbegreiflich wie die Schriften Ancillons Aufmerksamkeit erregen konnten in denen ein susslicher Optimismus mit salbungsvoller Phrase und Kirchencanzellogik sich zu einem Brei mischen der allenfalls fur das Bedurfniss weichlicher Hofdamenseelen ausreichen mochte Auch Heinrich von Treitschke aussert sich ahnlich Ancillon lag die Angst vor der Revolution in allen Gliedern und als das revolutionare Weltreich endlich gefallen war wahrlich ohne Ancillons Zutun da wendete sich der Zaghafte den Ansichten Metternichs zu und folgte gelehrig jedem Wink der Hofburg Noch im 20 Jahrhundert kritisieren Historiker wie Reinhart Koselleck oder Hans Joachim Schoeps Ancillon fur dessen konservativ restaurative Aussenpolitik sowie seine Anstrengungen die Einfuhrung einer Verfassung in Preussen zu verhindern Werke BearbeitenMelanges de litterature et de philosophie Berlin 1801 2 Bde 3 Aufl 1823 Tableau des revolutions du systeme politique de l Europe depuis la fin du XVeme siecle Paris 1803 1805 4 Bde Friedrich Ancillon s Darstellung der wichtigsten Veranderungen im Staatensysteme von Europa seit dem Ende des funfzehnten Jahrhunderts Berlin 1804 1806 3 Bde ubersetzt von D Friedrich Mann Uber Souveranitat und Staatsverfassung Berlin 1816 Uber die Staatswissenschaft Berlin 1819 Digitalisat Erscheinungsjahr 1820 Uber Glauben und Wissen in der Philosophie Berlin 1824 Nouveaux essais de politique et de philosophie Berlin 1824 2 Bde Uber den Geist der Staatsverfassungen und dessen Einfluss auf die Gesetzgebung Berlin 1825 neue Ausg in franz Sprache Paris 1850 Pensees sur l homme ses rapports et interets Berlin 1829 2 Bde Literatur BearbeitenFranz Burkei Friedrich Ancillon Ein Weg in die Reaktion Anmerkungen zu Person und Werk in Franz Burkei Dirk Meints Polter Hrsg Rechtsfragen im Spektrum des Offentlichen Mainzer Festschrift fur Hubert Armbruster Berlin 1976 S 97 116 Jakob Caro Ancillon Johann Peter Friedrich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 1 Duncker amp Humblot Leipzig 1875 S 420 424 Paul Haake Johann Peter Friedrich Ancillon und Kronprinz Friedrich Wilhelm IV von Preussen Historische Bibliothek Bd 42 Munchen 1920 Fritz Hartung Ancillon Johann Peter Friedrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 264 f Digitalisat Niels Hegewisch Die Staatsphilosophie von Johann Peter Friedrich Ancillon Marburg 2010 Reinhart Koselleck Staat und Gesellschaft in Preussen 1815 1848 In Werner Conze Hrsg Staat und Gesellschaft im deutschen Vormarz 1815 1848 Stuttgart 1962 Industrielle Welt Bd 1 S 109 Fn 101 Leopold von Ranke Friedrich Wilhelm IV In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 7 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 729 776 Hans Joachim Schoeps Preussen Geschichte eines Staates Berlin 1967 6 Auflage S 170 ff Heinrich von Treitschke Deutsche Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert Zweiter Teil Bis zu den Karlsbader Beschlussen Leipzig 1927 S 187 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Jean Pierre Frederic Ancillon Quellen und Volltexte nbsp Commons Jean Pierre Frederic Ancillon Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Edierte Briefe von und an Jean Pierre Frederic Ancillon im Webservice correspSearch der BBAWEinzelnachweise Bearbeiten Mitglieder der Vorgangerakademien Johann Peter Friedrich Jean Pierre Frederic Ancillon Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 15 Februar 2015 Preussische Aussenminister Hardenberg C G Bernstorff Ancillon Werther Maltzahn H Bulow Canitz und Dallwitz Arnim Boitzenburg Arnim Schleinitz Auerswald Donhoff Brandenburg Arnim Heinrichsdorff Werbelow Brandenburg Schleinitz Radowitz Manteuffel Schleinitz A Bernstorff O Bismarck H Bismarck Caprivi Bieberstein B Bulow Bethmann Hollweg Michaelis Hertling BadenPrasidenten der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und ihrer Vorgangerakademien Kurfurstlich Brandenburgische Societat der Wissenschaften Koniglich Preussische Sozietat der Wissenschaften Gottfried Wilhelm Leibniz 1700 1716 Marquard Ludwig Freiherr von Printzen 1716 1718 Jakob Paul Freiherr von Gundling 1718 1731 David Fassmann 1731 Daniel Ernst Jablonski 1733 1741 Pierre Louis Moreau de Maupertuis 1718 1731 Johann Theodor Eller 1735 1760 Jakob Elsner 1742 1750 Konigliche Akademie der Wissenschaften Johann Philipp Heinius 1744 1775 Leonhard Euler 1744 1766 Jean Baptiste de Boyer Marquis d Argens 1744 1771 Andreas Sigismund Marggraf 1760 1782 Joseph Louis Comte de Lagrange 1766 1787 Johann Bernhard Merian 1771 1807 Johann Georg Sulzer 1776 1779 Franz Carl Achard 1782 1810 Nikolaus von Beguelin 1786 1789 Johann Castillon 1787 1791 Jean Henri Samuel Formey 1789 1797 Johann III Bernoulli 1791 1807 Christian Gottlieb Selle 1797 1800 Frederic de Castillon 1801 1812 Carl Abraham Gerhard 1807 1812 Georg Ludwig Spalding 1810 1811 Jean Pierre Frederic Ancillon 1810 1814 Paul Erman 1810 1841 Johann Georg Tralles 1810 1822 Philipp Buttmann 1811 1826 Koniglich Preussische Akademie der Wissenschaften zu Berlin Friedrich Schleiermacher 1815 1834 Johann Franz Encke 1825 1863 Friedrich Wilken 1830 1840 August Boeckh 1834 1861 Friedrich von Raumer 1841 1847 Christian Gottfried Ehrenberg 1842 1867 Friedrich Adolf Trendelenburg 1847 1871 Moriz Haupt 1861 1874 Ernst Eduard Kummer 1863 1878 Emil du Bois Reymond 1867 1895 Ernst Curtius 1871 1893 Theodor Mommsen 1874 1895 Arthur von Auwers 1878 1912 Hermann Diels 1895 1920 Wilhelm von Waldeyer Hartz 1896 1919 Gustav Roethe 1911 1926 Max Planck 1912 1938 Max Rubner 1919 1932 Heinrich Luders 1920 1938 Ernst Heymann 1926 1938 Deutsche Akademie der Wissenschaften Heinrich von Ficker 1932 1937 Hans Stille 1937 1938 Theodor Vahlen 1938 1943 Akademie der Wissenschaften zu Berlin West Berlin Horst Albach 1987 1990 Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Hubert Markl 1993 1995 Dieter Simon 1995 2005 Gunter Stock 2006 2015 Martin Grotschel 2015 2020 Christoph Markschies 2020 heute Siehe auch Vorlage Navigationsleiste Prasidenten der Akademie der Wissenschaften der DDR Normdaten Person GND 118645110 lobid OGND AKS LCCN no98110168 VIAF 59148377 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ancillon Jean Pierre FredericALTERNATIVNAMEN Ancillon Johann Peter FriedrichKURZBESCHREIBUNG preussischer Staatsmann Philosoph und Erzieher des spateren Konigs Friedrich Wilhelms IV GEBURTSDATUM 30 April 1767GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 19 April 1837STERBEORT Berlin 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